[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von einem oder mehreren der Acetale
der allgemeinen Formel 1 als Antiklopfmittel für Ottokraftstoffe (Motorenbenzin).
Gegenstand der Erfindung ist auch das durch Zusatz der erfindungsgemäßen Antiklopfmittel
erhaltene Motorenbenzin. In der vorliegenden Anmeldung wird im Weiteren ausschließlich
der korrekte Begriff Motorenbenzin verwendet, das umgangssprachlich als Ottokraftstoff
bezeichnet wird.
[0002] Es gibt verschiedene Sorten von Motorenbenzin, z. B. Super oder Superplus, die sich
in ihrer Klopffestigkeit unterscheiden. Die Klopffestigkeit ist die Eigenschaft des
verwendeten Benzins in einem Ottomotor nicht unkontrolliert durch Selbstzündung zu
verbrennen ("Klopfen"), sondern ausschließlich durch Zündfunken, Einspritzung oder
Kompression gesteuert. Dem Motorenbenzin werden deshalb Additive zugesetzt, die sogenannten
Antiklopfmittel, die die Klopfneigung des Ottomotors durch Erhöhung der Oktanzahl
herabsetzen.
[0003] Die Oktanzahl definiert also das Maß für die Klopffestigkeit des Motorenbenzins.
Der Zahlenwert der Oktanzahl bis 100 gibt an, wieviel %-Volumenanteil Isooktan C
8H
18 (ROZ = 100) sich in einer Mischung mit n-Heptan C
7H
16 (ROZ = 0) befinden muss, damit diese die gleiche Klopffestigkeit (in einem Prüfmotor
nach ROZ oder MOZ) aufweist wie der zu prüfende Kraftstoff. Zum Beispiel würde eine
Oktanzahl von ROZ = 95 eines Benzins bedeuten, dass dessen Klopffestigkeit einem Gemisch
aus 95 Vol.% Isooktan und 5 Vol.% n-Heptan entspricht.
[0004] Die Research-Oktanzahl (ROZ) wird nach DIN EN ISO 5164 (ASTM D 2699) ermittelt und
beschreibt das Klopfverhalten bei geringer Motorlast und niedrigen Drehzahlen. Die
Motor-Oktanzahl (MOZ) wird nach DIN EN ISO 5163 (ASTM D 2700) ermittelt und beschreibt
das Verhalten bei hoher Motorlast und hoher thermischer Belastung.
[0005] Als Antiklopfmittel wurden früher Organobleiverbindungen, insbesondere Bleialkyle
wie Tetraethylblei, verwendet. Inzwischen werden sauerstoffhaltige Verbindungen (Oxygenate)
wie z. B. Alkohole oder Ether benutzt, da Blei den Autoabgaskatalysator vergiftet
und zudem toxisch und umweltschädlich ist. Da Benzin-Alkohol-Gemische die Neigung
haben, sich bei Anwesenheit von Wasser bzw. bei niedrigen Temperaturen zu entmischen,
wird heute als Antiklopfmittel hauptsächlich Methyltert-Butylether (MTBE) eingesetzt.
Allerdings handelt es sich bei MTBE um einen Umweltschadstoff, der schwer biologisch
abbaubar ist (die Halbwertzeit im Grundwasser beträgt 10 bis 15 Jahre). Neben MTBE
kommt in Russland als Antiklopfmittel z. B. auch N-Methylanilin (Monomethylanilin,
MMA) zum Einsatz, das bezüglich seiner Antiklopfeigenschaften wirksamer ist als MTBE
oder Methanol, aber zur Bildung von cancerogenen N-Nitrosaminen führt.
[0006] Auch in der Patentliteratur werden eine Reihe von Verbindungen zur Erhöhung der Klopffestigkeit
von Ottokraftstoffen vorgeschlagen.
[0007] So beschreibt
US 6,514,299 als Antiklopfmittel eine Zusammensetzung aus 85 bis 99 Vol.% C
1-C
4-Alkohol und 1 bis 15 Vol.% einer Etherverbindung, ausgewählt aus der Gruppe der Dialkoxyalkane,
Alkoxyalkanole, Trialkoxyalkane, Dialkoxycycloalkane und Arylalkyldiether. Die Kombination
der beiden Stoffgruppen zeigt eine synergistische Erhöhung der Oktanzahl.
[0008] DE 31 33 899 A1 schlägt den Zusatz von Ketalen der allgemeinen Formel R
3O-C(R
1)(R
2)-OR
4 vor, in der R
1=CH
3, C
2H
5 oder C
3H
7 ist, R
2 CH
3 oder C
2H
5 darstellt und R
3 sowie R
4 CH
3, C
2H
5, C
3H
7 oder C
4H
9 sein können. Gegebenenfalls werden diese Dialkoxyalkane zusammen mit Dialkoxymethanen
zugesetzt. In einer bevorzugten Ausführungsform werden 2,2-Dialkoxypropane (insbesondere
2,2-Dimethoxypropan), gegebenenfalls zusammen mit Dimethoxymethan verwendet. Die Ergebnisse
der Anmeldung zeigen, dass diese Zusätze die Research- und die Motor-Oktanzahl um
maximal 2,5 Einheiten erhöhen.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, alternative Antiklopfmittel für Motorenbenzin
bereitzustellen, die eine signifikante Erhöhung sowohl der Research-Oktanzahl als
auch der Motor-Oktanzahl bewirken.
[0010] Es wurde nun überraschender Weise gefunden, dass der alleinige Zusatz eines oder
mehrerer der 1,1-Dialkoxyalkane der allgemeinen Formel I
R
1O-CH(R
2)-OR
1 , (I)
in der unabhängig voneinander
- R1
- CH3, C2H5, C3H7, i-C3H7, C4H9 oder i-C4H9;
- R2
- H, CH3, C2H5, C3H7 oder i-C3H7
und darstellen
zu niedrig siedendem Benzin mit einem Siedebeginn (SB, Initial Boiling Point, IBP)
von 75°C bis 120°C zu einer signifikanten Erhöhung der Klopffestigkeit führt. Es zeigt
sich, dass eine Zugabe von 5 bis 30Vol.%, vorzugsweise 5 bis 20Vol.%, einer oder mehrerer
der Acetale der allgemeinen Formel I bereits eine Erhöhung der Research-Oktanzahl
(ROZ) des Benzins mit SB 75°C bis 120°C um ca. 15 bis 40 Einheiten bzw. eine Erhöhung
der Motor-Oktanzahl (MOZ) von ca. 10 bis 20 Einheiten bewirkt. Das niedrig siedende
Benzin mit SB 75°C bis 120°C enthält keine Additive, sondern es dient als Basisbenzin,
aus dem durch Zusatz von Additiven wie z. B. Antiklopfmitteln, Antioxidantien, Korrosionsschutzmitteln,
Detergentien (zum Schutz vor Ablagerungen im Einspritzsystem), Vergaservereisungsinhibitoren,
Zündbeschleunigern etc. oder deren Gemischen das Motorenbenzin hergestellt wird. Das
eingesetzte Basisbenzin hat einen Siedebeginn von vorzugsweise 80 bis 115°C, besonders
bevorzugt von 85 bis 110°C. Erfindungsgemäß besonders bevorzugt werden 5 bis 10Vol.%,
ganz besonders bevorzugt ca. 5Vol.% einer oder mehrerer der Acetale der allgemeinen
Formel I zugegeben.
[0011] Erfindungsgemäß umfasst das Motorenbenzin der Erfindung neben den 1,1-Dialkoxyalkanen
der allgemeinen Formel I und üblichen Additiven keine C
1-C
4-Alkohole, die in
US 6,514,299 in Kombination mit speziellen 1,1-Dialkoxyalkanen als Antiklopfmittel beschrieben
sind. Das Motorenbenzin umfasst auch keine Ketale der allgemeinen Formel R
3O-C(R
1)(R
2)-OR
4, die in
DE 31 33 899 A1 in Kombination mit Dimethoxymethan als Antiklopfmittel beschrieben sind.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden Verbindungen der allgemeinen
Formel I als Antiklopfmittel eingesetzt, in denen R
2 Wasserstoff darstellt. R
1 in Formel I bedeutet erfindungsgemäß vorzugsweise CH
3, C
2H
5, C
3H
7 oder C
4H
9, besonders bevorzugt CH
3. Bei den Verbindungen mit R
2=H handelt es sich um Dialkoxymethane wie z. B. Methylal (Dimethoxymethan), Ethylal
(Diethoxymethan), Propylal (Dipropoxymethan) und Butylal (Dibutoxymethan). C
3H
7 und C
4H
9 bedeuten im Sinne der Erfindung den n-Propyl- bzw. n-Butylrest, während i-C
3H
7 und i-C
4H
9 den Isopropyl- bzw. Isobutylrest bedeuten.
