[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Mikrofluidvorrichtungen und Verfahren
zum Herstellen derselben.
[0002] Mikrofluidvorrichtungen bzw. mikrofluidische Systeme werden in vielen Bereichen der
Technik verwendet, wie z.B. für diagnostische Anwendungen. Mikrofluidische Systeme
bestehen häufig neben anderen Komponenten aus einem Teil, welches beispielsweise mittels
Spitzguss gefertigt ist. In diesem Teil befinden sich beispielsweise Kanäle oder Reservoire.
Die Fertigung in Spritzgusstechnologie besitzt den Vorteil, dass hier sehr große Stückzahlen
zu geringen Kosten gefertigt werden können. Allerdings ist dies mit hohen Initialkosten
verbunden, so dass ein späterer Designwechsel nicht mehr ohne weiteres möglich ist.
[0003] Häufig ist es jedoch einerseits notwendig, wie z.B. aus wirtschaftlichen Gründen
oder weil in der dafür eingesetzten Technologie bessere Oberflächenqualitäten erreicht
werden können, wie beschrieben, ein in seinen Strukturen nicht mehr veränderliches
Teil zu verwenden, gleichzeitig jedoch eine Flexibilität bezüglich des späteren Flüssigkeitstransportes
zu gewährleisten. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, ein einziges Spritzgussteil
zu verwenden, bei dem wahlweise Sensoren miteinander kombiniert werden können, die
sich in ihren Abmessungen und ihrer Position am Spritzgussteil unterscheiden. Auch
kann es sich als notwendig erweisen, je nach Einsatzzweck unterschiedliche "Quellen"
für eine Flüssigkeit vorzusehen. In diesem Fall möchte man trotz des feststehenden
Teils, wie z.B. Spritzgussteils, anhand anderer konstruktiver Elemente am (Mikro)-Fluidsystem
bestimmte Kanalabschnitte abtrennen und andere hinzu "schalten".
[0004] Wie erwähnt, kann ein Teil eines solchen mikrofluidischen Systems ein Teil enthalten,
welches mit seinem Kanal und Reservoirsystem festgelegt ist. Wünschenswert wäre es,
ein solches System so zu gestalten, dass es auf die jeweilige Applikation bzw. Kombination
von Sensoren individualisierbar wäre. Die Herstellerkosten sollen ebenfalls niedrig
bleiben.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht folglich darin, eine Mikrofluidvorrichtung
sowie ein Verfahren zum Herstellen solcher Mikrofluidvorrichtungen zu schaffen, so
dass niedrige Herstellungskosten auch bei einem hohen Grad an Designflexibilität erzielbar
sind bzw. ein besseres Verhältnis zwischen Herstellungskosten auf der einen und Designflexibilität
auf der anderen Seite erzielt wird.
[0006] Diese Aufgabe wird durch eine Mikrofluidvorrichtung gemäß Anspruch 1 und ein Verfahren
zum Herstellen gemäß Anspruch 12 und 14 gelöst.
[0007] Eine Erkenntnis der vorliegenden Erfindung besteht darin, erkannt zu haben, dass
eine Folie mit einer Öffnung darin dazu verwendet werden kann, preisgünstig zumindest
ein Bauteil, in dem bzw. in denen Kanalstrukturen gebildet sind, die zumindest teilweise
zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche des zumindest einen Bauteils offen sind, zu
einer jeweiligen aus einer Mehrzahl von Kanalstrukturkombinationen zu individualisieren.
Die Herstellungskosten für die Mikrofluidvorrichtungen können somit gering gehalten
werden, da eine Vielzahl von einem solchen zumindest einen Bauteil, die zueinander
identisch sind, verwendet werden können, um unterschiedliche Mikrofluidvorrichtungen
herzustellen, die sich in der Verbindungskombination der Kanalstrukturen unterscheiden.
[0008] Gemäß Ausführungsbeispielen kann als Folie eine selbstklebende Folie verwendet werden,
was den Vorgang des Zusammenfügens der Mikrofluidvorrichtung sehr einfach gestalten
lässt.
[0009] Gemäß Ausführungsbeispielen sind die Kanalstrukturen zudem in einer (gemeinsamen)
Mikrofluidvorrichtung gebildet, um sich in der Bauteiloberfläche des einen Bauteils
jeweils zumindest teilweise zu öffnen, wobei die Folie die Bauteiloberfläche dieses
Bauteils so bedeckt, dass eine erste und eine zweite Kanalstruktur über eine lateral
entlang der Bauteiloberfläche und innerhalb der Öffnung in der Folie führenden Pfad
miteinander verbunden sind, während eine dritte Kanalstruktur nicht an die Öffnung
angrenzt und von der Folie an der Bauteiloberfläche zumindest teilweise verschlossen
wird. Mit dem gleichen Bauteil könnte eine unterschiedliche Mikrofluidvorrichtung
gebildet werden, indem eine Folie die Bauteiloberfläche eines weiteren identischen
Bauteils so bedeckt, dass beispielsweise die dritte Kanalstruktur mit einer der ersten
oder der zweiten Kanalstruktur über eine lateral entlang der Bauteiloberfläche und
innerhalb der Öffnung letztgenannter Folie führenden Pfads miteinander verbunden sind.
Beide Mikrofluidvorrichtungen unterscheiden sich also in der Verbindung der Kanalstrukturen,
obwohl ein identisch geformtes Bauteil zugrunde liegt.
[0010] Die Herstellungskosten sind also insbesondere auch deshalb senkbar, weil das zugrundeliegende
zumindest eine Bauteil in großen Stückzahlen in Spritzguss gefertigt werden kann.
[0011] Unter den letztgenannten Ausführungsbeispielen mit lateralem Verbindungspfad zwischen
Kanalstrukturen innerhalb der Öffnung in der Folie gibt es solche Ausführungsbeispiele,
bei denen die Öffnung auf der dem Bauteil gegenüberliegenden Seite von einer porösen
Membran verschlossen ist, so dass Gas, wie z.B. Luft, die beim Einbringen von Flüssigkeiten,
wie z.B. Analyten oder Proben, in den Kanalstrukturen verdrängt wird, über die poröse
Membran entweichen kann, wiewohl die Flüssigkeiten sicher in den Fluidstrukturen zurückgehalten
werden.
[0012] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
[0013] Nachfolgend werden bezugnehmend auf die Zeichnungen bevorzugte Ausführungsbeispiele
der vorliegenden Anmeldung detailliert beschrieben, worunter
- Fig. 1
- eine schematische Draufsicht auf ein Bauteil zeigt, wie es für eine Mikrofluidvorrichtung
gemäß einem Vergleichsbeispiel verwendet werden könnte;
- Fig. 2a-d
- schematische Draufsichten auf das Bauteil von Fig. 1 zur Veranschaulichung von vier
verschiedenen exemplarischen Zielverbindungskombinationen zwischen den Kanalstrukturen
und dem Bauteil;
- Fig. 3
- eine Raumansicht einer Mikrofluidvorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel mit noch
nicht angefügter Folie und ohne Deckel;
- Fig. 4
- eine Seitenschnittansicht der Mikrofluidvorrichtung von Fig. 3 entlang einer Schnittebene,
die durch die Öffnung in der Folie verläuft;
- Fig. 5a und 5b
- Seitenschnittansichten der Mikrofluidvorrichtung von Fig. 3 entlang einer Schnittebene,
die durch eine Kammer der Kanalstrukturen verläuft gemäß zweier unterschiedlicher
Ausführungsbeispiele;
- Fig. 6
- eine Seitenschnittansicht einer Mikrofluidvorrichtung, die durch die Öffnung in der
Folie verläuft, gemäß einem zur Fig. 3 alternativen Ausführungsbeispiel;
- Fig. 7
- eine Raumansicht einer Mikrofluidvorrichtung mit einem Bauteil, das zu demjenigen
von Fig. 3 identisch ist, jedoch mit einer unterschiedlichen Folie zur Erzielung einer
anderen Kanalstrukturverbindungskombination;
- Fig. 8
- eine Draufsicht auf die Bauteiloberfläche eines Bauteils, das als Grundlage für verschiedene
unterschiedliche Mikrofluidvorrichtungen dienen kann, gemäß einem Ausführungsbeispiel;
- Fig. 9a
- bis 9d Aussichten auf die Mikrofluidvorrichtung von Fig. 8 mit eingezeichneter Öffnung
der Folie, die die Bauteiloberfläche bedeckt, für vier unterschiedliche Kanalstrukturverbindungskombinationen
gemäß einem Ausführungsbeispiel;
- Fig. 10
- eine Teilraumansicht auf eine Mikrofluidvorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel
mit ausgeblendeter Folie und darüber befindlicher Membran als Deckel;
- Fig. 11
- eine Teilraumansicht auf die Mikrofluidvorrichtung von Fig. 10 aus gleicher Perspektive,
allerdings mit lediglich ausgeblendeter Membran und vorhandener Folie;
- Fig. 12
- Teilraumansicht auf die Mikrofluidvorrichtung von Fig. 10 und Fig. 11 mit Folie und
Membran;
- Fig. 13
- Teilraumschnittansicht der Mikrofluidvorrichtung gemäß der Fig. 10 bis 12, wobei die
Schnittebene durch die Kanalstruktur verbindende Öffnung in der Folie verläuft;
- Fig. 14
- eine Seitenschnittansicht einer Mikrofluidvorrichtung entlang einer Schnittebene,
die durch die Öffnung in der Folie verläuft, gemäß einem alternativen Ausführungsbeispiel;
und
- Fig. 15
- eine Seitenschnittansicht einer Mikrofluidvorrichtung entlang einer Schnittebene,
die durch einen flachen Abschnitt eines Kanals einer Kanalstruktur verläuft gemäß
einem alternativen Ausführungsbeispiel.
[0014] Bevor im Folgenden detaillierte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Anmeldung beschrieben
werden, wird darauf hingewiesen, dass einander gleiche oder entsprechende Elemente
in diesen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen sind, und dass eine wiederholte
Beschreibung dieser Elemente und ihrer Funktion unterbleibt. Vielmehr sollen die Ausführungen
zu diesen Elementen zu vorhergehenden Figuren auch auf die nachfolgenden Figuren übertragbar
sein, soweit nicht in der jeweiligen Figur eigens auf Unterschiede hingewiesen wird.
[0015] Fig. 1 zeigt die Draufsicht auf ein Vergleichsbeispiel für ein Bauteil mit einer
Kanalstruktur. Bei dem Bauteil handelt es sich beispielsweise um ein Spritzgussteil
und wie auch in den nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen wird für das Bauteil
das Bezugszeichen 10 verwendet. Fig. 1 zeigt die Draufsicht auf eine Bauteiloberfläche
12 des Bauteils 10. In dem Fall von Fig. 1 ist die äußere Form des Bauteils 10 im
Wesentlichen quaderförmig, aber andere Formen wären ebenfalls denkbar, wie parallelepipedförmig,
zylinderförmig oder dergleichen. Dementsprechend handelt es sich bei der Bauteiloberfläche
12, wie sie in Fig. 1 sichtbar ist, um eine der Hauptseiten des Bauteils 10, und ist
zudem eben, aber einfach gekrümmte Bauteiloberflächen wären beispielsweise ebenfalls
denkbar. Auch in den nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen wird hierauf
nicht mehr näher eingegangen, aber die soeben gemachten Ausführungen in Bezug auf
das Bauteil 10 gelten auch für die nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiele.
[0016] In dem Fall von Fig. 1 ist in dem Bauteil 10 eine Kanalstruktur gebildet. Sie umfasst
Kanäle 14 und Kammern 16a, 16b, 16c und 16d, von denen die Kammern 16b und 16d beispielsweise
als Sensorstätten dienen mögen, an denen unterschiedliche Sensoren unterschiedliche
Messungen in der jeweiligen Kammer durchführen können, während es sich bei den Kammern
16a und 16c beispielsweise um Reservoire bzw. Quellen für Flüssigkeiten handeln kann,
wie z.B. Analyte oder Proben.
[0017] Zum Verständnis der Prinzipien und Vorteile nachfolgend beschriebener Ausführungsbeispiele
der vorliegenden Erfindung ist es nicht wesentlich wie das Bauteil 10 von Fig. 1 tatsächlich
ausgeführt ist. Prinzipiell ist es möglich, dass die Kanäle 14 und 16a - 16d in der
Bauteiloberfläche in Form von Vertiefungen gebildet sind, wobei ein Deckelbauteil
diese Vertiefungen an der Bauteiloberfläche 12 abdeckt, wodurch sich im Innern die
in Fig. 1 dargestellte Fluidstruktur ausbildet, nach welcher die Kanäle 14 in mehrere
Abschnitte verzweigt sind. Jeweils ein Kanalabschnitt 14a - 14d führt von einer jeweiligen
Kammer 16a - 16d zu einem gemeinsamen Verbindungsabschnitt 14e. Insbesondere verbindet
der Abschnitt 14e Knotenpunkte, an denen sich die Abschnitte 14a, 14c und 14e bzw.
14b, 14d und 14e treffen.
[0018] Aus verschiedenen Gründen kann es aber bei einigen Anwendungen wünschenswert sein,
wenn einige der Kanalabschnitte 14a - 14d fehlten. Ein nicht benötigtes Reservoir
kann beispielsweise dazu führen, dass Flüssigkeit, wie z.B. Analyt oder eine Probe,
in Richtung dieses Reservoirs abzweigt. Dies könnte zu verschiedenen unerwünschten
Nebeneffekten führen. Ähnliches gilt für die Sensorstätten 16b und 16d. In einigen
Anwendungen mag es bevorzugt sein, wenn lediglich eine Sensorstätte von einem Reservoir
erreicht wird. Die Fig. 2a bis 2d zeigen die vier Kombinationsmöglichkeiten, wonach
eines der Reservoire 16a und 16c mit einem der Sensorstätten 16b und 16d verbunden
ist. Wie es zu erkennen ist, würden eigentlich nur jeweils drei der Kanalabschnitte
benötigt. Zur Realisierung der vier verschiedenen Varianten nach Fig. 2a - 2d müssten
also entweder vier verschiedenen Bauteile 10 hergestellt werden, oder aber die Idee,
die den nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen zugrunde liegt, wird verwendet.
[0019] In anderen Worten ausgedrückt, wäre es wünschenswert, im Laufe der Fertigung der
Mikrofluidvorrichtung den Weg der Flüssigkeit in den Kanälen so näher zu bestimmen,
dass beispielsweise die Flüssigkeit entweder nur zu dem einen Sensor 16b oder zu dem
anderen Sensor 16d fließen kann, wobei gleiches für die Quellen 16a und 16c der Flüssigkeit
gilt. Gemäß nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen besitzen im Vergleich
zu dem Bauteil von Fig. 1 die in demselben befindlichen Kanäle keine direkte Verbindung
mittels Kanälen zu den flexibel anzubindenden Kammern für die Sensorstätten oder Quellen.
Vielmehr ist die Verbindung, also der Kanal oder die Kanäle, an ein oder mehreren
Stellen unterbrochen. Das Spritzgussteil wird dann mit einer Folie versehen, welche
eine oder mehrere Öffnungen bzw. Aussparungen aufweist, die (jeweils) eine Art Brücke
zwischen den getrennten Kanalstrukturen, wie z.B. Kanalenden derselben, an den Unterbrechungen,
bilden. Auf diese Weise kann mittels der Folie entschieden werden, welche der Kanalstrukturen
bzw. Kanalenden miteinander verbunden werden. An dieser Stelle sei nur kurz darauf
hingewiesen, dass nachfolgende Ausführungsbeispiele lediglich der Einfachheit halber
und zum besseren Verständnis lediglich auf eine Verbindungsöffnung in der Folie eingehen,
dass aber natürlich auch mehrere dieser Sorte vorhanden sein könnten.
[0020] Fig. 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel für eine Mikrofluidvorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung. Die Mikrofluidvorrichtung von Fig. 3 ist allgemein mit
20 angezeigt. Sie umfasst ein Bauteil 22, in dem bzw. in denen Kanalstrukturen 24a,
24b und 24c gebildet sind, die zumindest teilweise zu einer Bauteiloberfläche 26 des
Bauteils 22 offen sind. Wie im Vorhergehenden erwähnt, kann es sich bei dem Bauteil
22 um ein Spritzgussteil handeln. In dem exemplarischen Fall von Fig. 3 sind die Kanalstrukturen
vollständig zu der Bauteiloberfläche 26 des Bauteils offen, d.h. sie sind in Form
von Vertiefungen bzw. Ausnehmungen in der Bauteiloberfläche 26 gebildet. Nach Zusammenbau
werden sie von einer Folie 28 der Mikrofluidvorrichtung 20 zumindest teilweise abgedeckt.
Gemäß dem Ausführungsbeispiel von Fig. 3 umfassen die Vertiefungen 24a - 24c Gräben
30a - 30c und Schächte 32a - 32c, die zusammen mit der Folie 28 Kanäle bzw. Kammern
bilden.
[0021] Wie es in Fig. 3 gezeigt ist, ist das Bauteil 22 von Fig. 3 in Form eines Substrats
gebildet bzw. als ein flacher Quader und die Kanalstrukturen 24a - 24c öffnen sich
alle an einer Hauptseite, nämlich der Oberseite, des Bauteils 22. Wie im Vorhergehenden
aber bereits erwähnt, kann das Bauteil 22 prinzipiell jede Form annehmen und natürlich
ebenso die Bauteiloberfläche 26.
[0022] In dem Fall von Fig. 3 sind die Kanalstrukturen 24a - 24c zudem lateral voneinander
beabstandet. Das bedeutet, die Kanalstrukturen 24a - 24c besitzen zueinander keine
fluidische Verbindung innerhalb des Bauteils 22. Die fluidische Verbindung zwischen
einer Teilmenge aus den Kanalstrukturen 24a - 24c wird erst durch die Folie 28 hergestellt,
wie es im Folgenden noch näher erörtert wird, wobei die Teilmenge jeder der Menge
von Kanalstrukturen 24a - 24c entsprechen kann. In dem Fall von Fig. 3 ergeben sich
also vier Möglichkeiten für Kanalstrukturverbindungskombinationen.
[0023] Bei dem Bauteil 22 kann es sich, wie im Vorhergehenden erwähnt, um ein Spritzgussteil
handeln. Es kann damit kostengünstig in großen Stückzahlen hergestellt werden. Bevorzugterweise
ist das Bauteil 22 in sich stabil und benötigt keinen weiteren Träger. Eine flexible
Ausgestaltung wäre aber ebenfalls möglich. Beispielhafte Materialien für das Bauteil
22 sind Polycarbonat (PC), Polymetylmetacrylat (PMMA), Cycloolefinpolymer (COP) und
Cycloolefin-Copolymer (COC).
[0024] Die Folie ist vorzugsweise flexibel ausgestaltet. Material und Folienstärke bzw.
-dicke können variieren. Beispielsweise ist die Foliendicke kleiner oder gleich 1
mm oder sogar kleiner oder gleich 0,5 mm. Das Material der Folie 28 kann Kunststoff
sein, wobei aber auch andere Materialien vorstellbar sind, wie z.B. Metall.
[0025] Die Folie 28 umfasst eine Öffnung 34, d.h. eine Aussparung, die sich über die gesamte
Dicke der Folie 28 hinweg erstreckt, d.h. von einer Vorderseite der Folie 28 bis zu
einer Rückseite derselben. In Fig. 3 ist die Folie 28 noch nicht in dem zusammengefügten
Zustand dargestellt. In dem zusammengefügten Zustand befindet sich die Folie 28 auf
der Bauteiloberfläche 26, wie es durch gepunktete Linien 36 angedeutet ist. In dem
Fall von Fig. 2 verbindet die Öffnung 34 in dem zusammengefügten Zustand die Kanalstrukturen
24a und 24c. Wie es mit gestrichelten Linien 38 angedeutet ist, erreicht sie dies,
indem sie in dem zusammengefügten Zustand die Kanäle 30a und 30c überdeckt. Die Kanalstruktur
24b hingegen wird von der Folie 28 an der Bauteiloberfläche 26 verschlossen, so dass
dieselbe insbesondere nicht über die Öffnung 34 mit den anderen beiden Kanalstrukturen
24a und 24b fluidisch verbunden ist. Die Öffnung 34 in der Folie 28 realisiert somit
eine der oben bereits erwähnten vier Kanalstrukturverbindungskombinationen, wobei
in Fig. 7 eine andere Folie 28' mit einer anderen Öffnung 34' gezeigt ist, die zu
einer anderen der vier Kombinationsmöglichkeiten führt, bei der nämlich die Kanalstrukturen
24a und 24b miteinander verbunden werden, indem die Öffnung 34' in dem zusammengefügten
Zustand die Gräben 30a und 30b überdeckt, aber von der Kanalstruktur 24c lateral getrennt
ist. Es ist ohne weiteres ersichtlich, wie Folien für die anderen beiden Kombinationsmöglichkeiten
aussehen könnten.
[0026] Was in Fig. 3 nicht gezeigt ist, ist, dass die Öffnung 34 in der Folie 28 bzw. der
darin von der Kanalstruktur 24a zu der Kanalstruktur 24c und umgekehrt führende Pfad
auf einer der Bauteiloberfläche 26 abgewandten Seite mit einem Deckel verschlossen
ist. Der Deckel kann, wie es später bezüglich der Fig. 4 bis 5b gezeigt wird, eine
poröse Membran sein, kann aber auch, wie es bezüglich Fig. 6 gezeigt wird, ein weiteres
Bauteil sein, d.h. ein weiteres Spritzgussteil, in welchem evtl. sogar einer oder
mehrere oder weitere Kanalstrukturen gebildet sind.
[0027] Die Folie ist beispielsweise auf die Bauteiloberfläche 26 geklebt. Es ist vorteilhaft,
wenn die Bauteiloberfläche 26, wie in Fig. 3 gezeigt, eben oder zumindest nur einfach
gekrümmt ist, damit sich beim Applizieren keine Falten bilden. Ecken bzw. Kanten könnten
in der Oberfläche aber auch vorhanden sein. Bei der Folie 28 kann es sich insbesondere
um eine selbstklebende Folie handeln. Wenn also die Mikrofluidvorrichtung von Fig.
3 hergestellt wird, dann reicht es zum Zusammenfügen von Bauteil und Folie aus, die
Folie 28 auf die Bauteiloberfläche 26 aufzubringen, wie es z.B. durch Abrollen und/oder
Andrücken, und zwar mit der selbstklebenden Seite der Bauteiloberfläche zugewandt.
Bei der selbstklebenden Folie handelt es sich beispielsweise um ein Klebeband. Die
Folie 28 kann auch eine beidseitig selbstklebende Folie, wie z.B. beidseitig mit einer
Klebeschicht versehenes Klebeband, sein. In diesem Fall ist es möglich, auch den vorerwähnten
Deckel auf der der Oberfläche 26 abgewandeten Seite der Folie 28 beim Zusammenfügen
einfach dadurch zu befestigen, dass der jeweilige Deckel auf die der Oberfläche 26
abgewandeten Seite der Folie 28 einfach aufgebracht bzw. angedrückt wird. Ein anderweitiges
Kleben des Deckels auf die Folie 28 ist dabei aber ebenfalls möglich. Vor allem existieren
auch andere Möglichkeiten zur Fügung als die Komponenten 22, 28 und den Deckel miteinander
zu verkleben. Die Komponenten könnten auch mit einer Klemmvorrichtung geklemmt werden,
wie z.B. durch einen Extrarahmen, der die Folie 28 gegen die Oberfläche 26 presst.
Anstelle eines Haftmittels bzw. einer Klebeschicht zwischen den Komponenten könnte
auch eine Befestigung mittels Anschmelzens, wie z.B. des Folienmaterials 28, an die
Oberfläche 26, verwendet werden. Thermokompressionsbonden wäre eine Möglichkeit. In
dem Fall einer selbstklebenden Folie kann der Klebstoff, der an die Kanalstrukturen
und vor allem das darin befindliche Fluid angrenzt, so gewählt sein, dass das Angrenzen
für die jeweilige Anwendung unkritisch ist. Das gleiche gilt unabhängig von dem Vorliegen
oder Nicht-Vorliegen der selbstklebenden Eigenschaft auch für das Material der Folie.
[0028] Bevor bezugnehmend auf Fig. 4 anhand eines Seitenschnitts eines zusammengefügten
Zustands der Mikrofluidvorrichtung von Fig. 3 das Wesen der diesem Ausführungsbeispiel
zugrundeliegende Idee noch näher erläutert wird, soll noch darauf hingewiesen werden,
dass Fig. 3 in vielerlei Hinsicht lediglich exemplarisch ist in Bezug auf die Ausgestaltung
der Kanalstrukturen 24a - 24c in dem Bauteil 22. Es ist bereits darauf hingewiesen
worden, dass die Kanalstrukturen 24a - 24c lediglich exemplarisch in Fig. 3 ausschließlich
Vertiefungen aufweisen. Die Kanalstrukturen 24a - 24c könnten vielmehr auch teilweise
vergraben im Innern des Bauteils 22 gebildet sein, d.h. Teile aufweisen, die nicht
erst durch die Folie 28 an der Bauteiloberfläche 26 verschlossen werden. Ferner können
die Kanalstrukturen 24a - 24c auch Löcher bzw. Durchgänge zu einer gegenüberliegenden
Seite des Bauteils 22 aufweisen. Ein solcher Durchgang ist exemplarisch mit einer
gepunkteten Linie in Fig. 3 bei 40 in dem Boden des Schachts 32a angedeutet. Dieser
Durchgang könnte beispielsweise als Auslass oder Einlass für eine Flüssigkeit dienen,
wenn die Kanalstruktur 24a als Quelle für Flüssigkeiten dienen soll bzw. als Auslass.
Allerdings könnte die Öffnung 40 auch dafür vorgesehen sein, damit ein an die Unterseite
des Bauteils 22 anbringbarer Sensor in Kontakt mit der Flüssigkeit in der Kammer 32a
geraten kann, um eine Sensormessung vornehmen zu können, wie z.B. eine elektrochemische,
potentiometrische, amperometrische, eine optische Messung, eine gravimetrische oder
dergleichen. Ein solcher Sensor könnte vor Auslieferung der Mikrofluidvorrichtung
20 im Zuge der Herstellung bereits angebracht werden oder erst nach Auslieferung beim
Kunden montiert werden. Insbesondere ist es möglich, dass die Mikrofluidvorrichtung
20 ein Wegwerfprodukt darstellt, wohingegen der Sensor mehrmals verwendet wird. Auch
die Anzahl der Kanalstrukturen beträgt hier lediglich exemplarisch nur drei und kann
auch mehr sein.
[0029] Fig. 4 zeigt nun eine Seitenschnittansicht der Mikrofluidvorrichtung von Fig. 3.
Wie es zu sehen ist, wird die Öffnung 34 in der Folie 28 von einem Deckel auf einer
der Bauteiloberfläche 26 gegenüberliegenden Seite geschlossen, wobei der Deckel in
dem Fall von Fig. 4 eine poröse Membran 42 ist. Die poröse Membran 34 kann ein Ausgasen
von Überschussluft ermöglichen. Die poröse Membran 42 kann insbesondere aus einem
Material bestehen oder eine Oberfläche aufweisen, die der Öffnung 34 in der Folie
28 zugewandt ist, das mit Wasser einen Kontaktwinkel größer 90° bildet bzw. wasserabweisend
ist. Natürlich könnte das Material auch so gebildet sein, dass es zusätzlich oder
alternativ mit anderen Materialen einen Kontaktwinkel größer 90° bildet.
[0030] Wie im vorhergehenden erwähnt ist die Folie 28 vorzugsweise dünn ausgestaltet. Im
Zusammenhang mit der porösen Membran bietet es zusätzlich zu der Verringerung der
Baugröße einen Vorteil, wenn die Folie dünner ausgestaltet ist: aufgrund des an dieser
Stelle im Gegensatz zu den Kanalstrukturen verringerten Flussquerschnitts im Bereich
zwischen Membran 42 und Oberfläche 26, erhöht sich lokal der Druck, was das Ausgasen
über die Membran 42 fördert. Beispielsweise ist der Flussquerschnitt des Durchflusspfades
im Bereich der Öffnung 34 kleiner als der durchschnittliche Querschnitt der Kanäle
der Kanalstrukturen (d.h. exklusive der Kammern), wie z.B. kleiner als 80% oder sogar
kleiner als 50% des letztgenannten. Zudem verhindert eine zu große Dicke der Folie
28 im Bereich der Öffnung 34, dass Gasblasen ohne Berührung der Membran 42 den Bereich
der Öffnung 34 passieren können, sodass selbige einem Entweichen über die Membran
42 entgingen, oder anders ausgedrückt fördert eine geringere Dicke die Wahrscheinlichkeit,
dass eine Gasblase die Membran berührt, was den Wirkungsgrad der Entgasung fördert.
[0031] Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass, obwohl Fig. 3 zeigt, dass die Folie
28 die Oberfläche 26 ganzflächig bzw. zu einem Teil bedeckt, so dass die Kanalstrukturen
24a - 24c, soweit deren Öffnung zu deren Oberfläche 26 betroffen ist, vollständig
abgedeckt werden, dies nicht unbedingt notwendig ist. Ähnliches gilt für die poröse
Membran 42. Diese kann natürlich ganzflächig über die Folie 28 hinweg gebildet sein
bzw. an ihr angefügt sein, aber es ist natürlich ebenfalls möglich, dass sie nur geringfügig
über den Rand der Öffnung 34 hinausragt.
[0032] Wie es in Fig. 3 gezeigt ist, kann die Folie 20 auch weitere Öffnungen 44 aufweisen.
Die in Fig. 3 exemplarisch gezeigte Öffnung 44 ist in dem zusammengefügten Zustand
zu der Kammer 32c ausgerichtet. In Fig. 5a ist gezeigt, dass die so entstehende Öffnung
nach oben exemplarisch dazu verwendet werden kann, sich in der Kammer 32c befindliche
Flüssigkeit aus derselben zu verdrängen. Wie es in dem Ausführungsbeispiel von Fig.
5a zu sehen ist, ist hierzu eine verformbare Membran 46 dazu vorgesehen, die Öffnung
44 auf einer der Oberfläche 26 abgewandeten Seite der Folie 28 abzudecken. Ein Aktuator
48 ist vorgesehen, um die Membran in die Öffnung 44 bzw. die Kammer 32c zu drücken.
Obwohl der Aktuator auch anderes ausgestaltet sein könnte, wie z.B. mittels eines
Piezoelementes oder dergleichen, ist in Fig. 5a eine Variante dargestellt, wonach
der Aktuator 48 an einer den Bauteil 22 abgewandten Seite so an die Folie 28 oder
die verformbare Membran 46 montiert ist, so dass auf einer der Öffnung 44 abgewandeten
Seite der verformbaren Membran 46 eine abgeschlossene Kammer 50 gebildet wird, in
der sich eine Substanz, wie z.B. Wasser befindet, die durch Elektrolyse mittels in
der Kammer 50 befindlichen Elektroden 52 chemisch von einem flüssigen in einen gasförmigen
Zustand umgewandelt wird, wodurch die dadurch resultierende Dichteverringerung und
Ausdehnung eine Kraft auf die verformbare Membran 46 ausübt, die sich daraufhin in
die Öffnung 44 bzw. Kammer 32c hinein ausbeult und dort Flüssigkeit verdrängt. Die
verformbare Membran 46 ist beispielsweise eine flexible Membran, die dazu tendiert,
wieder ihren ursprünglichen Zustand einzunehmen. Wie es in Fig. 5a gezeigt ist, kann
der Aktuator beispielsweise durch eine Mehrschichtanordnung aus mehreren Schichten
54a und 54b gebildet sein, wie zum Beispiel eine Mehrschichtplatine, und zwar beispielsweise
mit einer Abstandshalterschicht 54b mit einer Aussparung für die Kammer 50 und einen
die Elektroden 52 aufweisenden Schicht 54a, wobei sich die Abstandshalterschicht 54b
zwischen der Schicht 54a und dem Substrat 22 befindet.
[0033] In Fig. 3 ist mit einer gestrichelten Linie 56 angedeutet, dass es möglich ist, dass
sich die flexible Membran 46 und/oder die Mehrschichtanordnung 54 lateral nur auf
einer Seite befindet, wohingegen die andere Seite der Linie 56 von der porösen Membran
42 bedeckt wird.
[0034] Fig. 5b zeigt ein zur Fig. 5a alternatives Ausführungsbeispiel. Bei dem Ausführungsbeispiel
von Fig. 5b weist bereits die Folie 28 eine ausreichend hohe Verformbarkeit auf, um
zur Verdrängung des in der Kammer 32c befindlichen Flüssigkeitsinhalts durch den Aktuator
48 in Richtung der Kammer 32c gedrückt zu werden. Gemäß dem Ausführungsbeispiel von
Fig. 5b kann somit die Öffnung 44 fehlen und der Aktuator 48 direkt auf die Folie
28 auf einer dem Bauteil 22 abgewandten Seite derselben montiert sein.
[0035] Fig. 6 zeigt eine bereits im Vorhergehenden angesprochene Alternative zu Fig. 3,
wonach als Deckel ein weiteres Bauteil 56 verwendet wird. Insbesondere zeigt Fig.
6, dass es möglich ist, dass die Kanalstrukturen 24a-24c einer Mikrofluidvorrichtung
gemäß Ausführungsbeispielen nicht etwa alle in einem einzigen Bauteil 22 vorgesehen
sind, sondern das dieselben in mehren Bauteilen verteilt gebildet sind. Fig. 6 zeigt
exemplarisch deshalb ein modifiziertes Bauteil 22', das sich von demjenigen aus Fig.
3 dadurch unterscheidet, dass die Kanalstruktur 24c in dem Bauteil 22' fehlt. Diese
Kanalstruktur 24c ist vielmehr in dem zusammengefügten Zustand, wie er in Fig. 6 dargestellt
ist, spiegelbildlich zu ihrer ursprünglichen Position im Bauteil 22'relativ zu der
Ebene der Folie 28 in dem Bauteil 56 gebildet, und zwar in einer Bauteiloberfläche
58 desselben, mit welcher das Bauteil 56 an die dem Bauteil 22' abgewandte Seite der
Folie 28 angefügt ist. Das Bauteil 56 besitzt beispielsweise die gleichen Abmessungen
wie das Bauteil 42', d.h. ist beispielsweise ebenfalls substrat- beziehungsweise quaderförmig.
Die Öffnung 34 in der Folie 28 verbindet somit Kanalstrukturen in unterschiedlichen
Bauteilen 22'beziehungsweise 56, nämlich den Kanal 30a mit dem Kanal 30c in dem Bauteil
56. Bei dem Ausführungsbeispiel von Fig. 6 sind ähnliche Vorteile im Bezug auf die
Kanalstrukturverbindungskombinationen erzielbar, wie es bei dem Ausführungsbeispiel
von Fig. 3 beziehungsweise 7 der Fall war, wobei allerdings, wie es Bezug nehmend
auf Fig. 4 beschrieben worden ist, die Ausgestaltung gemäß Fig. 3 die Möglichkeit
der Verwendung einer porösen Membran bietet, mit den damit verbundenen Vorteilen im
Bezug auf Ausgasung usw.
[0036] Bitte kurz zurückkehrend auf die Beschreibung der Fig. 1 und 2a - 2d, kann also eine
Lösung des bezüglich dieser Fig. dargestellten Problems dadurch erzielt werden, dass
eine Kombination aus einem Bauteil und einer Folie gemäß der Ausführungsbeispiele
von Fig. 3 - 7 verwendet wird.
[0037] Es sollte darauf hingewiesen werden, dass bei den Ausführungsbeispielen von Fig.
3 - 7 die Kanalstrukturen 24a - 24c, die Kombinationsweise miteinander zu verbinden
waren, jeweils einen Graben 30a - 30c aufwiesen, die zumindest über einen Abschnitt
60 (Fig. 7) parallel zueinander verliefen, d.h. derart, dass zumindest ein Kanal zu
einem anderen Kanal parallel verläuft. Insbesondere verlaufen über die Länge 60 hinweg
nicht alle Kanäle zueinander durchweg parallel. Die einzelnen Kanäle ragen von den
zwei Seiten längs der Kanalausbreitungsrichtung 62 mehr oder weniger in den Abschnitt
60 hinein. Diese Konfiguration ermöglichte es, dass längliche Öffnungen in der Folie
28 mit einer Längsrichtung 64 quer zur geraden Erstreckungsrichtung 62 mehr oder weniger
die Kanalstrukturen gezielt miteinander verbinden. Die Lage dieser Öffnungen 34 in
den Richtungen 62 und 64 und die Länge der Richtung 64 dieser Öffnungen bestimmt dann,
welche Kanalstrukturen miteinander verbunden werden.
[0038] Nachfolgend wird Bezug nehmend auf die Fig. 8 ein Ausführungsbeispiel für ein Bauteil
22 beschrieben, das fünf Kanalstrukturen 24a - 24e aufweist, die ebenfalls jeweils
einen Graben 30a-30e aufweisen, die über einen Abschnitt 60 hinweg entlang der Bauteiloberfläche
26 parallel zueinander verlaufen, sodass eine Vielzahl von Kanalstrukturverbindungskombinationsmöglichkeiten
bestehen, indem eine Öffnung 34 der Folie über der Bauteiloberfläche 26 mit einer
Längsrichtung 64 quer zur Grabenerstreckungsrichtung 62 innerhalb des Bereichs 60
in Lage und Länge der Öffnung 34 variiert wird, wie es Bezug nehmend auf Fig. 7 beschrieben
worden ist. Fig. 9a - 9d zeigen vier verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Schwarze
Pfeile in den Figuren zeigen Kanalstrukturen an, die über die jeweilige Öffnung 34
miteinander verbunden sind. Weiße Pfeile wurden für Kanalstrukturen verwendet, die
von den verbundenen Kanalstrukturen getrennt bleiben.
[0039] Wie es in Fig. 8 zu sehen ist, kann es sinnvoll sein, einige der Gräben der Kanalstrukturen,
hier die Gräben 30c und 30d kollinear aus gegenüberliegenden Richtungen in den Bereich
60 zu führen, und zwar mit einer Lücke 66 zwischen den selben, mit welcher dieselben
in der Erstreckungsrichtung 62 voneinander beabstandet sind, wobei die Lücke 66 in
Richtung 62 ausreichend groß ist, um beispielsweise die Breite einer der länglichen
Öffnungen 34 unterzubringen. Auf diese Weise ist es möglich, die Gräben 30a - 30e
der Kanalstrukturen 24a-24e in Richtung 64 möglichst nah aneinander zu bringen, wenn
es andererseits beispielsweise aus irgendwelchen Gründen nach keiner gewünschten Kanalstrukturverbindungsmöglichkeit
notwendig sein soll, dass auch die Kanalstrukturen der kollinear aufeinander zulaufenden
Gräben, hier die Kanalstrukturen 24c und 24b, miteinander verbunden sein sollen, wobei
natürlich auch dies grundsätzlich möglich wäre, in dem eine breitere Öffnung 34 verwendet
wird. Fig. 9a - 9d zeigen nun verschiedene Lagen der Öffnung 34 in der Folie 28. Die
Öffnungen 34 der Fig. 9a - 9d verbindet immer jeweils drei der Kanalstrukturen miteinander,
wie es in den Figuren gezeigt ist.
[0040] Fig. 10 zeigt ein zu dem Ausführungsbeispiel von Fig. 8 - 9d ähnliches Ausführungsbeispiel
einer Mikrofluidvorrichtung. Während in Fig. 10 der Zustand dargestellt ist, bei dem
die Folie und eine poröse Membran als Deckel noch nicht montiert sind, zeigen die
Fig. 11 und 12 jeweils den Zustand mit Folie, aber ohne Membran bzw. mit beidem. Fig.
13 zeigt eine Schnittdarstellung, in der die Öffnung 34 in der Folie zu sehen ist.
Das Ausführungsbeispiel der Fig. 10 - 13 entspricht somit dem Ausführungsbeispiel
der Fig. 3 in der Ausführung gemäß Fig. 4 und Fig. 5a und zeigt somit auch ein Beispiel,
wie eine Beschränkung des lateralen Ausdehnungsbereichs für die poröse Membran 42,
wie er durch die gestrichelte Linie 56 in Fig. 3 veranschaulicht worden ist, auch
aussehen kann. Bei dem Ausführungsbeispiel von Fig. 10 - 13 erstreckt sich die Folie
28 wiederum ganzflächig auf der Oberseite 26 des Bauteils 22. Die poröse Membran 42
hingegen erstreckt sich lediglich lateral im Innern der Ausnehmung in der Mehrschichtanordnung
des Aktuators 48. Die eigentlichen Aktuatororte des Aktuators 46 sind in Fig. 10 -
13 nicht gezeigt, aber können beispielsweise wie in Fig. 5a gezeigt gestaltet sein.
[0041] Gemäß obigen Ausführungsbeispielen kann somit als Folie eine einseitige Klebefolie
verwendet werden, wobei die Verwendung einer beidseitig klebenden Folie besonders
vorteilhaft sein kann. An der Aussparungsstelle 34 der Folie 28 kann ein Deckel vorgesehen,
um einen an dieser Stelle nach oben offenen Kanal zu schließen. Dieser Deckel kann,
wie es im Vorhergehenden beschrieben worden ist, ebenfalls in Form einer Folie gestaltet
sein. Der Deckel kann sich lateral auf die Aussparungsstelle beschränken. Er verschließt
die Aussparungsstelle von oben. Gemäß den oben beschriebenen Ausführungsformen mit
einer beidseitigen Klebefolie 28 kann an dieser Stelle der Deckel direkt aufgeklebt
werden. Der Deckel muss hier jedoch nicht vollständig geschlossen sein. Wie es im
Vorhergehenden beschrieben worden ist, kann der Deckel durch eine poröse Membran gebildet
sein. Dies ermöglicht ein Entweichen von ggf. von unerwünschten und ggf. im Kanalsystem
vorhandenen Gasblasen. Die poröse Membran kann zudem aus einem Material gebildet sein,
welches von der Flüssigkeit nicht benetzt wird. Ist die Flüssigkeit eine wasserbasierte
Flüssigkeit, so eignet sich hier besonders eine Membran mit einer Oberfläche oder
aus einem Material mit niedriger Oberflächenenergie. Beispiele hierfür sind Fluorpolymere,
wie z.B. PTFE, PVDF usw.
[0042] Insbesondere die leichte Kombinierbarkeit aus konfigurierbaren fluidischen Verbindungen
und Blasenfalle stellt einen weiteren Vorteil einiger oben beschriebener Ausführungsbeispiele
dar, da hierfür nur drei Teile benötigt werden, nämlich das feststehende Bauteil mit
Kanalsystem bzw. Reservoiren, die strukturierte Folie sowie die Deckelmembran.
[0043] Neben dem zuvor beschriebenen selektiven Verbinden von Kanälen kann auf die gezeigte
Art und Weise, beispielsweise auch eine Flüssigkeitsquelle (Reservoir), welche nicht
benötigt wird, abgetrennt werden. Das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn ein feststehendes
mikrofluidisches Teil, wie z.B. eines der Bauteile 22 der oben beschriebenen Ausführungsbeispiele,
eine Vielzahl von Reservoiren enthält, für eine bestimmte Anwendung jedoch nur ein
Teil hierfür benötigt wird. Würden in einem solchen Fall alle Reservoire mittels Kanäle
miteinander verbunden sein, so könnte Flüssigkeit die Luft in diesen Reservoiren komprimieren
und so in Richtung dieser leeren (weil nicht benötigten) Reservoire fließen. Bei den
oben genannten Ausführungsbeispielen kann das Problem dadurch gelöst werden, dass
die Reservoire eben nicht direkt mit dem Kanalsystem verbunden sind, sondern, wie
zuvor beschrieben, erst über eine "Brücke" in Form einer Aussparung mit einer Folie
miteinander verbunden werden. Für Anwendungen, wo diese Verbindung nicht notwendig
ist, wird eben die vor erwähnte Öffnung entsprechend so gestaltet, dass keine Anbindung
entsteht.
[0044] Bei den oben genannten Ausführungsbeispielen handelt es sich beispielsweise bei den
Kammern 32a, 32d und 32e um Reservoire und bei den Kammern 32c und 32b um Sensorstätten,
d. h. Orte, an denen Sensoren positioniert sind bzw. positionierbar sind.
[0045] Oben genannte Reservoire können auch mit Pumpen versehen sein. Solche Pumpen können
mittels Elektrolyse betrieben werden, wie es Vorhergehenden auch beschrieben wurde.
Die Elektrolyse erzeugt dabei ein Gas, nämlich in oben erwähnter Kammer 50, und verformt
eine Membran, nämlich die verformbare Membran 46, die sich angrenzend zu dem jeweiligen
Reservoir befindet. Die Membran kann sich dann in dieses Reservoir verwölben und das
darin enthaltene Fluid verdrängen. Sind mehrere dieser Reservoire über ein gemeinsames
Kanalsystem verbunden, welches letztlich in einem Auslass oder Abfallbehälter mündet,
und enthielte eines der Reservoire anstatt einer Flüssigkeit Luft, so könnte die aus
einem Reservoir mittels der Elektrolysepumpe gepumpte Flüssigkeit anstatt in Richtung
Auslass/Abfallbehälter in das leere (luftgehüllte) Reservoir fließen. Die einzige
Alternative zu obigen "Abtrennen" des Reservoirs mittels geeigneter Platzierung und
Ausgestaltung der Folie gemäß obiger Ausführungsbeispiele bestünde lediglich im Füllen
auch der nicht benutzten Reservoire, was jedoch einen zusätzlichen Material- und Fertigungsaufwand
bedeutete.
[0046] Die Membran 46, die in diesem Fall, vorzugsweise keine poröse Membran ist, sondern
vielmehr vorzugsweise eine sich beispielsweise plastisch verformende Membran, kann
sich bei Aufschlagung in einem Druck in Richtung des feststehenden Teils bzw. des
Bauteils 22 die Verbindung zwischen zwei Kanälen temporär oder dauerhaft unterbrechen.
Fig. 14 zeigt eine solche Alternative. Als Deckel für die Öffnung 34 wird die verformbare
Membran 46 verwendet, oberhalb welcher sich wiederum ein Aktuator 48 befindet. Der
Querschnitt des lateralen Pfades 70 durch die Öffnung 34 in der Folie 28 kann zumindest
reduziert werden oder der Pfad unterbrochen werden. Eine Einengung in dem Querschnitt
des Pfades 70 kann häufig ausreichend sein.
[0047] Fig. 15 zeigt eine weitere Alternative zu dem Ausführungsbeispiel von Fig. 14. Nach
dieser Alternative ist das Bauteil 22" zu dem Bauteil von Fig. 3 unterschiedlich gebildet,
nämlich dadurch, dass der Bereich der Oberfläche 26 zwischen den Kanälen 30a und 30c
in dem Bereich der Öffnung 34 um eine Tiefe abgesenkt ist, die kleiner ist als eine
Tiefe der Gräben 30a - 30c, so dass der Flusswiderstand eingestellt werden kann, die
sich bei gedrückter Membran 46 und bei nicht-gedrückter Membran 46 ergibt. Anstelle
einer Absenkung des Bereiches der Oberfläche 26, wie in Fig. 15 gezeigt, kann natürlich
auch eine Erhöhung vorhanden sein. Insgesamt lässt sich also durch die Ausführungen
nach Fig. 14 und 15 eine Ventilwirkung erreichen. Ein solcher Schritt kann beispielsweise
nach dem Befüllen eines Reservoirs geschehen, um dieses zu verschließen. Wird nun
die Flüssigkeit im Reservoir, wie z. B. mittels der oben beschriebenen Elektrolysepumpen,
mit einem ausreichend großen Druck beaufschlagt, so löst die Membran 46 wieder von
dem Bauteil 22 bzw. 22" und die Flüssigkeit kann das Reservoir in das Kanalsystem
vermittels des Pfades 70 in das Kanalsystem verlassen.
[0048] Das Beaufschlagen der Membran 46 mit einem Druck in Richtung des Bauteils 22 kann
auch als aktives Ventil benutzt werden, wenn beispielsweise unmittelbar oder mittelbar
der Druck eines mittels der Elektrolyse erzeugter Gasdruck ist. In diesem Fall muss
die Unterbrechung zwischen den Kanälen oder dem Kanal oder dem Reservoir nicht vollständig
sein, sondern kann ebenfalls als Vertiefung ausgebildet werden, die jedoch vorzugsweise
flacher als der anschließende Kanal ist, wie es bezugnehmend auf Fig. 15 gezeigt worden
ist, also mittels einer flachen Abschnitts in einem Kanal der Kanalstrukturen. Eine
solche Vertiefung muss auch nicht unbedingt zwischen getrennten Kanalstrukturen im
Sinne der Kanalstrukturen 24a - 24e vorhergehender Ausführungsbeispiele vorhanden
sein. Eine solche Vertiefung bzw. flache Stelle in den Gräben kann auch den vor erwähnten
Gräben 30a - 30c innerhalb einer einzelnen Kanalstruktur vorhanden sein, um eben,
wie erwähnt, den Fluss von einem entsprechenden Reservoir oder in ein entsprechendes
Reservoir zu steuern.
[0049] Obige Ausführungsbeispiele beschrieben somit Mikrofluidvorrichtungen, bei denen es
möglich war, verschiedene Mikrofluidvorrichtungen auf Basis eines feststehenden mikrofluidischen
Teils zu bilden, das für alle identisch ist. Dabei war es möglich, beispielsweise
von zwei Sensoren und zwei Flüssigkeitsquellen je eine/n über eine Brücke mit dem
Kanalsystem und einer weiteren Flüssigkeitsquelle zu verbinden. Das war beispielsweise
bei den Ausgestaltungen nach Fig. 9a und 9d der Fall, wo ungefüllte Pfeile andeuten,
dass hier keine Flüssigkeit fließen kann. Obige Ausführungsbeispiele zeigen auch Realisierungsvarianten,
mit einer porösen Membran als Blasenfalle. Ventile zum Verschließen, z. B. eines Reservoirs
können vorhanden sein, wie es im Vorhergehenden beschrieben worden ist.
[0050] Insbesondere beschrieben obige Ausführungsbeispiele somit auch ein mikrofluidisches
System, das zumindest ein Teil mit festgelegten Kanalstrukturen aufweist, wobei zumindest
zwei Kanalstrukturen im feststehenden Teil zunächst keine Verbindung miteinander aufweisen,
die Verbindung stattdessen dadurch hergestellt wird, dass eine Folie, welche die Kanalstrukturen
zumindest teilweise bedeckt, eine Öffnung aufweist, die mindestens zwei der nicht
verbundenen Kanalstrukturen im feststehenden Teil miteinander verbindet. Zwei im feststehenden
Teil nicht miteinander verbundene Kanalstrukturen können zu je einer alternativ bestückbaren
Position führen. Ferner kann das mikrofluidische System so gestaltet sein, dass zwei
im feststehenden Teil nicht miteinander verbundene Kanalstrukturen von einer anderen
Flüssigkeitsquelle bzw. Reservoir kommen. Es ist ebenfalls möglich, dass sich im feststehenden
Teil mindestens vier nicht miteinander verbundene Kanalstrukturen befinden, von denen
je drei mittels einer Aussparung in einer Folie verbunden werden können, um entweder
von zwei alternativen Sensorbereichen oder zwei alternativen Flüssigkeitsquellen eine
auszuwählen und mit einer weiteren Flüssigkeitsquelle zu verbinden. Schließlich ist
es aber ebenfalls möglich, dass im feststehenden Teil mindestens fünf nicht miteinander
verbundene Kanalstrukturen vorhanden sind, von denen drei mittels einer Aussparung
in einer Folie verbunden werden können, wobei eine feste Flüssigkeitsquelle mit einen
von zwei alternativen Sensorbereichen sowie einer von zwei alternativen Flüssigkeitsquellen
verbunden wird. Bei der Folie kann es sich um ein Klebeband handeln, wobei es sich
bei dem Klebeband wiederum um ein auf beide Seiten mit einer Klebeschicht versehendes
Klebeband handeln kann. Die Aussparung in der Folie kann mit einem Deckel verschlossen
sein. Dieser Deckel kann eine poröse Membran aufweisen. Das Material dieser Membran
kann aus einem Material bestehen oder mit selbigem beschichtet sein, das mit dem Kanalsystem
zu transportierenden Flüssigkeit einen Kontaktwinkel größer 90° bildet. Die poröse
Membran kann aus einem wasserabweisenden Material bestehen, wobei es sich bei dem
wasserabweisenden Material auch um ein Fluor enthaltendes Polymer handeln kann. Auf
der vom feststehenden Teil abgewandten Seite der Folie kann sich eine Membran befinden,
die durch Beaufschlagung mit einem Druck zumindest teilweise in die Aussparung der
Folie gedrückt werden kann. Dabei kann der für die Verformung notwendige Druck durch
Elektrolyse vom Wasser oder einer zumindest teilweise Wasser enthaltenden Flüssigkeit
hervorgerufen werden.
[0051] Bei der Herstellen einer Vielzahl von unterschiedlichen Mikrofluidvorrichtungen ist
es also gemäß obiger Ausführungsbeispiele möglich folgende Schritte zu verwenden:
Bereitstellen einer Vielzahl von zumindest einem Bauteil, in dem bzw. in denen Kanalstrukturen
gebildet sind, die zumindest teilweise zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche des zumindest
einen Bauteils offen sind, wobei die Vielzahl untereinander identisch ist; Bereitstellen
einer Vielzahl von Folien, die eine Öffnung aufweisen; Fügen einer ersten Teilmenge
der Vielzahl von zumindest einem Bauteil und einer ersten Teilmenge der Vielzahl von
Folien, so dass über die Öffnung in der jeweiligen Folie zumindest eine erste und
eine zweite der Kanalstrukturen miteinander verbunden sind, um erste Mikrofluidvorrichtungen
zu bilden; und Fügen einer zweiten Teilmenge der Vielzahl von zumindest einem Bauteil
und einer zweiten Teilmenge der Vielzahl von Folien, so dass über die Öffnung in der
jeweiligen Folie zumindest eine dritte und eine vierte der Kanalstrukturen miteinander
verbunden sind, um zweite Mikrofluidvorrichtungen zu bilden, wobei zumindest beim
Fügen der ersten Vielzahl das Fügen so durchgeführt wird, dass die dritte und vierte
Kanalstruktur nicht miteinander über die Folie verbunden sind, oder das Fügen der
zweiten Vielzahl so durchgeführt wird, dass die erste und zweite Kanalstruktur nicht
über die Folie miteinander verbunden werden, so dass sich die ersten und zweiten Mikrofluidvorrichtungen
in der Verbindung der Kanalstrukturen unterscheiden.
[0052] Bezugnehmend auf die vorhergehende Beschreibung wird nun darauf hingewiesen, dass
zur Erzielung der unterschiedlichen Kanalstrukturverbindungsmöglichkeiten nicht unbedingt
unterschiedliche Folien notwendig sind. Je nach gewünschter Kanalstruktur und Verbindungskombinationen,
kann es auch ausreichend sein, zueinander identische Folien auf identische Bauteile
aufzukleben, allerdings mit unterschiedlichen Positionen zueinander.
[0053] Obige Ausführungsbeispiele zeigten also unter anderem eine Mikrofluidvorrichtung
mit zumindest einem Bauteil 22, in dem bzw. in denen Kanalstrukturen 24a gebildet
sind, die zumindest teilweise zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche 26 des zumindest
einen Bauteils 22 offen sind; und einer Folie 28, die eine Öffnung 24; 34' aufweist,
über die zumindest eine erste und eine zweite der Kanalstrukturen 24a, 24c; 24a, 24b
miteinander verbunden sind, und die zumindest eine dritte der Kanalstrukturen an 24b;
24c der jeweiligen Bauteiloberfläche 26 zumindest teilweise verschließt, so dass dieselbe
nicht über die Öffnung 34; 34' mit der ersten und zweiten Kanalstruktur verbunden
ist. Die erste bis dritte Kanalstruktur können dabei in dem gleichen Bauteil gebildet
sein und sich jeweils in der Bauteiloberfläche desselben zumindest teilweise öffnen,
wobei die Folie die Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils so bedeckt, dass die erste
und zweite Kanalstruktur über einen lateral entlang der Bauteiloberfläche des gleichen
Bauteils und innerhalb der Öffnung in der Folie führenden Pfad miteinander verbunden
sind, während die dritte Kanalstruktur nicht an die Öffnung angrenzt. Der innerhalb
der Öffnung 24 in der Folie führende Pfad kann auf einer der Bauteiloberfläche 26
des gleichen Bauteils 22 abgewandten Seite mit einem Deckel verschlossen sein oder
mit einem weiteren des zumindest einen Bauteils. Der durch die Öffnung in der Folie
führende Pfad auf einer der Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils abgewandten Seite
mit einer verformbaren Membran als Deckel verschlossen ist Der durch die Öffnung 34
in der Folie 28 führende Pfad kann auf einer der Bauteiloberfläche 26 des gleichen
Bauteils 22 abgewandten Seite mit einer porösen Membran 42 als Deckel verschlossen
sein. Insbesondere kann der durch die Öffnung in der Folie führende Pfad auf einer
der Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils abgewandten Seite mit einer verformbaren
Membran als Deckel verschlossen sein. Die Mikrofluidvorrichtung kann ferner einen
Aktuator zum Drücken der verformbaren Membran in die Öffnung aufweisen. Die erste
bis dritte Kanalstruktur 24a können Vertiefungen in der Bauteiloberfläche des gleichen
Bauteils aufweisen, die von der Folie zumindest teilweise abgedeckt sind. Die Vertiefungen
können Gräben 30a und/oder Schächte 32a umfassen, um zusammen mit der Folie Kanäle
bzw. Kammern zu bilden. Es ist ferner möglich, dass die Folie verformbar ist, und
die Mikrofluidvorrichtung ferner einen Aktuator zum Drücken der Folie in eine Vertiefung
des zumindest einen Bauteils an der jeweiligen Bauteiloberfläche aufweist, in der
die Vertiefung gebildet ist, wobei die Vertiefung Teil der Kanalstrukturen ist. Die
Folie 28 kann eine selbstklebende Folie sein. Die Folie 28 kann auch eine beidseitig
selbstklebende Folie sein. Ein Aktuator 48 kann ausgebildet sein, um eine zum Drücken
notwendige Kraft durch Elektrolyse von Wasser oder einer zumindest teilweise Wasser
enthaltenden Flüssigkeit zu erzeugen.
1. Mikrofluidvorrichtung mit:
zumindest einem Bauteil (22), in dem bzw. in denen Kanalstrukturen (24a) gebildet
sind, die zumindest teilweise zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche (26) des zumindest
einen Bauteils (22) offen sind; und
einer Folie (28), die eine Öffnung (24; 34') aufweist, über die zumindest eine erste
und eine zweite der Kanalstrukturen (24a, 24c; 24a, 24b) miteinander verbunden sind,
und die zumindest eine dritte der Kanalstrukturen an (24b; 24c) der jeweiligen Bauteiloberfläche
(26) zumindest teilweise verschließt, so dass dieselbe nicht über die Öffnung (34;
34') mit der ersten und zweiten Kanalstruktur verbunden ist,
wobei die erste bis dritte Kanalstruktur in dem gleichen Bauteil gebildet sind und
sich jeweils in der Bauteiloberfläche desselben zumindest teilweise öffnen, wobei
die Folie die Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils so bedeckt, dass die erste und
zweite Kanalstruktur über einen lateral entlang der Bauteiloberfläche des gleichen
Bauteils und innerhalb der Öffnung in der Folie führenden Pfad miteinander verbunden
sind, während die dritte Kanalstruktur nicht an die Öffnung angrenzt,
wobei die Kanalstrukturen jeweils einen Grabenabschnitt aufweisen, die über eine Längenabschnitt
(60) hinweg entlang einer gemeinsamen Erstreckungsrichtung (62) in der Bauteiloberfläche
des gleichen Bauteils gebildet sind und von einer und/oder zwei Seiten in den Längenabschnitt
(60) unterschiedlich hineinragen, so dass eine Variation der Öffnung (34) in der Folie
(28) in ihrer Lage entlang der Erstreckungsrichtung (62) und entlang einer Längsrichtung
(64) quer zu der Erstreckungsrichtung (62) und ihrer Länge entlang der Längsrichtung
(64) zu mindestens vier unterschiedlichen Kanalstrukturverbindungskombinationen führt.
2. Mikrofluidvorrichtung gemäß Anspruch 1, bei der das zumindest eine Bauteil (22) ein
Spritzgussbauteil ist.
3. Mikrofluidvorrichtung gemäß Anspruch 1 oder 2, bei der die erste bis dritte Kanalstruktur
(24a) Vertiefungen in der Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils aufweisen, die von
der Folie zumindest teilweise abgedeckt sind,
wobei der durch die Öffnung (34) in der Folie (28) führende Pfad auf einer der Bauteiloberfläche
(26) des gleichen Bauteils (22) abgewandten Seite mit einer porösen Membran (42) als
einem Deckel verschlossen ist, und
wobei der durch die Öffnung (34) in der Folie (28) führende Pfad einen gegenüber der
ersten bis dritten Kanalstruktur verringerten Flussquerschnitt aufweist, so dass durch
eine lokale Druckerhöhung das Ausgasen über die poröse Membran (42) gefördert wird.
4. Mikrofluidvorrichtung gemäß Anspruch 3, bei der eine Dicke der Folie (28) so klein
ist, dass verhindert wird, dass Gasblasen ohne Berührung der porösen Membran (42)
den Pfad passieren können.
5. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 3 und 4, bei der die poröse Membran
(42) aus einem Material besteht oder eine Oberfläche aufweist, das mit Wasser einen
Kontaktwinkel größer 90° bildet.
6. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 3 bis 5, bei der die poröse Membran
aus einem Fluor enthaltenden Polymer besteht oder damit beschichtet ist.
7. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, bei der die Bauteiloberfläche
des gleichen Bauteils (22) eben ist.
7. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, bei der die Folie (28) an
die Bauteiloberfläche (26) des gleichen Bauteils (22) geklebt ist.
8. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, bei der die Folie eine weitere
Öffnung (34') aufweist, die auf einer dem gleichen Bauteil (22) abgewandten Seite
durch eine verformbare Membran (46) abgeschlossen ist, wobei die Mikrofluidvorrichtung
ferner einen Aktuator zum Drücken der verformbaren Membran in die weitere Öffnung
aufweist, wobei unterhalb der weiteren Öffnung ein flacher Teil einer der ersten bis
dritten Kanalstrukturen verläuft, so dass durch die Verformung eine Durchflussrate
durch den flachen Teil verringert werden kann.
9. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 3 bis 5, bei der die Vertiefungen
Gräben (30a)und/oder Schächte (32a) umfassen, um zusammen mit der Folie Kanäle bzw.
Kammern zu bilden.
10. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, bei der die erste bis dritte
Kanalstruktur (24a) zueinander keine fluidische Verbindung innerhalb des ersten Bauteils
(22) aufweist.
11. Mikrofluidvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Folie
(28) eine selbstklebende Folie ist.
12. Verfahren zum Herstellen einer Mikrofluidvorrichtung, mit folgenden Schritten:
Bereitstellen zumindest eines Bauteils, in dem bzw. in denen Kanalstrukturen gebildet
sind, die zumindest teilweise zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche des zumindest
einen Bauteils offen sind;
Bereitstellen einer Folie, die eine Öffnung aufweist; und
Zusammenfügen des zumindestens einen Bauteils und der Folie, so dass zumindest eine
erste und eine zweite der Kanalstrukturen miteinander über die Öffnung verbunden sind,
und die Folie zumindest eine dritte der Kanalstrukturen an der jeweiligen Bauteiloberfläche
zumindest teilweise verschließt, so dass dieselbe nicht über die Öffnung mit der ersten
und zweiten Kanalstruktur verbunden ist,
wobei das Bereitstellen des zumindest einen Bauteils so durchgeführt wird, dass die
erste bis dritte Kanalstruktur in dem gleichen Bauteil gebildet sind und sich jeweils
in einer Bauteiloberfläche desselben zumindest teilweise öffnen, wobei das Fügen ein
Kleben der Folie auf die Bauteiloberfläche des gleichen Bauteils aufweist, derart,
dass die erste und zweite Kanalstruktur über einen lateral entlang der Bauteiloberfläche
des gleichen Bauteils und innerhalb der Öffnung in der Folie führenden Pfad miteinander
verbunden sind und die dritte Kanalstruktur nicht an die Öffnung angrenzt.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, bei dem die Folie eine selbstklebende Folie ist und
das Kleben lediglich ein Applizieren der Folie auf die Bauteiloberfläche des gleichen
Bauteils aufweist.
14. Verfahren zum Herstellen einer Vielzahl von unterschiedlichen Mikrofluidvorrichtungen,
mit folgenden Merkmalen:
Bereitstellen einer Vielzahl von Bauteilen, in dem Kanalstrukturen gebildet sind,
die zumindest teilweise zu einer jeweiligen Bauteiloberfläche des zumindest einen
Bauteils offen sind, wobei die Vielzahl untereinander identisch ist;
Bereitstellen einer Vielzahl von Folien, die eine Öffnung aufweisen;
Fügen einer ersten Teilmenge der Vielzahl von Bauteilen und einer ersten Teilmenge
der Vielzahl von Folien, so dass über die Öffnung in der jeweiligen Folie zumindest
eine erste und eine zweite der Kanalstrukturen miteinander verbunden sind, um erste
Mikrofluidvorrichtungen zu bilden; und
Fügen einer zweiten Teilmenge der Vielzahl von Bauteilen und einer zweiten Teilmenge
der Vielzahl von Folien, so dass über die Öffnung in der jeweiligen Folie zumindest
eine dritte und eine vierte der Kanalstrukturen miteinander verbunden sind, um zweite
Mikrofluidvorrichtungen zu bilden,
wobei zumindest beim Fügen der ersten Vielzahl das Fügen so durchgeführt wird, dass
die dritte und vierte Kanalstruktur nicht miteinander über die Folie verbunden sind,
oder das Fügen der zweiten Vielzahl so durchgeführt wird, dass die erste und zweite
Kanalstruktur nicht über die Folie miteinander verbunden werden, so dass sich die
ersten und zweiten Mikrofluidvorrichtungen in der Verbindung der Kanalstrukturen unterscheiden.
15. Verfahren gemäß Anspruch 14, bei der sich die erste Teilmenge von Folien von der
zweiten Teilmenge von Folien in einer Lage und/oder einer Länge der Öffnung unterscheidet.