[0001] Die Erfindung betrifft eine Radträgeranlenkung für ein Schienenfahrzeug mit einem
Drehgestellrahmen, mit einem Radsatz enthaltend mindestens ein Rad und einen das Rad
haltenden Radträger, wobei der Radträger zum einen mit einer Schwinge versehen ist,
die über eine Bolzenverbindung mit dem Drehgestellrahmen schwenkbar verbunden ist,
und zum anderen über ein Federelement federnd mit dem Drehgestellrahmen verbunden
ist, wobei die Bolzenverbindung einen Bolzen aufweist, der durch eine Aufnahme in
der Schwinge und mindestens eine Aufnahme im Drehgestellrahmen geführt ist. Ferner
betrifft die Erfindung ein Schienenfahrzeug mit einer solchen Radträgeranlenkung.
[0002] Die Radträgeranlenkung, auch Radsatzanlenkung genannt, eines Schienenfahrzeugs dient
dazu, die Räder eines Radsatzes mit dem Drehgestellrahmen beweglich und federnd zu
verbinden. Dazu ist das vom Radträger gehaltene Rad über eine mit dem Radträger verbundene
Schwinge mit dem Drehgestellrahmen schwenkbar verbunden. Gleichzeitig ist das Rad
über den Radträger auch noch durch eine sogenannte Primärfeder mit dem Drehgestellrahmen
federnd, das heißt elastisch, verbunden. Bei der Primärfeder handelt es sich in der
Regel um eine Druckfeder, die Relativbewegungen zwischen dem Drehgestellrahmen und
dem Radträger abfedert, um dadurch das Fahrverhalten des Schienenfahrzeugs und den
Komfort für die Reisenden zu erhöhen. Neben einer Primärfeder weist ein Schienenfahrzeug
in der Regel noch eine sogenannte Sekundärfeder auf, die zwischen dem Drehgestellrahmen
und dem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs angeordnet ist und zu einer weiteren Komforterhöhung
dient.
[0003] Die Schwinge ist dabei mittels eines in Querrichtung verlaufenden Bolzens schwenkbar
am Drehgestellrahmen befestigt. Querrichtung ist dabei die in der Horizontalen quer
zur Fahrt- bzw. Längsrichtung verlaufende Richtung, die auch parallel zur Radachse
verläuft. Der Bolzen ist in einer Aufnahme im Drehgestellrahmen in einem Presssitz
gelagert, wodurch ein sicherer Halt des Bolzens und letztlich der den Radsatz haltenden
Schwinge gewährleistet werden soll.
[0004] Problematisch ist jedoch, dass ein Entfernen des Bolzens zur Demontage der Schwinge
aufgrund eines in der Regel relativ geringen Platzangebotes nahezu unmöglich ist.
Der Austausch einer Schwinge, eines Radträgers oder eines Radsatzes ist damit sehr
aufwendig und mit sehr hohen Kosten verbunden.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Radträgeranlenkung für
ein Schienenfahrzeug zu schaffen, die eine einfachere Demontage der Schwinge zulässt.
[0006] Die zuvor hergeleitete und aufgezeigte Aufgabe wird gemäß einer ersten Lehre der
vorliegenden Erfindung bei einer Radträgeranlenkung für ein Schienenfahrzeug mit einem
Drehgestellrahmen, mit einem Radsatz enthaltend mindestens ein Rad und einen das Rad
haltenden Radträger, wobei der Radträger zum einen mit einer Schwinge versehen ist,
die über eine Bolzenverbindung mit dem Drehgestellrahmen schwenkbar verbunden ist,
und zum anderen über ein Federelement federnd mit dem Drehgestellrahmen verbunden
ist, wobei die Bolzenverbindung einen Bolzen, zum Beispiel einen Metallbolzen, aufweist,
der durch eine Aufnahme in der Schwinge, insbesondere eine Aufnahme einer in die Schwingenaufnahme
eingesetzten Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, und mindestens eine Aufnahme
im Drehgestellrahmen geführt ist, dadurch gelöst, dass die Bolzenverbindung - gemeint
ist die Verbindung zwischen dem Bolzen und mindestens einer der Aufnahmen - spielbehaftet
ist und die Wirkrichtung des Federelements schräg zur Horizontalen und Vertikalen
verläuft, dergestalt, dass im druckbeaufschlagten Zustand des Federelements der Radträger
zusammen mit der Schwinge vom Drehgestellrahmen weggedrückt wird.
[0007] Bei dem vorgenannten Federelement handelt es sich insbesondere um eine Druckfeder,
bevorzugt eine Druckfeder einer Primärfederung, das heißt einer Federung zwischen
Drehgestellrahmen und Radträger.
[0008] Indem die Bolzenverbindung, insbesondere die Verbindung zwischen dem Bolzen und der
mindestens einen Aufnahme im Drehgestellrahmen und/oder die Verbindung zwischen dem
Bolzen und der Aufnahme in der Schwinge bzw., wenn eine Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse,
in der Schwingenaufnahme eingesetzt ist, die Verbindung zwischen dem Bolzen und der
Aufnahme in dieser Buchse, spielbehaftet ist, läßt sich der Bolzen zur Demontage der
Schwinge, wenn der Bolzen unbelastet ist, ohne weiteres aus der bzw. den Aufnahmen
herausbewegen. Dabei ist die Wirkrichtung des Federelements - gemeint ist die Richtung
des Federwegs bzw. die Richtung, in der das Federelement einfedert - so gewählt, dass
das Federelement unter Last den Radträger und die Schwinge vom Drehgestellrahmen wegdrückt,
was die Folge hat, dass die Schwinge entsprechend auch den Bolzen der Bolzenverbindung
in diese Richtung, das heißt die Richtung vom Drehgestellrahmen weg, belastet. Der
Bolzen wird dadurch trotz der spielbehafteten Verbindung bzw. Lagerung gegen den Rand
der jeweiligen Aufnahme gedrückt und dadurch fixiert. Im druckbeaufschlagten Zustand
des Federelements, der im betriebsbereiten Zustand des Schienenfahrzeugs durch die
vertikale Last des Wagenkastens ständig gegeben ist, wird der Bolzen also formschlüssig
in die jeweilige Aufnahme im Drehgestellrahmen und/oder in die Aufnahme in der Schwinge
bzw. der besagten in die Schwingenaufnahme eingesetzten Buchse gedrückt. Wird das
Federelement entlastet, indem das Schienenfahrzeug beispielsweise aufgebockt wird,
wird dadurch erfindungsgemäß auch der Bolzen entlastet und läßt sich leicht entfernen.
[0009] Mit anderen Worten ist es erfindungsgemäß denkbar, dass im druckbeaufschlagten Zustand
des Federelements der Bolzen gegen den Rand der Aufnahme, insbesondere der mindestens
einen Aufnahme im Drehgestellrahmen und/oder der Schwingenaufnahme bzw. Buchsenaufnahme,
zum Beispiel Gummi-Metall-Buchsenaufnahme, gedrückt wird, wodurch in dem Bereich,
in dem der Bolzen die Aufnahme berührt, das heißt auf der Kontaktseite, die Bolzenverbindung
spielfrei ist, wohingegen auf der kontaktabgewandten Seite Spiel, also ein Spalt bzw.
Abstand, zwischen Bolzen und Aufnahme vorhanden ist.
[0010] Durch das Lösen des Bolzens kann dann auch ohne weiteres die Schwinge und gegebenenfalls
der Radträger demontiert werden. Die Schwinge kann mit dem übrigen Radträger kraft-
oder stoffschlüssig verbunden sein oder einstückig mit dem übrigen Radträger ausgeführt
sein.
[0011] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung weist
die Bolzenverbindung ein vertikales und/oder horizontales Spiel zwischen dem Bolzen
und der Aufnahme, insbesondere der mindestens einen Aufnahme im Drehgestellrahmen
und/oder der Schwingenaufnahme bzw. Buchsenaufnahme, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchsenaufnahme,
auf. Insbesondere dann, wenn sowohl ein vertikales als auch ein horizontales Spiel
vorhanden ist, läßt sich der Bolzen einfach entfernen, wenn dieser nicht belastet
ist.
[0012] Es sei darauf hingewiesen, dass erfindungsgemäß mit dem Begriff Bolzenverbindung
sowohl die Verbindung zwischen Bolzen und Schwinge bzw. bei Vorhandensein einer in
die Schwingenaufnahme eingesetzten Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, die Verbindung
zwischen Bolzen und Buchse als auch die Verbindung zwischen Bolzen und Drehgestellrahmen
gemeint ist. Dabei ist es bevorzugt, wenn sowohl die Verbindung zwischen Bolzen und
Drehgestellrahmen, das heißt zwischen dem Bolzen und der entsprechenden mindestens
einen Aufnahme im Drehgestellrahmen, als auch die Verbindung zwischen Bolzen und Schwinge,
worunter in dem Fall des Vorhandenseins einer Buchse (zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse)
in der Schwingenaufnahme auch die Verbindung zwischen Bolzen und Buchsenaufnahme (zum
Beispiel Gummi-Metall-Buchsenaufnahme) zu verstehen ist, spielbehaftet ist, insbesondere
der Bolzen also im druckbeaufschlagten Zustand des Federelements gegen die mindestens
eine Aufnahme im Drehgestellrahmen und gegen die Aufnahme in der Schwinge, bei Vorhandensein
der besagten Buchse (zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse) also gegen die Aufnahme in
besagter Buchse, gedrückt wird und im unbelasteten Zustand durch das vorhandene Spiel
und den aufgehobenen Formschluss aus besagter Aufnahme entfernt werden kann.
[0013] Gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung
verläuft der Bolzen in der Horizontalen, also in einer sich in Längsrichtung (Fahrtrichtung)
erstreckenden Ebene. Insbesondere verläuft der Bolzen dabei parallel zur Drehachse
des mindestens einen Rades, welche Drehachse ebenfalls in der Horizontalen verläuft.
Ein solchermaßen verlaufender Bolzen kann besonders effektiv durch Druckbeaufschlagung
des Federelements durch die vom Drehgestellrahmen weggedrückte Schwinge belastet und
damit in einen Formschluss innerhalb der jeweiligen Aufnahme im Drehgestellrahmen
und/oder in der Schwinge bzw. in der Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, gebracht
werden.
[0014] Gemäß noch einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung weist der
Bolzen, in einem Schnitt quer zur Längsachse des Bolzens, eine ungleichmäßig verlaufende
Außenkontur auf. Darüber hinaus ist denkbar, dass die Aufnahme, insbesondere die mindestens
eine Aufnahme im Drehgestellrahmen und/oder die Aufnahme in der Schwinge, oder bei
Vorhandensein einer solchen, in der Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, in einem
Schnitt quer zur Längsachse des Bolzens, eine ungleichmäßig verlaufende Innenkontur
aufweist. Ungleichmäßig verlaufend bedeutet im Sinne der vorliegenden Erfindung, dass
die jeweilige Kontur nicht an jeder Stelle denselben Abstand von der Bolzenlängsachse
hat, die Kontur also nicht rund ist. Eine solche Außen- und Innenkontur hat den Vorteil,
dass sich der Bolzen unter Last, insbesondere unter Einwirkung eines von der Schwinge
übertragenen Momentes, nicht ohne weiteres in der jeweiligen Aufnahme mitdreht. Eine
Drehbewegung des Bolzens relativ zu der Innenoberfläche der jeweiligen Aufnahme würde
einerseits zu einem Verschleiß von Aufnahme und/oder Bolzen führen und andererseits
auch das Risiko einer ungewollten Seitwärts- bzw. Axialbewegung des Bolzens bergen.
Bevorzugt weist die Außenkontur und/oder Innenkontur mindestens eine Ecke, vorzugsweise
drei oder mehr Ecken, auf. Ein Bolzen, der im Schnitt quer zur Längsachse des Bolzens
eine Außenkontur mit beispielsweise vier Ecken aufweist, ist ein Vierkantbolzen. Grundsätzlich
sind aber auch Bolzen mit noch mehr Ecken in der Außenkontur denkbar. Zusätzlich kann
auch der Bolzenkopf des Bolzens einen eckigen Querschnitt mit der vorgenannten Anzahl
von Ecken, bezogen auf einen Schnitt quer zur Längsachse des Bolzens, aufweisen.
[0015] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung ist der
Bolzen ein Hohlbolzen. Der Hohlbolzen wird dabei insbesondere durch eine Axialbohrung
gebildet, die zumindest durch den Bolzenschaft und gegebenenfalls durch den Bolzenkopf
verläuft. Ein solcher Hohlbolzen hat ein relativ geringes Gewicht und läßt sich auch
mit einfachen Mitteln, indem beispielsweise eine Schraube durch die Bohrung geführt
wird, in Axialrichtung fixieren.
[0016] Gemäß wiederum einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung
ist vorgesehen, dass in die Aufnahme in der Schwinge, wie bereits zuvor angedeutet
wurde, eine Gummi-Metall-Buchse spielfrei und drehfest, insbesondere in einem Presssitz,
eingesetzt ist, wobei in die Gummi-Metall-Buchse, das heißt in die Aufnahme des inneren
Buchsenelements, also das Buchsenauge, der Bolzen eingesetzt ist. Vorzugsweise ist
der Bolzen in die besagte Aufnahme der Gummi-Metall-Buchse bzw. des inneren Buchsenelements
wie gesagt ebenfalls spielbehaftet eingesetzt, so dass dieser im druckbeaufschlagten
Zustand des Federelements auf der Kontaktseite spielfrei und formschlüssig mit der
Aufnahme zusammenwirkt und auf der kontaktabgewandten Seite der Bolzenverbindung spielbehaftet
ist. Mit einer Gummi-Metall-Buchse ist im Sinne der Erfindung ein Bauteil gemeint,
welches aus zwei ineinandergesteckten Zylindern, insbesondere Metallzylindern, besteht,
wobei ein zwischen der äußeren Umfangsfläche des inneren Zylinders und der inneren
Umfangsfläche des äußeren Zylinders vorhandener Spalt mit einer elastischen Kunststoff-
oder Gummimasse ausgefüllt ist. Die elastische Masse ist fest mit der Oberfläche des
inneren und äußeren Zylinders verbunden, so dass Kräfte und Momente sowohl vom äußeren
Zylinder als auch vom inneren Zylinder auf die elastische Masse übertragen werden
können.
[0017] Eine solche Gummi-Metall-Buchse hat den Vorteil, dass die Schwenkbewegungen der Schwinge
nicht oder zumindest nicht vollständig auf den Bolzen übertragen werden. Der Bolzen
ist dadurch noch besser gegen Verschleiß und unbeabsichtigte Axialbewegungen geschützt.
Im druckbeaufschlagten Zustand des Federelements wird aber dennoch die notwenige Kraft
auf den Bolzen in Richtung der Kontaktfläche der jeweiligen Aufnahme ausgeübt, so
dass dieser formschlüssig in der jeweiligen Aufnahme sitzt. Ist das Federelement und
damit die Schwinge unbelastet, wirkt keine Last auf die Verbindung zwischen Bolzen
und Gummi-Metall-Buchse, so dass der Bolzen auch aus der entsprechenden Aufnahme in
der Gummi-Metall-Buchse, dem Buchsenauge bzw. der Aufnahme im inneren Buchsenelement,
herausbewegt werden kann.
[0018] An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass, wenn bei der Beschreibung der Erfindung
davon die Rede ist, dass der Bolzen durch eine Aufnahme in der Schwinge geführt ist,
auch gemeint sein kann, dass der Bolzen bei Vorhandensein einer in die Schwingenaufnahme
eingesetzten Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, auch durch die Aufnahme in
dieser Buchse geführt ist. Denn, wenn der Bolzen durch eine Aufnahme in besagter in
die Schwinge eingesetzten Buchse geführt ist, ist dieser Bolzen zwangsläufig auch
durch die Aufnahme in der Schwinge geführt.
[0019] Gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung
ist vorgesehen, dass die mindestens eine Aufnahme im Drehgestellrahmen von einer Aufnahmebuchse,
zum Beispiel von einer Metallbuchse, gebildet wird, die spielfrei und drehfest, insbesondere
in einem Presssitz, mit dem übrigen Drehgestellrahmen verbunden ist. Insbesondere
ist diese Aufnahmebuchse in die dafür vorgesehen Vertiefung eingeschrumpft. Die Aufnahmebuchse
bildet damit einen Teil des Drehgestellrahmens, der den Bolzen aufnimmt. Auf diese
Weise kann im Kontaktbereich zwischen Bolzen und Aufnahme eine ideale Materialpaarung
gewählt werden. Im druckbeaufschlagten Zustand des Federelements wird der Bolzen dann
gegen die innere Oberfläche der Aufnahmebuchse gedrückt, wodurch in dem Bereich, in
dem der Bolzen die Aufnahmebuchse berührt, das heißt auf der Kontaktseite, die Bolzenverbindung
spielfrei bzw. formschlüssig ist, wohingegen auf der kontaktabgewandten Seite Spiel
zwischen Bolzen und Aufnahmebuchse vorhanden ist.
[0020] An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass vorangehend immer von mindestens einer
Aufnahme im Drehgestellrahmen die Rede ist. Das bedeutet, dass nicht nur eine, sondern
beispielsweise auch zwei Aufnahmen bzw. Aufnahmebuchsen im Drehgestellrahmen vorgesehen
sein können. Im Falle von zwei Aufnahmen wären diese beispielsweise zu beiden Seiten
der Schwinge angeordnet; der Drehgestellrahmen wäre also so ausgebildet, dass er beidseitig
wie eine Gabel um die Schwinge herum verläuft. In diesem Fall würde der Bolzen in
Querrichtung also zunächst durch die erste Aufnahme im Drehgestellrahmen, dann durch
die Aufnahme in der Schwinge bzw. in der Gummi-Metall-Buchse und schließlich durch
die zweite Aufnahme im Drehgestellrahmen verlaufen.
[0021] Gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung
ist der Bolzen entgegen seiner Einschubrichtung von einer Abdeckplatte abgedeckt.
Einschubrichtung meint die Richtung, in der der Bolzen in Querrichtung durch die Aufnahmen
geführt ist, um die Schwinge mit dem Drehgestellrahmen zu verbinden. Eine solche Abdeckplatte
dient dazu, den Bolzen in axialer Richtung zu sichern bzw. zu fixieren.
[0022] Gemäß noch einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung ist vorgesehen,
dass die Längsachse des Bolzens in derselben horizontalen Ebene wie die Drehachse
des mindestens einen Rades liegt. Dies führt im Belastungsfall zu einer idealen Kraftbeaufschlagung
der Bolzenverbindung. Dabei ist es bevorzugt, wenn die Bolzenverbindung und das Federelement
auf derselben Seite einer durch die Drehachse des Rades verlaufenden vertikalen Ebene
angeordnet sind. Ebenfalls ist es bevorzugt, dass die Wirkrichtung des Federelements
bzw. die Federachse die Drehachse des mindestens einen Rades schneidet, also durch
die Achse des Rades verläuft.
[0023] Es ist denkbar, dass der Winkel zwischen der Wirkrichtung des Federelements (der
Federachse) und der Horizontalen in einem Bereich von 0 bis 70°, bevorzugt von 20
bis 60°, besonders bevorzugt von 30 bis 50°, liegt, wobei der Winkel idealerweise
45° beträgt.
[0024] Die Aufgabe wird ferner gelöst durch ein Schienenfahrzeug mit einer Radträgeranlenkung
wie sie zuvor beschrieben wurde. Mit anderen Worten kann die Radträgeranlenkung Teil
eines Drehgestells eines Schienenfahrzeugs sein.
[0025] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist das Federelement
eine Druckfeder, insbesondere eine Druckfeder einer Primärfederung des Schienenfahrzeugs.
Auf diese Weise wird das Gewicht des Wagenkastens automatisch dazu genutzt, die Schwinge
und den Radträger von dem Drehgestellrahmen wegzudrücken und damit den Bolzen in Richtung
der Kontaktfläche der jeweiligen Aufnahme zu beaufschlagen.
[0026] Da eine Primärfederung ohnehin in der Regel bei einem Schienenfahrzeug vorhanden
ist, muss für die erfindungsgemäßen Zwecke auch kein zusätzliches Federelement vorgesehen
sein.
[0027] Schließlich ist gemäß noch einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs
vorgesehen, dass im betriebsbereiten Zustand des Schienenfahrzeugs das Federelement
dauerhaft im druckbeaufschlagten Zustand ist und/oder der Bolzen ständig gegen den
Rand der Aufnahme, insbesondere der mindestens einen Aufnahme im Drehgestellrahmen
und/oder der Aufnahme in der Schwinge bzw., bei Vorhandensein einer solchen Buchse,
der Aufnahme in der Buchse, zum Beispiel Gummi-Metall-Buchse, gedrückt wird. Mit betriebsbereitem
Zustand ist ein Zustand gemeint, bei dem das Gewicht des Wagenkastens auf dem Drehgestellrahmen
lastet und dementsprechend das Federelement druckbeaufschlagt ist. Ein entlasteter
Zustand des Federelements kann dadurch hervorgerufen werden, dass das Schienenfahrzeug
beispielsweise aufgebockt wird.
[0028] Es gibt nun eine Vielzahl von Möglichkeiten, die erfindungsgemäße Radträgeranlenkung
und das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug auszugestalten und weiterzubilden. Hierzu
sei einerseits verwiesen auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche,
andererseits auf die Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit der
Zeichnung. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung,
- Fig. 2
- eine schematische Schnittansicht durch eine Radträgeranlenkung gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine weitere schematische Seitenansicht der erfindungsgemäßen Radträgeranlenkung gemäß
Fig. 1 und
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung einer Bolzenverbindung für die erfindungsgemäße Radträgeranlenkung
im unbelasteten und belasteten Zustand.
[0029] In Fig. 1 ist eine Radträgeranlenkung 1 eines Drehgestells eines Schienenfahrzeugs
dargestellt. Von dem Drehgestell ist hier der Drehgestellrahmen 2, der Radsatz 3 und
ein Federelement 5 in Form einer Primärfeder dargestellt.
[0030] Der Radsatz 3 enthält mehrere Räder 3.1, von denen hier nur eines dargestellt ist,
sowie einen dieses Rad 3.1 haltenden Radträger 3.2. Der Radträger 3.2 ist mit einer
Schwinge 3.3 verbunden, die über eine Bolzenverbindung 4 mit dem Drehgestellrahmen
2 schwenkbar verbunden ist. Der Radträger 3.2 ist ferner über besagte Primärfeder
5, bei der es sich hier um eine Druckfeder handelt, mit dem Drehgestellrahmen 2 verbunden.
[0031] Die Bolzenverbindung 4 weist einen Bolzen 4.1, hier einen Metallbolzen, sowie mehrere
Aufnahmen 2.1 und 3.31 bzw. 6.11 auf. Wie in Fig. 2 zu erkennen ist, verläuft der
Bolzen in Einschubrichtung E
B zunächst durch eine linke Drehgestellrahmenaufnahme 2.1 im Drehgestellrahmen 2, dann
durch eine Schwingenaufnahme 3.31 der Schwinge 3.3, genauer durch eine Aufnahme 6.11
in einer Gummi-Metall-Buchse 6, und schließlich durch eine rechte Drehgestellrahmenaufnahme
2.1 des Drehgestellrahmens 2. Die linke und rechte Drehgestellrahmenaufnahme 2.1 wird
jeweils von einer Aufnahmebuchse 2.2, die ebenfalls aus Metall besteht, gebildet.
[0032] Wie Fig. 2 zeigt, ist die Schwinge 3.3 über die Gummi-Metall-Buchse 6 mit dem Bolzen
4.1 verbunden. Die Gummi-Metall-Buchse 6 weist ein inneres Buchsenelement 6.1 aus
Metall, ein mittleres Buchsenelement 6.2 aus Gummi und ein äußeres Buchsenelement
6.3 aus Metall auf. Das innere und das äußere Buchsenelement 6.1 und 6.3 sind dabei
zylindrisch geformt.
[0033] Die Bolzenverbindung 4 ist im Bereich der Verbindung zwischen Bolzen 4.1 und Drehgestellrahmenaufnahme
2.1 sowie im Bereich der Verbindung zwischen Bolzen 4.1 und Schwingenaufnahme 3.31
bzw. Buchsenaufnahme 6.11 spielbehaftet. Dies ist schematisch in Fig. 4 für die Bolzenverbindung
4 zwischen Bolzen 4.1 und Drehgestellrahmen 2 dargestellt. Fig. 4a) zeigt dabei einen
unbelasteten und Fig. 4b) einen belasteten bzw. druckbeaufschlagten Zustand.
[0034] Dabei wird der belastete Zustand wie folgt erreicht: Die Wirkrichtung F des Federelements
5 verläuft schräg zur Horizontalen H und Vertikalen V, dergestalt, dass im druckbeaufschlagten
Zustand des Federelements 5, wenn also die vertikale Last des (nicht dargestellten)
Wagenkastens des Schienenfahrzeugs auf das Federelement 5 wirkt, der Radträger 3.2
zusammen mit der Schwinge 3.3 vom Drehgestellrahmen 2 weggedrückt wird. Dieser Druck
wirkt sich über die Schwinge auch auf die Bolzenverbindung 4 auf und führt dazu, dass
der Bolzen 4.1 gegen den Rand der Aufnahme 2.1 des Drehgestellrahmens 2 und entsprechend
gegen die Innenfläche des inneren Buchsenelements 6.1 der Gummi-Metall-Buchse 6 gedrückt
wird. In dem Bereich, in dem der Bolzen 4.1 die Aufnahme 2.1 bzw. das innere Buchsenelement
6.1 berührt, das heißt auf der Kontaktseite, ist die Bolzenverbindung 4 spielfrei.
Hier besteht Formschluss zwischen Bolzen 4.1 und Aufnahme 2.1 bzw. innerem Buchsenelement
6.1. Auf der kontaktabgewandten Seite ist dagegen Spiel zwischen Bolzen 4.1 und Aufnahme
2.1 bzw. innerem Buchsenelement 6.1 vorhanden. Fig. 4b) zeigt für die Bolzenverbindung
4 zwischen Bolzen 4.1 und Aufnahme 2.1 des Drehgestellrahmens 2 den spielfreien Zustand
auf der Kontaktseite und den spielbehafteten Zustand auf der kotaktabgewandten Seite.
Dies ist auch in Fig. 2 im Detail IIa und IIb zu erkennen. Für die Bolzenverbindung
4 zwischen Bolzen 4.1 und Gummi-Metall-Buchse 6 bzw. innerem Buchsenelement 6.1 zeigt
das Detail IIc und IId in Fig. 2 einen entsprechenden Zustand.
[0035] Wird der Drehgestellrahmen 2 und damit das Federelement 5 entlastet, ist auch der
Bolzen 4.1 bzw. die Bolzenverbindung 4 entlastet, was Fig. 4a) zeigt, wodurch der
Bolzen 4.1 auf einfache Weise aus der Drehgestellrahmenaufnahme 2.1 und der Schwingenaufnahme
3.31, das heißt aus dem inneren Buchsenelement 6.1 der Gummi-Metall-Buchse 6, entfernt
werden kann.
[0036] Wie Fig. 4 zeigt, hat die Bolzenverbindung 4 sowohl ein vertikales Spiel
Sv als auch ein horizontales Spiel
SH. Dies gilt sowohl für den druckbeaufschlagten Zustand als auch den entlasteten Zustand
des Federelements 5, und zwar sowohl für die Bolzenverbindung 4 zwischen Bolzen 4.1
und Drehgestellrahmen 2 als auch für die Bolzenverbindung 4 zwischen Bolzen 4.1 und
Schwinge 3.3, das heißt zwischen Bolzen 4.1 und Gummi-Metall-Buchse 6.
[0037] Wie die Figuren 1 bis 3 anschaulich zeigen, verläuft der Bolzen 4.1 dabei in der
Horizontalen H, und zwar parallel zur Drehachse D
R des Rades 3.1. Die Längsachse X
B des Bolzens 4.1 sowie die damit identische Drehachse D
S der Schwinge 3.3 liegt dabei in derselben Horizontalen Ebene wie die Drehachse D
R des Rades 3.1. Bolzenverbindung 4 und Federelement 5 sind darüber hinaus auf derselben
Seite einer durch die Drehachse D
R des Rades 3.1 verlaufenden Vertikalen V angeordnet. Die Wirkrichtung F des Federelements
5 schneidet dabei die Drehachse D
R des Rades 3.1. Der Winkel α zwischen der Wirkrichtung F des Federelements 5 und der
Horizontalen H liegt hier bei 45°.
[0038] Wie die Figuren 2 und 4 besonders anschaulich zeigen, handelt es sich bei dem Bolzen
4.1 vorliegend um einen Hohlbolzen, obwohl erfindungsgemäß auch Bolzen aus Vollmaterial
verwendet werden können. Der Bolzen 4.1 ist hier als Vierkantbolzen ausgebildet, wobei
die Aufnahme 2.1 bzw. Aufnahmebuchse 2.2 sowie die Aufnahme 6.11 der Gummi-Metall-Buchse
6 ebenfalls einen viereckigen Innenquerschnitt hat.
[0039] Schließlich ist in Fig. 2 auf der linken Seite eine Abdeckplatte 7 dargestellt, die
den Bolzen 4.1 entgegen seiner Einschubrichtung E
B abdeckt und fixiert.
1. Radträgeranlenkung (1) für ein Schienenfahrzeug
- mit einem Drehgestellrahmen (2),
- mit einem Radsatz (3) enthaltend mindestens ein Rad (3.1) und einen das Rad (3.1)
haltenden Radträger (3.2),
- wobei der Radträger (3.2) zum einen mit einer Schwinge (3.3) versehen ist, die über
eine Bolzenverbindung (4) mit dem Drehgestellrahmen (2) schwenkbar verbunden ist,
und zum anderen über ein Federelement (5) federnd mit dem Drehgestellrahmen (2) verbunden
ist,
- wobei die Bolzenverbindung (4) einen Bolzen (4.1) aufweist, der durch eine Aufnahme
(3.31,6.11) in der Schwinge (3.3) und mindestens eine Aufnahme (2.1) im Drehgestellrahmen
(2) geführt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Bolzenverbindung (4) spielbehaftet ist und die Wirkrichtung (F) des Federelements
(5) schräg zur Horizontalen (H) und Vertikalen (V) verläuft, dergestalt, dass im druckbeaufschlagten
Zustand des Federelements (5) der Radträger (3.2) zusammen mit der Schwinge (3.3)
vom Drehgestellrahmen (2) weggedrückt wird.
2. Radträgeranlenkung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im druckbeaufschlagten Zustand des Federelements (5) der Bolzen (4.1) gegen den Rand
der Aufnahme (2.1,3.31,6.11), insbesondere der mindestens einen Aufnahme (2.1) im
Drehgestellrahmen (2), gedrückt wird.
3. Radträgeranlenkung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Bolzenverbindung (4) ein vertikales Spiel (sv) und/oder ein horizontales Spiel (sH) zwischen dem Bolzen (4.1) und der Aufnahme (2.1,3.31,6.11), insbesondere der mindestens
einen Aufnahme (2.1) im Drehgestellrahmen (2), aufweist.
4. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bolzen (4.1) in der Horizontalen (H) und insbesondere parallel zur Drehachse
(DR) des mindestens einen Rades (3.1) verläuft.
5. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass, in einem Schnitt quer zur Längsachse (XB) des Bolzens (4.1), der Bolzen eine ungleichmäßig verlaufende Außenkontur und/oder
die Aufnahme (2.1,3.31,6.11), insbesondere die mindestens eine Aufnahme (2.1) im Drehgestellrahmen
(2), eine ungleichmäßig verlaufende Innenkontur aufweist, die insbesondere mindestens
eine Ecke (4.11), vorzugsweise vier Ecken (4.11), aufweist.
6. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bolzen (4.1) ein Hohlbolzen ist.
7. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in die Aufnahme (3.31) in der Schwinge (3.3) eine Gummi-Metall-Buchse (6) spielfrei
und drehfest, insbesondere in einem Presssitz, eingesetzt ist, wobei in die Gummi-Metall-Buchse
(6), insbesondere in eine Aufnahme (6.11), der Bolzen (4.1) eingesetzt ist.
8. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Aufnahme (2.1) im Drehgestellrahmen (2) von einer Aufnahmebuchse
(2.2) gebildet wird, die spielfrei und drehfest, insbesondere in einem Presssitz,
mit dem übrigen Drehgestellrahmen (2) verbunden ist.
9. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bolzen (4.1) entgegen seiner Einschubrichtung (EB) von einer Abdeckplatte (7) abgedeckt ist.
10. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Längsachse (XB) des Bolzens (4.1) in derselben horizontalen Ebene wie die Drehachse (DR) des mindestens einen Rades (3.1) liegt.
11. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkrichtung (F) des Federelements (5) die Drehachse (DR) des mindestens einen Rades (3.1) schneidet.
12. Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Winkel α zwischen der Wirkrichtung (F) des Federelements (5) und der Horizontalen
(H) in einem Bereich von 0 bis 70°, bevorzugt von 20 bis 60°, besonders bevorzugt
von 30 bis 50°, liegt.
13. Schienenfahrzeug mit einer Radträgeranlenkung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche.
14. Schienenfahrzeug nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Federelement (5) eine Druckfeder einer Primärfederung des Schienenfahrzeugs ist.
15. Schienenfahrzeug nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass im betriebsbereiten Zustand des Schienenfahrzeugs das Federelement (5) dauerhaft
im druckbeaufschlagten Zustand ist und/oder der Bolzen ständig gegen den Rand der
Aufnahme (2.1,3.31,6.11), insbesondere der mindestens einen Aufnahme (2.1) im Drehgestellrahmen
(2), gedrückt wird.