(19)
(11) EP 2 543 784 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.01.2013  Patentblatt  2013/02

(21) Anmeldenummer: 11172713.7

(22) Anmeldetag:  05.07.2011
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04B 1/68(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(71) Anmelder: Naue GmbH & Co. KG
32339 Espelkamp-Fiestel (DE)

(72) Erfinder:
  • Lenze, Burkard
    49134 Wallenhorst (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Vollmann & Hemmer 
Wallstraße 33a
23560 Lübeck
23560 Lübeck (DE)

   


(54) Verfahren zum Abdichten eines Bauwerks oder eines Bauwerkteiles


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abdichten eines Bauwerks oder eines Bauwerkteils, bei dem ein aktives Dichtmittel und eine Dichtungsmatte am Bauwerk angebracht werden, wobei das Dichtmittel an einer flächigen Außenseite der Dichtungsmatte aufgebracht wird, wonach die Dichtungsmatte derart am Bauwerk angebracht wird, dass das Dichtmittel am Bauwerk flächig zur Anlage kommt.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abdichten eines Bauwerkes oder eines Bauwerkteiles, gemäß den im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen sowie eine Dichtungsmatte zum Ausführen des Verfahrens mit den im Oberbegriff des Anspruchs 3 angegebenen Merkmalen.

[0002] Zum Abdichten von Bauwerken gegen von außen eindringendes Wasser zählt es zum Stand der Technik vernadelte geosynthetische Tondichtungsbahnen einzusetzen, wie sie beispielsweise von der Naue GmbH & Co. KG in Espelkamp/Fiestel unter der Marke Bentofix ® gefertigt und weltweit vertrieben werden. Derartige Matten bestehen typischerweise aus einer unteren Trägerschicht, die aus Gewebe gebildet ist, jedoch auch aus Vlies bestehen kann, einer oberen Deckschicht, die typischerweise aus Vlies besteht und einer zwischen diesen Schichten eingegliederten Tonschicht in Form von Bentonitpulver, das durch vollflächiges Vernadeln und nachfolgendes thermisches Verbinden der vernadelten Fasern eingegliedert ist. Derartige Dichtungsmatten werden horizontal und vertikal in überlappenden Bahnen verlegt, wobei zumindest im Überlappungsbereich Bentonitpulver eingestreut ist, um einen dichten Verbund sicherzustellen.

[0003] Solche Dichtungsmatten stellen eine hohe Sicherheit gegen eindringendes Wasser dar, da bei Kontakt mit Wasser die Tonschicht aufquillt und somit eine dichte Bauwerksabdichtung bildet. Auch wenn die aufquellende Tonschicht aufgrund ihrer natürlichen Struktur weitgehend unempfindlich gegen mechanische Beschädigungen ist und einen gewissen Selbstheilungseffekt aufweist, so kann doch durch Verlegefehler oder andere ungünstige Umstände nicht immer vollständig ausgeschlossen werden, dass, wenn auch nur in geringen Mengen, Wasser an das Bauwerk dringt.

[0004] Es zählt daher zum Stand der Technik, das Bauwerk selbst, insbesondere, wenn dieses aus Beton besteht, durch einen Anstrich mit einem Dichtmittel zusätzlich gegen eindringende Feuchtigkeit zu schützen. Dabei haben sich insbesondere so genannte aktive Dichtmittel bewährt, die nicht wie sonst üblich das Bauwerk oder Teil des Bauwerks mit einer dichten Haut umspannen, sondern in Verbindung mit Wasser durch Mikrokristallbildung das Dichtmittel bilden und bis weit in das Bauwerk hinein gelangen und zwar überall dort, wo auch Wasser hineingelangen kann, also typischerweise in Risse. Solche aktiven Dichtmittel sind bekannt und werden als hochwirksame Dichtschlämme zur druckwasserfesten permanenten Abdichtung von Beton und zementösen Baustoffen eingesetzt. Sie bilden feuchtigkeitssperrende, nicht lösliche Kristalle und dringen stetig in das Bauwerk ein. Die Kristallisation diffundiert dabei in dem Porengefüge des Betons der Feuchtigkeit entgegen, sodass Eindringtiefen von mehr als 80 cm erreicht werden. Solche aktiven Dichtmittel werden beispielsweise von der EAG GmbH in Hannover unter der Marke Penetron ® angeboten.

