[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffen
aus lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukten, wobei eine Verminderung der Emission
von flüchtigen organischen Verbindungen und Aldehyden einschließlich Formaldehyd aus
Holz, den Zerkleinerungsprodukten und dem hergestellten Holzwerkstoff erreicht wird.
Genauer betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren zur Verminderung der Emission
von flüchtigen organischen Verbindungen und Aldehyden einschließlich Formaldehyd wobei
Holz oder die lignocellulosehaltige Zerkleinerungsprodukte mit Thiosulfaten, bevorzugt
mit einer bestimmten Kombination von Verbindungen aus Thiosulfaten und Harnstoffen,
behandelt werden, um die Emission dieser flüchtigen organischen Verbindungen einschließlich
Aldehyden aus dem Holz oder den hergestellten Holzwerkstoff zu verhindern. Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung mit diesem Verfahren herstellbare Holzwerkstoffe.
Insbesondere stellt die vorliegende Erfindung Behandlungsmittel zur Behandlung von
Holz oder lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukten und daraus hergestellten
Holzwerkstoffen bereit, die geeignet sind, die Emission von Aldehyden einschließlich
Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen zu reduzieren und deren entsprechende
Verwendung.
Stand der Technik
[0002] Lignocellulose oder lignocellulosehaltige Materialien, wie Holz und Holzzerkleinerungsprodukte
und daraus hergestellte Holzwerkstoffe, wie Holzwerkstoffplatten, enthalten unter
anderem flüchtige organische Verbindungen (VOC) und sehr flüchtigen organischen Verbindungen
(VVOC), wie Formaldehyd. Als flüchtige organische Verbindungen werden alle flüchtigen
organischen Stoffe subsumiert, deren Retentionszeit im Gaschromatogramm zwischen C6
(Hexan) und C16 (Hexadecan) liegt. Zu den sehr flüchtigen organischen Verbindungen
werden unter anderem auch Ameisensäure und Formaldehyd gezählt. Der Ausdruck Aldehyde,
wie er vorliegend verwendet wird, umfasst nicht nur die flüchtigen Verbindungen, sondern
auch alle anderen Aldehyde, insbesondere Formaldehyd, wenn nicht anders ausgeführt.
[0003] Flüchtige organische Verbindungen und sehr flüchtige organische Verbindungen kommen
in Abhängigkeit von der Art und dem Zustand der Lignocellulosen, wie der Holzart,
der Lagerungsdauer, den Lagerungsbedingungen des Holzes bzw. der Zerkleinerungsprodukte
der Lignocellulose, in unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung und Mengen vor.
Die VOCs entstammen dabei im Wesentlichen aus Extraktstoffen der Lignocellulosen,
z.B. des Holzes oder Umwandlungsprodukten. Prominente Vertreter hiervon sind Stoffe
wie alpha-Pinen, beta-Pinen, delta-3-Caren. Vor allem im Holz der Nadelbäume finden
sich diese Bestandteile wieder. Umwandlungsprodukte, die z.B. während der Lagerung
und der Bearbeitung des Holzes und der Zerkleinerungsprodukte auftreten, sind z.B.
Pentanal und Hexanal. Vor allem Nadelhölzer, aus denen vorwiegend Spanplatten, mitteldichte
Faserplatten (MDF) oder OSB-Platten hergestellt werden, enthalten große Mengen Harz
und Fette, die zur Bildung von flüchtigen organischen Terpenverbindungen und Aldehyden
führen. Teilweise entstehen diese Stoffe auch durch Abbau der Hauptbestandteile des
Holzes, wie Lignin, Cellulose und Hemicellulose. VOCs einschließlich Aldehyde und
Formaldehyde können auch bei der Verwendung bestimmter Klebstoffe für die Herstellung
der Holzwerkstoffe entstehen.
[0004] Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass alle Holzwerkstoffe einschließlich
Spanplatten, Faserplatten und OSB-Platten sowohl Formaldehyd als auch VOC und Aldehyde
an die Raumluft abgeben. Wie bereits erwähnt, werden diese Emissionen sowohl durch
einen chemischen Abbau innerhalb des Holzes als auch durch chemischen Abbau der verwendeten
formaldehydhaltigen Klebstoffe verursacht. Bei den VOC-Emission liegen dagegen ausschließlich
holzbedingte Freisetzungen vor, diese gliedern sich in sogenannte Primäremissionen
von leicht flüchtigen Holzinhaltsstoffen, wie Terpenen oder chemischen Abbauprodukten,
wie Essigsäure und sogenannten Sekundär- bzw. Tertiäremissionen, z.B. höhere Aldehyde,
wie Pentanal oder höhere Carbonsäuren. Diese Abbauprodukte entstehen durch lang andauernde
oxidative Prozesse von Holzinhaltsstoffen, wie Fettsäuren, aber auch Lignin, Cellulose
und Hemicellulose.
[0005] Zu den Klebstoffen, wie sie derzeit in der Herstellung von Holzwerkstoffen, wie OSB-Platten,
mitteldichte Faserplatten usw. verwendet werden, zählen Aminoplastklebstoffe, wie
Harnstoff-Formaldehyd-Klebstoffe (UF-Klebstoffe), Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd-Klebstoffe
(MUPF-Klebstoffe) oder Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-Klebstoffe (MUF-Klebstoffe).
Weitere Klebstoffe, wie sie typischerweise bei Holzwerkstoffen eingesetzt werden,
umfassen Klebstoffe auf Basis von Diisocyanaten (PMDI), Polyurethanklebstoffe, Phenol-Formaldehyd-Klebstoffe
(PF-Klebstoffe) und/oder Tannin-Formaldehyd-Klebstoffe (TF-Klebstoffe) oder Gemische
hiervon. Im Faserplattenbereich finden z.B. hauptsächlich Aminoplast-Klebstoffe Verwendung.
Eine Freisetzung der VOCs und des Formaldehyds finden sowohl während der Herstellung
der Holzwerkstoffe als auch nach deren Herstellung oder bei ihrer Anwendung statt.
Bei der Faserplattenherstellung kann es z.B. bei der thermohydrolytischen Behandlung
der lignocellulosehaltigen Materialien zu einem chemischen Teilabbau des Holzes kommen.
Die dabei entstehenden, leicht flüchtigen Verbindungen, wie Aldehyde und Säuren, emittieren
dann während des späteren Herstellungsverfahrens oder bei späterer Nutzung der hergestellten
Holzwerkstoffe. Sie können ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Verklebungsfestigkeit
haben und somit die Eigenschaften der hergestellten Holzwerkstoffe negativ beeinflussen.
[0006] Die
WO 02/072323 beschreibt Verfahren zur Verminderung der Formaldehyd Emission aus mindestens zwei
Schichten enthaltenen Schichtprodukten, wobei die Oberfläche einer Platte oder eines
Furniers mit einer Lösung enthaltend Sulfit bzw. Bisulfit behandelt wird. In den Beispielen
wird dargestellt, dass Furnier mit einer Sulfitlösung behandelt wird, um die Formaldehyd
Emission zu erniedrigen. Aus der
WO 2007/012350 sind Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffartikeln mit geringer Emission von
chemischen Verbindungen, nämlich geringer Formaldehyd-Emission bei Verwendung vom
formaldehydhaltigen Harzen bekannt. Hier wird die Behandlung von Holzspänen oder Holzfasern
mit Bisulfit vorgeschlagen.
[0007] Aus der
DE 10 2007 038 041 A1 sind Verfahren zur Verminderung der Emission von Aldehyden und flüchtigen organischen
Verbindungen aus Holzwerkstoffen bekannt, bei denen Sulfit- oder Hydrogensulfitsalze
ggf. in Verbindung mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten und ggf. in Verbindung mit
Alkali-, Erdalkali- oder Ammoniumhydroxide, als Additive eingesetzt werden.
[0008] Die mit Verfahren des Standes der Technik hergestellten Holzwerkstoffe zeigen insbesondere
bei längerer Nutzung eine unbefriedigende VOC- und Aldehyd-Emission auf.
[0009] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung unter Nutzung chemischer Zusätze die
VOC-Emission (insbesondere der Aldehyde) und bevorzugt auch die Formaldehyd-Emission
von Holzwerkstoffen auf ein niedriges Niveau zu begrenzen. Dabei sollte so wenig wie
möglich in den technologischen Prozess der Holzwerkstoffherstellung eingegriffen werden,
um aufwendige technologische Anpassungen oder Umbaumaßnahmen zu vermeiden. Außerdem
muss eine chemische Störung des Prozesses ebenso vermieden werden. Bei Verwendung
der üblichen formaldehydhaltigen Klebstoffe findet deren Aushärtung unter hohen Temperaturen
und hohem Druck statt. Des Weiteren ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die
Emission von Aldehyden und VOC über den gesamten Zeitraum, das heißt während der Herstellung
und der späteren, längeren Nutzung der hergestellten Holzwerkstoffe gering zu halten.
Beschreibung der Erfindung
[0010] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass eine spezielle Zusammensetzung dem Holz oder
den lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukten oder den Holzwerkstoffen zugesetzt
wird, um durch Umsetzung mit den VOCs und den Aldehyden, diese so zu verändern, dass
sie nicht mehr aus dem Holz oder den Zerkleinerungsprodukten bzw. aus den aus den
Zerkleinerungsprodukten hergestellten Holzwerkstoffen emittieren. Die dabei entstehenden
Verbindungen sind so hochmolekular, dass sie nicht mehr flüchtig sind und somit nicht
mehr auch nicht mehr langfristig zu den VOC-Emissionen bzw. Aldehydemissionen einschließlich
Formaldehydemissionen beitragen.
[0011] Ein Problem bei den Holzwerkstoffen, die aus Holz oder den lignocellulosehaltigen
Zerkleinerungsprodukten hergestellt werden, ist insbesondere die Freisetzung der VOC
und Aldehyde bei Nutzung. D. h., die Holzwerkstoffe emittieren über einen langen Zeitraum
in Holz vorhandene VOC und Aldehyde einschließlich Formaldehyd. Diese entstehen teilweise,
wie oben dargelegt, über die Zeit durch chemische Umsetzungen in dem lignocellulosehaltigen
Holzwerkstoff. Z. B. können durch Einwirkung von Licht, Sauerstoff, usw. entsprechende
Abbauprodukte von Holzinhaltsstoffen, wie Fettsäuren, aber auch Lignin, Cellulose
und Hemicellulose, im hergestellten Holzwerkstoff entstehen, die dann als entsprechende
Primäremission oder Sekundär- bzw. Tertiäremissionen, wie oben ausgeführt, aus dem
Holz emittieren.
[0012] Vorliegend wurde gefunden, dass bei Zugabe von mindestens zwei Komponenten, die aus
zwei voneinander unterschiedlichen Gruppen i) bis ii), wie unten ausgeführt, ausgewählt
sind, die beschriebenen Nachteile verringert bzw. begrenzt sind.
[0013] Die Zugabe des Additivs kann vor oder nach dem Zerkleinern und Aufarbeiten der Zerkleinerungsprodukte,
z. B. nach dem Refiner bei Fasern, erfolgen. Die Additive können dabei in das Holz
imprägniert werden, die lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukte können mit den
Additiven behandelt z. B. imprägniert werden. Bevorzugt erfolgt das Aufbringen der
Additive unmittelbar vor dem Heißpressen oder vor dem Trockner. Die Zugabe des Klebstoffs
kann dabei vor oder nach dem Aufbringen des Additivs erfolgen. Die einzelnen Komponenten
des Additivs können dabei gleichzeitig oder getrennt voneinander aufgebracht werden.
D. h., das Additiv kann in einer Lösung vorliegend auf die lignocellulosehaltigen
Zerkleinerungsprodukte mit üblichen Maßnahmen aufgebracht werden. Alternativ können
die lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukte mit den Komponenten einzeln behandelt
werden. So kann z. B. in der bevorzugten Ausführungsform bei der Verwendung einer
Kombination von Thiosulfat und Harnstoff bzw. deren Derivate die Komponente aus der
Gruppe i) vor oder nach der Komponente aus der Gruppe ii) separat aufgebracht werden.
Dieses Aufbringen bzw. Behandeln kann dabei vor oder nach Aufbringung des Klebstoffes
erfolgen. Der Klebstoff kann auch zwischen dem Aufbringen einer ersten Komponente
des Additivs und der zweiten Komponente des Additivs erfolgen.
[0014] Ein wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung ist dabei in Bereitstellung in
Additiven, die in einem Reduktionsschritt Aldehyde aber auch andere flüchtige organische
Verbindungen, insbesondere solche mit Doppelbindungen, reduzieren, so dass die Emission
von diesen VOC und Aldehyden einschließlich Formaldehyd auch langfristig verringert
werden und eine Störung des technologischen Ablaufs nicht eintritt. Erfindungsgemäß
zeigte sich, dass bei Einsatz von Thiosulfaten, insbesondere der allgemeinen Formel
MeS
2O
3 oder Me
2(S
2O
3) wobei Me ein Alkali-, Erdalkalimetall oder Ammonium darstellt, die Emissionen, insbesondere
die Langzeitemission, von VOC und Aldehyden einschließlich Formaldehyd aus Holz und
Holzwerkstoffen verringert werden kann.
[0015] Bevorzugt können durch Kombination von mindestens zwei Komponenten, die aus zwei
voneinander unterschiedlichen Gruppen i) und ii) ausgewählt sind, diese Probleme insbesondere
im Langzeitbereich verringert werden. Bevorzugt beinhaltet das Additiv also mindestens
jeweils eine Komponente aus den beiden Gruppen i) und ii).
[0016] Die Gruppe i) umfasst Thiosulfate. Insbesondere handelt es sich um Thiosulfate der
allgemeinen Formel MeS
2O
3 oder Me
2(S
2O
3), wobei Me ein Alkali-, Erdalkalimetall, oder Ammonium darstellt. Bevorzug ist das
Thiosulfat eines aus der Gruppe Natriumthiosulfat, Ammoniumthiosulfat, Lithiumthiosulfat,
Kaliumthiosulfat, Kalziumthiosulfat, Magnesiumthiosulfat. Insbesondere wird erfindungsgemäß
als Thiosulfatsalz Natriumthiosulfat oder Ammoniumthiosulfat und ganz besonders bevorzugt
Ammoniumthiosulfat verwendet.
[0017] Im Gegensatz zu den z. B. in der
WO 2009/021702 A1 beschriebenen Verwendung von Sulfit/Hydrogensulfit-Verbindungen setzen sich die Komponenten
der Thiosulfate nicht schnell mit Aldehydverbindungen, wie Formaldehyd, unter Bildung
von z. B. schwer löslichen Additionsverbindungen um. Im Gegenteil, die Umsetzung erfolgt
erst mit einer Zeitverzögerung. Das Thiosulfat wird in einem ersten Schritt oxidiert,
wobei Sulfit als Zwischenprodukt und Sulfat als ein Produkt entsteht. Entsprechend
kann langfristig ein Umsetzungspartner für im Holz und Holzwerkstoff entstehenden
Aldehyden und flüchtigen organischen Verbindungen bereitgestellt werden. Dadurch ist
es möglich sehr effektiv und langfristig die Emissionen aus diesen Hölzern und Holzwerkstoffen
zu senken. Außerdem haben die genannten Komponenten antioxidative Eigenschaften und
können somit die VOC-Emission, die z.B. durch Oxidation verursacht werden, unterdrücken.
Das aus dem Thiosulfat entstehende Zwischenprodukt Sulfit kann z. B. mit isolierten
Doppelbindungen, wie sie unter anderem in Terpenen, Fetten oder Fettsäuren enthalten
sind, durch Reduktion bzw. Addition mit diesen Verbindungen reagieren.
[0018] In einer bevorzugten Ausführungsform wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mindestens
ein Thiosulfat den Zerkleinerungsprodukten zugesetzt. Bevorzugt handelt es sich bei
den dabei verwendeten Salzen um Ammoniumthiosulfat und/oder Natriumthiosulfat.
[0019] Die Gruppe ii) umfasst Harnstoff und Harnstoffderivate, wie Monomethylolharnstoff
oder Methylenharnstoff. Bevorzugt wird Harnstoff eingesetzt.
[0020] Harnstoff reagiert ebenfalls mit Formaldehyd unter Bildung von Mono- und Dimethylolharnstoff.
Diese Umsetzung geschieht sehr langsam und erlaubt somit ebenfalls ein langfristiges
Absenken des Formaldehydniveaus in den Holzwerkstoffen. Die Verwendung von Harnstoff
alleine ist aber nicht sinnvoll, da die Umsetzung mit Formaldehyd sehr langsam erfolgt
und es sich um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, so dass Formaldehyd zu einem späteren
Zeitpunkt auch wieder abgegeben werden kann.
[0021] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird eine Kombination
aus mindestens einer Komponente der Gruppe i) und mindestens einer Komponente aus
der Gruppe ii) dem Holz oder den Zerkleinerungsprodukten oder den Holzwerkstoffen
im erfindungsgemäßen Verfahren zugesetzt. Aufgrund der unterschiedlichen Reaktionsweisen
bzw. Reaktionszeiten der zugefügten Komponenten in Bezug auf Formaldehyd und VOC kann
sehr effektiv die langfristige Emission von VOC und Formaldehyd verändert und dadurch
die Eigenschaften der Holzwerkstoffe optimiert werden. Des weiteren sind Thiosulfatsalze
der Gruppe i) dazu geeignet, Harnstoffe der Gruppe ii) zu stabilisieren, indem die
Harnstoffhydrolyse verhindert wird. Somit kann von einer besseren Wirksamkeit der
Gruppe ii) ausgegangen werden.
[0022] Bevorzugt wird das mindestens ein Thiosulfatsalz in einer Menge von 0,1 Gew.-% bis
5 Gew.-% bezogen auf atro Lignocellulose zugesetzt. Besonders bevorzugt werden Mengen
von jeweils 0,2 Gew.-% bis 1,5 Gew.-%, z. B. eine Mischung mit ca. 57 % Feststoffgehalt
mit 1 % auf atro Holz dosiert. Die Menge an Harnstoff liegt bevorzugt mit Bereich
von 0,5 Gew.-% bis 5 Gew.-% bezogen auf atro Lignocellulose.
[0023] Die erfindungsgemäßen Behandlungsmittel können zur Verringerung der Emissionen aus
Holz, lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukten oder Holzwerkstoffen, z. B. bei
der Herstellung von Holzwerkstoffen zum Einsatz kommen, wobei die Zugabe gemäß dem
erfindungsgemäßen Verfahren zweckmäßigerweise über betriebsübliche Anlagen zur Bindemitteldosierung,
wie Beleimtrommel, Blow-Line-Beleimung oder Trockenbeleimung erfolgt. Weiterhin ist
erfindungsgemäß die Zugabe der Lösung zur Matte über Düsen direkt vor der Heißpresse
möglich. Bevorzugt wird das Additiv nicht mit dem Klebstoff vermischt, sondern vor
oder nach Aufbringen des Klebstoffs den Zerkleinerungsprodukten unmittelbar vor dem
Heißpressen zugesetzt. Dabei ist es nicht nur auf formaldehydhaltige Klebstoffe beschränkt,
sondern erstreckt sich auch auf alle anderen thermo- oder duroplastischen Klebstoffe,
die bei Holzwerkstoffen zum Einsatz kommen, wie z.B. PMDI.
[0024] Alternativ kann aber auch das Holz direkt mit den erfindungsgemäßen Additiven imprägniert
werden. Diese Imprägnierung kann vor der Zerkleinerung des Holzes erfolgen; eine Imprägnierung
nach Herstellung des Holzwerkstoffes ist aber ebenfalls möglich.
[0025] Besonders bevorzugt ist eine Zusammensetzung enthaltend
0 bis 90 Gew.-% Ammoniumthiosulfat
0 bis 90 Gew.-% Natriumthiosulfat
0 bis 90 Gew.-% Harnstoff
wobei jeweils Komponenten aus den Gruppen i) und ii) in einer Menge von mindestens
0,1 Gew.-% vorhanden sind.
[0026] Die vorliegende Erfindung betrifft des Weiteren Zusammensetzungen (Behandlungsmittel)
zur Behandlung von Holz, lignocellulosehaltigen Zerkleinerungsprodukten und Holzwerkstoffen
und zur Reduktion der Emission von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und Aldehyden,
einschließlich Formaldehyd, umfassend mindestens ein i) Thiosulfatsalz, bevorzugt
in Kombination mit ii) Harnstoff und Harnstoffderivate.
[0027] Bevorzugt handelt es sich bei dem Thiosulfatsalz um solche abgeleitet von Natrium
und Ammoniak.
[0028] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform betrifft eine Zusammensetzung (Behandlungsmittel)
der oben genannten Art, bei der mindestens ein Thiosulfatsalz in Kombination mit Harnstoff
und/oder Harnstoffderivat verwendet wird.
[0029] Schließlich stellt die vorliegende Erfindung Holzwerkstoffe erhältlich gemäß dem
erfindungsgemäßen Verfahren bereit. Diese Holzwerkstoffe zeichnen sich durch eine
verringerte Emission an flüchtigen organischen Verbindungen insbesondere den Aldehyden
einschließlich Formaldehyd aus. Hierbei handelt es sich insbesondere um Faserplatten,
wie HDF oder MDF, Spanplatten oder OSB-Platten.
1. Verfahren zur Verminderung der Emission von flüchtigen organischen Verbindungen und
Aldehyden aus aus Holzstrands hergestellten OSB-Platten umfassend die Schritte:
a) Bereitstellung von Holzstrands,
b) Zusatz eines Additivs zu den Holzstrands, wobei das Additiv mindestens ein Thiosulfat
der allgemeinen Formel MeS2O3 oder Me2(S2O3) ist, wobei Me ein Alkali-, Erdalkalimetall oder Ammonium ist, zur Behandlung der
Holzstrands und
c) Verpressen der mit dem Additiv versetzten Holzstrands mit ein Klebstoff auf Basis
von Isocyanaten (PMDI) unter Wärmebehandlung zur Herstellung der OSB-Platten.
2. Verfahren zur Verminderung der Emission von flüchtigen organischen Verbindungen und
Aldehyden aus aus Holzstrands hergestellten OSB-Platten umfassend die Schritte:
a) Bereitstellung von Holzstrands,
b) Zusatz eines Additivs zu den Holzstrands, wobei das Additiv eine Kombination von
mindestens zwei Komponenten ist, wobei die erste Komponente mindestens eine ist aus
der Gruppe i) Thiosulfate der allgemeine Formel MeS2O3 oder Me2(S2O3) ist, wobei Me ein Alkali-, Erdalkalimetall oder Ammonium ist; und die zweite Komponenten
mindestens eine ist aus der Gruppe ii) Harnstoff und Harnstoffderivate zur Behandlung
der Holzstrands und
c) Verpressen der mit dem Additiv versetzten Holzstrands mit ein Klebstoff auf Basis
von Isocyanaten (PMDI) unter Wärmebehandlung zur Herstellung der OSB-Platten.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Thiosulfat der Gruppe i) ausgewählt ist aus Natriumthiosulfat, Ammoniumthiosulfat,
Lithiumthiosulfat, Kaliumthiosulfat, Kalziumthiosulfat, Magnesiumthiosulfat, oder
Mischungen hiervon, insbesondere Natriumthiosulfat oder Ammoniumthiosulfat.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente aus der Gruppe ii) Harnstoff, oder ein Harnstoffderivat aus Monomethylolharnstoff,
Methylenharnstoff, bevorzugt Harnstoff, ist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Menge an Thiosulfat 0,1 Gew.-%
bis 5 Gew.-% Feststoff bezogen auf atro Lignocellulose ist.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Menge an Harnstoff oder Harnstoffderivat
0,1 Gew.-% bis 5 Gew.-% Feststoff bezogen auf atro Lignocellulose ist.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Komponenten der Gruppe i)
und ii) getrennt voneinander auf die Holzstrands aufgebracht werden.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Additiv vor dem Verpressen
aber nach dem Zerfasern oder Zerspanen den Holzstrands zugegeben wird.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Zugabe des Additivs vor oder
nach Beleimung der zerfaserten oder zerspanten Holzstrands erfolgt.
10. OSB-Platte erhältlich mit einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.
11. Verwendung von mindestens einer Komponente aus der Gruppe i), bevorzugt mindestens
jeweils eine Komponente aus den Gruppen i) und ii) zur Verminderung der Emission von
flüchtigen organischen Verbindungen und Aldehyden einschließlich Formaldehyd aus OSB-Platten,
wobei die Gruppe i) Thiosulfate der allgemeinen Formel MeS2O3 oder Me2(S2O3) umfasst, wobei Me ein Alkali, Erdalkalimetall oder Ammonium ist; und die Gruppe
ii) Harnstoffe und Harnstoffderivate umfasst.