[0001] Die Erfindung betrifft ein Farbwerk einer Druckmaschine, insbesondere einer Offset-Druckmaschine,
mit mehreren gegeneinander arbeitenden Walzen, welche aus einem Farbreservoir zugeführte
Farbe aufbereiten, wobei das Farbwerk eine Reinigungseinrichtung mit zumindest einer
Rakel und einem Rakelkasten umfasst, und wobei die Rakel an mindestens eine Walze
des Farbwerkes anlegbar ist, um an der Walze anhaftende Farbe abzurakeln und dem Rakelkasten
zuzuführen.
[0002] Das Farbwerk einer Druckmaschine dient bekanntermaßen der Aufbereitung der Druckfarbe,
welche aus dem Farbreservoir über das Farbwerk dem Druckbereich der Druckmaschine
zugeführt wird, beispielsweise einem Gummituchzylinder, einer Druckplatte oder dergleichen.
Durch das Farbwerk wird ein für den Druckvorgang aufbereiteter, homogener Farbfilm
erzeugt, um ein möglichst optimales oder effizientes Druckergebnis zu erzeugen.
[0003] Oftmals ist es erforderlich, die Druckfarbe zu wechseln, beispielsweise eine Druckfarbe
eines anderen Farbtones oder aber mit anderen sonstigen Eigenschaften zu verwenden,
um ein anderes Druckerzeugnis herzustellen. Insbesondere dann, wenn nur kleinere Auflagen
des jeweiligen Objektes wie z.B. einer Broschüre, herzustellen sind und hierfür ein
Farbwechsel erforderlich ist, entsteht ein beträchtlicher Reinigungsaufwand. Werden
nur kleinere Auflagen gedruckt, so kann der Reinigungsaufwand einen beträchtlichen
Anteil des Gesamtherstellungsaufwandes des Druckobjektes ausmachen und die damit verbundenen
Stillstandzeit der Druckmaschine wirtschaftlich sehr relevant sein. Dies gilt insbesondere
dann, wenn eine sorgfältige Reinigung erforderlich ist, beispielsweise, wenn von dunklen
Farbtönen auf helle Farbtöne gewechselt werden soll.
[0004] Zur Reinigung des Farbwerkes wird die Rakel der Reinigungseinrichtung an eine Walze
des Farbwerkes angelegt, um die bisher verwendete Druckfarbe möglichst vollständig
zu entfernen, wobei die sich hierbei auf der Rakel ansammelnde Farbwulst in den Rakelkasten
überführt wird. Aufgrund der zumeist sehr hohen Viskosität der Druckfarben haftet
die Farbwulst jedoch zumeist sehr stark an der Rakel an und die bei schräg angestellter
Rakel wirkende Schwerkraft oft nur bedingt ausreichend, um die Farbwulst ohne Probleme
in den Rakelkasten zu überführen. Zur Erleichterung der Überführung der Farbwulst
in den Rakelkasten ist es bekannt, über die Waschanlage des Farbwerkes, die Rakel
erhöhte Mengen an Lösungsmittel aufzugeben, um die Viskosität der Druckfarbe zu verringern.
Die Erniedrigung der Viskosität ist hierbei jedoch begrenzt, so dass der Reinigungsschritt
nach wie vor einen vergleichsweise hohen Zeitaufwand erfordert, zum Anderen ist der
Einsatz von Lösungsmitteln aus Umweltgründen nicht immer erwünscht. Weiterhin könnte
die Rakel steiler angestellt werden, um eine Bewegung der Farbwulst zum Rakelkaten
hin zu fördern. Der steilere Anstellwinkel bedingt oftmals jedoch den Einsatz eines
härteren Rakelmaterials, was einen erhöhten Verschleiß und damit verringerte Lebensdauer
der Rakel und der abzurakelnden Walze zur Folge hat.
[0005] Um den Reinigungsvorgang effektiver zu gestalten, wird bereits in der
EP 590 833 A1 ein automatisches Druckpressen-Waschsystem mit einer Rakelanordnung vorgeschlagen,
wobei bei der Reinigung der Druckwalzen des Farbwerkes die Rakel mit einer Ummantelung
versehen wird. Das Ummantelungsmaterial kann ein Vlies oder ein anderes dünnes Material
mit relativ geringem Reibungskoeffizienten sein, welches die Rakelkante bei Anlage
an der Walze während des Abtrages von Druckfarbe umgibt. Hierdurch soll insbesondere
ein Verschleiß des Rakels signifikant verringert und deren Lebensdauer erhöht werden,
sowie auch eine Verunreinigung des Rakels während des Waschvorganges verhindert werden.
Durch das Ummantelungssystem wird der Rakelkante jeweils ein unbenutzter Abschnitt
eines von einer Walzenzuführung zugeführten Bereichs eines endlosen Ummantelungsmaterials
zugeführt. Hierdurch ist somit die Rakel stets durch einen vergleichsweise unbenutzten
Bereich z. B. des Vlieses gegenüber der Walze geschützt. Das Ummantelungssystem kann
hierzu eine Aufwickelwalze aufweisen, um den jeweils verbrauchten Abschnitt des Ummantelungsmaterials
abzuziehen. Durch das Ummantelungsmaterial wird somit die von der Walze abgetragene
Farbwulst in den Rakelkasten oder eine geeignete Sammeleinrichtung überführt. Es versteht
sich, dass ein derartiges System technisch überaus aufwändig ist und die Verminderung
eines Verschleißes der Rakel mit einer deutlichen Verminderung der Effektivität des
Abrakelprozesses verbunden ist, zusätzlich zu dem hohen technischen Aufwand einer
derartigen Ummantelungsvorrichtung.
[0006] Weiterhin wurden in den letzten Jahren verstärkt Farbwerkwalzen mit stark hydrophoben
Oberflächen und somit sehr niedriger Oberflächenenergie eingesetzt, beispielsweise
auf Basis von Fluorkautschuken, wie sie beispielsweise in der
DE 10 2004 054 425 A1 beschrieben wurden, deren Oberflächen prinzipiell sehr leicht zu reinigen sind. Durch
die besondere Walzenoberfläche konnte erfreulicherweise der Reinigungsprozess beschleunigt
und der Verbrauch an Makulatur deutlich verringert werden, da die Druckfarbe sehr
schnell von der Walzenoberfläche entfernt werden kann. Bei bisherigen traditionellen
Farbwerken mit Walzen hoher Oberflächenenergie löst sich die mit dem Reinigungsmittel
versehene Druckfarbe jedoch langsam Schicht um Schicht. Das abgetragene Material weist
damit einen vergleichsweise hohen Anteil an Lösungsmitteln auf und ist daher vergleichsweise
niedrigviskos, so dass die abgetragene Druckfarbe sich nicht leicht von der Rakel
in Richtung auf den Rakelkasten bzw. eine Sammeleinrichtung überführen lässt. Werden
jedoch bei Walzenoberflächen mit stark hydrophoben Beschichtungen und somit sehr niedriger
Oberflächenenergie die Walzen mit dem Reinigungsmittel beaufschlagt, so löst sich
nahezu die gesamte Farbschicht der Walze im ersten Reinigungsmittelauftrag ab, so
dass dann aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils an Druckfarbe ein Material mit
vergleichsweise hoher Viskosität ergibt, welches dann nur schwer von dem Rakel entfernbar
ist. Gerade dann wird jedoch die Entfernung der abgetragenen Farbmasse von dem Rakel
zum geschwindigkeitsbestimmenden Schritt des gesamten Reinigungsprozesses. Teilweise
werden diese Walzen in Farbwerken daher auch kombiniert mit klassischen Walzen eingesetzt,
wie in der
DE 10 2007 053 489 A1 beschrieben. Dann kann zwar die Druckfarbe schneller von den hydrophoben Walzen entfernt
werden, für die hydrophil eingestellte Walze, gegen welche die Rakel arbeitet, ergeben
sich jedoch wieder die oben genannten Probleme, auch hier wird dann wieder die Effektivität
des Abrakelvorganges zum geschwindigkeitsbestimmenden Schritt des gesamten Reinigungsvorganges.
Die Kosten für diese Stillstandzeiten der teuren Druckmaschinen sind erheblich.
[0007] Derartige Reinigungsprobleme treten bei Bogenoffset-Druckmaschinen, bei welchen der
Drucktuchzylinder mit einer Unterbrechung des druckmittelübertragenden Bereichs des
Drucktuches in Umfangsrichtung versehen ist, verstärkt auf, insbesondere auch beim
Farbwechsel. Die umfängliche Unterbrechung des Drucktuchzylinders (Gummituchzylinders)
wird in der Regel durch die Greifeinrichtung für den Druckbogen bzw. einen diese aufnehmenden
Kanal des Druck- und/oder Gummituchzylinders gebildet.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Farbwerk mit einer Reinigungseinrichtung
zu schaffen, durch welche die Zeitdauer des Reinigungsintervalls verkürzt werden kann
und die Lebensdauer der Rakel nicht nachteilig beeinflusst wird.
[0009] Die Aufgabe wird durch ein Farbwerk nach Anspruch 1 gelöst, und/oder durch eine für
ein derartiges Farbwerk angepasste Reinigungseinrichtung. Die Reinigungseinrichtung
umfasst hierbei erfindungsgemäß eine Düse, welche an ein gasführendes System anschließbar
ist oder angeschlossen ist, welches den austretenden Gasstrom in Richtung auf die
Rakel richtet. Die Ausrichtung des Gasstromes auf die Rakel kann hierbei direkt erfolgen,
so dass der austretende Gasstrom unmittelbar auf die Rakel oder auf die an dieser
befindliche Farbwulst auftritt oder aber indirekt mit Hilfe einer Strömungsumlenkung.
Die Strömungsumlenkung kann hierbei den von der Düse austretenden Gasstrom auf die
Rakel ausrichten, wobei die Strömungsumlenkeinrichtung Teil der Reinigungseinrichtung
sein kann, also insbesondere verschieden von den Walzen des Farbwerkes, beispielsweise
ein Strömungsumlenkblech. Gegebenenfalls kann die Düse auch derart ausgerichtet sein,
dass der ausgestoßene Gasstrom an einem Bereich des Farbwerkes, beispielsweise einer
Farbwalze, in Richtung auf die Rakel umgelenkt wird. Diese den Luftstrom umlenkende
Walze kann beispielsweise die Walze sein, gegen welche die Rakel der Reinigungseinrichtung
arbeitet, um die anhaftende Farbe abzurakeln. Durch die erfindungsgemäße Maßnahme
kann die Zeitdauer des Reinigungsschrittes erheblich verkürzt werden. Der Gasstrom
kann insbesondere ein Luftstrom sein. Durch den Gasstrom wird auf die Farbwulst berührungslos
eine zusätzliche Druckkraft ausgeübt, so dass die Farbwulst schneller dem Rakelkasten
zugeführt wird, also praktisch durch den Gasstrom zusätzlich in Richtung auf den Rakelkasten
gedrückt wird, so dass die Entfernung der Farbwulst von der Rakel gegenüber einer
herkömmlichen Reinigungseinrichtung ohne Düsensystem beträchtlich erleichtert wird.
Es würde hierbei überraschenderweise festgestellt, dass teilweise bereits vergleichsweise
kleine Luftdrücke ausreichen können, um eine Bewegung der Farbwulst in Richtung auf
den Rakelkasten zu erleichtern und/oder eine Bewegung in Gang zu setzen, so dass die
Zeitdauer des Reinigungsschrittes wesentlich verkürzt werden kann. Weiterhin hat die
erfindungsgemäße Reinigungseinrichtung den Vorteil, dass diese prinzipiell ohne mechanischen
Angriff an der Rakel auskommt, auch wenn solche Einrichtungen gegebenenfalls zusätzlich
vorgesehen sein könnten. Die erfindungsgemäße Reinigungseinrichtung hat hierbei den
Vorteil, dass diese in Bezug auf die zu entfernende Druckfarbe berührungslos arbeitet
und daher nicht selber einem Reinigungsschritt zu unterwerfen ist, ein Reinigungsmittel
wie beispielsweise Lösungsmittel bedarf und dergleichen. Anstelle des Rakelkastens
kann allgemein im Rahmen der Erfindung eine andere geeignete Sammeleinrichtung zur
Aufnahme der mittels der Rakel abgetragenen Druckfarbe vorgesehen sein.
[0010] Die Reinigungseinrichtung umfasst also nach einer Alternative eine Düse, welche an
ein gasführendes System anschließbar oder angeschlossen ist und welche den austretenden
Gasstrom direkt auf die Rakel richtet. Alternativ umfasst die Reinigungseinrichtung
eine Düse, welche an ein gasführendes System anschließbar oder angeschlossen ist und
welche den austretenden Gasstrom über eine Strömungsumlenkung auf die Rakel richtet.
Es kann auch eine Umschalteinrichtung vorgesehen sein, mittels welcher die Düse schaltbar
ist, um wahlweise nach einer der beiden genannten Alternativen konfiguriert zu sein,
beispielsweise durch wahlweise Änderung der Ausrichtung der Düse.
[0011] Insbesondere ist das erfindungsgemäße Farbwerk ein solches einer Offsetbogendruckmaschine,
wo sich die Erfindung aufgrund des ungleichmäßigen Druckmittel (Farb) transportes
aufgrund der Bogenführung besonders bewährt hat. Die Ungleichmäßigkeit wird in der
Regel durch eine Ausnehmung, z.B. einen Kanal, gebildet, welche eine Greifvorrichtung
zum Bogentransport aufnimmt. Die Greifvorrichtung kann in der Ausnehmung bzw. dem
Kanal geführt sein. Die Ausnehmung bzw. der Kanal können sich um ≥ 10°-20° oder ≥
20°-40°, beispielsweise auch ≥ 60°-90° des Umfanges des Druckzylindres erstrecken.
Unabhängig hiervon gelten diese Werte auch für eine Umfangserstreckung der Ausnehmung
bei dem Gummituchzylinder. Die Ausnehmung bzw. der Kanal können sich um 30°-210° oder
45°-180° oder insbesondere 60°-160° des Umfanges des Druckzylindes erstrecken. Die
Ausnehmung bzw. der Kanal können sich um 30°-210° oder 45°-180° oder insbesondere
60°-160° des Umfanges des Gummituchzylinders erstrecken. Bei diesen Ausführungen hat
sich das erfindungsgemäße Reinigungssystem besonders bewährt, aufgrund des anfallenden
Farbwulstes bei der Reinigung, da anscheinend aufgrund der Unterbrechung des druckbildübertragenden
Bereiches der Druckmittelfluss nicht völlig kontinuierlich ist, so dass sich das genannte
Problem verstärkt einstellt.
[0012] Vorzugsweise weist die Düse eine oder mehrere Austrittsöffnungen auf, welche die
Rakel über deren Anlagelänge an der Farbwerkwalze oder über die gesamte Rakellänge
diese mit dem Gasstrom beaufschlagen. Vorzugsweise wird hierbei die Rakel über deren
gesamte Länge, welche an die Farbwerkwalze anlegbar ist bzw. beim Reinigungsvorgang
anliegt, mit dem Gasstrom beaufschlagt. Gegebenenfalls kann die Rakel auch über eine
größere Längserstreckung derselben Gasstrom beaufschlagt werden, als dies der Kontaktbereich
der Rakel mit der jeweils zugeordneten Walze beim Reinigungsschritt ist. Hierdurch
kann beispielsweise vermieden werden, dass an den Endbereichen der Rakel sich Druckfarbe
ansammelt. Im Folgenden sei unter "Rakellänge" im speziellen die Anlagelänge der Rakel
an der Walze verstanden, sofern sich aus dem Zusammenhang nicht anderes ergibt.
[0013] Vorzugsweise ist die Düse als Schlitzdüse ausgeführt, beispielsweise in Form einer
sich über die gesamte Länge der Rakel ersteckende Düse oder in Form mehrer benachbarter
Schlitzdüsen. Die Schlitzdüsen können jeweils eine Weite der Düsenöffnung quer zur
deren Längserstreckung von ≤ 0,5 mm aufweisen, vorzugsweise von ≤ 0,2-0,3 mm oder
≤ 0,01, besonders bevorzugt von ≤ 0,08 mm, beispielsweise von ca. 0,05 oder 0,03 mm.
Je kleiner die Düsenweite, desto fokussierter kann der Gasstrom sein, und desto genauer
kann dieser in Hinblick auf die abzutragende Farbwulst ausgerichtet werden. Andererseits
sind in Richtung auf zu kleine Düsenweiten aus praktischen Gründen Grenzen gesetzt,
wie bezüglich erzeugter Druckkraft auf die Farbwulst, zu erzeugendem Gasdruck am Düseneingang,
Geräuschentwicklung usw. Als besonders geeignet hat sich eine Düsenweite von 0,03-0,1
mm, insbesondere 0,03-0,08 mm erwiesen.
[0014] Der gegen die Rakel gerichtete Gasstrom kann über die Längserstreckung der Rakel
im Wesentlichen gleichmäßig sein, also zu jedem Zeitpunkt mit im Wesentlichen gleichen
Überdruck bzw. gleicher Strömungsgeschwindigkeit über das Rakellänge erfolgen, wobei
die Abweichung gegenüber einem Mittelwert von Gasdruck bzw. Strömungsgeschwindigkeit
≤ ± 25% oder vorzugsweise ≤ ± 10% oder besonders bevorzugt ≤ ± 5% ist. Hierdurch kann
eine gleichmäßige Entfernung der Farbwulst und damit eine gleichmäßige Reinigung der
Rakel beim Farbabtrag gewährleistet werden.
[0015] Der aus der Düse austretende Gasstrom weist generell eine Hauptströmungsrichtung
auf, welches die Richtung des Strömungsfadens bzw. Strömungsbereichs mit größter Strömungsgeschwindigkeit
ist (Strömungsgeschwindigkeit in Bezug auf die Ausbreitungsrichtung des Gasstromes).
Mit lateraler Entfernung von dieser Hauptströmungsrichtung vermindert sich die Strömungsgeschwindigkeit
des Gasstromes bzw. der Gasdruck, bis dieser schließlich in die ruhende Atmosphäre
bzw. Umgebungsluft übergeht, welche von dem Gasstrom durchschnitten wird. Im Folgenden
bezieht sich daher der "Gasstrom" oder die "Strömungsrichtung" auf den Hauptgasstrom
mit höchster Strömungsgeschwindigkeit, so fern sich aus den sonstigen Ausführungen
nichts Näheres ergibt.
[0016] Vorzugsweise wird ein fokussierter Luftstrom auf die Walze gerichtet, welcher möglichst
wenig auffächert, so dass die Farbwulst zielgerichtet mit der Luftströmung beaufschlagt
werden kann, um eine Überführung in den Rakelkasten bzw. allgemein weg von der Rakelkante
zu erleichtern. Bevorzugt fächert der Gasstrom nur derart auf, dass ausgehend von
der Hauptluftströmung, also dem Bereich des Gasstromes mit höchster Strömungsgeschwindigkeit
in Fortpflanzungsrichtung des Gases, bis zu einem Luftstrombereich mit 75 % der Strömungsgeschwindigkeit
bzw. Luftdruckes der Hauptströmung die Auffächerung in einem Winkelbereich von ≤ 20°
bis 30° oder vorzugsweise ≤ 10° bis 15°, besonders bevorzugt < 5° bezogen auf die
Hauptströmungsrichtung vorliegt (der oben genannte Winkel entspricht somit dem halben
Auffächerungswinkel in Bezug auf die beidseitig der Hauptströmung angeordneten Strömungsbereiche
mit 75% der Strömungsgeschwindigkeit der Hauptströmung).
[0017] Wird der austretende Gasstrom mittels einer Strömungsumlenkung auf die Rakel gerichtet,
so kann als Strömungsumlenkungsmittel insbesondere die Walze dienen, gegen welche
die Rakel farbabtragend anliegt. Hierbei wird vorzugsweise die Düse derart ausgerichtet,
dass der Hauptluftstrom auf einen Bereich der Walze ausgerichtet ist, so dass dieser
von der Walze umgelenkt auf die Rakel geleitet wird, wozu der Luftstrom streifend
oder reflektierend auf die Walze gerichtet werden kann. Vorzugsweise wird der von
der Walze umgelenkte Gasstrom unmittelbar auf die Rakel gelenkt.
[0018] Vorzugsweise wird der aus des Düse austretende Luftstrom (gegebenenfalls nach oder
ohne Umlenkung) auf einen Umfangsabschnitt der Walze mit einer Umfangserstreckung
von ≤ 30° bis 45° gerichtet, bezogen auf den Vollumfang der Walze von 360°, wobei
der Umfangsabschnitt sich an den Anlagebereich der Rakel an die Walze anschließt und
auf der Farbwulstseite der Rakel angeordnet ist. Besonders bevorzugt wird hierbei
der Gasstrom auf einen Bereich der Walze gerichtet, welcher ≤ 15° bis 20° oder besonders
bevorzugt ≤ 5° bis 10° bezogen auf den Vollumfang der Walze (360°) von dem Anlagebereich
der Rakel an die Walze beabstandet ist. Hierdurch ist zum einen eine gewisse Toleranz
in Bezug auf die Ausrichtung der Düse auf die Rakel gegeben, zum anderen wird gewährleistet,
dass nach wie vor ein ausreichender Luftdruck bzw. eine ausreichende Gasströmung vorliegt,
welche die Farbwulst in Richtung auf den Rakelkasten drückt und somit deren Entfernung
von der Rakelkante unterstützt, um die Walzenreinigung zu beschleunigen. Besonders
bevorzugt wird hierbei der Gasstrom auf einen Bereich der Walzenoberfläche gerichtet,
welcher bezogen auf den Walzenumfang 0 bis 30 mm beabstandet ist von der Anlagelinie
des Rakels an der Walze (wobei dieser Bereich dem abzutragenden Farbwulst zugewandt
ist), vorzugsweise im Bereich von 1mm bis 20mm, besonders bevorzugt im Bereich von
≤ 10 mm bis ≤ 6mm oberhalb der Anlagelinie des Rakels an der Walze, meist bevorzugt
im Bereich von 2 bis 4 mm beabstandet von der genannten Anlagelinie. Der Gasstrom
unterstützt dann zugleich den Farbübergang des Farbwulstes von der Walze auf das Rakel.
Über die Stömungsumlenkung wird zugleich die Rakel sauber gehalten.
[0019] Es versteht sich, dass bei dem oben Gesagten der Gasstrom vorzugsweise parallel zur
Anlagelinie des Rakels an der Walze ausgerichtet ist.
[0020] Vorzugsweise ist die Düse derart ausgerichtet, dass der austretende Gasstrom (insbesondere
Hauptstrom) gegen den Bereich der Rakelkante gerichtet ist. Der Gasstrom kann genau
gegen die Rakelkante gerichtet sein, insbesondere aber auch auf einen geringfügig
von der Rakelkante beabstandeten Rakelbereich, welcher zwischen der Rakelkante und
der Farbwulst angeordnet ist, insbesondere zwischen der Rakelkante und dem Rücken
der Farbwulst, d.h. dem dicksten Bereich der Farbwulst bezogen auf dessen Höhe gegenüber
der Rakel. Insbesondere kann der Gasstrom (Hauptstrom) gegen den Fuß der Farbwulst
gerichtet sein, also gegenüber den von der Rakel aus ansteigenden Bereich der Farbwulst,
welcher eine Höhe von ≤ 30 bis 50% oder ≤ 10 bis 20% der maximalen Höhe der Farbwulst
gegenüber der Rakel aufweisen kann. Auch hierdurch wird eine Überführung der Farbwulst
von der Rakelkante wesentlich erleichtert und eine Überführung der Farbwulst vom Rakelkasten
gefördert.
[0021] Weiterhin ist es bevorzugt, dass der Gasstrom in einem Winkelbereich von ± 60° zur
Tangente der gegen die Rakel arbeitenden Walze im Anlagepunkt der Rakel an die Walze
ausgerichtet ist. Auch hierdurch kann der Gasstrom, gegebenenfalls nach einer Strömungsumlenkung
an einer Strömungsumlenkungseinrichtung, einschließlich einer Walze des Farbwerkes,
insbesondere der gegen die Rakel arbeitenden Walze, auf den Farbwulst ausgerichtet
werden, so dass dieser eine Kraftkomponente weg von der Rakelkante in Richtung auf
den Rakelkasten erfährt. Vorzugsweise wird der Gasstrom in einem Winkelbereich von
± ≤ 45°, besonders bevorzugt ± ≤ 20-30° zu der Tangente hin ausgerichtet sein, wodurch
die Druckausübung auf die Farbwulst von der Rakelkante weg effizienter erfolgt, so
dass die Farbwulst schneller von der Rakelkante beabstandet wird und der Reinigungsschritt
eine geringere Zeitdauer bedarf. Die Anstellung des Gasstroms zur Tangente hin kann
insbesondere in einem Winkelbereich von ± ≤ 5° bis 10° erfolgen, vorzugsweise ist
die Anstellung zur Tangente jedoch mit einem Winkel von ≥ 3° oder ≥ 5-10° gegeben.
[0022] Es versteht sich, dass dann, wenn der Gasstrom in einem spitzen Winkel zur Wulst
ausgerichtet ist, dieser vorzugsweise gegen eine Strömungsumlenkungseinrichtung (einschließlich
der Walze, an welcher die Rakel anliegt) gerichtet wird, so dass der letztlich resultierende
Gasstrom von Richtung der Rakelkante her auf die Farbwulst auftrifft. Insbesondere
kann der Gasstrom in Richtung auf den Spalt bzw. den Engstellenbereich zwischen Rakel
und der gegen diese arbeitende Walze gerichtet sein. Weiterhin versteht es sich, dass
die oben angegebenen Winkelangaben in Bezug auf positive oder negative Anstellwinkel
unabhängig voneinander gelten können. So kann der Gasstrom insbesondere auch in einem
Winkelbereich von - 340° bis + 60° zur Tangente hin angestellt sein, besonders bevorzugt
in einem Winkelbereich von - 30° bis + 45° oder - 20° bis + 30°, hierbei auf der der
Rakel abgewandten Seite angeordnet.
[0023] Besonders bevorzugt ist die Düse derart ausgerichtet, dass der Gasstrom einen Winkel
von + 45° zur Vertikalen ausgerichtet ist, hierbei vertikal nach unten, auf die die
Farbwulst tragende Oberseite der Rakel hin. Hierdurch ist der Gasstrom in einem Winkel
zur Rakel und zur Farbwulst ausgerichtet, so dass bei Auftreffen des Gasstromes auf
die Rakel ein ausreichend starker abgelenkter Teilstrom resultiert, welcher die Farbwulst
von der Rakelkante weg in Richtung auf den Rakelkasten drückt. Besonders bevorzugt
ist die Düse derart ausgerichtet, dass der Gasstrom in einem Winkel von ± ≤ 30°, besonders
bevorzugt ± ≤ 20° bis 25° oder ganz besonders bevorzugt im Bereich von ± ≤ 10° bis
15° zur Vertikalen ausgerichtet ist. Insbesondere kann der Gasstrom in einem Winkel
von ± ≤ 0° bis 5° zur Vertikalen hin ausgerichtet sein.
[0024] Die oben beschriebene "Ausrichtung" des Gasstromes bezieht sich jeweils unmittelbar
auf die Ausrichtung in Bezug die Ausströmungsrichtung aus der Düse, d.h. ohne zusätzliche
Strömungsumlenkung. Die oben beschriebene "Ausrichtung" des Gasstromes kann sich jeweils
auch beziehen auf die Ausrichtung nach Umlenkung mittels einer Strömungsumlenkeinrichtung,
welche dann verschieden ist von einer Walze des Farbwerkes.
[0025] Besonders bevorzugt ist die Reinigungseinrichtung derart konfigurierbar und/oder
konfiguriert, dass der Gasstrom als kontinuierlicher Gasstrom ausgestoßen wird, d.
h. zeitliche Änderungen der Strömungsgeschwindigkeit ≤ bis 25% der Maximalströmungsgeschwindigkeit
betragen (jeweils bezogen auf die Hauptströmung). So kann der Reinigungsschritt gleichmäßig
und kontrolliert erfolgen.
[0026] Nach einer Variante kann die Druckerzeugungseinrichtung der Reinigungseinrichtung
derart konfiguriert oder konfigurierbar sein, dass der Gasstrom zeitlich diskontinuierlich
ausgestoßen wird, so kann der Gasstrom beispielsweise einen zeitlich an- und abschwellenden
Druckverlauf aufweist, beispielsweise als pulsierender Gasstrom. Der Gasstrom kann
auch intermittierend sein, also zeitweise aussetzen. Durch die Zeitphasen maximaler
Strömungsgeschwindigkeit kann das Material der Farbwulst in Bewegung gesetzt werden,
wobei dann durch die Zeitphasen geringerer Strömungsgeschwindigkeit eine Bewegung
der Farbwulst aufrechterhalten wird. Durch diese Strömungsspitzen kann somit eine
Bewegung des Farbwulstes initiiert werden, ohne dass permanent ein Gasstrom mit maximaler
Strömungsgeschwindigkeit erzeugt werden muss, was wirtschaftlich vorteilhaft sein
kann. Insbesondere kann der Gasstrom für einen Zeitraum zu Beginn des Reinigungsvorganges,
im mittleren Bereich und am Ende des Reinigungsvorganges zur Abtragung der Farbwulst
einsetzen oder - jeweils unabhängig voneinander - auf einen erhöhten Wert (erhöhte
Strömungsgeschwindigkeit) gesetzt werden, und dazwischen mit geringerer Strömungsgeschwindigkeit
(bspw. jeweils auf Werte von weniger als 75% oder weniger als 50% des Wertes der Maximalströmung,
besonders bevorzugst weniger als 25% des Wertes der Maximalströmung oder bis auf 0%)
oder bis zur Ausschaltung. Es kann der Gasstrom nach einer weiteren Variante (auf
jeden Fall oder nur) am Beginn und Ende des Reinigungsintervalls oder nach einer weiteren
Variante (auf jeden Fall oder nur) im mittleren Zeitbereich und am Ende des Reinigungsintervalls
eingestellt werden (für die Zwischenzeiträume gilt wieder das oben Gesagte). Es versteht
sich, dass der Gasstrom jeweils auch in diesen Zeitbereichen im Wesentlichen konstant
oder moduliert sein kann. Die Zeitdauer jedes der Strömungsintervalle kann unabhängig
voneinander im Bereich von 2-60 sec, vorzugsweise im Bereich von 3-40 sec oder vorzugsweise
im Bereich von 5-20 sec dauern, beispielsweise ca. 10 sec. Der Zwischenzeitraum verminderter
Strömungsgeschwindigkeit kann jeweils länger sein als der Beaufschlagungszeitraum
des Rakels mit Gasstrom.
[0027] Die Ausrichtung der Düse während des Reinigungsschrittes kann fixiert sein. Alternativ
kann die Ausrichtung der Düse während des Reinigungsschrittes geändert werden, beispielsweise
oszillierend von der Rakelkante in Richtung auf oder bis zum Rücken der Farbwulst
verschwenkt werden. Diese Steuerung kann vorprogrammiert sein oder in Abhängigkeit
einer Lageänderung der Farbwulst erfolgen, beispielsweise durch ein optisches System
wie ein Kamera mit Auswerteeinrichtung überwacht werden, welches die Lage und/oder
Höhe der Farbwulst erfasst. Die Anstellungsrichtung des Gasstromes kann in Abhängigkeit
von der Lage der Farbwulst manuell oder gesteuert geändert werden, beispielsweise
dahingehend, dass der Gasstrom stets im Fußbereich der Farbwulst (wie oben beschrieben)
auftrifft. Alternativ oder zusätzlich kann auch die Strömungsgeschwindigkeit des Gases
in Abhängigkeit einer Lageveränderung der Farbwulst erfolgen. Sollte die Bewegungsgeschwindigkeit
des Farbwulstes von Rakelkante weg sich verlangsamen, kann die Strömungsgeschwindigkeit
des Gases der Reinigungseinrichtung weiter erhöht werden, bei ausreichender Bewegung
des Farbwulstes gegebenenfalls auch erniedrigt werden. Hierdurch ist ein besonders
effizienter Betrieb der Reinigungseinrichtung möglich. Alternativ oder zusätzlich
kann gegebenenfalls auch
[0028] Besonders bevorzugt sind die Druckerzeugungseinrichtung und die Düse derart ausgebildet,
dass ein laminarer Gasstrom erzeugt wird. Der Gasstrom kann gegebenenfalls auch noch
quasi-laminar sein, bevorzugt jedoch laminar. Dies bezieht sich jeweils auf den aus
der Düse austretenden Gasstrom, gegebenenfalls auf den Gasstrom unmittelbar am Düsenauslass.
Der Gasstrom am Düsenauslass kann eine Reynoldszahl von ≤ 10.000 oder ≤ 6.000-8.000
aufweisen, beispielsweise ≤ 4.000-5.000. Entsprechendes kann gelten für den Gasstrom
am Auftreffort an der Rakel. Zu hohen Strömungsgeschwindigkeiten und Reynoldszahlen
ist eine Grenze dadurch gesetzt, dass der die Farbwulst abtragende Gasstrom nicht
zu Spritzern des Farbwulstmaterials, welches abgetragen wird, führt. Geringfügige
Spritzer, welche den Reinigungsvorgang nicht verzögern, können noch akzeptabel sein.
Die Strömungsgeschwindigkeit des Gasstromes kann ohne weiteres so hoch sein, dass
an dem Düsenauslass und/oder an der Rakel eine Gasströmung mit einer Reynoldszahl
≥ 250-500 oder ≥ 1.000-1.500 resultiert, beispielsweise auch ≥ 2.000 oder 2.500. Hierdurch
wird eine zielgerichtete Druckausübung auf den Farbwulst ermöglicht und Wirkungsverluste
aufgrund von Wirbelungen vermieden.
[0029] Vorzugsweise ist weiterhin die Druckerzeugungseinrichtung in einem Betriebszustand
überführbar oder in einem Betriebszustand vorliegend, so dass das Gas der Reinigungseinrichtung
mit einem Überdruck von ≥ 0,005 bis 0,0075 bar/EL der Düse zugeführt wird oder mit
einem Überdruck von ≥ 0,01 bis 0,015 bar/EL, vorzugsweise mit einem Überdruck von
≥ 0,02 bis 0,03 bar/EL, besonders bevorzugt ≥ 0,03 bis 0,05 bar/EL (jeweils gemessen
am Düseneingang bezogen auf ruhende Umgebungsluft bzw. Normaldruck von 1 bar. Dies
hat sich in vielen Fällen als ausreichend erwiesen, um einen ausreichenden Druck auf
die Farbwulst auszuüben, um diese von der Rakelkante weg in Bewegung zu setzen, da
durch den Gasdruck oftmals lediglich bewirkt werden muss, dass die Farbwulst sich
in Bewegung setzt so die Adhäsions- und/oder Kohäsionskräfte überwunden werden, wobei
dann die Farbwulst in Richtung auf den Rakelkasten bewegt werden kann. Der Gasdruck
liegt zumeist in einem Bereich ≤ 1,5 bis 2 bar/EL (Überdruck), besonders bevorzugt
≤ 0,75 bis 1 bar/EL (Überdruck) oder auch ≤ 0,4 bis 0,5 bar/EL, gegebenenfalls auch
≤ 0,2 bis 0,3 bar/EL oder ≤ 0,15 bis 0,1 bar/EL. "Überdruck" heißt hier ein gegenüber
Normaldruck von 1 bar entsprechend erhöhter Druck. "EL" heißt jeweils "Einheitslänge"
und bezieht sich auf eine Länge der Düse (Länge der Schlitzdüse oder Länge der Düsenanordnung)
von 50 mm, wobei die Düse parallel zur Anlagelinie des Rakels an der Walze angeordnet
ist. Bei längeren Düsen liegt dann ein entsprechendes Vielfaches vor. "Der Düse zugeführt"
heißt hierbei, dass die Bestimmung des Gasdruckes am Eintrittsbereich der Düse (Düseneinlass)
erfolgt. Dies ist meist ausreichend, um den beschriebenen Effekt zu erzielen, wobei
höhere Drucke wirtschaftlich uneffizient werden und auch zu unkontrollierten Bewegungen
der Farbwulst führen können. Ferner ist eine obere Grenze des Gasdrucks/EL dadurch
gegeben, dass Spritzer an Druckfarbe, beispielsweise an abgetragener Farbe des Farbwulstes
durch den auftreffenden Gasstrom vermieden werden, zumindest in einem solchem Umfang,
welcher den Reinigungsvorgang verzögert. Der oben genannte Gasdruck/EL kann sich insbesondere
jeweils beziehen auf eine Düse mit einer Düsenöffnung im Bereich von 0,03-0,1 mm,
insbesondere skaliert auf 0,05 mm Düsenweite. Die oben genannten Angaben zum Gasdruck
können jedoch auch unabhängig hiervon gelten, also auch bei anderen Düsenweiten, beispielsweise
jeweils als "absolute Größe" gelten. Für von dem Bereich von 0,03-0,1 mm, insbesondere
skaliert auf 0,05 mm Düsenweite, abweichenden Düsenweiten sei der Gasdruck derart
eingestellt, dass im Strömungshauptpfad, also im Bereich maximaler Gasströmung, eine
entsprechend hohe Druckkraft des Gases auf den Farbwulst ausübbar ist, mit der Grenze
der Vermeidung von Spritzern des Farbwulstmaterials, zumindest Vermeidung in einem
solchem Ausmaß, welches den unakzeptabel Reinigungsvorgang verlängern würde.
[0030] Der Anstellwinkel der Rakel gegenüber der Walze, bei welcher der Farbabtrag erfolgt,
kann im Bereich von 5°-45° zu Horizontalen liegen, ohne hierauf beschränkt zu sein.
Der Anstellwinkel kann insbesondere im Bereich von 5°-30° oder 10°-20° gegenüber der
Horizontalen betragen. Der Anstellwinkel kann ≥ 2° und/oder ≤ 25° betragen.
[0031] Vorzugsweise ist der auf die Rakel ausgerichtete Gasstrom nicht mit weiteren Zusätzen
wie Wasser zur Befeuchtung, Lösungsmitteln oder dergleichen zusätzlich beaufschlagt
sondern ein zumindest im Wesentlichen reiner Gasstrom, welcher ≤ 5 bis 10 Gew.-% oder
vorzugsweise ≤ 3 bis 6 Gew.-% oder besonders bevorzugt ≤ 1 bis 2 Gew.-% an bei Standardbedingungen
(20°C, 1013 hPa) nicht-gasförmige Bestandteile wie Wasser, Lösungsmittel oder dergleichen
aufweist (eine etwaige Luftfeuchtigkeit des Gastromes sei hiervon unbenommen, diese
kann je nach Anwendungsbedingungen im Bereich von 2% bis 95% relativer Luftfeuchte
bei jeweiliger Temperatur und Druck des Gases liegen, oder im Bereich von 10-80% relativer
Luftfeuchte. Vorzugsweise ist der Gasstrom ein Luftstrom, beispielsweise von einem
Druckluftbehälter, erzeugt durch einen Kompressor oder dergleichen.
[0032] Vorzugsweise weist der Gasstrom Raumtemperatur auf oder eine Temperatur im Bereich
derselben, beispielsweise 10°C bis 45°C oder 10°C bis 35°C, insbesondere 15° bis 28°C
oder 18° bis 25°C, wobei eine etwaige Temperaturerhöhung aufgrund der Arbeitswärme
im Bereich der Druckmaschine hierbei mit berücksichtigt ist. Vorzugsweise ist der
zugeführte Gasstrom nicht vorkonditioniert, gegebenenfalls bis auf eine Filterung,
beispielsweise gegen Staub oder dergleichen, insbesondere nicht gesondert temperiert.
Gegebenenfalls kann der Gasstrom aber auch gezielt temperiert, insbesondere erwärmt,
werden, beispielsweise um hierdurch die Farbwulst zu erwärmen und deren Viskosität
zu erniedrigen, um eine Bewegung in Richtung auf den Rakelkasten zu erleichtern.
[0033] Die Reinigungsvorrichtung kann eine Wascheinrichtung umfassen, mittels welcher die
Farbwerkwalzen mit einem Lösungsmittel beaufschlagt, beispielsweise besprüht werden.
Hierdurch kann die Viskosität der Druckfarbe erniedrigt werden, so dass diese während
des Reinigungsprozesses leichter mittels der Rakel von den Walzen entfernbar ist.
[0034] Der Begriff "Druckfarbe" im Rahmen der Erfindung sei nicht nur auf farbige Druckmaterialien
beschränkt sondern soll jegliche Beschichtungsmaterialien bei welcher auf dem Druckobjekt
mittels der Druckmaschine aufgebracht werden, verstanden werden, also auch transparente
Beschichtungen, welche die Oberflächeneigenschaften des Druckobjektes modifizieren
wie Lacke, elektrisch leitfähige Beschichtungen oder dergleichen.
[0035] Das erfindungsgemäße Farbwerk ist nicht auf Offset-Druckmaschinen beschränkt sondern
kann allgemein bei Farbwerken eingesetzt werden, bei welchen zum Farbwechsel die bisher
verwendete Druckfarbe mittels einer mechanischen Einrichtung wie einer Abstreifeinrichtung
von einem bewegten Element des Farbwerkes wie einer Walze entfernt wird. Besonders
bevorzugt ist das erfindungsgemäße Farbwerk jedoch an Offset-Druckmaschinen einsetzbar,
bei welchen eine Farbwalze mittels einer angelegten Rakel von der eingesetzten Druckfarbe
befreit wird, um einen Farbwechsel durchzuführen.
[0036] In dem erfindungsgemäßen Farbwerk arbeitet die mit dem Gasstrom beaufschlagte Walze
insbesondere gegen eine Reiberwalze, welche eine hartelastische Beschichtung mit einer
Härte von größer/gleich 25 Shore D oder größer/gleich 30-50 Shore D aufweist, oder
eine nicht-elastomere Beschichtung wie z.B. aus einem Kunstharz oder Polyamid (z.B.
Rilsan), wenn eine polymere Beschichtung vorliegt(auch dann vorzugsweise mit einer
Härte von größer/gleich 25 Shore D oder größer/gleich 30-50 Shore D), oder eine metallische
oder keramische Oberfläche aufweist, die gegebenenfalls jeweils zur Modifizierung
der Oberflächeneigenschaften beschichtet sein kann. Die Härte des Bezugs der Reiberwalze
ist hierbei höher als die Härte der Walzen des Farbwerkes mit elastomerem Bezug, welche
gegen die Reiberwalze(n) arbeiten. Die Reiberwalze führt zumeist eine traversierende
Bewegung in deren Längsrichtung durch. Der Bezug der Reiberwalze aus einem polymeren
Material ist vorzugsweise unmittelbar auf den Walzenkern, der zumeist aus einem metallischen
Werkstoff wie Stahl besteht, oder auf einer hartelastischen Zwischenschicht mit einer
Härte von größer 10 Shore D aufgebracht. Die Schichtdicke des Bezugs der Reiberwalze
kann im Bereich von 20-500 µm liegen.
[0037] Die Walze, gegen welche das Rakel zum Farbabtrag unter Unterstützung mit dem erfindungsgemäß
eingesetzten Gasstrom arbeitet, kann insbesondere eine fest in dem Farbwerk installierte
Walze sein. Die Walze kann unabhängig hiervon oder in Kombination hiermit maschinenseitig
mittels eines Antriebes angetrieben sein. Die Walze kann zumindest etwa die gleiche
Oberflächengeschwindigkeit wie der Druckzylinder aufweisen, beispielsweise mit einer
Abweichung von ≤ 30-50% oder ≤ 10-20% oder vorzugsweise ≤ 3-7% bezogen auf die Oberflächengeschwindigkeit
des Druckzylinders. Die Walze, gegen welche das Rakel zum Farbabtrag im Rahmen der
Erfindung arbeitet ist vorzugsweise eine solche, welche unmittelbar gegen eine oder
mehrere Farbauftragswalzen arbeitet, welche ihrerseits wiederum unmittelbar gegen
den Druckzylinder arbeitet/arbeiten. Arbeiten in Bezug auf die Walzen sei jeweils
im Sinne von "anliegen" verstanden. Die Farbauftragswalzen weisen jeweils eine Gummibeschichtung
auf, vorzugsweise mit einer Härte von ≤ 10-15 Shore D oder besonders bevorzugt mit
≤ 50-100 Shore A oder ≤ 30-40 Shore A. Insbesondere bei derartigen Farbwerken hat
sich die Erfindung besonders bewährt.
[0038] Die Erfindung umfasst weiterhin eine Reinigungseinrichtung mit Düse und Druckgaserzeugungseinrichtung,
welche in einem erfindungsgemäßen Farbwerk einsetzbar ist.
[0039] Weiterhin umfasst die Erfindung ein Verfahren zum Reinigen eines Farbwerkes, unter
Verwendung eines erfindungsgemäß ausgeführten oder betriebenen Farbwerkes, vorstehend
beschrieben. Auf das oben Gesagte, insbesondere zum Betrieb der Reinigungsvorrichtung
oder des Farbwerkes, wird auch in Bezug auf das Verfahren vollumfänglich Bezug genommen.
Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Reinigen des Farbwerkes einer
Druckmaschine, insbesondere Offsetdruckmaschine, wobei eine Farbwerkwalze mittels
einer gegen diese arbeitenden Rakel von an der Walze anhaftender Farbe gereinigt wird,
wobei sich an der Rakel eine Farbwulst ausbildet, und wobei ein Rakelkasten vorgesehen
ist, welcher Farbe von der Rakel aufnimmt. Allgemein wird mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens unter Verwendung eines Farbwerkes zu der Erfindung beschrieben ein Gasstrom
erzeugt und aus einer Düse direkt oder mittels einer Strömungsumlenkeinrichtung auf
die Rakel gerichtet. Der Gaststrom wird mit einer Strömungsstärke erzeugt, so dass
er eine Entfernung eines bei dem Reinigungsvorgang an der Rakel entstehenden Farbwulstes
von der Rakelkante weg unterstützt, nämlich vorzugsweise in Richtung auf den Rakelkasten
zur Farbaufnahme, oder bewirkt. Das Bewirken kann in Kombination mit der Schwerkrafteinwirkung
auf die Farbwulst erfolgen. Erfindungsgemäß wird zur Entfernung der Farbwulst die
Rakel mit einem Gasstrom beaufschlag wird. Der Gasstrom ist vorzugsweise auf die Rakelkante
ausgerichtet. Der Gasstrom weist vorzugsweise einen Überdruck von ≥ 0,05 bar/EL (bezogen
auf eine Einheitslänge des Düse von 50 mm) auf, auf die obigen Ausführungen sei im
Übrigen vollinhaltlich verwiesen. Der Gasstrom ist so in Bezug auf den Überdruck eingestellt,
dass beim Auftreffen des Gasstromes auf den Farbwulst keine Farbspritzer entstehen.
Vorzugsweise entspricht die Breite des Gasstromes der Anlagelänge der Rakel an der
korrespondierenden Walze.
[0040] Die Strömungsgeschwindigkeit des Gasstromes am Düsenausgang und/oder beim Auftreffen
auf die Rakel oder den dieser benachbarten Bereich der Farbwerkwalze kann ≥ 0,5-1
m/sec oder ≥ 2-3 m/sec, vorzugsweise ≥ 5-8 m/sec betragen, gegebenenfalls auch ≥ 10-15
m/sec. Die Obergrenze ist dadurch gegeben, dass Farbspritzer durch Auftreffen des
Gasstromes auf den Farbwulst vermieden werden, zumindest soweit diese den Reinigungsvorgang
unakzeptabel verlängern würden. Eine unakzeptable Verlängerung liegt allgemein im
Rahmen der Erfindung vor (auch in Bezug auf obige Beschreibung der Düsenweite usw.),
wenn sich der Reinigungsvorgang um ≥ 5-10% oder auch ggf. ≥ 15-20 % in seiner Zeitdauer
durch die Spitzerbildung verlängern würde, verglichen mit einer Reinigung bei maximalem
Gasstrom ohne Spritzerbildung.
[0041] Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft erläutert und anhand der Figuren beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines Farbwerkes mit erfindungsgemäßer Reinigungseinrichtung,
- Figur 2
- eine alternative Ausführungsform des Farbwerkes nach Figur 1,
[0042] Figur 1 zeigt eine Druckmaschine 1, insbesondere Offsetdruckmaschine, im speziellen
Bogenoffsetdruckmaschine, mit einem Farbwerk 10. Das Farbwerk weist mehrere gegeneinander
arbeitende Walzen 11, 12 auf, welche aus einem Farbreservoir 14 zugeführte Farbe (allgemein
Druckmittel) aufbereiten, wobei Reiberwalzen 11 und Nicht-Reiberwalzen mit zumeist
elastomerer Beschichtung vorgesehen sind, welche gegeneinander arbeiten. Weiterhin
umfasst das Farbwerk 10 eine Reinigungseinrichtung 20, welche zumindest eine Rakel
21 und einen dieser zugeordneten Rakelkasten 22 aufweist.
[0043] Die Bogenoffsetdruckmaschine weist wie allgemein üblich einen Druckzylinder und einen
Gummituchzylinder auf (nicht dargestellt), von denen einer (Druckzylinder oder Gummituchzylinder)
oder beide eine Unterbrechung des druckmittelübertragenden Bereichs in Umfangsrichtung
aufweisen. Diese Unterbrechung wird durch eine axiale Ausnehmung wie bspw. einen Kanal
im Außenumfang von Druck- bzw. Gummituchzylinder bewirkt, welcher eine Bogentransporteinrichtung
wie eine Greifvorrichtung mit einem Greifer (z.B. als Greifklauen) aufweist, um den
Bogentransport zu unterstützen oder zu gewährleisten. Diese Greifvorrichtung kann
in der Ausnehmung geführt sein.
[0044] Soll eine Reinigung des Farbwerkes 10 durchgeführt werden, beispielsweise bei einem
Farbwechsel, so wird die Rakel 21 mittels einer geeigneten Einrichtung an mindestens
eine Walze des Farbwerkes angelegt, hier gegen eine Reiberwalze 11, um an der Walze
anhaftende Farbe abzurakeln und dem Rakelkasten 22 zuzuführen. Im vorliegenden Beispiel
ist die Rakel hierzu an dem Rakelkasten 22 gehaltert und der Rakelkasten kann in eine
erste Position überführt werden, bei welchem die Rakel von der zu reinigenden Walze
11 beabstandet ist, sowie in eine zweite Position, in welcher die Rakel 21 an der
Walze anliegt, um an dieser anhaftende Farbe zu entfernen (siehe Figur 3). Es sei
hervorgehoben, dass dies allgemein im Rahmen der Erfindung jedoch nicht notwendig
ist, beispielsweise kann die Rakel 21 unabhängig von dem Rakelkasten lageverändert
und an die Walze angelegt und/oder von dieser beabstandet werden. Die Lageveränderung
des Rakelkastens erfolgt hier durch Verschwenken um seine Längsachse. Weiterhin sei
als "Rakelkasten" im Sinne der Erfindung allgemein eine Auffangeinrichtung für die
sich auf die Rakel 21 ansammelnde Farbe verstanden, unabhängig von deren baulicher
Ausgestaltung und/oder Befestigung an der Rakel und/oder davon, ob die Auffangeinrichtung
gekoppelt oder ungekoppelt mit der Rakel lageverändert werden kann.
[0045] Das Farbwerk der Bogenoffsetdruckmaschine weist mehr als 10-12 Walzen auf, was allgemein
auch im Rahmen der Erfindung gelten kann, in der Regel 14-16 oder mehr Walzen, beispielsweise
12-26 Walzen oder 14-24 Walzen, zumeist 16-20 Walzen. Die Walzen können jeweils die
Farbe bzw. das Druckmittel "speichern", nämlich durch Aufnahme an der Walzenoberfläche.
Die genannte Anzahl von Walzen ist in der Regel notwendig oder zumindest zweckmäßig,
um eine ausreichende Menge des Druckmittels innerhalb des Farbwerkes verteilen zu
können, um den ungleichmäßigen Druckmitteltransport vom Druckmittelreservoir zum Druck-
bzw. Gummituchzylinder vergleichmäßigen zu können. Hierbei ist zu berücksichtigen,
dass die Druckmittelabnahme des Druck- bzw. Gummituchzylinder aufgrund der umfänglichen
Ausnehmung wie z.B. einem Kanal ungleichmäßig ist. Die Ausnehmung nimmt hierbei eine
Greifvorrichtung auf, um den Bogentransport zu unterstützen oder zu ermöglichen.
[0046] Wird die Rakel zum Farbabtrag an die Walze 11 angelegt, so entsteht auf der Rakel
(Rakeloberseite) eine Farbwulst 25, welche einen der Rakelkante zugewandten Fuß 25a,
an welchem die Farbwulst sich beginnend von der Rakeloberfläche erhebt, und einen
Wulstrücken 25b, welcher die Wulsthöhe h bestimmt, aufweist (Fig. 1b, vergrößerte
Darstellung). Der Fuß der Wulst kann beispielsweise auf einen Bereich von ≤ 50% oder
vorzugweise ≤ 25% der Wulsthöhe über der Rakeloberfläche angesehen werden.
[0047] Die Walze 11 gegen welche das Rakel zum Farbabtrag unter Unterstützung mit dem erfindungsgemäß
eingesetzten Gasstrom arbeitet, ist in dem Farbwerk fest installiert und wird maschinenseitig
mittels eines Antriebes angetrieben. Die Walze 11 hat etwa die gleiche Oberflächengeschwindigkeit
wie der Druckzylinder. Die Walze 11 arbeitet gegen Farbauftragswalzen (Gummiwalzen),
welche ihrerseits vorzugsweise unmittelbar gegen den Druckzylinder arbeiten.
[0048] Weiterhin umfasst die Reinigungseinrichtung 20 eine Düseneinrichtung 30, welche mindestens
eine Düse 31 aufweist, hier in Form einer Schlitzdüse, sowie ein gasführendes System
32 wie eine Druckgasleitung, durch welche der Düse 31 Druckgas aus einer Druckgaserzeugungseinrichtung
33 zuführbar ist bzw. bei Durchführung des Reinigungsvorganges zugeführt wird. Die
Düse 31 ist hierbei derart in Bezug auf die Rakel 21 ausgerichtet, dass der aus der
Düse austretende Gasstrom im Bereich der Farbwulst auf die Düse auftritt. Der Gasstrom
kann hierbei unmittelbar ausgehend von der Düse auf den Farbwulst und/oder den dem
Farbwulst vorgelagerten Bereich der Rakelkante (also zwischen Rakelkante und Farbwulst)
auftreten, oder aber auf einer Strömungsumlenkeinrichtung, welche den Luftstrom dann
eben dem Farbwulst bzw. dem Bereich der Rakelkante, welcher dem Farbwulst vorgelagert
ist, zugeführt wird. Als Strömungsumlenkeinrichtung kann insbesondere auch der der
Rakelkante benachbarte oder an die Rakelkante angrenzende Umfangsbereich 11a der Walze
11 dienen, so dass der auftreffende Gasstrom dann von der Walze umgelenkt und auf
den Farbwulst gerichtet wird.
[0049] Durch die Druckbeaufschlagung der Wulst 25 mit dem aus der Düse 31 austretenden Gasstrom
kann die Farbwulst von der Rakelkante 21a weggedrückt werden, so dass durch den Gasstrom
eine Entfernung der Farbwulst 25 von der Rakelkante in Richtung auf den Rakelkasten
bzw. eine Aufnahmeeinrichtung für die Druckfarbe erleichtert wird (siehe Farbwulst
25'). Der Gasdruck kann hierbei unterstützend eingesetzt werden, so dass die Farbwulst
unter einer kombinierten Einwirkung von Schwerkraft und Beaufschlagung durch den Gasstrom
in Richtung auf den Rakelkasten bewegt wird. Gegebenenfalls kann der Gasstrom jedoch
auch derart stark eingestellt sein, dass dieser allein die Farbwulst in Richtung auf
den Rakelkasten bzw. in diesen überführt, wobei die Rakel auch nur mit geringer Neigung
oder sogar horizontal angeordnet sein kann.
[0050] Die Düse 31 ist hier als Schlitzdüse ausgebildet, so dass sich die Düsenöffnung über
die gesamte Länge derselben erstreckt. Die Düsenöffnung erstreckt sich hierbei über
den gesamten Anlagebereich der Rakel gegenüber der Walze 11, gegebenenfalls auch darüber
hinaus.
[0051] Beim Reinigungsvorgang wird durch die Druckerzeugungseinrichtung 33, welche an das
gasführende System 32 angeschlossen ist, im einfachsten Fall ein zeitlich und räumlich
kontinuierlicher Gasstrom erzeugt. Gegebenenfalls kann jedoch auch ein pulsierender
Gasstrom erzeugt werden (ggf. auch durch Modifikation der Düse). Insbesondere wird
nach dem Ausführungsbeispiel ein Gasstrom zur Abtragung der Farbwulst erzeugt, welcher
zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Reinigungsprozesses eingestellt ist, beispielsweise
für jeweils ca. 10 sec, und dazwischen ausgeschaltet ist oder auf weniger als 50%
des Maximalwertes eingestellt ist.
[0052] Weiterhin ist die Druckerzeugungseinrichtung 33 derart betrieben, dass von der Düse
31 ein laminarer Gasstrom austritt. Der Gasstrom ist mit einem solchen Druck eingestellt,
dass - normiert auf eine Länge der Düse von 50mm - am Düseneinlass ein Überdruck von
0,05 bar vorliegt, also bei einer Rakellänge von 1 Meter ein Druck von 1 bar Überdruck
(also absoluter Druck von 2 bar). Die Düse kann hierbei eine Weite von 0,05 mm aufweisen.
Der austretende laminare Gasstrom kann - unabhängig von dem oben Gesagten - beispielsweise
eine Reynoldszahl im Bereich von 5.000-6.000 aufweisen.
[0053] Die Düse 31 ist gemäß Figur 1 nun derart ausgerichtet, dass der austretende Gasstrom
im Bereich der Rakelkante auf die Rakel auftritt. Im Speziellen trifft der Gasstrom
hierbei in dem Bereich zwischen der Rakelkante und dem Fußbereich der Farbwulst (den
Fußbereich einschließen) auf die Rakel auf, oder aber - meist bevorzugt - ist der
Gasstrom auf einen Bereich der Walzenoberfläche gerichtet, welcher bezogen auf den
Walzenumfang 2 bis 4 mm oberhalb der Anlagelinie des Rakels an der Walze liegt, sodass
die Überführung der Farbwulst von der Walze auf die Rakel unterstützt wird. Beim Auftreffen
auf die Rakel wird der Gasstrom umgelenkt, so dass ein ausreichend starker Teilstrom
resultiert, welcher die Farbwulst ausreichend druckbeaufschlagt, um diese von der
Rakelkante zu entfernen. Auch sehr hochviskose Druckfarben können hierdurch effektiv
von der Rakelkante entfernt werden, so dass der Reinigungsvorgang beschleunigt werden
kann oder zumindest aber zielgerichteter durchgeführt werden kann, wenn die Farbwulst
aufgrund ihrer hohen Viskosität keine ausreichende Neigung aufweisen sollte, um sich
von der Rakelkante zu entfernen. Andererseits ist durch die Anordnung der Düseneinrichtung
gegebenenfalls auch ein geringerer Lösungsmittel- bzw. Reinigungsmittelverbrauch beim
Waschen des Farbwerkes mit einem Lösungsmittel während des Reinigungsvorganges erforderlich.
[0054] Weiterhin wird der Gasstrom (Hauptgasstrom H) nach Figur 1 in einem Winkelbereich
von ± 10-20° zur Tangente T der gegen die Rakel 21 arbeitenden Walze 11 im Anlagepunkt
A der Rakel an die Walze ausgerichtet. Der Gasstrom wird hiermit streifend zur Walze
ausgerichtet, so dass eine stärkere Strömungsumlenkung und damit Verringerung der
Druckkraft des Gasstromes vermieden wird.
[0055] Weiterhin geht aus Figur 1 hervor, dass die Düse 31 derart ausgerichtet ist, dass
der Gasstrom in der Vertikalen auf die Rakel ausgerichtet ist.
[0056] Allgemein kann der Gasstrom beispielsweise auch in Richtung auf den sich verengenden
Spalt S zwischen Walze und Rakel ausgerichtet sein (Fig. 1c), so dass durch die Strömungsumlenkung
in dem Spalt S ein rückwärts gerichteter Gasstrom auf die Farbwulst 25 auftrifft und
diese von der Rakelkante entfernt.
[0057] Die Rakel ist in dem Ausführungsbeispiel mit ca. 25° gegen die Horizontale angestellt,
wenn die Rakel an der Walze 11 anliegt, um Druckfarbe abzutragen. Hierdurch wird einerseits
die Entfernung der Farbwulst von der Rakelkante durch Schwerkrafteinwirkung unterstützt,
andererseits durch den vergleichsweise flachen Anstellwinkel (im Vergleich zu einem
Betrieb der Reinigungseinrichtung ohne Gasstrom) ein Verschleiß der Rakel beschränkt.
[0058] Weiterhin umfasst das Farbwerk 10 eine Wascheinrichtung 50, mittels welcher die Farbwerkswalzen
11, 12 mit einem Lösungsmittel beaufschlagt, beispielsweise besprüht, und gewaschen
werden können, welches bei Bedarf aber auch fehlen kann.
[0059] Die Rakel kann insbesondere eine Kunststoffrakel sein. Die Rakel kann eine an die
Walze anlegbare Elastomerlippe aufweisen, ohne dass dies zwingend erforderlich ist.
Die Walze 11, an welche die Rakel anlegbar ist, kann eine Reiberwalze sein, welche
eine metallische Oberfläche (einschließlich Metalloxid) oder eine Oberfläche eines
nicht-elastomeren Kunststoffs mit einer Härte von ≥ 50 Shore D aufweist. Dies kann
allgemein im Rahmen der Erfindung gelten.
[0060] Nach dem weiteren Ausführungsbeispiel gemäß Figur 2 ist eine separate Strömungsumlenkeinrichtung
40 vorgesehen, welche den Gasstrom in Richtung auf die Farbwulst und/oder den dieser
vorgelagerten Bereich der Rakel umlenkt. Hierdurch kann die Anordnung der Düse flexibler
gehandhabt werden, um sicherzustellen, dass auf die Farbwulst noch ein ausreichend
starker Gasstrom auftrifft. Im Übrigen sei auf das oben Gesagte vollumfänglich verwiesen.
[0061] Insbesondere kann die Walze, gegen welche die Rakel arbeitet, eine stark hydrophobe
Oberfläche aufweisen, also eine Oberfläche mit niedrigerer Oberflächenenergie als
eine Oberfläche aus einem Polyamid wie Rysan und/oder einem Polyolefin wie einer Polyvinylverbindung,
Polybutadien oder natürlichem Kautschuk. Insbesondere kann die Walzenoberfläche teilweise
oder vollständig aus halogenierten Polymeren bestehen, insbesondere teilweise oder
vollständig fluorierten Polymeren, beispielsweise auch perfluorierte Kohlenwasserstoffe.
Insbesondere können die Walzen, welche gegen die Rakel arbeiten, ausgebildet sein
wie in der
DE 10 2004 054 425 A1 und der
DE 10 2007 053 489 A1 beschrieben, deren Offenbarungsgehalt hiermit vollumfänglich mit umfasst ist.
[0062] Trotz der Vielzahl von Walzen des Farbwerkes einer Bogenoffsetdruckmaschine, welche
bereits eine Vergleichmäßigung des Druckmittelflusses bewirken, wurde festgestellt
dass durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen eine deutliche Verbesserung der Reinigung
des Farbwerkes erzielt werden kann, da - so wird angenommen - anscheinend auch die
Vielzahl der Walzen eine vollständige Vergleichmäßigung nicht bzw. nicht immer zuverlässig
bewirken.
1. Farbwerk einer Druckmaschine, insbesondere einer Offsetdruckmaschine, mit mehreren
gegeneinander arbeitenden Walzen, welche aus einem Farbreservoir zugeführte Farbe
aufbereiten, und mit einer Reinigungseinrichtung umfassend zumindest eine Rakel und
einen Rakelkasten, wobei die Rakel an mindestens eine Walze des Farbwerkes anlegbar
ist, um an der Walze anhaftende Farbe abzurakeln und dem Rakelkasten zuzuführen, dadurch gekennzeichnet, dass die Reinigungseinrichtung eine Düse umfasst, welche an ein gasführendes System anschließbar
oder angeschlossen ist, welches den austretenden Gasstrom direkt oder über eine Strömungsumlenkung
auf die Rakel richtet.
2. Farbwerk nach Anspruch 1, dadurch gekenn - zeichnet, dass die Düse eine oder mehrere Austrittsöffnungen aufweist, welche die Rakel über
die Länge deren Anlagebereichs an der Walze mit dem Gasstrom beaufschlagen.
3. Farbwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse derart ausgerichtet ist, dass der Gasstrom gegen den Bereich der Rakelkante
gerichtet ist.
4. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse derart ausgerichtet ist, dass der Gasstrom gegen die Walze benachbart dem
Anlagebereich des Rakels an der Walze gerichtet ist, so dass der Gasstrom durch die
Walze zum Rakel hin umgelenkt wird.
5. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasstrom in einem Winkelbereich von ± 60° zur Tangente der gegen die Rakel arbeitenden
Walze im Anlagepunkt der Rakel an die Walze ausgerichtet ist.
6. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse derart ausgerichtet ist, dass der Gasstrom in einem Winkelbereich von ±
45° zur Vertikalen ausgerichtet ist.
7. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckerzeugungseinrichtung in einem Betriebszustand ist oder in einen solchen
überführbar ist, dass das Gas mit einem Überdruck von ≥ 0,05 bar bezogen auf eine
Länge der Düse von 50 mm dem Düseneinlass beaufschlagt wird.
8. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse als Schlitzdüse mit einer Düsenweite quer zur deren Längserstreckung von
kleiner/gleich 0,5 mm ausgebildet ist.
9. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Druckerzeugungseinrichtung derart konfiguriert oder konfigurierbar ist, dass der
Gasstrom kontinuierlich ausgestoßen wird.
10. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Druckerzeugungseinrichtung derart konfiguriert oder konfigurierbar ist, dass der
Gasstrom diskontinuierlich, einschließlich intermittierend, ausgestoßen wird.
11. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckerzeugungseinrichtung und die Düse derart ausgebildet sind, dass ein laminarer
Gasstrom aus der Düse austritt.
12. Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Rakel in einem Winkelbereich von 10°-45° zu Horizontalen zur Walze hin angestellt
ist.
13. Reinigungseinrichtung mit Rakel und auf die Rakel ausrichtbarer Düse sowie zugehörigem
gasführendem System und Druckerzeugungseinrichtung für ein Farbwerk nach einem der
Ansprüche 1 bis 12.
14. Druckmaschine mit Farbwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 12 und/oder mit Reinigungseinrichtung
nach Anspruch 13.
15. Druckmaschine nach Anspruch 14 als Bogenoffsetdruckmaschine mit Drucktuchzylinder
mit Unterbrechung des druckmittelübertragenden Bereichs des Druck- und/oder Gummituchzylinders
in Umfangsrichtung.
16. Verfahren zum Reinigen einer Offsetdruckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine,
unter Verwendung eines Farbwerkes nach einem der Ansprüche 1 bis 14 und Erzeugung
und Ausrichtung eines Gasstromes aus einer Düse direkt oder mittels einer Strömungsumlenkeinrichtung
auf die Rakel in einer Strömungsstärke des Gasstromes, welche eine Entfernung eines
bei dem Reinigungsvorgang an der Rakel entstehenden Farbwulstes von der Rakelkante
weg unterstützt oder bewirkt.