(19)
(11) EP 2 549 221 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.01.2013  Patentblatt  2013/04

(21) Anmeldenummer: 12004820.2

(22) Anmeldetag:  28.06.2012
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F42B 12/40(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 20.07.2011 DE 102011107960

(71) Anmelder: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
29345 Unterlüss (DE)

(72) Erfinder:
  • Guth, Sven
    79395 Neuenburg (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Munition


(57) Die Erfindung betrifft eine Munition, insbesondere eine Übungsmunition (1) mit einem eine Geschosshülle (3) aufweisenden Geschosskörper (2), der eine vorzugsweise in der Luft explodierbare Ladung (5) enthält.
Um zu erreichen, dass die Markierung eines Luftsprengpunktes -oder falls gewünscht, eines Aufschlagpunktes des Geschosskörpers (2) auf ein Ziel- über einen längeren Zeitraum deutlich sichtbar ist, schlägt die Erfindung vor, zur Markierung des Luftsprengpunktes oder des Aufschlagpunktes einen Markierstoff (10) zu verwenden. Hierzu umfasst die Geschosshülle (3) einen zentral angeordneten zylinderförmigen Block (4) mit einem eine Ladung (5) enthaltenden zentralen Ladungsraum (6), wobei der zylinderförmige Block (4) mindestens eine sich von dem Ladungsraum (6) radial bis zu dem äußeren Umfang des zylinderförmigen Blockes (4) erstreckende Druckentlastungsbohrung (8) aufweist. Der äußere Umfang des zylinderförmigen Blockes (4) ist ringförmig von einem Behälter (9) mit dem Markierstoff (10) umgeben, so dass nach Zündung der Ladung (5) der über die Druckentlastungsbohrung (8) auf den Markierstoff-Behälter (9) wirkende Gasdruck diesen sowie die sich außenseitig an den Markierstoff-Behälter (9) anschließende Geschosshülle (3) zerlegt und der Markierstoff (10) dadurch aus dem Geschosskörper (2) ausbringbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Munition bzw. Übungsmunition, insbesondere eine aus Handfeuerwaffen verschießbare Übungsmunition im vorzugsweise mittleren Kaliber, mit einem eine Geschosshülle aufweisenden Geschosskörper. Dieser enthält eine vorzugsweise in der Luft explodierbare Ladung und / oder Wirkladung.

[0002] Bei Handfeuerwaffen, mit denen Übungsmunition mit mittlerem Kaliber verschießbar sind, handelt es sich beispielsweise um Panzerfäuste oder Gewehre mit entsprechenden Zusatzeinrichtungen zum Verschießen derartiger Munition. Alternativen sind beispielsweise 40 mm Granatwerfer.

[0003] Bei in der Luft explodierender Munition (üblicherweise auch als Air Burst Munition oder ABM bezeichnet) erfolgt eine Zerlegung des Geschosskörpers bereits vor dem Ziel, sodass im Bereich des jeweiligen Luftsprengpunktes eine Wolke von Splittern oder Submunition erzeugt wird. Für Übungszwecke wird die Air Burst Munition durch Munition ersetzt, bei der zur Markierung des Luftsprengpunktes eine Ladung zur Erzeugung eines Blitzes und gegebenenfalls auch eines Knalles gezündet wird. Allerdings ist der Luftsprengpunkt bei Verwendung bekannter Übungsmunition für den Schützen nur kurzzeitig und häufig relativ undeutlich sichtbar.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe und das Ziel zugrunde, insbesondere eine Übungsmunition der eingangs erwähnten Art anzugeben, bei der eine Markierung des Luftsprengpunktes oder, falls gewünscht, eine Markierung eines Aufschlagpunktes des Geschosskörpers auf ein Ziel, über einen gegenüber bekannter Übungsmunition längeren Zeitraum deutlich sichtbar ist.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

[0006] Die Erfindung beruht im Wesentlichen auf dem Gedanken, zur Markierung des Luftsprengpunktes einen vorzugsweise farbigen Markierstoff zu verwenden. Diese sollte der dann bevorzugt langsam zum Boden niedersinken können und / oder auch auf dem Aufschlagpunkt länger sichtbar sein.

[0007] Bekannt sind bereits Markierungspatronen beispielsweise aus der EP 1 735 582 B1, die den Aufschlagpunkt markieren. Eine weitere patronierte Übungsmunition mit Markierungsaufgabe ist der DE 10 2004 017 464 A1 entnehmbar. Nach Aufschlag derartiger Munitionen wird ein Markierungsgemisch freigesetzt, das beispielsweise einen Nebel im sichtbaren oder auch nicht sichtbaren Bereich erzeugt, eine Farbmarkierung bewirkt oder am Aufschlagpunkt eine Wärmebild schafft (WO 2011/011217 A1, WO 2011/019695 A1). Die DE 10 2007 034 546 A1 beschäftigt sich mit einer Zielmarkierungsmunition, deren im Ogivenbereich befindliche Behälter einen Markierungsstoff beinhaltet. Damit der Markierungsstoff nach Aufschlag der Munition austreten kann, wird ein Überdruck erzeugt, beispielsweise durch eine Gaskartusche mit Auslösemechanismus. Eine weitere Munition zur Farbmarkierung beschreibt die EP 0 890 819 A. Dieser sind diverse Markierungsgemische entnehmbar. Aus der DE 30 31 369 C3 ist zudem ein Geschosskörper bekannt, welcher eine in der Luft explodierende Ladung aufweist.

[0008] Um eine Markierung in der Luft zu realisieren, umfasst die Geschosshülle des Geschosskörpers einen zentral angeordneten zylinderförmigen Block mit einem eine Ladung enthaltenden zentralen Ladungsraum. Der zylinderförmige Block weist mindestens eine sich von dem Ladungsraum radial bis zu dem äußeren Umfang des Blockes erstreckende Druckentlastungsbohrung auf, vorzugsweise jedoch mehrere. Diese sind über den Umfang gleichmäßig verteilt angeordnet und erstrecken sich radial nach außen. Der äußere Umfang des zylinderförmigen Blockes ist vorzugsweise ringförmig von einem Behälter mit einem Markierstoff umgeben. Nach Zündung der Ladung zerlegt der über die Entlastungsbohrung auf den Markierstoff-Behälter wirkende Gasdruck diesen sowie die sich außenseitig an den Markierstoff-Behälter anschließende Geschosshülle. Dadurch wird der Markierstoff aus dem Geschosskörper ausgebracht. Der Behälter kann auch durch mehrere umfangsseitig in Längsrichtung des Blockes gesehen untereiander oder übereinander angebrachte Teilbehältern bestehen, die dann auch unterschiedliche Markierungsstoffe enthalten können.

[0009] Vorzugsweise wird die Ladung der Munition derart gewählt, dass zusätzlich zu dem Ausbringen des Markierstoffes bei Erreichen des Luftsprengpunktes auch ein Knall und/oder ein Blitz erzeugt werden kann. Damit wird eine visuelle, als auch akustische Signatur des Luftsprengpunktes insbesondere für schultergeschossene Waffen im Airburst geschaffen.

[0010] Vorzugsweise besteht der zylinderförmige Block aus einem Material wie Kunststoff, da er sich in diesem Fall besonders leicht und kostengünstig (etwa als Spritzgussteil) herstellen lässt. Allerdings sollte es sich um ein Material bzw. um einen Kunststoff handeln, der bei der Explosion der Ladung nicht selbst zerstört wird, damit der Markierstoff definiert aus dem Geschoßkörper ausgebracht werden kann. Um ein homogenes Ausbringen des Markierungsstoffes zu erreichen, kann es ferner vorteilhaft sein, wenn die der Geschosshülle zugewandte Außenwand des Markierstoff-Behälters, und gegebenenfalls auch die Geschosshülle, mit Sollbruchstellen versehen ist (sind).

[0011] Um also zu erreichen, dass die Markierung eines Luftsprengpunktes -oder falls gewünscht, eines Aufschlagpunktes des Geschosskörpers auf ein Ziel- über einen längeren Zeitraum deutlich sichtbar ist, wird zur Markierung des Luftsprengpunktes oder des Aufschlagpunktes ein Markierstoff verwendet, der einen zentral angeordneten zylinderförmigen Block mit einer Ladung enthält. Der zylinderförmige Block weist dafür mindestens eine sich vom Ladungsraum radial bis zu dem äußeren Umfang des zylinderförmigen Blockes erstreckende Druckentlastungsbohrung auf. Nach Zündung der Ladung wirkt ein Gasdruck über die Druckentlastungsbohrung(en) auf den Markierstoff-Behälter, wodurch die sich außenseitig an den Markierstoff-Behälter anschließende Geschosshülle zerlegt und der Markierstoff dadurch aus dem Geschosskörper ausbringbar ist. Die Menge des ausbringbaren Markierstoffs ist einerseits durch den Querschnitt der Druckentlastungsbohrungen einstellbar bzw. beeinflussbar. Andererseits beeinflusst auch die Menge des Markierstoffs die Zeitdauer.

[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden, anhand einer Figur erläuterten Ausführungsbeispiel. In der Figur ist schematisch der Längsschnitt einer erfindungsgemäßen (Übungs-) Munition 1 dargestellt, bei der es sich beispielsweise um eine aus einem Granatwerfer verschießbare 40 mm (Übungs-) Granate handelt. Die Munition 1 umfasst einen Geschosskörper 2 mit Geschosshülle 3, die durch gestrichelte Linien angedeutet sind. Die Geschosshülle 3 umfasst ferner einen zentral angeordneten zylinderförmigen Block 4 aus bevorzugt Kunststoff. Dieser beinhaltet einen eine Ladung 5 aufnehmenden zentralen Ladungsraum 6. Bei der Ladung 6 kann es sich um eine Knall-Blitz-Ladung handeln. Die Ladung 5 ist über einen Kanal 7 von einer nicht dargestellten Zündladung zündbar. Außerdem weist der zylinderförmige Block 4 eine, vorzugsweise jedoch mehrere, über den Umfang gleichmäßig verteilt angeordnete, sich von dem Ladungsraum 6 radial nach außen erstreckende Druckentlastungsbohrungen 8 auf. Der äußere Umfang des zylinderförmigen Blockes 4 ist ringförmig von einem Behälter 9 aus bevorzugt Kunststoff umgeben, der einen Markierstoff 10 enthält. Die der Geschosshülle 3 zugewandte Außenwand 11 des Markierstoff-Behälters 9 ist zudem bevorzugt mit sich in Richtung der Längsachse 100 der Munition 1 erstreckenden Sollbruchstellen versehen (nicht weiter dargestellt).

[0013] Vor oder bei dem Abschießen der Übungsmunition 1 wird ein bodenseitig in der Munition 1 angeordneter Zeitzünder (nicht dargestellt) derart programmiert, dass die Ladung 5 bereits in der Luft, also (weit) vor einem Auftreffen des Geschosskörpers 2 auf einem Ziel gezündet wird. Der dadurch in den Druckentlastungsbohrungen 8 entstehende Druck sorgt dafür, dass der Markierstoff-Behälter 9 (in der Luft) bricht und die Geschosshülle 3 reißt. Dadurch wird der Markierstoff 10 nach außen geschleudert und der Luftsprengpunkt für den nicht näher dargestellten Schützen deutlich sichtbar. Gleichzeitig kann der entsprechende Schütze ein durch die Ladung 5 verursachtes Lichtsignal (Blitz) und kurz darauf ein akustisches Signal (Knall) wahrnehmen, wenn die Ladung 5 diese Wirkmittel enthält. Sind Sollbruchstellen eingebunden, erfolgt das Brechen des Behälters 9 und / oder der Geschosshülle 3 entlang der Sollbruchstellen. Soll hingegen eher der Aufschlagpunkt der Munition 1 länger markiert und auch länger sichtbar sein, ist es vorgesehen, dass die Zündung der Ladung 5 kurz vor dem Auftreffen erfolgt. Die Funktionsweise ist dann ebenfalls wie beschrieben.

[0014] Nicht näher dargestellt aber leicht vorstellbar ist die Möglichkeit, mehrere Behälter in Richtung der Längsache 100 gesehen umfangsseitig anzuordnen. Diese können dann auch unterschiedliche Markierungsstoffe (Farben etc.) beinhalten. Dabei ist sicherzustellen, dass der jeweilige Behälter mit wenigstens einer der Druckentlastungsbohrungen 8 zusammenspielt.

[0015] Die Erfindung ist zudem selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann es sich bei der Übungsmunition statt um Granatwerfer-Munition auch um aus anderen Waffen verschießbare Munition handeln.

Bezugszeichenliste



[0016] 
1
(Übungs-) Munition
2
Geschosskörper
3
Geschosshülle
4
zylinderförmiger Block
5
Ladung, Knall-Blitz-Ladung
6
Ladungsraum
7
Kanal
8
Druckentlastungsbohrung
9
Behälter, Markierstoff-Behälter
10
Markierstoff
11
Außenwand
100
Längsachse



Ansprüche

1. Munition (1), insbesondere Übungsmunition, mit einem eine Geschosshülle (3) aufweisenden Geschosskörper (2), mit den Merkmalen:

a) die Geschosshülle (3) umfasst einen bevorzugt zentral angeordneten Ladungsraum (6) mit Ladung (5),

b) der Ladungsraum (6) ist in einem Behälter (4) eingebunden,

c) der Behälter (4) weist zumindest eine radial bis zu dem äußeren Umfang erstreckende Druckentlastungsbohrung (8) auf,

d) der äußere Umfang des Behälter (4) ist von wenigstens einem weiteren Behälter (9) mit einem Markierstoff (10) umgeben,

e) nach Zündung der Ladung (5) zerlegt der über die Druckentlastungsbohrung (8) auf den Behälter (9) wirkende Gasdruck diesen sowie die sich außenseitig an den Behälter (9) anschließende Geschosshülle (3), sodass der Markierstoff (10) aus dem Geschosskörper (2) ausbringbar ist.


 
2. Munition nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (4) mehrere, über den Umfang gleichmäßig verteilt angeordnete, sich radial nach außen erstreckende Druckentlastungsbohrungen (8) aufweist.
 
3. Munition nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (4) ein zylinderförmiger Block ist.
 
4. Munition nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zylinderförmige Block (4) bevorzugt aus Kunststoff besteht.
 
5. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine der Geschosshülle (3) zugewandte Außenwand (11) des Behälters (9) mit insbesondere längsseitig verlaufenden Sollbruchstellen versehen ist.
 
6. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass in die Geschosshülle (3) insbesondere längsseitig Sollbruchstellen eingebracht sind.
 
7. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (9) bevorzugt aus Kunststoff besteht.
 
8. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Ladung (5) um eine Wirkladung.
 
9. Munition nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass mit der Wirkladung sowohl ein akustisches Signal als auch ein Lichtsignal erzeugbar sind.
 
10. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Ladung (5) eine vorzugsweise in der Luft explodierbare Ladung (5) enthält.
 
11. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (4) ringförmig ausgebildet ist.
 
12. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass in Richtung der Längsachse (100) der Munition (1) gesehen mehrere Behälter eingebunden sind, die verschiedene Markierungsstoffe enthalten können.
 
13. Munition nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass durch den Querschnitt, wie Form und Größe, der Druckentlastungsbohrung(en) (8) die Menge des über die Zeit ausbringbaren Markierstoffs (10) einstellbar ist.
 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente