[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Druckstickstoff und Drucksauerstoff
durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0003] Das Destilliersäulen-System der Erfindung kann als Zwei-Säulen-System (zum Beispiel
als klassisches Linde-Doppelsäulensystem) ausgebildet sein, oder auch als Drei- oder
Mehr-Säulen-System. Es kann zusätzlich zu den Kolonnen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
weitere Vorrichtungen zur Gewinnung hochreiner Produkte und/oder anderer Luftkomponenten,
insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine Argongewinnung und/oder
eine Krypton-Xenon-Gewinnung.
[0004] Unter "Druckprodukt" (Drucksauerstoffprodukt, Druckstickstoffprodukt) wird hier das
Endprodukt einer Luftzerlegungsanlage verstanden, das unter einem Druck steht, der
mindestens 0,5 bar über dem Atmosphärendruck liegt und insbesondere mindestens 2 bar
beträgt.
[0005] "Unreinstickstoff" bezeichnet hier eine Fraktion, die mindestens 80 % Stickstoff
enthält. Diese und alle weiteren Prozentangaben sind als molare Mengen zu verstehen.
[0006] Der "Hauptwärmetauscher" dient zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem Wärmeaustausch
mit Rückströmen aus dem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
(oder aus weiteren Säulen). Der Hauptwärmetauscher kann aus einem oder mehreren parallel
und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet sein, zum Beispiel
aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken.
[0007] Als "Kondensator-Verdampfer" wird ein Wärmetauscher bezeichnet, in dem ein erster
kondensierender Fluidstrom in indirekten Wärmeaustausch mit einem zweiten verdampfenden
Fluidstrom tritt. Jeder Kondensator-Verdampfer weist einen Verflüssigungsraum und
einen Verdampfungsraum auf, die aus Verflüssigungspassagen beziehungsweise Verdampfungspassagen
bestehen. In dem Verflüssigungsraum wird die Kondensation (Verflüssigung) eines ersten
Fluidstroms durchgeführt, in dem Verdampfungsraum die Verdampfung eines zweiten Fluidstroms.
Verdampfungs- und Verflüssigungsraum werden durch Gruppen von Passagen gebildet, die
untereinander in Wärmeaustauschbeziehung stehen.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere geeignet für Anlagen zur gleichzeitigen
Erzeugung von Drucksauerstoff und großen Mengen an Druckstickstoff; zum Beispiel werden
50 bis 70 % der Gesamtluftmenge als Druckstickstoff gewonnen. Es können auch mehrere
Druckstickstoff-Fraktionen bei unterschiedlichen Drücken erzeugt werden, wenn diese
von Stickstoff-Verbraucher benötigt werden, wie es beispielsweise bei IGCC-Anlagen
(Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk mit integrierter Kohle- oder Schwerölvergasung)
vorkommt.
[0009] In diesem Fall kann es sich lohnen, den Gesamtdruckniveau des Destilliersäulen-Systems
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung zu erhöhen und die Niederdrucksäule mit mehr als
2 bar, insbesondere 2 bis 10 bar, beispielsweise 3 bis 5 bar zu betreiben. Der Druck
in der Hochdrucksäule (und in der Mitteldrucksäule, falls das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung als Drei-Säulen-System ausgestaltet ist) muss entsprechend
angepasst werden (Hochdrucksäulendruck = etwa 4 ● Niederdrucksäulendruck ^ 0,8). Alle
Hardware-Komponenten wie Trennkolonnen und Wärmetauscher können dann etwas kompakter
und daher kostengünstiger gestaltet werden. Außerdem ergibt sich ein energetischer
Vorteil, weil die Temperaturprofile im Hauptwärmetauscher günstiger sind und das Druckverhältnis
zwischen Hochdrucksäule und Niederdrucksäule-Druck kleiner wird.
[0010] Auch der üblicherweise als Restgas bezeichnete Unreinstickstoffstrom (10 bis 30 %
der Gesamtluftmenge) weist am Austritt aus dem Destilliersäulen-System den erhöhten
Druck auf, unter dem die Niederdrucksäule betrieben wird. Um das Verfahren möglichst
effizient zu gestalten, sollte Energie dieses Gases in der Anlage verwertet werden.
Die konventionelle Lösung besteht darin, dass das Restgas in einem Wärmetauscher angewärmt
wird, danach in einer Turbine (Restgasturbine) auf einen entsprechenden niedrigen
Druck entspannt wird. Dabei kühlt sich das Restgas ab. Das kalte Restgas wird wieder
durch den Hauptwärmetauscher geleitet und kühlt dabei wärmere Ströme ab. Derartige
Prozesse sind aus
EP 384483 B1 (
US 5036672) oder
US 3886758 bekannt.
[0011] Der Nachteil dieser Lösung besteht darin, dass eine Turbine zum Entspannen von Restgas
benötigt wird. Da relativ große Gasmengen von relativ niedrigem Druck auf einen ganz
niedrigen Druck entspannt werden, ist diese Turbine in der Regel groß und deswegen
teuer. Auch die Gesamtverfügbarkeit der Anlage wird durch diese Turbine beeinflusst,
da die Verfügbarkeit der Turbine nicht so hoch ist, verglichen mit typischen Apparaten
wie Trennkolonne oder Wärmetauscher.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art und eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, die wirtschaftlich besonders günstig
sind und insbesondere bei relativ geringem Energieverbrauch relativ niedrige Investitionskosten
erfordern und/oder eine besonders hohe Stabilität im Betrieb bieten.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0014] Zur Rückgewinnung der Druckenergie aus dem Unreinstickstoffstrom wird anstelle der
Restgasturbine eine zusätzliche Trennsäule eingesetzt, die als Restgassäule bezeichnet
wird.
[0015] Der Unreinstickstoffstrom aus der Niederdrucksäule wird in einem zusätzlichen Kondensator-Verdampfer,
der sich im Sumpf der Restgassäule befindet, zuerst verflüssigt und danach in einem
Drosselventil auf den erforderlichen Niederdruck entspannt. Die entspannte Flüssigkeit
wird in diese zusätzliche Trennkolonne von oben geleitet und dient als Rücklauf für
den Trennvorgang. Auf dieser Weise wird diese zusätzliche Trennkolonne von oben gekühlt,
geheizt wird sie von unten durch die Sumpfheizung. Diese Kolonne wird verwendet, um
die Rohsauerstoffflüssigkeit aus dem Sumpf der Hochdrucksäule vorzutrennen. (Bei einem
Drei-Säulen-System kann zusätzlich oder alternativ mindestens ein Teil der Sumpfflüssigkeit
der Mitteldrucksäule eingeleitet werden.) Diese Flüssigkeit wird etwa in der Mitte
der Kolonne eingespeist ("erste Zwischenstelle" der Restgassäule). Das Gas aus der
Restgassäule liegt dann bei entsprechend niedrigem Druck vor. Die Sumpfflüssigkeit
ist sauerstoffreicher als der Rohsauerstoff aus der Hochdrucksäule und kann an einer
entsprechenden Stelle in eine andere Säule des Destilliersäulen-Systems zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingespeist werden.
[0016] Auf diese Weise kann auf eine Restgasturbine verzichtet und trotzdem die Druckenergie
des Unreinstickstoffstroms auf überraschend effiziente Weise zurückgewonnen werden.
[0017] Das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weist vorzugsweise
einen Hauptkondensator auf, der als Kondensator-Verdampfer ausgebildet ist. Über ihn
stehen der Kopf der Hochdrucksäule und der Sumpf der Niederdrucksäule in wärmetauschender
Verbindung.
[0018] Vorzugsweise wird eine flüssige Sumpffraktion aus der Restgassäule entnommen und
der Niederdrucksäule an einer zweiten Zwischenstelle zugeleitet wird, die unterhalb
der ersten Zwischenstelle liegt. Da die Restgassäule unter niedrigerem Druck als die
Niederdrucksäule betrieben wird, muss der Druck in der flüssigen Sumpffraktion vor
deren Einleitung in die Niederdrucksäule erhöht werden, beispielsweise durch eine
Pumpe.
[0019] In einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vom Kopf der
Restgassäule ein gasförmiger Reststrom abgezogen und im Hauptwärmetauscher angewärmt.
[0020] Vorzugsweise wird im Unreinstickstoffstrom zwischen Niederdrucksäule und Sumpfverdampfer
keine Druckerhöhung vorgenommen und insbesondere der Verflüssigungsraum des Sumpfverdampfers
im Wesentlichen unter dem Betriebsdruck der Niederdrucksäule betrieben wird.
[0021] Das Drucksauerstoffprodukt kann grundsätzlich unter dem Betriebsdruck der Niederdrucksäule
(abzüglich Leitungsverluste) gewonnen oder stromabwärts des Hauptwärmetauschers in
einem Sauerstoffverdichter weiter verdichtet werden
[0022] (Außenverdichtung). In vielen Fällen ist es jedoch eine Innenverdichtung günstiger,
bei welcher ein Sauerstoffstrom in flüssigem Zustand aus dem unteren Bereich der Niederdrucksäule
entnommen, in flüssigem Zustand einer Druckerhöhung unterzogen und im Hauptwärmetauscher
in indirektem Wärmeaustausch mit Einsatzluft verdampft oder - bei überkritischem Druck
- pseudo-verdampft wird, wobei ein Teil der Einsatzluft verflüssigt oder - bei überkritischem
Druck - pseudo-verflüssigt wird.
[0023] Mindestens ein Teil der (pseudo-)verflüssigten Einsatzluft kann in diesem Fall der
Restgassäule zugeleitet werden, und zwar an einer zweiten Zwischenstelle, die oberhalb
der ersten Zwischenstelle liegt, an der die Rohsauerstofffraktion aus der Hochdrucksäule
eingeleitet wird.
[0024] Vorzugsweise weist die Niederdrucksäule keinen Kopfkondensator auf. Die Rücklaufflüssigkeit
im oberen Bereich der Restgassäule wird insbesondere ausschließlich durch den entspannten
Unreinstickstoffstrom gebildet.
[0025] Auch die Niederdrucksäule weist vorzugsweise keinen Kopfkondensator auf. Als Rücklaufflüssigkeit
im oberen Bereich der Niederdrucksäule wird vielmehr flüssiger Stickstoff aus der
Hochdrucksäule eingesetzt. Im Falle eines Drei-Säulen-Systems mit Mitteldrucksäule
kann zusätzlich oder alternativ flüssiger Stickstoff aus der Mitteldrucksäule als
Rücklauf auf die Niederdrucksäule aufgegeben werden.
[0026] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 9. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung kann durch Vorrichtungsmerkmale ergänzt werden, die den Merkmalen der
abhängigen Verfahrensansprüche entsprechen.
[0027] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel für ein erfindungsgemäßes Verfahren und eine entsprechende
Vorrichtung, bei dem das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
als Zwei-Säulen-System mit Restgassäule ausgebildet ist.
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel, bei dem das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
als Drei-Säulen-System mit Restgassäule ausgebildet ist
[0028] In Figur 1 wird atmosphärische Luft über Leitung 1 von einem Hauptluftverdichter
2 angesaugt und auf einen Druck von ca. 10 bar verdichtet. Die verdichtete Einsatzluft
3 wird in einer Vorkühleinrichtung 4 gekühlt und anschließend in einer Reinigungseinrichtung
5, die Molekularsieb-Adsorber enthält, gereinigt, das heißt insbesondere von Wasser
und Kohlendioxid befreit.
[0029] Die verdichtete und gereinigte Einsatzluft 6 wird in drei Teilströme 10, 20, 30 aufgeteilt.
Ein erster Teilstrom 10 (Direktluftstrom) wird ohne weitere Druckerhöhung dem warmen
Ende eines Hauptwärmetauschers 8 zugeleitet, dort auf etwa Taupunktstemperatur abgekühlt
und über die Leitungen 11 und 12 der Hochdrucksäule 50 eines Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung zugeleitet, das außerdem eine Niederdrucksäule
51 und einen Hauptkondensator 53 aufweist. Der Hauptwärmetauscher kann aus einem einzelnen
oder mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet
sein, zum Beispiel aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken. Die Betriebsdrücke
in Hochdrucksäule und Niederdrucksäule (jeweils am Kopf) betragen 9,7 bar beziehungsweise
ca. 3,0 bar.
[0030] Der zweiter und der dritte Teilstrom 20, 30 werden zunächst gemeinsam über Leitung
7 einem ersten motorgetriebenen Nachverdichter 9 mit Nachkühler 15 zugeleitet und
dort auf einen Zwischendruck von ca. 20 bar nachverdichtet. Der zweite Teilstrom 20
(Turbinenstrom) wird in einem turbinengetriebenen Nachverdichter 21 mit Nachkühler
22 weiter auf etwa 28 bar verdichtet und unter diesem Druck über Leitung 23 dem warmen
Ende des Hauptwärmetauschers 8 zugeleitet. Bei einer Zwischentemperatur wird er über
Leitung 24 entnommen, in einer Expansionsturbine 25 arbeitsleistend auf etwa Hochdrucksäulendruck
entspannt und schließlich über die Leitungen 26 und 12 in die Hochdrucksäule eingeleitet.
Alternativ kann auch eine Generatorturbine eingesetzt werden und Nachverdichter 21
und Nachkühler 22 entfallen (nicht dargestellt).
[0031] Der dritte Teilstrom 30 wird von dem Zwischendruck aus in einem zweiten motorgetriebenen
Nachverdichter 31 mit Nachkühler 32 auf einen hohen Druck von 60 bar gebracht, über
Leitung 33 zum Hauptwärmetauscher 8 geführt und dort abgekühlt und (pseudo-)verflüssigt.
Anschließend wird der dritte Teilstrom 33 in einem Entspannungsventil 34 auf etwa
Hochdrucksäulendruck entspannt und über Leitung 35 in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeleitet, und zwar mindestens teilweise in flüssiger
Form. Alternativ wird die Entspannung in einer Turbine 36 durchgeführt, die an einen
Generator 37 gekoppelt ist. Ein Teil 38, 39 der Flüssigluft kann in einem Unterkühlungs-Gegenströmer
54 abgekühlt und der Niederdrucksäule 51 an einer geeigneten Zwischenstelle zugeführt
werden.
[0032] Der gasförmige Kopfstickstoff 55 der Hochdrucksäule 50 wird zu einem ersten Teil
56 im Hauptkondensator 53 verflüssigt. Ein erster Teil 58 des dabei erzeugten Flüssigstickstoffs
57 wird als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 50 aufgegeben. Ein zweiter Teil 66, 67
wird im Unterkühlungs-Gegenströmer 54 abgekühlt und dem Kopf der Niederdrucksäule
51 als Rücklauf zugeführt.
[0033] Außerdem wird bei dem Ausführungsbeispiel eine stickstoffreiche Zwischenfraktion
68, 69 im Unterkühlungs-Gegenströmer 54 abgekühlt und der Niederdrucksäule 51 an einer
Zwischenstelle zugespeist.
[0034] Die sauerstoffangereicherte Sumpffraktion 70 aus der Hochdrucksäule 50 wird ebenfalls
im Unterkühlungs-Gegenströmer 54 abgekühlt und zu einem ersten Teil 71 der Niederdrucksäule
51 an einer anderen Zwischenstelle zugeleitet.
[0035] In dem Ausführungsbeispiel wird Druckstickstoffprodukt unter vier verschiedenen Drücken
gewonnen.
[0036] Zum einen werden zwei Stickstoffproduktströme direkt gasförmig aus dem Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung abgezogen, und im Hauptwärmetauscher 8 auf etwa
Umgebungstemperatur angewärmt, nämlich gasförmiger Kopfstickstoff 73, 74, 75 der Niederdrucksäule
51 als Druckstickstoffprodukt unter Niederdrucksäulendruck (GAN) und ein zweiter Teil
72, 76 des Kopfstickstoffs 55 der Hochdrucksäule als Druckstickstoffprodukt unter
Hochdrucksäulendruck (PGAN1).
[0037] Zum anderen wird ein dritter Teil 59 des Flüssigstickstoffs 57 aus dem Hauptkondensator
53 einer Stickstoff-Innenverdichtung zugeführt. Er wird in einer
[0038] Stickstoffpumpe 60 in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Stickstoffdruck oberhalb
des Betriebsdrucks der Hochdrucksäule gebracht, über Leitung 61 zum Hauptwärmetauscher
8 geführt, dort in indirektem Wärmeaustausch mit Einsatzluft (pseudo-)verdampft und
auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt und schließlich unter dem erhöhten Druck über
Leitung 62 als gasförmiges Druckstickstoffprodukt (ICGAN2) gewonnen. Ein Teil 63 des
gepumpten Stickstoffs kann in einem Entspannungsventil 64 auf einen Zwischendruck
zwischen dem Hochdrucksäulendruck und dem erhöhten Stickstoffdruck abgedrosselt und
unter diesem Zwischendruck als weiteres gasförmiges Druckstickstoffprodukt 65 (ICGAN1)
gewonnen werden.
[0039] Ein Drucksauerstoffprodukt könnte durch gasförmige Entnahme unmittelbar oberhalb
des Sumpfs der Niederdrucksäule 51 und anschließende Anwärmung im Hauptwärmetauscher
unter etwa Niederdrucksäulendruck gewonnen und bei Bedarf in einem Sauerstoffverdichter
weiter verdichtet (Außenverdichtung) werden. In der Regel günstiger ist es, auch hier
eine Innenverdichtung anzuwenden, indem ein Sauerstoffstrom 77 in flüssigem Zustand
aus dem unteren Bereich der Niederdrucksäule 51 entnommen wird, hier unmittelbar am
Sumpf beziehungsweise aus dem Verdampfungsraum des Hauptkondensators 53. Der Sauerstoffstrom
77 wird in flüssigem Zustand einer Druckerhöhung auf einen erhöhten Sauerstoffdruck
in einer Sauerstoffpumpe 78 unterzogen und im Hauptwärmetauscher 8 in indirektem Wärmeaustausch
mit Einsatzluft verdampft oder pseudo-verdampft, wobei ein Teil der Einsatzluft verflüssigt
oder pseudo-verflüssigt wird. Mindestens ein erster Teil 80, 81 des gepumpten Sauerstoffs
79 wird dabei als Drucksauerstoffprodukt (HP-GOX) unter dem erhöhten Sauerstoffdruck
gewonnen. Ein anderer Teil 82, 84 des gepumpten Sauerstoffs 79 kann in einem Entspannungsventil
83 auf einen Zwischendruck zwischen dem Niederdrucksäulendruck und dem erhöhten Sauerstoffdruck
abgedrosselt und unter diesem Zwischendruck als weiteres gasförmiges Drucksauerstoffprodukt
(MP-GOX) gewonnen werden.
[0040] An einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule 51 (der "ersten Zwischenstelle") wird
der Niederdrucksäule ein gasförmiger Unreinstickstoffstrom 85 entnommen, der weniger
rein als der Kopfstickstoff 73 ist, aber mindestens 80 % Stickstoff enthält. In dem
Ausführungsbeispiel beträgt sein Stickstoffgehalt 90 %. Erfindungsgemäß wird dieser
Strom zum Betrieb einer Restgassäule 52 verwendet, die einen Sumpfverdampfer 85 aufweist
und unter einem Druck von 1,4 bar am Kopf betrieben wird. Der Unreinstickstoffstrom
85 wird in den Verflüssigungsraum des Sumpfverdampfers eingeleitet, dort in indirekten
Wärmeaustausch mit der Sumpfflüssigkeit der Restgassäule 52 gebracht und dabei mindestens
teilweise kondensiert. Der mindestens teilweise verflüssigte Unreinstickstoffstrom
87 wird in einem Drosselventil 88 auf den Betriebsdruck der Restgassäule entspannt
und in den oberen Bereich der Restgassäule 52 eingeleitet, insbesondere unmittelbar
am Kopf der Säule.
[0041] In der Restgassäule wird eine flüssige Rohsauerstofffraktion 89 aus der Hochdrucksäule
50 weiter angereichert. Sie wird durch einen Teil der Sumpffraktion 70 gebildet, aus
der sie stromabwärts des Unterkühlungs-Gegenströmers 54 abgezweigt wird. Die flüssige
Rohsauerstofffraktion 89 wird in einem Entspannungsventil 90 entspannt und der Restgassäule
52 an einer ersten Zwischenstelle zugeführt.
[0042] In dem Ausführungsbeispiel wird der Restgassäule außerdem an einer zweiten Zwischenstelle
ein Teilstrom 90 der Flüssigluft 38 nach ihrer Abkühlung im Unterkühlungs-Gegenströmer
54 zugespeist.
[0043] Die flüssige Sumpffraktion 91 der Restgassäule ist stärker an Sauerstoff angereichert
als die Rohsauerstofffraktion 89 aus der Hochdrucksäule 50 und wird mittels einer
Pumpe 92 über auf den höheren Druck der Niederdrucksäule 51 gebracht. Sie wird der
Niederdrucksäule über Leitung 93 an einer zweiten Zwischenstelle zugeleitet, die unterhalb
der ersten Zwischenstelle liegt, an welcher der Unreinstickstoffstrom 85 abgezogen
wird. Die zweite Zwischenstelle liegt auch unterhalb der Einspeisestelle des Rohsauerstoffs
71, der direkt aus der Hochdrucksäule 50 in die Niederdrucksäule 51 geleitet wird.
[0044] Am Kopf der Restgassäule 52 wird ein stickstoffreicher Reststrom 94, 95, 96 gasförmig
abgezogen und im Unterkühlungs-Gegenströmer 54 und im. Hauptwärmetauscher 8 angewärmt.
Das warme Restgas 96 kann bei Bedarf noch als Regeneriergas für die Reinigungseinheit
5 und/oder in einem Verdunstungskühler der Vorkühleinheit 4 eingesetzt werden.
[0045] Figur 2 unterscheidet sich von Figur 1 dadurch, dass der Prozess außerdem eine Mitteldrucksäule
200 verwendet, wie sie aus Drei-Säulen-Systemen bekannt ist. Die Mitteldrucksäule
200 weist je einen Kondensator-Verdampfer als Sumpfverdampfer 201 und Kopfkondensator
202 auf und wird unter einem Druck betrieben, der zwischen den Betriebsdrücken von
Niederdrucksäule und Hochdrucksäule liegt, in dem Beispiel bei 6 bar. Ein Teil 201
der Sumpffraktion 70 der Hochdrucksäule 50 wird der Mitteldrucksäule 200 als Einsatz
zugeleitet. Zusätzlich kann ein Teil 204 der Flüssigluft 38 in die Mitteldrucksäule
200 eingespeist werden.
[0046] Die Sumpfflüssigkeit 205 der Mitteldrucksäule 200 wird im Kopfkondensator 202 der
Mitteldrucksäule 200 teilweise verdampft und anschließend über die Leitungen 206 beziehungsweise
207 an geeigneter Stelle in die Niederdrucksäule 51 eingespeist. Der gasförmige Kopfstickstoff
der Mitteldrucksäule 200 wird, soweit er nicht im Kopfkondensator 202 kondensiert
wird, über Leitung 208 zum Hauptwärmetauscher 8 geführt und über Leitung 209 als weiteres
Druckstickstoffprodukt unter Mitteldrucksäulendruck (PGAN2) gewonnen.
[0047] In Figur 2 wird die gepumpte Sumpffraktion 293 aus der Restgassäule 52 ausschließlich
in die Mitteldrucksäule 200 eingespeist.
[0048] Alternativ dazu kann diese Fraktion analog zu Figur 1 (Leitung 93) ausschließlich
oder teilweise in die Niederdrucksäule 51 eingespeist werden. Die Einspeisung in die
Niederdrucksäule 51 findet vorzugsweise auf derselben Höhe wie die Zuspeisung der
flüssig verbliebenen Fraktion 207 aus dem Verdampfungsraum des Kopfkondensators 202
der Mitteldrucksäule statt.
1. Verfahren zur Gewinnung von Druckstickstoff und Drucksauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft, bei dem
- verdichtete und gereinigte Einsatzluft (6, 10, 23, 33) in einem Hauptwärmetauscher
(8) abgekühlt und in ein Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingeleitet wird, das mindestens eine Hochdrucksäule (50) und eine Niederdrucksäule
(51) aufweist, wobei die Niederdrucksäule (51) unter einem Druck betrieben wird, der
mindestens 2 bar beträgt,
- mindestens ein Stickstoffstrom (73, 74) aus dem oberen Bereich der Niederdrucksäule
entnommen, im Hauptwärmetauscher (8) angewärmt und als Druckstickstoffprodukt (75)
gewonnen wird,
- mindestens ein Sauerstoffstrom (77) aus dem unteren Bereich der Niederdrucksäule
(51) entnommen, im Hauptwärmetauscher (8) angewärmt und als Drucksauerstoffprodukt
(81, 84) gewonnen wird,
- ein Unreinstickstoffstrom (85) gasförmig von einer ersten Zwischenstelle der Niederdrucksäule
(51) entnommen wird, die unterhalb der Stelle liegt, an welcher der Stickstoffstrom
(73) entnommen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung außerdem eine Restgassäule
(52) enthält, deren Betriebsdruck niedriger als der Betriebsdruck der Niederdrucksäule
(51) ist,
- die Restgassäule (52) einen Sumpfverdampfer (86) aufweist, der als Kondensator-Verdampfer
ausgebildet ist,
- eine flüssige Rohsauerstofffraktion (89), insbesondere aus der Hochdrucksäule (50),
entspannt und der Restgassäule (52) an einer ersten Zwischenstelle zugeleitet wird,
- der gasförmige Unreinstickstoffstrom (85) in den Verflüssigungsraum des Sumpfverdampfers
(86) eingeleitet und dort mindestens teilweise verflüssigt wird,
- der mindestens teilweise verflüssigte Unreinstickstoffstrom (87) entspannt (88)
und in den oberen Bereich der Restgassäule (52) eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine flüssige Sumpffraktion (91, 93) aus der Restgassäule (52) entnommen und der
Niederdrucksäule (51) an einer zweiten Zwischenstelle zugeleitet wird, die unterhalb
der ersten Zwischenstelle liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass vom Kopf der Restgassäule (52) ein gasförmiger Reststrom abgezogen und im Hauptwärmetauscher
(8) angewärmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im Unreinstickstoffstrom (85) zwischen Niederdrucksäule (51) und Sumpfverdampfer
(86) keine Druckerhöhung vorgenommen wird und insbesondere der Verflüssigungsraum
des Sumpfverdampfers (86) im Wesentlichen unter dem Betriebsdruck der Niederdrucksäule
(52) betrieben wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Sauerstoffstrom (77) in flüssigem Zustand aus dem unteren Bereich der Niederdrucksäule
(52) entnommen, in flüssigem Zustand einer Druckerhöhung (78) unterzogen und im Hauptwärmetauscher
(8) in indirektem Wärmeaustausch mit Einsatzluft (10, 33) verdampft oder pseudo-verdampft
wird, wobei ein Teil (33) der Einsatzluft verflüssigt oder pseudo-verflüssigt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Teil (90) der (pseudo-)verflüssigten Einsatzluft (33, 35) der Restgassäule
(52) an einer zweiten Zwischenstelle zugeleitet wird, die oberhalb der ersten Zwischenstelle
liegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Restgassäule (52) keinen Kopfkondensator aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Niederdrucksäule (51) keinen Kopfkondensator aufweist.
9. Vorrichtung zur Gewinnung von Druckstickstoff und Drucksauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft
- mit einem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, das mindestens
eine Hochdrucksäule (50) und eine Niederdrucksäule (51) aufweist,
- mit einem Hauptwärmetauscher (8) zum Abkühlen verdichteter und gereinigter Einsatzluft
(6, 10, 23, 33),
- mit Mitteln zum Einleiten abgekühlter Einsatzluft (12, 35) in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- mit einer Regeleinrichtung zur Steuerung des Betriebsdrucks der Niederdrucksäule
(51) auf einen Wert, der mindestens 2 bar beträgt,
- mit Mitteln zum Entnehmen eines Stickstoffstroms (73, 74) aus dem oberen Bereich
der Niederdrucksäule,
- mit Mitteln zum Einleiten des Stickstoffstroms (74) in den Hauptwärmetauscher (8)
zwecks Anwärmung,
- mit Mitteln zum Abziehen des angewärmten Stickstoffstroms als Druckstickstoffprodukt
(75),
- mit Mitteln zum Entnehmen eines Sauerstoffstroms (77) aus dem unteren Bereich der
Niederdrucksäule (51), im Hauptwärmetauscher (8) angewärmt und als Drucksauerstoffprodukt
(81, 84) gewonnen wird,
- mit Mitteln zum Einleiten des Unreinstickstoffstroms (85) gasförmig von einer ersten
Zwischenstelle der Niederdrucksäule (51) entnommen wird, die unterhalb der Stelle
liegt, an welcher der Stickstoffstrom (73) entnommen wird, dadurch gekennzeichnet, dass
- das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung außerdem eine Restgassäule
(52) enthält, deren Betriebsdruck niedriger als der Betriebsdruck der Niederdrucksäule
(51) ist,
- die Restgassäule (52) einen Sumpfverdampfer (86) aufweist, der als Kondensator-Verdampfer
ausgebildet ist
und die Vorrichtung außerdem
- Mittel zum Entspannen einer flüssigen Rohsauerstofffraktion (89), insbesondere aus
der Hochdrucksäule (50),
- Mittel zum Einleiten der entspannten Rohsauerstofffraktion (89) in die Restgassäule
(52) an einer ersten Zwischenstelle,
- Mittel zu Einleiten des gasförmigen Unreinstickstoffstroms (85) in den Verflüssigungsraum
des Sumpfverdampfers (86) zwecks dessen mindestens partiellen Verflüssigung,
- Mittel (88) zum Entspannen des mindestens teilweise verflüssigten Unreinstickstoffstroms
(87) entspannt (88) und
- Mittel zum Einleiten des entspannten Unreinstickstoffstroms in den oberen Bereich
der Restgassäule (52)
aufweist.