[0013] In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung ist es möglich, anstelle des Methylals
die bei der industriellen Isoprenherstellung nach der m-Dioxan-Route anfallende methylalhaltige
Fraktion, die ein großtonnagiges Abfallprodukt darstellt, als Antiklopfmittelzusatz
zu verwenden. In den Ausführungsbeispielen sind die erreichten Oktanzahlen dargestellt.
Die industriell anfallende und erfindungsgemäß eingesetzte methylalhaltige Fraktion
besteht üblicherweise zu ca. 7 bis 11Vol.% aus C
4- und C
5-Kohlenwasserstoffen, zu ca. 67 bis 72Vol.% aus Methylal (mit Spuren von Methanol),
zu ca. 19 bis 23Vol.% aus Trimethylcarbinol und zu 0,05 bis 0,09Vol.% aus 4,4-Dimethyl-1,3-dioxan.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden Verbindungen der
allgemeinen Formel I als Antiklopfmittel eingesetzt, in denen R
2 den Methylrest darstellt. R
1 bedeutet erfindungsgemäß vorzugsweise CH
3, C
2H
5, C
3H
7 oder C
4H
9, besonders bevorzugt Methyl oder Ethyl.
[0015] Im Nachfolgenden wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Ausführungsbeispiele
[0016] Die in Tabelle 1 aufgeführten 1,1-Dialkoxyalkane wurden nach bekannten Methoden synthetisiert
und ihr Siedepunkt und Brechungsindex bestimmt.
Tabelle 1
| 1,1-Dialkoxyalkan |
MG |
Siedepunkt °C |
nd20 |
| CH3OCH2OCH3 |
76,09 |
42-44 |
1,3534 |
| C2H5OCH2OC2H5 |
104,15 |
89 |
1,3534 |
| C3H7OCH2OC3H7 |
132,21 |
138-139 |
1,3921 |
| i-C3H7OCH2O i-C3H7 |
132,21 |
120 |
1,3835 |
| C4H9OCH2OC4H9 |
160,26 |
181-182 |
1,4058 |
| i-C4H9OCH2O i-C4H9 |
160,26 |
165 |
1,4002 |
| CH3OCH(CH3)OCH3 |
90,12 |
64,5 |
1,36666 |
| C2H5OCH(CH3)OC2H5 |
118,17 |
103 |
1,3819 |
| C3H7OCH(CH3)OC3H7 |
146,23 |
150 |
1,3972 |
| i-C3H7OCH(CH3)O i-C3H7 |
146,23 |
130 |
1,3894 |
| C4H9OCH(CH3)OC4H9 |
174,28 |
186 |
1,4080 |
| i-C4H9CH(CH3)O-i-C4H9 |
174,28 |
170-171 |
1,4020 |
| sec-C4H9OCH(CH3)O sec-C4H9 |
174,28 |
163-165 |
1,4048 |
| CH3OCH(C3H7)OCH3 |
118,17 |
114-115 |
1,3800 |
| C2H5OCH(C3H7)OC2H5 |
146,23 |
146 |
1,3958 |
| C3H7OCH(C3H7)OC3H7 |
174,28 |
185 |
1,4089 |
| i-C3H7OCH(C3H7)O i-C3H7 |
174,28 |
166 |
1,4021 |
| C4H9OCH(C3H7)OC4H9 |
202,34 |
221 |
1,4157 |
| i-C4H9OCH(C3H7)O i-C4H9 |
202,34 |
204-205 |
1,4115 |
| CH3OCH(i-C3H7)OCH3 |
118,17 |
105 |
1,3870 |
| C2H5OCH(i-C3H7)OC2H5 |
146,23 |
137 |
1,3931 |
| C3H7OCH(i-C3H7)OC3H7 |
174,28 |
176 |
1,4054 |
| i-C3H7OCH(i-C3H7)O i-C3H7 |
174,28 |
158 |
1,3999 |
| C4H9OCH(i-C3H7)OC4H9 |
202,34 |
214 |
1,4142 |
| i-C4H9OCH(i-C3H7)O i-C4H9 |
202,34 |
198 |
1,4091 |
[0017] Die in nachfolgender Tabelle 2 aufgeführten Verbindungen und die genannte Methylalfraktion
wurden in den angegebenen Volumenanteilen niedrig siedendem Benzin mit SB 85°C und
110°C zugesetzt. Die ROZ wurde nach ASTM D 2699-86 mit dem Shatox SX-300 bzw. Shatox
SX-150 NEW Analysator gemessen und gegebenenfalls extrapoliert. Die MOZ wurde nach
ASTM D 2700-86 in der gleichen Weise bestimmt.
