[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Skisprungstiefel, bei dem ein Fußteil zweiteilig
ausgebildet ist, wodurch die Beweglichkeit des Fußes insbesondere beim Absprung erhöht
wird.
Stand der Technik
[0002] Beim Skispringen (auch Sprunglauf genannt) bzw. dem Skifliegen fahren Skispringer
auf ihren Sprungski in einer vorbereiteten Schneespur oder im Sommer in einer Keramik-,
Metall- oder Mattenspur den Anlauf einer Sprungschanze hinab, um Geschwindigkeit aufzunehmen.
Während der Abfahrt nimmt der Skispringer zunächst eine hockende Haltung ein. Nachdem
er die Schanze heruntergefahren ist, erfolgt bei hoher Fahrtgeschwindigkeit (zwischen
etwa 80 und 110 km/h) der Absprung vom Ende der Sprungschanze, dem so genannten Schanzentisch.
Der Skispringer richtet sich dabei auf, springt nach vorne und oben ab, zieht die
Skier zu seinem Körper und breitet sie gleichzeitig für gewöhnlich zu einem V aus
(so genannter V-Stil). Im Flug selber behält der Skispringer diese Flugposition bei,
bis er die Landung nahe dem Hang einleitet. Dazu beendet der Skispringer seine Flugstellung
und stellt die Skier wieder parallel zueinander. Das Skispringen ist eine gefährliche
und technisch hochanspruchsvolle Sportart und stellt hohe Anforderungen an den Skispringer,
aber auch insbesondere an das Material. So werden spezielle an das Skispringen angepasste
Sprungski, Sprungstiefel, Helme und Bekleidung verwendet.
[0003] Skisprungstiefel bestehen in der Regel aus Leder und weisen einen Schaft, eine Sohle
und einen den Fußrücken umschließenden Fußteil auf. Im vorderen Bereich des Stiefels
ist für gewöhnlich ein Ansatz mit einer darin quer verlaufenden Rille zur Befestigung
des Sprungstiefels in der Bindung eines Sprungskis angeordnet. Im Fersenbereich befindet
sich häufig eine Vorrichtung zur Befestigung eines Abstandhalters, der den maximalen
Abstand zwischen Ferse und Ski begrenzt. Derartige Abstandhalter werden für gewöhnlich
flexibel (als Band) oder formbeständig (als Stift) ausgeführt und mit der Bindung
des Sprungskis verbunden.
[0004] In der Geschichte des Skispringens hat es immer wieder verschiedene Anpassungen des
Materials und insbesondere der Sprungstiefel gegeben.
[0005] Die
DE 20 2007 006 076 U1 offenbart einen Skisprungstiefel, bei dem sich ein blattfederartiges Element auf
der Außenseite des Sprungstiefels von der Zehenkappe über den Schaft und über die
obere Kontur des Stiefels erstreckt, so das es mit seinem oberen Ende an dem Unterschenkel
eines Skispringers fesselbar ist. Diese Vorrichtung soll den Skispringer beim Absprung
durch Erzeugen eines Drehmoments auf die Stiefelspitze in dem Absprungmoment unterstützen,
in dem der Winkel zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß im Vergleich zur Hockstellung
während der Abfahrt vergrößert wird. Dadurch soll das Drehmoment für den Absprung
nicht allein vom Skispringer durch das Hochziehen von Fuß und Zehen aufgebracht werden.
[0006] Aus der
DE 33 05 117 A1 ist ein Skisprungstiefel bekannt, bei dem die Sohle im vorderen Bereich in einem
Winkel von 20° abgeschrägt ist und über Zapfen verfügt, die in Backenöffnungen eines
Sprungskis einrasten können. Der voreingestellte Winkel der Sohle entspricht in etwa
dem vorgesehenen Anstellwinkel der Sprungskier zum Skispringer bzw. dessen Füßen.
[0007] Die
DE 42 05 638 schlägt zur Verbesserung des Skispringens einen Sprungschuh ohne Schuhabsatz und
mit Polstern im Bereich des Vorfußes und des Fußrands vor.
[0008] Die
DE 203 19 072 U1 beschreibt einen Skisprungstiefel mit einem Versteifungselement, das sich vom Stiefelschaft
bis in den Sohlenbereich und um den Fersenbereich herum erstreckt. Damit "verschmelzen"
Sohle und Schaft zu einem einzigen Bauteil so dass eine eigentliche Sohle für den
Sprungstiefel weitgehend nicht erforderlich ist und eine Reduzierung des Gesamtgewichts
erreicht wird.
[0009] Aus der
DE 200 13 296 ist ein individuell einstellbarer Skisprungstiefel bekannt, bei dem ein oberer Teil
des Stiefelschafts beweglich ausgeführt ist, der seitlich über Exzenter und rückwärtig
im oberen Fersenbereich über eine Arretierungsplatte mit dem Stiefel verbunden ist.
Vor dem Sprung stellt der Skispringer über die Arretierung die gewünschte Bewegungsfreiheit
des Wadenspoilers nach vorne zur Anpassung des Winkels zwischen Skiern und Springer
bzw. dem Fuß des Springers, sowie über die Exzenter eine seitliche Anpassung an das
individuelle Bedürfnis ein. Durch die Beweglichkeit des Wadenspoilers soll eine Landung
vereinfacht werden.
[0010] In der
DE 20 2011 005 708 U1 ist ebenfalls ein Skisprungstiefel mit einem nach vorne und zur Seite verstellbaren
Wadenspoiler beschrieben, der zusätzlich eine im vorderen Bereich aufgestellten Sohle
aufweist, wodurch ein präziser Anstellwinkel nach dem Absprung erreicht werden sollen.
[0011] Zwar sind mit Hilfe der bekannten Skisprungstiefel individuelle Anpassungen und eine
Unterstützung bei Flugphase und/oder Landung möglich. Jedoch weisen alle bekannten
Sprungstiefel den Nachteil auf, dass ein Abrollen über die Zehengrundgelenke beim
eigentlichen Absprungvorgang durch die eher starre Ausführung des Sprungstiefels nicht
unterstützt wird und während der Flugphase eine abnorme Haltung des Fußes durch die
bekannten Skisprungstiefel vorgegeben ist.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, einen verbesserten Skisprungstiefel
bereitzustellen, der eine erhöhte Beweglichkeit des Vorderfußes insbesondere beim
Absprungvorgang ermöglicht und so einen erhöhten Absprungdruck erlaubt.
Kurze Beschreibung der Erfindung
[0013] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass bei einem Skisprungstiefel,
der eine Sohle, einen Schaft und einen Fußteil umfasst, der Fußteil zweiteilig ausgebildet
ist, wobei der vordere, die Zehen bedeckende Teil (im Folgenden als Zehenteil bezeichnet)
im Wesentlichen unabhängig von dem hinteren, den Fuß im Wesentlichen umgebenden Teil
(im Folgenden als Grundteil bezeichnet) bewegt werden kann.
[0014] Die beiden Fußteile sind vorzugsweise im Bereich der Zehengrundgelenke und zumindest
im Bereich des Fußrückens voneinander räumlich beabstandet. Eine derartige räumliche
Trennung kann bis zur Sohle reichen. Die räumliche Trennung kann darüber hinaus in
weiteren Ausführungsformen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. So kann beispielsweise
der Abstand zwischen Zehenteil und Grundteil im Bereich des Fußrückens größer sein,
als im Bereich der Fußaußenseite und der Fußinnenseite. Die Übergänge zwischen den
unterschiedlichen Abständen sind vorzugsweise fließend. Besonders bevorzugt weisen
beide Teile im Bereich mittig des Fußrückens den größten Abstand auf.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform verläuft eine räumliche Trennung zwischen Zehenteil
und Grundteil diagonal von einer Außenseite des Skisprungstiefels in etwa von einem
Bereich, der sich distal vom Zehengrundgelenk des kleinen Zehs (
Digitus minimus) befindet, zu einer Innenseite des Skisprungstiefels in etwa bis zum Bereich des
Großzehengrundgelenks (auch Großzehenballen genannt). Bevorzugt verläuft die räumliche
Trennung in einem Winkel von zwischen etwa 20° und etwa 70°, vorzugsweise etwa 30°
und etwa 60°, besonders bevorzugt zwischen etwa 40° und etwa 50°, und insbesondere
bevorzugt in einem Winkel von etwa 45° zu einer Fußachse.
[0016] In einer alternativen Ausführungsform verläuft die räumliche Trennung im Wesentlichen
parallel zu den Zehengrundgelenken. In einer weiteren Ausführungsform verläuft die
Trennung im Wesentlichen rechtwinkelig zur Fußachse.
[0017] In einer alternativen Ausführungsform sind der Zehenteil und der Grundteil miteinander
über einen Bereich mit geringerer Materialstärke oder durch ein Material verbunden,
das eine erhöhte Flexibilität aufweist. Somit kann eine weitgehend unabhängige Beweglichkeit
des Zehenteils auch ohne räumliche Trennung beider Teile erreicht werden. Vorzugsweise
erstreckt sich das Material mit erhöhter Flexibilität oder der Bereich geringerer
Materialstärke im Wesentlichen diagonal von einer Außenseite des Skisprungstiefels
ungefähr von einem Bereich, der sich distal vom Zehengrundgelenk des kleinen Zehs
befindet, zu einer Innenseite des Skisprungstiefels ungefähr bis zum Bereich des Großzehengrundgelenks.
Bevorzugt erstreckt sich das Material mit erhöhter Flexibilität oder der Bereich geringerer
Materialstärke in einem Winkel von zwischen etwa 20° und etwa 70°, vorzugsweise etwa
30° und etwa 60°, besonders bevorzugt zwischen etwa 40° und etwa 50°, und insbesondere
bevorzugt in einem Winkel von etwa 45° zu einer Fußachse.
[0018] In einer bevorzugten Ausführungsform weist die Sohle im Bereich der räumlichen Trennung
bzw. des Bereichs mit erhöhter Flexibilität oder geringerer Materialdicke eine Trennung
auf. In einer alternativen Ausführungsform weist die Sohle im Bereich der räumlichen
Trennung bzw. des Bereichs mit erhöhter Flexibilität oder geringerer Materialdicke
selbst eine geringere Materialdicke oder ein Material mit erhöhter Flexibilität auf.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform sind der Zehenteil und der Grundteil miteinander
flexibel verbunden. Die flexible Verbindung kann durch jegliches geeignetes Material
erfolgen. Vorzugsweise sind die beiden Teile durch eine Schnürung mit Ösen im jeweiligen
Teil miteinander verbunden. Alternativ kann die Verbindung mittels einem oder mehrerer
von Bebänderungen, Klettbändern, Schnallen, Zugbändern oder Kombinationen davon erfolgen.
Durch eine derartige Verbindung kann der Zehenteil in einem Winkel zum Grundteil voreingestellt
und/oder ein Abklappen des Zehenteils verhindert werden.
[0020] In einer weiteren Ausführungsform ist der Schaft des Skisprungstiefels zumindest
nach vorne in Richtung Zehen bzw. Fußrücken beweglich ausgebildet. Die Drehachse dafür
ist bevorzugt im Bereich der Knöchel angeordnet. Die Beweglichkeit kann insbesondere
durch Verbindungsmittel hergestellt werden, die eine Bewegung des Schafts zulassen.
Derartige Verbindungsmittel können beispielsweise Steckmuttern und axiale Zylinderrollenlager
sein. Vorzugsweise weist der bewegliche Schaft in einem unteren, rückwärtigen Bereich,
der sich im Wesentlichen im Bereich des Überganges zwischen Achillessehne und Wadenmuskulatur
des Fußes bzw. Beins eines Skispringers befindet, eine Aussparung auf, wobei gleichzeitig
ein oberer Teil des Schafts eine Wade eines Skispringers vollständig umgibt. Den Bereich
der Aussparung deckt vorzugsweise eine Verlängerung der Sprungstiefelrückseite zumindest
teilweise überlappend ab, die sich vom Fersenbereich bis zur Wade erstreckt, wenn
sich der Sprungstiefel in einer Grundposition befindet, in der der Schaft nicht nach
vorne in Richtung Zehen geneigt ist.
[0021] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist der Schaft im Bereich des Schienbeines
eine Aussparung auf, die sich vorzugsweise bis zum Bereich des Fußspanns und/oder
bis zu den Verbindungsmitteln mit dem Grundteil erstreckt, so dass der Schaft den
Unterschenkel des Skispringers nicht vollständig umgibt. Bevorzugt weist der Schaft
dabei Befestigungsmittel auf, die beidseitig der Aussparung befestigt werden können
und die Aussparung zumindest teilweise überbrücken, so dass ein Schienbein eines Skispringers
in dem Schaft gehalten werden kann.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Beweglichkeit des Schaftes vorzugsweise
einstellbar begrenzt. Für eine derartige Begrenzung der Beweglichkeit können jegliche
geeignete Begrenzungsmittel verwendet werden. Beispielsweise können die gleichen Mittel
verwendet werden, die zur Verbindung von Zehen- und Grundteil Verwendung finden. Andere
Arretierungsmöglichkeiten können ebenfalls angewandt werden.
[0023] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Schaft zusätzlich seitlich
bewegbar. Eine seitliche Bewegung des Schaftes wird vorzugsweise mittels Exzenter
ermöglicht, die vorzugsweise im Bereich der Knöchel angeordnet sind. Eine seitliche
Ausrichtung des Schaftes kann in einer besonders bevorzugten Ausführungsform voreingestellt
werden, so dass der Stiefelschaft während des Tragens des Sprungstiefels nicht weiter
seitlich bewegt werden kann.
[0024] In einer Ausführungsform ist die Außenhülle des Skisprungstiefels im Wesentlichen
aus einem natürlichen Material wie beispielsweise Leder oder einem künstlichen Material
wie Kunststoff ausgebildet. Bevorzugt ist die Außenhülle des Skisprungstiefels im
Wesentlichen aus einem starren Material, besonders bevorzugt aus Carbonfaserlaminat
ausgebildet. Insbesondere durch die Verwendung von Kunststoffen und besonders durch
Carbonfaserlaminat als Material für den Skisprungstiefel werden die Haltbarkeit und
insbesondere die Steifigkeit des Skisprungstiefels deutlich verbessert. Darüber hinaus
wird der Sprungstiefel leichter und robuster als die aus dem Stand der Technik bekannten
Modelle, wodurch sowohl die Sicherheit als auch der Tragekomfort deutlich erhöht werden.
[0025] In einer weiteren Ausführungsform weist die Außenhülle im Bereich des Fußrückens
eine Aussparung auf, so dass ein einfacheres und bequemeres Anziehen des Skisprungstiefels
ermöglicht wird. Um einen Halt eines Fußes in einer derartigen Ausführungsform zu
gewährleisten, sind beidseitig der Aussparung verstellbare Befestigungsmittel angeordnet.
[0026] Befestigungsmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung können jegliche geeigneten
Befestigungsmittel sein, beispielsweise eine Bebänderung, Schnürung, Klettbänder,
Schnallen, Zugbänder oder Kombinationen davon.
[0027] Der erfindungsgemäße Skisprungstiefel weist bevorzugt Mittel zur lösbaren Befestigung
des Skisprungstiefels an einer Skisprungbindung auf.
[0028] In Bezug auf die Beschreibung der vorliegenden Erfindung werden die Begriffe Skisprungstiefel,
Sprungstiefel und Stiefel synonym verwendet. Auch ist ein Skispringer einem Skifahrer
oder Anwender in Bezug auf die beschriebene Erfindung gleichzusetzen.
[0029] Weitere Vorteile der vorliegenden Erfindung sind eine leichte Austauschbarkeit der
einzelnen Teile des Skisprungstiefels, die durch die mehrteilige Ausbildung des Fußteils
und durch den beweglich angeordneten Schaft bedingt wird. Durch einfachen Austausch
der Teile kann die Funktion des Skisprungstiefels weiter angepasst werden. So kann
beispielsweise ein besonders steifer Grundteil in Verbindung mit einem weniger Steifen
Fußteil zum Einsatz gebracht werden. Auch können durch Verwendung verschieden ausgestalteter
Grundteile und deren Formstabilität unterschiedliche gewünschte Bewegungen beim Absprung
und/oder der Flugphase vorgegeben werden und somit das Sprungverhalten weiter beeinflusst
werden.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0030]
Figur 1 zeigt eine besonders bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Skisprungstiefels
in einer Frontalansicht.
Figur 2 zeigt eine detaillierte Ansicht des Fußteils des erfindungsgemäßen Skisprungstiefels
in vereinfachter Form in einer Frontalansicht.
Figur 3 ist eine Seitenansicht des erfindungsgemäßen Skisprungstiefels.
Figur 4A zeigt den erfindungsgemäßen Skisprungstiefel in einer vereinfachten Seitenansicht
mit dem Schaft in einer Grundposition.
Figur 4B zeigt den erfindungsgemäßen Skisprungstiefel in einer vereinfachten Seitenansicht
mit dem Schaft in einer nach vorne geneigten Position und dem Fußteil in einer gestauchten
Position während einer Absprung- und/oder Flugphase.
Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform
[0031] Die in den Figuren dargestellte besonders bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Skisprungstiefels 100 umfasst eine Sohle 110, einen Schaft 120 und einen Fußteil 130.
Im vorderen Bereich des Skisprungstiefels 100 ist ein Ansatz 140 mit einer darin quer
verlaufenden Rille 141 zur Befestigung des Skisprungstiefels 100 in der Bindung eines
Sprungskis angeordnet. Im Fersenbereich befindet sich eine Vorrichtung 150 zur Befestigung
eines Abstandhalters, der mit einer Bindung eines Sprungskis verbunden wird.
[0032] Der Fußteil 130 ist zweiteilig ausgebildet, so dass er in einen vorderen, die Zehen
bedeckenden Teil (Zehenteil) 131 und einen hinteren, den Fuß im Wesentlichen umgebenden
Teil (Grundteil) 132 unterteilt werden kann. Die Sohle 110 erstreckt sich von dem
Bereich der Fußspitze bis in den Fersenbereich des Sprungstiefels 100.
[0033] Der Zehenteil 131 ist in der gezeigten besonders bevorzugten Ausführungsform vom
Grundteil 132 räumlich beabstandet und kann im Wesentlichen unabhängig vom Grundteil
132 bewegt werden. Die räumliche Trennung 170 erstreckt sich bis zur Stiefelsohle
110 und verläuft diagonal von einer Außenseite 133 des Skisprungstiefels 100 in etwa
von einem Bereich, der sich distal vom Zehengrundgelenk des kleinen Zehs befindet,
zu einer Innenseite 134 des Skisprungstiefels 100 in etwa bis zum Bereich des Großzehengrundgelenks
(auch Großzehenballen genannt). Damit weist die diagonal verlaufende räumliche Trennung
170 einen Winkel α von etwa 45° zu einer Fußachse F auf. Durch diesen Verlauf der
räumlichen Trennung 170 wird eine flachere Winkelstellung der Sprungskier in der Flugphase
unmittelbar nach dem Absprung erreicht. Ein derartiges flaches Herauslaufen der Sprungskier
bewirkt unmittelbar nach dem Absprung eine größere Anströmfläche durch den Luftwiderstand
und somit eine vergrößerte Segelfläche. Dadurch können eine hoch dynamische Flugphase
und im Endeffekt eine größere Sprungweite erreicht werden. Die räumliche Trennung
170 und der diagonale Verlauf der Trennung 170 in einem bestimmten Winkel α zur Fußachse
F sind insbesondere in Figur 2 detailliert gezeigt, wobei Figur 2 eine reduzierte
Detailansicht des Fußteils 130 der bevorzugten Ausführungsform ist.
[0034] Wie in Figuren 1 und 3 gezeigt, sind beide Fußteile 131, 132 miteinander durch eine
Schnürung 135, die durch mehrere Ösen 135 läuft, die im jeweiligen Fußteil angeordnet
sind, flexibel verbunden. Mittels der flexiblen Verbindung kann der Zehenteil 131
in einem Winkel zum Grundteil 132 individuell voreingestellt werden und somit der
Abstand zwischen Zehenteil 131 und Grundteil 132 verringert werden. Die gegeneinander
beweglichen Fußteile 131, 132 ermöglichen beim Absprung des Skispringers ein Abrollen
über die Zehengrundgelenke, wobei die erhöhte Beweglichkeit des Vorderfußes insbesondere
beim Absprungvorgang eine erhöhte Kraftübertragung und damit einhergehend einen erhöhten
Absprungdruck erlaubt.
[0035] Durch die räumliche Trennung 170 beider Fußteile 131, 132 und der Möglichkeit eines
Abrollens über die Zehengrundgelenke beim Absprung wird ein verbesserter Winkel zwischen
Sprungski und dem Fuß eines Skispringers erreicht, was eine mehr bewusste Steuerung
der Skiführung unter anderem beim Absprung, während der Flugphase und bei der Landung
zulässt.
[0036] Wie in Figur 3 gezeigt, weist die Sohle 110 zur weiteren Unterstützung des Absprungvorgangs
in etwa im Bereich 111 des Verlaufs der Trennung 170 zwischen Zehenteil 131 und Grundteil
132 ein flexibles Material auf, so dass die eigentlich eher starr ausgebildete Sohle
110 die Abrollbewegung unterstützt.
[0037] Wie in den Figuren 1 und 3-4 gezeigt, ist der Schaft 120 des Skisprungstiefels 100
derart ausgebildet, dass er ein Bein eines Skispringers nie vollständig umgibt. Im
unteren Bereich besteht der Schaft 120 im Wesentlichen aus zwei sich gegenüberliegenden
Seitenteilen 121 und 122, die mit dem Grundteil 132 um eine Drehachse 123 beweglich
verbunden sind, wobei die Drehachse 123 im Bereich der Knöchel angeordnet ist. Die
Vorderseite des Schafts 120, die in Richtung Zehenteil 131 zeigt, weist somit eine
erste Aussparung 124 auf. Die Rückseite des Schafts weist entsprechend in etwa im
Bereich der unteren Hälfte, die sich im Wesentlichen im Bereich des Überganges zwischen
Achillessehne und Wadenmuskulatur eines Skispringers befindet, eine zweite Aussparung
125 auf. Der obere Teil 126 des Schafts 120 ist hingegen daran angepasst, eine Wade
eines Skispringers zu umschließen. Befestigungsmittel 127, die beidseitig der ersten
Aussparung 124 an dem Schaft 120 angeordnet sind, sind daran angepasst, die erste
Aussparung 124 zu überbrücken, und somit ein Schienbein eines Skispringers in dem
Schaft 120 zu fixieren. Durch die offene Gestaltung des steifen Schafts 120 wird das
Anziehen des Skisprungstiefels 100 deutlich vereinfacht. Die Befestigungsmittel 127
ermöglichen darüber hinaus eine bessere Anpassung an die individuellen anatomischen
Gegebenheiten des Skispringers.
[0038] Den Bereich der zweiten Aussparung 125 deckt eine sich nach oben erstreckende Verlängerung
137 des Grundteils 132 im Wesentlichen überlappend ab, wenn sich der Sprungstiefel
100 in einer Grundposition befindet (vergleiche Figur 4A), in der der Schaft 120 nicht
nach vorne in Richtung Zehen geneigt ist. Dieser verlängerte Bereich 137 unterliegt
beim Sprungvorgang besonders starken Kräften und ist daher vorzugsweise mit Versteifungselementen
(nicht gezeigt) versehen, die sich vorzugsweise bis in den Fersenbereich erstrecken.
Um den Bewegungsspielraum des Schaftes 120 in Richtung Zehenteil 131 individuell beschränken
zu können, ist zwischen Schaft 120 und Verlängerung 137 ein Begrenzungsmittel angeordnet.
Dazu sind in der gezeigten bevorzugten Ausführungsform an den Schaftseitenteilen 121,
122 sowie an der Verlängerung 137 Ösen 128 angeordnet, durch die eine Schnürung 129
geführt ist. Wie in Figur 4B dargestellt, wird mittels derartiger Begrenzungsmittel
128, 129 der Schaft in seiner Bewegungsfreiheit nach vorne begrenzt.
[0039] In der Figur 4B ist der Skisprungstiefel während einer Absprung- und/oder Flugphase
dargestellt. Dabei befindet sich der Schaft 120 in einer nach vorne geneigten Position
und die räumliche Trennung 170 zwischen Zehenteil 131 und Grundteil 132 ist gestaucht
bzw. der Abstand zwischen beiden Fußteilen 131, 132 ist verkleinert, so dass der Fersenbereich
des Skisprungstiefels 100 im Vergleich zum Zehenbereich aus einer Ebene angehoben
vorliegt.
[0040] Die Außenhülle des Skisprungstiefels besteht im Wesentlichen aus Carbonfaserlaminat
und kann durch die damit einhergehende Steifigkeit eine bestimmte Bewegung exakt vorgeben,
die dann vom Sprungstiefel unterstützt und durch das formschlüssige Verbinden des
Fußes bzw. Beins mit dem Sprungstiefel direkt ausgeführt werden kann. Der Sprungstiefel
führt durch die Formstabilität die gewünschte Bewegung exakt aus, wobei ein Ausweichen
des Sprungstiefels durch die Materialeigenschaften verhindert wird. Da durch das Material
der Außenhülle auch Materialermüdungen wie bei Skisprungstiefeln aus Leder verhindert
werden, trägt der erfindungsgemäße Skisprungstiefel stark zur Sicherheit beim Skispringen
bei. Darüber hinaus steigt durch eine starre Außenhülle der Formschluss/Kraftschluss
und führt zu einer exakten Kraftübertragung vom Ski auf den Skispringer und umgekehrt.
[0041] Im Bereich des Fußrückens weist der Grundteil 132 in seiner Außenhülle eine Aussparung
138 auf, um ein einfacheres und bequemeres Anziehen des Skisprungstiefels 100 zu ermöglichen.
Um den Halt eines Fußes eines Skispringers in dem Skisprungstiefel zu gewährleisten,
ist beidseitig der Aussparung 138 ein verstellbares Befestigungsmittel 139 angeordnet,
mittels dem ein Fuß in dem Skisprungstiefel 100 individuell fixiert werden kann.
[0042] Der Innenschuh 160, 161, 162 in der bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Skisprungstiefels 100 ist mit aufgeschäumten Kunststoffen ausgestaltet, um dem Fuß
eines Skispringers sicheren Halt zu gewähren. In Figur 1 sind die Innenschuhlachse
160, der Innenschuh 161 und der Schaftinnenschuh 162 individuell dargestellt.
1. Skisprungstiefel (100) umfassend eine Sohle (110), einen Schaft (120) und einen Fußteil
(130), dadurch gekennzeichnet, dass der Fußteil (130) zweiteilig ausgebildet ist und einen Zehenteil (131) und einen
Grundteil (132) umfasst, wobei der Zehenteil (131) im Wesentlichen unabhängig von
dem Grundteil (132) bewegt werden kann.
2. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 1, worin der Zehenteil (131) und der Grundteil
(132) zumindest im Bereich des Fußrückens voneinander räumlich beabstandet sind.
3. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 2, worin sich eine räumliche Trennung 170 zwischen
Zehenteil (131) und Grundteil (132) im Wesentlichen diagonal von einer Außenseite
(133) des Skisprungstiefels (100) ungefähr von einem Bereich, der sich distal vom
Zehengrundgelenk des kleinen Zehs befindet, zu einer Innenseite (134) des Skisprungstiefels
(100) ungefähr bis zum Bereich des Großzehengrundgelenks erstreckt, vorzugsweise worin
die räumliche Trennung (170) in einem Winkel (α) von zwischen etwa 20° und etwa 70°
zu einer Fußachse (F) verläuft.
4. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 1, worin der Zehenteil (131) und der Grundteil
(132) miteinander über einen Bereich mit geringerer Materialstärke oder durch ein
Material verbunden sind, das eine erhöhte Flexibilität aufweist, vorzugsweise worin
sich das Material mit erhöhter Flexibilität oder der Bereich geringerer Materialstärke
im Wesentlichen diagonal von einer Außenseite (133) des Skisprungstiefels (100) ungefähr
von einem Bereich, der sich distal vom Zehengrundgelenk des kleinen Zehs befindet,
zu einer Innenseite (134) des Skisprungstiefels (100) ungefähr bis zum Bereich des
Großzehengrundgelenks erstreckt, besonders bevorzugt worin sich das Material mit erhöhter
Flexibilität oder der Bereich geringerer Materialstärke in einem Winkel (α) von zwischen
etwa 20° und etwa 70° zu einer Fußachse (F) erstreckt.
5. Skisprungstiefel (100) nach einem der Ansprüche 2-4, worin die Sohle (110) im Bereich
der räumlichen Trennung (170) bzw. des Bereichs mit erhöhter Flexibilität oder geringerer
Materialdicke selbst eine Trennung aufweist.
6. Skisprungstiefel (100) nach einem der Ansprüche 2-4, worin die Sohle (110) im Bereich
der räumlichen Trennung (170) bzw. des Bereichs mit erhöhter Flexibilität oder geringerer
Materialdicke selbst eine geringere Materialdicke oder ein Material mit erhöhter Flexibilität
aufweist.
7. Skisprungstiefel (100) nach einem der Ansprüche 1-3 oder 5-6, worin der Zehenteil
(131) und der Grundteil (132) miteinander flexibel verbunden sind.
8. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 7, worin der Zehenteil (131) und der Grundteil
(132) durch eine Schnürung (135) mit Ösen (134) im jeweiligen Teil miteinander flexibel
verbunden sind.
9. Skisprungstiefel (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche, worin der Schaft (120)
zumindest nach vorne in Richtung Zehen bzw. Fußrücken beweglich ausgebildet vorliegt.
10. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 9, worin die Bewegungsfreiheit des Schafts (120)
durch Begrenzungsmittel (128, 129) einstellbar ist.
11. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 9 oder 10, worin der Schaft (120) in einem unteren,
rückwärtigen Bereich, der sich im Wesentlichen im Bereich des Überganges zwischen
Achillessehne und Wadenmuskulatur befindet, eine Aussparung (125) aufweist, wobei
gleichzeitig ein oberer Teil (126) des Schafts (120) eine Wade eines Skispringers
vollständig umgibt.
12. Skisprungstiefel (100) nach Anspruch 10, worin eine sich nach oben erstreckende Verlängerung
(137) des Grundteils (132) den Bereich der Aussparung (125) zumindest teilweise überlappend
abdeckt.
13. Skisprungstiefel (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche, worin der Schaft (120)
im Bereich des Schienbeines eine Aussparung (124) aufweist, vorzugsweise worin der
Schaft (120) Befestigungsmittel (127) aufweist, die beidseitig der Aussparung (124)
angeordnet sind und die Aussparung zumindest teilweise überbrücken, so dass ein Schienbein
eines Skispringers in dem Schaft (120) gehalten werden kann.
14. Skisprungstiefel (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche, worin der Skisprungstiefel
(100) eine im Wesentlichen starre Außenhülle aufweist.
15. Skisprungstiefel (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche, worin mindestens die
Außenhülle des Skisprungstiefels (100) im Wesentlichen aus einem künstlichen Material,
bevorzugt aus Carbonfaserlaminat ausgebildet ist.