[0001] Die Erfindung betrifft ein Umformwerkzeug sowie ein Verfahren zur Herstellung von
Formbauteilen aus Metallplatinen, vorzugsweise aus Leichtmetall.
[0002] Temperierte Umformprozesse vergrößern das Grenzziehverhältnis bei Metallplatinen,
insbesondere bei Leichtmetallplatinen, beispielsweise Aluminiumplatinen. Darüber hinaus
ergibt sich einerseits ein Substitutionspotential für Leichtmetall gegenüber Stahlbauteilen.
Andererseits kann eine Gewichtsreduzierung durch Verringerung der Wandstärken erreicht
und der Montageaufwand durch Vermeidung mehrteiliger Bauteile reduziert werden.
[0003] Die
EP 1 601 478 B1 beschreibt das Tiefziehen von erwärmten Aluminiumplatinen in einem zumindest teilweise
auf 150 °C bis 350 °C erwärmtem Werkzeug in Anwesenheit eines mit den späteren Arbeitsgängen
kompatiblen Schmiermittels.
[0004] Die
DE 10 2006 046 305 A1 offenbart eine Vorrichtung zum mindestens partiellen Umformen von Blechen über die
Formgebungsgrenzen hinaus.
[0005] Die
DE 101 62 437 A1 erläutert ein Umformwerkzeug mit einer formgebenden Gravur zum Herstellen von Werkstücken
aus metallischen Werkstoffen, insbesondere Aluminium. Das Umformwerkzeug ist in Gravursegmenten
mit Gravurflächen unterteilt zum Einstellen unterschiedlicher Temperaturfelder.
[0006] Durch die
CH 657 548 A5 zählt ein Umformwerkzeug für isothermes Umformen von Metallen zum Stand der Technik.
Dieses besteht aus einem inneren Formkörper, dort als Gesenkkörper bezeichnet, einem
diesen unmittelbar umgebenden, ringförmig angeordneten, elektrisch und thermisch isolierenden
Keramikkörper, in welchem eine induktive Heizspule eingebettet ist, einem eine radiale
Vorspannung erzeugenden Presskörper sowie einem zwischen dem Keramikkörper und dem
Presskörper angeordneten ringförmigen Bauelement, welches der magnetischen Feldsteuerung
dient und als ringförmiger elektrischer Leiter zur Abschirmung oder als magnetisches
Segment bzw. magnetischer Ring zur Leitung des Magnetfeldes ausgebildet sein kann.
[0007] Die Formkörper von Warm- bzw. Halbwarmumformwerkzeugen sind im Betrieb hohen thermischen
und mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt. Dies gilt insbesondere für die mit den
umzuformenden Metallplatinen in Berührung kommenden Wirkflächen der Formkörper.
[0008] Ein weiteres Problem bei der Warm- oder Halbwarmumformung resultiert aus der thermischen
Ausdehnung der verschiedenen Werkstoffe, einerseits der Werkstoffe der umzuformenden
Metallplatinen und andererseits der Werkstoffe der Umformwerkzeuge. Infolge der thermischen
Ausdehnung kann es hier zur nachteiligen Beeinflussung des Umformvorgangs und der
herzustellenden Formbauteile kommen.
[0009] Zudem besteht schon bei der Aufheizung von Werkzeugteilen auf Betriebstemperatur
eine zwischen den verschiedenen Komponenten unterschiedliche Materialausdehnung, was
sich auch aus der Notwendigkeit ergibt, heiße, mit den zu formenden Bauteilen in Kontakt
stehende Komponenten, insbesondere hitzeempfindliche Komponenten, zu entkoppeln.
[0010] Die Erfindung zielt auf einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Prozesssicherheit
der Bauteilfertigung mit temperierten Werkzeugen ab.
[0011] Der Erfindung liegt daher, ausgehend vom Stand der Technik, die Aufgabe zugrunde,
eine anlagentechnisch und anwendungstechnisch verbesserte Umformvorrichtung und ein
Verfahren zur Herstellung von Formbauteilen aus Metallplatinen aufzuzeigen mit verbesserter
Wirtschaftlichkeit und Prozesssicherheit bei der Bauteilfertigung.