[0005] Das Erstellen einer solchen Abdichtung eines Bauwerks oder eines Bauwerksteils gestaltet sich in der Praxis recht aufwändig, da zunächst manuell, typischerweise mit einem Pinsel der Dichtschlamm aufgetragen werden muss. Nach Abtrocknen des Dichtschlamms kann dann die Dichtungsmatte angebracht werden, was durch mechanische Befestigung in an sich bekannter Weise erfolgt. Das Aufbringen des Dichtschlamms kann nur in frostfreier Umgebung erfolgen, weiterhin muss die Abtrocknung des Materials abgewartet werden, bevor die Dichtungsmatten aufgebracht werden können. Dies ist zeit- und kostenintensiv.

[0006] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Abdichten eines Bauwerks der eingangs genannten Art zu schaffen, das die vorgenannten Nachteile vermeidet und kostengünstig und einfach anwendbar ist. Im Weiteren soll eine Dichtungsmatte zum Ausführen des Verfahrens geschaffen werden, die auf vorhandenen Produktionsanlagen hergestellt und praktikabel gehandhabt werden kann.

[0007] Der verfahrensmäßige Teil der Aufgabe wird durch die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst, eine entsprechende Dichtungsmatte ist durch die Merkmale des Anspruchs 3 definiert. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung angegeben.

[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Abdichten eines Bauwerks oder eines Bauwerkteils, typischerweise eines Betonteils, bei dem ein aktives Dichtmittel und eine Dichtungsmatte am Bauwerk angebracht werden, ist dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel an einer flächigen Außenseite der Dichtungsmatte aufgebracht wird, wonach die Dichtungsmatte derart am Bauwerk angebracht wird, dass das Dichtmittel am Bauwerk flächig zur Anlage kommt.

[0009] Grundgedanke des erfindungsgemäßen Verfahrens ist somit, nicht in mehreren Arbeitsschritten einerseits das Dichtmittel und andererseits die Dichtungsmatte am Bauwerk anzubringen, sondern das Dichtmittel an der Dichtungsmatte anzubringen und dann die Dichtungsmatte mit dem Dichtmittel in quasi einem Arbeitsgang am Bauwerk anzubringen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist gegenüber dem Stand der Technik wesentlich vereinfacht, denn die sonst aufwändige manuelle Anbringung des aktiven Dichtmittels am Bauwerk entfällt, dieses wird zusammen mit der Dichtungsmatte in der Weise befestigt, wie sonst die Dichtungsmatte befestigt worden ist. Das Dichtmittel selbst hingegen wird vorteilhaft fabrikmäßig an der Dichtungsmatte aufgebracht, was im Fertigungsprozess ohne großen Mehraufwand unter Verwendung vorhandener Fertigungsanlagen erfolgen kann. Dabei entfällt nicht nur das manuelle Aufbringen des aktiven Dichtmittels, sondern es entfällt auch die sonst erforderliche Abtrockenzeit. Die Anbringung der Dichtungsmatte am Bauwerk ist darüber hinaus weitgehend unabhängig von äußeren Wettereinflüssen, sodass sich in der Praxis auch erhebliche zeitliche Vorteile ergeben. Als Dichtungsmatte wird vorteilhaft eine vollflächig vernadelte geosynthetische Tondichtungsbahn, insbesondere eine Bentonitmatte bzw. eine Vielzahl von im Randbereich überlappender Bentonitmatten eingesetzt, wobei das Dichtmittel vorzugsweise vor dem Vernadeln in die Oberseite der Bahn bzw. der Bentonitmatte eingestreut wird. Das Dichtmittel, das hierzu pulverisiert wird, wird auf diese Weise gleichmäßig und fest in der Dichtungsmatte eingelagert. Es ist somit sichergestellt, dass auch bei vertikaler Anbringung stets eine ausreichende Dichtmittelmenge flächig am Bauwerk anliegt, um gegebenenfalls seine Dichtwirkung zu entfalten und in das Bauwerk einzuwandern und durch Kristallisation abzudichten.

[0010] Die erfindungsgemäße Dichtungsmatte, die zum Ausführen des erfindungsgemäßen Verfahrens vorteilhaft Verwendung findet, weist eine Trägerschicht, eine Schicht aus quellfähigem Ton und eine Deckschicht auf, wobei Trägerschicht und Deckschicht unter Einschluss der Tonschicht miteinander vernadelt sind. Die Vernadelung erfolgt vorzugsweise vollflächig, d. h. über die gesamte Fläche der Matte. Alternativ zur Vernadelung kann auch eine andere geeignete möglichst flächige Verbindung gewählt werden, beispielsweise Vernähen, Verkleben oder mechanisches Verbinden beispielsweise mittels Heftklammern. Auch kann der Aufbau der Schichten in weiten Bereichen durch Einsatz geeigneter Materialien variiert werden.

[0011] Gemäß der Erfindung ist diese Dichtungsmatte an einer flächigen Außenseite mit einem aktiven Dichtmittel versehen. Derartige aktive Dichtmittel zählen zum Stand der Technik, es wird in diesem Zusammenhang auf das US-Patent 5,728,428 verwiesen, in dem der Aufbau eines solchen Dichtmittels im Einzelnen beschrieben ist. Auch wird hierzu auf das eingangs erwähnte, unter der Marke PENETRON ® bekannte, Dichtmittel verwiesen. Wesentlich ist dabei, dass es sich um ein aktives Dichtmittel handelt, d. h. ein Dichtmittel, was in seiner Ursprungsform, beispielsweise beim Eindringen in die Dichtungsmatte noch nicht ein solches bildet, sondern erst im Verbund mit dem Bauwerk und beispielsweise Wasser zu einem solchen wird. Das Dichtmittel wird also an einer flächigen Außenseite der Matte aufgebracht, wobei die Matte so ausgebildet ist, dass sie dem Dichtmittel genügenden Halt gibt, um sicherzustellen, dass auch bei vertikaler Montage dieses in der Matte verbleibt. Hierzu ist gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung die Deckschicht der Dichtungsmatte aus Vlies ausgebildet, in die das Dichtmittel eingestreut ist. Eine solche Deckschicht kann beispielsweise durch ein aus Polypropylen bestehenden Vliesstoff gebildet sein, mit einem Flächengewicht von beispielsweise 200 bis 300 Gramm pro Quadratmeter. Derartige Vliesstoffe werden bei bekannten geosynthetischen Tondichtungsbahnen eingesetzt, wie sie einleitend unter Bentofix ® beschrieben sind. Ein solcher Vliesstoff kann beispielsweise bis zu 1000 Gramm pro Quadratmeter oder mehr Dichtmittel aufnehmen und binden, sodass hier eine ausreichende Menge von Dichtmittel eingegliedert werden kann.

[0012] Die Trägerschicht der Dichtungsmatte kann aus Vlies oder einem Gewebe gebildet sein. Typischerweise ist sie aus einem aus Polypropylen bestehenden Bändchengewebe gebildet und bildet die Verankerungsschicht für die vernadelten Fasern aus der oberen Vliesstoffschicht, die nach dem Vernadeln dort thermisch fixiert werden. Eine solche Gewebeschicht gibt der Dichtungsmatte eine hohe Formstabilität und Zugfestigkeit, ermöglicht zudem im Überlappungsbereich eine gute Abdichtung ohne die Gefahr einer Unterwanderung durch Flüssigkeit in der Schicht selbst. Ein solches Bändchengewebe kann beispielsweise ein Gewicht zwischen 100 und 350 Gramm pro Quadratmeter aufweisen.

