[0001] Die Erfindung betrifft einen gedämpften pyrotechnischen Aktuator.
[0002] Pyrotechnische Aktuatoren werden vor allem in der Kfz-Technik, bei Airbags, Gurtstraffern,
Überrollbügeln, in der Wehrtechnik bei Fahrzeugen zur Betätigung von Tür-Öffnungsmechanismen
und auch in der Raketentechnik zum Öffnen von Lufteinläufen beispielsweise bei Staustrahlraketen
eingesetzt. Insbesondere werden pyrotechnische Aktuatoren dort eingesetzt, wo eine
einmalige Betätigung erforderlich ist.
[0003] Ein pyrotechnischer Aktuator besitzt eine pyrotechnische Treibladung, die bei der
Zündung eine Gasmenge in sehr kurzer Zeit freisetzt und durch den sich aufbauenden
Druck einen Kolben verschiebt. Über die Kolbenstange wird die Bewegung meist auf andere
mechanische Bauteile übertragen. Je nach Druck des Gases bzw. der Querschnittsfläche
des Kolbens können sehr große Kräfte und oder große Kolbengeschwindigkeiten erzielt
werden. Ein pyrotechnischer Aktuator besitzt zudem eine sehr kurze Ansprechzeit und
weist eine sehr hohe Zuverlässigkeit auf. Pyrotechnische Aktuatoren besitzen oft den
Nachteil, dass aufgrund des hohen Gasdruckes die Kolbengeschwindigkeit sehr groß ist
und diese hohe Geschwindigkeit mechanische Bauteile beschädigt. Deshalb ist es häufig
notwendig, den Kolben in seiner Geschwindigkeit zu dämpfen.
[0004] Aus der
DE 37 17 458 A1 und der
US 5,303,631 A sind beispielsweise gedämpfte pyrotechnische Aktuatoren bekannt. Die aus dem Stand
der Technik bekannten pyrotechnischen Aktuatoren besitzen Überströmbohrungen, um die
auf den Kolben einströmende Gasmenge zu reduzieren und so die Bewegung des Kolbens
zu verzögern. Diese Überströmbohrungen weisen den Nachteil auf, dass sie exakt gefertigt
werden müssen und die Kolbengeschwindigkeit meist und undefiniert ist. Des Weiteren
besitzen diese Aktuatoren ein verzögertes Ansprechverhalten, da es eine gewisse Zeit
dauert, bis der Druck des Gases groß genug ist, um den Kolben zu verschieben.
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen pyrotechnischen
Aktuator zur Verfügung zu stellen, der bei einfachem Aufbau eine moderate Kolbengeschwindigkeit
und ein schnelles Ansprechverhalten aufweist.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen des Hauptanspruchs, während
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung den Unteransprüchen entnehmbar sind.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird durch einen gedämpften pyrotechnischen
Aktuator gelöst, der ein Aktuatorgehäuse aufweist, in dem wenigstens ein axial beweglicher
Kolben mit daran angeordneter Kolbenstange angeordnet ist. Die Kolbenstange ragt an
ihrem dem Kolben gegenüberliegenden Ende aus dem Aktuatorgehäuse heraus. Der Kolben
ist mit wenigstens einer innerhalb des Aktuatorgehäuses angeordneten druckgaserzeugenden
pyrotechnischen Treibladung verschiebbar. Der Kolben ist mittels eines Fixiersystems
bis zu einem vorbestimmten Druck in einer Grundstellung gehalten. Der Innenraum des
Aktuatorgehäuses ist auf der der Druckkammer gegenüberliegenden Seite des Kolbens
wenigstens teilweise mit einer Flüssigkeit gefüllt. Die Flüssigkeit ist mittels eines
Verschlusses in dem Aktuatorgehäuse gehalten. Beim Überschreiten des vorbestimmten
Druckes ermöglicht der Verschluss ein Ausströmen der Flüssigkeit.
[0008] Der Kolben wird mittels des Fixiersystems in der Ausgangsposition, der Grundstellung
bis zu einem definierten, vorbestimmten Druck gehalten. In dieser Position verhindert
ein vorzugsweise weitgehend dichter Verschluss das Austreten der Flüssigkeit. Beim
Überschreiten des definierten, vorbestimmten Druckes ermöglicht das Fixiersystem eine
Verschiebung des Kolbens und der Verschluss öffnet vorzugsweise wenigsten einen Teil
des Querschnitts, der ein Ausströmen der Flüssigkeit ermöglicht.
