[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zur Überwachung eines
Flüssigkeitsdosierungsvorgangs bei Kolbenhubpipetten sowie eine Pipettenspitze für
eine derartige Vorrichtung sowie ein derartiges Verfahren.
Stand der Technik
[0002] Insbesondere elektronische Kolbenhubpipettiersysteme haben sich in den letzten Jahren
in ihrer Form und Gestaltung nicht besonders verändert und sind kaum neuen Umgebungsbedingungen
angepasst worden. Bekannte Kolbenhubpipettiersysteme haben üblicherweise eine Anordnung,
wie diese in den Figuren 1a und 1b dargestellt ist. Die Kolbenhubpipette 1 umfasst
eine Pipettenspitze 2, ein Pipettengehäuse 3 sowie einen innerhalb des Pipettengehäuses
3 in Richtung K verschiebbaren Kolben 4. Möglichen Fehlereinflüsse beim Pipettieren
können sehr unterschiedliche Auswirkungen haben, von denen die wichtigsten folgenden
Einfluss haben:
Wenn die Kolbenhubpipette tropft liegt eine Undichtigkeit vor. Die Ursache dieser
Undichtigkeit kann in einer losen Pipettenspitze, in einer ungeeigneten Pipettenspitze,
in einem zerkratzten Arbeitskonus oder in sonstigen defekten Dichtungen liegen. Solche
Fehler sind sehr gravierend und treten relativ häufig auf, und zwar bis zu 50%. Die
durch alle anderen Einflüsse verursachten Fehler, wie ungleicher Kraftverlauf, Temperaturunterschiede,
Luftfeuchtigkeit und der barometrische Druck liegen im kleinen einstelligen Prozentbereich.
Die Druckschrift DE 101 48 608 offenbart ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Überwachung des Flüssigkeitsdosierungsvorganges
bei Kolbenhubpipetten. Bei dieser bekannten Vorrichtung wird ein Drucksensor verwendet,
der bei Anhebung des Kolbens den Druckverlauf während des Pipettierens im Immenraum
der Kolbenhubpipette beziehungsweise in deren Volumen V anzeigt. Diese bekannte Vorrichtung
kann zwar grobe Undichtigkeiten detektieren, weist jedoch eine gewisse Fehleranfälligkeit
auf, und kann z.B. auch nicht unterscheiden, ob Schaum oder Luft ansaugt werden.
Darstellung der Erfindung
[0003] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung die Zuverlässigkeit des Flüssigkeitsdosierungsvorgangs
bei Kolbenhubpipetten zu verbessern, insbesondere indem die noch möglichen Fehler
reduziert werden.
[0004] Diese Aufgabe wird gelöst mit einer Vorrichtung für Kolbenhubpipetten aufweisend
die Merkmale von Anspruch 1. Die Unteransprüche 2 bis 8 betreffen weitere, vorteilhafte
Ausführungsformen. Die Aufgabe wird weiter gelöst mit einem Verfahren zum Betrieb
einer Kolbenhubpipette aufweisend die Merkmale von Anspruch 9. Die Unteransprüche
10 bis 12 betreffen weitere vorteilhafte Verfahrensschritte. Die Aufgabe wird weiter
gelöst durch die Verwendung von Pipettenspitzen gemäss Anspruch 13.
[0005] Die Aufgabe wird insbesondere gelöst mit einer Vorrichtung für eine Kolbenhubpipette
zum Erfassen eines Pipettiervolumens und/oder des Eintauchens in eine Flüssigkeit,
umfassend eine Kolbenhubpipette mit einer Pipettenspitze, sowie umfassend einen Aktuator
und eine Ansteuerungsvorrichtung, wobei die Pipettenspitze als Teil eines Helmholtz-Resonators
ausgestaltet ist, indem die Pipettenspitze einen halsförmigen Abschnitt mit einer
Pipettenhalslänge L aufweist, und indem der halsförmige Abschnitt in eine Pipettenspitzenöffnung
mit Querschnittfläche A mündet, und wobei die Pipettenspitze und die Kolbenhubpipette
ein gemeinsames Volumen V umschliessen, und wobei der Aktuator ausgestaltet ist zur
Erzeugung einer Anregungskreisfrequenz ω im Bereich von

wobei c der Schallgeschwindigkeit entspricht, und wobei die Ansteuervorrichtung eine
Änderung der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators erfasst.
[0006] Die Aufgabe wird zudem insbesondere gelöst mit einem Verfahren für eine Kolbenhubpipette
zum Erfassen eines Pipettiervolumens und/oder des Eintauchens der Kolbenhubpipette
in eine Flüssigkeit, wobei die Kolbenhubpipette eine Pipettenspitze umfasst, und wobei
die Pipettenspitze als Teil eines Helmholtz-Resonators ausgestaltet ist, indem die
Pipettenspitze einen halsförmigen Abschnitt mit einer Pipettenhalslänge L aufweist,
und indem der halsförmige Abschnitt in eine Pipettenspitzenöffnung mit Querschnittfläche
A mündet, und wobei die Pipettenspitze und die Kolbenhubpipette ein gemeinsames Volumen
V umschliessen, und wobei das Volumen V mit einer Anregungskreisfrequenz ω im Bereich
von

angeregt wird, und wobei eine Veränderung der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators detektiert wird.
[0007] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der elektronischen Messungen
von physikalischen und geometrischen Grössen, wie z.B. Volumen, Dichtigkeit, Füllungsgrad
und Dichte. Ebenfalls kann ein weites Gebiet von Zuständen gemessen werden. Es handelt
sich um eine Integration von Sensoren, Auswerteelektronik und Aktuatoren. Dabei können
die Materialzusammensetzung und die Geometrie des Kontrollsystems beliebig sein und
nach den zu wandelnden physikalischen oder geometrischen Grössen angepasst werden.
[0008] Ein Ziel der vorliegenden Erfindung ist, mit einer Vorrichtung für Kolbenhubpipetten
die heute häufig auftreten Fehlereinflüsse beim Pipettieren möglichst zu reduzieren
oder ganz zu beseitigen. Insbesondere kann heute fast überhaupt nicht unterschieden
werden, ob die Eintauchspitze rein in der zu pipettierenden Flüssigkeit eingetaucht
ist, oder ob sie noch im Schaum auf der Oberfläche ist.
[0009] Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist zudem den Vorteil auf, dass durch die Verwendung
von miniaturisierten elektrischen Komponenten und mechanischen Bauteilen es möglich
ist die erforderliche Vorrichtung, insbesondere den Aktuator und gegebenenfalls den
Sensor, so klein zu gestalten, dass diese sich in das Pipettiersystems integrieren
beziehungsweise in die Kolbenhubpipette einbauen lassen, was bezüglich der erfindungsgemässen
Vorrichtung den zusätzlichen Vorteil ergibt, dass die Anzahl Kolbenhubpipetten pro
Fläche beträchtlich erhöht werden kann. Die heute eingesetzten Überwachungsdrucksensoren
erfordern erheblichen Platz.
[0010] Die erfindungsgemässe Vorrichtung für eine Kolbenhubpipette macht sich die physikalischen
Eigenschaften eines Helmholtz-Resonators zu nutzen. Daher ist es erforderlich, dass
die Kolbenhubpipette sowie deren Pipettenspitze derart ausgestaltet und gegenseitig
angepasst angeordnet sind, dass diese einen Helmholtz-Resonator ausbilden. Die Pipettenspitze
ist als Teil eines Helmholtz-Resonators ausgestaltet, indem die Pipettenspitze einen
halsförmigen Abschnitt mit einer Pipettenhalslänge L aufweist, und indem der halsförmige
Abschnitt in eine Pipettenspitzenöffnung mit Querschnittfläche A mündet. Die Pipettenspitze
und die Kolbenhubpipette umschliessen ein gemeinsames Volumen V. Ein Helmholtz-Resonator
weist eine ausgeprägte Resonanzfrequenz beziehungsweise Resonanzkreisfrequenz auf,
wobei die Resonanzfrequenz unter anderem von der Querschnittfläche A und vom Volumen
V abhängt. Ein Verschliessen der Querschnittfläche A beim Eintauchen der Pipettenspitze
hat eine sprunghafte Änderung der Eigenresonanz zur Folge. Eine Veränderung des Volumen
V hat ebenfalls eine Änderung der Eigenresonanz zur Folge, sodass es über die Bestimmung
der Änderung der Eigenresonanz möglich ist das Eintauchen der Pipettierspitze in eine
Flüssigkeit zu erfassen oder eine Pipettiervolumen zu erfassen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Die zur Erläuterung der Ausführungsbeispiele verwendeten Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1a
- einen Längsschnitt durch eine bekannte Kolbenhubpipette;
- Fig. 1b
- einen Längsschnitt durch eine weitere bekannte Kolbenhubpipette;
- Fig. 2a
- ein Längsschnitt durch eine Pipettenspitze;
- Fig. 2b
- ein Längsschnitt durch eine Pipettenspitze sowie ein darunter angeordneter Flüssigkeitsbehälter;
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch eine Kolbenhubpipette;
- Fig. 4a bis 4c
- Längsschnitte durch eine Kolbenhubpipette bei unterschiedlichen Verfahrenszuständen;
- Fig. 5
- einen Längsschnitt durch einen Aktuator;
- Fig. 6
- einen Längsschnitt durch einen Sensor;
- Fig. 7a
- einen Längsschnittes durch ein weiteres Ausführungsbeispiel eines im Pipettengehäuse
angeordneten Aktuators;
- Fig. 7b
- eine Draufsicht auf den Aktuator von aussen;
- Fig. 8
- schematisch eine Ansicht eines Helmholtz-Resonators.
Grundsätzlich sind in den Zeichnungen gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0012] Fig. 8 zeigt schematisch eine Ansicht eines Helmholtz-Resonators 13 mit einem Hohlkörper
13c mit Volumen V, einem halsförmigen Abschnitt 13a mit Länge L und eine Öffnung 13b
mit Querschnittsfläche A. Solch ein Helmholtz-Resonator ist ein Absorber, der aufgrund
seines resonanten Verhaltens dem sich ausserhalb des Helmholtz-Resonators befindlichen
Schallfeld Energie entzieht. Durch die Elastizität des Luftvolumens im Inneren des
Hohlkörpers in Kombination mit der trägen Masse der sich im halsförmigen Abschnitt
befindlichen Luft entsteht ein mechanisches Masse-Feder-System mit einer ausgeprägten
Eigenresonanz. Ein Helmholtz-Resonator weist daher eine ausgeprägte Resonanzkreisfrequenz
ω
0 auf, welche sich wie folgt berechen lässt

wobei c der Schallgeschwindigkeit entspricht.
[0013] Es wurde nun überraschenderweise erkannt, dass ein Helmholtz-Resonators 13 zur Überwachung
eines
Flüssigkeitsdosierungsvorgangs bei Kolbenhubpipetten geeignet ist, wenn die Kolbenhubpipette
und die Pipettenspitze derart gegenseitig ausgeformt werden, dass diese zusammen einen
Helmholtz-Resonator 13 ausbilden, und wenn ein Aktuator verwendet wird, der das Volumen
V im Helmholtz-Resonator 13 zum Schwingen anregt.
[0014] Die Figuren 2a und 2b zeigen je in einem Längsschnitt ein Ausführungsbeispiel einer
Pipettenspitze 2 umfassend einen ersten
Abschnitt 2a sowie einen halsförmigen Abschnitt 2c, der eine Länge L aufweist und
in eine Pipettenspitzenöffnung 2d mit Querschnittfläche A mündet. In den beiden dargestellten
Ausführungsbeispielen ist der halsförmige Abschnitt 2c hohlzylinderförmig ausgestaltet.
Der halsförmige Abschnitt 2c kann in einer Vielzahl von Möglichkeiten ausgestaltet
sein, und könnte auch zum Beispiel gekrümmt verlaufen oder einen eckigen Innenquerschnitt,
beispielsweise einen viereckigen Innenquerschnitt aufweisen. Die in Figur 2a dargestellte
Pipettenspitze 2 umfasst zudem einen konisch verlaufenden Übergangsabschnitt 2b. Der
Innenraum der Pipettenspitzen 2 bildet ein erstes Teilvolumen V
1.
[0015] Figur 3 zeigt in einem Längsschnitt eine Kolbenhubpipette 1, welche im Wesentlichen
aus zwei Teilen besteht, einem Pipettengehäuse 3 mit darin in Richtung K verschiebbar
gelagertem Kolben 4 mit Kolbenstange 5 und einer separaten Pipettenspitze 2, die ähnlich
ausgestaltet ist wie bereits in Figur 2b dargestellt. Der Innenraum der Kolbenhubpipette
1 bildet ein zweites Teilvolumen V
2. Die Pipettenspitze 2 kann, wie in Figur 4a dargestellt, auf das Pipettengehäuse
3 aufgesteckt werden, und ist vorzugsweise lösbar mit dem Pipettengehäuse 3 verbunden,
vorzugsweise derart, dass zwischen der Pipettenspitze 2 und dem Pipettengehäuse 3
eine Fluid dichte Verbindung besteht. Die Pipettenspitze 2 und die Kolbenhubpipette
1 umschliessen somit ein gemeinsames Volumen V, wobei zusammen mit der Pipettenspitze
2 ein Helmholtz-Resonator 13 ausgebildet wird, mit einem halsförmigen Abschnitt 2c
der Länge L und einer Austrittsöffnung 2d mit Querschnittfläche A. Die Kolbenhubpipette
1 könnte auch derart ausgestaltet sein, dass das Pipettengehäuse 3 fest und unlösbar
mit der Pipettenspitze 2 verbunden ist, wobei das Pipettengehäuse 3 und die Pipettenspitze
2 auch gemeinsam aus einem einzigen Teil bestehen könnten und z.B. aus Glas oder einem
Kunststoff gefertigt sind.
[0016] In den Figuren 3 sowie 4a bis 4c ist im Innenraum des Pipettengehäuses 3 ein als
Schwingungserreger ausgestalteter Aktuator 9 angeordnet, um im gemeinsamen Volumen
V eine Schwingung beziehungsweise eine Schallwelle zu erzeugen. Der Aktuator 9 ist
aussen zylinderförmig ausgestaltet und liegt am Pipettengehäuse 3 an. Der Aktuator
9 ist innen sich konisch gegen unten erweiternd ausgestaltet. Im Pipettengehäuse 3
ist zudem ein Sensor 10 angeordnet, der ringförmig ausgestaltet ist und an dem Innenrand
des Pipettengehäuses 3 anliegt. Der Aktuator 9 sowie der Sensor 10 sind über elektrische
Leitungen 11a mit einer Ansteuervorrichtung 11 verbunden.
[0017] Vorteilhafterweise wird, wie in Figur 4a dargestellt, am Volumen V ein sogenannter
Schwingungserreger 9 angebracht, der sowohl seitlich als auch in Rohrbauform auf das
Volumen V wirkt. Der Schwingungserreger 9 kann wie dargestellt in einer konusförmigen
Ausführung mit dem Volumen V kombiniert werden, was zusätzlich ermöglicht den hydrostatischen
Gegendruck der aufsteigenden Flüssigkeit zu messen.
[0018] Das erfindungsgemässe Kontrollsystem für Kolbenhubpipettierungen liefert in dieser
Art erstmalig Information über das exakte Eintauchen in die eigentliche Flüssigkeit,
auch dann, wenn eine undefinierte Oberfläche mit sich darauf befindlichem Schaum vorliegt.
In Figur 4a ist die Pipettieranordnung mit den einzelnen Komponenten dargestellt.
In einer derartigen Konfiguration, bestehend aus dem Volumen V, dem Hals L und der
Öffnung A der Pipettenspitze 2d kann man eine bis heute für Kolbenhubpipetten nicht
angewendete physikalische Beziehung anwenden. Nach einer längeren Herleitung aus der
Helmholztheorie erhält man die nachfolgende Beziehung zwischen der Kreisfrequenz ω,
dem Volumen V, dem Pipettenspitzenhals mit Länge L und der Pipettenspitzenöffnung
A:

Der Kolben 4 wirkt auf das Volumen V und ändert die Kreisfrequenz und so kann eine
Volumenänderung oder die zu pipettierende Menge über die Änderung der Kreisfrequenz
erfasst werden, wenn die Pipettenspitzenfläche A und die Länge des Pipettenspitzenhalses
L konstant sind. Dies ist durch die Bauform der Pipettenspitzen gegeben.
[0019] Eine weitere Möglichkeit besteht darin das genaue Eintauchen der Spitze in die Flüssigkeit
zu bestimmen, da beim Eintauchen der Pipettenspitze in die Flüssigkeit die Fläche
A verändert wird und eine Sprungänderung in der Kreisfrequenz erzeugt. Taucht die
Pipettenspitze nur in Schaum, dann ergibt sich nur eine kleine Änderung der Kreisfrequenz.
[0020] Nachfolgend wird an Hand von Figur 4a beschrieben, wie ein Eintauchen der Kolbenhubpipette
1 beziehungsweise deren Pipettenspitze 2 in eine Flüssigkeit festgestellt werden kann.
Der Aktuator 9 wird mit einer Anregungskreisfrequenz ω im Bereich von

angeregt, sodass sich im Volumen V eine entsprechende Schwingung aufbaut. Unter einem
Bereich wird hier ein Kreisfrequenzwert verstanden, der genau oder ungefähr, z.B.
+/- 10 % dem Wert

entspricht. In der in Figur 4a dargestellten Position der Kolbenhubpipette 1 entspricht
der Wert ω der Resonanzkreisfrequenz (ω
0) des Helmholtz-Resonators 13. Wird die Kolbenhubpipette 1 nun in Bewegungsrichtung
P abgesenkt, so wird die Pipettenöffnung 2d irgendwann den Flüssigkeitsspiegel 7a
berühren und danach in die Flüssigkeit eintauchen. Dabei wird die Pipettenspitzenöffnung
2d mit Flüssigkeit bedeckt und die Fläche der Querschnittfläche A strebt gegen Null
oder wird zu Null, da zwischen dem Innenraum des halsförmigen Abschnitts 2c und der
Aussenluft keine Verbindung mehr besteht. Dies hat zur Folge, dass sich die Resonanzkreisfrequenz
ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 sprunghaft ändert. Eine derartige Veränderung der Resonanzkreisfrequenz
wird auch als Frequenzverstimmung bezeichnet, Die Ansteuervorrichtung 11 und der Aktuator
9 sind derart ausgestaltet, dass diese Veränderung der Kreisfrequenz ω gemessen werden
kann, sodass das Eintauchen der Pipettenöffnung 2d in die Flüssigkeit exakt gemessen
werden kann. Diese Verstimmung kann mit unterschiedlichen Anordnungen gemessen werden.
In einer bevorzugten Ausgestaltung misst die Ansteuerungsvorrichtung 11 die Reaktanz
des Aktuators 9, sodass zur Messung kein Sensor 10 erforderlich ist. Wird der Aktuator
9 mit einer Kreisfrequenz ω betrieben, welche der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 entspricht, so ist zu dessen Betrieb relativ wenig Energie
erforderlich. Vor und während dem Eintauchen der Pipettenspitze 2 in die Flüssigkeit
7 wird der Aktuator 9 mit der Kreisfrequenz ω angeregt, wobei sich die Resonanzkreisfrequenz
ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 beim Eintauchen sprunghaft verändert, sodass sich zwischen
der den Aktuator 9 anregenden Kreisfrequenz ω und der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 eine Frequenzverstimmung ergibt, was die Reaktanz des
Aktuators 9 erhöht. Diese Veränderung der Reaktanz und/oder der Frequenzänderung kann
von der Ansteuerungsvorrichtung 11 gemessen werden, z.B. in dem der Energieverbrauch
des Aktuators 9 oder der Schwingungsweg des Aktuators 9 gemessen wird. Eine weitere
Möglichkeit besteht darin die Kreisfrequenz ω, mit welcher der Aktuator 9 angeregt
wird, derart um ein Deltaomega Δω nachzuregeln, dass der Aktuator 9 nach dem Eintauchen
der Pipettenspitze wieder mit der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 schwingt. Die sich dabei ergebende Differenz beziehungsweise
das Deltaomega Δω ist somit ein Mass für die Zustandsänderung.
Es kann sich jedoch auch als Vorteilhaft erweisen die im Volumen V anliegende Frequenz
über einen Sensor 10 zu messen, zum Beispiel mit einer Anordnung wie in Figur 4a dargestellt.
[0021] Das erfindungsgemässe Verfahren weist den weiteren Vorteil auf, dass unterschieden
werden kann ob die Pipettenspitzenöffnung 2d in eine Flüssigkeit 7 eintaucht, oder,
wie in Figur 2b dargestellt, in eine sich über dem Flüssigkeitsspiegel 7a befindliche
Substanz wie zum Beispiel ein Schaum 8. Ausgehend von der Formel

hat das Eintauchen der Pipettenspitzenöffnung 2d in den Schaum 8 zur Folge, dass
sich der Wert der Querschnittsfläche A, beziehungsweise die Fläche, welche in Wirkverbindung
zur Aussenluft steht, reduziert, sodass sich die Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 verändert. Diese graduelle und nicht sprunghafte Veränderung
der Resonanzkreisfrequenz ω
0 des Helmholtz-Resonators 13 ist ein eindeutiger Indikator, dass sich an der Pipettenspitzenöffnung
2d eine Substanz befindet, und dass die Pipettenspitzenöffnung 2d noch nicht in die
Flüssigkeit 7 eingetaucht ist. Ein Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens ist somit
darin zu sehen, dass ganz eindeutig festgestellt werden kann, selbst bei Schaumbildung
auf dem Flüssigkeitsspiegel 7a, ob und wann die Pipettenspitzenöffnung 2d in die Flüssigkeit
7 eingetaucht ist. Die Figur 4b zeigt einen solchen Zustand, bei dem die Pipettenspitzenöffnung
2d in die Flüssigkeit 7 eingetaucht ist. Als nächstfolgender Schritt wird der Kolben
4, wie in Figur 4c dargestellt, in Bewegungsrichtung K nach oben bewegt, sodass eine
Flüssigkeitsmenge 7b in die Pipettenspitze 2 gesaugt wird.
[0022] Die Figur 5 zeigt in einem Längsschnitt ein Ausführungsbeispiel eines Aktuators 9.
Der Aktuator 9 umfasst ein Gehäuse 9d, einen Hohlraum 9c, eine bewegliche Membran
9a sowie einen die Membran 9a antreibenden piezoelektrischen, elektrodynamischen oder
kapazitiven Treiber 9b. Die Membran 9a überträgt die Schwingung, ähnlich einem Lautsprecher,
auf Grund der Bewegung A in das Volumen V der Kolbenhubpipette 1. Der Treiber 9b wird
über eine elektrische Leitung 11a gespiesen. Mit Hilfe des Treibers 9b kann zudem
die Reaktanz gemessen werden.
[0023] Figur 6 zeigt in einem Längsschnitt schematisch einen Sensor 10 mit einem Gehäuse
10a sowie einer Membran 10b. Im Gehäuse ist zudem eine Öffnung 3b angeordnet, welche
in den Aussenraum der Kolbenhubpipette 1 mündet, sodass die Membran 10b das Volumen
V vom Aussenraum trennt. Die Membran 10b umfasst ein Sensor zum Messen der Schwingung
der Membran 10b.
[0024] Figur 7a zeigt in einem Längsschnitt durch das Pipettengehäuse 3 ein weiteres Ausführungsbeispiel
eines Aktuators 9. Dieser Aktuator 9 ist ähnlich einem Lautsprecher ausgestaltet und
umfasst eine elastische Membran 9a, die in einer Ausnehmung des Pipettengehäuses 3
in Bewegungsrichtung A beweglich gelagert ist. Ein Spulengehäuse mit darin angeordneter
Spule 9d ist fest mit der Membran 9a verbunden. An der Aussenseite des Pipettengehäuses
3 ist ein vorzugsweise kreisscheibenförmiger Permanentmagnet 9e angeordnet, der im
Zentrum eine Durchgangsöffnung 9g aufweist, und der ein ringförmig vorstehendes Magnetteil
9f aufweist. Die Spule 9d und das Magnetteil 9f bilden zusammen einen elektrodynamischen
Treiber 9b aus. Das Magnetteil 9f ist bezüglich der Spule 9d beabstandet angeordnet
und umschliesst die Spule 9d von aussen, sodass sich die Spule 9d in einem Permanentmagnetfeld
befindet. Zwischen der Spule 9d und dem Magnetteil 9f ist ein Hohlraum 9c ausgebildet,
wobei der Hohlraum 9c über die Durchgangsöffnung 9g Fluid leitend mit der Umgebung
ausserhalb der Kolbenhubpipette 1 verbunden ist. Die Spule 9d kann eine einzige Spule
umfassen, welche elektrisch mit der Ansteuerungsvorrichtung 11 verbunden ist, und
welche zur Anregung der Membran 9a dient. In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung
umfasst die Spule 9d zwei getrennte Spulen, wobei die erste Spule wie vorhin beschrieben
zur Anregung und zum Antrieb der Membran 9a dient, und wobei die zweite Spule als
Sensor dient um die Reaktanz und/oder die Bewegung der Membran 9a zu messen. Die erste
und die zweite Spule sind über elektrische Leitungen 11a mit der nicht dargestellten
Ansteuerungsvorrichtung 11 verbunden. Figur 7b zeigt eine Draufsicht auf den Aktuator
9 von aussen, beziehungsweise eine Draufsicht auf den
kreisscheibenförmigen Permanentmagneten 9e, welcher im Zentrum die Durchgangsöffnung
9g aufweist.
[0025] Die erfindungsgemässe Vorrichtung sowie das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht
es zudem das sich in der Kolbenhubpipette 1 befindliche Pipettiervolumen beziehungsweise
das Volumen der in Figur 4c dargestellten Flüssigkeitsmenge 7b zu messen. Für eine
derartige Messung wird vorzugsweise eine Anordnung gewählt wie in den Figuren 6 und
7 dargestellt, welche über eine Öffnung 3b oder 9g verfügen, sodass nebst der Pipettenspitzenöffnung
2d über die Öffnungen 3b oder 9g eine zusätzliche Ankoppelung des Volumens V mit dem
Bereich ausserhalb der Kolbenhubpipette 1 besteht. Es ist jedoch auch eine Anordnung
wie z.B. in Figur 3 dargestellt geeignet. Ausgehend von der Formel

hat die sich im halsförmigen Abschnitt 2c befindliche Flüssigkeitsmenge 7b zur Folge,
dass die Länge L der sich im halsförmigen Abschnitt 2c befindlichen Luft auf die Länge
L' reduziert wird, was eine Veränderung der Resonanzkreisfrequenz ω
0 zur Folge hat. Die während dem Aufziehen der Flüssigkeit zunehmend grösser werdende
Flüssigkeitsmenge 7b hat eine Veränderung der Resonanzkreisfrequenz ω
0 zur Folge, welche über die Ansteuerungsvorrichtung 11 gemessen werden kann, zum Beispiel
dadurch, dass die Ansteuerungsvorrichtung 11 die Frequenz des Aktuators 9 ständig
derart nachregelt, dass dieser sich in Resonanz oder annähernd in Resonanz bezüglich
dem Volumen V befindet. In einer möglichen Ausgestaltung werden die Resonanzeigenschaften
eine Kolbenhubpipette vorgängig erfasst, indem unterschiedlich grosse Flüssigkeitsmengen
7b in die Kolbenhubpipette aufgesogen werden, und die jeweilige Resonanzfrequenz gemessen
wird, sodass ein Zusammenhang zwischen dem Volumen der Flüssigkeitsmenge 7b und der
davon abhängigen Resonanzfrequenz gemessen und abgespeichert werden kann. Nach dem
erstmaligen Erfassen dieses Zusammenhanges zwischen Resonanzfrequenz und Volumen der
Flüssigkeitsmenge 7b kann danach jeweils über die an der Kolbenhubpipette gemessene
Resonanzfrequenz auf das Volumen der sich in der Kolbenhubpipette befindlichen Flüssigkeitsmenge
7b geschlossen werden. Somit ist es möglich die Flüssigkeitsmenge 7b in der Kolbenhubpipette
zu bestimmen, wobei insbesondere auch eine kontinuierliche Bestimmung der während
dem Ansaugen zunehmend grösser werdenden Flüssigkeitsmenge 7b möglich ist. Nebst diesem
beispielhaft dargestellten Verfahren sind auch andere Verfahren möglich, um bei der
Kolbenhubpipette 1 aus der Resonanzfrequenz auf das Volumen der sich in der Kolbenhubpipette
1 befindlichen Flüssigkeitsmenge 7b zu schliessen.
1. Vorrichtung für eine Kolbenhubpipette (1) zum Erfassen eines Pipettiervolumens und/oder
des Eintauchens in eine Flüssigkeit, umfassend eine Kolbenhubpipette (1) mit einer
Pipettenspitze (2), sowie umfassend einen Aktuator (9) und eine Ansteuerungsvorrichtung
(11), wobei die Pipettenspitze (2) als Teil eines Helmholtz-Resonators (13) ausgestaltet
ist, indem die Pipettenspitze (2) einen halsförmigen Abschnitt (2c) mit einer Pipettenhalslänge
(L) aufweist, und indem der halsförmige Abschnitt (2c) in eine Pipettenspitzenöffnung
(2d) mit Querschnittfläche (A) mündet, und wobei die Pipettenspitze (2) und die Kolbenhubpipette
(1) ein gemeinsames Volumen (V) umschliessen, und wobei der Aktuator (9) ausgestaltet
ist zur Erzeugung einer Anregungskreisfrequenz (ω) im Bereich von

wobei c der Schallgeschwindigkeit entspricht, und wobei die Ansteuervorrichtung (11)
eine Änderung der Resonanzkreisfrequenz (ω
0) des Helmholtz-Resonators (13) erfasst.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (9) innerhalb des Volumens (V) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (9) seitlich am Pipettengehäuse (3) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (9) rohrförmig ausgestaltet ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (9) einen konusförmig verlaufenden Innenquerschnitt aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der konusförmig ausgebildete Aktuator (9) einen derart gestalteten und angeordneten
Innenquerschnitt aufweist, dass dieser einen hydrodynamischen Widerstand für die aufsteigende
Flüssigkeit darstellt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass über die Erfassung des hydrodynamischen Widerstandes die zu pipettierende Flüssigkeit
in ihrer Dichte gemessen werden kann.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Pipettenspitze (2) als separates Teil ausgestaltet ist.
9. Verfahren für eine Kolbenhubpipette (1) zum Erfassen eines Pipettiervolumens und/oder
des Eintauchens der Kolbenhubpipette (1) in eine Flüssigkeit, wobei die Kolbenhubpipette
(1) eine Pipettenspitze (2) umfasst, und wobei die Pipettenspitze (2) als Teil eines
Helmholtz-Resonators (13) ausgestaltet ist, indem die Pipettenspitze (2) einen halsförmigen
Abschnitt (2c) mit einer Pipettenhalslänge (L) aufweist, und indem der halsförmige
Abschnitt (2c) in eine Pipettenspitzenöffnung (2d) mit Querschnittfläche (A) mündet,
und wobei die Pipettenspitze (2) und die Kolbenhubpipette (1) ein gemeinsames Volumen
(V) umschliessen, und wobei das Volumen (V) mit einer Anregungskreisfrequenz (ω) im
Bereich von

angeregt wird, und wobei eine Veränderung der Resonanzkreisfrequenz (ω
0) des Helmholtz-Resonators (13) detektiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein Eintauchen der Pipettenspitze (2) in die Flüssigkeit über eine sprunghafte Veränderung
der Resonanzkreisfrequenz (ω0) detektiert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein Eintauchen der Pipettenspitze (2) in einen Schaum durch eine graduelle Veränderung
der Resonanzkreisfrequenz (ω0) detektiert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass nach erfolgtem Eintauchen der Pipettenspitze (2) in die Flüssigkeit das Pipettiervolumen
über eine graduelle Veränderung der Resonanzkreisfrequenz (ω0) detektiert wird.
13. Verwendung einer Pipettenspitze (2) aufweisend einen ersten Abschnitt (2a) und nachfolgend
einen halsförmigen Abschnitt (2c) mit gegenüber dem ersten Abschnitt (2a) reduzierten
Durchmesser (D), wobei der halsförmige Abschnitt (2c) eine Pipettenhalslänge (L) aufweist
und in eine Pipettenspitzenöffnung (2d) mündet, für eine Vorrichtung nach einem der
Ansprüche 1 bis 8 oder für ein Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12.