[0001] Die Erfindung betrifft eine Fadenverlegevorrichtung und ein Verfahren zum Herstellen
einer mit einem Garn bewickelten Garnspule, die einen sich entlang einer Garnspulenlängsachse
erstreckenden Spulenschaft und eine am Spulenschaft angeordnete konische Fußscheibe
aufweist.
[0002] Derartig aufgebaute Garnspulen werden in der Praxis allgemein als Kingspulen bezeichnet.
Ein auf einer Kingspule aufgewickeltes Garn, insbesondere Nähgarn, wird im Gebrauch,
beispielsweise an einer Nähmaschine, kopfseitig, d.h. über ein der konischen Fußscheibe
gegenüberliegendes Ende von der Kingspule abgezogen. Diese Garnspulen werden im Gebrauch
üblicher Weise mit vertikal ausgerichteter Garnspulenlängsachse angeordnet. Die Fußscheibe
der Garnspule verhindert dabei ein schwerkraftbedingtes Abrutschen einzelner gelockerter
Garnwindungen bzw. ganzer Garnlagen von der Garnspule unter die Garnspule, die ansonsten
zu einem Garnknäuel und damit einer Unterbrechung des Nähprozesses führen könnten.
[0003] Beim Aufwickeln eines Garns auf die eingangs genannte Garnspule wird das Garn auch
auf die konische Scheibe am fußseitigen Ende der Garnspule gewickelt. In der Praxis
wird dazu jede radial äußere Lage um eine definierte Wegstrecke, die zumeist einem
jeweiligem Titer oder einem ganzzahligem Vielfachen des Titers des aufzuwickelnden
Garns entspricht, gegenüber einer unmittelbar darunterliegenden, also radial inneren,
Garnlage in Richtung auf das fußseitige Ende der Garnspule versetzt angeordnet. Die
Wickelbreite einer Garnlage bleibt dabei üblicher Weise unverändert, so dass die Garnlagen
insgesamt eine von dem fußseitigen Ende der Garnspule abgewandte Garnflanke bilden,
die mit der Garnspulenlängsachse einen zum Konuswinkel der Fußscheibe entsprechenden
Flankenwinkel bildet.
[0004] Das (Näh-)Garn muss auf der Garnspule sehr präzis mit dicht an dicht aneinander anliegenden
Garnwindungen innerhalb einer Garnlage aufgewickelt werden (Präzisionswicklung). Dies
erfordert eine entsprechend präzise Zuführung des Garns von dem Fadenführer an die
Garnspule, was wiederum eine von der Garnspule bzw. einer darauf bereits angeordneten
Garnlage beabstandete Anordnung des Fadenführers ausschließt. Eine solche Anordnung
würde zu einem zwischen der Garnspule und dem Fadenführer ungeführten, d.h. freien,
Garnschenkel führen, dessen Länge üblicherweise als Schlepplänge bezeichnet wird.
Angesichts der in der Praxis üblichen hohen Aufwickelgeschwindigkeiten heutiger Fadenverlegevorrichtungen
käme es nicht zuletzt aufgrund der an diesem ungeführten Garnschenkel (Schlepplänge)
angreifenden Kräfte zu einer ungenauen Garnablage auf der Garnspule. Aus diesem Grund
werden in der Praxis zum Aufwickeln des (Näh-)Garns Fadenführer eingesetzt, die an
der Garnspule bzw. an einer auf der Garnspule bereits gebildeten Garnlage mit einem
definierbaren Druck anliegen bzw. aufliegen. Dadurch kann die Schlepplänge des Garns
eliminiert oder nahezu eliminiert werden.
[0005] Beim Garnwickelprozess eingesetzte Fadenverlegevorrichtungen weisen diesbezüglich
häufig einen als Schlitztrommel ausgebildeten Fadenführer auf. Eine derartige Schlitztrommel
ist beispielsweise aus der
EP 2 170 750 B1 bekannt geworden.
[0006] Die Schlitztrommeln sind jeweils spezifisch auf eine schmale Bandbreite unterschiedlicher
Garne ausgelegt, was bei Verarbeitung ungeeigneter Garne einen jeweiligen Austausch
der Schlitztrommel erforderlich macht. Eine solche Umrüstung der Fadenverlegevorrichtung
ist unter fertigungstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten wenig vorteilhaft.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist daher, eine Fadenverlegevorrichtung sowie ein Verfahren
zum Herstellen einer mit einem Garn bewickelten Kingspule anzugeben, die bei weiterhin
erhaltener Verlegepräzision des Garns auf der Garnspule einen geringeren Umrüstaufwand
und insgesamt breitere Einsatzmöglichkeiten ermöglichen.
[0008] Die die Fadenverlegevorrichtung betreffende Aufgabe wird durch eine Fadenverlegevorrichtung
mit den im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmalen und die das Verfahren betreffende
Aufgabe wird durch ein Fadenverlegeverfahren gemäß Patentanspruch 7 gelöst.
[0009] Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen des Gegenstands der Erfindung ergeben
sich aus der Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung.
[0010] Die erfindungsgemäße Fadenverlegevorrichtung erlaubt ein hoch präzises Aufwickeln
eines Garns, insbesondere Nähgarns, auf eine Kingspule, d.h. eine Garnspule, die an
ihrem einen Ende mit einer konischen Fußscheibe versehen ist.
[0011] Der Fadenführer ist zum Bilden der jeweiligen Garnlagen erfindungsgemäß gegenüber
der Garnspulenhalterung mit einer frei definierbaren Geschwindigkeit entlang der Garnspulenlängsachse
hin- und her bewegbar, d.h. der Fadenführer führt im Betrieb eine sogenannte Changierbewegung
gegenüber der Garnspulenhalterung bzw. einer darin angeordneten Garnspule aus. Dadurch,
dass eine fußscheibenseitige Endlage der Changierbewegung des Fadenführers und der
Fußscheibe während des Wickelprozesses entlang der Garnspulenlängsachse aufeinander
zustellbar sind, können die auf der Garnspule aufzuwickelnden Garnlagen zueinander
axial versetzt angeordnet werden. Das Garn kann dadurch mit jeder Garnlage die konische
Fußscheibe zunehmend überdecken. Ein unter Ausbildung einer solchen Changierbewegung
frei hin- und her bewegbarer Fadenführers kann bei einer gegenüber Schlitzrommeln
deutlich größeren Anzahl unterschiedlicher Garne sowie Garnspulen eingesetzt werden.
Eine ansonsten erforderliche Umrüstung der Fadenverlegevorrichtung kann dadurch in
vielen Fällen vermieden werden bzw. entfallen. Die fußscheibenseitige Endlage der
Changierbewegung des Fadenführers und die Fußscheibe der Garnspule sind durch eine
der Changierbewegung des Fadenführers überlagerte Zustellbewegung des Fadenführers,
bzw. einer den Fadenführer umfassenden Fadenführereinrichtung relativ zueinander aufeinander
zustellbar. Die Garnspulenhalterung oder der Fadenführer bzw. eine den Fadenführer
aufweisende Fadenführereinrichtung sind hierzu vorzugsweise gegenüber einem Maschinenrahmen
der Fadenverlegevorrichtung verschiebbar angeordnet. Die Fadenführereinrichtung kann
diesbezüglich insbesondere über eine Linearführung am Maschinenrahmen der Fadenverlegevorrichtung
angeordnet sein und in dieser, beispielsweise servomotorisch, verstellbar geführt
sein. Dadurch kann eine geringere Baugröße der Fadenführerhalterung, d.h. des um die
Umlenkrollen bzw. Umlenkräder geführten Zugmittels, realisiert werden. Zum Steuern
dieser mechanischen Verstellung dient vorzugsweise eine an sich bekannte Steuereinrichtung.
Damit ein jeweilig vorgegebenes Wickelmuster des Garns auf der Garnspule präzis eingehalten
wird, ist die Steuereinrichtung dazu programmiert, eine aus der Changierbewegung und
der der Changierbewegung überlagerten Zustellbewegung resultierende Relativgeschwindigkeit
des Fadenführers gegenüber der Garnspule konstant zu halten. D.h., die Steuereinrichtung
ist dazu programmiert, die Geschwindigkeit der Changierbewegung des Fadenführers beim
Ausführen der Zustellbewegung jeweils in Abhängigkeit von einer jeweiligen (aktuellen)
Changierbewegungsrichtung des Fadenführers derart zu vergrößern oder zu verkleinern,
dass die überlagerte Zustellbewegung des Fadenführers und des fußseitigen Endes der
Garnspule aufeinander zu jeweils kompensiert wird. Dadurch kann ein unerwünschtes
Übereinanderwickeln der einzelnen Garnwindungen auf der Garnspule ebenso verhindert
werden, wie eine gegenüber einer vorgegebenen Steigung der Garnwindungen unerwünschte
Vergrößerung der Steigung der Garnwindungen auf der Garnspule in axialer Richtung.
Insgesamt wird dadurch ein konstant symmetrisches Aufwickeln des Garns auf der Garnspule
gewährleistet.
[0012] Nach einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist die Geschwindigkeit des Fadenführers
bei dessen Changierbewegung (Hin- und Herbewegung) auf Grundlage von Steuersignalen
zum Steuern der Zustellbewegung des Fadenführers und des fußseitigen Endes aufeinander
zu zu steuern und/oder zu regeln. Diese Steuersignale stehen bei modernen elektronischen
Steuereinrichtungen ohnehin zur Verfügung und können ohne Weiteres erfasst werden.
Zugleich wird dadurch eine zeitliche Synchronisation der Zustellbewegung mit dem von
der Steuereinrichtung auszuführenden Korrektureingriffen bei der Steuerung der Changierbewegung
des Fadenführers auf einfache Weise ermöglicht.
[0013] Der Fadenführer ist vorzugsweise an einem Zugmittel befestigt, das um Umlenkrollen
und/oder Umlenkrollen zwischen einer fußscheibenseitigen und einer garnspulenkopfseitigen
Endlage hin- und her bewegbar geführt ist. Der Fadenführer ist gegenüber dem Zugmittel
axial unverschiebbar an diesem festgesetzt, d.h. mit diesem verbunden. Das Zugmittel
definiert somit eine Bewegungsbahn (Bewegungslänge) des Fadenführers, entlang derer
der Fadenführer bei Ausführen der Changierbewegung relativ zu der mit dem Garn zu
bewickelnden Garnspule hin- und her bewegbar ist. Dadurch wird insgesamt ein gegenüber
äußeren Störungen robuster und zugleich konstruktiv wenig komplexer Aufbau der Fadenverlegevorrichtung
ermöglicht. Das Zugmittel kann erfindungsgemäß eine Kette, ein Seil oder ein Riemen
sein.
[0014] Die fußscheibenseitige Endlage der Changierbewegung des Fadenführers ist nach einer
bevorzugten Weiterbildung der Erfindung durch steuerungsseitiges Verstellen der fußscheibenseitigen
Hubendlage des Zugmittels in Richtung auf eine maximale Hubendlage des Zugmittel auf
die Fußscheibe der Garnspule zustellbar. D.h. der Hub des Zugmittels wird, bezogen
auf eine Hubmittellage des Zugmittels bzw. des Fadenführers, vergrößert oder aber
die Hubmittellage wird steuerungsseitig zusammen mit der fußscheibenseitigen Hubendlage,
bezogen auf einen gegenüber dem Maschinenrahmen ortsfesten Bezugspunkt der Fadenführereinrichtung,
verschoben. Die maximale Hubendlage ist definiert als maximal möglicher Hub des Zugmittels
und bestimmt somit eine maximal mögliche Auslenkung des Fadenführers aus seiner Hubmittellage.
Die maximale Hubendlage ist konstruktiv durch eine aktive Länge des Zugmittels begrenzt.
Mit bekannten elektronischen Steuereinrichtungen kann die Hubendlage des Zugmittels
und damit die Endlage der Changierbewegung des Fadenführers für jede Garnlage neu
und exakt festgelegt werden und dies bei Bedarf beidenends unterschiedlich, sofern
dies gewünscht ist. Die einzelnen fußscheibenseitigen Hubendlagen des Zugmittels können
insbesondere in Abhängigkeit von den jeweiligen Abmessungen der mit dem Garn zu bewickelnden
Garnspule und/oder des auf der Garnspule jeweilig aufzuwickelnden Garns (Titer) definiert
und beispielsweise in einem Speicher der Steuereinrichtung abgespeichert sein. Die
abgespeicherten Hubendlagen können so von der Steuerungseinrichtung aufgerufen und
für die Steuerung eines jeweiligen Wickelprozesses vorgegeben werden.
[0015] Die Steuereinrichtung kann dabei programmiert sein, eine der fußscheibenseitigen
Hubendlage gegenüberliegend angeordnete Hubendlage des Zugmittels entsprechend mit
der fußscheibenseitigen Hubendlage des Zugmittels nachführen, so dass die einzelnen
Garnlagen eine gleichbleibende axiale Länge auf der Garnspule aufweisen. Daraus kann
der eingangs genannte Flankenwinkel des Garns ausgebildet werden.
[0016] Der Fadenführer und das fußseitige Ende der Garnspule sind während des Wickelprozesses
einer radial äußeren Garnlage vorzugsweise derart aufeinander zustellbar, dass eine
radial äußere Garnlage gegenüber einer darunterliegenden radial inneren Garnlage in
Abhängigkeit von einem Konuswinkel α der Fußscheibe der Garnspule axial versetzt anordenbar
ist. Der Konuswinkel der Garnspule ist größer 0° und kleiner 90°. Dadurch kann eine
in ihrem Lagenaufbau besonders stabile und zudem optisch ansprechend bewickelte Garnspule
mit hoher Präzision erzeugt werden. Darüber hinaus kann dadurch eine gegebene Aufnahmekapazität
der Garnspule optimal ausgeschöpft werden.
[0017] Der Fadenführer liegt auf der mit dem Garn zu bewickelnden Garnspule bzw. einer auf
der Garnspule angeordneten Garnlage zwecks einer für diese Präzisionswicklung erforderlichen
präzisen Führung des Garns an und schleift daher während des Wickelprozesses mit hoher
Geschwindigkeit an der Garnspule bzw. der Garnlage entlang. Zwecks eines möglichst
geringen und mit einfachsten Mitteln einzustellendem Anpressdrucks des Fadenführers
an die Garnspule und/oder an eine darauf erzeugten Garnlage ist der Anpressdruck des
Fadenführers an die Garnspule oder an eine auf der Garnspule angeordneten Garnlage
überwiegend durch eine Vorspannung des Garns bestimmt. Der Fadenführer kann dazu auf
dem eingesetzten Garn in einer zur Garnspule radialen oder tangentialen Richtung schwimmend
auf bzw. an dem Faden aufliegen, d.h. an diesem aufgehängt sein. Es versteht sich,
dass der Fadenführer in Richtung der Garnspulenlängsachse, bevorzugt spielfrei, geführt
sein muss, um die erforderliche präzise Garnablage auf der Garnspule zu gewährleisten.
Bei der vorgeschlagenen Bauart entfallen die im Stand der Technik üblichen zusätzlichen
Bauteile, wie beispielsweise Federn, Gewichte und dergl., zum Anlegen bzw. Anpressen
des Fadenführers an die Garnspule. Der Fadenführer kann dadurch zudem leichter und
kompakter ausgeführt werden, was im Hinblick auf eine erwünschte hohe Dynamik der
Fadenverlegevorrichtung von Vorteil ist. Sofern erforderlich, kann der Fadenführer
dadurch zudem während des Wickelprozesses vereinfacht gekühlt werden.
[0018] In der Steuereinrichtung sind erfindungsgemäß mehrere Wickelprogramme hinterlegt,
d.h. abgespeichert, die jeweils auf unterschiedliche aufzuwickelnde
[0019] Garne und/oder Garnspulen abgestimmt sind. Die Wickelprogramme sind erfindungsgemäß
vorzugsweise frei auswählbar und für einen jeweiligen Wickelprozess anwählbar. Zwecks
einer nochmals verbesserten Einsatzbreite der Fadenverlegevorrichtung sind die Wickelprogramme
zudem vorzugsweise abänderbar bzw. durch neue Wickelprogramme ersetz- bzw. erweiterbar.
[0020] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung wiedergegebenen Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0021] Die gezeigte und beschriebene Ausführungsform ist nicht als abschließende Aufzählung
zu verstehen, sondern hat vielmehr für die Schilderung der Erfindung beispielhaften
Charakter.
[0022] Die Figuren der Zeichnung zeigen den erfindungsgemäßen Gegenstand stark schematisiert
und sind nicht maßstäblich zu verstehen. Die einzelnen Bestandteile des erfindungsgemäßen
Gegenstands sind so dargestellt, dass ihr Aufbau gut gezeigt werden kann.
[0023] In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine Fadenverlegevorrichtung zum Herstellen einer mit einem Garn bewickelten Kingspule,
mit einem Fadenführer, der mittels einer von einer Steuereinrichtung gesteuerten Changierbewegung
gegenüber der Kingspule hin- und herbewegbar ist, in perspektivischer Ansicht;
- Fig. 2
- ein Aufhängungsprinzip des Fadenführers der Fadenverlegevorrichtung aus Fig. 1;
- Fig. 3
- die Kingspule aus Fig. 1 in ihrem vollständig mit Garn bewickelten Zustand;
- Fig. 4
- die Kingspule aus Fig. 1 beim Aufwickeln des Garns während einer Zustellbewegung des
Fadenführers in Richtung auf die Fußscheibe der Kingspule bei einer der Zustellbewegung
entgegengerichteten Changierbewegung des Fadenführers;
- Fig. 5
- die Kingspule aus Fig. 1 beim Aufwickeln des Garns während einer Zustellbewegung des
Fadenführers in Richtung auf die Fußscheibe der Kingspule und einer zur Zustellbewegung
gleichgerichteten Changierbewegung des Fadenführers; und
- Fig. 6
- ein Blockschaltbild mit einzelnen Schritten eines Verfahrens zum Herstellen einer
mit einem Garn bewickelten Kingspule.
[0024] Fig. 1 zeigt eine Fadenverlegevorrichtung
10 in perspektivischer Ansicht. Die Fadenverlegevorrichtung 10 weist einen in der Zeichnung
nur teilweise wiedergegebenen Maschinenrahmen
12 auf, an dem eine Fadenführereinrichtung
14 und eine Garnspulenhalterung
16 angeordnet sind. Auf die Garnspulenhalterung 16 ist vorliegend eine mit einem nicht
näher wiedergegebenen Garn zu bewickelnde Garnspule
18 aufgeschoben, die einen Spulenschaft
20 aufweist, der sich entlang einer Garnspulenlängsachse
22 der Garnspule 18 erstreckt. Am Spulenschaft 20 ist eine konische Fußscheibe 24 angeordnet.
Derartig ausgebildete Garnspulen 18 werden in der Praxis als sogenannte Kingspulen
bezeichnet. Die Garnspule 18 ist mittels der Garnspulenhalterung 16 um die Garnspulenlängsachse
22 in mit
26 bezeichnete Drehrichtungen rotierend antreibbar.
[0025] Die Fadenführereinrichtung 14 umfasst ein um Umlenkrollen
28 geführtes endloses Zugmittel
30, das vorliegend als Riemen ausgebildet ist. An dem Zugmittel 30 ist ein Fadenführer
32 gegenüber dem Zugmittel 30 axial unverschieblich befestigt.
[0026] Das Zugmittel 30 ist über eine in nicht näher wiedergegebener Weise mit einem Antriebsmotor
34 gekoppelte Umlenkrolle 28 antreibbar und zwischen einer fußscheibenseitigen Hubendlage
36 und einer von dieser beabstandeten Hubendlage
36' hin- und herbewegbar. Dadurch kann der Fadenführer 32 in schneller Folge gegenüber
der Garnspulenhalterung 16 bzw. der darauf angeordneten Garnspule 18 entlang der Garnspulenlängsachse
22 hin- und herbewegt werden. Diese Changierbewegung des Fadenführers 32 ist durch
den mit
38 bezeichneten Doppelpfeil grafisch verdeutlicht. Die Changierbewegung 38 des Fadenführers
32 weist eine fußscheibenseitige Endlage
40 und eine davon beabstandete kopfseitige Endlage
40' auf.
[0027] Eine Steuereinrichtung
42 dient zum Steuern des Wickelprozesses, d.h. insbesondere einer Steuerung der Rotierbewegung
der Garnspule 18 um deren Garnspulenlängsachse 22 sowie der Steuerung der Changierbewegung
38 des Fadenführers 32. Die Steuereinrichtung 42 ist hinter einem Bedienelement 43
angeordnet. Die Steuereinrichtung 42 kann auch an anderer Position der Fadenverlegevorrichtung
10 bzw. als externe Einheit vorgesehen sein.
[0028] Die fußscheibenseitige Endlage 40 der Changierbewegung des Fadenführers 32 und die
Fußscheibe 24 der Garnspule 18 sind während des Wickelprozesses entlang der Garnspulenlängsachse
22 relativ zueinander aufeinander zustellbar. Dadurch kann das Garn auf der Garnspule
in axial zueinander versetzten Garnlagen (nicht gezeigt) angeordnet werden. Die Fadenführereinrichtung
14 ist diesbezüglich über eine Linearführung
44 am Maschinenrahmen 12 verstellbar angeordnet und kann im Wege einer von der Steuereinrichtung
42 gesteuerten Zustellbewegung
46 in Richtung auf die Fußscheibe 24 der Garnspule 18 zugestellt (bewegt) werden.
[0029] Fig. 2 zeigt den Fadenführer 32 aus Fig. 1 mit dem auf die Garnspule 18 aufzuspulenden Garn
48 in einer stark schematisierten Darstellung und wie er auf der Garnspule 18 aufliegt.
Der Fadenführer 32 ist in nicht näher wiedergegebener Weise am Zugmittel in Laufrichtung
50 des Garns 48 schwimmend gelagert. Das der Garnspule 18 zuzuführende Garn ist durch
eine vorgegebene Vorspannkraft F unter Vorspannung gehalten. Der Fadenführer 32 wird
ausschließlich durch die Vorspannung des Garns 48, d.h. durch einen aus der an dem
Garn 48 angreifenden Vorspannkraft
F resultierenden Kraftvektor
K, an die Garnspule 18 gedrückt.
[0030] Fig. 3 zeigt eine vorstehend erläuterte Garnspule 18 in ihrem mit dem Garn 48 vollständig
bewickelten Zustand. Einzelne Garnlagen
52 des Garns 48 auf der Garnspule sind stark schematisiert mit gestrichelten Linien
angedeutet. In der Fig. 3 ist gut zu erkennen, dass eine radial äußere Garnlage 52
jeweils gegenüber einer dazu radial inneren Garnlage 52 entlang der Garnspulenlängsachse
22 axial versetzt angeordnet ist. Die Garnlagen 52 weisen jeweils eine identische
Längenerstreckung
L entlang der Garnspulenlängsachse 22 auf und bilden daher eine dem kopfseitigen Ende
der Garnspule zugewandte Garnflanke
54. Die Garnflanke 54 weist einen zum Konuswinkel
α der Fußscheibe 24 korrespondierenden Flankenwinkel
β auf.
[0031] Fig. 4 zeigt die Garnspule 18 aus Fig. 3 zu einem Zeitpunkt während des Aufwickelns des
Garns 48 auf die Garnspule 18. Die Bewegungsrichtung der Changierbewegung 38 des Fadenführers
ist entlang der Garnspulenlängsachse 22 in Richtung auf die Fußscheibe gerichtet.
[0032] Auf der Garnspule 18 sind bereits einzelne Garnwindungen
56 zueinander dicht an dicht aufgewickelt. Das sich ergebende Wickelmuster weist somit
einen gleichbleibenden vorgegebenen Soll-Steigungswinkel der einzelnen Garnwindungen
56 gegenüber einer zur Garnspulenlängsachse 22 orthogonal ausgerichteten Bezugsachse
auf. Eine der Changierbewegung 38 des Fadenführers 32 gleichgerichtete überlagerte
Zustellbewegung 46 des Fadenführers 32 in Richtung auf die Fußscheibe 24 der Garnspule
18 führt zu einer Erhöhung der resultierenden Relativgeschwindigkeit des Fadenführers
32 gegenüber der Garnspule 18. Dies führt zu einer Vergrößerung der Steigung der auf
der Garnspule 18 zeitgleich erzeugten Garnwindungen 56 und die Garnwindungen sind
nicht mehr dicht an dicht zueinander verlegt, wie in Fig. 4 gezeigt.
[0033] Fig. 5 zeigt den Fall, dass die Zustellbewegung der Fadenführerhalterung (Fig. 1) der Bewegungsrichtung
des Fadenführers entlang der Garnspulenlängsachse 22 bei Ausführen der Changierbewegung
38 entgegengerichtet ist.
[0034] Es zeigt sich aufgrund der überlagerten Bewegungen erneut ein verzerrtes Wickelmuster
mit nunmehr verringerter Steigung der zeitgleich erzeugten Garnwindungen 56 gegenüber
der Garnspule 18. Die Garnwindungen 56 liegen nicht wie gewünscht dicht an dicht nebeneinander
sondern überkreuzen andere zuvor auf der Garnspule 18 erzeugte Garnwindungen 56.
[0035] Zur Vermeidung der in den Fign. 4 und 5 erläuterten Störungen des vorgegebenen Wickelmusters
durch die Zustellbewegung 46 des Fadenführers 32 ist die in Fig. 1 gezeigte Steuereinrichtung
42 der Fadenverlegevorrichtung 10 dazu programmiert, die Changierbewegung 38 des Fadenführers
32 in Abhängigkeit von der Zustellbewegung 46 des Fadenführers 32 und der Garnspule
18 relativ zueinander zu steuern und/oder zu regeln, derart, dass eine Relativbewegung
des Fadenführers 32 gegenüber der Garnspule 18 in ihrer Geschwindigkeit konstant gehalten
wird.
[0036] Nachfolgend wird das Verfahren
100 zum Herstellen einer mit einem Garn bewickelten Garnspule, die einen sich entlang
einer Garnspulenlängsachse erstreckenden Spulenschaft und eine am Spulenschaft angeordnete
konische Fußscheibe aufweist unter zusätzlicher Bezugnahme auf Fig. 6 erläutert.
[0037] In einem ersten Schritt
110 wird das Garn der Garnspule 18 mit einem Fadenführer 32 zugeführt. Der Fadenführer
32 liegt während des Wickelprozesses an der Garnspule 18 oder an einer auf der Garnspule
18 angeordneten Garnlage 52 an und wird in einem zeitgleichen Schritt
120 zum Bilden der jeweiligen Garnlagen 56 unter Ausbildung einer Changierbewegung 38
gegenüber der Garnspule 18 in schneller Folge entlang der Garnspulenlängsachse 22
hin- und her bewegt. Das der Garnspule 18 zugeführte Garn 48 wird in einem weiteren
Schritt
130 dabei mittels des Fadenführers 32 in zueinander axial versetzten Garnlagen 52 auf
die Garnspule 18 aufgewickelt.
[0038] Während des Wickelprozesses werden in einem weiteren Schritt
140 eine fußscheibenseitige Endlage 40 (Fig.1) der Changierbewegung 38 des Fadenführers
32 und die Garnspule 18 entlang der Garnspulenlängsachse 22 aufeinander zugestellt.
Dies, indem der Fadenführer 32 mitsamt der Fadenführereinrichtung 14 über die Linearführung
44 (Fig. 1) durch eine Zustellbewegung 46 gegenüber dem Maschinenrahmen 12 entlang
der Garnspulenlängsachse 22 in Richtung auf die Fußscheibe 24 der Garnspule 18 verschoben
wird. Eine aus der Changierbewegung 38 und der der Changierbewegung überlagerten Zustellbewegung
46 resultierende Relativgeschwindigkeit des Fadenführers 32 gegenüber der Garnspule
18 wird dabei in einem zeitgleichen Schritt
150 von der Steuerungseinrichtung konstant gehalten.
1. Fadenverlegevorrichtung (10) zur Verwendung bei der Herstellung einer mit einem Garn
(48) bewickelten Garnspule (18), die einen sich entlang einer Garnspulenlängsachse
(22) erstreckenden Spulenschaft (20) und eine am Spulenschaft (20) angeordnete konische
Fußscheibe (24) aufweist,
mit einer Garnspulenhalterung (16) und
mit einem Fadenführer (32), der während eines Wickelprozesses an der Garnspule (18)
oder an einer auf der Garnspule (18) angeordneten Garnlage (52) anliegt, wobei das
Garn (48) mittels des Fadenführers (32) in zueinander axial versetzten Garnlagen (52)
auf der Garnspule (18) aufwickelbar ist und wobei eine Steuereinrichtung (42) zum
Steuern des Wickelprozesses vorgesehen ist, wobei der Fadenführer (32) zum Bilden
der jeweiligen Garnlagen (52) gegenüber der Garnspulenhalterung (16) mittels einer
Changierbewegung (38) entlang der Garnspulenlängsachse (22) hin- und her bewegbar
ist, wobei eine fußscheibenseitige Endlage (40) der Changierbewegung des Fadenführers
(32) und die Fußscheibe (24) der Garnspule (18) während des Wickelprozesses entlang
der Garnspulenlängsachse (22) durch eine der Changierbewegung (38) des Fadenführers
überlagerte Zustellbewegung (46) des Fadenführers (32) und der Garnspule (18) relativ
zueinander aufeinander zustellbar sind und wobei
die Steuereinrichtung (42) dazu programmiert ist, eine aus der Changierbewegung (38)
und der Zustellbewegung (46) resultierende Relativgeschwindigkeit des Fadenführers
(32) gegenüber der Garnspule (18) konstant zu halten.
2. Fadenverlegevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenführer (32) an einem Zugmittel (30) befestigt ist, das um Umlenkrollen (28)
und/oder Umlenkräder zwischen einer fußscheibenseitigen und einer garnspulenkopfseitigen
Hubendlage (36, 36') hin- und her bewegbar geführt ist.
3. Fadenverlegevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (42) dazu programmiert ist, die Relativgeschwindigkeit des
Fadenführers (32) gegenüber der Garnspule (18) auf Grundlage von Steuersignalen zum
Steuern der Zustellbewegung (46) des Fadenführers (32) und der Fußscheibe der Garnspule
(18) relativ zueinander zu steuern oder zu regeln.
4. Fadenverlegevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenführer (32) und die Fußscheibe (24) der Garnspule (18) derart aufeinander
zustellbar sind, dass eine radial äußere Garnlage (52) gegenüber einer radial inneren
Garnlage (52) in Abhängigkeit von einem Konuswinkel α der Fußscheibe (24) der Garnspule
(18) axial versetzt anordenbar ist.
5. Fadenverlegevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Anpressdruck des Fadenführers (32) an die Garnspule (18) oder eine auf der Garnspule
(18) angeordneten Garnlage (52) maßgeblich durch eine Vorspannung des Garns (48) bestimmt
ist.
6. Fadenverlegevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass in der Steuereinrichtung mehrere Wickelprogramme abgespeichert sind, die jeweils
auf unterschiedliche aufzuwickelnde Garne und/oder Garnspulen abgestimmt sind.
7. Verfahren (100) zum Herstellen einer mit einem Garn (48) bewickelten Garnspule (18),
die einen sich entlang einer Garnspulenlängsachse (22) erstreckenden Spulenschaft
(20) und eine am Spulenschaft (20) angeordnete konische Fußscheibe (24) aufweist,
umfassend die folgenden Schritte:
a) Zuführen (110) des Garns (48) an die Garnspule (18) mit einem Fadenführer (32),
der an der Garnspule (18) oder an einer auf der Garnspule (18) angeordneten Garnlage
(52) beim Wickelprozess anliegt; und
b) Aufwickeln (120) des Garns (48) in zueinander axial versetzten Garnlagen (52) auf
der Garnspule,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
c) Hin- und Herbewegen (130) des Fadenführers (32) unter Ausbilden einer Changierbewegung
(38) gegenüber der Garnspule (18) zum Bilden der jeweiligen Garnlagen (52);
d) relatives Aufeinanderzustellen (140) einer fußscheibenseitigen Endlage (40) der
Changierbewegung (38) des Fadenführers (32) und der Fußscheibe (24) der Garnspule
(18) während des Wickelprozesses entlang der Garnspulenlängsachse (22), indem der
Fadenführer (32) und die Fußscheibe (24) der Garnspule (18) mittels einer der Changierbewegung
(38) des Fadenführers (32) überlagerten Zustellbewegung (46) entlang der Garnspulenlängsachse
(22) aufeinander zugestellt werden, wobei eine aus der Changierbewegung (38) des Fadenführers
(32) und der Zustellbewegung (46) resultierende Relativgeschwindigkeit des Fadenführers
(32) gegenüber der Garnspule (18) konstant gehalten wird