(19)
(11) EP 2 520 696 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.11.2012  Patentblatt  2012/45

(21) Anmeldenummer: 12005285.7

(22) Anmeldetag:  11.05.2010
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D01F 6/46(2006.01)
D01F 8/12(2006.01)
D01F 8/06(2006.01)
E01C 13/08(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK SM TR

(62) Anmeldenummer der früheren Anmeldung nach Art. 76 EPÜ:
10004948.5 / 2395135

(71) Anmelder: Tiara-Teppichboden AG
9107 Urnäsch (CH)

(72) Erfinder:
  • Hufenus, Rudolf
    9014 St. Gallen (CH)
  • Halbeisen, Marcel
    9014 St. Gallen (CH)
  • Camenzind, Martin
    9014 St. Gallen (CH)
  • Affolter, Christian
    9014 St. Gallen (CH)
  • Spierings, Adriaan
    9014 St. Gallen (CH)
  • Zogg, Kaspar
    9107 Urnäsch (CH)
  • Tischhauser, Andreas
    9107 Urnäsch (CH)
  • Schramm, Gerhard
    32369 Rahden (DE)

(74) Vertreter: Schaad, Balass, Menzl & Partner AG 
Dufourstrasse 101 Postfach
8034 Zürich
8034 Zürich (CH)

 
Bemerkungen:
Diese Anmeldung ist am 19-07-2012 als Teilanmeldung zu der unter INID-Code 62 erwähnten Anmeldung eingereicht worden.
 


(54) Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag


(57) Die Erfindung betrifft eine Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag umfassend eine erste Kunststoffkomponente (4) und eine in der ersten Kunststoffkomponente (4) eingebettete zweite Kunststoffkomponente (6). Erfindungsgemäss weist die zweite Kunststoffkomponente (6) ein höheres Rückstellvermögen als die erste Kunststoffkomponente (4) auf und ist in Form von mindestens zwei in Längsrichtung der Kunststofffaser verlaufenden Strängen (8a-8e) ausgebildet. Die Kunststofffaser ist dadurch gekennzeichnet, dass sie im Querschnitt im Wesentlichen eine Form mit einer ersten Symmetrieachse (A) und einer rechtwinklig zur ersten Symmetrieachse verlaufenden zweiten Symmetrieachse (B) aufweist, wobei die Ausdehnung in Richtung der zweiten Symmetrieachse (B) geringer ist als die Ausdehnung in Richtung der ersten Symmetrieachse (A).




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag.

[0002] Die Erfindung betrifft ferner einen Kunstrasenbelag sowie dessen Verwendung für einen Sportplatz oder Spielplatz, insbesondere einen Fussballplatz.

[0003] Kunstrasen werden insbesondere auf Sport- und Spielplätzen oft als Alternative für einen natürlichen Rasen verwendet. Gegenüber letzterem weisen Kunstrasen den Vorteil auf, dass sie über eine höhere Belastbarkeit verfügen und relativ pflegeleicht sind. Zudem sind sie gegenüber einem natürlichen Rasen auch bei schlechter Witterung gut bespielbar.

[0004] Entsprechende Kunstrasenbeläge umfassen einen Rasenflor, welcher von Florfäden aus Kunststoff gebildet wird, die auf einem Träger angebracht sind.

[0005] Eine wichtige Anforderung an das Material der Florfäden besteht insbesondere hinsichtlich der Verwendung des Kunstrasenbelags für einen Fussballplatz darin, Hautverbrennungen auch dann zu vermeiden, wenn der Benutzer bzw. der Fussballspieler mit relativ hoher Geschwindigkeit über den Kunstrasen gleitet.

[0006] Typischerweise werden daher Florfäden aus hautfreundlichem Polyethylen eingesetzt, wodurch die Gefahr von Hautverbrennungen minimiert werden kann.