Tabelle 2
| |
MOZ |
ROZ |
| Bezeichnung der Komponenten |
|
|
| Benzin-SB 85°C |
70,8 |
- |
| Benzin-SB 85°C (90%) + Dimethoxymethan (10%) |
79,8 |
119,6 |
| Benzin-SB 85°C (80%) + Dimethoxymethan (20%) |
86,5 |
111,3 |
| Benzin-SB 85°C (70%) + Dimethoxymethan (30%) |
89,4 |
89,7 |
| Benzin-SB 85°C (90%) + * Methylalfraktion (10%) |
94,6 |
140,0 |
| Benzin-SB 85°C (80%) + * Methylalfraktion (20%) |
98,0 |
162,0 |
| Benzin-SB 85°C (70%) + * Methylalfraktion (10%) |
99,6 |
156,6 |
| Benzin-SB 110°C |
82,0 |
- |
| Benzin-SB 110°C (90%) + Diethoxymethan (10%) |
98,0 |
129,0 |
| Benzin-SB 110°C (95%) + Diethoxyethan (5%) |
124,0 |
135,0 |
| Benzin-SB 110°C (90%) + Diethoxyethan (10%) |
130,0 |
140,0 |
| Benzin-SB 110°C (90%) + Propylal (10%) |
101,5 |
136,0 |
| Benzin-SB 110°C (95%) + Butylal (5%) |
119,3 |
146,6 |
| Benzin-SB 110°C (90%) + Butylal (10%) |
121,5 |
150,3 |
| * Zusammensetzung der eingesetzten Methylalfraktion in Volumenprozent: C4-Kohlenwasserstoffe 1,65% , C5-Kohlenwasserstoffe 7,37%, Methylal 69,54%, Trimethylcarbinol 21,37%, 4,4-Dimethyl-1,3-dioxan
0,07%. |
[0018] Die erhaltenen Werte zeigen, dass z. B. die Zugabe von 10 bis 20Vol.% Dimethoxymethan
zum niedrig siedenden Basisbenzin eine Erhöhung der MOZ um 10 bis 20 Einheiten bewirkt.
Die untersuchten 1,1-Dialkoxyalkane zeigen auch eine Erhöhung der ROZ um 15 bis 40
Einheiten.
1. Verwendung eines oder mehrerer der 1,1-Dialkoxyalkane der allgemeinen Formel I
R
1O-CH(R
2)-OR
1 , (I)
in der unabhängig voneinander
R1 CH3, C2H5, C3H7, i-C3H7, C4H9 oder i-C4H9;
R2 H, CH3, C2H5, C3H7 oder i-C3H7
und
darstellen
zur Erhöhung der Klopffestigkeit von niedrig siedendem Benzin mit einem Siedebeginn
(SB) von 75°C bis 120°C, wobei neben den 1,1-Dialkoxyalkanen der allgemeinen Formel
I keine weiteren Antiklopfmittel zugesetzt werden.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Verbindungen der allgemeinen Formel I eingesetzt werden, in denen R2 Wasserstoff ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Verbindungen der allgemeinen Formel I eingesetzt werden, in denen R1 CH3, C2H5, C3H7 oder C4H9 darstellt, vorzugsweise CH3.
4. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Verbindungen der allgemeinen Formel I eingesetzt werden, in denen R2 CH3 ist und R1, vorzugsweise, C2H5 darstellt.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungen der allgemeinen Formel I von 5 bis 30Vol.-%, bezogen auf das Gesamtvolumen
des niedrig siedenden Benzins, eingesetzt werden, vorzugsweise von 5 bis 20Vol.%,
besonders bevorzugt von 5 bis 10Vol.%, ganz besonders bevorzugt von ca. 5Vol.%.
6. Motorenbenzin, umfassend niedrig siedendes Benzin mit einem Siedebeginn (SB) von 75°C
bis 120°C als Basisbenzin, mindestens eines der 1,1-Dialkoxyalkane der allgemeinen
Formel I
R
1O-CH(R
2)-OR
1 (I)
in der unabhängig voneinander
R1 CH3, C2H5, C3H7, i-C3H7, C4H9 oder i-C4H9;
R2 H, CH3, C2H5, C3H7 oder i-C3H7
und
darstellen
und übliche Additive, wobei C
1-C
4-Alkohole und Ketale der allgemeinen Formel R
3O-C(Ri)(R
2)-OR
4, in der R
1 CH
3, C
2H
5 oder C
3H
7 ist, R
2 CH
3 oder C
2H
5 darstellt und R
3 und R
4 CH
3, C
2H
5, C
3H
7 oder C
4H
9 bedeuten, ausgeschlossen sind.