[0012] Der gegenständliche Teil der Aufgabe wird durch ein Umformwerkzeug gemäß Anspruch
1 gelöst.
[0013] Die Lösung des verfahrensmäßigen Teils der Aufgabe zeigt Anspruch 11 auf.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
abhängigen Ansprüche.
[0015] Das Umformwerkzeug zur Herstellung von Formbauteilen aus Metallplatinen weist ein
Werkzeugoberteil und ein Werkzeugunterteil auf. Das Werkzeugoberteil und das Werkzeugunterteil
umfassen beheizbare Formkörper, zwischen denen die Metallplatinen umgeformt werden.
Zumindest ein Formkörper im Werkzeugoberteil und/oder im Werkzeugunterteil ist in
einer Lagerung angeordnet, wobei die Lagerung derart ausgebildet ist, dass thermische
Ausdehnungen des Formkörpers während der Aufheizphase ermöglicht werden.
[0016] Die Erfindung zielt im Kern auf eine isotherme Umformung unter erhöhter Temperatur
ab. Hierbei ist eine gleichmäßige Temperatur von Werkzeug und Werkstück bzw. Metallplatine
in Funktion des Ortes und der Zeit für den gesamten Verformungsprozess angestrebt.
Im Rahmen der Erfindung ist unter Isotherm eine Temperatur mit der Genauigkeit von
+/- 25°C zu verstehen. Dies bedingt, dass das Werkzeug bzw. die Formkörper beheizt
werden. Demzufolge ist eine Heizeinrichtung vorgesehen, mittels der die Formkörper
auf die erforderliche Umformtemperatur erhitzt werden. Zur Sicherstellung der isothermen
Umformung wird das Umformwerkzeug bzw. die Formkörper homogen erwärmt und während
der Serienfertigung auf einer vorgewählten Umformtemperatur gehalten. Dies geschieht
durch geeignete geometrische Anordnung der Heizeinrichtung, insbesondere einer Widerstandserwärmungselemente,
zum Beispiel Heizpatronen, mit geeigneter Leistung und durch Einteilung bzw. Anordnung
einer Anzahl von Heizelementen in einem Regelkreis, die durch eine Wärmeverteilungssimulation
ermittelt werden. Alternativ kann vorgesehen werden, eine Regelung auf Basis der Erfassung
der Bauteiltemperatur während des Umformvorgangs durchzuführen. Die Temperaturdehnungen
der Formkörper und/oder der umzuformenden Metallplatinen werden in bzw. durch die
erfindungsgemäße Lagerung ermöglicht. Hierzu werden sowohl die Ausdehnung des Werkzeugstahls
der Formkörper als auch die umzuformende Metallplatine bei der geometrischen Auslegung
der Formkörper berücksichtigt. In diesem Zusammenhang ist besonders die Beachtung
der Wärmeausdehnungskoeffizienten der eingesetzten Werkstoffe des Formkörpers auf
der Einen und Formbauteil auf der Anderen Seite zu verstehen. Für die Praxis ist davon
auszugehen, dass eine thermische Ausdehnung in der Größenordnung bis zu mehreren Millimetern
ermöglicht werden muss.
[0017] Das erfindungsgemäße Umformwerkzeug und das erfindungsgemäße Verfahren erhöhen die
Wirtschaftlichkeit und Prozesssicherheit der Bauteilfertigung mit temperierten Werkzeugen.
Zudem wird erst dadurch die Anwendbarkeit und Dauerhaltbarkeit für einen Serienbetrieb
sichergestellt. Die Erfindung ermöglicht eine isotherme Warm- bzw. Halbwarmumformung
mit kurzen Zykluszeiten. Probleme aus der Wärmeausdehnungsdifferenz zwischen Werkzeugstahl
der Formkörper und dem Werkstoff der umzuformenden Metallplatine werden weitestgehend
eliminiert. Zudem kann der Materialeinsatz bei Reduzierung der Weiterbearbeitungskosten
auch bei anspruchsvollen Geometrien reduziert werden.
[0018] Vorzugsweise umfasst die Lagerung drei, insbesondere mindestens vier zueinander versetzte
Lager. Insbesondere sind die vier Lager auf einem Teilkreis um 90° zueinander versetzt.
Besonders vorteilhaft weist die Lagerung bzw. jedes Lager einen in einer Dehnungsnut
geführten Nutstein auf.
[0019] Am oberen Formkörper und am unteren Formkörper und/oder an einem Niederhalter sind
Führungssegmente vorgesehen, über welche der obere Formkörper und der untere Formkörper
und/oder der Niederhalter beim Umformvorgang relativ zueinander lageorientierbar sind.
[0020] Die Formkörper können massiv, also so genannte Monoblockkörper, sein. Im Rahmen der
Erfindung können die Formkörper auch vorteilhafter Weise segmentiert sein und aus
einzelnen Formkörpersegmenten zusammengesetzt sein. Dies verbessert die Montage und
ermöglicht auch eine leichte Austauschbarkeit der Formkörper bzw. einzelner Formkörpersegmente.
Im Rahmen der Erfindung kann auch zumindest ein Formkörpersegment relativ zu benachbarten
Formkörpersegmenten vertikal verlagerbar angeordnet sein.
[0021] Zur Temperierung der Formkörper ist eine Heizeinrichtung vorgesehen. Die Temperierung
kann vorzugsweise durch eine elektrische Widerstandserwärmung, beispielsweise über
Heizpatronen, oder auch induktiv mittels einer induktiven Heizspule erfolgen. Die
Heizeinrichtung kann als separate Werkzeugkomponente außen mit einer Fläche der Formkörper
mit diesen in Kontakt stehen. Die Heizeinrichtung oder Komponenten davon können auch
in die Formkörper integriert sein.
[0022] Die Warmformung von Stahlplatinen, insbesondere aus hochfesten Stählen, wird in einem
Temperaturbereich von 900 °C bis 1.250 °C durchgeführt.
[0023] Die Halbwarmumformung von Stahlblechplatinen erfolgt bei 650 °C bis 900 °C.
[0024] Die Halbwarmumformung von Leichmetallplatinen wird je nach Werkstoff bei einer Temperatur
zwischen 150 °C und 550 °C durchgeführt.
[0025] Hochfeste Aluminiumlegierungen der 7xxx-Reihe oder Magnesiumlegierungen besitzen
erst bei höheren Temperaturen ein nennenswertes Formänderungsvermögen, welches temperierte
Werkzeuge voraussetzt. Es hat sich gezeigt, dass Legierungen der 7xxx-Reihe bei höheren
Temperaturen ausreichend dehnbar sind, so dass sie in einem Umformwerkzeug warm umgeformt
werden können. Die erfindungsgemäße Lagerung trägt wesentlich zur Wirtschaftlichkeit
und Prozesssicherheit bei der Bauteilfertigung aus hochfesten Aluminiumlegierungen
bei.
[0026] Im Rahmen der Erfindung wird bei einer Aluminiumlegierung der 5xxx-Reihe eine Temperatur
zwischen 150 °C und 350 °C, vorzugsweise eine Temperatur zwischen 200 °C und 300 °C
als vorteilhaft angesehen. Hierzu weist das Umformwerkzeug eine Heizeinrichtung auf,
mittels der die Temperierung der Formbacken auf eine Temperatur von 150 °C bis 350
°C, vorzugsweise zwischen 200 °C und 300 °C erfolgt.
[0027] Vorzugsweise besteht die Metallplatine aus Leichtmetall, insbesondere aus Aluminium
oder einer Aluminiumlegierung, vorzugsweise aus einer naturharten Aluminiumlegierung
der 5xxxer Serie. Solche Werkstoffe der Al-Mg-Gruppe (5xxxer) sind beispielsweise
naturharte Aluminiumlegierungen Al-Mg3 (EN-AW 5754) oder Al-Mg4.5Mn (EN-AW 5083).
Durch die Verwendung von Leichtmetall, insbesondere Aluminium bzw. einer Aluminiumlegierung
sowie Magnesium bzw. einer Magnesiumlegierung wird dem Leichtbau Rechnung getragen.
[0028] Im Rahmen der Erfindung wird - wie bereits ausgeführt - eine isotherme Warm- bzw.
Halbwarmumformung angestrebt. Die Erfindung ermöglicht die Fertigung von Formbauteilen
mit nicht unterbrochenem Faserverlauf und engen Maßtoleranzen. Es sind hohe bis sehr
hohe Umformgrade realisierbar. Gleichzeitig ermöglicht die Erfindung niedrige Umformzeiten
und eine Vermeidung von verketteten Umform-Wiedererwärmungsprozessschritten. Die fertigen
Formbauteile haben weitgehend homogene mechanische Eigenschaften bei geringen Eigenspannungen
im fertigen Formbauteil, welche bei nachfolgenden Prozessschnitten, beispielsweise
einem Beschnitt, zu Problemen führen können. Nach dem Umformvorgang kann das Formbauteil
beschnitten werden, um überflüssiges Material zu entfernen. Vorteilhaft ist dabei
die Abkühlung des Formbauteils von dem Endbeschnitt.
[0029] Zur Unterstützung der isothermen Umformung sind die Formkörper unter Eingliederung
einer Isolierung im Werkzeugoberteil und/oder Werkzeugunterteil angeordnet. Durch
die Isolierung werden zudem die formgebenden Werkzeugkomponenten bzw. die Formkörper
von anderen Anlagenkomponenten und -aggregaten des Umformwerkzeugs thermisch entkoppelt.
Auf diese Weise wird eine Beeinträchtigung der Anlagenkomponenten und -aggregate durch
eine unzulässige Temperatureinwirkung vermieden und die Betriebssicherheit auch für
das Bedienpersonal gewährleistet.
[0030] Die Isolierung kann durch eine Kühlung unterstützt werden. Die Kühlung ist insbesondere
auf der dem Werkzeug abgewandten Seite der Isolierung angeordnet zwischen dem Grundkörper
des Werkzeugober- bzw. -unterteils.
[0031] Zweckmäßigerweise sind die Wirkflächen der Formkörper mit einer Beschichtung versehen.
Insbesondere ist die Beschichtung durch Nitrieren oder eine chemische bzw. physische
Schichtabscheidung aus der Gasphase (CVD bzw. PVD) ausgeführt. Eine Beschichtung in
Form einer DLC-Schicht (Diamond like Carbon) weist mindestens ebenso gute verschleiß-,
reibungs- und korrosionsmindernde Eigenschaften auf.
[0032] Zweckmäßiger Weise bestehen die Formkörper aus einem Werkzeugstahl, insbesondere
aus einem Chrom-haltigen Sonderstahl mit Zusätzen von Molybdän und Vanadium. Bevorzugt
kommt ein Werkzeugstahl für die Formkörper zur Anwendung, der, bezogen auf ein Halbwarmumformwerkzeug,
im Arbeitstemperaturbereich von 150 °C bis 400 °C einen möglichst geringen Anlasseffekt
zeigt.
[0033] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Formbauteils aus einer Metallplatine
sieht vor, dass eine Metallplatine auf eine Umformtemperatur erwärmt und in einem
Umformwerkzeug zwischen einem beheizten Formkörper eines Werkzeugoberteils und einem
beheizten Formkörper eines Werkzeugunterteils zum Formbauteil umgeformt wird. Beim
Umformvorgang werden thermische Ausdehnungen der Formkörper kompensiert.
[0034] Besonders effektiv werden Abmessungsveränderungen in Folge von thermischen Ausdehnungen
der Formkörper bei gleichzeitiger definierter Position der Formkörper im Werkzeugoberteil
bzw. Werkzeugunterteil ermöglicht.
[0035] Die Lagerung gibt den Formkörpern Freiheitsgrade in der zweidimensionalen Ebene der
Formkörper. Zudem sind die Formkörper durch die Lagerung gegen Verdrehung gesichert.
Die Lagerung fesselt so den/die Formkörper unter Gewährung einer thermischen Ausdehnung.
Hierbei hält die Lagerung einen fiktiven Fixpunkt des bzw. der Formkörper bei, ohne
die thermische Ausdehnung zu behindern. Der fiktive Fixpunkt der Lagerung befindet
sich hierbei idealer Weise nahe des Masse-Schwerpunkts der Formkörper.
[0036] In einem vorteilhaften Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Formbauteil, insbesondere
ein Automobilbauteil, welches durch das Verfahren gemäß dieser Erfindung geformt wird.
Insbesondere handelt es sich um ein Formbauteil ausgewählt aus der Gruppe: Stoßfänger,
Türaufprallträger, Dachholm, Seitenholm, Instrumententafelträger, A-, B-, C- oder
D-Säulen, Säulenverstärkung, Getriebetunnel und Schweller oder Schweller-Verstärkungen.
[0037] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- in technisch vereinfachter Darstellungsweise ein erfindungsgemäßes Umformwerkzeug
in einer vertikalen Schnittdarstellung;
- Figur 2
- das Schema einer erfindungsgemäßen Lagerung in einer Draufsicht;
- Figur 3
- schematisiert eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Umformwerkzeugs
und
- Figur 4
- schematisiert eine dritte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Umformwerkzeugs.
[0038] In den Figuren 1 bis 4 sind einander entsprechende Bauteile bzw. Bauteilkomponenten
mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0039] In den Figuren 1, 3 und 4 ist jeweils ein Umformwerkzeug 1A, 1 B, 1C dargestellt.
Jedes Umformwerkzeug 1A, 1B, 1C weist ein Werkzeugunterteil 2 und ein Werkzeugoberteil
3 auf. Das Werkzeugunterteil 2 und das Werkzeugoberteil 3 sind relativ zueinander
verlagerbar. Im Werkzeugunterteil 2 ist ein beheizbarer unterer Formkörper 4 und im
Werkzeugoberteil 3 ist ein beheizbarer oberer Formkörper 5 integriert. Zwischen dem
unteren Formkörper 4 und dem oberen Formkörper 5 ist ein Formraum 6 ausgebildet.
[0040] Das Werkzeugunterteil 2 und das Werkzeugoberteil 3 weisen jeweils einen Grundkörper
7 bzw. 8 auf, in dem der untere Formkörper 4 bzw. der obere Formkörper 5 aufgenommen
ist. Die Beheizung der Formkörper 4, 5 erfolgt über eine Heizeinrichtung 9. Bei dem
Umformwerkzeug 1C gemäß der Figur 4 ist die Heizeinrichtung 9 in die Formkörper 4
bzw. 5 integriert. Die zum Grundkörper 7, 8 gerichteten Flächen der Formkörper 4,
5 bzw. der Heizeinrichtung 9 sind von einer Isolierung 10 umgeben. Die Isolierung
10 trägt zur Unterstützung einer isothermen Umformung bei. Zudem schützt die Isolierung
10 benachbarte Anlagenkomponenten und Aggregate der Umformwerkzeuge 1A, 1B, 1C gegen
nachteilige Temperatureinflüsse.
[0041] Jeweils zwischen der Isolierung 10 und dem Grundkörper 7 bzw. 8 ist eine Kühlung
11 integriert mit Kühlkomponenten, die die Ableitung von Restwärme aus den beheizten
Formkörpern 4, 5 sicherstellen.
[0042] Man erkennt, dass die Formkörper 4, 5 segmentiert sind und aus einzelnen Formkörpersegmenten
12, 13, 14, 15 gebildet sind. Die Wirkflächen der Formkörper 4, 5 bzw. der Formkörpersegmente
12, 13, 14, 15 sind mit einer Beschichtung versehen. Eine solche Beschichtung kann
zum Beispiel nitriert sein oder als DLC-Schicht ausgeführt sein. Die Beschichtung
ist vorteilhaft aufgrund der hohen Reaktionsneigung zwischen den Formkörpern 4, 5,
die aus Stahl bestehen, und stellt zudem eine hohe Oberflächenqualität der Formbauteile
in der Serie sicher.
[0043] Im Werkzeugunterteil 2 ist des Weiteren ein Niederhalter 16 integriert, der dem unteren
Formkörper 4 zugeordnet ist und diesen umschließt. Der Niederhalter 16 ist separat
zum Werkzeugunterteil 2 bzw. zum unteren Formkörper 4 vertikal verlagerbar. Für die
Linearverlagerung ist ein Kolben-Zylinder-System 17 vorgesehen.
[0044] Die Figuren 1, 3 und 4 zeigen jeweils das Umformwerkzeug 1A, 1B, 1C in geöffneter
Stellung. Beim Umformvorgang werden das Werkzeugoberteil 3 und das Werkzeugunterteil
2 relativ zueinander bewegt und geschlossen. Am Werkzeugunterteil 2 und am Werkzeugoberteil
3 sind Führungselemente 18, 19 vorgesehen, die eine lineare Bewegung von Werkzeugoberteil
3 und Werkzeugunterteil 2 zueinander sicherstellen. Im den hier dargestellten Ausführungsbeispielen
sind die Führungselemente 18, 19 durch einen Stangenkörper am Grundkörper 7 des Werkzeugunterteils
2 und eine entsprechende Aufnahme im Grundkörper 8 des Werkzeugoberteils 3 gebildet.
[0045] Weiterhin erkennt man in den Figuren 3 und 4 bei den Umformwerkzeugen 1 B bzw. 1C,
dass am oberen Formkörper 5 und am unteren Formkörper 4 bzw. dem Niederhalter 16,
der dem unteren Formkörper 4 zugeordnet ist, Führungselemente 20, 21 vorgesehen sind,
über welche der obere Formkörper 5 und der untere Formkörper 4 bzw. der Niederhalter
16 beim Umformvorgang relativ zueinander lageorientierbar sind.
[0046] Die Führungselemente 20 am oberen Formkörper 5 werden durch leicht konische Zapfen
gebildet, die beim Schließvorgang des Umformwerkzeugs 1 B, 1C in die durch Aufnahmen
gebildeten Führungselemente 21 am unteren Formkörper 4 eingreifen. Die Aufnahmen 21
sind im äußeren Formkörpersegment 15 vorgesehen, welches Bestandteil des Niederhalters
16 bildet. Zum Umformen einer Metallplatine wird diese auf eine Umformtemperatur erwärmt
und in den Formraum 6 zwischen unterem Formkörper 4 und oberen Formkörper 5 eingelegt.
Das Umformwerkzeug 1A, 1B, 1C befindet sich in der in den Figuren 1, 3 und 4 dargestellten
Offenstellung. Der Niederhalter 16 befindet sich in der dargestellten Bereitschaftsposition,
die gegenüber dem unteren Formkörper 4 in Bildebene nach oben verlagert ist.
[0047] Zum Umformen wird das Werkzeugoberteil 3 nach unten verlagert. Hierbei kommen die
Führungselemente 18, 19 zwischen dem Werkzeugoberteil 3 und dem Werkzeugunterteil
2 zum Eingriff. Des Weiteren bewegen sich die Führungselemente 20 in Form der Zapfen
am oberen Formkörper 5 in die Führungselemente 21 in Form der Aufnahmen am Niederhalter
16. Hierdurch wird der Niederhalter 16 fixiert. Bei der Abwärtsbewegung des Werkzeugoberteils
3 gelangt die eingelegte Metallplatine zunächst mit dem oberen Formkörper 5 in Kontakt
und wird zwischen dem oberen Formkörper 5 und dem Niederhalter 16 eingespannt. Bei
der weiteren Abwärtsbewegung wird aus der Metallplatine im Formraum 6 zwischen dem
unteren Formkörper 4 und dem oberen Formkörper 5 ein Formbauteil geformt.
[0048] Durch die Erwärmung der Formkörper 4, 5 auf Umformtemperatur kommt es zu einer thermischen
Ausdehnung der Formkörper 4, 5. Auch die Metallplatine ist auf Umformtemperatur erwärmt
und dehnt sich hierdurch aus. Zumindest ein Formkörper 4, 5 im Werkzeugoberteil 3
und/oder im Werkzeugunterteil 2 ist in einer Lagerung 22 angeordnet. Die Lagerung
22 ist derart ausgebildet, dass thermische Ausdehnungen des Formkörpers 4 bzw. 5 beim
Umformvorgang kompensiert werden. In den hier dargestellten Ausführungsbeispielen
gemäßen der Figuren 1, 3 und 4 ist die Lagerung 22 dem unteren Formkörper 4 zugeordnet.
[0049] Die Lagerung 22 umfasst, wie in der Figur 2 zu erkennen, vier Lager 23 - 26 in einer
Kreuzanordnung, die auf einem Teilkreis von 90° zueinander versetzt angeordnet sind.
Jedes Lager 23 - 26 weist eine Dehnungsnut 27 und einen Nutstein 28 auf. Der Nutstein
28 ist in der Dehnungsnut 27 geführt. Die Dehnungsnut ermöglicht dabei die ungehinderte
Dehnung des Formkörpers während der Aufheiz- oder Abkühlphase des Werkzeuges.
[0050] Bei den Umformwerkzeugen 1A und 1B ist der Nutstein 28 an der unteren Wärmeplatte
29 der Heizeinrichtung 9 festgelegt, wohingegen die Dehnungsnut 27 Bestandteil eines
Nutkörpers 30 ist, welcher an der unteren Kühlplatte 31 der Kühlung 11 befestigt ist.
[0051] Bei dem Umformwerkzeug 1C, wie in der Figur 4 dargestellt, ist der Nutstein 28 unmittelbar
am unteren Formkörper 4 festgelegt. Der Nutkörper 30 ist auf der Kühlplatte 31 der
Kühlung 11 angeordnet und gefügt.
[0052] Grundsätzlich kann der Nutkörper auch direkt am Grundkörper 7, 8 festgelegt sein.
In diesem Falle ist dann die Kühlung 11 im Grundkörper 7, 8 integriert.
[0053] Durch die Lagerung 22 werden thermische Ausdehnungen der Formkörper 4, 5 definiert
kompensiert. Auch die durch eine Krafteinleitung in Folge einer thermischen Ausdehnung
der umzuformenden Metallplatine resultierenden Bewegungen werden durch die Lagerung
22 ausgeglichen. Die Lagerung 22 fesselt den Formkörper 4 in der Ebene (x - y). Zudem
wird eine Verdrehung der Formkörper 4, 5 verhindert. Die Lagerung 22 gewährleistet,
dass ein fiktiver Fixpunkt FP des bzw. der Formkörper 4, 5 beibehalten wird, ohne
dass die thermische Ausdehnung der Formkörper 4, 5 behindert wird. Idealerweise liegt
der Fixpunkt FP nahe des Masseschwerpunkts der Formkörper 4, 5.
