[0001] Die Erfindung betrifft ein Stuhl und Stehsitz-Möbel nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
Stand der Technik
[0002] Beim ergonomischen Sitzen unterscheidet man zwischen Sitzmöbel (Stuhl) oder Stehsitz-Möbel.
Ein Sitzmöbel mit variabler Sitzposition ist beispielsweise aus der
DE 299 00 156 U1 bekannt geworden. Dabei ist der untere Sitzfuß in drei Ebenen ausgebildet, der drei
verschiedene Sitzpositionen, nämlich normal, nach vorne oder nach hinten geneigt ermöglicht.
[0003] Aus der
EP 0 543 151 B1 ist ein Sitzmöbel bekannt geworden, bei welchem durch eine untere Punkt- oder Linienberührung
eine statische Sitzposition vermieden wird. Vielmehr wird durch ein Ausbalancieren
des Oberkörpers eine optimale Stellung der Wirbelsäule des Oberkörpers erreicht.
[0004] Ein ähnlicher Effekt kann mittels einer unteren gebogenen Kufe, ähnlich eines Schaukelstuhls,
erreicht werden, sofern ein Ausbalancieren der Benutzerperson auf den Sitzmöbeln erfolgt.
[0005] Ein ähnlicher Effekt wird durch ein Sitzen auf einem aufgepumpten größeren Ball erzielt.
[0006] Unabhängig hiervon sind so genannte Stehhilfen bekannt geworden. Von der Firma Wilkhahn
ist beispielsweise eine Stehhilfe unter dem Begriff "Stitz" bekannt geworden (siehe
auch
US 4 130 263). Eine so genannte Stehhilfe ist weder ein Sitzen noch ein Stehen, sondern ein Haltungswechsel
für die Position dazwischen. Der "Stitz" bildet demzufolge ein drittes Bein und die
Stehsitzfläche wirkt schräg gegen das Gesäß.
[0007] Sowohl der ergonomische und auszubalancierende Sitz als auch ein ergonomisch wirksamer
Stehsitz ist für eine Sitzposition oder eine Stehsitz-Position von großer Wichtigkeit.
Im täglichen Gebrauch sind somit optimaler beide Positionen zu berücksichtigen.
Aufgabe der Erfindung
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Möbel vorzuschlagen, was sowohl als
Sitzmöbel als auch als Stehsitzmöbel Verwendung findet.
Lösung der Aufgabe
[0009] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 bzw. des Anspruchs
8 gelöst.
Vorteile der Erfindung
[0010] Das erfindungsgemäße Sitz- und Stehsitzmöbel stellt eine multifunktionale Einrichtung
dar und erlaubt es, sowohl eine ergonomische und damit rückenschonende Sitzposition
einzunehmen, indem die Benutzerperson ohne sich an der Rückenlehne anzulehnen, auf
der Sitzfläche ausbalancierend bewegt. Dies ist insbesondere durch die gekrümmten
unteren Kufen nach Art eines Schaukelstuhls möglich. Die annähernd kreisförmig gebogene
Doppelkufe erstreckt sich in Längsrichtung des Stuhls, wobei der Mittelpunkt des Kreises
etwa lotrecht über dem Schwerpunkt des Sitzenden liegt. Diese Doppelkufe ermöglicht
(normal-) Sitzenden durch Vor- und Zurückbewegen des Oberkörpers bei unterstützendem
Druck durch die Beine verschiedene Sitzneigungen zu erreichen, z. B. Arbeitssitz -
Ruhesitz, mit den jeweiligen Positionen Auswirkungen auf die Lordosierung des Rückgrads.
[0011] Die Kufe ist im hinteren Bereich des Stuhls so beschaffen, dass sie bei der Stehsitzhaltung
einen Anschlag bildet, der die geeignete, durchschnittliche Neigung und Höhe des Stehsitzes
festlegt und verhindert, dass sich der Stehsitz nach hinten wegdrehen oder umkippen
kann.
[0012] Durch die aufrecht sitzende Mittelstellung beim Sitzen findet eine Art Abrollbewegung
auf einer Kurve statt, die zu einer aufrechten Haltung des Körpers und damit der Wirbelsäule
führt. Ein Ausbalancieren der Kippbewegung führt weiterhin zu einer gesunden Sitzhaltung.
[0013] Will sich die Benutzerperson nach hinten gegen die Rückenlehne des Sitzmöbels abstützen,
so wird durch eine Verlängerung der unteren Kufe ein Wegkippen nach hinten vermieden.
[0014] Das Sitzmöbel wird demnach in mehreren Sitzpositionen verwendet und insbesondere
in einer Sitzposition, in welcher die Rückenlehne nicht benutzt wird. Vielmehr findet
ein Ausbalancieren des Oberkörpers der Benutzerperson aufgrund einer Abrollbewegung
der unteren Kufe statt. Dabei findet eine Bewegung nur nach vorne und hinten statt.
[0015] Selbstverständlich ist auch eine Sitzposition unter Verwendung der Rückenlehne vorgesehen.
[0016] Die Erfindung sieht jedoch darüber hinaus die Verwendung eines Stehsitzmöbels vor,
indem die Lehne des Sitzmöbels in ihrem oberen Bereich eine auskragende Sitzfläche
bildet, auf welche sich die Benutzerperson in einer Stehsitz-Position absetzt. Dabei
ist die obere Sitzfläche des Stehsitzmöbels eben oder gekrümmt ausgebildet.
[0017] Zur Verwendung des kombinierten Möbels als Stehsitzmöbel muss dieses demzufolge um
180° um eine vertikale Achse gedreht werden, um in die gleiche Richtung für die Benutzerperson
zu weisen. In dieser Position wird die vorzugsweise zunächst in Sitzposition zur Benutzerperson
geneigte Rückenlehne in die entgegengesetzte Richtung bewegt, so dass die untere Kufe
an ihrem einen Ende als Anschlag dient. Hierdurch nimmt die Benutzerperson eine leicht
nach vorn geneigte Haltung ein, das heißt, die Rückenlehne mit ihrem nach unten gerichteten
Abstützschenkel dient als schräg nach vorne gerichteter Abstützschenkel. Die Stehsitzfunktion
des Möbels wird dadurch gewährleistet, dass der obere Bereich der Rückenlehne des
Stuhls nach hinten in geeigneten Winkel abgeknickt ist und dadurch Höhe, Tiefe und
Neigung für die Verwendung als Stehsitz erreicht wird.
[0018] Hierdurch ist sowohl eine ergonomische Sitzposition als auch eine ergonomische Stehsitzposition
mit ein und demselben Möbel möglich. Es gibt eine Reihe von Arbeitstischen, die in
ihrer Höhe auf Sitzposition oder auf Stehposition eingestellt werden können. Für solche
Tische kann ein und derselbe Stuhl als Sitzstuhl oder als Stehsitzstuhl verwendet
werden.
[0019] Die Erfindung ermöglicht daher, ein normales Sitzen mit Rückenlehne, ein ausbalanciertes
Sitzen ohne Rückenlehne sowie ein Stehsitzen, ohne Umbau, Klappen oder Drehen des
ganzen Objekts außer um die vertikale Achse.
[0020] In den Unteransprüchen sind weitere vorteilhafte Ausbildungen und Verbesserungen
des im Anspruch 1 angegebenen Sitz- und/oder Stehsitzmöbel angegeben. Des Weiteren
beschreibt der unabhängige Anspruch 8 sowie die abhängigen Ansprüche 9 und 10 eine
nebengeordnete Ausführung des erfindungsgemäßen Stuhls.
[0021] Für eine ergonomische Verwendung des Möbels ist es möglich, dass die Rückenlehne
des Sitzmöbels bei einer horizontalen Sitzfläche einen spitzen Winkel zwischen Sitzfläche
und Rückenlehne von ca. 60 bis 80°, vorzugsweise 70° einnimmt. Dies ist zweckmäßig,
um bei einem entspannten nach hinten Lehnen, das heißt einer Verwendung der Rückenlehne
eine aufrecht stehende Rückenlehne zu erhalten. Auch bei Verwendung einer Stehsitz-Position
steht die Rückenlehne hierbei in einer senkrechten oder nach hinten geneigten Position.
[0022] Vorteilhaft ist es weiterhin, wenn das Sitzmöbel sowohl im Sitzteil als auch im Stehsitzteil
aus jeweils zwei in Seitenansicht etwa U-förmige Rohrgestelle ausgebildet sind, die
an ihrem jeweiligen Ende über Verbindungsstege versteift sind um seitliche Rahmengestelle
zu bilden. Der Zwischenraum zwischen diesen seitlichen Rahmengestellen wird vorteilhafterweise
mit einem flexiblen Überzug versehen. Dabei können die Rahmengestelle für das Sitzteil
und das Stehsitzteil jeweils einteilig oder mehrteilig ausgebildet sein, wobei bei
mehrteiliger Ausbildung Verbindungsstreben vorgesehen sind.
[0023] Die Erfindung stellt demnach eine multiple Sitz- und "Stitz"-Vorrichtung dar, d.
h. eine Duo- bzw. multifunktionale Vorrichtung.
Zeichnungen
[0024] Vorteilhafte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1a
- eine Seitenansicht;
- Figur 1b
- eine Frontansicht eines ersten Ausführungsbeispiels;
- Figur 2
- eine Seitenansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels mit einem einteiligen Rahmen
zwischen Sitzteil und Stehsitzteil;
- Figur 3
- ein weiteres Ausführungsbeispiel mit einem zentralen Abstützholm;
- Figur 4
- das in den Figuren 1a und 1b gezeigte Steh- und/oder Stehsitzmöbel in einer ersten
Extremstellung und
- Figur 5
- das in den Figuren 1a und 1b gezeigte Steh- und/oder Stehsitzmöbel in einer zweiten
Extremstellung.
[0025] In der Figur 1a ist das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 in Seitenansicht, in der Figur
1b in Frontansicht aus Richtung des Pfeils 2 dargestellt. Dabei wird ein Sitzteil
3 aus zwei in Seitenansicht liegenden ersten U-Profil 4, 4' gebildet, mit oberen Schenkel
5, 5', die eine Sitzfläche SF tragen, mit zwei unteren, gebogenen Schenkeln 6, 6',
die eine Auflagefläche AF oder Auflagekufe KF. KF' bilden und mit Verbindungsstegen
7, 7', die im Wesentlichen eine Höhe H1 der Sitzfläche SF bestimmen. Die in der Figur
1a dargestellte Position stellt etwa eine ausbalancierte Stellung AS dar, bei der
die Benutzerperson mit ihrer Wirbelsäule etwa parallel zu einer vertikalen Längsmittelachse
8 ausgerichtet ist. Ein unterer Berührungspunkt 9 bzw. 9' der gebogenen Auflagekufen
KF, KF' stellt etwa die optimalen Auflagepunkte der beiden Auflagekufen KF, KF' bei
ausbalanciertem Sitzteil 3 dar. Um diese Punkte, welche auf einer senkrecht in die
Zeichnungsebene der Figur 1a hinein verlaufenden Linie liegen, muss die Benutzerperson
den Stuhl bzw. das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 durch eine ausbalancierende Bewegung
bewegen.
[0026] Eine Rückenlehne RL wird von Schenkeln 10, 10' getragen und ist gegenüber der Sitzfläche
SF in einem spitzen Winkel α von ungefähr 60° bis 80° und vorzugsweise 70° geneigt.
Will die Benutzerperson sich anlehnen, so wird der Stuhl bzw. das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel
1 nach hinten gekippt, bis die Rückenlehne RL etwa eine vertikale Position einnimmt.
Hierfür sind die untere Auflagekufe KF, KF' über die Rückenlehne RL hinaus mittels
Abstützschenkeln 11, 11' verlängert, so dass das Möbel 1 beim Anlehnen der Benutzerperson
nicht nach hinten wegkippen kann, wobei die Abstützschenkel 11, 11' in die Schenkel
10, 10' übergehen.
[0027] Die beiden seitlich angeordneten U-Profile 4, 4' sind in einem oberen Bereich über
einen ersten Querholm 12, über einen unteren zweiten Querholm 13 und über einen dritten
Querholm 14 im oberen Bereich der Verbindungsstege 7, 7' gegeneinander fixiert. Zur
Bildung der Sitzfläche SF sind die oberen Schenkel 5, 5' mit einem mit gestrichelten
Linien in der Figur 1b angedeuteten flexiblen Überzug UE1 versehen.
[0028] Das erfindungsgemäße Sitz-/Stehsitzmöbel 1 besteht darüber hinaus aus einem Stehsitzteil
15, welches durch Verlängerungen der Schenkel 10, 10' mit Schenkeln 16, 16' ausgebildet
ist, welche eine Stehsitzfläche SSF tragen, wobei das Stehsitzteil 15 auch die Abstützschenkel
11, 11' umfasst. Die Stehsitzfläche SSF kann als etwa horizontal ausgerichtete Stehsitzfläche
oder als abgerundete Stehsitzfläche 16 ausgeführt werden. Das Stehsitzteil 15 ist
ebenso wie das Sitzteil 3 aus in Seitenansicht U-förmigen Profilen 17, 17' gebildet.
Die U-förmigen Profile 17, 17' umfassen die oberen Schenkel 16, 16' bzw. die obere
Stehsitzfläche SSF und die unteren Abstützschenkeln 11, 11', die gleichzeitig die
Kippsicherung als Verlängerung der Kufen KF, KF' für das Sitzteil 3 bilden, wobei
die dazwischen liegenden Schenkel 10, 10' Verbindungsstege 18, 18' bilden und die
Rückenlehne RL stabilisieren. Die parallel verlaufenden Verbindungsstege 18, 18' bestimmten
mit ihrer Länge eine Stehsitzhöhe H2.
[0029] Die Verbindungsstege 7 bzw. 7' und 18 bzw. 18' sind über Verbindungsbolzen 19, 20
bzw. 19', 20' miteinander verschraubt, so dass das kombinierte Sitz-/Stehsitzmöbel
1 ein einteiliges Gebilde bildet.
[0030] In einem speziellen Ausführungsbeispiel werden folgende Maße verwirklicht:
Sitzhöhe H1 = 450 mm,
Stehhöhe H2 = 700 mm,
Sitztiefe T1 = 420 mm,
Sitztiefe T2 des Stehsitzteils mit T2 = 200 mm,
Winkel α zwischen SF und RL mit α = 70°,
Winkel β zwischen 5, 5' und 7, 7' mit β = 110°,
Winkel γ zwischen 10, 10' und 16, 16' mit γ = 50°,
Radius R der unteren Auflagekufe = 1000 mm,
Abstand a der Verbindungsstege 7 und 18 mit a = 15 mm.
[0031] Der Abstand zwischen den jeweiligen C-Profilen 4, 4', das heißt, eine Länge L der
Querstreben 12, 13 bzw. 14 beträgt L = 400 mm.
[0032] In der Figur 1b sind gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0033] Die beiden U-Profile 17, 17' des Stehsitzteils 15 sind wiederum durch einen oberen
Querholm 21 und einem unteren Querholm 22 verbunden, die dem Gestell als Abstandshalter
den nötigen Halt geben. Die Querholme 21, 22 sind quasi als Querstreben ausgebildet.
[0034] Die untere Abstützschenkel 11, 11' sind kürzer bemessen als die obere Stehsitzfläche
SSF und weisen bei dem erwähnten Ausführungsbeispiel eine Tiefe T3 von ungefähr 100
mm auf. Die Abstütztiefe T3 muss so bemessen sein, dass der Stuhl beim Anlehnen durch
die Benutzerperson nicht nach hinten wegkippen kann.
[0035] Ebenso wie die Sitzfläche SF durch den Überzug UE1 gebildet ist, ist eine Rückenfläche
RF der Rückenlehne RL durch einen mit einer Kreuzschraffur in der Figur 1b angedeuteten
zweiten Überzug UE2 gebildet und ist die Stehsitzfläche SSF durch einen in der Figur
1b mit gestrichelten Linien angedeuteten dritten Überzug UE3 gebildet. Die Überzüge
UE1 bis UE3 sind wahlweise als mehrteilige Bespannung oder als einteilige Bespannung
ausgeführt. Selbstverständlich ist es auch vorgesehen statt der Überzüge eine Sitzplatte,
eine Rückenplatte und eine Stehsitzplatte mit Eigenstabilität zu verwenden. Bei entsprechender
Dimensionierung dieser Platten kann zumindest teilweise auf die Querholme verzichtet
werden, wobei die Platten dann mittels Verbindungsmitteln mit dem linken und rechten
Teil des Rohrrahmens verbunden sind oder das linke und das rechte Teil übergreifen
oder umgreifen.
[0036] Insgesamt betrachtet ist das in den Figuren 1a und 1b gezeigte Sitz- und/oder Stehsitzmöbel
1 eine räumliche Struktur RS, welche im Wesentlichen symmetrisch zu einer senkrecht
in die Zeichnungsebene der Figur 1b hinein verlaufenden Eben E ausgebildet ist und
sich aus dem Sitzteil 3 und dem Stehsitzteil 15 zusammensetzt, welche mittels der
vier Verbindungsbolzen 19, 19', 20 und 20' verbunden sind. Das Sitzteil 3 umfasst
hierbei die zwei als liegende U's bzw. stehende C's verbauten U-Profile 4, 4', die
drei Querholme 12, 13 und 14, durch welche die U-Profile 4, 4' verbunden sind und
die Sitzfläche SF. Das Stehsitzteil 15 umfasst hierbei die zwei als liegend U's bzw.
stehende C's verbauten U-Profile 17, 17', die beiden Querholme 21, 22, durch welche
die U-Profile 17, 17' verbunden sind, die Rückenlehne RL und die Stehsitzfläche SSF.
Durch den unteren Schenkel 6 und den Abstützschenkel 11 der U-Profile 4 und 17 wird
die erste Kufe KF gebildet. Durch den unteren Schenkel 6' und den Abstützschenkel
11' der U-Profile 4' und 17', welche entsprechend der Figur 1b parallel zu den Bauteilen
4, 17 angeordnet sind, wird die zweite Kufe KF' gebildet. Diese Kufen KF und KF' erlauben
es der Nutzerperson, das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1, sowohl abhängig von der Nutzungsart
Sitzen oder Stehsitzen als auch abhängig von der Sitzposition bzw. der Stehsitzposition,
aus der in der Figur 1a gezeigten ausbalancierten Position in eine erste Extremposition
und eine zweite Extremposition zu bringen. Hierbei wird die erste Extremposition,
in welcher die Kufen KF und KF' in einem Bereich des Querholms 13 mit ersten freien
Enden E1, E1' auf einem Untergrund UG aufliegen, in der Regel dann erreicht und genutzt,
wenn die Nutzerperson auf dem Sitzteil 3 sitzt und sich nach vorne lehnt, um beispielsweise
ein Buch von einem vor dem Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 stehende Schreibtisch zu
greifen. Die zweite Extremposition, in welcher die Kufen KF und KF' in einem Bereich
des Querholms 22 mit zweiten freien Enden E2 und E2' auf dem Untergrund UG aufliegen,
nimmt das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 z.B. dann ein, wenn sich die auf dem Sitzteil
3 sitzende Nutzerperson gegen die Rückenlehne RL stark zurücklehnt und sich hierzu
unter Umständen auch noch mit den Füßen vom Untergrund UG abdrückt. Sofern die Nutzerperson
von dem Stehsitzteil 15 Gebrauch macht und hierzu in einem Stehbereich SB des Untergrunds
UG steht und mit dem Gesäß dem Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 zugewandt ist, wird
die beschriebene zweite Extremposition immer dann eingenommen, wenn sich die Nutzerperson,
mit einem hohen Anteil ihres Körpergewichts über die Stehsitzfläche SSF in das Sitz-
und/oder Stehsitzmöbel 1 einleitet. Sobald die Nutzerperson insbesondere ihre Beinmuskulatur
anspannt, um eine leicht höhere Sitzposition als in der zweiten Extremposition des
Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 zu erreichen bzw. um das Sitz- und/oder Stehsitzmöbel
1 in Richtung der ausbalancierten Position zu bewegen, beginnt eine Abrollbewegung
des Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 auf dem Untergrund in Richtung der dargestellten
ausbalancierten Position. Bei dieser Bewegung hebt sich das Stehsitzteil SSF zunehmen
an und die Nutzerperson kann die eingeleitete Bewegung des Sitz- und/oder Stehsitzmöbel
1 einfach abbremsen, abstoppen oder umkehren, in dem sie die Anspannung der Beinmuskulatur
verringert. In einer dritten Sitzposition auf dem Sitzteil 3 ist es der Nutzerperson
möglich, das Stehsitzteil SSF für ein entspanntes Sitzen als Armauflage zu verwenden.
Dies ist dann möglich, wenn sich die Nutzerperson zum Sitzen auf dem Sitzteil 3 mit
ihrem Brustbereich der Rückenlehne RL zuwendet und sich ähnlich wie auf einen Sattel
auf die Sitzfläche SF setzt und hierbei - aus der Perspektive der Figur 1b betrachtet
- die Füße seitlich neben dem Sitz- und/oder Stehsitzmöbel 1 abstellt. Die Schenkel
6,6',7, 7', 11, 11' und die unteren Teile der Verbindungsstege 18, 18' bilden zusammen
mit den Querholmen 13, 22 und 14 im Wesentlichen ein Fußteil FT des Sitz- und/oder
Stehsitzmöbels 1.
[0037] Das Ausführungsbeispiel nach Figur 2 unterscheidet sich von demjenigen nach Figur
1a und 1b lediglich dadurch, dass die beiden Verbindungsstegpaare 7, 18 bzw. 7', 18'
(siehe Figur 1a) zu jeweils einem Verbindungssteg 23, 23' zusammengefasst sind, wobei
der Verbindungssteg 23' in der Seitenansicht der
[0038] Figur 2 vollständig durch den Verbindungssteg 23 verdeckt ist. Alle weiteren Details
entsprechen der Ausführungsform nach Figur 1a.
[0039] Das Ausführungsbeispiel nach Figur 3 verzichtet sowohl auf doppelte Verbindungssteg
7, 18 bzw. 7, 18' (siehe Figur 1a) als auch auf gemeinsame Verbindungsstege 23, 23'
wie diese in der Figur 2 gezeigt sind. Vielmehr werden mittig unter der Sitzfläche
SF liegende Verbindungssteg 24, 24' vorgesehen, deren Verlauf an der Längsmittelachse
8 ausgerichtet ist und welche die oberen Schenkel 5, 5' und die unteren, gebogenen
Schenkel 6, 6', welche die Auflagekufe KF, KF' bilden, verbinden. Auch hier werden
Querholme 12, 13, 14 zur Versteifung des Gestells verwendet. Bedingt durch die Seitenansicht
sind die Bauteile 5', 6', 24' und KF' durch die Bauteile 5, 6, 24 und KF verdeckt.
[0040] Wie aus der Figur 3 gut ersichtlich ist, bilden die unteren gebogenen Schenkel 6,
6' eine Art Kufen KF, KF' ähnlich wie bei einem Schaukelstuhl.
[0041] Wird das in den Figuren 1a bis 3 gezeigte Möbel 1 als Stehsitz verwendet, so steht
dieser im Wesentlichen in einem unteren Endbereich der Abstützschenkel 11, 11' auf,
in welchem sich der Querholm 22 befindet. Der Querholm 22 kann jeweils auch als gebogener,
horizontal ausgerichteter Abstützholme ausgebildet sein.
[0042] In der Figur 1a ist das Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1, welches auch als kombiniertes
Sitzmöbel oder multifunktionales Sitzmöbel bezeichnet wird, in der ausbalancierten
Stellung AS gezeigt. Im Unterschied hierzu ist das in den Figuren 1a und 1b beschreiben
Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 in der Figur 4 in einer zweiten Extremstellung ES2
gezeigt, wobei diese Position ausgehend von der ausbalancierten Stellung erreicht
wird, wenn die Nutzerperson auf der Sitzfläche SF sitzt und sich extrem nach hinten
lehnt und sich ggf. mit ihren Füßen unterstützend vom Untergrund UG abdrückt oder
wenn die Nutzerperson das Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 als Stehsitz nutzt. Bei der
Bewegung aus der ausbalancierten Stellung AS in die zweite Extremstellung ES2 rollt
sich das Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 mit seinen Kufen KF, KF' auf dem Untergrund
UG ab bis an den zweiten freien Enden E2, E2' der Abstützschenkel 11, 11' ein erhöhter
Widerstand gegen das Abrollen auftritt, um ein Abrutschen oder Umkippen des Steh-
und/oder Stehsitzmöbel 1 zu vermeiden. Die zweite Extremstellung ES2 wird in der Regel
beim Stehsitzen eingenommen, wenn die Nutzerperson auf der Stehsitzfläche SSF sitzt
und sich deren Füße in dem Stehbereich SB auf dem Untergrund UG befinden. Beim Stehsitzen
bilden die Beine der Nutzerperson mit dem Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 eine Art
Dreibein.
[0043] In der Figur 1a ist das Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1, welches auch als kombiniertes
Sitzmöbel oder multifunktionales Sitzmöbel bezeichnet wird, in der ausbalancierten
Stellung AS gezeigt. Im Unterschied hierzu ist das in den Figuren 1a und 1b beschreiben
Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 in der Figur 5 in einer ersten Extremstellung ES2 gezeigt,
wobei diese Position ausgehend von der ausbalancierten Stellung erreicht wird, wenn
die Nutzerperson auf der Sitzfläche SF sitzt und sich stark nach vorne neigt, um zum
Beispiel etwas vom Untergrund UG aufzuheben. Bei der Bewegung aus der ausbalancierten
Stellung AS in die erste Extremstellung ES1 rollt sich das Steh- und/oder Stehsitzmöbel
1 mit seinen Kufen KF, KF' auf dem Untergrund UG ab bis an den ersten freien Enden
E1, E1' der unteren Schenkel 6, 6' ein erhöhter Widerstand gegen das weitere Abrollen
auftritt, um ein Abrutschen oder Umkippen des Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 zu vermeiden.
Zwischen den beiden in den Figuren 4 und 5 dargestellten Extremstellungen ES1 und
ES2 kann das Steh- und/oder Stehsitzmöbel 1 in Abhängigkeit von der Sitzposition oder
der Stehsitzposition der Nutzerperson beliebige Zwischenstellungen einnehmen. Hierdurch
ist der Nutzerperson durch einen häufigen Wechsel der Sitzposition oder der Stehsitzposition
ein der Gesundheit förderliches, aktives Sitzen und/oder Stehsitzen möglich.
[0044] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Sie umfasst auch vielmehr alle fachmännischen Weiterbildungen im Rahmen
der Schutzrechtsansprüche.
Bezugszeichenliste:
[0045]
- 1
- Stehsitzmöbel
- 2
- Pfeil
- 3
- Sitzteil
- 4, 4'
- U-Profil
- 5, 5'
- oberer Schenkel / Sitzfläche
- 6, 6'
- unterer Schenkel / Auflagefläche / Auflagekufe
- 7
- verbindungssteg
- 8
- vertikale Längsmittelachse
- 9
- unterer Berührungspunkt
- 10, 10'
- Schenkel
- 11, 11'
- Abstützschenkel
- 12
- erster Querholm von 3
- 13
- zweiter Querholm von 3
- 14
- dritter Querholm von 3
- 15
- Stehsitzteil
- 16, 16'
- Schenkel
- 17, 17'
- U-Profil
- 18, 18'
- Verbindungssteg
- 19, 19'
- Verbindungsbolzen
- 20, 20'
- Verbindungsbolzen
- 21
- oberer Querholm von 15
- 22
- unterer Querholme von 15
- 23
- Verbindungssteg
- 24, 24'
- mittiger, vertikaler Verbindungssteg
- a
- Abstand der Verbindungsstege 7 und 18
- AF
- Auflagefläche
- AS
- ausbalancierte Stellung
- E
- Ebene
- E1, E1'
- erste freie Ende von KF, KF'
- E2, E2'
- zweites freies Ende von KF, KF'
- ES1
- erste Extremstellung
- ES2
- zweite Extremstellung
- FT
- Fußteil
- H1
- Höhe der Sitzfläche
- H2
- Höhe der Stehsitzfläche
- KF, KF'
- Kufe, Auflagekufe
- L
- Länge der Querholme
- R
- Radius R der unteren Auflagekufe
- RL
- Rückenlehne
- RS
- räumliche Struktur
- SB
- Stehbereich
- SF
- Sitzfläche
- SSF
- Stehsitzfläche
- T1
- Tiefe des Sitzteils
- T2
- Tiefe des Stehsitzteils
- T3
- Tiefe des Abstützschenkels
- UE1
- erster Überzug
- UE2
- zweiter Überzug
- UE3
- dritter Überzug
- UG
- Untergrund
- α
- Winkel zwischen SF und RL
- β
- Winkel zwischen 5, 5' und 7, 7'
- γ
- Winkel Zwischen 10, 10' und 16, 16'
1. Stuhl und Stehsitzmöbel (1), mit einer ersten niedrigeren Sitzfläche (SF) und einer
zweiten, höheren Stehsitzfläche (SSF), die voneinander wegweisend am Möbel (1) angeordnet
sind, wobei die Rückenlehne (RL) des Sitzteils des Möbels (1) in ihrem oberen Bereich
eine seitlich auskragende Stehsitzfläche (SSF) aufweist und wobei der untere Bereich
des Möbels (1) als gebogene Auflagekufe (KF, KF') ausgebildet ist.
2. Möbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die etwa horizontale Sitzfläche (SF) des Möbels (1) mit der unteren, gebogenen Auflagekufe
(KF, KF') zusammen wirkt, wobei insbesondere die Rückenlehne (RL) des Möbels (1) vorzugsweise
einen spitzen Winkel α von 60 bis 80°, vorzugsweise 70° zur Sitzfläche (SF) einnimmt.
3. Möbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Sitzteil (3) und/oder ein Stehsitzteil (15) aus in Seitenansicht etwa U-förmige,
beidseitig angeordneten Rohrprofilen (4, 4' ; 17, 17') bestehen, die an ihren oberen
und unteren Enden jeweils einen horizontalen Querholm (12, 13, 21, 22) aufweisen,
wobei Verbindungsstege (7, 7') des U-Profils (4) und/oder Verbindungsstege (18, 18')
des U-profils (17) ebenfalls einen Querholm (14) aufweisen.
4. Möbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die aneinander grenzenden Längsschenkel (7, 7' ; 18, 18') der U-förmigen Profile
(4, 4' ; 17, 17') oder Rohrgestelle wenigstens teilweise einstückig oder mehrstückig
ausgebildet sind.
5. Möbel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens die Sitzflächen (SF) des Sitzteils (3) und/oder die Stehsitzflächen (SSF)
des Stehsitzteils (15) mit einem elastischen Überzug (UE1, UE3) versehen ist.
6. Möbel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die abgewinkelte oder abgerundete Stehsitzfläche (SSF) am oberen Ende der Rückenlehne
(RL) des Sitzteils (3) eine Tiefe (T2) von ca. 15 cm bis 20 cm oder einen Radius von
ca. 8 bis 10 cm aufweist.
7. Möbel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Abstützschenkel (11, 11') im unteren Bereich des Stehsitzteils (15) eine Tiefe
(T3) von ungefähr 10 cm bis 20 cm aufweisen.
8. Möbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine annähernd kreisförmige Doppelkufe (KF, KF') in Längsrichtung des Möbels angeordnet
ist, wobei der Mittelpunkt des Kreises etwa lotrecht über dem Schwerpunkt des Sitzenden
liegt.
9. Möbel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Kufe (KF, KF') im hinteren Bereich des Stahls so beschaffen ist, dass bei einer
Stehsitzhaltung ein Anschlag gebildet ist.
10. Stuhl und Stehsitz-Möbel (1) umfassend
- eine in einer Sitzhöhe (H1) angeordnete Sitzfläche (SF),
- eine Rückenlehne (RL) und
- ein Fußteil (FT),
- wobei das Fußteil (FT) die Sitzfläche und die Rückenlehne (RL) trägt,
- wobei die Sitzfläche (SF), die Rückenlehne (RL) und das Fußteil (FT) in ihrer Stellung
zueinander fixiert sind,
- wobei das Fußteil (FT) aus einer ausbalancierten Stellung (AS) heraus auf einem
Untergrund (UG) in einer Nickbewegung nach vorne in eine erste Extremstellung (ES1)
abrollbar ist und
- wobei das Fußteil (FT) aus der ausbalancierten Stellung (AS) heraus auf dem Untergrund
(UG) in einer weiteren Nickbewegung nach hinten in eine zweite Extremstellung (ES2)
abrollbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Sitzmöbel (1) eine weitere Sitzfläche (SSF) umfasst,
- wobei die weitere Sitzfläche (SSF) in entgegen gesetzter Richtung zu der ersten
Sitzfläche (SF) an der Rückenlehne (RL) angeordnet ist.
11. Möbel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Sitzfläche (SSF) als Stehsitzfläche (SSF) in einer Stehsitzhöhe (H2)
ausgebildet ist.
12. Möbel nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Stehsitzhöhe (H2) der Stehsitzfläche (SSF) größer ist als die Sitzhöhe (H1) der
Sitzfläche (SF).