[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Detektion
von Rädern eines Fahrzeugs, das auf einer Fahrbahn in einer Fahrtrichtung fährt und
dessen Räder zumindest teilweise seitlich freiliegen.
[0002] Das Detektieren von Fahrzeugrädern ist bei zahlreichen Anwendungen von Interesse.
So kann aus dem Erkennen von Rädern mit Sicherheit das Befahren einer bestimmten Verkehrsfläche
erkannt werden, beispielsweise zur Grenzüberwachung oder zur Auslösung bestimmter
Aktionen, wie das Auslösen eines Alarms, Einschalten einer Beleuchtung, Öffnen eines
Schrankens, Aufnehmen eines Fotos zu Überwachungszwecken usw. Auch moderne Verkehrsgebührensysteme
stellen häufig zur Gebührenbemessung auf die Achsanzahl von Fahrzeugen ab, sodass
das Detektieren von Rädern (Radachsen) auch eine wichtige Grundlage für Straßenmaut-
oder Parkgebührensysteme sein kann.
[0003] Aus der
DE 10 2008 037 233 A1 ist es bekannt, Räder eines sich bewegenden Fahrzeugs aufgrund ihrer gegenüber dem
restlichen Fahrzeug unterschiedlichen horizontalen Komponente der Tangentialgeschwindigkeit,
die eine entsprechende Doppler-Frequenzverschiebung eines Radar-Messstrahls bewirkt,
zu detektieren. Dazu wird ein Radar-Geschwindigkeitsmesser verwendet, welcher mit
einer Radar-Strahlungskeule den unteren Bereich passierender Fahrzeuge bestrahlt und
aus dem zurückgehaltenen Empfangsfrequenzgemisch ein einziges Geschwindigkeitsmesssignal
mittelt, das an den Orten der Räder Signalmaxima zeigt. Eine automatische Detektion
solcher Maxima in einem Signalverlauf erfordert eine signalanalytische Extremwertsuche
und ist dementsprechend aufwändig. Darüber hinaus können z.B. Lücken zwischen einem
Zugfahrzeug und seinem Anhänger Signalminima und damit zwischenliegende "falsche"
Maxima vortäuschen, welche zu einer fehlerhaften Raddetektion führen.
[0004] Die Erfindung setzt sich zum Ziel, Verfahren und Vorrichtungen zur Raddetektion zu
schaffen, welche eine sicherere Detektion ermöglichen als die bekannten Lösungen.
[0005] Dieses Ziel wird in einem ersten Aspekt der Erfindung mit einem Verfahren erreicht,
das sich auszeichnet durch die Schritte
[0006] Aussenden einer elektromagnetischen Messstrahlkeule mit einem bekannten zeitlichen
Verlauf ihrer Frequenz von der Seite der Fahrbahn her auf einen Bereich über der Fahrbahn
und schräg zur Fahrtrichtung,
[0007] Empfangen der von einem passierenden Fahrzeug reflektierten Messstrahlkeule und Aufzeichnen
aller ihrer Frequenzen im zeitlichen Verlauf relativ zum bekannten Verlauf, und
[0008] Detektieren einer während der Fahrzeugpassage auftretenden Frequenzaufspreizung im
aufgezeichneten Verlauf, welche ein vorgegebenes Spreizmaß übersteigt, als Rad.
[0009] Die Erfindung beruht auf dem neuartigen Ansatz, Räder eines sich bewegenden Fahrzeugs
aufgrund ihrer gegenüber dem restlichen Fahrzeug unterschiedlichen horizontalen Komponente
der Tangentialgeschwindigkeit, die eine entsprechende Doppler-Frequenzverschiebung
eines Lidar- oder Radar-Messstrahls bewirkt, zu detektieren. Bei Verwendung eines
über einen größeren Strahlquerschnitt ausgedehnten Messstrahls ("Messstrahlkeule"),
welcher z.B. kegelförmig über einen Raumwinkel aufgefächert bzw. verteilt ist, trifft
dieser zumindest einen Teil eines passierenden Rades über einen ausgedehnten Auftreffbereich,
z.B. eine Ellipse mit einer Höhe bzw. Breite im Bereich von 10 cm - 50 cm. Auf jeder
verschiedenen Höhe eines sich drehenden Rades hat dieses eine - über seine Breite
konstante - verschiedene horizontale Komponente seiner Tangentialgeschwindigkeit und
erzeugt damit eine unterschiedliche Dopplerfrequenzverschiebung, welche zu einer "Aufsplitterung"
bzw. "Aufspreizung" der Sendefrequenz der Messstrahlkeule auf eine Vielzahl vom drehenden
Rad zurückgeworfener Empfangsfrequenzen führt. Ein sich drehendes Rad erzeugt damit,
wenn es von einer Messstrahlkeule über einen ausgedehnten Höhenbereich getroffen wird,
über seine Höhe eine Frequenzaufspreizung im Empfangsspektrum, was zur Detektion des
Rades ausgenützt werden kann.
[0010] Der vorgenannte Effekt ist von einem zweiten parasitären Frequenzaufspreizungseffekt
überlagert, welcher auf die unterschiedlichen Projektionswinkel der horizontalen Komponente
der Tangentialgeschwindigkeit auf die Richtung zum Empfänger zurückzuführen ist: diese
Projektionsrichtung variiert je nach betrachtetem Reflexionsort im Auftreffbereich.
Dieser zweite Aufspreizungseffekt ist davon unabhängig, ob gerade die Fahrzeugkarosserie
oder das sich drehende Rad den Empfänger passiert, und ist einzig durch die geometrischen
Randbedingungen der Messanordnung bestimmt. Das Maß an Aufspreizung, welches zur Detektion
eines Rades von der erstgenannten dopplereffektbedingten Frequenzaufsplitterung überschritten
werden muss, wird daher so festgelegt, dass die durch die zweitgenannte geometriebedingte
Frequenzaufsplitterung hervorgerufene Aufspreizung darunterliegt. Im Ergebnis wird
ein Raddetektionsverfahren mit hoher Detektionssicherheit erzielt, u.zw. aufgrund
der von einem Rad hervorgerufenen "Doppier-Signatur".
[0011] Bevorzugt wird das vorgegebene Spreizmaß zuvor aus jener Frequenzaufspreizung ermittelt,
die bei der Passage eines radlosen Teils eines Fahrzeugs auftritt. Dadurch kann das
Verfahren vor Ort durch Referenzmessungen kalibriert werden.
[0012] In einem zweiten Aspekt schafft die Erfindung eine Vorrichtung zur Detektion von
Rädern eines Fahrzeugs, das auf einer Fahrbahn in einer Fahrtrichtung fährt und dessen
Räder zumindest teilweise seitlich freiliegen, gekennzeichnet durch
zumindest ein Doppler-Lidar- oder -Radargerät, das eine elektromagnetische Messstrahlkeule
mit einem bekannten zeitlichen Verlauf ihrer Frequenz auf ein Ziel aussendet und alle
Frequenzen der vom Ziel reflektierten Messstrahlkeule im zeitlichen Verlauf relativ
zum bekannten Verlauf aufzeichnet,
wobei die Messstrahlkeule von der Seite der Fahrbahn her auf einen Bereich über der
Fahrbahn und schräg zur Fahrtrichtung orientiert ist, und
eine nachgeordnete Auswerteeinrichtung, welche eine während der Fahrzeugpassage auftretende
Frequenzaufspreizung im aufgezeichneten Verlauf, die ein vorgegebenes Spreizmaß übersteigt,
als Rad detektiert.
[0013] Hinsichtlich der Vorteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird auf die obigen Ausführungen
zum erfindungsgemäßen Verfahren verwiesen.
[0014] Die Erfindung eignet sich - wenn sie mit einem Doppler-Radargerät arbeitet - besonders
zum Zusammenbau mit den Funkbaken einer bereits vorhandenen Funk-Straßeninfrastruktur,
wie WLAN (wireless local area network), WAVE (wireless access in a vehicle environment)
oder DSRC (deticated short range communication). Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform
der Erfindung zeichnet sich demgemäß dadurch aus, dass das Doppler-Radargerät durch
eine straßenseitige WLAN-, WAVE- oder DSRC-Funkbake gebildet ist.
[0015] Weitere Merkmale und Vorteile des Verfahrens und der Vorrichtung der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen, in denen zeigt:
Fig. 1 eine erste Ausführungsform einer Vorrichtung zur Raddetektion zur Erläuterung
der Grundlagen der Erfindung in einer schematischen Perspektivansicht;
Fig. 2 mehrere beispielhafte Abtastverläufe des Messstrahls der Vorrichtung von Fig.