Bezugszeichen:
[0054]
- 1A -
- Umformwerkzeug
- 1B -
- Umformwerkzeug
- 1C -
- Umformwerkzeug
- 2 -
- Werkzeugunterteil
- 3 -
- Werkzeugoberteil
- 4 -
- Formkörper
- 5 -
- Formkörper
- 6 -
- Formraum
- 7 -
- Grundkörper
- 8 -
- Grundkörper
- 9 -
- Heizeinrichtung
- 10 -
- Isolierung
- 11 -
- Kühlung
- 12 -
- Formkörpersegment
- 13 -
- Formkörpersegment
- 14 -
- Formkörpersegment
- 15 -
- Formkörpersegment
- 16 -
- Niederhalter
- 17 -
- Kolben-Zylinder-System
- 18 -
- Führungselement
- 19 -
- Führungselement / Aufnahme
- 20 -
- Führungselement
- 21 -
- Führungselement / Aufnahmen
- 22 -
- Lagerung
- 23 -
- Lager
- 24 -
- Lager
- 25 -
- Lager
- 26 -
- Lager
- 27 -
- Dehnungsnut
- 28 -
- Nutstein
- 29 -
- Wärmeplatte
- 30 -
- Nutkörper
- 31 -
- Kühlplatte
- FP -
- fiktiver Fixpunkt
1. Umformwerkzeug zur Herstellung von Formbauteilen aus Metallplatinen, vorzugsweise
aus Leichtmetall, welches ein Werkzeugoberteil (3) und ein Werkzeugunterteil (2) aufweist,
wobei das Werkzeugoberteil (3) und das Werkzeugunterteil (2) beheizbare Formkörper
(4, 5) umfassen, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Formkörper (4, 5) im Werkzeugoberteil (3) und/oder im Werkzeugunterteil
(2) in einer Lagerung (22) angeordnet ist, wobei die Lagerung (22) derart ausgebildet
ist, dass thermische Ausdehnungen des Formkörpers (4, 5) beim Aufheizvorgang ermöglicht
werden.
2. Umformwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerung (24) zumindest drei, vorzugsweise mindestens vier, zueinander versetzte
Lager (23 - 26) umfasst.
3. Umformwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerung (22) einen in einer Dehnungsnut (27) geführten Nutstein (28) aufweist.
4. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass am oberen Formkörper (4, 5) und am unteren Formkörper (4, 5) und/oder an einem Niederhalter
(16) Führungselemente (18, 19, 20, 21) vorgesehen sind, über welche der obere Formkörper
(4, 5) und der untere Formkörper (4, 5) und/oder der Niederhalter (16) beim Umformvorgang
relativ zueinander lageorientierbar sind.
5. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Formkörper (4, 5) segmentiert ist/sind.
6. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Heizeinrichtung (9) vorgesehen ist zur Temperierung der Formkörper (4, 5) auf
eine Temperatur von 150 °C bis 350 °C, vorzugsweise auf eine Temperatur von 200 °C
bis 300 °C.
7. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Formkörper (4, 5) unter Eingliederung einer Isolierung (10) im Werkzeugoberteil
(3) und/oder im Werkzeugunterteil (2) angeordnet sind.
8. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkflächen der Formkörper (4, 5) eine Beschichtung ( ) aufweisen.
9. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kühlung (11) vorgesehen ist.
10. Umformwerkzeug nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Formkörper (4, 5, 6) aus einem Werkzeugstahl bestehen, insbesondere aus einem
Chrom-haltigen Sonderstahl mit Zusätzen von Molybdän und Vanadium.
11. Verfahren zur Herstellung von Formbauteilen aus einer Metallplatinen, vorzugsweise
aus einer Leichtmetallplatine, bei welchem die Metallplatine auf eine Umformtemperatur
erwärmt und in einem Umformwerkzeug zwischen einem beheizten Formkörper (4, 5) eines
Werkzeugoberteils (3) und einem beheizten Formkörper (4, 5) eines Werkzeugunterteils
(2) zum Formbauteil umgeformt wird, dadurch gekennzeichnet, dass beim Aufheizvorgang eine thermische Ausdehnung der Formkörper (4, 5, 6) ermöglicht
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass Abmessungsveränderungen der Formkörper (4, 5) in Folge der thermischen Ausdehnung
bei definierter Position der Formkörper (4, 5) im Werkzeugoberteil (3) und/oder Werkzeugunterteil
(2) ermöglicht werden.