[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörgerät.
[0002] In Hörgeräten entstehen akustische Rückkopplungen (Feedback), welche durch verschiedene
Konstruktionsmerkmale bedingt sind. Zwei Hauptmerkmale, welche Feedback beeinflussen,
sind Gewicht und Länge des Hörgeräts. Daher neigen insbesondere leistungsstarke Hörgeräte
(sog. Super Power Geräte) mit einer hohen Verstärkung und schweren Batterien dazu,
Feedback im akustischen Bereich zwischen 2 und 6 kHz zu erzeugen. In fast allen Fällen
kann daher im Richtmikrofonmodus keine ausreichende Verstärkung erreicht werden. Solche
Hörgeräte sind üblicherweise als Hinter-dem-Ohr Hörgerät (HdO) ausgeführt und weisen
ein Gehäuse auf, welches hinter dem Ohr mittels einer Aufhängung (Hook) getragen wird.
Das Gehäuse umschließt den Lautsprecher (Hörer) und beherbergt Batterien zur Stromversorgung.
[0003] Alle Versuche das Rückkopplungsproblem zu lösen, basieren darauf, das Mikrophon vom
Gehäuse zu entkoppeln, in dem es aufgehängt ist, oder den Hörer so aufzuhängen, dass
so viel Vibrationsenergie wie möglich durch die anwendungsspezifisch geformten Aufhängungen,
die aus weichem Gummimaterial gebildet sind, aufgenommen werden (
US 20100208927). Diese Konzepte haben physikalische Grenzen und sind meist nicht genügend, um hohe
Verstärkung im Richtmikrophonmodus zu erzielen. Bis jetzt gibt es nur eine bekannte
Vorrichtung (Sumo von Oticon) mit einem äußerststabilen omnidirektionalen Modus, die
aber kein Richtmikrophonmodus anbietet. Es gibt auch ein spezielles Hook Design (
US 20080085024 A1), das die Vibrationen verringert. Diese Lösung ist ausreichend für kleinere und weniger
leistungsfähige Vorrichtungen, aber stärkere Geräte benötigen andere Lösungen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hörgerät bereitzustellen, welches verringerte Rückkopplung
aufweist. Diese Aufgabe wird durch das Hörgerät gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0005] Die Erfindung betrifft ein Hörgerät aufweisend ein Gehäuse, in welchem ein Hörer
und eine Batterie angeordnet sind, wobei das Gehäuse ein erstes Gehäuseteil und ein
zweites Gehäuseteil aufweist, die über eine Verbindung miteinander Verbunden sind,
wobei mindestens ein Gehäuseteil oder ein bei der Verbindung vorgesehenes Dämpfungselement
aus einem elastischen Material ausgebildet ist.
[0006] Dies kann z.B. ein ringförmiges oder scheibenförmiges Dämpfungselement sein. Das
Dämpfungselement ist vorzugsweise zwischen dem ersten und dem zweiten Gehäuseteil
angeordnet.
[0007] Bevorzugt kann das Hörgerät ein Hinter-dem-Ohr Hörgerät mit einem Hook sein.
[0008] Es ist bevorzugt, dass der Hook das zweite Gehäuseteil bildet, welches über eine
Verbindung mit dem ersten Gehäuseteil verbunden ist, und wobei bei der Verbindung
ein Dämpfungselement angeordnet ist.
[0009] Es ist bevorzugt, dass das erste Gehäuseteil aus einem elastischen Material ausgebildet
ist.
[0010] Es ist bevorzugt, dass die Batterie in dem ersten Gehäuseteil angeordnet ist.
[0011] Es ist bevorzugt, dass der Hörer in dem zweiten Gehäuseteil angeordnet ist.
[0012] Es ist besonders bevorzugt, dass die Batterie in dem ersten Gehäuseteil und der Hörer
in dem zweiten Gehäuseteil angeordnet ist.
[0013] Es ist bevorzugt, dass der zweite Gehäuseteil aus einem nicht-elastischen Material
ausgebildet ist.
[0014] Es ist ferner bevorzugt, dass das nicht-elastische Material ein Duroplastkunststoff,
insbesondere ABS ist.
