[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Übergabe
von Stapeln aus bogenförmigem Material von einer Wendevorrichtung an einen Einleger
gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 und Anspruch 4.
[0002] Bei der Herstellung von Druckprodukten für die Verpackungsindustrie, beispielsweise
Faltschachteln, werden zunächst Bögen breitbahnig in einer Druckmaschine bedruckt.
Auf den Bögen sind jeweils mehrere Nutzen der herzustellenden Faltschachtel aufgedruckt,
die dann in einer Flachbettstanze mit der bedruckten Seite nach oben ausgestanzt und
in Stapeln abgelegt werden. Die ausgestanzten und gestapelten Faltschachtelzuschnitte
werden anschließend dem Einleger einer Faltschachtelklebemaschine mit der bedruckten
Seite nach unten zugeführt, um in der Faltschachtelklebemaschine zu Faltschachteln
verarbeitet zu werden.
[0003] Die gestapelten Faltschachtelzuschnitte müssen also vor ihrer Verarbeitung in der
Faltschachtelklebemaschine gewendet werden. Dies ist ein äußerst mühevoller Arbeitsschritt.
Ein Bediener muss unter Umständen mehrere Tonnen Karton pro Tag wenden.
[0004] Aus der
DE 10 65 075 ist bereits ein Wendetisch für eine Stapeleinrichtung bekannt. Der Wendetisch weist
eine Klemmplatte und eine Klemm- und Fördereinheit auf. Über einen Stelltrieb wird
eine Schließbewegung zwischen Klemmplatte und Fördereinheit verwirklicht zur Verklemmung
eines Gegenstandes. Mit einem weiteren Stelltrieb wird die Vorrichtung in Transportrichtung
des Gegenstandes um mittig am Wendetisch angebrachte Drehzapfen um 180° gedreht, so
dass die eingeklemmten, gestapelten Kartonzuschnitte gewendet werden. Nach dem Wendevorgang
ruhen diese auf der Fördereinheit und werden von dieser aus der Wendevorrichtung abtransportiert.
[0005] Eine weitere Wendevorrichtung ist aus der
EP 1 350 748 A2 bekannt. Diese Wendevorrichtung weist eine Wendeklammer auf, die um eine mittig angeordnete
horizontale Achse schwenkbar ist. Die Wendeklammer umfasst zwei Transportelemente,
von denen eines in Form einer Reihe von Rollen ausgebildet ist. Dieses Transportelement
dient dazu, die in die Vorrichtung einlaufenden Stapel aufzunehmen. Das zweite Transportelement
ist als Förderband ausgebildet und dient dazu, die Stapel nach der Wendung mit Hilfe
eines Schubwagens aus der Vorrichtung hinaus zu transportieren.
[0006] Eine weitere Wendevorrichtung für Stapel ist aus der
US 5,743,374 bekannt. Diese Vorrichtung weist eine Klammer zur Aufnahme der Stapel auf. Die Vorrichtung
wird mittels eines ersten Motors seitlich bewegt zur Aufnahme und Transport des Stapels.
Mittels eines zweiten Motors wird die Klammer der Vorrichtung entlang eines U-förmigen
Pfades in der Vorrichtung über Rollen an einer Außenseite der Klammer bewegt, wodurch
der Stapel gewendet wird und auf einem Einleger abgelegt wird.
[0007] Problematisch hierbei ist die Übergabe des Stapels an den Einleger. Die Zuschnitte
werden nach dem Wendevorgang in der Regel waagerecht ausgefahren bis an die Stellzungen
des Einlegers. Hierbei wird die Vorderkante des Stapels, beispielsweise wie in der
EP 1 350 748 gezeigt, durch einen beweglichen Untergreifer unterstützt. Wenn der bewegliche Untergreifer
die Stellzungen des Einlegers erreicht, wird die Hinterkante des Stapels von der Transportvorrichtung,
beispielsweise einem Gurtförderer, freigegeben. Hierbei kann es zu einem unkontrollierten,
nicht zeitgleichen Fallen der Vorder- und Hinterkante des zu übergebenden Stapels
an den Stellzungen des Einlegers kommen. Dies kann Produktionsunterbrechungen verursachen,
da es zu einem Zurückfallen des Stapels in den Stapelwender kommen kann.
[0008] In der
EP 1 350 748 wird versucht, das Problem dadurch zu beheben, dass der Stapel schnell und durch
Unterstützung einer Schiebevorrichtung überführt wird. Diese Lösung hat den Nachteil,
dass die Zuschnitte sehr schnell gegen die Stellzungen prallen und dabei beschädigt
werden können.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Übergabevorrichtung zu schaffen,
die eine sichere und zuverlässige Übergabe von Stapeln aus bogenförmigem Material
von einer Wendevorrichtung an einen Einleger ermöglicht.
[0010] Gelöst wird diese Aufgabe mit einer Vorrichtung gemäß den kennzeichnenden Merkmalen
von Anspruch 1 sowie durch die Verfahrensschritte gemäß Anspruch 4.
[0011] In einer erfindungsgemäßen Ausführungsform weist die Vorrichtung zur Übergabe von
Stapeln aus bogenförmigem Material von einer Wendevorrichtung an einen Einleger, der
zur korrekt ausgerichteten Übernahme des Stapels Stellzungen aufweist, bewegliche
Untergreifer zur Unterstützung der Stapelvorderkante auf. Weiterhin weist die Vorrichtung
zur Unterstützung der Stapelunterkante des Stapels Unterstützungsrollen auf.
[0012] Diese Vorrichtung hat den Vorteil, dass der Stapel auch mit geringer Geschwindigkeit
überführt werden kann, da er sowohl an der Vorderkante als auch an der Hinterkante
geführt und gehalten wird. Eine Beschädigung des Stapels an den Stellzungen wird so
vermieden.
[0013] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Unterstützungsrollen ausfahrbar.
Hierdurch wird ein gleichmäßiges Fallen der Vorder- und Hinterkante des Stapels ermöglicht.
Dadurch werden die unter dem fallenden Stapel liegenden Zuschnitte komplette flächig
belastet und nicht nur linienförmig, was auftritt, wenn zuerst die Hinterkante des
fallenden Stapels auftrifft.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weisen die Untergreifer eine Stützwand
und eine nahezu senkrecht zur Stützwand verlaufende Auflage für die Stapelvorderkante
auf. Die Stützwand ist in einem Winkel α > 90° zur Förderrichtung angeordnet. Hierdurch
wird der Stapel schräg überführt, wodurch er sich durch sein Eigengewicht an der Stützwand
ausrichtet. Weiterhin wird hierdurch ein Zurückfallen des Stapels nahezu ausgeschlossen.
[0015] In einem bevorzugten Verfahren geschieht die Stapelübergabe mit den folgenden Schritten:
- a) Transport des Stapels aus der Wendevorrichtung heraus.
- b) Übernahme der Stapelvorderkante durch einen Untergreifer
- c) Bewegung des Untergreifers in Richtung Stellzungen eines Einlegers
- d) Unterstützung der Stapelhinterkante durch Unterstützungsrollen
- e) Ausfahren der Unterstützungsrollen in Richtung Stellzungen
- f) Untergreifer und Unterstützungsrollen bewegen sich zeitgleich auseinander und übergeben
den Stapel an den Einleger.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand verschiedener Ausführungsbeispiele erläutert.
Fig. 1 zeigt einen Stapelwender mit anschließendem Einleger
Fig. 2a-2d zeigen in schematischer Darstellung den Ablauf der Stapelübergabe
[0017] Figur 1 zeigt beispielhaft einen Stapelwender 1 und einen anschließenden Einleger
2, beispielsweise einen DIANA Feeder. Der Stapelwender 1 weist Gurtförderer 5, 9 auf,
die um 180° drehbar in einer Drehstation 3 angeordnet sind. Durch Drehung des Drehrings
12 der Drehstation 3 werden die Stapel 10, die von den Gurtförderern 5, 9 gehalten
werden, gewendet. Nach der Wendung wird der Stapel 10 durch den jeweiligen unteren
Gurtförderer 9 in Transportrichtung L an die Stellzungen 7 des Einlegers 2 transportiert.
[0018] In den Figuren 2a bis 2d ist der Ablauf der Stapelübergabe schematisch dargestellt.
Figur 2a zeigt den Stapel 10 nach dem Wendevorgang. Der Stapel 10 liegt auf dem unteren
Gurtförderer 9 auf und wird von diesem in Transportrichtung L transportiert. Figur
2a zeigt weiterhin die festen Unterstützungsrollen 6 sowie die ausfahrbaren Unterstützungsrollen
8. Der Untergreifer 4 weist eine Stützwand 13 sowie an seinem unteren Ende eine nahezu
senkrecht zur Stützwand 13 verlaufende Auflage 14 für die vorderer Stapelunterkante
16 des Stapels 10. Die Stützwand 13 des Untergreifers 4 ist in einem Winkel α > 90°
zur Transportebene des unteren Gurtförderers 9 angeordnet. Wie aus Figur 2b ersichtlich,
wird der Stapel 10 weiter in Transportrichtung L transportiert, bis er die Stützwand
13 des Untergreifers 4 erreicht und sich an dieser ausrichtet. Die vordere Stapelunterkante
16 liegt nun auf der Auflage 14 des Untergreifers 4 auf. Die hintere Stapelunterkante
17 liegt in dieser Stellung noch auf dem unteren Gurtförderer 9 auf. Die Unterstützungsrollen
6 und 8 unterstützen die Stapelunterkante des Stapels 10. Sobald die Stapelvorderkante
15 die Stützwand 13 erreicht, beginnt die Bewegung des Untergreifers 4 in Transportrichtung
U. Sobald der Untergreifer 4 ca. die Hälfte seines Transportweges in Transportrichtung
U ausgefahren ist, fahren die ausfahrbaren Unterstützungsrollen 8 in Transportrichtung
R (Figur 2c).
[0019] Der Untergreifer 4 und die Unterstützungsrollen 8 bewegen sich weiter (Verschiebebewegung
W), bis der Stapel 10 an den Stellzungen 7 des Einlegers 2 anliegt (Figur 2d). die
ausfahrbaren Unterstützungsrollen 8 gewährleisten, dass der Stapel 10 vorsichtig an
den Stellzungen 7 positioniert wird, ohne schon jetzt auf den Reststapel 11 im Einleger
2 herunterzufallen. Wie ebenfalls aus Figur 2d ersichtlich, bewegen sich nun Untergreifer
4 und Unterstützungsrollen 8 zeitgleich in entgegengesetzte Richtungen und ermöglichen
dadurch ein gleichmäßiges und gezieltes Fallen des Stapels 10 auf den Reststapel 11
im Einleger.
[0020] Die Unterstützungsrollen 6 und 8 können jeweils als eine durchgehende Rolle ausgebildet
sein oder jeweils aus mehreren geteilten Rollen bestehen, die auf einer Achse gelagert
sind.
Bezugszeichenliste
[0021]
- 1
- Stapelwender
- 2
- Einleger
- 3
- Drehstation
- 4
- Untergreifer
- 5
- oberer Gurtförderer
- 6
- Unterstützungsrolle
- 7
- Stellzunge
- 8
- Unterstützungsrolle
- 9
- unterer Gurtförderer
- 10
- Stapel
- 11
- Reststapel
- 12
- Drehring
- 13
- Stützwand
- 14
- Auflage für die vordere Stapelunterkante
- 15
- Stapelvorderkante
- 16
- vorderer Stapelunterkante
- 17
- hintere Stapelunterkante
- L
- Transportrichtung des Stapels
- W
- Verschiebeweg Unterstützungsrolle
- U
- Transportrichtung des Untergreifers
- R
- Transportrichtung der Unterstützungsrolle
- α
- Winkel
1. Vorrichtung zur Übergabe von Stapeln aus bogenförmigem Material von einer Wendevorrichtung
(1) an einen Einleger (2), der zur korrekt ausgerichteten Übernahme des Stapels (10)
Stellzungen (7) aufweist, wobei die Vorrichtung zur Unterstützung der Stapelvorderkante
(15) bewegliche Untergreifer (4) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung zur Unterstützung der Stapelunterkante (17) des Stapels (10) Unterstützungsrollen
(6, 8) aufweist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest eine Unterstützungsrolle (8) ausfahrbar sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Untergreifer (4) eine Stützwand (13) und eine nahezu senkrecht zur Stützwand
(13) verlaufende Auflage (14) für die Stapelvorderkante aufweisen, wobei die Stützwand
(13) in einem Winkel α > 90° zur Förderrichtung angeordnet ist.
4. Verfahren zur Übergabe von Stapeln aus bogenförmigem Material von einer Wendevorrichtung
an einen Einleger mit einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3 mit folgenden
Schritten:
a) Transport des Stapels aus der Wendevorrichtung heraus
b) Übernahme der Stapelvorderkante durch einen Untergreifer
c) Bewegung des Untergreifers in Richtung Stellzungen eines Einlegers
d) Unterstützung der Stapelhinterkante durch Unterstützungsrollen
e) Ausfahren der Unterstützungsrollen in Richtung Stellzungen
f) Untergreifer und Unterstützungsrollen bewegen sich zeitgleich auseinander und übergeben
den Stapel an den Einleger