[0013] Die zwischen den Schichten eingegliederte Tonschicht besteht vorteilhaft aus Bentonit in Pulverform, vorzugsweise aus Natriumbentonitpulver. Dabei kann je nach Ausführung bis zu 5000 Gramm pro Quadratmeter Bentonit eingelagert werden, bei mehrlagigen Ausführungen in jeder Zwischenschicht.

[0014] Als aktives Dichtmittel kann so grundsätzlich jedes geeignete Dichtmittel verwendet werden, welches in das Bauwerk hinein wandert und dieses aktiv abdichtet, also nicht nach Art einer passiven Hülle arbeitet. Vorteilhaft weist das Dichtmittel einen Kristallbildner auf oder ist durch einen solchen gebildet, vorzugsweise eine Mikrokristallbildner, der auch feinste Strukturen durchdringen kann.

[0015] Die Zusammensetzung des Dichtmittels kann in weiten Grenzen variiert werden und gegebenenfalls auch auf den Bauwerkstoff speziell abgestimmt werden. Vorteilhaft enthält das Dichtmittel Zement, vorzugsweise in einem Anteil zwischen 30 und 50 Gew.-%.

[0016] Weiter vorteilhaft enthält das Dichtmittel feinen Sand, und zwar vorzugsweise zwischen 35 und 60 Gew.-%.

[0017] Weiterhin vorteilhaft ist es, wenn das Dichtmittel Carbonat, insbesondere Natriumcarbonat enthält, um einen hohen pH-Wert zu erhalten.

[0018] Ein hoher pH-Wert, insbesondere zwischen 11 und 13 hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen.


Ansprüche

1. Verfahren zum Abdichten eines Bauwerks oder eines Bauwerkteils, bei dem ein aktives Dichtmittel und eine Dichtungsmatte am Bauwerk angebracht werden, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel an einer flächigen Außenseite der Dichtungsmatte aufgebracht wird, wonach die Dichtungsmatte derart am Bauwerk angebracht wird, dass das Dichtmittel am Bauwerk flächig zur Anlage kommt.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Dichtungsmatte eine vollflächig vernadelte geosynthetische Tondichtungsbahn, insbesondere eine Bentonitmatte eingesetzt wird, wobei das Dichtmittel vorzugsweise vor dem Vernadeln in die Oberseite der Bahn bzw. der Bentonitmatte eingestreut wird.
 
3. Dichtungsmatte zum Ausführen des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit einer Trägerschicht, mit einer Schicht aus quellfähigem Ton und mit einer Deckschicht, wobei Trägerschicht und Deckschicht unter Einschluss der Tonschicht miteinander vorzugsweise vollflächig vernadelt sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtungsmatte an einer flächigen Außenseite mit einem aktiven Dichtmittel versehen ist.
 
4. Dichtungsmatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel auf der vorzugsweise als Vlies ausgebildeten Deckschicht aufgebracht ist.
 
5. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht aus Vlies oder aus einem Gewebe gebildet ist.
 
6. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das die Tonschicht aus Bentonit, vorzugsweise aus Natriumbentonitpulver gebildet ist.
 
7. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel einen Kristallbildner aufweist oder durch einen solchen gebildet ist, vorzugsweise einen Mikrokristallbildner.
 
8. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel Zement enthält, vorzugsweise zwischen 30 und 50 Gewichtsprozent.
 
9. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel Sand enthält, vorzugsweise zwischen 35 und 60 Gewichtsprozent.
 
10. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel Carbonat, insbesondere Natriumcarbonat enthält.
 
11. Dichtungsmatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtmittel einen ph-Wert zwischen 11 und 13 aufweist.
 





Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente