[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Polyelektrolytkomplexen, um Verpackungsmaterialien
aus Polymerfolien eine Sauerstoffbarriere zu verleihen. Polymere Aufbaukomponenten
des Polyelektrolytkomplexes werden in polymerisierter Form auf die Polymerfolie aufgebracht.
Die Polymerfolie wird mit einer einen aus anionischem Polymer und kationischem Tensid
hergestellten Polyelektrolytkomplex enthaltenden Zusammensetzung beschichtet oder
die Polymerfolie wird mit mindestens drei alternierenden Schichten beschichtet, wobei
jeweils eine von zwei benachbarten Schichten eine anionische Polyelektrolytaufbaukomponente
enthält und die andere von zwei benachbarten Schichten eine kationische Polyelektrolytaufbaukomponente
enthält und sich an den gegenseitigen, benachbarten Grenzflächen der alternierenden
Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden.
[0002] Beim Verpacken von oxidationsempfindlichen oder sauerstoffempfindlichen Produkten
ist es wichtig, dass die verwendeten Verpackungsmaterialien Sauerstoffbarriereeigenschaften
besitzen, d.h. dass sie eine möglichst geringe Transmission bzw. eine möglichst geringe
Permeabilität für Sauerstoff aufweisen. Da als Verpackungsmaterialien verwendete Polymerfolien,
beispielsweise aus Polyolefinen wie Polyethylen oder orientiertem Polypropylen oder
aus Polyestern wie z.B. aus Polyethylenterephtalat in der Regel in reiner, unbeschichteter
Form eine relativ hohe Permeabilität für Sauerstoff zeigen, sind verschiedene Maßnahmen
vorgeschlagen worden, die Sauerstoffbarriereeigenschaften der Verpackungsmaterialien
zu erhöhen.
[0003] Die
WO 03/068869 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Verpackungsmitteln mit Sauerstoffsperreigenschaften,
wobei ein Trägermaterial mit einer polymerisierbaren Verbindung beschichtet wird und
die Verbindung anschließend auf dem Trägermaterial polymerisiert wird. Die
EP 2 014 730 beschreibt eine Beschichtungszusammensetzung zur Bildung eines Gasbarrierefilms auf
Basis eines Polycarbonsäurepolymers, welches mittels einer Zinkverbindung vernetzt
wird. Die
WO 07/002322 beschreibt beschichtete Polymerfilme mit Sauerstoffbarriereeigenschaften. Die Beschichtungszusammensetzung
ist eine Lösung eines Maleinsäure/Acrylsäure Copolymers und eines Vinylalkohol/Vinylamin
Copolymers. Nach der Beschichtung vernetzen die beiden Copolymere der Beschichtungszusammensetzung
auf dem Polymerfilm. Die
WO 98/31719 beschreibt Beschichtungszusammensetzungen für Barrierebeschichtungen. Die Zusammensetzungen
enthalten ein ethylenisch ungesättigtes Säuremonomer und ein Polyamin, welches einen
eingebauten Vernetzer enthält. Nach der Beschichtung erfolgt eine Vernetzung durch
Auslösen einer radikalisch induzierten Polymerisation.
[0004] Bisher bekannte Verpackungsfolien mit Sauerstoffbarriereeigenschaften sind noch nicht
in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Häufig sind die Permeabilitäten für Sauerstoff
noch nicht für alle Anwendungen ausreichend niedrig oder Barrierebeschichtungen mit
Filmen auf Polymerbasis sind nicht ausreichend flexibel. Es kann dann beim Knicken
oder Falten im Bereich von Faltstellen zu einer Beschädigung des Barrierefilms und
dadurch bedingter ungenügender Barrierewirkungen kommen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein weitere Zusammensetzungen und Verfahren
zur Verfügung zu stellen, welche die Herstellung von Verpackungen mit guten Sauerstoffbarriereeigenschaften,
insbesondere auch im Bereich von Falten, Knicken und Ecken ermöglicht. Die Verpackungen
sollten dabei möglichst gut temperaturresistent, flexibel und blockfest sein und möglichst
keine gesundheitsbedenklichen Stoffe wie z.B. Metalle enthalten.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von mindestens einem Polyelektrolytkomplex
um Verpackungsmaterialien aus Polymerfolien eine Sauerstoffbarriere zu verleihen,
wobei polymere Aufbaukomponenten des Polyelektrolytkomplexes in polymerisierter Form
auf die Polymerfolie aufgebracht werden und wobei mindestens eine Polymerfolie auf
mindestens einer Seite mit einer einen zuvor aus anionischem Polymer und kationischem
Tensid hergestellten Polyelektrolytkomplex enthaltenden Zusammensetzung beschichtet
wird; oder wobei eine Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit mindestens drei
alternierenden Schichten beschichtet wird, wobei jeweils eine von zwei benachbarten
Schichten mindestens eine anionische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und die
andere von zwei benachbarten Schichten mindestens eine kationische Polyelektrolytaufbaukomponente
enthält und sich an den gegenseitigen, benachbarten Grenzflächen der mindestens drei
alternierenden Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist auch eine durch erfindungsgemäße Verwendung erhältliche,
beschichtete Polymerfolie, wobei mindestens eine Seite der Polymerfolie mit mindestens
drei alternierenden Schichten beschichtet ist, wobei jeweils eine von zwei benachbarten
Schichten mindestens eine anionische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und die
andere von zwei benachbarten Schichten mindestens eine kationische Polyelektrolytaufbaukomponente
enthält und sich an den gegenseitigen, benachbarten Grenzflächen der mindestens drei
alternierenden Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden.
[0008] Die mit dem Polyelektrolytkomplex erfindungsgemäß hergestellte Beschichtung weist
Sauerstoffbarriereeigenschaften auf. Die Barriereeigenschaften können mit dem in den
Beispielen beschriebenem Permeabilitätstest gemessen werden. Der Begriff Sauerstoffbarriereeigenschaft
bedeutet eine gegenüber unbeschichtetem Substrat verringerte Transmission bzw. Permeabilität
gegenüber Sauerstoff. Vorzugsweise beträgt die Sauerstoffpermeabilität für erfindungsgemäß
beschichtete Polymerfolien weniger als 30%, insbesondere weniger als 20% oder weniger
als 10%, z.B. zwischen 1 % und 3% des Wertes der unbeschichteten Polymerfolie (gemessen
bei 23°C und 0% relativer Luftfeuchtigkeit).
[0009] In einer Ausführungsform wird die den Polyelektrolytkomplex enthaltende Sauerstoffbarriereschicht
mit einem Feuchteschutz versehen, um eine Beeinträchtigung der Barrierewirkung durch
hohe Luftfeuchtigkeit zu verhindern oder zumindest stark zu reduzieren. Der Feuchteschutz
kann durch eine zusätzliche Beschichtung mit einem Material erfolgen welche eine Barrierewirkung
gegenüber Wasserdampf bzw. Luftfeuchtigkeit aufweist. Alternativ oder kumulativ kann
auch eine Coextrusion mit einem solchen Material erfolgen. geeignet sind beispielsweise
Polyolefine, insbesondere Polyethylen. Vorzugsweise wird der Feuchteschutz gebildet
durch Beschichtung mit einem Polyolefin oder durch Coextrusion eines Polyolefins mit
mindestens einem Stoff ausgewählt aus Polyelektrolytkomplexen, anionischen Polyelektrolytaufbaukomponenten
und anionischen Polyelektrolytaufbaukomponenten.
[0010] Polyelektrolyte sind ionische Polymere. Polyelektrolytkomplexe im Sinne der Erfindung
sind die Reaktionsprodukte von gegensätzlich geladenen ionischen Polyelektrolytaufbaukomponenten,
wobei mindestens eine der Aufbaukomponenten ein kationisches oder ein anionisches
Polymer ist. Erfindungsgemäß verwendbare Polyelektrolytkomplexe sind z.B. gebildet
aus einem anionischen Polymer und aus einem kationischen Polymer oder aus einem anionischen
Polymer und aus einem nicht polymeren, kationischen Tensid, oder aus kationischen
Polymer und aus einem nicht polymeren, anionischen Tensid. Bevorzugt sind Polyelektrolytkomplexe
aus kationischem Polymer und anionischem Polymer oder aus einem anionischen Polymer
und nicht polymerem, kationischem Tensid. In der Regel haben die Polyelektrolytkomplexe
eine definierte stöchiometrische Zusammensetzung, d.h. das Äquivalentverhältnis von
anionischen und kationischen Gruppen in diesen Komplexen liegt bei oder in der Nähe
von 1. Die Polyelektrolytkomplexe können aber auch überwiegend anionisch oder überwiegend
kationisch geladen sein. Erfindungsgemäß kann auch neben solchen Polyelektrolytkomplexen
ein kationisches oder ein anionisches Polymer zusätzlich im Überschuss, d.h. in freier,
nicht komplexierter Form vorhanden sein.
[0011] Anionische Polymere sind Polymere mit anionischen Gruppen, insbesondere organische
Polymere mit Carboxylat-, Phosphat- oder Sulfatgruppen. Es können auch die entsprechenden
Säuren eingesetzt werden, sofern sie entweder durch im Reaktionsmedium enthaltene
Basen neutralisiert werden oder durch basische Gruppen des kationischen Polymers in
anionische Gruppen umgewandelt werden. Geeignete anionische Polymere sind z.B. solche
gebildet durch radikalische Polymerisation von ethylenisch ungesättigten, radikalisch
polymerisierbaren anionischen Polymeren. Hiervon umfasst sind auch Copolymere aus
mindestens einem anionischen Monomer und einem oder mehreren verschiedenen nichtionischen
copolymerisierbaren Monomeren.
[0012] Als ethylenisch ungesättigte anionische Monomere kommen beispielsweise monoethylenisch
ungesättigte C
3- bis C
10- oder C
3- bis C
5-Carbonsäuren wie Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure,
Fumarsäure, Vinylsulfonsäure, Styrolsulfonsäure, Acrylamidomethylpropansulfonsäure,
Vinylphosphonsäure, Itaconsäure und die Alkalimetall-, Erdalkalimetall- oder Ammoniumsalze
dieser Säuren in Betracht. Zu den bevorzugt eingesetzten anionischen Monomeren gehören
Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure und 2-Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure.
Besonders bevorzugt sind wässrige Dispersionen von Polymerisaten auf Basis von Acrylsäure.
Die anionischen Monomeren können entweder allein zu Homopolymerisaten oder auch in
Mischung untereinander zu Copolymerisaten polymerisiert werden. Beispiele hierfür
sind die Homopolymerisate der Acrylsäure, Homopolymerisate der Methacrylsäure oder
Copolymerisate aus Acrylsäure und Maleinsäure, Copolymerisate aus Acrylsäure und Methacrylsäure
sowie Copolymerisate aus Methacrylsäure und Maleinsäure.
[0013] Die Polymerisation der anionischen Monomeren kann jedoch auch in Gegenwart mindestens
eines anderen ethylenisch ungesättigten Monomeren durchgeführt werden. Diese Monomeren
können nichtionisch sein oder aber eine kationische Ladung tragen. Beispiele für nichtionische
Comonomere sind Acrylamid, Methacrylamid, N-C
1- bis C
3-Alkylacrylamide, N-Vinylformamid, Acrylsäureester von einwertigen Alkoholen mit 1
bis 20 C-Atomen wie insbesondere Methylacrylat, Ethylacrylat, Isobutylacrylat und
n-Butylacrylat, Methacrylsäureester von einwertigen Alkoholen mit 1 bis 20 C-Atomen
z.B. Methylmethacrylat und Ethylmethacrylat, sowie Vinylacetat und Vinylpropionat.
[0014] Geeignete kationische Monomere, die mit den anionischen Monomeren copolymerisierbar
sind, sind Dialkylaminoethylacrylate, Dialkylaminoethylmethacrylate, Dialkylaminopropylacrylate,
Dialkylaminopropylmethacrylate, Dialkylaminoethylacrylamide, Dialkylaminoethylmethacrylamide,
Dialkylaminopropylacrylamide, Dialkylaminopropylmethacrylamide, Diallyldimethylammoniumchlorid,
Vinylimidazol sowie die jeweils mit Säuren neutralisierten und/oder quaternierten
basischen Monomeren. Einzelne Beispiele für kationische Monomere sind Dimethylaminoethylacrylat,
Dimethylaminoethylmethacrylat, Diethylaminoethylacrylat, Diethylaminoethylmethacrylat,
Dimethylaminopropylacrylat, Dimethylaminopropylmethacrylat, Diethylaminopropylacrylat
und Diethylaminopropylmethacrylat, Dimethyaminoethylacrylamid, Dimethylaminoethylmethacrylamid,
Dimethylaminopropylacrylamid, Dimethylaminopropylmethacrylamid, Diethylaminoethylacrylamid
und Diethylaminopropylacrylamid.
[0015] Die basischen Monomeren können vollständig oder auch nur teilweise neutralisiert
bzw. quaterniert sein, z.B. jeweils zu 1 bis 99 %. Bevorzugt eingesetztes Quaternierungsmittel
für die basischen Monomeren ist Dimethylsulfat. Man kann die Quaternierung der Monomeren
jedoch auch mit Diethylsulfat oder mit Alkylhalogeniden wie Methylchlorid, Ethylchlorid
oder Benzylchlorid durchführen. Die kationischen Monomeren werden höchstens in einer
Menge eingesetzt, dass die entstehenden Polyelektrolytkomplexe insgesamt bei pH-Werten
< 6,0 und einer Temperatur von 20°C eine anionische Ladung tragen. Die anionische
Überschussladung in den entstehenden amphoteren Polymeren beträgt z.B. mindestens
5 Mol-%, vorzugsweise mindestens 10 Mol-%.
[0016] Die Comonomere werden bei der Herstellung der anionischen Polyelektrolytkomplexe
beispielsweise in solchen Mengen eingesetzt, dass die entstehenden Polymerdispersionen
beim Verdünnen mit Wasser und bei pH-Werten oberhalb von 7,0 und einer Temperatur
von 20°C wasserlöslich sind und eine anionische Ladung aufweisen. Bezogen auf die
bei der Polymerisation insgesamt eingesetzten Monomeren beträgt die Menge an nichtionischen
und/oder kationischen Comonomeren z.B. 0 bis 99, vorzugsweise 5 bis 75 Gew.-% und
liegt meistens in dem Bereich von 5 bis 25 Gew.-%.
[0017] Beispiele für bevorzugte Copolymere sind Copolymerisate aus 25 bis 90 Gew.-% Acrylsäure
und 75 bis 10 Gew.-% Acrylamid. Vorzugsweise polymerisiert man mindestens eine ethylenisch
ungesättigte C
3 bis C
5-Carbonsäure in Abwesenheit von anderen monoethylenisch ungesättigten Monomeren. Besonders
bevorzugt sind Homopolymerisate von Acrylsäure, die durch radikalische Polymerisation
von Acrylsäure in Abwesenheit von anderen Monomeren erhältlich sind.
[0018] In einer Ausführungsform enthält das anionische Polymer 2-Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure
(AMPS). Bevorzugt ist Acrylsäure copolymerisiert mit AMPS. Die AMPS-Menge kann dabei
beispielsweise von 0,1 bis 15 mol% oder von 0,5 bis 10 mol%, bezogen auf die Menge
aller Monomere betragen.
[0019] Die Polymerisation kann zusätzlich in Gegenwart mindestens eines Vernetzers durchgeführt
werden. Man erhält dann Copolymere mit einer höheren Molmasse als beim Polymerisieren
der anionischen Monomeren in Abwesenheit eines Vernetzers. Der Einbau eines Vernetzers
in die Polymeren führt außerdem zu einer verringerten Löslichkeit der Polymeren in
Wasser. In Abhängigkeit von der Menge an einpolymerisiertem Vernetzer werden die Polymeren
wasserunlöslich, sind jedoch in Wasser quellbar. Als Vernetzer können alle Verbindungen
verwendet werden, die über mindestens zwei ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen
im Molekül verfügen. Beispiele für Vernetzer sind Triallylamin, Pentaerythrittriallylether,
Pentaerythrittetraallylether, Methylenbisacrylamid, N,N'-Divinylethylenharnstoff,
mindestens zwei Allylgruppen enthaltende Allylether oder mindestens zwei Vinylgruppen
aufweisende Vinylether von mehrwertigen Alkoholen wie z.B. Sorbitol, 1,2-Ethandiol,
1,4-Butandiol, Trimethylolpropan, Glycerin, Diethylenglykol und von Zuckern wie Saccharose,
Glucose, Mannose, vollständig mit Acrylsäure oder Methacrylsäure veresterte zweiwertige
Alkohole mit 2 bis 4 C-Atomen wie Ethylenglykoldimethacrylat, Ethylenglykoldiacrylat,
Butandioldimethacrylat, Butandioldiacrylat, Diacrylate oder Dimethacrylate von Polyethylenglykolen
mit Molekulargewichten von 300 bis 600, ethoxylierte Trimethylenpropantriacrylate
oder ethoxylierte Trimethylenpropantrimethacrylate, 2,2-Bis(hydroxymethyl)butanoltrimethacrylat,
Pentaerythrittriacrylat, Pentaerythrittetraacrylat und Triallylmethylammoniumchlorid.
Falls bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Dispersionen Vernetzer eingesetzt
werden, so betragen die jeweils verwendeten Mengen an Vernetzer beispielsweise 0,0005
bis 5,0, vorzugsweise 0,001 bis 1,0 Gew.-%, bezogen auf die bei der Polymerisation
insgesamt eingesetzten Monomeren. Bevorzugt verwendete Vernetzer sind Pentaerythrittriallylether,
Pentaerythrittetraallylether, N,N'-Divinylethylenharnstoff, mindestens zwei Allylgruppen
enthaltende Allylether von Zuckern wie Saccharose, Glucose oder Mannose und Triallylamin
sowie Mischungen dieser Verbindungen.
[0020] Falls die Polymerisation mindestens eines anionischen Monomeren in Gegenwart mindestens
eines Vernetzers durchgeführt wird, stellt man vorzugsweise vernetzte Copolymerisate
aus Acrylsäure und/oder Methacrylsäure her, indem man Acrylsäure und/oder Methacrylsäure
in Gegenwart von Pentaerythrittriallylether, Pentaerythrittetraallylether, N,N'-Divinylethylenharnstoff,
mindestens zwei Allylgruppen enthaltende Allylether von Zuckern wie Saccharose, Glucose
oder Mannose oder Triallylamin sowie Mischungen dieser Verbindungen polymerisiert.
In Abhängigkeit von den bei der Polymerisation eingesetzten Mengen an Vernetzern sind
die entstehenden Polyelektrolytkomplexe in verdünnter wässriger Lösung bei pH-Werten
> 7,0 löslich bzw. quellbar.
[0021] Die zur Bildung der Polyelektrolytkomplexe verwendeten kationischen Polymere sind
vorzugsweise wasserlöslich, d.h. sie haben eine Löslichkeit in Wasser von mindestens
1 g/l bei 20°C. Kationische Polymere sind Polymere mit kationischen Gruppen, insbesondere
organische Polymere mit quaternären Ammoniumgruppen. Es können auch Polymere mit primären,
sekundären oder tertiären Amingruppen eingesetzt werden, sofern sie entweder durch
im Reaktionsmedium enthaltene Säuren oder durch Säuregruppen des anionischen Polymers
protoniert und so in kationische Gruppen umgewandelt werden. Die Amin- bzw. Ammoniumgruppen
des kationischen Polymers können dabei als Substituenten oder als Teil der Polymerkette
vorliegen. Sie können auch Teil eines aromatischen oder nicht-aromatischen Ringsystems
sein.
[0022] Geeignete kationische Polymere sind z.B. Polymere aus der Gruppe der
- (a) Vinylimidazoliumeinheiten enthaltende Polymere,
- (b) Polydiallyldimethylammoniumhalogenide,
- (c) Vinylamineinheiten enthaltende Polymere,
- (d) Ethylenimineinheiten enthaltende Polymere,
- (e) Dialkylaminoalkylacrylat- und/oder Dialkylaminoalkylmethacrylateinheiten enthaltende
Polymere und
- (f) Dialkylaminoalkylacrylamid- und/oder Dialkylaminoalkylmethacrylamideinheiten enthaltende
Polymere.
[0023] Beispiele für kationische Polymere sind
- (a) Homopolymerisate von Vinylimidazoliummethosulfat und/oder Copolymerisate aus Vinylimidazoliummethosulfat
und N-Vinylpyrrolidon,
- (b) Polydiallyldimethylammoniumchloride,
- (c) Polyvinylamine,
- (d) Polyethylenimine
- (e) Polydimethylaminoethylacrylat, Polydimethylaminoethylmethacrylat, Copolymerisate
aus Acrylamid und Dimethylaminoethylacrylat und Copolymerisate aus Acrylamid und Dimethylaminoethylmethacrylat,
wobei die basischen Monomeren auch in Form der Salze mit Mineralsäuren oder in quaternierter
Form vorliegen können, und
- (f) Polydimethylaminoethylacrylamid, Polydimethylaminoethylmethacrylamid und Copolymerisate
aus Acrylamid und Dimethylaminoethylacrylamid.
[0024] Die basischen Monomeren können auch in Form der Salze mit Mineralsäuren oder in quaternierter
Form vorliegen. Die mittleren Molmassen M
w der kationischen Polymeren betragen mindestens 500. Sie liegen beispielsweise in
dem Bereich von 500 bis 1 Million, vorzugsweise von 1 000 bis 500 000 oder 2 000 bis
100 000.
[0025] Vorzugsweise verwendet man als kationische Polymere
- (a) Homopolymerisate von Vinylimidazoliummethosulfat und/oder Copolymerisaten aus
Vinylimidazoliummethosulfat und N-Vinylpyrrolidon mit einer mittleren Molmasse Mw von jeweils 500 bis 500 000,
- (b) Polydiallyldimethylammoniumchloride mit einer mittleren Molmasse Mw von 1000 bis 500 000,
- (c) Polyvinylamine mit einer mittleren Molmasse Mw von 500 bis 1 Million und
- (d) Polyethylenimine mit einer mittleren Molmasse Mw von 500 bis 1 Million.
[0026] Die unter (a) aufgeführten Copolymerisate aus Vinylimidazoliummethosulfat und N-Vinylpyrrolidon
enthalten beispielsweise 10 bis 90 Gew.-% N-Vinylpyrrolidon einpolymerisiert. Anstelle
von N-Vinylpyrrolidon kann man als Comonomer mindestens eine Verbindung aus der Gruppe
der ethylenisch ungesättigten C
3- bis C
5-Carbonsäuren wie insbesondere Acrylsäure oder Methacrylsäure oder die Ester dieser
Carbonsäuren mit 1 bis 18 C-Atome enthaltenden einwertigen Alkoholen wie Methylacrylat,
Ethylacrylat, Isopropylacrylat, n-Butylacrylat, Isobutylacrylat, Methylmethacrylat,
Ethylmethacrylat oder n-Butylmethacrylat einsetzen.
[0027] Als Polymere der Gruppe (b) kommt vorzugsweise Polydiallyldimethylammoniumchlorid
in Betracht. Außerdem eignen sich Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid
und Dimethylaminoethylacrylat, Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid und
Dimethylaminoethylmethacrylat, Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid und
Diethylaminoethylacrylat, Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid und Dimethylaminopropylacrylat,
Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid und Dimethylaminoethylacrylamid
und Copolymerisate aus Diallyldimethylammoniumchlorid und Dimethylaminopropylacrylamid.
Die Copolymerisate von Diallyldimethylammoniumchlorid enthalten beispielsweise 1 bis
50, meistens 2 bis 30 Mol-% mindestens eines der genannten Comonomeren einpolymerisiert.
[0028] Vinylamineinheiten enthaltende Polymere (c) sind erhältlich durch Polymerisieren
von N-Vinylformamid gegebenenfalls in Gegenwart von Comonomeren und Hydrolyse der
Vinylformamidpolymeren unter Abspaltung von Formylgruppen unter Bildung von Aminogruppen.
Der Hydrolysegrad der Polymeren kann beispielsweise 1 bis 100 % betragen und liegt
meistens in dem Bereich von 60 bis 100 %. Die mittleren Molmassen M
w betragen bis zu 1 Million. Vinylamineinheiten enthaltende Polymere werden beispielsweise
als Catiofast® Marken von BASF SE vertrieben.
[0029] Ethylenimineinheiten enthaltende Polymere der Gruppe (d) wie Polyethylenimine sind
ebenfalls Handelsprodukte. Sie werden beispielsweise unter der Bezeichnung Polymin®
von BASF SE verkauft z.B. Polymin® SK. Bei diesen kationischen Polymeren handelt es
sich Polymere von Ethylenimin, die durch Polymerisieren von Ethylenimin in wässrigem
Medium in Gegenwart geringer Mengen an Säuren oder säurebildenden Verbindungen wie
halogenierten Kohlenwasserstoffen z.B. Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Tetrachlorethan
oder Ethylchlorid hergestellt werden oder um Kondensationsprodukte aus Epichlorhydrin
und Aminogruppen enthaltenden Verbindungen wie Mono- und Polyaminen z.B. Dimethylamin,
Diethylamin, Ethylendiamin, Diethylentriamin und Triethylentetramin oder Ammoniak.
Sie haben beispielsweise Molmassen M
w von 500 bis 1 Million, vorzugsweise 1000 bis 500 000.
[0030] Zu dieser Gruppe von kationischen Polymeren gehören auch Pfropfpolymerisate von Ethylenimin
auf Verbindungen, die eine primäre oder sekundäre Aminogruppe aufweisen, z.B. Polyamidoamine
aus Dicarbonsäuren und Polyaminen. Die mit Ethylenimin gepfropften Polyamidoamine
können gegebenenfalls noch mit bifunktionellen Vernetzer umgesetzt werden, beispielsweise
mit Epichlorhydrin oder Bis-chlorhydrinethern von Polyalkylenglykolen.
[0031] Als kationische Polymere der Gruppe (e) kommen Dialkylaminoalkylacrylat- und/oder
Dialkylaminoalkylmethacrylateinheiten enthaltende Polymere in Betracht. Diese Monomeren
können in Form der freien Basen, vorzugsweise jedoch in Form der Salze mit Mineralsäuren
wie Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure sowie in quaternierter Form bei der
Polymerisation eingesetzt werden. Als Quaternierungsmittel kommen beispielsweise Dimethylsulfat,
Diethylsulfat, Methylchlorid, Ethylchlorid, Cetylchlorid oder Benzylchlorid in Betracht.
Aus diesen Monomeren können sowohl Homopolymerisate als auch Copolymerisate hergestellt
werden. Als Comonomere eignen sich beispielsweise Acrylamid, Methacrylamid, N-Vinylformamid,
N-Vinylpyrrolidon, Methylacrylat, Ethylacrylat, Methylmethacrylat und Mischungen der
genannten Monomeren.
[0032] Kationische Polymere der Gruppe (f) sind Dimethylaminoethylacrylamid- oder Dimethylaminoethylmethacrylamid-Einheiten
enthaltende Polymerisate, die die basischen Monomeren vorzugsweise in Form der Salze
mit Mineralsäuren oder in quaternierter Form enthalten. Hierbei kann es sich um Homopolymerisate
und um Copolymerisate handeln. Beispiele sind Homopolymere von Dimethylaminoethylacrylamid,
das mit Dimethylsulfat oder mit Benzylchlorid vollständig quaterniert ist, Homopolymere
von Dimethylaminoethylmethacrylamid, das mit Dimethylsulfat, Methylchlorid, Ethylchlorid
oder Benzylchlorid vollständig quaterniert ist sowie Copolymerisate aus Acrylamid
und mit Dimethylsulfat quaterniertes Dimethylaminoethylacrylamid.
[0033] Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen wässrigen Dispersionen werden folgende
kationische Polymere vorzugsweise eingesetzt:
- (a) Homopolymerisate von Vinylimidazoliummethosulfat und/oder Copolymerisate aus Vinylimidazoliummethosulfat
und N-Vinylpyrrolidon mit einer mittleren Molmasse Mw von jeweils 1 000 bis 100 000,
- (b) Polydiallyldimethylammoniumchloride mit einer mittleren Molmasse Mw von 2000 bis 100 000 und/oder
- (c) Polyvinylamine mit einer mittleren Molmasse Mw von 1000 bis 500 000. Die Polyvinylamine werden vorzugsweise in Form der Salze mit
Schwefelsäure oder Salzsäure eingesetzt.
[0034] Außer solchen Polymerisaten, die allein aus kationischen Monomeren aufgebaut sind,
können auch amphotere Polymere als kationische Polymere unter der Voraussetzung eingesetzt
werden, dass sie insgesamt eine kationische Ladung tragen. Die kationische Überschussladung
in den amphoteren Polymerisaten beträgt beispielsweise mindestens 5 Mol-%, vorzugsweise
mindestens 10 Mol-% und liegt meistens in dem Bereich von 15 bis 95 Mol-%. Beispiele
für amphotere Polymere mit einer kationischen Überschussladung sind
- Copolymerisate aus Acrylamid, Dimethylaminoethylacrylat und Acrylsäure, die mindestens
5 Mol-% mehr Dimethylaminoethylacrylat als Acrylsäure einpolymerisiert enthalten;
- Copolymerisate aus Vinylimidazoliummethosulfat, N-Vinylpyrrolidon und Acrylsäure,
die mindestens 5 Mol-% mehr Vinylimidazoliummethosulfat als Acrylsäure einpolymerisiert
enthalten;
- hydrolysierte Copolymerisate aus N-Vinylformamid und einer ethylenisch ungesättigten
C3- bis C5-Carbonsäure, vorzugsweise Acrylsäure oder Methacrylsäure, mit einem um mindestens
5 Mol-% höheren Gehalt an Vinylamineinheiten als Einheiten an ethylenisch ungesättigten
Carbonsäuren;
- Copolymerisate aus Vinylimidazol, Acrylamid und Acrylsäure, wobei der pH-Wert so gewählt
ist, dass mindestens 5 Mol% mehr Vinylimidazol kationisch geladen ist, als Acrylsäure
einpolymerisiert ist.
[0035] Wässrige Dispersionen von Polyelektrolytkomplexen können hergestellt werden, indem
man die in Betracht kommenden anionischen Monomeren, gegebenenfalls in Gegenwart von
anderen Monomeren, in wässrigem Medium in Gegenwart von kationischen Polymeren radikalisch
polymerisiert. Die Menge an basischen bzw. kationischen Monomeren kann dabei so gewählt
werden, dass die entstehenden Polymerkomplexe immer einen Überschuss an anionischer
Ladung tragen, bestimmt bei pH 7 und 20°C. Die Bestimmung der Ladungsdichte der Polyelektrolyte
bzw. Polyelektrolytkomplexe kann nach
D. Horn, Progr. Colloid & Polymer Sci., Band 65, 251 -264 (1978) erfolgen.
[0036] Basische Polymere werden vorzugsweise in Form der Salze mit Mineralsäuren oder organischen
Säuren wie Ameisensäure oder Essigsäure bei der Polymerisation eingesetzt. Diese Salze
bilden sich sonst ohnehin bei der Polymerisation, weil die Polymerisation bei einem
pH-Wert < 6,0 durchgeführt wird.
[0037] Die Polymerisation kann gegebenenfalls zusätzlich in Gegenwart mindestens eines Kettenüberträgers
durchgeführt werden. Man erhält dann Polymere, die eine niedrigere Molmasse besitzen
als ohne Kettenüberträger hergestellte Polymere. Beispiele für Kettenüberträger sind
organische Verbindungen, die Schwefel in gebundener Form enthalten wie Dodecylmercaptan,
Thiodiglykol, Ethylthioethanol, Di-n-butylsulfid, Di-n-octylsulfid, Diphenylsulfid,
Diisopropyldisulfid, 2-Mercaptoethanol, 1,3-Mercaptopropanol, 3-Mercaptopropan-1,2-diol,
1,4-Mercaptobutanol, Thioglykolsäure, 3-Mercaptopropionsäure, Mercaptobernsteinsäure,
Thioessigsäure und Thioharnstoff, Aldehyde, organische Säuren wie Ameisensäure, Natriumformiat
oder Ammoniumformiat, Alkohole wie insbesondere Isopropanol sowie Phosphorverbindungen,
z.B. Natriumhypophosphit. Man kann einen einzigen oder mehrere Kettenüberträger bei
der Polymerisation einsetzen. Falls man sie bei der Polymerisation verwendet, setzt
man sie beispielsweise in einer Menge von 0,01 bis 5,0, vorzugsweise 0,2 bis 1 Gew.-%,
bezogen auf die gesamten Monomeren, ein. Die Kettenüberträger werden vorzugsweise
zusammen mit mindestens einem Vernetzer bei der Polymerisation eingesetzt. Durch Variation
der Menge und des Verhältnisses von Kettenüberträger und Vernetzer ist es möglich,
die Rheologie der entstehenden Polymerisate zu steuern. Kettenüberträger und/oder
Vernetzer können bei der Polymerisation beispielsweise im wässrigen Polymerisationsmedium
vorgelegt oder zusammen oder getrennt von den Monomeren je nach Fortschreiten der
Polymerisation zum Polymerisationsansatz dosiert werden.
[0038] Bei der Polymerisation verwendet man üblicherweise Initiatoren, die unter den Reaktionsbedingungen
Radikale bilden. Geeignete Polymerisationsinitiatoren sind beispielsweise Peroxide,
Hydroperoxide, Wasserstoffperoxid, Natrium- oder Kaliumpersulfat, Redoxkatalysatoren
und Azoverbindungen wie 2,2-Azobis(N,N- dimethylenisobutyramidin) dihydrochlorid,
2,2-Azobis(4-methoxy-2,4-dimethylvaleronitril), 2,2-Azobis(2,4-dimethylvaleronitril)
und 2,2-Azobis(2-amidinopropan)dihydrochlorid. Die Initiatoren werden in den bei der
Polymerisation üblichen Mengen eingesetzt. Bevorzugt werden Azostarter als Polymerisationsinitiatoren
verwendet. Man kann die Polymerisation jedoch auch mit Hilfe energiereicher Strahlen
wie Elektronenstrahlen oder durch Bestrahlen mit UV-Licht initiieren.
[0039] Die Polymerisation der anionischen Monomeren wird beispielsweise diskontinuierlich
durchgeführt, indem man die Monomeren und mindestens eine kationische Verbindung in
einer Polymerisationszone vorlegt und den Polymerisationsinitiator portionsweise oder
kontinuierlich dosiert. Bevorzugt wird jedoch eine semikontinuierliche Fahrweise,
bei der man Wasser und Polymerisationsinitiator vorlegt und mindestens ein anionisches
Monomer und mindestens ein kationisches Polymer kontinuierlich unter Polymerisationsbedingungen
dosiert. Man kann jedoch auch den Initiator kontinuierlich oder portionsweise, aber
getrennt vom Monomer-Zulauf und der Dosierung von kationischem Polymer in die Polymerisationszone
einbringen. Man kann auch so vorgehen, dass man zunächst einen Teil der Monomeren
z.B. 5 bis 10 Gew.-% zusammen mit einem entsprechenden Anteil an mindestens einem
kationischen Polymer in einer Polymerisationszone vorlegt, die Polymerisation in Gegenwart
eines Initiators startet und den verbliebenen Teil der Monomeren, des kationischen
Polymeren und des Initiators kontinuierlich oder portionsweise zugibt. Die Polymerisation
erfolgt üblicherweise in allen Fällen unter Ausschluss von Sauerstoff unter einer
Inertgasatmosphäre beispielsweise unter Stickstoff oder Helium. Die Polymerisationstemperaturen
liegen beispielsweise in dem Bereich von 5 bis 100°C, vorzugsweise 15 bis 90°C und
meistens bei 20 bis 70°C. Die Polymerisationstemperatur hängt sehr von dem jeweiligen
Initiator ab, der eingesetzt wird.
[0040] Die Konzentration der Polyelektrolytkomplexe in den zur Beschichtung eingesetzten
Lösungen oder wässrigen Dispersionen beträgt vorzugsweise mindestens 1 Gew.-%, insbesondere
mindestens 5 Gew.-% und bis zu 50 oder bis zu 60 Gew.%. Meistens liegt der Gehalt
an Polyelektrolytkomplexen in der wässrigen Dispersion bei 1 bis 40 Gew.% oder bei
5 bis 35 Gew.%, insbesondere bei 15 bis 30 Gew.-%.
[0041] Bevorzugte wässrige Dispersionen der Polyelektrolytkomplexe haben bei pH-Werten unterhalb
von 6,0 und einer Temperatur von 20°C eine Viskosität von 100 bis 150 000 mPas, oder
200 bis 5 000 mPas (gemessen mit einem Brookfield-Viskosimeter bei 20°C, 20 UpM, Spindel
4). In Abhängigkeit von den Polymerisationsbedingungen und den jeweils verwendeten
Monomeren oder Kombinationen von Monomeren und Hilfsstoffen wie Kettenüberträgern
haben die Polyelektrolytkomplexe unterschiedliche Molmassen. Die mittlere Molmasse
M
w der Polyelektrolytkomplexe beträgt beispielsweise 1 000 bis 10 Millionen, vorzugsweise
5 000 bis 5 Millionen und liegt meistens in dem Bereich von 10 000 bis 3 Millionen.
Die Bestimmung der Molmasse erfolgt mit Hilfe der Lichtstreuung. Die mittlere Teilchengröße
der dispergierten Polyelektrolytkomplexe beträgt beispielsweise 0,1 bis 200 µm, vorzugsweise
0,5 bis 70 µm. Sie kann z. B. mit Hilfe der optischen Mikroskopie, der Lichtstreuung
oder der Gefrierbruchelektronenmikroskopie bestimmt werden.
[0042] Ausführungsformen der Erfindung sind insbesondere die Verwendung von Polyelektrolytkomplexen
gebildet aus
* Homopolymeren der Acrylsäure und Vinylimidazoliumeinheiten enthaltenden Polymeren;
* Homopolymeren der Acrylsäure und Homopolymere mit Vinylimidazoliumeinheiten;
* Homopolymeren der Acrylsäure und Copolymere aus Monomeren mit Vinylimidazoliumeinheiten
und Vinyllactamen, insbesondere Vinylpyrrolidon;
* Copolymeren der Acrylsäure mit 2-Acrylamido-2-methyl-propansulfonsäure und Vinylimidazoliumeinheiten
enthaltenden Polymeren;
* Copolymeren der Acrylsäure mit 2-Acrylamido-2-methyl-propansulfonsäure und Homopolymere
mit Vinylimidazoliumeinheiten;
* Copolymeren der Acrylsäure mit 2-Acrylamido-2-methyl-propansulfonsäure und Copolymere
aus Monomeren mit Vinylimidazoliumeinheiten und Vinyllactamen, insbesondere Vinylpyrrolidon.
[0043] In einer Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Beschichtung der Polymerfolien
mit einer einen zuvor aus anionischem Polymer und kationischem Tensid hergestellten
Polyelektrolytkomplex enthaltenden Zusammensetzung. Geeignete anionische Polymere
sind die oben genannten. bevorzugte anionische Polymere sind aufgebaut aus Acrylsäure
oder Methacrylsäure als einzige Monomere oder als Monomere neben nichtionischen Comonomeren,
z.B. Polyacrylate, aufgebaut aus Acrylsäure oder Methacrylsäure sowie Acrylsäure-
oder Methacrylsäureestern von einwertigen Alkoholen mit 1 bis 20, vorzugsweise 1 bis
12 C-Atomen. Geeignete kationische Tenside sind nicht-polymere Substanzen, welche
sowohl eine kationische oder kationisierbare Gruppe, insbesondere eine protonierte
Amingruppe oder vorzugsweise eine quaternäre Ammoniumgruppe als auch eine hydrophobe
Gruppe, beispielsweise eine Alkyl oder Arylgruppe mit mindestens 6 C-Atomen aufweisen.
[0044] Bevorzugte kationische Tenside sind Tenside, welche eine quaternäre Ammoniumgruppe
enthalten, z.B. solche der allgemeinen Formel
N
(+)R
1R
2R
3R
4 X
(-)
wobei R1 bis R4 unabhängig voneinander aliphatische Gruppen, aromatische Gruppen,
Alkoxygruppen, Polyoxyalkylengruppen, Alkylamidogruppen, Hydroxyalkylgruppen, Arylgruppen
oder Alkarylgruppen mit jeweils 1 bis 22 C-Atomen bedeuten, wobei jeweils mindestens
einer der Reste R1 bis R4 mindestens 8 C-Atome aufweist und wobei X- ein Anion darstellt,
beispielsweise ein Halogen, Acetat, Phosphat, Nitrat oder Alkylsulfat, vorzugsweise
ein Chlorid. Die aliphatischen Gruppen können zusätzlich zu den C-Atomen und den Wasserstoffatomen
auch Querverbindungen oder andere Gruppen wie beispielsweise weitere Aminogruppen
enthalten. Beispiele für geeignete kationische Tenside sind die Chloride oder Bromide
von Alkyldimethylbenzylammoniumsalzen, Alkyltrimethylammoniumsalze, z.B. Cetyltrimethylammoniumchlorid
oder -bromid, Tetradecyltrimethylammoniumchlorid oder -bromid, Alkyldimethylhydroxyethylammoniumchloride
oder -bromide, die Dialkyldimethylammoniumchloride oder -bromide, Alkylpyridiniumsalze,
z.B. Lauryl- oder Cetylpyridiniumchlorid, Alkylamidoethyltrimethylammoniumethersulfate
sowie Verbindungen mit kationischem Charakter wie Aminoxide, beispielsweise Alkylmethylaminoxide
oder Alkylaminoethyldimethylaminoxide. Besonders bevorzugt ist Cetyltrimethylammoniumchlorid.
[0045] In einer Ausführungsform der Erfindung wird eine Polymerfolie auf mindestens einer
Seite mit mindestens drei alternierenden Schichten beschichtet, wobei jeweils eine
von zwei benachbarten Schichten mindestens eine anionische Polyelektrolytaufbaukomponente
enthält und die andere von zwei benachbarten Schichten mindestens eine kationische
Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und sich an den gegenseitigen, benachbarten
Grenzflächen der mindestens drei alternierenden Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden
können. Dabei verleiht die Kombination aus erster bis dritter Beschichtung der Polymerfolie
Sauerstoffbarriereeigenschaften.
[0046] Die Beschichtung mit mindestens drei alternierenden Schichten erfolgt vorzugsweise
dadurch, dass
(a1) die Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit einer ersten Beschichtung versehen
wird, welche mindestens ein anionisches Polymer enthält,
(b1) die erste Beschichtung mit einer zweiten Beschichtung versehen wird, welche mindestens
einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden und kationischen Polymeren,
enthält, und
(c1) die zweite Beschichtung mit einer dritten Beschichtung versehen wird, welche
mindestens ein anionisches Polymer enthält; oder dass
(a2) die Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit einer ersten Beschichtung versehen
wird, welche mindestens einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden
und kationischen Polymeren enthält,
(b2) die erste Beschichtung mit einer zweiten Beschichtung versehen wird, welche mindestens
ein anionisches Polymer enthält, und
(c2) die zweite Beschichtung mit einer dritten Beschichtung versehen wird, welche
mindestens einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden und kationischen
Polymeren enthält.
[0047] Als anionische Polymere, kationische Polymere und kationische Tenside können die
oben bereits genannten Polyelektrolytaufbaukomponenten eingesetzt werden. Bevorzugt
ist eine Sandwich-Struktur aus drei Schichten, wobei die äußeren Schichten jeweils
mindestens ein gleiches oder verschiedenes anionisches Polymer enthalten und die mittlere
Schicht mindestens ein kationisches Polymer enthält. Anionische Polymere sind insbesondere
Olefin/(Meth)acrylsäure Copolymere. Kationische Polymere sind insbesondere Polyvinylamine
bzw. ganz oder teilweise hydrolysierte Polyvinylformamide.
[0048] Für alle Ausführungsformen geeignete anionische Polyelektrolytaufbaukomponenten sind
insbesondere anionische Polymer, die herstellbar sind aus Monomeren, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus monoethylenisch ungesättigten C
3- bis C
10-Carbonsäuren, Vinylsulfonsäure, Styrolsulfonsäure, Acrylamidomethylpropansulfonsäure,
Vinylphosphonsäure und Salzen dieser Säuren.
[0049] Für alle Ausführungsformen geeignete kationische Polyelektrolytaufbaukomponenten
sind insbesondere kationische Polymere ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Vinylimidazoliumeinheiten
enthaltenden Polymeren, Polydiallyldimethylammoniumhalogeniden, Vinylamineinheiten
enthaltenden Polymeren, Ethylenimineinheiten enthaltenden Polymeren, Dialkylaminoalkylacrylateinheiten
enthaltenden Polymeren, Dialkylaminoalkylmethacrylateinheiten enthaltenden Polymeren,
Dialkylaminoalkylacrylamideinheiten enthaltenden Polymeren und Dialkylaminoalkylmethacrylamideinheiten
enthaltenden Polymeren oder kationische Tenside, ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Verbindungen der allgemeinen Formel
N
(+)R
1R
2R
3R
4 X
(-)
wobei R1 bis R4 unabhängig voneinander Alkylgruppen mit jeweils 1 bis 22 C-Atomen
bedeuten, wobei jeweils mindestens einer der Reste R1 bis R4 mindestens 8 C-Atome
aufweist und wobei X
- ein Anion darstellt, beispielsweise ein Halogen, Acetat, Phosphat, Nitrat oder Alkylsulfat,
vorzugsweise ein Chlorid.
[0050] Eine bevorzugte Kombination, insbesondere für Ausführungsformen mit alternierenden
Schichten, ist die Kombination eines oder mehrerer ganz oder teilweise hydrolysierter
Polyvinylformamide mit einem oder mehreren Homopolymeren oder Copolymer von Acrylsäure
oder Methacrylsäure.
[0051] Bei der erfindungsgemäßen Verwendung von Polyelektrolytkomplexen werden zur Verpackung
geeignete Foliensubstrate mit einer wässrigen Lösung oder Dispersion mindestens eines
Polyelektrolytkomplexes bzw. mindestens einer Aufbaukomponente eines Polyelektrolytkomplexes
beschichtet. Geeignete Substrate sind insbesondere Polymerfolien. Die zur Beschichtung
eingesetzten Lösungen oder Dispersionen können weitere Zusatz- oder Hilfsstoffe enthalten,
z.B. Verdicker zur Einstellung der Rheologie, Benetzungshilfsmittel oder Bindemittel.
[0052] Als Trägermaterial bevorzugte Polymerfolien sind Folien aus orientiertem Polypropylen
oder Polyethylen, wobei das Polyethylen sowohl nach dem Hochdruck als auch nach dem
Niederdruck Polymerisationsverfahren von Ethylen hergestellt worden sein kann. Andere
geeignete Trägerfolien sind beispielsweise Folien aus Polyester, wie Polyethylenterephthalat,
Folien aus Polyamid, Polystyrol und Polyvinylchlorid. In einer Ausführungsform handelt
es sich bei dem Trägermaterial um biologisch abbaubare Folien, z.B. aus biologisch
abbaubaren aliphatisch-aromatischen Copolyestern und/oder Polymilchsäure, beispielsweise
Ecoflex® - oder Ecovio®-Folien. Geeignete Copolyester sind z.B. gebildet aus Alkandiolen,
insbesondere C2- bis C8-Alkandiolen wie z.B. 1,4-Butandiol, aus aliphatischen Dicarbonsäuren,
insbesondere C2- bis C8-Dicarbonsäuren wie z.B. Adipinsäure und aus aromatischen Dicarbonsäuren
wie z.B. Terephthalsäure.
[0053] Die Dicke der Trägerfolien liegt im allgemeinen in dem Bereich von 10 bis 200 µm,
bei Folien aus Polyamid bei 30 bis 50 µm, bei Folien aus Polyethylenterephthalat bei
10 bis 40 µm, bei Folien aus Polyvinylchlorid bei ca. 100 µm und bei Folien aus Polystyrol
bei etwa 30-75 µm.
[0054] Die Anwendung kann beispielsweise auf Beschichtungsmaschinen in der Weise vorgenommen
werden, dass man auf eine Trägerfolie aus einem Kunststoff die Beschichtungszusammensetzung
aufträgt. Sofern bahnförmige Materialien verwendet werden, wird die Polymerdispersion
üblicherweise aus einer Wanne über eine Auftragswalze aufgetragen und mit Hilfe einer
Luftbürste egalisiert. Andere Möglichkeiten, die Beschichtung aufzubringen, gelingt
z.B. mit Hilfe des Reverse Gravure-Verfahrens, mit Sprühverfahren oder mit einem Rollrakel
oder mit anderen, dem Fachmann bekannten Beschichtungsverfahren.
[0055] Außer diesen Beschichtungsverfahren sind die aus der Drucktechnik bekannten Tief-
und Hochdruckverfahren ebenfalls geeignet für die Herstellung einer Barrierebeschichtung
mittels Polyelektrolytkomplex. Statt unterschiedlicher Farben in den Farbdruckstationen
werden hier bspw. die unterschiedlichen Polymere im Wechsel per Druckauftrag appliziert.
Als Druckverfahren sind die dem Fachmann bekannten Flexodruckverfahren als Hochdruckverfahren,
das Gravurverfahren als Beispiel des Tiefdrucks und der Offsetdruck als Beispiel des
Flachdruckes zu erwähnen. Es kann auch moderner Digitaldruck, Druck per Inkjet, Elektrofotografie
oder Direct Imaging verwendet werden.
[0056] In einer Ausführungsform wird der Polyelektrolytkomplex erst in situ auf dem Verpackungsmaterial
gebildet, indem zwei, drei oder mehr Beschichtungszusammensetzungen gleichzeitig oder
in einem Arbeitsschritt unmittelbar nacheinander, z.B. durch eine Kaskadenbeschichtung,
aufgetragen werden, wobei eine der Beschichtungszusammensetzungen mindestens ein anionisches
Polymer enthält und die andere Beschichtungszusammensetzung mindestens ein kationisches
Polymer enthält. Bevorzugt ist dabei, dass zunächst mindestens eine erste Beschichtungszusammensetzung
aufgetragen wird, welche mindestens ein kationisches Polymer mit primären, sekundären
oder tertiären Amingruppen enthält und anschließend mindestens eine zweite Beschichtungszusammensetzung
aufgetragen wird, welche mindestens ein anionisches Polymer mit Säuregruppen enthält.
Die kationischen Polymere mit Aminogruppen sind z.B. Polymere mit Einheiten ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Vinylamin, Ethylenimin, Dialkylaminoalkylacrylat, Dialkylaminoalkylmethacrylat,
Dialkylaminoalkylacrylamid, Dialkylaminoalkylmethacrylamid und deren Mischungen; insbesondere
Polyvinylamine, Polyethylenimine, Polydimethylaminoethylacrylat, Polydimethylaminoethylmethacrylat,
Copolymerisate aus Acrylamid und Dimethylaminoethylacrylat und Copolymerisate aus
Acrylamid und Dimethylaminoethylmethacrylat. Die anionischen Polymere mit Säuregruppen
sind z.B. Polymere mit Einheiten ausgewählt aus Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure,
2-Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure und deren Mischungen, insbesondere Homopolymere
der Acrylsäure und Copolymere der Acrylsäure und der 2-Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure.
[0057] Um die Haftung auf einer Folie noch zu verbessern, kann die Trägerfolie zuvor einer
Corona-Behandlung unterworfen werden. Die auf die flächigen Materialien aufgetragenen
Mengen betragen z.B. vorzugsweise 1 bis 10 g (Polymer, fest) pro m
2, vorzugsweise 2 bis 7 g/m
2 bei Folien, bzw. vorzugsweise 10 bis 30 g/m
2 bei Papier oder Karton. Nach dem Aufbringen der Polyelektrolytkomplexe auf die flächigen
Substrate wird das Lösungsmittel verdampft. Hierfür kann man beispielsweise bei kontinuierlichem
Arbeiten das Material durch einen Trocknerkanal führen, der mit einer Infrarot-Bestrahlungsvorrichtung
ausgestattet sein kann. Danach wird das beschichtete und getrocknete Material über
eine Abkühlwalze geführt und schließlich aufgewickelt. Die Dicke der getrockneten
Beschichtung beträgt vorzugsweise 0,5 bis 50 µm, besonders bevorzugt 2 bis 20 µm.
[0058] Die mit dem Polyelektrolytkomplex beschichteten Substrate zeigen eine hervorragende
Barrierewirkung gegen Sauerstoff, insbesondere auch bei Knicken, Falten und Ecken.
Die beschichteten Substrate können als solche als Verpackungsmittel verwendet werden,
vorzugsweise für Lebensmittel. Die Beschichtungen haben sehr gute mechanische Eigenschaften,
und zeigen z.B. gutes Blockverhalten und zeigen im Wesentlichen keine Rissbildungen.
[0059] Um spezielle Oberflächen- oder Beschichtungseigenschaften der Verpackungsmittel,
zu erhalten, beispielsweise eine gute Bedruckbarkeit, noch besseres Siegel- und Blockverhalten,
gute Wasserbeständigkeit, kann es vorteilhaft sein, die beschichteten Substrate mit
Deckschichten überzubeschichten, die diese gewünschten Eigenschaften zusätzlich verleihen.
Die mit Polyelektrolytkomplexen vorbeschichteten Substrate zeigen eine gute Überbeschichtbarkeit.
Es kann erneut nach einem oben angeführten Verfahren überbeschichtet oder in einem
kontinuierlichen Prozess ohne zwischenzeitliches Auf- und Abwickeln der Folie mehrfach
beschichtet werden. Die Sauerstoffbarriereschicht befindet sich dadurch im Inneren
des Systems, die Oberflächeneigenschaften werden dann von der Deckschicht bestimmt.
Die Deckschicht hat eine gute Haftung zur Fettbarriereschicht. Besonders bevorzugt
ist das Aufbringen einer Feuchteschutzbeschichtung, welche die Wirksamkeit der Sauerstoffbarriereschicht
auch bei höheren Luftfeuchtigkeiten gewährleistet.
Beispiele
Messung der Sauerstoffbarrierewirkung:
[0060] Die Sauerstofftransmission bzw. die Sauerstoffpermeabilität wurde an Beschichtungen
auf Polymerfolien bei der jeweils angegebenen relativen Feuchte bestimmt. Dabei wird
zunächst die Sauerstoffdurchlässigkeit (Transmission) gemessen, die anschließend auf
eine Schichtdicke von 1 µm umgerechnet wird und als Sauerstoffpermeabilität mit der
Einheit cm
3 (1 µm) / (m
2 x d x bar) angegeben, wobei d die Zeit in Tagen ist. Die Bestimmung erfolgt in Anlehnung
an ASTM-D 3985.
Beispiel 1: Drei-Schicht Barriere
Folie A (Vergleich):
[0061] Polymerfolie aus Polyethylenterephtalat mit einer Dicke von 25 µm
Folie B (Vergleich):
[0062] Eine Polymerfolie aus Polyethylenterephtalat mit einer Dicke von 25 µm wurde mit
einer Schicht aus 10 Gewichtsteilen Ethylen/Methacrylsäure Copolymer und 90 Gewichtsteilen
Poly(ethylacrylat) einer Dicke von 13 µm beschichtet.
Folie C (erfindungsgemäß):
[0063] Eine Polymerfolie aus Polyethylenterephtalat mit einer Dicke von 25 µm wurde mit
einer ersten Schicht aus 10 Gewichtsteilen Ethylen/Methacrylsäure Copolymer und 90
Gewichtsteilen Poly(ethylacrylat) einer Dicke von 8 µm beschichtet. Nachfolgend wurde
mit einer zweiten Schicht aus Polyvinylamin (zu mehr als 95% hydrolysiertes Poly(N-Vinylformamid)
einer Dicke von 4 µm beschichtet. abschließend wurde wieder mit einer Schicht aus
10 Gewichtsteilen Ethylen/ Methacrylsäure Copolymer und 90 Gewichtsteilen Poly(ethylacrylat)
einer Dicke von 8 µm beschichtet (dritte Schicht). An den Grenzflächen zwischen erster
und zweiter sowie zwischen zweiter und dritter Schicht bilden sich Polyelektrolytkomplexe.
Die Sauerstoffbarrierewirkung wurde bei 0% relativer Luftfeuchte gemessen.
Sauerstofftransmission Folie A: 70 cm3 / (m2 x d)
Sauerstofftransmission Folie B: 90 cm3 / (m2 x d)
Sauerstofftransmission Folie C: 3 cm3 / (m2 x d)
Sauerstoffpermeabilität Folie C: 60 cm3 (1 µm) / (m2 x d x bar)
Beispiel 2:
[0064] Eine Polymerfolie aus oPP (orientiertem Polypropylen) mit einer Dicke von 30 µm wurde
beschichtet mit einer eine W/W-Dispersion eines Polyelektrolytkomplexes aus Cetyltrimethylammoniumchlorid
(CTAC) und einem Copolymer aus 80 Gew.-Teilen Acrylsäure, 10 Gew.-Teilen Hydroxyethylacrylat
und 10 Gew.-Teilen Methylacrylat, neutralisiert mit NaOH. Die W/W-Dispersion des Polyelektrolytkomplexes
wurde hergestellt durch Mischen des Copolymers mit dem kationischen Tensid in Wasser.
CTAC wird als Komplexbildner zugegeben. Die Mischung wird gerührt, bis eine homogene
Emulsion entsteht. anschließend wird NaOH zugegeben, um die Emulsion zu stabilisieren.
Die Schichtdicke der Schicht des Polyelektrolytkomplexes auf der oPP-Folie betrug
3 µm. Die Sauerstoffbarrierewirkung wurde bei 50% relativer Luftfeuchte gemessen.
Sauerstoffpermeabilität: 62 cm
3 (1 µm) / (m
2 x d x bar)
Beispiel 3: IR-Messungen zum Nachweis der Bildung von Polyelektrolytkomplexen
[0065] in einem ersten Versuch wurden Polyacrylsäure (35%ig in Wasser) und Polyvinylamin
(6,1 %ig in Wasser) im Massenverhältnis 1:1,7 gemischt und aufgerührt. Von dem entstehenden
festen Reaktionsprodukt wurde ein IR-Spektrum aufgenommen. In dem IR-Spektrum sind
die Absorptionen der NH-Schwingungen(3300 cm
-1) des Polyvinylamins verschwunden und neue Absorptionen des Carboxylations bei 1530
cm
-1 und 1390 cm
-1 sind entstanden. Dies deutet auf die Bildung eines Polyelektrolytkomplexes hin.
[0066] In einem zweiten Versuch wurden auf einem ZnSe-Fenster Filme von Polyacrylsäure und
von Polyvinylamin in ungefähr gleichem Massenverhältnis übereinander aufgebracht.
Von dem Doppelfilm wurde ein IR-Spektrum in Transmission aufgenommen und es wurde
das Differenzspektrum von Doppelfilm und Polyvinylamin gebildet. In dem Differenzspektrum
sind die Absorptionen des Carboxylations bei 1530 cm
-1 und 1390 cm
-1 vorhanden und es zeigt sich eine gute Übereinstimmung mit dem Spektrum des Polyelektrolytkomplexes
des ersten Versuchs. Dies bedeutet, dass sich an der gemeinsamen Grenzfläche der beiden
Filme des Doppelfilms ein Polyelektrolytkomplex gebildet hat.
1. Verwendung von mindestens einem Polyelektrolytkomplex um Verpackungsmaterialien aus
Polymerfolien eine Sauerstoffbarriere zu verleihen, wobei polymere Aufbaukomponenten
des Polyelektrolytkomplexes in polymerisierter Form auf die Polymerfolie aufgebracht
werden und wobei
mindestens eine Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit einer einen zuvor aus
anionischem Polymer und kationischem Tensid hergestellten Polyelektrolytkomplex enthaltenden
Zusammensetzung beschichtet wird,
oder wobei eine Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit mindestens drei alternierenden
Schichten beschichtet wird, wobei jeweils eine von zwei benachbarten Schichten mindestens
eine anionische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und die andere von zwei benachbarten
Schichten mindestens eine kationische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und sich
an den gegenseitigen, benachbarten Grenzflächen der mindestens drei alternierenden
Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden können.
2. Verwendung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die den Polyelektrolytkomplex enthaltende Schicht mit einem Feuchteschutz versehen
ist.
3. Verwendung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Feuchteschutz gebildet ist durch Beschichtung mit einem Polyolefin oder durch
Coextrusion eines Polyolefins mit mindestens einem Stoff ausgewählt aus Polyelektrolytkomplexen,
anionischen Polyelektrolytaufbaukomponenten und kationischen Polyelektrolytaufbaukomponenten.
4. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung mit dem Polyelektrolytkomplex dadurch erfolgt, dass
(a1) die Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit einer ersten Beschichtung versehen
wird, welche mindestens ein anionisches Polymer enthält,
(b1) die erste Beschichtung mit einer zweiten Beschichtung versehen wird, welche mindestens
einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden und kationischen Polymeren,
enthält, und
(c1) die zweite Beschichtung mit einer dritten Beschichtung versehen wird, welche
mindestens ein anionisches Polymer enthält; oder dass
(a2) die Polymerfolie auf mindestens einer Seite mit einer ersten Beschichtung versehen
wird, welche mindestens einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden
und kationischen Polymeren enthält,
(b2) die erste Beschichtung mit einer zweiten Beschichtung versehen wird, welche mindestens
ein anionisches Polymer enthält, und
(c2) die zweite Beschichtung mit einer dritten Beschichtung versehen wird, welche
mindestens einen kationischen Stoff, ausgewählt aus kationischen Tensiden und kationischen
Polymeren enthält.
5. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als anionische Polyelektrolytaufbaukomponente ein anionisches Polymer eingesetzt
wird, welches ausgewählt ist aus Polymeren, die herstellbar sind aus Monomeren, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus monoethylenisch ungesättigten C3- bis C10-Carbonsäuren, Vinylsulfonsäure, Styrolsulfonsäure, Acrylamidomethylpropansulfonsäure,
Vinylphosphonsäure und Salzen dieser Säuren.
6. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als kationische Polyelektrolytaufbaukomponente ein kationisches Polymer eingesetzt
wird, welches ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Vinylimidazoliumeinheiten
enthaltenden Polymeren, Polydiallyldimethylammoniumhalogeniden, Vinylamineinheiten
enthaltenden Polymeren, Ethylenimineinheiten enthaltenden Polymeren, Dialkylaminoalkylacrylateinheiten
enthaltenden Polymeren, Dialkylaminoalkylmethacrylateinheiten enthaltenden Polymeren,
Dialkylaminoalkylacrylamideinheiten enthaltenden Polymeren und Dialkylaminoalkylmethacrylamideinheiten
enthaltenden Polymeren;
oder dass als kationische Polyelektrolytaufbaukomponente ein kationisches Tensid eingesetzt
wird, welches ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Verbindungen der allgemeinen
Formel
N(+)R1R2R3R4 X(-)
wobei R1 bis R4 unabhängig voneinander Alkylgruppen mit jeweils 1 bis 22 C-Atomen
bedeuten, wobei jeweils mindestens einer der Reste R1 bis R4 mindestens 8 C-Atome
aufweist und wobei X- ein Anion darstellt.
7. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das kationische Polymer ein ganz oder teilweise hydrolysiertes Polyvinylformamid
ist und das anionische Polymer ein Homopolymer oder ein Copolymer von Acrylsäure oder
von Methacrylsäure ist.
8. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Beschichtungszusammensetzungen gleichzeitig oder in einem Arbeitsschritt unmittelbar
nacheinander aufgetragen werden, wobei eine der Beschichtungszusammensetzungen ein
anionisches Polymer enthält und die andere Beschichtungszusammensetzung ein kationisches
Polymer enthält.
9. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Material der Polymerfolie ausgewählt ist aus Polyethylenterephtalat, orientiertem
Polypropylen, Polyethylen und biologisch abbaubaren aliphatisch-aromatischen Copolyestern.
10. Eine durch Verwendung gemäß Anspruch 1 erhältliche, beschichtete Polymerfolie, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Seite der Polymerfolie mit mindestens drei alternierenden Schichten
beschichtet ist, wobei jeweils eine von zwei benachbarten Schichten mindestens eine
anionische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und die andere von zwei benachbarten
Schichten mindestens eine kationische Polyelektrolytaufbaukomponente enthält und sich
an den gegenseitigen, benachbarten Grenzflächen der mindestens drei alternierenden
Schichten Polyelektrolytkomplexe bilden.