[0007] Allerdings haben insbesondere Florfäden aus Polyethylen den Nachteil, dass sie über ein relativ schwaches Rückstellvermögen verfügen. Um ein "Abliegen" der einzelnen Florfäden des Kunstrasens möglichst zu vermeiden, wird konventionellerweise daher eine relativ hohe Dichte an Florfäden pro Flächeneinheit angestrebt. Diese soll gewährleisten, dass die einzelnen Florfäden durch jeweils benachbarte Florfäden besser abgestützt werden. Unverfüllte Kunstrasen weisen daher üblicherweise eine Dichte von ca. 3'000 bis 6'000 Florfäden pro Quadratdezimeter auf.

[0008] Kunstrasen mit einer solch hohen Dichte an Florfäden haben allerdings den Nachteil, dass sie sich beim Betreten "bürstenartig" und somit unnatürlich anfühlen. Im Übrigen unterscheidet sich auch das Ballrollverhalten auf einem solchen Kunstrasen relativ stark von demjenigen auf einem Naturrasen; da der Ball annähernd wie auf einer glatten Oberfläche und somit sehr schnell rollt, sind besagte Kunstrasen nicht nur für den Amateursport, sondern auch für den Profisport oft nur beschränkt geeignet.

[0009] Aufgrund der gegenüber einem Naturrasen wesentlich höheren Halmdichte weichen besagte Kunstrasen im Übrigen auch im Erscheinungsbild relativ stark von einem Naturrasen ab; sie wirken auch optisch künstlich, was deren Akzeptanz weiter beeinträchtigt.

[0010] Ein mögliches Konzept zur Verhinderung einer mechanischen Beschädigung und somit eines "Abliegens" der Florfäden wird in EP-A-1696077 vorgeschlagen. Gemäss dieser Druckschrift sind die Florfäden im Anschluss an den Träger von einer Stützschicht umgeben, die an den Träger anschliesst. Wird ein Florfaden aus seiner ursprünglichen Position ausgelenkt, so verhindert die Stützschicht, dass der Florfaden unmittelbar am Träger ausgelenkt wird. Die Stützschicht beschränkt somit die Auslenkung der Florfäden und unterstützt deren Rückstellung.

[0011] Obwohl sich Kunstrasenbeläge gemäss EP-A-1696077 als vorteilhaft erwiesen haben, besteht nichtsdestotrotz ein Bedürfnis nach einer Kunststofffaser, mit welcher unabhängig von der Florfadendichte bzw. der Anwesenheit einer Stützschicht auch bei starker Beanspruchung des Kunstrasens ein Abliegen der Florfäden verhindert werden kann.

[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, eine einem natürlichen Grashalm möglichst ähnliche Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag zur Verfügung zu stellen, welche bei gleichzeitiger Beibehaltung der Oberflächeneigenschaften - insbesondere der Hautverträglichkeit - bekannter Kunststofffasern über ein hohes Rückstellvermögen verfügt.

[0013] Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Kunstrasenbelag zur Verfügung zu stellen, welcher auch bei längerer Beanspruchung konstant eine optimale Bespielbarkeit gewährleistet und optisch einem Naturrasen sehr nahe kommt.

[0014] Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch den Gegenstand des Anspruchs 1. Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.

[0015] Die vorliegende Erfindung betrifft somit eine Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag.

[0016] Erfindungsgemäss umfasst die Kunststofffaser eine erste Kunststoffkomponente und eine in der ersten Kunststoffkomponente eingebettete zweite Kunststoffkomponente.

[0017] Die zweite Kunststoffkomponente weist dabei ein höheres Rückstellvermögen als die erste Kunststoffkomponente auf und ist in Form von mindestens zwei in Längsrichtung der Kunststofffaser verlaufenden Strängen ausgebildet. Diese verlaufen in der Regel parallel zueinander.

[0018] Aufgrund des Umstands, dass die zweite Komponente ein höheres Rückstellvermögen als die erste Kunststoffkomponente aufweist, ist das Rückstellvermögen der Kunststofffaser insgesamt erhöht; die Stränge der zweiten Kunststoffkomponente dienen somit als eine Art "Armierungsstränge" für die Kunststofffaser.

