[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von bei der Lagerung von verflüssigtem
Erdgas (LNG) anfallendem Boil-off-Gas, wobei dieses ein- oder mehrstufig verdichtet
und anschließend einer weiteren Verwendung zugeführt wird.
[0002] Flüssiges Erdgas (LNG) wird ab einem Speichervolumen von ca. 3000 m
3 üblicherweise in Flachbodentanks gelagert. Diese werden bei einem Druck geringfügig
über dem Umgebungsdruck, vorzugsweise bei 100 bis 200 mbar Überdruck, betrieben. In
diesen Tanks anfallende Gase, insbesondere Ende-Flash-Gase, Boil-off-Gase, Tank-Return-Gase,
werden üblicherweise für eine weitere Verwendung, bspw. als Brenngas, verdichtet oder
nach ihrer Verdichtung in das zu verflüssigende Erdgas zurückgeführt. Im einfachsten
Fall erfolgt diese Verdichtung mittels eines kaltansaugenden Verdichters, der direkt
bei Tankdruck arbeitet. Unter dem Begriff "Boil-off-Gas" seien nachfolgend alle Gase
zu verstehen, die sich im Gasraum eines (LNG-)Tanks oberhalb des verflüssigten Erdgases
ansammeln.
[0003] Will man diese Lösung wegen der damit verbundenen tiefen Betriebstemperatur des kaltansaugenden
Verdichters vermeiden - die Speicherung von LNG erfolgt bei ca. -160 °C -, erfolgt
eine Anwärmung des zu verdichtenden Boil-off-Gases bevor dieses durch einen warmansaugenden
Verdichter komprimiert wird. Um den Druckabfall im Anwärmer, den Rohrleitungen, etc.
kompensieren zu können, ist dem Anwärmer ein kaltansaugendes Gebläse vorgeschaltet;
dieses kompensiert den Druckabfall, so dass Vakuum auf der Verdichtersaugseite mit
der Gefahr eines Sauerstoffeinbruchs in ein brennbares Gas sicher vermieden werden
kann. Eine derartige Verfahrensführung ist bspw. im
US-Patent 6,658,892 beschrieben.
[0004] Sämtliche aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrensweisen erfordern jedoch eine
kaltansaugende Maschine - also entweder einen kaltansaugenden Verdichter oder ein
kaltansaugendes Gebläse - oder gehen im Falle des Verzichts auf ein kaltansaugendes
Gebläse das erhöhte Risiko ein, das Verfahren auf der Saugseite eines warmansaugenden
Verdichters zumindest zeitweise bei gefährlichen Unterdruckzuständen zu betreiben.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Verfahren zum Verdichten
von bei der Lagerung von verflüssigtem Erdgas anfallendem Boil-off-Gas anzugeben,
das die vorgenannten Nachteile vermeidet, insbesondere eine sichere Verdichtung von
Boil-off-Gas ohne Verwendung einer kaltansaugenden Maschine ermöglicht.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren zum Verdichten von bei der Lagerung
von verflüssigtem Erdgas anfallendem Boil-off-Gas vorgeschlagen, das dadurch gekennzeichnet
ist, dass das zu verdichtende Boil-off-Gas mittels wenigstens eines Ejektors eine
Druckerhöhung erfährt, angewärmt und ein- oder mehrstufig verdichtet wird, wobei als
Treibgas für den Ejektor ein Teilstrom des verdichteten Boil-off-Gases und/oder ein
Gas verwendet wird, dessen Zusammensetzung im Wesentlichen identisch oder ähnlich
derjenigen des Boil-off-Gases ist und/oder dessen Vermischung mit dem Boil-off-Gas
die beabsichtigte Verwendung des verdichteten Boil-off-Gases nicht beeinträchtigt.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verdichten von bei der Lagerung von verflüssigtem
Erdgas anfallendem Boil-off-Gas ermöglicht die Entnahme und Verdichtung von Boil-off-Gas
aus einem bei annähernd atmosphärischem Druck betriebenen LNG- bzw. Flachbodentank
ohne Verwendung einer kaltansaugenden Maschine, indem eine Vorverdichtung des Boil-off-Gases
mittels eines Ejektors realisiert wird. Die erfindungsgemäße Verfahrensweise vermeidet
somit wirkungsvoll die Gefahr eines Sauerstoffeinbruchs in ein brennbares Gas.
[0008] Der Druckgewinn im Ejektor ist im Regelfall mindestens so groß wie der Druckabfall
über den dem Ejektor nachgeschalteten und der Verdichtung vorgeschalteten Anwärmer
sowie weiterer vorzusehender Anlagenkomponenten, wie bspw. Rohrleitungen und Armaturen.
[0009] Durch die Verwendung eines Ejektors kann auf vergleichsweise teure und wartungsintensive,
bewegliche Teile bei kalten Betriebsbedingungen verzichtet werden, ohne das Risiko
von unerwünschten und gefährlichen Unterdruckzuständen auf der Saugseite des für die
Verdichtung vorzusehenden warmansaugenden Verdichters einzugehen.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Verdichten
von bei der Lagerung von verflüssigtem Erdgas anfallendem Boil-off-Gas, die Gegenstände
der abhängigen Patentansprüche darstellen, sind
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Druckerhöhung zwischen 50 und 500 mbar, vorzugsweise zwischen 100 und 300 mbar
beträgt,
- zumindest zeitweilig dem Ejektor zwei unterschiedliche Treibgase zugeführt , werden,
- sofern das verdichtete Boil-off-Gas zumindest teilweise einem Erdgas-Verflüssigungsprozess
zugeführt wird, zumindest ein Teilstrom eines geeigneten Prozessstromes des Erdgas-Verflüssigungsprozesses
als Treibgas verwendet wird, und/oder
- das Boil-off-Gas vor seiner Verdichtung um wenigstens 80 K, vorzugsweise um wenigstens
160 K angewärmt wird.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verdichten von bei der Lagerung von verflüssigtem
Erdgas anfallendem Boil-off-Gas sowie weitere vorteilhafte Ausgestaltungen desselben
seien nachfolgend anhand des in der Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispieles näher
erläutert.
[0012] Das in der Figur 1 dargestellte Ausführungsbeispiel zeigt ein Erdgas-Verflüssigungsverfahren,
bei dem das verdichtete Boil-off-Gas erneut dem zu verflüssigenden Erdgasstrom A zugeführt
wird. Dieser Erdgasstrom A wird einem lediglich als Black-Box dargestellten Verflüssigungsprozess
E1 zugeführt. Bei diesem Verflüssigungsprozess E1 kann es sich um jeden beliebigen
Verflüssigungsprozess handeln, der der Verflüssigung und ggf. der Unterkühlung von
Erdgas dient. Das verflüssigte und ggf. unterkühlte Erdgas wird über Leitung B aus
dem Verflüssigungsprozess E1 abgezogen und einem Speichertank T, bei dem es sich beispielsweise
um einen Flachbodentank handelt, zugeführt. Die Entnahme von verflüssigtem Erdgas
(LNG) aus diesem Speichertank T erfolgt über Leitung 5, der - sofern erforderlich
- eine Pumpe P zugeordnet ist.
[0013] Im Speichertank T anfallendes Boil-off-Gas wird über Leitung 1 aus dem Speichertank
T abgezogen und einem Ejektor Y zugeführt. Über Leitung 2 wird diesem Ejektor Y ein
geeignetes Treibgas, auf das im Folgenden näher eingegangen werden wird, zugeführt.
Das zu verdichtende Boil-off-Gas erfährt im Ejektor Y eine Druckerhöhung zwischen
50 und 500 mbar, vorzugsweise zwischen 100 und 300 mbar.
[0014] Das derart verdichtete Boil-off-Gas/Treibgas-Gemisch - nachfolgend als Boil-off-Gas
bezeichnet - wird über Leitung 3 nach Anwärmung im Anwärmer E2 dem ein- oder mehrstufig
ausgeführten Boil-off-Gas-Verdichter V zugeführt. Im Anwärmer E2 wird das zu verdichtende
Boil-off-Gas 3 gegen den verdichteten Boil-off-Gasstrom 4 um wenigstens 80 K, vorzugsweise
um wenigstens 160 K angewärmt. Im Boil-off-Gas-Verdichter V erfolgt eine Verdichtung
auf einen Druck, der durch die anschließende Verwendung des Boil-off-Gases bestimmt
wird.
[0015] Wird das verdichtete Boil-off-Gas 4, wie in der Figur 1 dargestellt, erneut dem zu
verflüssigenden Erdgasstrom A zugeführt, muss das Boil-off-Gas wenigstens auf den
Druck des Erdgasstromes A vor dem Verflüssigungsprozess E1 verdichtet werden. Wird
das verdichtete Boil-off-Gas hingegen als Brenngas verwendet, kann eine geringere
Druckerhöhung ausreichend sein, während andere Verwendungszwecke ggf. eine höhere
Verdichtung erfordern.
[0016] Nach der Verdichtung V wird das Boil-off-Gas in einem Wärmetauscher E3 gegen Luft
oder Kühlwasser abgekühlt, sofern die Temperatur des Boil-off-Gases nach der Verdichtung
V hierfür hoch genug ist. Dies ist bei einer Anwärmung vor der Verdichtung auf in
etwa Umgebungstemperatur immer der Fall, da die Tanktemperatur -160 °C beträgt, das
zu verdichtenden Boil-off-Gas vorzugsweise um wenigstens 160 K angewärmt wird und
die Saugtemperatur des Verdichters V somit höher als 0 °C liegt.
[0017] Im vorliegenden Fall wird das verdichtete Boil-off-Gas 4 nach Durchgang durch den
Anwärmer E2, in dem es seine (restliche) Verdichtungswärme an den zu verdichtenden
Boil-off-Gasstrom 3 abgibt, dem zu verflüssigenden Erdgasstrom A zugeführt. Hierbei
kann das verdichtete Boil-off-Gas 4 dem zu verflüssigenden Erdgasstrom A vor dessen
Zuführung in den Verflüssigungsprozess E1 - dargestellt durch die gestrichelt gezeichnete
Leitung 4' - und/oder auf einem geeigneten Temperaturniveau des Verflüssigungsprozesses
E1 - dargestellt durch die Leitung 4 - zugeführt werden.
[0018] Erfindungsgemäß wird bei dem in der Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel ein
Teilstrom 2 des verdichteten Boil-off-Gases 4 dem Ejektor Y als Treibgas zugeführt.
Grundsätzlich können als Treibgase alle Gase verwendet werden, deren Zusammensetzung
im Wesentlichen identisch oder ähnlich derjenigen des zu verdichtenden Boil-off-Gases
ist und/oder deren Vermischung mit dem Boil-off-Gas die beabsichtigte Verwendung des
verdichteten Boil-off-Gases nicht beeinträchtigt.
[0019] Soll das verdichtete Boil-off-Gas als Brenngas verwendet werden und ist in der Nähe
des Verflüssigungsprozesses ein Luftzerleger vorgesehen, kann als Treibgas für den
Ejektor Y auch ein Reststrom dieses Luftzerlegers verwendet werden. Sofern in dem
Verflüssigungsprozess E1 eine Abtrennung schwerer Kohlenwasserstoffe integriert ist,
kann auch der abgetrennte, an schweren Kohlenwasserstoffen reiche Strom als Treibgas
verwendet werden, sofern das verdichtete Boil-off-Gas nicht dem zu verflüssigenden
Erdgasstrom A zugeführt wird.
1. Verfahren zum Verdichten von bei der Lagerung von verflüssigtem Erdgas (LNG) anfallendem
Boil-off-Gas, wobei dieses ein- oder mehrstufig verdichtet und anschließend einer
weiteren Verwendung zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass das zu verdichtende Boil-off-Gas (1) mittels wenigstens eines Ejektors (Y) eine Druckerhöhung
erfährt, angewärmt (E2) und ein- oder mehrstufig verdichtet wird (V), wobei als Treibgas
(2) für den Ejektor (Y) ein Teilstrom des verdichteten Boil-off-Gases und/oder ein
Gas verwendet wird, dessen Zusammensetzung im Wesentlichen identisch oder ähnlich
derjenigen des Boil-off-Gases (1) ist und/oder dessen Vermischung mit dem Boil-off-Gas
die beabsichtigte Verwendung des verdichteten Boil-off-Gases nicht beeinträchtigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckerhöhung zwischen 50 und 500 mbar, vorzugsweise zwischen 100 und 300 mbar
beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest zeitweilig dem Ejektor (Y) zwei unterschiedliche Treibgase zugeführt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, wobei das verdichtete Boil-off-Gas
zumindest teilweise einem Erdgas-Verflüssigungsprozess zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teilstrom eines geeigneten Prozessstromes des Erdgas-Verflüssigungsprozesses
als Treibgas verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Boil-off-Gas vor seiner Verdichtung (V) um wenigstens 80 K, vorzugsweise um wenigstens
160 K angewärmt wird (E2).