[0001] Die Erfindung betrifft eine Aluminiumlegierung für elektrisch leitfähige Produkte,
die Verwendung der Aluminiumlegierung, ein Band oder Blech hergestellt aus der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung sowie ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes oder Blechs.
[0002] Aluminium oder Aluminiumlegierungen werden auch für elektrisch leitfähige bzw. stromführende
Produkte verwendet, da Aluminium bzw. die Aluminiumlegierungen eine gute elektrische
Leitfähigkeit aufweisen. So liegt die elektrische Leitfähigkeit σ bei hoch reinem
Aluminium etwa bei 36,5 MS/m. Hoch reines Aluminium ist allerdings als
Konstruktionswerkstoff nicht geeignet, da es häufig die geforderten mechanischen Eigenschaften,
beispielsweise eine gewünschte Festigkeit oder Streckgrenze nicht erfüllt. Sind beispielsweise
bei elektrisch leitfähigen bzw. stromführenden Produkten auch mechanische Eigenschaften
gefragt, muss eine signifikante Verringerung der elektrischen Leitfähigkeit in Kauf
genommen werden, um die gewünschten mechanischen Eigenschaften bereitzustellen. Darüber
hinaus sind die Kosten von hoch reinem Aluminium sehr hoch, so dass entsprechend hergestellte
Produkte aus reinem Aluminium relativ teuer in ihrer Herstellung sind. Häufig für
die Konstruktion verwendete Aluminiumlegierungen wie beispielsweise die Aluminiumlegierung
vom Typ AA 5xxx weisen dagegen elektrische Leitfähigkeiten im Bereich von 15 bis 25
MS/m auf, so dass diese wiederum nicht ideal für die Verwendung in elektrisch leitfähigen
Produkten anzusehen sind.
[0003] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Aluminiumlegierung
vorzuschlagen, welche die notwendigen mechanischen Eigenschaften aufweist und dennoch
eine verbesserte elektrische Leitfähigkeit besitzt. Darüber hinaus sollen vorteilhafte
Verwendungen sowie ein Verfahren zur Herstellung eines aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
bestehenden Bandes oder Blechs vorgeschlagen werden.
[0004] Gemäß einer ersten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die aufgezeigte Aufgabe
durch eine Aluminiumlegierung gelöst, welche die folgenden Legierungsbestandteile
in Gew.-% aufweist:
0,25 % ≤ Si ≤ 0,7 %,
0,25 % ≤ Fe ≤ 0,7 %,
Cu < 0,1 %,
0,25 % ≤ Mn ≤ 0,7 %,
0,25 % ≤ Mg ≤ 0,7 %,
Cr ≤ 0,15 %,
Zn ≤ 0,1 %,
Ti ≤ 0,1 %,
[0005] Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen einzeln maximal 0,05 %, in Summe maximal
0,15 %,wobei für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg
gilt:
|[si%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[si%] - [Mg%]| ≤ 0,1 %.
[0006] Die Erfinder haben herausgefunden, dass zur Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit
der Ausscheidungsgrad von Legierungsbestandteilen in der Aluminiumlegierung erhöht
werden muss, damit die Aluminiumlegierung möglichst wenig Legierungsbestandteile in
der Aluminiummatrix in gelöstem Zustand aufweist. Durch die erfindungsgemäße Aluminiumlegierungszusammensetzung
wird erreicht, dass die Ausscheidung von intermetallischen Phasen in Form von quaternären
intermetallischen Phasen beispielsweise Al(Fe,Mn)Si, ternäre Phasen in Form von beispielsweise
AlFeSi und binäre Phasen beispielsweise in Form von Mg
2Si bei Raumtemperatur unterstützt wird. Im Ergebnis werden die genannten intermetallischen
Phasen leichter ausgeschieden. Die Legierungsbestandteile sind in geringerem Maße
in der Aluminiummatrix gelöst. Hierdurch wird die elektrische Leitfähigkeit der Aluminiumlegierung
deutlich verbessert, da weniger Legierungsbestandteile in gelöstem Zustand vorliegen.
Die Anteile an Si, Fe, Mn und Mg liegen zwischen 0,25 Gew.-% bis 0,7 Gew.-%, um die
gewünschten mechanischen Eigenschaften der Aluminiumlegierung zu gewährleisten. Darüber
hinaus zeichnet sich die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung dadurch aus, dass für
die Anteile an Si, Fe, Mn und Mg gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mg%]| ≤ 0,1 %, so dass ein möglichst hoher Anteil an intermetallischen Phasen
ausgeschieden wird. Der Kupfergehalt von < 0,1 Gew.-% verbessert zusätzlich das
Ausscheidungsverhalten der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung. Dispersoidbildner wie Cr müssen auch relativ geringe Anteile aufweisen,
vorliegend maximal 0,1 Gew.-%. Zink und Titan sollten darüber hinaus auch weniger
als 0,1 Gew.-% aufweisen, da anderenfalls die Ausscheidung der intermetallischen Phasen
sich verschlechtert. Dadurch dass die Legierungsbestandteile Fe, Mn und Mg relativ
zu Silizium in einem festen Korridor von +/- 0,1 Gew.-% in der Aluminiumlegierung
enthalten sind, wird der Anteil an bei Raumtemperatur in ausgeschiedenem Zustand vorliegenden
quaternären und ternären intermetallischen Phasen deutlich erhöht. Bevorzugt gilt
dieser enge Korridor auch für die Legierungsbestandteile Fe, Mn und Mg auch untereinander,
d.h. bevorzugt gilt zusätzlich:
|[Mn%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % und
|[Mg%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[Fe%] - [mag%]| ≤ 0,1 %.
[0007] Gemäß einer ersten Ausgestaltung der Aluminiumlegierung weist die Aluminiumlegierung
die folgenden Legierungsbestandteile in Gew.-% auf:
0,4 % ≤ Si ≤ 0,6 %,
0,4 % ≤ Fe ≤ 0,6 %,
Cu < 0,05 %,
0,4 % ≤ Mn ≤ 0,6 %,
0,4 % ≤ Mg ≤ 0,6 %,
Cr ≤ 0,1 %,
Zn ≤ 0,05 %,
Ti ≤ 0,05 %,
[0008] Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen einzeln maximal 0,05 %, in Summe maximal
0,15 %,wobei für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg
gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mg%]| ≤ 0,1 %.
[0009] Die Beschränkung der Legierungsbestandteile von Si, Fe, Mn und Mg auf einen Korridor
von 0,4 Gew.-% bis 0,6 Gew.-%, verbessert die Ausscheidung der intermetallischen Phasen.
Zusätzlich wird durch die Verringerung der Anteile an Cu, Zn und Ti erreicht, dass
noch weniger Legierungsbestandteile in Lösungen vorliegen. Im Ergebnis kann die elektrische
Leitfähigkeit bei gleichbleibenden mechanischen Eigenschaften noch einmal gesteigert
werden.
[0010] Dies gilt auch sofern der Si-Gehalt den Mg-Gehalt übersteigt, da dann Silizium sowohl
die bevorzugt ausgebildeten Mg
2-Si als auch die übrigen quaternären und ternären intermetallischen Phasen bilden
kann, welche dann in ausgeschiedenem Zustand in der Aluminiumlegierung bei Raumtemperatur
vorliegen.
[0011] Schließlich kann die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung in Bezug auf ihre elektrische
Leitfähigkeit dadurch weiter verbessert werden, dass für die Legierungsanteile der
Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg gilt:
| [Si%] - [Fe%] | ≤ 0,05 % und
| [Si%] - [Mn%] | ≤ 0,05 % und
|[Si%] - [Mg%] | ≤ 0,05 %,
wobei bevorzugt für die Legierungsbestandteile Fe, Mn und Mg untereinander gilt ebenfalls
zusätzlich:
|[Mn%] - [Fe%]| ≤ 0,05 % und
|[Mg%] - [Mn%]| ≤ 0,05 % % und
|[Fe%] - [Mg%]| ≤ 0,05 %.
[0012] Fe, Si, Mn und Mg-Gehalt der Aluminiumlegierung liegen dann in einem extrem engen
Korridor und führen daher zu einer besonders bevorzugten Ausbildung der intermetallischen,
ausgeschiedenen Phasen.