[0015] Es ist bevorzugt, dass das elastische Material ein Elastomerkunststoff, z.B. Silikongummi,
ein Thermoplast-Elastomer (TPE) oder ein Fluorelastomer wie Viton® ist.
[0016] Es ist bevorzugt, dass die Verbindung zwischen dem ersten und zweiten Gehäuseteil
eine Steckverbindung, Schraubverbindung oder Bajonettverbindung ist.
[0017] Hohes Gewicht sowie die Länge des Gehäuses sind die Hauptfaktoren für starke Rückkopplung
eines Hörgeräts. Dies gilt insbesondere für schwere, leistungsstarke Geräte.
[0018] Besonders zwei Komponenten tragen zu einem hohen Gewicht bei schweren, leistungsstarken
Geräten bei: Die Batterie und der Hörer. Ihr Gewicht kann nicht reduziert werden,
ohne Leistungseinbußen hinzunehmen. Es ist jedoch möglich, diese beiden Komponenten
in separaten, entkoppelten Gehäuseteilen unterzubringen. Dadurch erhält man ein Hörgerät
mit zwei Teilen, die unabhängig von einander vibrieren und die Rückkopplungsfrequenzen
werden in einen höheren Frequenzbereich verschoben (≥ 6kHz). Das ist sehr effektiv,
da sowohl Länge als auch Gewicht durch die Trennung vibrationstechnisch reduziert
werden. Die Entkopplung kann durch ein Dämpfungselement erreicht werden, dass zwischen
dem ersten und zweiten Gehäuseteil angeordnet ist, z.B. ein Ring oder eine Scheibe
aus dämpfenden Material, z.B. ein Elastomermaterial. Alternativ kann auch ein Gehäuseteil,
bevorzugt der Teil, welcher die Batterie enthält, aus einem dämpfenden Material, z.B.
ein Elastomermaterial, gebildet werden. Der andere Gehäuseteil kann das Mikrophon
und den Hörer aufnehmen und aus einem starren, nicht-elastischen Material, z.B. ein
Duroplastmaterial oder ein starres Thermoplastmaterial, gebildet sein.
[0019] Überraschend haben die Erfinder gefunden, dass bereits eine Entkopplung des Hooks
vom restlichen Gehäuse durch eine Verbindung, die ein Dämpfungselement enthält, eine
effektive Maßnahme zur Reduktion von Rückkopplungen ist. Eine noch effektivere Dämpfung
ist möglich, wenn das Gehäuse in zwei Gehäuseteile aufgeteilt ist, wobei in einem
Gehäuseteil die Batterie und im anderen Gehäuseteil der Hörer untergebracht ist und
wobei ein Gehäuseteil aus einem elastischen oder weichen dämpfenden Material gebildet
ist oder ein Dämpfungselement zwischen den beiden Gehäuseteilen angeordnet ist. Die
Ausführungsform mit einem Gehäuseteil aus einem elastischen oder weichen dämpfenden
Material hat sich in Versuchen als die effektivste Maßnahme zur Unterdrückung von
Rückkopplungen erwiesen.
[0020] Im Folgenden wird die Erfindung beispielhaft beschrieben anhand der Figuren, welche
zeigen:
- Figur 1
- ein Hörgerät gemäß dem Stand der Technik;
- Figur 2
- eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts;
- Figur 3
- eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts;
- Figur 4
- eine dritte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts;
- Figur 5
- den Hook mit Verbindungselement gemäß der dritten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Hörgeräts in einer Explosionsansicht;
- Figur 6
- den Hook mit Verbindungselement gemäß der dritten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Hörgeräts in einer Schnittansicht;
- Figur 7
- ein Diagramm, welches das Rückkopplungsverhalten des erfindungsgemäßen Hörgeräts gemäß
der Ausführungsform nach Figur 2 darstellt; und
- Figur 8
- ein Diagramm, welches das Rückkopplungsverhalten des erfindungsgemäßen Hörgeräts gemäß
der Ausführungsform nach Figur 4 darstellt
[0021] Figur 1 zeigt schematisch ein HdO Hörgerät 1 gemäß dem Stand der Technik, mit einem
starren Gehäuse 11, Mikrofonöffnung 13, Hook 15 und einem Anschluss 17 für einen Hörschlauch
(nicht gezeigt), der in das Ohr führt. Das Gehäuse 11 ist einteilig und integral mit
dem Hook 15 ausgebildet.
[0022] Figur 2 zeigt schematisch eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts
1', mit einem ersten Gehäuseteil 111 und zweiten Gehäuseteil 112. Im ersten Gehäuseteil
111 ist eine Batterie (nicht gezeigt) angeordnet. Im zweiten Gehäuseteil 112 sind
das Mikrofon hinter einer Mikrofonöffnung 13 und der Hörer (nicht gezeigt) angeordnet.
Der erste Gehäuseteil 111 ist aus einem Elastomerkunststoff gebildet, z.B. TPE. Die
Verbindung 19 ist als einfache Steck- oder Rastverbindung ausgeführt.
[0023] Figur 3 zeigt schematisch eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts
1', mit einem ersten Gehäuseteil 111 und zweiten Gehäuseteil 112. Im ersten Gehäuseteil
111 ist eine Batterie (nicht gezeigt) angeordnet. Im zweiten Gehäuseteil 112 sind
das Mikrofon 13 und der Hörer (nicht gezeigt) angeordnet. Der erste Gehäuseteil 111
ist aus einem Duroplastkunststoff gebildet. Die Verbindung 19' ist als einfache Steckverbindung
ausgeführt, wobei ein Dämpfungselement aus Elastomermaterial zwischen dem ersten Gehäuseteil
111 und dem zweiten Gehäuseteil 112 angeordnet ist.
[0024] Figur 4 zeigt schematisch eine dritte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgeräts,
bei welchem der Hook 151 über eine bedämpfte Verbindung 191 mit dem ersten Gehäuseteil
111' verbunden ist. Im ersten Gehäuseteil 111' sind eine Batterie (nicht gezeigt)
und der Hörer (nicht gezeigt) angeordnet.
[0025] Figur 5 zeigt den Hook 151 mit Verbindungselementen 193, 195, 197 gemäß der dritten
Ausführungsform aus Figur 4. Die Verbindung umfasst hierbei ein Dämpfungselement 193
aus einem dämpfenden weichen Material, z.B. TPE, und erstes Verbindungselement 195,
welche als Bajonettverschluss zusammen wirken. Dazwischen ist ein zweites Verbindungselement
197 angeordnet. Somit sind der Hook 151 und das restliche Gehäuse voneinander entkoppelt.
[0026] Figur 6 zeigt den Hook 151 mit Verbindungselementen 193, 195, 197 gemäß der dritten
Ausführungsform aus Figur 4 bzw. 5 in einer Schnittansicht.
[0027] Figur 7 zeigt ein Diagramm, welches das Rückkopplungsverhalten des erfindungsgemäßen
Hörgeräts darstellt gemäß der Ausführungsform nach Figur 2 darstellt. Diese Ausführungsform
weist einen ersten Gehäuseteil aus elastischem und dämpfendem Material auf, der die
Batterie des Hörgeräts umschließt. Die gestrichelte Linie zeigt das Rückkopplungsverhalten
eines Hörgeräts mit einem einteiligen, starren Gehäuse gemäß dem Stand der Technik.
Bei ca. 4 kHz und 6-7 kHz sind hohe Maxima der Übertragungsfunktion zu sehen, die
auf Rückkopplungen in diesen Frequenzbereichen hinweisen (ideal wäre ein linearer
Frequenzverlauf ohne Minima oder Maxima). Die durchgezogene dicke Linie zeigt das
Rückkopplungsverhalten eines erfindungsgemäßen Hörgeräts mit einem ersten Gehäuseteil
aus elastischem und dämpfendem Material. Die durchgezogene dünne Linie zeigt das Rückkopplungsverhalten
eines erfindungsgemäßen Hörgeräts mit einem ersten Gehäuseteil aus elastischem und
dämpfendem Material und einem Dämpfungselement zwischen Hook und dem restlichen Gehäuse,
was einer Kombination der Merkmale der Ausführungsformen nach Figur 2 und Figur 4
entspricht. Bei beiden erfindungsgemäßen Hörgeräten ist zu erkennen, dass die scharf
abgegrenzten Maxima bei ca. 4 kHz und 6-7 kHz nicht mehr vorhanden sind und der Frequenzverlauf
insgesamt dem angestrebten idealen Frequenzverlauf viel näher kommt.
[0028] Figur 8 zeigt ein Diagramm, welches das Rückkopplungsverhalten des erfindungsgemäßen
Hörgeräts gemäß der Ausführungsform nach Figur 4-6 darstellt. Diese Ausführungsform
weist ein Dämpfungselement zwischen Hook und dem restlichen Gehäuse auf. Die gestrichelte
Linie zeigt das Rückkopplungsverhalten eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik
mit einem einteiligen, starren Gehäuse. Bei ca. 4 kHz und 6 kHz sind hohe Maxima der
Übertragungsfunktion zu sehen. Die durchgezogene dünne Linie zeigt das Rückkopplungsverhalten
des erfindungsgemäßen Hörgeräts mit einem Dämpfungselement zwischen Hook und dem restlichen
Gehäuse, was der Ausführungsform nach Figuren 4 bis 6 entspricht. Es ist zu erkennen,
dass die scharf abgegrenzten Maxima bei ca. 4 kHz und 6 kHz nicht mehr vorhanden sind
und der Frequenzverlauf insgesamt dem angestrebten idealen Frequenzverlauf viel näher
kommt. Auch diese Dämpfungsmaßnahme ist schon überraschend gut geeignet, Rückkopplungen
effektiv zu minimieren, wenn gleich die Konstruktion mit einem Gehäuseteil aus einem
elastischen oder weichen dämpfenden Material noch effektiver ist (vgl. Fig. 7, wo
die Rückkopplungen bei ca. 6-7 kHz vollständig unterdrückt sind).
1. Hörgerät (1), aufweisend ein Gehäuse, in welchem ein Hörer und eine Batterie angeordnet
sind, wobei das Gehäuse ein erstes Gehäuseteil (111) und ein zweites Gehäuseteil (112,
151) aufweist, die über eine Verbindung (19, 191) miteinander Verbunden sind, wobei
mindestens ein Gehäuseteil oder ein bei der Verbindung zwischen den Gehäuseteilen
vorgesehenes Dämpfungselement (193) aus einem elastischen Material ausgebildet ist.
2. Hörgerät (1) nach Anspruch 1, wobei das Hörgerät ein Hinter-dem-Ohr Hörgerät mit einem
Hook (15, 151) ist.
3. Hörgerät (1) nach Anspruch 2, wobei der Hook das zweite Gehäuseteil (151) ist, welches
über die Verbindung (191) mit dem ersten Gehäuseteil (111ʹ) verbunden ist, und wobei
bei der Verbindung(193, 195, 197) zwischen dem Hook und dem ersten Gehäuseteil ein
Dämpfungselement (193) angeordnet ist.
4. Hörgerät (1) nach Anspruch 1 oder 2, wobei das erste Gehäuseteil (111) aus einem elastischen
Material ausgebildet ist.
5. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Batterie in dem ersten Gehäuseteil
(111) angeordnet ist.
6. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Hörer in dem zweiten Gehäuseteil
(112) angeordnet ist.
7. Hörgerät (1) nach Anspruch 5 und 6, wobei die Batterie in dem ersten Gehäuseteil (111)
und der Hörer in dem zweiten Gehäuseteil (112) angeordnet sind.
8. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei der zweite Gehäuseteil (112,
151) aus einem nicht-elastischen Material ausgebildet ist.
9. Hörgerät (1) nach Anspruch 8, wobei das nicht-elastische Material ein Duroplastkunststoff,
insbesondere ABS ist.
10. Hörgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das elastische Material ein Elastomerkunststoff,
insbesondere Silikongummi, TPE oder Viton ist.
11. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die Verbindung (19, 191) eine Steckverbindung,
Schraubverbindung oder Bajonettverbindung ist.