Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Schaltventil zur Steuerung eines Einspritzventils einer
Kraftstoffeinspritzvorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ferner betrifft
die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen Schaltventils und
einen Kraftstoffinjektor, der ein erfindungsgemäßes Schaltventil aufweist.
[0002] Ein derartiges Schaltventil ist aus der
DE 10 2010 028 844 A1 der Anmelderin bekannt. Es ist Bestandteil eines Kraftstoffinjektors in einem Common-Rail-Einspritzsystem
und dient der Steuerung der Hubbewegung einer Düsennadel. Hierbei weist das Schaltventil
ein Ventilstück auf, in dem eine Durchgangsbohrung ausgebildet ist, die in einen Steuerraum
mündet. Durch Öffnen bzw. Verschließen der Durchgangsbohrung auf der dem Steuerraum
gegenüberliegenden Seite mittels eines Ventilschließelements lässt sich der Abfluss
von Kraftstoff aus dem Steuerraum beeinflussen. Zur Druckreduzierung weist das bekannte
Schaltventil einen ersten Abschnitt auf, der als Drosselabschnitt wirkt. An den Drosselabschnitt
schließt sich ein gegenüber dem Durchmesser des ersten Abschnittes vergrößerter Diffusorbereich
an, an den sich wiederum eine Strömungskontur anschließt, die bis zu dem Ventilsitz
reicht. Infolge des hohen Druckabfalls im Bereich des Drosselabschnitts besteht die
Gefahr der Kavitationsbildung mit einem entsprechenden Materialabtrag in der Durchgangsbohrung,
der die Funktionsfähigkeit des Schaltventils über die Lebensdauer des Schaltventils
beeinträchtigt. Daher ist es bei dem bekannten Schaltventil vorgesehen, einen Diffusorbereich
vorzusehen, der durch seine Querschnittserweiterung im Vergleich zum Drosselabschnitt
die Neigung zur Kavitation tendenziell verringert. Nachteilig dabei ist, dass die
Fertigung des Drosselabschnitts innerhalb der Durchgangsbohrung relativ aufwändig
ist, da der Drosselabschnitt zentrisch in dem Diffusorabschnitt ausgebildet werden
muss, welcher wiederum einen relativ großen axialen Abstand zum Ventilsitzbereich
aufweist. Dadurch ist die Zentrierung des Werkzeugs zum Ausbilden des Drosselabschnitts
erschwert. Weiterhin weist der Diffusorabschnitt eine bestimmte axiale Länge auf,
die für die Ausbildung des Drosselabschnitts nicht mehr genutzt werden kann.
Offenbarung der Erfindung
[0003] Ausgehend von dem dargestellten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Schaltventil nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 derart weiterzubilden,
dass es sich bei funktionell weiterhin günstigen Eigenschaften besonders einfach und
kostengünstig herstellen lässt. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Schaltventil
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 dadurch gelöst, dass sich an den ersten, den Drosselabschnitt
ausbildenden Abschnitt der Durchgangsbohrung unmittelbar der zweite, bis zum Ventilsitz
reichenden Abschnitt anschließt, ohne einen die beiden Abschnitte verbindenden, einen
zylindrischen Bereich aufweisenden Zwischenabschnitt. Mit anderen Worten gesagt bedeutet
dies, dass, im Gegensatz zum Stand der Technik, auf einen Diffusorabschnitt in der
Durchgangsbohrung vollständig verzichtet wird, so dass sich der erste Abschnitt unmittelbar
am Grund des zweiten Abschnitts anschließt. Dadurch wird insbesondere der Vorteil
erzielt, dass auf eine zusätzliche, separate Fertigung des Diffusorabschnittes verzichtet
werden kann, was die Fertigungskosten herabsetzt. Darüber hinaus ist durch die axial
näher an den Ventilsitz gerückte Position des ersten Abschnitts (Drosselabschnitt)
eine einfachere Fertigung des ersten Abschnitts möglich. Es hat sich durch Versuche
und Simulationen überraschenderweise herausgestellt, dass bei den zur Diskussion stehenden
Betriebsdrücken, gemeint sind hier Betriebsdrücke von bis zu mehr als 2000 bar, auf
den Einsatz eines aus dem Stand der Technik bekannten Diffusorabschnitts verzichtet
werden kann, ohne dass dadurch Nachteile hinsichtlich der Kavitation bzw. des Materialabtrages
im Bereich der Bohrung zu befürchten sind. Es wurde nämlich herausgefunden, dass mit
eine Ursache für die Kavitation die Toleranzlage der einzelnen Abschnitte der Durchgangsbohrung
zueinander ist, d.h., dass die optimale Wirkung eines Diffusorabschnitts nur bei einer
hochgenauen Anordnung zu den anderen Abschnitten der Durchgangsbohrung, mit dem damit
erforderlich hohen Fertigungs- und Kostenaufwand, erzielt wird. Dieser Vorteil lässt
sich jedoch unter Beachtung einer kostengünstigen Fertigung in der Praxis nicht verwirklichen,
so dass es die Erfindung ermöglicht, trotz Verzicht auf den Diffusorabschnitt eine
über die Lebensdauer des Schaltventils zufriedenstellende Funktionsfähigkeit zu erzielen.
[0004] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Schaltventils sind in den Unteransprüchen
angegeben. In den Rahmen der Erfindung fallen sämtliche Kombinationen aus zumindest
zwei von in den Ansprüchen, der Beschreibung und/oder den Figuren offenbarten Merkmalen.
[0005] Auch wenn die beiden Abschnitte in axialer Richtung unmittelbar aneinander anschließen,
kann es vorgesehen sein, dass zwischen den beiden Abschnitten ein vorzugsweise kegelförmiger
Übergangsbereich ausgebildet ist. Dieser kegelförmige Übergangsbereich ergibt sich
üblicherweise allein schon durch die Herstellung des zweiten Abschnitts durch Bohren
oder Erodieren.
[0006] Besonders bevorzugt ist eine geometrische Dimensionierung der Abschnitte, bei der
die Durchmesser des zweiten Abschnitts zwischen 1,0mm und 1,5mm, vorzugsweise zwischen
1,2mm und 1,4mm beträgt, und wobei der Durchmesser des ersten Abschnittes zwischen
0,15mm und 0,3mm bei einer Länge zwischen 0,5mm und 1,5mm beträgt.
[0007] Besonders bevorzugt ist der Einsatz des Schaltventils, bei der die Betätigung des
Ventilschließelements mittels eines Elektromagneten erfolgt. Dies ermöglicht es, auf
die aus dem Stand der Technik ebenfalls bekannten Piezo-Aktoren zu verzichten, wodurch
sich ein relativ kostengünstiges Einspritzventil herstellen lässt.
[0008] Die Realisierung von Magnetventilen bei den angesprochenen hohen Betriebsdrücken
erfordert vorzugsweise die Ausbildung des Schaltventils als zumindest nahezu druckausgeglichenes
Ventil.
[0009] Die Erfindung umfasst auch ein Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen Schaltventils.
Dabei ist es aus Gründen der hohen Maßhaltigkeit und Formgenauigkeit vorgesehen, dass
das Ausbilden des ersten Abschnitts mittels eines Erodierverfahrens erfolgt.
[0010] Ganz besonders bevorzugt ist es weiterhin, dass das Herstellen des zweiten Abschnitts
durch Bohren, Laserbohren oder eine elektrochemische Materialbearbeitung (ECM) erfolgt.
Es kann somit ein besonders einfaches bzw. kostengünstiges Herstellverfahren eingesetzt
werden, dass darüber hinaus mit hoher Genauigkeit den zweiten Abschnitt ausbildet.
Dies ermöglicht eventuell auch den Entfall des aus dem Stand der Technik noch notwendigen
hydroerosieven Verrundens der A-Drossel zur Durchschlussmengeneinstellung, da Verfahren
wie das ECM-Verfahren die Erzeugung und die Verrundung der A-Drossel in einem Arbeitsschritt
ermöglichen.
[0011] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung.
[0012] Diese zeigt in:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Schaltventil innerhalb eines Kraftstoffinjektors im Längsschnitt
und
Fig. 2 einen Teilbereich des Schaltventils gemäß Fig. 1 in einer vergrößerten Darstellung,
ebenfalls im Längsschnitt.
[0013] Gleiche Bauteile, bzw. Bauteile mit gleicher Funktion sind in den Figuren mit den
gleichen Bezugsziffern versehen.
[0014] In der Fig.1 ist ein erfindungsgemäßes Schaltventil 10 als Bestandteil eines Kraftstoffinjektors
100 zum Einspritzen von Kraftstoff in den Brennraum einer Brennkraftmaschine dargestellt.
Gezeigt ist jedoch nur ein Ausschnitt des Kraftstoffinjektors 100 im Bereich des vorzugsweise
druckausgeglichenen Schaltventils 10. Das Schaltventil 10 ist als Magnetventil mit
einem Elektromagneten 11 zur Betätigung eines Ventilschließelements 12 ausgelegt.
Als Ventilschließelement 12 dient ein mit dem Elektromagneten 11 zusammenwirkender
Magnetanker 15, der eine Ankerplatte 16 und einen hülsenförmigen Ansatz 17 an der
Ankerplatte 16 umfasst. Der hülsenförmige Ansatz 17 weist eine konisch ausgebildete
Dichtkontur 18 auf, die mit einem ebenfalls konisch ausgebildeten Ventilsitz 20 zusammenwirkt.
Die konische Form des Ventilsitzes 20 ergibt sich vorwiegend aus einer kegelförmigen
Erhebung 21 eines Ventilstücks 22, so dass der Ventilsitz 20 außerhalb des Ventilstücks
22 zu Liegen kommt. Dies vereinfacht die Herstellung des Ventilsitzes 20, da die zur
Herstellung des Dichtsitzes zu bearbeitenden Konturen leicht zugänglich sind.
[0015] Um das Ventilschließelement 12 in Anlage mit dem Ventilsitz 20 zu halten, wird dieses
von der Druckkraft eines Federelementes 23 in Schließstellung beaufschlagt. Zum Öffnen
des Schaltventils 10 wird der Elektromagnet 11 aktiviert, was bewirkt, dass der als
Ventilschließelement 12 dienende Magnetanker 15 entgegen der Druckkraft des Federelementes
23 in Richtung des Elektromagneten 11 bewegt wird. Dabei hebt das Ventilschließelement
12 von dem Ventilsitz 20 ab, das Schaltventil 10 öffnet.
[0016] Zur axialen Führung des Magnetankers 15 ist ein in dem hülsenförmigen Ansatz 17 des
Magnetankers 15 zumindest teilweise aufgenommener Ankerbolzen 25 vorgesehen, der unmittelbar
oder, wie dargestellt, mittelbar an einem Gehäuseteil 26 des Kraftstoffinjektors 100
abgestützt ist. Zur mittelbaren Abstützung kann beispielsweise eine Einstellplatte
27 vorgesehen sein.
[0017] Das zur Ausbildung des Ventilsitzes 20 dienende Ventilstück 22 des Schaltventils
10 weist eine zentrale Bohrung 30 auf, die in einem Steuerraum 31 mündet. Bei geöffnetem
Schaltventil 10 kann über die Bohrung 30 Kraftstoff aus dem Steuerraum 31 abströmen,
so dass dieser entlastet wird, bzw. ein im Steuerraum 31 vorhandener Kraftstoffdruck
abfällt. Die Bohrung 30 weist hierzu eine Drossel 32 auf, die innerhalb der Bohrung
30 in Form einer Querschnittsverengung ausgebildet ist.
[0018] Wie insbesondere anhand der Fig. 2 erkennbar ist, weist die Bohrung 30 einen ersten
Abschnitt 34 auf, der den Bereich der Drossel 32 bildet. Auf der dem Ventilsitz 20
zugewandten Seite des ersten Abschnitts 34 schließt sich ein zweiter Abschnitt 35
an, der bis zum Ventilsitz 20 reicht. Der erste Abschnitt 34 weist einen Durchmesser
d zwischen 0,15mm und 0,3mm, bei einer Länge L zwischen 0,5mm und 1,5mm auf. Der erste
Abschnitt 34 kann beispielsweise durch Bohren, Laserbohren oder einer elektrochemischen
Materialbearbeitung (ECM) ausgebildet werden.
[0019] Der zweite Abschnitt 35 weist einen Durchmesser D zwischen 1,0mm und 1,5mm, vorzugsweise
zwischen 1,2mm und 1,4mm auf, wobei insbesondere anhand der Fig. 2 erkennbar ist,
dass das der Bohrung 30 zugewandte Ende 36 des Ankerbolzens 25 in den Bereich des
zweiten Abschnitts 35 hereinragt. Zwischen dem ersten Abschnitt 34 und dem zweiten
Abschnitt 35 der Bohrung 30 ist noch ein kegelförmiger Übergangsbereich 37 ausgebildet,
der insbesondere aufgrund der Fertigung des zweiten Abschnitts 35 erzeugt wird.
[0020] Beim Abströmen des Kraftstoffs durch die Bohrung 30 kann es infolge des Druckabfalls
zu Kavitation bzw. einer Kondensation von Dampfblasen des Kraftstoffs kommen. Hierbei
erfolgt die Kondensation im zweiten Abschnitt 35 und im Zusammenspiel mit dem sich
vor dem eintauchenden Ankerbolzen 25 erzeugten Druckanstieg. Dieses Auskondensieren
folgt innerhalb des zweiten Abschnitts 35 ohne Kavitationsschäden im zweiten Abschnitt
35 und an der Stirnseite 38 des Endes 36 des Ankerbolzens 25.
[0021] Das soweit beschriebene Schaltventil 10 kann in vielfältiger Art und Weise abgewandelt
bzw. modifiziert werden, ohne vom Erfindungsgedanken abzuweichen. Dieser besteht darin,
die in dem Schaltventil 10 ausgebildete Bohrung 30, die ein Abströmen von Kraftstoff
aus dem Steuerraum 31 ermöglicht derart auszubilden, dass der die Drossel 32 ausbildende
erste Abschnitt 34 der Bohrung 30 sich unmittelbar an den zweiten Abschnitt 35 anschließt,
der bis zu dem Ventilsitz 20 reicht. Es werden somit lediglich zwei Bohrungsabschnitte
erzeugt, und auf einen Diffusorabschnitt, wie beim Stand der Technik, verzichtet.
1. Schaltventil (10) zur Steuerung eines Einspritzventils einer Kraftstoffeinspritzvorrichtung,
insbesondere eines Kraftstoffinjektors (100) in einem Common-Rail-Einspritzsystem,
mit einem Ventilstück (22) und einem an dem Ventilstück (22) ausgebildeten Ventilsitz
(20), mit einem mit dem Ventilsitz (20) zusammenwirkenden, hubbeweglich angeordneten
Ventilschließelement (12), wobei im Ventilstück (22) eine Bohrung (30) ausgebildet
ist, die einen als Drossel dienenden ersten Abschnitt (34) aufweist, wobei das Längen/Durchmesserverhältnis
des ersten Abschnitts (34) größer als drei ist, und mit einem dem Ventilsitz (20)
zugewandten zweiten Abschnitt (35) mit nahezu konstantem Durchmesser (D), der sich
an den ersten Abschnitt (34) anschließt, und der bis zum Ventilsitz (20) reicht,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich der erste Abschnitt (34) unmittelbar an den zweiten Abschnitt (35) anschließt,
ohne einen die beiden Abschnitte (34, 35) verbindenden, einen zylindrischen Bereich
aufweisenden Zwischenabschnitt.
2. Schaltventil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen den beiden Abschnitten (34, 35) ein kegelförmiger, beim Ausbilden des zweiten
Abschnitts (35) gebildeter Übergangsbereich (37) angeordnet ist.
3. Schaltventil nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Durchmesser (D) des zweiten Abschnitts (35) zwischen 1,0mm und 1,5mm, vorzugsweise
zwischen 1,2mm und 1,4mm beträgt, und dass der Durchmesser (d) des ersten Abschnitts
(34) zwischen 0,15mm und 0,3mm bei einer Länge (L) zwischen 0,5mm und 1,5mm beträgt.
4. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Betätigung des Ventilschließelements (12) mittels eines Elektromagneten (11)
erfolgt.
5. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass es als ein im Wesentlichen druckausgeglichenes Ventil ausgebildet ist.
6. Verfahren zum Herstellen eines Schaltventils (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausbilden des ersten Abschnitts (35) mittels seines Erodierverfahrens erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Herstellen des zweiten Abschnitts (35) durch Bohren, Laserbohren oder eine elektrochemische
Materialbearbeitung (ECM) erfolgt.
8. Kraftstoffinjektor (100) mit einem Schaltventil (10) nach einem der Ansprüche 1 bis
5, wobei der Systemdruck mehr als 1600bar, vorzugsweise mehr als 2000bar, beträgt.