[0013] Aufgrund der besonders guten elektrischen Leitfähigkeit ist die Verwendung der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung für elektrisch leitfähige oder stromführende Produkte besonders
vorteilhaft. Insbesondere kann die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung neben der sehr
guten elektrischen Leitfähigkeit auch gute mechanische Eigenschaften bereitstellen,
so dass entsprechende Produkte auch als Konstruktionsteile verwendbar sind.
[0014] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung wird die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung für
ein elektrisch leitfähiges Teil einer Schaltungsanordnung, eine Leiterbahn, einen
elektrisch leitfähigen Steckverbinder, eine elektrische Platine, ein Kabel, ein Flachbandkabel
oder ein Elektrodenblech verwendet. Allen Verwendungen ist gemein, dass diese einerseits
sehr gute elektrische Leitfähigkeiten erfordern, um einen möglichst geringen elektrischen
Widerstand aufzuweisen. Andererseits können die elektrisch leitfähigen Teile einer
Schaltungsanordnung, also als auch Leiterbahnen, Steckverbinder, Platinen, Kabel,
Flachbandkabel aber auch Elektrodenbleche Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften
erfüllen, welche von hochleitfähigem Reinaluminium nicht erreicht werden. Mithin können
auch in der Konstruktion einsetzbare, hochleitfähige Produkte, welche zumindest teilweise
aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung bestehen, bereitgestellt werden.
[0015] Gemäß einer weiteren Lehre der vorliegenden Erfindung wird die aufgezeigte Aufgabe
durch ein Band oder Blech bestehend aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
gelöst, wobei das Band oder Blech nach einer Rückglühung bei 250°C für 1 - 4 Stunden
eine Streckgrenze R
P0,2 von mehr als 140 MPa und eine elektrische Leitfähigkeit von mehr als 31 MS/m, vorzugsweise
mehr als 31,5 MS/m bei Raumtemperatur aufweist. Die herausragenden Eigenschaften mit
sehr hoher elektrischer Leitfähigkeit und dennoch guter Streckgrenze ermöglichen es,
das Band oder das Blech für die unterschiedlichsten Verwendungen, wie sie beispielsweise
zuvor genannt worden sind, zu verwenden und gleichzeitig extrem geringe elektrische
Widerstände bei der Stromführung bereitzustellen.
[0016] Gemäß einer weiteren Lehre der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung
eines Bandes oder Blechs aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung bereitgestellt,
bei welchem ein Walzbarren aus einer entsprechenden Aluminiumlegierung hergestellt
wird, der Walzbarren für einen Zeitraum von 2 - 12 Stunden bei 550°C bis 610°C homogenisiert
wird, auf einer Temperatur von 380°C - 500°C abgekühlt und bei dieser Temperatur für
mindestens eine Stunde gehalten wird, der Walzbarren anschließend bei einer Temperatur
von 280°C - 500°C warm gewalzt wird und optional einer Warmbandglühung bei einer Temperatur
von 280°C - 380°C für mehr als einer Stunde unterzogen wird und anschließend optional
auf Enddicke kaltgewalzt wird. Der bei der Homogenisierung sich einstellende Ausscheidungsgrad
wird durch die Abkühlung auf eine Temperatur von 380°C - 500°C unmittelbar anschließend
an das Homogenisieren verbessert. Die Warmwalztemperaturen von 280°C - 500°C sind
gegenüber den üblichen Warmwalztemperaturen, welche bis zu max. 550°C betragen, leicht
verringert. Hierdurch soll erreicht werden, dass durch das Warmwalzen nicht erneut
Legierungsbestandteile in Lösungen übergehen, sondern vielmehr im ausgeschiedenen
Zustand verbleiben. Das so hergestellte Warmband weist aufgrund des Ausscheidungszustandes
sehr hohe Leitfähigkeiten auf und kann daher kostengünstig zur Herstellung von Kathodenblechen
verwendet werden. Dies gilt auch für die sich optional nach der Warmbandfertigung
anschließende Warmbandglühung, welche bei relativ niedrigen Temperaturen von 280°C
- 380°C durchgeführt wird. Auch hier wird versucht über die moderaten Temperaturen
keine weiteren großen Mengen an Legierungsbestandteile in Lösung übergehen zu lassen.
