[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine veränderbare Induktivität.
[0002] In einigen Anwendungen sind veränderbare Induktivitäten wünschenswert, deren Charakteristika
einstellbar sind und so an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Ein
Beispiel einer solchen Anwendung ist ein Solarwechselrichter.
[0003] Bekannte Ansätze zur Veränderung des Induktivitätswerts einer Induktivität beinhalten
das Umschalten der Wicklungszahl oder die mechanische Veränderung der Eintauchtiefe
des Kerns in die Wicklung (vgl. z.B.
DE 730 801 B). Beide Varianten beinhalten eine mechanische Veränderung der Anordnung, die einem
Verschleiß unterliegt. Zudem ist ein mechanisches Verstellen nicht besonders schnell
und präzise. Ferner sind auch magnetisch beeinflussbare Induktivitäten bekannt (vgl.
z.B.
DE 31 22 115 A1 und
DE 31 22 949 A1).
[0004] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Induktivität mit
einem veränderbaren Induktivitätswert zu schaffen.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine veränderbare Induktivität mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind
Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Die veränderbare Induktivität gemäß der vorliegenden Erfindung hat wenigstens einen
Kern aus einem magnetischen Material; wenigstens eine Wicklung, welche den wenigstens
einen Kern zumindest teilweise umgibt; und wenigstens ein Stellelement, welches einen
veränderbaren Druck auf den wenigstens einen Kern ausübt, um die Permeabilität des
wenigstens einen Kerns einzustellen.
[0007] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass viele magnetische Materialien,
insbesondere hochpermeable Materialien, sehr druckempfindlich sind. Gegenüber der
materialspezifischen Anfangspermeabilität kann die Permeabilität solcher Materialien
bei Einwirken eines (mechanischen) Drucks um bis zu mehrere Größenordnungen sinken.
Die vorliegende Erfindung macht sich dieses Verhalten zunutze. So wird auf den Kern
der Induktivität mit Hilfe eines geeigneten Stellelements ein veränderbarer Druck
ausgeübt, wodurch sich die Permeabilität des Kernmaterials verändert. Als Folge dieser
Permeabilitätsänderung verändert sich der Induktionswert der Induktivität in Abhängigkeit
von dem unterschiedlich starken Druck durch das Stellelement. Der Induktivitätswert
der Induktivität kann somit auf einfache Weise variabel eingestellt werden.
[0008] Die veränderbare Induktivität der Erfindung zeichnet sich insbesondere durch einen
einfachen Aufbau, eine zuverlässig steuerbare Veränderung ihres Induktivitätswerts,
eine schnell reagierende Veränderung ihres Induktivitätswerts und eine verschleißarme
Konstruktion aus.
[0009] Für den wenigstens einen Kern können grundsätzlich alle Materialien eingesetzt werden,
die üblicherweise für den Aufbau von Induktivitäten verwendet werden. Vorzugsweise
werden für den wenigstens einen Kern hochpermeable Materialien verwendet. Bevorzugte
Beispiele solcher hochpermeablen Materialien sind ferromagnetische Materialien wie
Ferrite, Mu-Metalle (Nickel-Eisen-Legierungen), amorphe Metall (z.B. kobaltbasierte
Metglas®-Legierung) und dergleichen.
[0010] Der wenigstens eine Kern umfasst einen einteiligen Kern, einen mehrteiligen Kern
und mehrere (ein- oder mehrteilige) Kerne, die alle zumindest teilweise innerhalb
einer Wicklung angeordnet sind. Der wenigstens eine Kern ist dabei relativ zur wenigstens
einen Wicklung bevorzugt ortsfest angeordnet bzw. fixiert. Ebenso umfasst die wenigstens
eine Wicklung eine, zwei oder mehr Wicklungen, welche gemeinsam den wenigstens einen
Kern zumindest teilweise umgeben. Im Fall mehrerer (d.h. wenigstens zwei) Wicklungen
bzw. Wicklungsabschnitte können diese optional einzeln zu- und abschaltbar sein.
[0011] Bei dem Druck, der von dem Stellelement auf das Kernmaterial ausgeübt wird, handelt
es sich bevorzugt um einen mechanischen Druck. Der Druck kann hydrostatisch oder unidirektional
auf den Kern einwirken. Der Druck kann von dem Stellelement direkt oder indirekt auf
den Kern ausgeübt werden. Im Fall mehrerer (d.h. wenigstens zwei) Kerne oder Kernabschnitte
kann der Druck auf nur einen, auf mehrere oder auf alle davon ausgeübt werden.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das wenigstens eine Stellelement
in seiner Position und/oder seiner Größe veränderbar, um einen veränderbaren Druck
auf den wenigstens einen Kern auszuüben.
[0013] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das wenigstens eine Stellelement
elektrisch ansteuerbar. Die Steuerung oder Regelung der veränderbaren Induktivität
erfolgt somit vorzugsweise durch ein elektrisches Signal an das Stellelement (z.B.
an das Stellelement angelegte Spannung, etc.), um die Permeabilität des Kernmaterials
zu beeinflussen. Die Veränderung des Induktivitätswerts der Induktivität kann somit
rein elektrisch und ohne zusätzliche mechanische bzw. bewegliche Komponenten erfolgen.
[0014] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung weist das wenigstens eine Stellelement
ein piezoelektrisches Element auf. An dem piezoelektrischen Element liegt vorzugsweise
eine variable Spannung an, durch welche das Element eine geringfügige Längenänderung
erfährt, welche einen unterschiedlich starken Druck auf den Kern bewirkt.
[0015] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das wenigstens eine
Stellelement in einen Regel- oder Steuerkreis integriert, der den Induktivitätswert
der veränderbaren Induktivität direkt oder indirekt erfasst (z.B. Stromfluss durch
Wicklung, elektrischer Widerstand der Wicklung, etc.). Der Induktivitätswert der Induktivität
kann so auch bei kostengünstigen Kernmaterialien, welche großen Schwankungen ihrer
Eigenschaften wie der Permeabilität unterliegen, korrekt angepasst werden. Außerdem
können so vorzugsweise Schwankungen von Umgebungsbedingungen wie zum Beispiel der
Temperatur, die sich ebenfalls in einer Änderung des Induktivitätswerts niederschlagen
können, ausgeregelt werden.
[0016] Die veränderbare Induktivität der Erfindung kann vorzugsweise eine Drossel bzw. Teil
einer Drossel oder ein Transformator bzw. Teil eines solchen (wenigstens eine Wicklung
von Primär- oder Sekundärseite) sein. Darüber hinaus ist mit der veränderbaren Induktivität
der Erfindung auch eine teilweise Umlenkung des magnetischen Kreises zwischen mehreren
Pfaden möglich, was zum Beispiel beim Einsatz in Motoren von Vorteil sein kann.
[0017] In einem Solarwechselrichter kann die veränderbare Induktivität zur Optimierung der
Brückenansteuerung benutzt werden. Hierdurch kann zum Beispiel die Frequenz leichter
dem Momentanstrom oder der aktuellen Teillast angepasst werden. Auf diese Weise können
die Halbleiter im Solarwechselrichter besser ausgenutzt werden und/oder die Induktivität
kann kleiner konzipiert werden, wodurch die Kosten für die Herstellung und/oder der
Wirkungsgrad des Solarwechselrichters verbessert werden können.
[0018] Obige sowie weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten, nicht-einschränkender Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die beiliegende Zeichnung besser verständlich. Darin zeigt die einzige Figur 1
ein Prinzipschaltbild des Grundaufbaus einer veränderbaren Induktivität gemäß der
vorliegenden Erfindung.
[0019] In dem Ausführungsbeispiel von Figur 1 umgibt eine Wicklung 10 einen Kern 12 aus
einem hochpermeablen Material wie beispielsweise einem Ferrit. Die Wicklung 10 ist
zum Beispiel eine einfache Drossel bzw. Spule. An den Enden des Kerns 12, welche aus
der Wicklung 10 heraus ragen, ist jeweils ein Stellelement 14a bzw. 14b mit einem
piezoelektrischen Element vorgesehen, welches mit dem Kernmaterial 12 in Kontakt steht.
[0020] Die Stellelemente 14a, 14b sind in einen Regelkreis 16 integriert, der zudem eine
Steuervorrichtung 18 und eine Messvorrichtung 20 aufweist. Die Steuervorrichtung 18
steuert die beiden Stellelemente 14a, 14b an; die Messvorrichtung 20 erfasst den aktuellen
Induktivitätswert der aus Wicklung 10 und Kern 12 gebildeten Induktivität zum Beispiel
durch Messung des elektrischen Stroms durch die Wicklung 10.
[0021] Der Induktivitätswert der Induktivität 10-12 kann in folgender Weise eingestellt
/verändert / angepasst werden.
[0022] Die Messvorrichtung 20 erfasst in direkter oder indirekter Weise den aktuellen Induktivitätswert
der Induktivität 10-12 und gibt den Messwert bzw. ein diesem entsprechendes Messsignal
an die Steuervorrichtung 18 weiter. Die Steuervorrichtung 18 wertet den Messwert /
das Messsignal von der Messvorrichtung 20 aus und vergleicht ihn / es mit einem Sollwert,
der von einer übergeordneten Steuerung 22 zur Verfügung gestellt wird. Die Steuervorrichtung
18 kann wahlweise in diese übergeordnete Steuerung 22 integriert sein.
[0023] In Abhängigkeit von dieser Auswertung des Messwerts / Messsignals steuert die Steuervorrichtung
18 die beiden Stellelemente 14a, 14b elektrisch an, indem sie zum Beispiel eine entsprechende
elektrische Spannung an deren piezoelektrische Elemente anlegt. Aufgrund der angelegten
Spannung erfahren diese piezoelektrischen Elemente der Stellelemente 14a, 14b eine
Längenausdehnung oder -schrumpfung (allgemein Längenänderung). Diese variablen Längen
der piezoelektrischen Elemente der Stellelemente 14a, 14b erzeugen unterschiedlich
starke Drücke auf das Kernmaterial 12, das ortsfest angeordnet ist und mit den piezoelektrischen
Elementen direkt oder indirekt in Kontakt steht.
[0024] Da das hochpermeable Kernmaterial 12 sehr druckempfindlich ist und seine Permeabilität
bei höheren Drücken stark abnimmt, kann auf diese Weise die Permeabilität des Kerns
12 verändert bzw. eingestellt werden. Die veränderte Permeabilität bewirkt wiederum
eine Veränderung des Induktivitätswerts, welche durch die Messvorrichtung 20 erfasst
wird.
[0025] Mit diesem Regelkreis 16-20, der eine dynamische Veränderung der Induktivitätswerte
ermöglicht, sind somit auf einfache Weise variable Induktivitäten bzw. Induktivitätsverläufe
realisierbar.
1. Veränderbare Induktivität, mit wenigstens einem Kern (12) aus einem magnetischen Material
und wenigstens einer Wicklung (10), welche den wenigstens einen Kern (12) zumindest
teilweise umgibt,
gekennzeichnet durch
wenigstens ein Stellelement (14a, 14b), welches einen veränderbaren Druck auf den
wenigstens einen Kern (12) ausübt, um die Permeabilität des wenigstens einen Kerns
einzustellen.
2. Veränderbare Induktivität nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das wenigstens eine Stellelement (14a, 14b) in seiner Position und/oder seiner Größe
veränderbar ist, um einen veränderbaren Druck auf den wenigstens einen Kern (12) auszuüben.
3. Veränderbare Induktivität nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das wenigstens eine Stellelement (14a, 14b) elektrisch ansteuerbar ist.
4. Veränderbare Induktivität nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das wenigstens eine Stellelement (14a, 14b) ein piezoelektrisches Element aufweist.
5. Veränderbare Induktivität nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der wenigstens eine Kern (12) aus einem hochpermeablen Material gebildet ist.
6. Veränderbare Induktivität nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das wenigstens eine Stellelement (14a, 14b) in einen Regel- oder Steuerkreis (16)
integriert ist, der den Induktivitätswert der veränderbaren Induktivität direkt oder
indirekt erfasst.
7. Veränderbare Induktivität nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
sie eine Drossel bzw. Teil einer Drossel ist.
8. Veränderbare Induktivität nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
sie eine Primär- oder Sekundärseite eines Transformators bzw. Teil einer solchen ist.