[0001] Die Erfindung betrifft ein induktives Bauteil nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] In der Automobil- und Energietechnik übernimmt die Leistungselektronik immer mehr
eine tragende Rolle. Insbesondere hat sich im Bereich der Wechselrichter für Photovoltaikanlagen
in den letzten Jahren ein stetig wachsender Markt entwickelt. Aber nicht nur die stationäre
Anwendung bei der Energieerzeugung, sondern auch der mobile Einsatz der elektronischen
Strom- und Spannungswandlung wird sich in den nächsten Jahren weiter vergrößern. Maßgeblich
ist hier die Entwicklung einer neuer Hybridgeneration und alltagstauglicher Elektrofahrzeuge
zu nennen.
[0003] Unabhängig von ihrer Verwendung sind Induktivitäten für die Leistungselektronik ein
unverzichtbarer Bestandteil, ohne den beispielsweise eine DC-DC-Wandlung im höheren
Leistungsbereich nur schwer vorstellbar ist. Zur Anwendung kommen vor allem Hochfrequenztransformatoren
sowie Speicher- und Filterdrosseln.
[0004] Im Wesentlichen muss bei der Dimensionierung solcher Induktivitäten immer eine optimale
Lösung zwischen verfügbarem Bauraum, vorgegebener elektrischer Daten und möglichst
geringen Verlusten gefunden werden. In der Automobiltechnik ist zudem ein geringes
Gewicht bei ansonsten gleichen Leistungsdaten von Vorteil.
[0005] Die Erfindung geht aus von einem E-förmigen Kern, bei dem beispielsweise zwei sekundäre
Drosseln eines Vollbrückenwandlers mit Stromverdoppler vereint sind, was den Vorteil
hat, dass nicht, wie bisher, zwei separate Drosseln benötigt werden. Damit wird nicht
nur der Bauraum verkleinert, sondern auch das Gewicht verringert, was zudem die Kosten
reduziert. Durch die Vereinigung zweier Drosseln ist es allerdings notwendig, eine
entsprechende Streuinduktivität zu realisieren, was mit einem einfachen E-Kern auf
Schwierigkeiten stößt, da hier ohne größere Verschachtelungen der Wicklungen bereits
Kopplungsfaktoren von mehr als 0,9 erreicht werden. Dieser Wert kann durch einen entsprechenden
Wicklungsaufbau vergrößert werden. Wenn dagegen geringere Kopplungen von z. B. 0,8
benötigt werden, wird es schwierig, dies mit einem einfachen E-Kern zu realisieren.
[0006] Gegenstand der
DE 22 26 289 A1 ist ein vormagnetisierter Magnetkern, was die Verwendung eines Permanentmagneten
voraussetzt. Im Ausführungsbeispiel der Figuren 3C und 3D werden zur Erhöhung der
Sättigung in der Nähe eines Luftspaltes dauermagnetische Plättchen eingesetzt.
[0007] Aus
US 2011/0140817 ist eine supraleitende Spule bekannt, welche die Verwendung von supraleitendem Material
voraussetzt. Die im Beispiel der Figur 5B dargestellten Ferritplatten dienen dazu,
das Magnetfeld präziser zu leiten; sie sollen dabei vermeiden, dass der magnetische
Fluss das Material der Wicklungen durchsetzt und somit eine Reduzierung der Funktion
bei kritischen Strömen unterdrückt wird, was zudem die Verluste reduziert.
[0008] In
DE 24 24 131 A1 ist eine Drossel beschrieben und dargestellt, welche in einem Teil ihres magnetischen
Kreises zur Verwendung einer Sättigungsmagnetisierung einen Permanentmagneten enthält.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein induktives Bauteil zur Verfügung zu
stellen, bei dem es möglich ist, die Kopplung zwischen zwei oder mehr Wicklungen zu
verändern.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte
Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0011] Bei dem induktiven Bauteil nach der Erfindung sind zwei oder mehr Wicklungen einer
Drossel durch einen magnetischen Kreis miteinander gekoppelt, wobei der magnetische
Fluß durch eingefügte, vorzugsweise plattenförmige Kernzwischenelemente gesteuert
und je nach Anwendungsfall die Kopplung angepaßt werden kann. Dazu muss nicht zwangsläufig
eine starre E-Kernform vorliegen. Vielmehr läßt sich die erfindungsgemäß vorgesehene
Technologie der Kernzwischenelemente auch bei einer anderen Kerngeometrie einsetzen,
etwa bei EC-, EFD-, EP-, EQ-, ER- oder EFD-Kernen.
[0012] Die Erfindung ist nachstehend an einem Ausführungsbeispiel erläutert, das in der
Zeichnung dargestellt ist. Diese zeigt den prinzipiellen Aufbau einer Drossel mit
E-Kern und zwei Wicklungen.
[0013] Die Drossel hat zwei Kernjoche 1, 5, die zwei Kernschenkel 3, 9 miteinander verbinden
und zwei Mittelschenkel 11, 7 mit jeweils einer Wicklung 2, 6 tragen. Die beiden Mittelschenkel
11, 7 sind hier durch einen Luftspalt 8 voneinander getrennt. Die beiden Wicklungen
2, 6 werden von einem elektrischen Strom durchflossen und erzeugen somit einen magnetischen
Fluss, der die zwei Mittelschenkel 7, 11 durchsetzt. Über die beiden Kernschenkel
3, 9 und Kernjoche 1, 5 wird der magnetische Kreis geschlossen. Dadurch teilt sich
die Flussdichte des Mittelschenkels jeweils zur Hälfte auf die im Querschnitt ca.
halb so großen Kernschenkel und Kernjoche auf.
[0014] Aufgrund eines bei den meisten Anwendungsfällen geforderten Sättigungsverhaltens
wird ein Luftspalt 8 benötigt. Dieser garantiert, dass der Induktivitätswert von z.
B. 10 µH auch bei einem höheren Betriebsstrom von z. B. 50 A zur Verfügung steht und
nicht auf etwa 1 µH sinkt. Die Induktivität einer Drossel mit Ferritkern fällt an
der Sättigungsgrenze, selbst bei einer im Verhältnis nur kleinen Stromänderung, sehr
rapide ab. Dies kann im schlimmsten Fall die Halbleiter der Schaltung zerstören. Deswegen
sollte die Drossel in keinem Betriebsfall diese Grenze überschreiten.
[0015] Gemäß der Erfindung sind in die Drossel zwei plattenförmige Kernzwischenelemente
4, 10 eingesetzt, die an dem jeweiligem Kernschenkel 3, 9 angebracht und parallel
zu den Kernjochen 1, 5 in Richtung auf den Luftspalt 8 vorstehen. Die Kernzwischenelemente
4, 10 bestehen aus demselben Material wie der übrige Teil des Kerns, der vorzugsweise
als weichmagnetischer Ferritkern ausgebildet ist, während als Leitermaterial für die
Wicklungen 2, 6 der Drosselspulen Kupfer verwendet wird.
[0016] An ihren freien Enden hat jede Zwischenplatte 4, 10 eine teilkreisförmige Aussparung,
die an den Radius der beiden Mittelschenkel 7, 11 angepasst ist. Bei anders ausgebildeten
Mittelschenkeln hat die Aussparung eine an diese angepasste Form.
[0017] Die Kernzwischenelemente 4, 10 dienen dazu, den magnetischen Fluß gezielt zu leiten.
Dadurch entsteht ein Streufluss, der aber im Gegensatz zum Hauptfluss zum größten
Teil jeweils nur eine Wicklung durchsetzt.
[0018] Die Kopplung der beiden Wicklungen 2, 6 kann durch die Formel

berechnet werden. Dabei beschreibt Lg die Gesamtinduktivität, wenn beide Wicklungen
in Reihe geschaltet sind, und L
1 sowie L
2 die Induktivität der einzeln gemessenen Wicklungen 2, 6. Zudem kann auch über die
Streuinduktivität das Ausmaß der Kopplung bewertet werden. Hierzu muss eine Wicklung
kurz geschlossen und bei der anderen die Induktivität gemessen werden. Je höher diese
Streuinduktivität ist, desto schlechter sind die beiden Wicklungen gekoppelt.
[0019] Die Kernzwischenelemente 4, 10 ermöglichen durch Variieren der Abstände zu dem Mittelschenkel
7, 11 den Wert der Streuinduktivität gezielt zu beeinflussen und damit die Kopplung
zwischen den beiden Wicklungen zu steuern.
1. Induktives Bauteil mit wenigstens zwei durch einen magnetischen Kreis miteinander
gekoppelten Drosselspulen, die in einem gemeinsamen Kern angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass der gemeinsame Kern wenigstens ein die Kopplung zwischen den Wicklungen (2, 6) der
Drosselspulen veränderbares Kernzwischenelement (4, 10) aufweist.
2. Induktives Bauteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernzwischenelemente (4, 10) auswechselbar in dem Kern angebracht sind.
3. Induktives Bauteil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernzwischenelemente (4, 10) und der Kern aus demselben Material, vorzugsweise
Ferrit bestehen.
4. Induktives Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wicklungen (2, 6) der Drosselspulen aus Kupfer bestehen.
5. Induktives Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernzwischenelemente (4, 10) von jeweils einem Kernschenkel (3, 9) in Richtung
auf einen eine Wicklung (2, 6) tragenden Mittelschenkel (11, 7) abstehen.
6. Induktives Bauteil nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernzwischenelemente (4, 10) im Bereich eines Luftspaltes (8) zwischen zwei Mittelschenkeln
(11, 7) liegen.
7. Induktives Bauteil nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittelschenkel (11, 7) von einem die Kernschenkel (3, 9) verbindenen Kernjoch
(1, 5) abstehen.
8. Induktives Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernzwischenelemente (4, 10) plattenförmig ausgebildet sind.
9. Induktives Bauteil nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die plattenförmigen Kernzwischenelemente (4, 10) an ihrem freien Ende eine an den
Querschnitt der Mittelschenkel (11, 7) angepasste Aussparung haben.