[0009] Eine bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Kolbenstange mittels einer Führung in dem Aktuatorgehäuse geführt ist. Die Führung
bildet wenigstens zusammen mit einem Dichtelement den Verschluss. Der Verschluss verhindert
vorzugsweise das Austreten von Flüssigkeit in der Ausgangsstellung des Kolbens.
[0010] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Kolbenstange im Bereich des dem Kolben gegenüberliegende Endes unterschiedliche
Querschnittsflächen aufweist. Durch die unterschiedlichen Querschnittsflächen ist
bei einem aus der Grundstellung verschobenen Kolben wenigstens eine Durchtrittsöffnung
für die Flüssigkeit gebildet. Die wenigstens eine Durchtrittsöffnung ermöglicht ein
Überströmen der Flüssigkeit.
[0011] Vorzugsweise ist die wenigstens eine Durchtrittsöffnung für die Flüssigkeit so bemessen,
dass die Flüssigkeit der Bewegung des Kolbens einen Widerstand entgegensetzt. Durch
den Widerstand wird die Bewegung des Kolbens verzögert. Je nach Querschnitt der Durchtrittsöffnung
und Viskosität der Flüssigkeit kann die Bewegung des Kolbens verzögert werden. Als
Flüssigkeit hat sich Öl oder Alkohol bewährt.
[0012] Bei einer bevorzugten Ausführungsform des Aktuators ist die Größe der Durchtrittsöffnung
abhängig von der Bewegung des Kolbens veränderbar. Durch unterschiedlich große Querschnittsflächen
der Kolbenstange im Bereich der Durchtrittsöffnung kann die Größe der Durchtrittsöffnung
während der Bewegung des Kolbens und damit der Kolbenstange verändert werden. Dies
führt dazu, dass sich der Kolben schneller oder langsamer bewegt bzw. verzögert wird.
[0013] Vorzugsweise gelangt die Flüssigkeit über die Durchtrittsöffnung aus dem Aktuatorgehäuse
nach außen in die Umgebung. Bei einer weiteren Ausführungsform weist der Aktuator
einen weiteren Hohlraum auf, in dem die austretende Flüssigkeit gelangt.
[0014] Besonders bevorzugt ist die Durchtrittsöffnung durch wenigstens eine Nut entlang
der Kolbenstange gebildet. Über die Nut an der Kolbenstange kann die Flüssigkeit aus
dem Aktuatorgehäuse nach außen gelangen.
[0015] Eine bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet, dass der
Innenraum des Aktuatorgehäuses, der die Flüssigkeit enthält, wenigstens teilweise
mit einem Gas gefüllt ist.
[0016] Vorzugsweise ist das Gas Luft oder ein Gas mit einer anderen Gaszusammensetzung.
Durch das Gas können Temperaturausdehnungen der Flüssigkeit kompensiert werden.
[0017] Eine bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet, dass der
Kolben mittels eines mechanischen, elektrischen oder magnetischen Fixiersystems bis
zu einem vorbestimmten Druck in seiner Grundstellung gehalten wird.
[0018] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Fixiersystem eine Scherscheibe oder einen Scherstift aufweist. Die Scherscheibe
oder der Scherstift sind ab einem vorbestimmten Druck abscherbar.
[0019] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des Aktuators ist dadurch gekennzeichnet,
dass in dem Aktuatorgehäuse mehrere Kolben angeordnet sind.
[0020] Vorzugsweise sind die Kolben durch wenigstens eine oder mehrere gemeinsame Treibladungen
angetrieben. Durch die Verwendung von mehreren Kolben in einem Aktuator wird eine
Erhöhung der Gesamtkolbenkraft erreicht. Dies kann insbesondere zur Berücksichtigung
von baulichen Vorgaben vorteilhaft sein. Bei einem Aktuator mit mehreren Kolben ist
die Treibladung vorzugsweise in einer eigenen separaten Kammer angeordnet. Die Bedrückung
der Kolben wird hierbei vorzugsweise über Verbindungsbohrungen ermöglicht.
[0021] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung, in der unter Bezugnahme auf die Zeichnungen verschiedene Ausführungsbeispiele
im Einzelnen beschrieben sind.
[0022] Es zeigen:
- Figur 1
- eine erfindungsgemäße Ausführungsform des pyrotechnischen Aktuators, bei dem sich
der Kolben in seiner Grundstellung befindet,
- Figur 2
- der Aktuator nach Figur 1, bei dem der Kolben aus seiner Grundstellung in axialer
Richtung verschoben ist.
[0023] In Figur 1 ist eine erfindungsgemäße Ausführungsform des pyrotechnischen Aktuators
1 in einer Schnittansicht dargestellt. Der Aktuator 1 weist ein Aktuatorgehäuse 2
auf, in dem ein verschiebbarer Kolben 3 angeordnet ist. Bei der in Figur 1 dargestellten
Ausführungsform befindet sich der Kolben 3 in seiner Grund- oder Ausgangsstellung.
An dem Kolben 3 ist eine Kolbenstange 4 angeordnet. Die Kolbenstange 4 ragt an ihrem,
dem Kolben 3 gegenüberliegenden Ende 41, aus dem Aktuatorgehäuse 2 heraus. Auf der
der Kolbenstange 4 zugeordneten Seite des Kolbens 3 ist der Innenraum des Aktuatorgehäuses
2 teilweise mit einer Flüssigkeit 7 gefüllt. Ein Teil des Innenraums ist mit einem
Gas 9 gefüllt.
[0024] Auf der der Kolbenstange 4 gegenüberliegenden Seite des Kolbens 3 befindet sich der
Druckraum. In dem Druckraum des Aktuatorgehäuses 2 ist eine pyrotechnische Treibladung
8 angeordnet. Die Treibladung 8 wird über einen Zünder 81 aktiviert. Bei Zündung der
Treibladung 8 wird eine Gasmenge freigesetzt, mittels der der Kolben 3 aus seiner
Ausgangsstellung, in die Endposition bewegbar ist. Der Kolben 3 ist über die Kolbenstange
4 an dem Aktuatorgehäuse 2 mittels eines Fixiersystems 6, in der dargestellten Ausführungsform
in Form einer Scherscheibe, in der Ausgangsstellung gehalten. Das Fixiersystem 6 verhindert,
dass sich der Kolben 3 bis zum Erreichen eines definierten, vorbestimmten Druck nicht
aus der Ausgangsstellung bewegt. In dieser Stellung verhindert zudem ein vorzugsweise
weitgehend dichter Verschluss 5, dass Flüssigkeit 7 aus dem Aktuatorgehäuse 2 im Bereich
der Kolbenstange 4 austreten kann.
[0025] In dem Innenraum des Aktuatorgehäuses 2 befindet sich im Bereich der Kolbenstange
4 neben der Flüssigkeit 7 ein Gas 9. Das Gas 9 ermöglicht, dass nach dem Öffnen des
Fixiersystems 6, in der dargestellten Ausführungsform nach dem Abscheren der Scherscheibe,
der Kolben 3 sich in axialer Richtung bewegt, bevor sich der Verschluss 5 öffnet.
In der dargestellten Ausführungsform des Aktuators 1 ist die Scherscheibe in die Führung
10 der Kolbenstange 4 integriert. Der Verschluss 5 wird durch die Führung 10 und eines
an der Kolbenstange 4 angeordneten Dichtelements 11 gebildet.
[0026] In Figur 2 ist der Aktuator nach Figur 1 dargestellt, bei dem der Kolben 3 aus seiner
Grundstellung in axialer Richtung verschoben ist. Der Kolben 3 wurde durch den Gasdruck
verschoben, der durch Zündung der pyrotechnischen Treibladung 8 erzeugt wurde. Das
Fixiersystem 6 ist in der dargestellten Ausführungsform durch Abscheren der Scherscheibe
deaktiviert, der Kolben 3 mit der Kolbenstange 4 ist somit in seiner Bewegung freigegeben.
Der Verschluss 5 mit angeordnetem Dichtelement 11 hat durch Verschiebung der Kolbenstange
4 eine Durchtrittsöffnung 12 freigegeben, aus der die Flüssigkeit 7 entweichen kann.
Entsprechend der austretenden Flüssigkeitsmenge, die von der Anzahl und der Größe
der Durchtrittsöffnungen 12 abhängig ist, wird der Kolben 3 in seiner Bewegungsgeschwindigkeit
in axialer Richtung gedämpft.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 1
- Aktuator
- 2
- Aktuatorgehäuse
- 3
- Kolben
- 4
- Kolbenstange
- 41
- dem Kolben 3 gegenüberliegendes Ende der Kolbenstange 4
- 5
- Verschluss
- 6
- Fixiersystem
- 7
- Flüssigkeit
- 8
- Treibladung
- 81
- Zünder
- 9
- Gas
- 10
- Führung
- 11
- Dichtelement
- 12
- Durchtrittsöffnung
1. Gedämpfter pyrotechnischer Aktuator aufweisend, ein Aktuatorgehäuse (2) in dem wenigstens
ein axial beweglicher Kolben (3) mit daran angeordneter Kolbenstange (4) angeordnet
ist, wobei die Kolbenstange (4) an ihrem dem Kolben (3) gegenüberliegenden Ende (41)
aus dem Aktuatorgehäuse (2) herausragt, wobei der Kolben (3) mit wenigstens einer
innerhalb des Aktuatorgehäuses (2) angeordneten druckgaserzeugenden pyrotechnischen
Treibladung (8) verschiebbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Kolben (3) mittels eines Fixiersystems (6) bis zu einem vorbestimmten Druck in
seiner Grundstellung gehalten ist, wobei der Innenraum des Aktuatorgehäuse (2) auf
der der Druckkammer gegenüberliegenden Seite des Kolbens wenigstens teilweise mit
einer Flüssigkeit (7) gefüllt ist, wobei diese mittels eines Verschlusses (5) in dem
Aktuatorgehäuse (2) gehalten ist und der Verschluss (5) beim Überschreiten des vorbestimmten
Druckes ein Ausströmen der Flüssigkeit (7) ermöglicht.
2. Aktuator nach Anspruch 1,
bei dem die Kolbenstange (4) mittels einer Führung (10) in dem Aktuatorgehäuse (2)
geführt ist, wobei die Führung (10) wenigstens zusammen mit einem Dichtelement (11)
den Verschluss (5) bildet.
3. Aktuator nach einem der vorherstehenden Ansprüche, bei dem die Kolbenstange (4) im
Bereich des dem Kolben gegenüberliegende Endes (41) unterschiedliche Querschnittsflächen
aufweist, wodurch bei einem aus der Grundstellung verschobenen Kolben (3) wenigstens
eine Durchtrittsöffnung (12) für die Flüssigkeit (7) gebildet ist, die eine Überströmen
der Flüssigkeit (7) ermöglicht.
4. Aktuator nach Anspruch 3, bei dem die Durchtrittsöffnung (12) für die Flüssigkeit
(7) so bemessen ist, dass die Flüssigkeit (7) der Bewegung des Kolbens (3) einen Widerstand
entgegensetzt, der die Bewegung des Kolbens (3) verzögert.
5. Aktuator nach einem der Ansprüche 3 oder 4, bei dem die Durchtrittsöffnung (12) durch
eine Nut entlang der Kolbenstange (4) gebildet ist.
6. Aktuator nach einem der vorherstehenden Ansprüche, bei dem der Innenraum, der die
Flüssigkeit (7) enthält, wenigstens teilweise mit einem Gas (9) gefüllt ist.
7. Aktuator nach Anspruch 6, bei dem das Gas (9) Luft oder ein Gas mit einer anderen
Gaszusammensetzung ist.
8. Aktuator nach einem der vorherstehenden Ansprüche, bei dem der Kolben (3) mittels
eines mechanischen, elektrischen oder magnetischen Fixiersystems (6) bis zu einem
vorbestimmten Druck in seiner Grundstellung gehalten wird.
9. Aktuator nach Anspruch 8, bei dem das Fixiersystem (6) durch eine Scherscheibe oder
einen Scherstift gebildet ist, die ab einem vorbestimmten Druck abscherbar ist.
10. Aktuator nach einem der vorherstehenden Ansprüche, bei dem in dem Aktuatorgehäuse
(2) mehrere Kolben (3) angeordnet sind.
11. Aktuator nach Anspruch 1 oder 10, bei dem der oder die Kolben (3) durch eine oder
mehrere Treibladungen (8) angetrieben sind.