[0019] Der Begriff des Rückstellvermögens ist dem Fachmann bekannt und bezeichnet die Fähigkeit der Kunststoffkomponente bzw. der Kunststofffaser, nach dem Aufheben einer darauf wirkenden Kraft die ursprüngliche, d.h. vor der Krafteinwirkung vorliegende Form ganz oder teilweise wieder anzunehmen. In der Regel ist ein erhöhtes Rückstellvermögen in einer erhöhten Steifigkeit des Materials begründet.

[0020] Erfindungsgemäss kann somit eine Kunststofffaser mit einem hohen Rückstellvermögen erhalten werden, ohne dass die durch die erste Kunststoffkomponente gewährleisteten Oberflächeneigenschaften, und insbesondere deren Hautverträglichkeit, beeinträchtigt würde. Somit erlaubt es die vorliegende Erfindung, zwei bisher unvereinbare bevorzugte Eigenschaften der Kunststofffaser, nämlich eine gute Hautverträglichkeit und ein hohes Rückstellvermögen, miteinander zu kombinieren.

[0021] Wie weiter unten im Detail ausgeführt wird, erlaubt es die Kunststofffaser der vorliegenden Erfindung, einen Kunstrasenbelag zur Verfügung zu stellen, der auch bei längerer Beanspruchung konstant eine optimale Bespielbarkeit gewährleistet. Insbesondere kann aufgrund des hohen Rückstellvermögens der Kunststofffaser eine Halmdichte gewählt werden, die relativ gering und somit der Halmdichte eines Naturrasens angenähert ist, ohne dass die den Rasenflor bildenden Florfäden auch bei starker Beanspruchung des Kunstrasens abliegen und somit die sportfunktionellen Eigenschaften beeinträchtigen würden. Im Übrigen wird durch die erfindungsgemäss ermöglichte Verringerung der Halmdichte erreicht, dass der Kunstrasenbelag sowohl optisch als auch hinsichtlich der Ballroll- bzw. Ballrückpralleigenschaften einem Naturrasen angeglichen werden kann.

[0022] Im Gegensatz zu Kunststofffasern, in welcher die zweite Kunststoffkomponente als einzelner Strang vorliegt, wurde erfindungsgemäss überraschenderweise gefunden, dass bei Vorliegen mehrerer Stränge der zweiten Kunststoffkomponente ein Biegeverhalten erhalten werden kann, welches dem Biegeverhalten eines natürlichen Grashalmes sehr ähnlich ist. Trotz des hohen Rückstellvermögens der erfindungsgemässen Kunststofffaser kann ein "bürstenartiger" Rasenflor somit vermieden werden.

[0023] Zudem liegt aufgrund der Mehrsträngigkeit der zweiten Kunststoffkomponente eine grössere Gesamtoberfläche pro Gesamtvolumen vor, was wiederum einen besseren Verbund mit der ersten Kunststoffkomponente ermöglicht. Gegenüber dem in der DE-A-103 07 174 beschriebenen Mehrschicht-Monofilament wird somit für die vorliegende Erfindung keine separate Haftvermittlerschicht für einen ausreichenden Verbund der beiden Kunststoffkomponenten benötigt.

[0024] Erfindungsgemäss weist die Kunststofffaser im Querschnitt eine Form mit einer ersten Symmetrieachse und einer rechtwinklig zur ersten Symmetrieachse verlaufenden zweiten Symmetrieachse auf, wobei die Ausdehnung in Richtung der zweiten Symmetrieachse geringer ist als die Ausdehnung in Richtung der ersten Symmetrieachse.

[0025] Diesbezüglich ist bevorzugt, dass die Kunststofffaser im Querschnitt die Form eines Rhombus ("diamond") mit abgerundeten Ecken aufweist.

[0026] Durch besagte Querschnittsform werden Kanten und Dünnstellen vermieden, was zusätzlich zu einer hohen Verschleissfestigkeit der Kunststofffaser beiträgt. Im Übrigen kommt die beschriebene Form der natürlichen Form eines Grashalmes sehr nahe, was im Endeffekt weiter dazu beiträgt, dass ein entsprechender Kunstrasenbelag einem Naturrasen sehr ähnlich sieht.

[0027] Im Sinne eines optimalen Biegeverhaltens ist insbesondere bevorzugt, dass die Stränge der zweiten Kunststoffkomponente mindestens annähernd entlang der ersten Symmetrieachse angeordnet sind.

[0028] Im Gegensatz zu den in gebräuchlichen Kunstrasenbelägen oft verwendeten fibrillierten Flachfolien bzw. Tapes ist die Kunststofffaser der vorliegenden Erfindung in der Regel als Monofilament ausgebildet.

[0029] Die Dimensionen der Kunststofffaser entsprechen in der Regel im Wesentlichen denjenigen natürlicher Grashalme; vorzugsweise liegt die Garnfeinheit der einzelnen Monofile im Bereich von ca. 1'400 bis 2'400 dtex.

[0030] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die erste Kunststoffkomponente ein Polyolefin. Diesbezüglich ist weiter bevorzugt, dass das Polyolefin Polyethylen und/oder Polypropylen ist, besonders bevorzugt Polyethylen. Besagte Polyolefine, und insbesondere Polyethylen, sind besonders hautfreundlich, sodass auch dann Hautverbrennung wirksam vermieden werden, wenn der Benutzer mit relativ hoher Geschwindigkeit über den Rasen gleitet, was insbesondere beim Fussball sehr oft der Fall ist.

[0031] Im Übrigen umfasst gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform die zweite Kunststoffkomponente ein Polyamid. Dieses weist ein sehr hohes Rückstellvermögen auf und ist im Übrigen auch aufgrund seiner sehr leichten Verfügbarkeit bevorzugt.

[0032] Gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beträgt die Anzahl Stränge der zweiten Kunststoffkomponente 2 bis 10, bevorzugt 2 bis 7, am meisten bevorzugt 5. Gemäss dieser Ausführungsform kann das Biegeverhalten der Kunststofffaser zusätzlich optimiert werden.

[0033] Im Übrigen wurde gefunden, dass eine Bürstenartigkeit nicht oder in akzeptablem Rahmen vorliegt, wenn die Stränge der zweiten Kunststoffkomponente im Querschnitt mindestens annähernd entlang einer Geraden angeordnet sind. Dadurch wird bei ausreichendem Rückstellvermögen der Kunststofffaser ein Mass an Nachgiebigkeit gewährleistet, welche zusätzlich zu einer optimierten Bespielbarkeit des Rasens beiträgt.

[0034] Die Kunststofffaser gemäss der vorliegenden Erfindung wird üblicherweise im Extrusionsverfahren hergestellt. Dabei wird die erste Kunststoffkomponente gleichzeitig mit der zweiten Kunststoffkomponente extrudiert, wobei eine Spinndüse zum Einsatz kommt, die eine erste Öffnung für die erste Kunststoffkomponente und je eine weitere Öffnung für jeden Strang der zweiten Kunststoffkomponente aufweist. Da sich die Schmelzpunkte der ersten und der zweiten Kunststoffkomponente in der Regel voneinander unterscheiden, sind die entsprechenden Öffnungen in der Regel unterschiedlich temperiert.

[0035] Denkbar ist insbesondere die Verwendung einer Spinndüse, die eine Spinnöffnung mit rhombusförmigem ("diamond"-förmigem) Querschnitt für die erste Kunststoffkomponente aufweist, in der weitere Spinnöffnungen mit kreisrundem Querschnitt für die zweite Kunststoffkomponente angeordnet sind. Wird eine über eine derart ausgestaltete Spinndüse extrudierte Kunststofffaser nachträglich verstreckt, so kann eine Kunststofffaser erhalten werden, die im Querschnitt die Form eines Rhombus mit abgerundeten Ecken aufweist. Wie oben ausgeführt, weisen solche Kunststofffasern besonders vorteilhafte Eigenschaften auf, insbesondere eine hohe Verschleissfestigkeit.

[0036] Gemäss einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung weiter einen Kunstrasenbelag umfassend einen flächigen Träger und einen Nutzflor, der aus mit dem Träger verbundenen Florfäden gebildet ist. Dabei sind die Florfäden mindestens teilweise aus einer Kunststofffaser wie oben beschrieben gebildet.

[0037] Aufgrund des Rückstellvermögens der verwendeten Kunststofffaser kann der Kunstrasenbelag eine relativ geringe und einem Naturrasen angenäherte Halmdichte aufweisen, ohne dass die Florfäden auch bei starker Beanspruchung abliegen würden.

[0038] Mithin kann auch bei längerer Beanspruchung des Kunstrasens konstant eine optimale Bespielbarkeit und ein einem Naturrasen sehr ähnliches Erscheinungsbild gewährleistet werden.

[0039] Insbesondere kann durch das erhöhte Rückstellvermögen der erfindungsgemässen Kunststofffaser bzw. der damit erreichbaren Verringerung der Halmdichte das Ballrollverhalten und Ballrückprallverhalten demjenigen auf einem Naturrasen angeglichen und somit verbessert werden. So wird bei entsprechender Halmdichte der Ball durch die erfindungsgemässe Kunststofffaser abgebremst, was insbesondere im Amateurbereich im Sinne einer guten Bespielbarkeit des Kunstrasens ist.

[0040] Im Übrigen kann durch die erfindungsgemäss erreichbare verminderte Halmdichte eine wirre Halmstellung erhalten werden, wodurch der Kunstrasenbelag nicht nur optisch weiter an einen Naturrasen angeglichen werden kann, sondern auch ein gleichmässiges und richtungsunabhängiges Ballrollverhalten gewährleistet.

[0041] Zudem wird die Reinigung des Rasenflor durch die verminderte Halmdichte stark vereinfacht, weil die Florfäden für die zur Reinigung üblicherweise eingesetzten rotierenden Bürsten einfacher zugänglich sind und somit auf ihrer gesamten Oberfläche von Schmutz befreit werden können.

[0042] Ferner kann durch die Verringerung der Halmdichte die Menge an für den Nutzflor benötigtem Material gesenkt werden, was einerseits zu einer Gewichtsreduktion und somit zu einer vereinfachten Transportierbarkeit des Kunstrasens beiträgt und andererseits eine Senkung der Materialkosten ermöglicht.

[0043] Im Übrigen kann durch das erhöhte Rückstellvermögen und die dadurch erhältliche Verringerung der Halmdichte eine hohe Griffigkeit des Rasens gewährleistet werden. Diese ist insbesondere dann gegeben, wenn der Kunstrasenbelag eine Basisschicht aus Polyamidfasern aufweist, wie dies etwa bei den spezifisch für die Verwendung als Fussballrasen konzipierten Kunstrasenbelägen der Triple-T-Technologie™ zur Erhöhung der Griffigkeit der Fall ist. Bei Verwendung der erfindungsgemässen Kunststofffaser in einem solchen Kunstrasenbelag kann aufgrund des erhöhten Rückstellvermögens bzw. der damit erreichbaren Verringerung der Halmdichte gewährleistet werden, dass die Nocken bzw. Noppen der Fussballschuhe optimal in die Basisschicht eingreifen, was schnellere und kraftvollere Richtungswechsel des Benutzers bzw. des Fussballspielers erlaubt.

[0044] Ausserdem ist eine Basisschicht aus Polyamidfasern auch deshalb bevorzugt, weil darin Wasser eingelagert wird. Beim Verdunsten kühlt dieses den Nutzflor des Kunstrasens, was die Gefahr von Hauptverbrennungen weiter minimiert. Insbesondere dann, wenn die Polyamidfasern gekräuselt sind und dadurch eine moosartige Schicht bilden, wird durch die Basisschicht ein nahezu optimaler Wasserspeicher gewährleistet.

[0045] Zur Herstellung des Kunstrasenbelags der vorliegenden Erfindung werden die Florfäden typischerweise im Tuftingverfahren in den Träger eingebracht. In der Regel werden die Florfäden mittels eines auf der Unterseite des Trägers aufgebrachten Klebstoffs, wie beispielsweise wasserfester Latex, am Träger fixiert. Liegt wie in oben erwähnter bevorzugter Ausführungsform eine Basisschicht aus Polyamidfasern vor, so sind die im Tuftingverfahren eingebrachten Halmgruppe der Florfäden vorzugsweise von einem Polyamid-Monofilament umwunden, wodurch eine zusätzliche Verankerung der Florfäden gewährleistet wird.