An diesem Lösungszustand ändert sich prinzipiell auch durch das abschließende Kaltwalzen
auf Enddicke nichts, so dass ein so hergestelltes Band sehr gute elektrische als auch
mechanische Eigenschaften aufweist.
[0017] Alternativ kann der Walzbarren nach dem Homogenisieren auch auf Raumtemperatur abgekühlt
werden und vor dem Warmwalzen erneut auf eine Temperatur von 380°C - 520°C erwärmt
werden. Dies erleichtert die Logistik bei der Herstellung der Bänder, ohne dass es
zu signifikanten Einbußen der mechanischen oder elektrischen Eigenschaften kommt.
Wiederum erreicht man durch die moderaten Temperaturen, dass in ausgeschiedenem Zustand
vorliegende Legierungsbestandteile nicht erneut in Lösung gehen.
[0018] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden während
des Kaltwalzens eine oder mehrere Zwischenglühungen bei einer Temperatur von 300°C
- 450°C für eine Stunde bis 4 Stunden durchgeführt. Zwischenglühungen werden üblicherweise
zur Einstellung der mechanischen Eigenschaften des kalt gewalzten Bandes an Enddicke
durchgeführt.
[0019] Schließlich kann das erfindungsgemäße Verfahren dadurch weiter ausgestaltet werden,
dass das fertig gewalzte Band einer Rückglühung bei einer Temperatur von 200°C - 350°C
für mindestens eine Stunde unterzogen wird. Durch die Rückglühung in diesem Temperaturbereich
wird nicht nur die mechanische Umformbarkeit des Bandes signifikant verbessert, sondern
auch die Bildung von ausgeschiedenen intermetallischen Phasen unterstützt. Die elektrische
Leitfähigkeit kann bei dem erfindungsgemäßen Band durch eine Rückglühung noch einmal
gesteigert werden.
[0020] Die Erfindung soll nun anhand von Ausführungsbeispielen und einer Zeichnung näher
erläutert werden. Die Zeichnung zeigt in den Figuren 1 bis 5 schematisch Ausführungsbeispiele
vorteilhafter Verwendungen der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung.
[0021] In Tabelle 1 sind zwei erfindungsgemäße Aluminiumlegierungen mit ihren Legierungsbestandteilen
in Gew.-% angegeben. Die Legierungen A und B ähneln sich sehr und unterscheiden sich
lediglich signifikant im Titangehalt. Gemäß den in der Tabelle 1 angegebenen Werten
entsprechen die Ausführungsbeispiele einer weiter optimierten
Aluminiumlegierung mit folgenden Legierungsbestandteilen in Gew.-%:
0,40 % ≤ Si ≤ 0,50 %,
0,40 % ≤ Fe ≤ 0,50 %,
Cu ≤ 0,05 %,
0,40 % ≤ Mn ≤ 0,50 %,
0,35 % ≤ Mg ≤ 0,45 %,
Cr ≤ 0,03 %,
Zn ≤ 0,04 %,
Ti ≤ 0,05 %,
Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen einzeln max. 0,05 %, in Summe maximal 0,15
%, wobei für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,05 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,05 % und
|[Si%] - [Mg%]| ≤ 0,05 %.
Tabelle 1
| Legierung |
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Cr |
Ni |
Zn |
Ti |
| A |
0,43% |
0,45% |
0,0040 % |
0,44% |
0,41% |
0,0007 % |
0,0064% |
0,0057 % |
0,0055% |
| B |
0,44% |
0,46 % |
0,0040 % |
0,44% |
0,41% |
0,0006 % |
0,0063% |
0,0050 % |
0,0081 % |
[0022] Die Legierungsbeispiele A und B erfüllen darüber hinaus die Gleichungen:
|[Mn%] - [Fe%]| ≤ 0,05 % und
|[Mg%] - [Mn%]| ≤ 0,05 % und
|[Fe%] - [Mg%]| ≤ 0,05 %.
[0023] Die Legierungsbeispiele A und B wurden dann mit zwei verschiedenen Verfahren gemäß
der Variante I und II zu Bändern und anschließend zu Blechen gefertigt, wobei sich
die Variante I von der Variante II insbesondere durch das Vorbereiten des Walzbarrens
und des Warmwalzens unterscheidet. Gemäß Variante I wurde der Walzbarren für 4 Stunden
bei 550°C - 610°C homogenisiert und anschließend über 2 Stunden auf 400°C - 500°C
gehalten und dem Warmwalzen zugeführt. Im Gegensatz dazu wurde bei der Verfahrensvariante
II eine Homogenisierung für 12 Stunden bei 550°C - 610°C durchgeführt, der Walzbarren
anschließend auf Raumtemperatur erkaltet und vor dem Warmwalzen auf 400°C - 500°C
erwärmt.
[0024] Der Walzbarren wurde dann bei beiden Varianten auf eine Warmbanddicke von 7,5 mm
warm gewalzt. Anschließend fand eine Warmbandglühung bei einer Temperatur von 300°C
- 350°C für mehr als eine Stunde statt. Das so hergestellte Warmband wurde auf eine
Dicke von 2,0 mm mit und ohne Zwischenglühung kalt gewalzt und einer Rückglühung mit
verschiedenen Temperaturen zugeführt. Die Rückglühtemperaturen betrugen in den unterschiedlichen
Versuchen 200°C, 250°C, 300°C und 350°C. Eine Übersicht über die Parameter der Ausführungsbeispiele
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in Tabelle 2 dargestellt.
Tabelle 2
| Variante I |
Variante II |
| Homogenisierung für 4h bei 550- 610 °C, 2 h auf 400 °C bis 500 °C halten, Zuführung
dem Warmwalzen |
Homogenisierung für 12h bei 550 °C bis 610 °C, auf Raumtemperatur erkalten lassen,
Barren vor dem Warmwalzen auf 400 °C bis 500°C erwärmen |
| Warmwalzen auf 7,5 mm |
| Warmbandglühung bei 300°C bis 350 °C |
| Kaltwalzen auf 2,0 mm mit /ohne Zwischenglühung |
| Rückglühung bei einer Temperatur von 200 °C, 250 °C, 300 °C und 350 °C |
[0025] Die daraus hergestellten Bänder wurden in einem zertifizierten Labor gemäß DIN in
Bezug auf die Bruchdehnung A
80mm, auf ihre Streckgrenze R
P0,
2 und Zugfestigkeit R
m sowie auf ihre elektrische Leitfähigkeit σ untersucht. Die Messergebnisse sind in
Tabelle 3 eingetragen.
Tabelle 3
| Versuch-Nr |
Variante |
Zwischenglühung |
Rückglühung [°C] |
A80mm [%] |
Rp0,2 [MPa] |
Rm [MPa] |
σ [S/m] |
| 1 |
I |
Warmband |
- |
44 |
40 |
104 |
32,1 |
| 2 |
I |
- |
- |
5,8 |
174,5 |
192 |
30,88 |
| 3 |
I |
- |
200 |
5,65 |
157 |
168 |
31,23 |
| 4 |
I |
- |
250 |
9,05 |
146 |
151,5 |
31,51 |
| 5 |
I |
- |
300 |
40,4 |
38,5 |
98 |
32,7 |
| 6 |
I |
- |
350 |
38,25 |
39,5 |
99 |
32,6 |
| 7 |
I |
Ja |
- |
5 |
155 |
164,5 |
31,38 |
| 8 |
I |
Ja |
250 |
12,1 |
128 |
139,5 |
31,63 |
| 9 |
II |
Warmband |
- |
42,8 |
38 |
99 |
31,2 |
| 10 |
II |
- |
- |
6,2 |
169 |
185,5 |
31 |
| 11 |
II |
- |
200 |
6,4 |
154 |
167 |
31,5 |
| 12 |
II |
- |
250 |
9,4 |
142 |
149,5 |
31,75 |
| 13 |
II |
- |
300 |
37,85 |
40,5 |
98 |
32 |
| 14 |
II |
- |
350 |
36,8 |
40 |
99 |
31,8 |
| 15 |
II |
Ja |
- |
5,35 |
150,5 |
159,5 |
30,8 |
| 16 |
II |
Ja |
250 |
11,3 |
123,5 |
136 |
31,12 |
[0026] Nicht überraschend wurde festgestellt, dass abhängig von der Temperatur der Rückglühung
die Werte für die Festigkeit, Bruchdehnung und elektrische Leitfähigkeit stark variieren.
Bei einer Rückglühtemperatur von bis zu 250 °C und einer Rückglühdauer von mindestens
1 Stunde betrug die Streckgrenze der gemäß der Variante I und II gefertigten Bleche
noch über 140 MPa, während die Bruchdehnung und die elektrische Leitfähigkeit gegenüber
dem walzharten Zustand deutlich erhöht werden konnten.
[0027] Bei einer Rückglühtemperatur von 300°C und höher sowie einer Rückglühdauer von mehr
als 1 Stunde betrug die Streckgrenze der gemäß der Variante I und II gefertigten Bleche
ca. 40 MPa. Die Leitfähigkeitswerte konnten durch die Rückglühung signifikant erhöht
werden, jedoch bewegen sich diese auch im walzharten Zustand deutlich über denen von
konventionellen Aluminiumlegierungen, die im Bereich zwischen 15 und 29 MS/m liegen.
Die elektrische Leitfähigkeit von mehr als 30 MS/m liegen nahe an den Werten von hoch
reinem Aluminium. Wie nicht anders zu erwarten war, änderte sich zunehmender Rückglühungstemperatur
insbesondere auch mit abnehmender Streckgrenze die Bruchdehnung A
80mm, wobei diese auf einen Wert von 37,5 % - 40 % anwuchs. Insgesamt zeigte sich, dass
abgesehen von der Steigerung der elektrischen Leitfähigkeit σ bei Erhöhung der Rückglühtemperaturen
unabhängig von den eingestellten mechanischen Eigenschaften sehr hohe elektrische
Leitfähigkeiten oberhalb von 30 MS/m zur Verfügung gestellt werden können.
[0028] Wie an den Beispielen Nr. 1 und Nr. 9 zu erkennen ist, erreichen auch die Warmbänder
bereits sehr hohe Werte für die elektrische Leitfähigkeit. Beispielsweise Kathodenbleche
für die Zinkelektrolyse können daher nur durch Warmwalzen und damit sehr kostengünstig
aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung hergestellt werden.
[0029] Die besonderen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung machen sich
insbesondere dann bemerkbar, sofern gute mechanische und sehr gute elektrische Leitfähigkeitseigenschaften
gefordert werden.
[0030] Dies ist beispielsweise bei dem in Fig. 1 schematisch dargestellten Steckverbinder
1 der Fall. Über den Steckverbinder 1 werden zwei stromführende Kabel oder Schienen
2a, 2b miteinander elektrisch leitend verbunden. Die Steckverbinder 1 benötigen dabei
eine gute mechanische Festigkeit, um eine ausreichend sichere Verbindung zu den Kabeln
respektive Schienen 2a, 2b auszubilden und gleichzeitig einen möglichst geringen elektrischen
Widerstand.
[0031] Ein weiteres Ausführungsbeispiel einer vorteilhaften Verwendung der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung zeigt Fig. 2. In Fig. 2 ist ein Ausführungsbeispiel einer elektrischen
Platine 3 beispielsweise eines Kraftfahrzeugs dargestellt. Die Leiterbahnen 4, die
Teil einer Schaltungsanordnung sind, bestehen aus der erfindungsgemäß0en Aluminiumlegierung
und ergeben somit die notwendige Festigkeit der Platine. Darüber hinaus erleichtert
die im Vergleich zu hochreinem Aluminium deutlich verbesserte Festigkeit auch die
Herstellung solcher Platinen aufgrund der verbesserten Handhabbarkeit der Leiterbahnen
4, da diese eine höhere Festigkeit aufweisen.
[0032] Fig. 3 zeigt in einer perspektivischen Darstellung ein Elektrodenblech 5, welches
beispielsweise bei der Zinkelektrolyse eingesetzt werden kann und aus der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung besteht. In Fig. 3 ist zudem ein Kathodenblechhalter 5a schematisch
dargestellt, der üblicherweise aber aus einer anderen Aluminiumlegierung besteht.
Das Elektrodenblech 5 weist damit die notwendige mechanische Stabilität auf und ermöglicht
einen verringerten elektrischen Widerstand bei der Zinkelektrolyse.
[0033] Schließlich zeigen die Fig. 4 und 5 ein Kabel 6 bzw. ein Flachbandkabel 7, deren
Leiter 6a bzw. 7a aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung bestehen. Auch Kabel
4 bzw. Flachbandkabel 5 müssen mechanische Anforderungen erfüllen, welche durch die
Verwendung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung ohne weiteres erfüllt werden.
Zudem stellt die Verwendung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung einen kostengünstigen
Ersatz von hochreinem Aluminium in den Kabeln dar.
1. Aluminiumlegierung für elektrisch leitfähige Produkte, welche die folgenden Legierungsbestandteile
in Gewichtsprozent aufweist:
0,25 % ≤ Si ≤ 0,7 %,
0,25 % ≤ Fe ≤ 0,7 %,
Cu < 0,1 %,
0,25 % ≤ Mn ≤ 0,7 %,
0,25 % ≤ Mg ≤ 0,7 %,
Cr ≤ 0,1 %,
Zu ≤ 0,1 %,
Ti ≤ 0,1 %,
Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen einzeln maximal 0,05 %, in Summe maximal
0,15 %,
wobei für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[si%] - [mg%]| ≤ 0,1 %.
2. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung die folgenden Legierungsbestandteile in Gewichtsprozent aufweist:
0,4 % ≤ Si ≤ 0,6 %,
0,4 % ≤ Fe ≤ 0,6 %,
Cu < 0,05 %,
0,4 % ≤ Mn ≤ 0,6 %,
0,4 % ≤ Mg ≤ 0,6 %,
Cr ≤ 0,1 %,
Zn ≤ 0,05 %,
Ti ≤ 0,05 %,
Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen einzeln maximal 0,05 %, in Summe maximal
0,15 %,
wobei für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,1 % und
|[Si%] - [Mg%]| ≤ 0,1 %.
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der Si-Gehalt den Mg-Gehalt übersteigt.
4. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass für die Legierungsanteile der Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg gilt:
|[Si%] - [Fe%]| ≤ 0,05 % und
|[Si%] - [Mn%]| ≤ 0,05 % und
|[si%] - [mg%]| ≤ 0,05 %.
5. Verwendung einer Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 für elektrisch
leitfähige oder stromführende Produkte.
6. Verwendung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung für ein elektrisch leitfähiges Teil einer Schaltungsanordnung,
eine Leiterbahn, einen elektrisch leitfähigen Steckverbinder, eine elektrische Platine,
ein Kabel, ein Flachbandkabel oder ein Elektrodenblech verwendet wird.
7. Band oder Blech bestehend aus einer Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1
bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Band oder Blech nach einer Rückglühung bei 250 °C für 1 bis 4 Stunden eine Streckgrenze
Rp0,2 von mehr als 140 MPa und eine elektrische Leitfähigkeit von mehr als 31 MS/m,
vorzugsweise mehr als 31,5 MS/m bei Raumtemperatur aufweist.
8. Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer Aluminiumlegierung nach einem der
Ansprüche 1 bis 4, bei welchem ein Walzbarren aus einer entsprechenden Aluminiumlegierung
hergestellt wird, der Walzbarren für einen Zeitraum von 2h bis 12h bei 550°C bis 610
°C homogenisiert wird, auf eine Temperatur von 380 °C bis 500 °C abgekühlt und auf
dieser Temperatur für mindestens 1h gehalten wird, der Walzbarren anschließend bei
einer Temperatur von 280°C bis 500°C warmgewalzt wird und optional einer Warmbandglühung
bei einer Temperatur von 280°C bis 380°C für mehr als 1h unterzogen wird und anschließend
optional auf Enddicke kaltgewalzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass alternativ der Walzbarren nach dem Homogenisieren auf Raumtemperatur abgekühlt wird
und vor dem Warmwalzen auf eine Temperatur von 380°C bis 520°C erwärmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass während des Kaltwalzens eine oder mehrere Zwischenglühungen bei einer Temperatur
von 300°C bis 450°C für 1h bis 4h durchgeführt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
das fertig gewalzte Band einer Rückglühung bei einer Temperatur von 200°C bis 350°C
für mindestens 1h unterzogen wird.