1 an einem passierenden Fahrzeug;
Fig. 3 Zeitdiagramme der ermittelten Empfangsfrequenz- bzw. Geschwindigkeitsverläufe
zu den Abtastverläufen von Fig. 2;
Fig. 4 die Geschwindigkeitsverhältnisse an einem sich drehenden Rad im Detail;
Fig. 5 eine Ausführungsform der Vorrichtung der Erfindung in einer schematischen Perspektivansicht;
Fig. 6 die Superposition von mehreren Empfangsfrequenz- bzw. Geschwindigkeitsverläufen
von Fig. 3 zur Veranschaulichung der dopplerbedingten Frequenzaufspreizung bei der
Passage eines Rades;
Fig. 7 die geometrischen Verhältnisse in der Messstrahlkeule der Vorrichtung von Fig.
5 zur Veranschaulichung der geometriebedingten Frequenzaufspreizung bei der Passage
eines Fahrzeugs;
Fig. 8 den Effekt der geometriebedingten Frequenzaufspreizung bei der Passage im zeitlichen
Verlauf;
Fig. 9 die kombinierte Auswirkung der geometriebedingten Frequenzaufspreizung von
Fig. 8 und der dopplerbedingten Frequenzaufspreizung von Fig. 6 bei der Passage eines
Fahrzeugs im zeitlichen Verlauf; und
Fig. 10 eine Variante von Fig. 9.
[0016] In Fig. 1 bewegt sich ein Fahrzeug 1 auf einer Fahrbahn 2 in einer Fahrtrichtung
3. Das Fahrzeug 1 besitzt Räder 4, welche nach unten über die Karosserie 5 des Fahrzeugs
2 vorragen und dabei - zumindest teilweise - an den Seiten der Karosserie in Ausnehmungen
derselben freiliegen, d.h. von der Seite her sichtbar sind.
[0017] Ein Doppler-Lidar- oder Radargerät 6 sendet einen gebündelten Lidar- oder Radar-Messstrahl
7 schräg zur Fahrtrichtung 3 von der Seite der Fahrbahn 1 her knapp über die Fahrbahnoberfläche
aus, sodass der Messstrahl 7 ein passierendes Fahrzeug 1 etwa im Bereich seiner Räder
4 trifft.
[0018] Das Doppler-Lidar- bzw. Radargerät 6 wertet, wie in der Technik bekannt, die Empfangsfrequenz
des vom Fahrzeug 1 bzw. seinen Rädern 4 reflektierten Messstrahls 7 aus, wobei aus
der dopplereffektbedingten Frequenzverschiebung zwischen ausgesandtem und reflektiertem
Messstrahl 7 die in Richtung des Messstrahls 7 liegende (projizierte) Komponente v
p der Geschwindigkeit v des Fahrzeugs 1 bzw. der Tangentialgeschwindigkeit v
t
[0019] (Fig. 2) des Rades 4 am Auftreffpunkt des Messstrahls 7 ermittelt werden kann. In
weiterer Folge können aus dieser Information die Räder 4 des Fahrzeugs 1 detektiert
werden, wie später noch ausführlicher erläutert wird. Zu diesem Zweck ist dem Gerät
6 auch eine Auswerteeinrichtung 8 nachgeschaltet, welche die entsprechenden Auswertungen
der Empfangsfrequenz des Messstrahls 7 vornimmt. Lidar/Radar-Gerät 6 und Auswerteeinrichtung
8 bilden somit zusammen eine Vorrichtung 9 zur Detektion von Rädern 4 eines Fahrzeugs
1.
[0020] Das Doppler-Lidar/Radar-Gerät 6 kann an sich von jeder in der Technik bekannten Art
sein, sei es mit einem kontinuierlichen, modulierten oder einem gepulsten Messstrahl
7. Bei einem kontinuierlichen Messstrahl 7 kann eine Dopplerfrequenzverschiebung zwischen
den Eigenfrequenzen ("Trägerfrequenzen") des ausgesandten und des reflektierten Messstrahl
7 z.B. durch Interferenzmessung ermittelt werden. Bei einem gepulsten oder modulierten
Messstrahl kann eine Dopplerverschiebung zwischen den Impulsraten bzw. Modulationsfrequenzen
des ausgesandten und des reflektierten Messstrahls 7 gemessen werden. Alle solche
Eigen-, Träger-, Impuls- oder Modulationsfrequenzen werden unter dem hier verwendeten
Begriff der "Empfangsfrequenz" des Messstrahls 7 verstanden, d.h. der Begriff Empfangsfrequenz
umfasst jedwede durch einen Dopplereffekt beeinflussbare Frequenz des Messstrahls
7.
[0021] Grundsätzlich ist auch die Natur des Messstrahls 7 selbst beliebig, solange es sich
um eine elektromagnetische Welle handelt, sei es sichtbares Licht oder Infrarotlicht
wie bei einem Lidargerät oder Radiowellen (Funkwellen), insbesondere Mikrowellen,
bei einem Radargerät.
[0022] Der Messstrahl 7 ist in dem Erläuterungsbeispiel von Fig. 1 stark gebündelt, sodass
sein Auftreffpunkt auf der Karosserie 5 bzw. dem Rad 4 einen äußerst geringen Durchmesser
hat.
[0023] Fig. 2 zeigt die Abtastverläufe eines derart gebündelten Messstrahls 7, der im wesentlichen
punktförmig auf das Fahrzeug 1 bzw. dessen Räder 4 auftrifft, während der Vorbeifahrt
(Passage) des Fahrzeugs 1 an der Vorrichtung 9. Zu Erläuterungszwecken sind beispielhaft
sechs unterschiedliche Abtastverläufe H1 bis H6 gezeigt; es versteht sich, dass durch
einen gebündelten Messstrahl 7 bei einer Fahrzeugpassage jeweils nur ein einziger
Abtastverlauf H1 - H6 auftritt.
[0024] Fig. 3 zeigt die zu den Abtastverläufen H1 - H6 vom Lidar/Radar-Gerät 6 fortlaufend
erfasste Empfangsfrequenz f des reflektierten Messstrahls 7 über der Zeit. Die Dopplerverschiebung
Δf der Empfangsfrequenz f gegenüber der Sendefrequenz ist proportional zur Geschwindigkeitskomponente
v
p der jeweils abgetasteten Teile des Fahrzeugs 1 bzw. Rades 4. Die in Fig. 3 dargestellten
Empfangsfrequenzverläufe E1 - E6 sind daher gleichbedeutend mit Geschwindigkeitsverläufen.
[0025] Aus dem Empfangsfrequenzverlauf E1 von Fig. 3 ist ersichtlich, dass beim Abtastverlauf
H1, welcher die Karosserie 5 des Fahrzeugs 1 außerhalb der Räder 4 trifft, während
Dauer T
p der Karossieriepassage eine weitgehend konstante Empfangsfrequenzverschiebung Δf
des Messstrahls 7 und damit Geschwindigkeitskomponente v
p gemessen wird, welche sich als Rechteckimpuls R im Empfangsfrequenzverlauf äußert.
[0026] Für den Abtastverlauf H2, welcher die Räder 4 an ihrer obersten Stelle berührt, wo
ihre Tangentialgeschwindigkeit v
t sich zur Fahrzeuggeschwindigkeit v addiert, zeigt der Empfangsfrequenzverlauf E2
für jedes Rad 4 eine Spitze ("peak") 10 von 2vp über dem Karosserie-Rechteckimpulses
R.
[0027] Wenn der Messstrahl 7 die Räder 4 auf einer Höhe zwischen der Radachse und der Radoberseite
schneidet, wie bei den Abtastverläufen an H3 und H4, wird bei der Passage eines Rades
4 entsprechend der Projektion v
p seiner Tangentialgeschwindigkeit V
t auf die Messstrahlrichtung eine sich gegenüber dem Karosserie-Impuls R nochmals sprunghaft
verändernde Dopplerverschiebung und damit Empfangsfrequenz bzw. Geschwindigkeit gemessen,
wie durch die Rechteck-Impulse 11 der Verläufe E3 und E4 veranschaulicht. Jeder Impuls
11 umfasst jeweils eine ansteigende Flanke 12 und eine darauffolgende abfallende Flanke
13, d.h. zwei aufeinanderfolgende abwechselnde Frequenz-"Sprünge".
[0028] Der Empfangsfrequenzverlauf E5 zeigt den Sonderfall, dass der Messstrahl 7 die Räder
4 genau auf Höhe ihrer Achse trifft, wo keine in Richtung des Messstrahls 7 projizierbare
Tangentialgeschwindigkeit des Rades vorhanden ist, sodass die Räder 4 nicht detektierbar
sind.
[0029] Der Empfangsfrequenzverlauf E6 tastet die Räder 4 auf einer Höhe zwischen ihrer Unterseite
und ihrer Achse ab und ähnelt jenem von E4, nur mit umgekehrten Änderungen 11 - 13.
[0030] Fig. 4 zeigt analytisch das Ausmaß des Versatzes 11 bei der Passage eines Rades 4
in Abhängigkeit der Höhe h des jeweiligen Abtastverlaufes H1 bis H6 gegenüber der
Radachse A, beispielsweise am Abtastverlauf H4. Sei R der Radius des Rades 4 und r
ein beliebiger Radius innerhalb des Rades 4, dann ist die Tangentialgeschwindigkeit
v
t (r) auf einem Radius r proportional diesem Radius r, u.zw. gemäß

[0031] Die in Fahrtrichtung 3 liegende Horizontalkomponente v
th(r) der Tangentialgeschwindigkeit v
t (r) unter einem Winkel α ist eine Sinus-Projektion entsprechend

[0032] Mit

ergibt sich die Tangentialgeschwindigkeits-Horizontalkomponente v
th (r) damit zu

[0033] Die Tangentialgeschwindigkeits-Horizontalkomponente v
th (r) ist somit direkt proportional der jeweils betrachteten Höhe h des Abtastverlaufs
und - während das Rad 4 abgetastet wird - über diese Höhe h konstant.
[0034] Fig. 5 zeigt eine Erweiterung des Verfahrens der Fig. 1 bis 4, bei welchem anstelle
eines gebündelten Messstrahls 7 ein aufgefächerter, z.B. flächig oder trichterförmig
gestreuter bzw. aufgeweiteter Messstrahl, im Folgenden kurz "Messstrahlkeule" 15 genannte,
verwendet wird. Die Messstrahlkeule 15 kann bei einem Lidargerät z.B. durch eine vorgesetzte
Zerstreuungslinse erreicht werden oder tritt bei Radargeräten auf, deren Bündelung
nicht exakt ist. Fig. 5 zeigt als Beispiel ein Doppler-Radargerät 16, welches zusammen
mit der Auswerteeinrichtung 8 die Vorrichtung 9 bildet.
[0035] Im Falle von Radar wird die Messstrahlkeule 15 durch den Öffnungswinkel der verwendeten
Radarantenne charakterisiert. Unter dem Öffnungswinkel (oder auch Halbwertsbreite)
einer Richtantenne bezeichnet man jeweils die Punkte, wo die Leistung gegenüber dem
Maximum auf die Hälfte (-3 dB) abgefallen ist. Wie dem Fachmann geläufig, kann für
Richtantennen aus der Kenntnis der jeweiligen Öffnungswinkel der Gewinn der Antenne
in ihrer Hauptstrahlrichtung mit folgender Formel geschätzt werden:

wobei
- g =
- Gewinn [dBi]
- Δφ =
- Horizontaler Öffnungswinkel (in Grad)
- Δϑ =
- Vertikaler Öffnungswinkel (in Grad)
[0036] Der Öffnungswinkel der Radarantenne sollte eine gute Separierung der einzelnen Räder
4 im Messsignal des zu detektierenden Fahrzeugs 1 erlauben. Somit ist es besonders
günstig, wenn der Auftreffbereich 17 der Messstrahlkeule 15 im wesentlichen die Größe
eines Rades 4 des Fahrzeugs 1 hat und das Rad 4 nicht zur Gänze, sondern etwas oberhalb
trifft, wie in Fig. 7 gezeigt. Der optimale Auftreffbereich 17 ergibt sich aus dem
Messabstand zum Fahrzeug 1, somit hängt auch die Wahl der Radarantenne von der Geometrie
der Gesamtanordnung ab. Besonders geeignet sind allgemein Antennen mit einem Gewinn
g von über 10 dB, abhängig von der Anordnung und Frequenz des Radargeräts 16.
[0037] Richtantennen weisen üblicherweise einen Antennengewinn g von über 20 dB (entspricht
einem Öffnungswinkel Δϕ = Δϑ = ca. 16°). Somit lässt sich bei 20 dB Antennengewinn
in 2 m Abstand zum Fahrzeug 1 ein Bereich 17 von ca. 56 cm Durchmesser beleuchten.
Für weiter entfernte Fahrzeuge 1 kann ein Antennengewinn g von 30 dB notwendig sein,
um einen Öffnungswinkel Δϕ = Δϑ = ca. 5° zu erreichen, der in 10 m Abstand einen Bereich
17 von ca. 90 cm Ausleuchtung bedeutet.
[0038] Bei Verwendung einer solchen Messstrahlkeule 15, welche einen größeren Bereich 17
des Fahrzeugs 1 bzw. der Räder 4 trifft, superponieren sich die von verschiedenen
im Bereich 17 liegenden Auftreffpunkten - vgl. die beispielhaften Abtastverläufe H1
bis H6 in Fig. 2 - jeweils herrührenden Empfangsfrequenzen - vgl. E1 bis E6 - zu einem
Gemisch 18 verschiedener Empfangsfrequenzen bzw. Geschwindigkeiten, siehe Fig. 6.
Mit anderen Worten splittet bzw. spreizt sich während der Passage Tp eines Fahrzeugs
1 bei Auftreten eines Rades 4 die Empfangsfrequenz f in ein dopplereffektbedingtes
Gemisch 18 von Empfangsfrequenzen bzw. Geschwindigkeiten auf, wobei das Ausmaß der
Aufspreizung ("frequency spread") in Fig. 6 mit A
1 bezeichnet ist. Das Auftreten einer solchen Frequenzaufspreizung 18 kann daher als
Kennzeichen für ein Rad 4 dienen.
[0039] Die dopplereffektbedingte Frequenzaufspreizung 18 im Ausmaß A
1 ist parasitär von einem zweiten Frequenzaufspreizungseffekt überlagert, der durch
die Geometrie der Messstrahlkeule 15 selbst bedingt ist. Wie aus Fig. 7 ersichtlich,
beobachtet ein Radar/Lidar-Gerät 16 von seinem Ort P
1 aus verschiedene Punkte P
2', P
2" im Auftreffbereich 17 der Messstrahlkeule 15 unter jeweils einer anderen Raumrichtung
7', 7", die mit der Horizontalkomponente v
th der Tangentialgeschwindigkeit v
t des Rades 4 bzw. der Geschwindigkeit v der Fahrzeugkarosserie 5 jeweils einen anderen
Winkel β
1, β
2 im Raum einschließt. Die Projektion der Geschwindigkeit v bzw. V
th auf die jeweilige Messstrahlrichtung 7', 7" usw. in der Messstrahlkeule 15 führt
dadurch - über den Bereich 17 - zu einer geometriebedingten Aufsplitterung bzw. Aufspreizung
("frequency spread") 18' der Empfangsfrequenzen, wie sie in Fig. 8 z.B. für die Geschwindigkeit
v der Fahrzeugkarosserie 5 auf der Höhe H
1 als - geometriebedingt aufgespreizter - Empfangsfrequenzverlauf E
1' dargestellt ist und das Ausmaß S einnimmt.
[0040] Die dopplereffektbedingte Aufspreizung 18 im Ausmaß A
1 (Fig. 6) überlagert sich mit der geometriebedingten Aufspreizung 18' im Ausmaß S
(Fig. 8) zu einem "realen" Empfangsfrequenzgemisch F im zeitlichen Verlauf, wie in
Fig. 9 dargestellt. An den Orten der Räder 4 wird eine Frequenzaufspreizung im Ausmaß
A
2 gemessen, welche sich aus der dopplerbedingten Aufspreizung A
1 und der geometriebedingten Aufspreizung S zusammensetzt.
[0041] Die geometriebedingte Frequenzaufspreizung 18' hängt im Wesentlichen nur von dem
Einbauort und der Orientierung des Radar/Lidar-Geräts 16 gegenüber der Fahrbahn 2
bzw. der Fahrlage des Fahrzeugs 1 ab und kann somit z.B. durch Referenzmessungen mit
Fahrzeugen 1 (mit verdeckten Rädern oder wenn die Messstrahlkeule 18 nur die Karosserie
5 trifft) eruiert werden. Das Ausmaß S der geometriebedingten Frequenzaufspreizung
18' kann dann als Referenz bzw. Vorgabe für das eigentliche Raddetektionsverfahren
herangezogen werden, das den Empfangsfrequenzverlauf von Fig. 9 auswertet und ein
Rad 4 detektiert, wenn der aufgezeichnete Verlauf F von Empfangsfrequenzen eine Aufspreizung
A
2 zeigt, welche das als Referenz vorgegebene Spreizmaß S übersteigt.
[0042] Das Spreizmaß S könnte alternativ jeweils aufs Neue bei der Passage eines Fahrzeugs
1 für den aktuellen Detektionsvorgang ermittelt werden, indem die beim Eintritt der
Fahrzeugkarosserie 5 in die Messstrahlkeule 18 in den ersten Millisekunden einer Fahrzeugpassage
auftretende Frequenzaufspreizung 18' ausgewertet und ihr Spreizmaß S gespeichert und
als Schwellwert für die weitere Raddetektion herangezogen wird.
[0043] Wie anhand von Fig. 4 und Gl. (4) ersichtlich, entspricht die Einhüllende der dopplerbedingten
Frequenzaufspreizung 18 etwa der Umfangskontur das Rades 4, unter dem Winkel β', β"
betrachtet, d.h. ist in der Regel eine Ellipse, die gegebenenfalls abgeschnitten ist,
wenn der Bereich 17 nicht das gesamte Rad 4 abdeckt, siehe Fig. 6. Unter zusätzlicher
Berücksichtigung der geometriebedingten Frequenzaufspreizung 18' wird die Einhüllende
zusätzlich im Ausmaß der Spreizung S "unscharf", doch kann sie trotzdem noch in ihrer
ungefähren Form analysiert werden, beispielsweise indem das Empfangsfrequenzgemisch
F der Referenzpassage eines Referenzrads als "Referenzsignatur" 21 eines sich drehenden
Rades gespeichert wird, z.B. in einem Speicher 22 der Vorrichtung 9, um es anschließend
mit dem Empfangsfrequenzverlauf F einer aktuellen Fahrzeugpassage zu vergleichen.
[0044] Fig. 10 zeigt den realen Fall, dass bei der Passage Tp eines Fahrzeugs 1 Unterbrechungen
23 in der reflektierten Messstrahlkeule 15 und damit im Empfangsfrequenzverlaufsignal
F auftreten. Beim Vergleich der Referenzsignaturen 21 mit einem solchen realen Empfangsfrequenzverlauf
F können daher geeignete Kontur-, Flächen- und/oder Formenvergleiche ("best-fit match")
vorgenommen werden, um auch in solchen Fällen hohe Erkennungssicherheit zu erreichen.
[0045] In einer vorteilhaften praktischen Realisierung der Ausführungsform von Fig. 5 wird
das Doppler-Radargerät 16 der Vorrichtung 9 unter Verwendung bestehender Funk-Infrastruktur
einer Straße aufgebaut, z.B. unter Verwendung von WAVE- oder DSRC-Funkbaken eines
Straßenmautsystems oder WLAN-Funkbaken einer straßenseitigen Internet-Infrastruktur.
Dadurch können bereits vorhandene Sendeteile der WLAN-, WAVE- oder DSRC-Funkbaken
als Sendeteile des Doppler-Radargeräts 16 verwendet werden; ebenso Empfangsteile der
Funkbaken als Empfangsteile des Doppler-Radargeräts 16, oder letztere zumindest in
die Empfangsteile der Funkbaken integriert werden. Die Vorrichtung und das Verfahren
der Erfindung können auf diese Weise z.B. als eine auf einer herkömmlichen WLAN-,
WAVE- oder DSRC-Funkbake laufende Softwareapplikation implementiert werden.
[0046] Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Sendefreuqenz des Radar/Lidar-Geräts 6
bzw. der Messstrahlkeule 15 konstant ist, d.h. ihr zeitlicher Verlauf ein konstanter
Verlauf ist. Es ist jedoch auch möglich, dass das Gerät 6 eine Messstrahlkeule 15
mit einem zeitlich nicht-konstanten Sendefrequenzverlauf aussendet, beispielsweise
im Falle von Frequency-Hopping-Verfahren, bei denen die Frequenz ständig - nach einem
vorgegebenen bzw. bekannten Muster - wechselt. Die aufgezeichneten Empfangsfrequenzverläufe
F werden relativ zu dem vorbekannten zeitlichen Verlauf der Sendefrequenz der Messstrahlkeule
15 - sei er konstant oder wechselnd - aufgezeichnet, d.h. auf diesen referenziert
bzw. normiert, so dass der Effekt von bekannten Sendefrequenzverläufen kompensiert
werden kann.
[0047] Die Erfindung ist demgemäß nicht auf die dargestellten Ausführungsformen beschränkt,
sondern umfasst alle Varianten und Modifikationen, die in den Rahmen der angeschlossenen
Ansprüche fallen.