[0046] Der Kunstrasenbelag der vorliegenden Erfindung kommt einem Naturrasen optisch insbesondere dann sehr nahe, wenn die Länge der Florfäden des Nutzflors von der Oberseite des Trägers an gemessen im Bereich von ca. 2,5 bis 4 cm liegt.

[0047] Hinsichtlich eines einem Naturrasen möglichst ähnlichen Erscheinungsbilds ist im Übrigen bevorzugt, dass ein erster Teil der Florfäden des Nutzflors von der Oberseite des Trägers an gemessen länger ist als ein zweiter Teil der Florfäden des Nutzflors. Dabei imitieren die kürzeren Florfäden des Nutzflors die nachwachsenden Grashalme eines Naturrasens. Im Übrigen ergeben sich bei dieser Ausführungsform weiter bevorzugte Ballroll- und Ballrückpralleigenschaften. So wird durch die längeren, weniger dichten Florfäden des Nutzflors eine verstärkte Bremswirkung auf den Ball ausgeübt, was im Sinne einer guten Bespielbarkeit des Kunstrasens ist. Hinsichtlich der genannten Ausführungsform ist insbesondere bevorzugt, dass die Florfäden des ersten Teils um ca. 5 bis 10 mm länger sind als die Florfäden des zweiten Teils.

[0048] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform weist der Nutzflor auf seiner dem Träger abgewandten Seite eine Dichte von weniger als 1'400 Florfäden pro Quadratdezimeter auf, was nahezu optimale optische Eigenschaften und eine hervorragende Bespielbarkeit des Kunstrasens gewährleistet. Die Dichte dieser bevorzugten Ausführungsform ist somit erheblich geringer als die für bekannte Kunstrasenbeläge üblicherweise materialbedingt nötige Dichte von 3'000 bis 6'000 Florfäden pro Quadratdezimeter.

[0049] Der Kunstrasenbelag der vorliegenden Erfindung kann sowohl für unverfüllte Systeme, wie etwa in der EP-A-1696077 beschrieben, für verfüllte Systeme, wie etwa in der US 2001/0033902 beschrieben, oder für sogenannten Hybridsysteme, also Systeme, die lediglich eine Kunststoffgranulatschicht aufweisen, wie etwa in der europäischen Patentanmeldung Nr. 09014780 beschrieben, verwendet werden. Da die Vorteile der vorliegenden Erfindung insbesondere bei unverfüllten Systemen zutage treten, ist der Kunstrasenbelag vorzugsweise unverfüllt.

[0050] Nebst der Verwendung des Kunstrasenbelags für einen Sportplatz oder Spielplatz ist insbesondere auch denkbar, den Kunstrasenbelag für einen Dekor- oder Landscaping-Rasen zu verwenden, wie er etwa im Privat-, Objekt- oder Eventbereich Anwendung findet. Diesbezüglich sei insbesondere die Verwendung des erfindungsgemässen Kunstrasenbelags im Strassenbau, z.B. in Verkehrskreiseln, erwähnt.

[0051] Die Erfindung wird anhand der anliegenden Figur 1 weiter veranschaulicht. Diese stellt rein schematisch eine Querschnittsansicht einer erfindungsgemässen Kunststofffaser dar.

[0052] Die in der Figur gezeigte Kunststofffaser 2 weist im Querschnitt im Wesentlichen die Form eines Rhombus mit abgerundeten Ecken auf. Der Rhombus definiert eine erste Symmetrieachse, Querschnitthauptachse A, und eine rechtwinklig dazu verlaufende zweite Symmetrieachse, Querschnittnebenachse B. Die Ausdehnung in Richtung der Querschnittnebenachse B ist dabei geringer als die Ausdehnung in Richtung der Querschnitthauptachse A.

[0053] Wie aus der Figur ersichtlich ist, umfasst die Kunststofffaser 2 eine erste Kunststoffkomponente 4 und eine in der ersten Kunststoffkomponente eingebettete zweite Kunststoffkomponente 6, wobei die zweite Kunststoffkomponente ein höheres Rückstellvermögen aufweist als die erste Kunststoffkomponenten. Vorzugsweise umfasst die erste Kunststoffkomponente ein Polyolefin und die zweite Kunststoffkomponente ein Polyamid. In der gezeigten Ausführungsform ist die zweite Kunststoffkomponente 6 in Form von fünf in Längsrichtung der Kunststofffaser verlaufenden Strängen 8a, 8b, 8c, 8d, 8e ausgebildet ist. Die Stränge 8a-8e weisen im Querschnitt eine im Wesentlichen kreisrunde Form auf und sind entlang der Querschnitthauptachse A angeordnet.

[0054] Die Form der Kunstfaser sowie die Anzahl und Form der Stränge der in der Figur gezeigten Ausführungsform sind rein beispielshalber gedacht und können je nach zu erreichendem Ergebnis vom Fachmann angepasst werden.


Ansprüche

1. Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag umfassend
eine erste Kunststoffkomponente (4) und
eine in der ersten Kunststoffkomponente (4) eingebettete zweite Kunststoffkomponente (6),
wobei die zweite Kunststoffkomponente (6) ein höheres Rückstellvermögen als die erste Kunststoffkomponente (4) aufweist und in Form von mindestens zwei in Längsrichtung der Kunststofffaser verlaufenden Strängen (8a-8e) ausgebildet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Kunststofffaser im Querschnitt im Wesentlichen eine Form mit einer ersten Symmetrieachse (A) und einer rechtwinklig zur ersten Symmetrieachse verlaufenden zweiten Symmetrieachse (B) aufweist, wobei die Ausdehnung in Richtung der zweiten Symmetrieachse (B) geringer ist als die Ausdehnung in Richtung der ersten Symmetrieachse (A).
 
2. Kunststofffaser gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Kunststoffkomponente (4) ein Polyolefin umfasst, insbesondere Polyethylen und/oder Polypropylen.
 
3. Kunststofffaser gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Kunststoffkomponente (6) ein Polyamid umfasst.
 
4. Kunststofffaser gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl Stränge der zweiten Kunststoffkomponente (6) 2 bis 10, bevorzugt 2 bis 7, am meisten bevorzugt 5 beträgt.
 
5. Kunststofffaser gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Stränge (8a-8e) der zweiten Kunststoffkomponente (6) im Querschnitt mindestens annähernd entlang einer Geraden angeordnet sind.
 
6. Kunststofffaser gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Stränge (8a-8e) der zweiten Kunststoffkomponente (6) mindestens annähernd entlang der ersten Symmetrieachse (A) angeordnet ist.
 
7. Kunststofffaser gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie im Querschnitt die Form eines Rhombus mit abgerundeten Ecken aufweist.
 
8. Kunstrasenbelag umfassend einen flächigen Träger und einen Nutzflor, der aus mit dem Träger verbundenen Florfäden gebildet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Florfäden des Nutzflors mindestens teilweise aus einer Kunststofffaser (2) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche gebildet sind.
 
9. Kunstrasenbelag gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Florfäden des Nutzflors von der Oberseite des Trägers an gemessen im Bereich von 2,5 bis 4 cm liegt.
 
10. Kunstrasenbelag gemäss Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein erster Teil der Florfäden des Nutzflors von der Oberseite des Trägers an gemessen länger ist als ein zweiter Teil der Florfäden des Nutzflors.
 
11. Kunstrasenbelag gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Florfäden des ersten Teils um 5 bis 10 mm länger sind als die Florfäden des zweiten Teils.
 
12. Kunstrasenbelag gemäss einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Nutzflor auf seiner dem Träger abgewandten Seite eine Dichte von weniger als 1'400 Florfäden pro Quadratdezimeter aufweist.
 
13. Kunstrasenbelag gemäss einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass er zudem eine Basisschicht aus Polyamidfasern aufweist.
 
14. Kunstrasenbelag gemäss einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass er unverfüllt ist.
 
15. Verwendung des Kunstrasenbelags gemäss einem der Ansprüche 8 bis 14 für einen Sportplatz oder Spielplatz, insbesondere einen Fussballplatz.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente