[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung eines elektrischen Eingangssignals
in einem zur Durchführung einer Frequenztransposition geeigneten Hörhilfegerät. Ferner
betrifft die Erfindung ein Hörhilfegerät zur Durchführung eines entsprechenden Verfahrens.
[0002] Bei schweren Hörverlusten ist es häufig nicht mehr möglich, den Hörverlust allein
durch eine hohe Verstärkung auszugleichen. Es sind daher Hörhilfegeräte bekannt, bei
denen bestimmte Frequenzbereiche, bei denen ein Schwerhöriger kein oder nahezu kein
Hörvermögen mehr hat, in andere Frequenzbereiche zu verschieben. Eine derartige Verschiebung
wird als Frequenztransposition bezeichnet. Durch die Frequenztransposition kann zwar
wieder ein breiter Frequenzbereich hörbar gemacht werden, es hat sich jedoch gezeigt,
dass die Frequenztransposition nur bedingt Vorteile beim Sprachverstehen bringt. Insbesondere
werden sog. Frikative, das sind nach ihrer Artikulationsart benannte Konsonanten,
beispielsweise F, S, V, Z, nach einer Frequenztransposition häufig nicht oder falsch
verstanden.
[0003] Ein zur Durchführung einer Frequenztransposition geeignetes Hörhilfegerät ist beispielsweise
aus der Patentschrift
DE 10 2008 046 966 B3 bekannt.
[0004] Ein Verfahren zur Verarbeitung akustischer Sprachsignale ist aus
WO 2010/078938 A2 bekannt, wobei die zu verarbeitenden Sprachsignale in mehrere Frequenzbänder aufgeteilt
werden und die hochfrequenten Frequenzbänder oberhalb einer Grenzfrequenz zu niedrigeren
Frequenzen unterhalb der Grenzfrequenz verschoben werden, und wobei die spektralen
Energieverhältnisse des Sprachsignals erfasst werden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das Sprachverstehen bei der Versorgung
mit einem zur Durchführung einer Frequenztransposition geeigneten Hörhilfegerät zu
verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Verarbeitung eines elektrischen Eingangssignals
in einem Hörhilfegerät mit den im Patentanspruch 1 angegebenen Verfahrensschritten
gelöst. Ferner wird die Aufgabe durch ein Hörhilfegerät zur Durchführung eines derartigen
Verfahrens mit den Merkmalen gemäß Patentanspruch 3 gelöst.
[0007] Bei der Erfindung wird zunächst ein akustisches oder elektromagnetisches Eingangssignal
aufgenommen und von einem Eingangswandler, z.B. einem Mikrofon, in ein elektrisches
Eingangssignal gewandelt. Mittels einer Filterbank wird das elektrische Eingangssignal
in mehrere Frequenzbänder (sog. Kanäle) aufgeteilt. Danach wird die Energie des elektrischen
Eingangssignals in wenigstens zwei Frequenzbändern, vorzugsweise jedoch in allen Frequenzbändern,
ermittelt. Anschließend wird eine Energieverteilung zwischen einzelnen Frequenzbändern,
vorzugsweise zwischen allen Frequenzbändern, bestimmt. Anhand der Energieverteilung
können bestimmte, in dem Eingangssignal enthaltene Frikative erkannt werden.
[0008] Weiterhin erfolgt bei dem erfindungsgemäßen Hörhilfegerät eine Frequenztransposition,
wodurch wenigstens ein Kanal, zumeist im oberen Frequenzbereich, auf einen anderen,
zumeist tiefer liegenden Kanal abgebildet wird. Durch die Frequenztransposition wird
allgemein das Ziel verfolgt, einen bestimmten Frequenzbereich, z.B. 0 bis 8 kHz, in
einen anderen, zumeist schmäleren, transponierten Frequenzbereich, z.B. 0 bis 6 kHz
zu überführen bzw. abzubilden. In der Regel stimmen die Bandbreiten und Grenzfrequenzen
der transponierten Frequenzbänder, d.h. der Frequenzbänder in dem transponierten Frequenzbereich,
mit denen der betreffenden ursprünglichen Frequenzbänder überein, (z.B. beginnend
bei 0 Hz: 6 Frequenzbänder mit einer Bandbreite von jeweils 1 kHz), nur dass zu bestimmten
ursprünglichen Frequenzbändern keine transponierten Frequenzbänder existieren (z.B.
zu dem Frequenzband zwischen 6 und 7 kHz sowie zu dem Frequenzband zwischen 7 und
8 kHz). Es ist jedoch auch möglich, dass durch die Frequenztransposition Grenzfrequenzen
verschoben werden, so dass z.B. 8 Frequenzbänder zwischen 0 und 8 kHz auf 8 Frequenzbänder
zwischen 0 und 6 kHz abgebildet werden. Auch Mischformen sind möglich, bei denen sowohl
die Grenzfrequenzen als auch die Anzahl der Frequenzbänder zwischen dem ursprünglichen
Frequenzbereich und dem transponierten Frequenzbereich variieren.
[0009] Zumeist werden mit einem zur Durchführung einer Frequenztransposition geeigneten
Hörhilfegerät mehrere Frequenzbänder in andere Frequenzbänder abgebildet (verschoben).
Häufig sind auch bestimmte Frequenzbänder, zumeist im unteren Frequenzbereich, von
der Frequenztransposition nicht betroffen, d.h. sowohl die Grenzfrequenzen der betreffenden
Frequenzbänder als auch die Signalanteile eines Eingangssignals sind in diesen Frequenzbändern
vor und nach der Frequenztransposition die gleichen.
[0010] Bei einem erfindungsgemäßen Hörhilfegerät ist darüber hinaus wenigstens eine Verstärkereinheit
vorhanden, mittels derer die Verstärkung in einem bestimmten Frequenzband, insbesondere
einem bestimmten von der Frequenztransposition betroffenen Frequenzband, einzeln einstellbar
ist. Vorzugsweise ist für jedes Frequenzband in dem transponierten Frequenzbereich
eine derartige Verstärkereinheit vorgesehen. Erfindungsgemäß erfolgt eine Einstellung
der Verstärkung in Abhängigkeit der zuvor ermittelten Energieverteilung.
[0011] Die Erfindung bietet den Vorteil, dass durch die Steuerung der Verstärkung in einzelnen
Frequenzbändern eine in dem vor der Transposition zwischen wenigstens zwei Frequenzbändern
vorhandene Energieverteilung auf die transponierten Frequenzbänder abgebildet werden
kann, das heißt, auch nach der Frequenztransposition ist eine entsprechende Energieverteilung
zwischen zwei Frequenzbändern (des transponierten Frequenzbereiches) vorhanden. Dadurch
wird erreicht, dass in dem Eingangssignal vorhandene Sprachanteile auch nach der Frequenztransposition
verständlich bleiben und insbesondere in dem Eingangssignal vorhandene Frikative richtig
erkannt werden.
[0012] Die Erfindung sieht insbesondere vor, dass ein Verhältnis der Energieverteilung zwischen
einem ersten oberen Frequenzband und einem ersten unteren Frequenzband vor der Frequenztransposition
in ein entsprechendes Verhältnis zwischen einem zweiten oberen Frequenzband und einem
zweiten unteren Frequenzband nach der Frequenztransposition abgebildet wird. Dadurch
kann insbesondere vermieden werden, dass bestimmte Frikative nach der Frequenztransposition
mit anderen Frikativen verwechselt werden.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen:
- Figur 1
- ein Ablaufdiagramm zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens und
- Figur 2
- ein Hörhilfegerät zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens im stark vereinfachten
Blockschaltbild.
[0014] Gemäß Figur 1 wird beim Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens zunächst in einem
Verfahrensschritt S1 ein elektrisches Eingangssignal in mehrere Frequenzbänder aufgeteilt.
Üblich ist beispielsweise eine Aufteilung in acht Frequenzbänder. Es ist jedoch auch
eine andere Aufteilung, insbesondere eine feinere Aufteilung mit einer weitaus größeren
Anzahl an Frequenzbändern möglich.
[0015] In einem zweiten Verfahrensschritt S2 wird eine Energieverteilung zwischen den Frequenzbändern
ermittelt. Dabei ist es insbesondere bei einer großen Anzahl an Frequenzbändern auch
möglich, zur Ermittlung der Energieverteilung jeweils mehrere Frequenzbänder zusammenzufassen.
[0016] Anhand der Energieverteilung über die einzelnen Frequenzbänder und insbesondere anhand
des Verhältnisses der Energie in einem bestimmten oberen Frequenzband und einem bestimmten
unteren Frequenzband können in einem Verfahrensschritt S3 bestimmte Frikative erkannt
und unterschieden werden.
[0017] Anschließend folgt in einem Verfahrensschritt S4 die Durchführung einer Frequenztransposition.
Vorzugsweise werden dabei in Abhängigkeit des individuellen Hörverlustes eines Probanden
bestimmte Frequenzbänder auf bestimmte andere Frequenzbänder abgebildet. Man kann
auch sagen, ein bestimmter Frequenzbereich wird in einen transponierten Frequenzbereich
abgebildet bzw. verschoben.
[0018] Da in der Regel nicht alle Frequenzbänder von einer Frequenztransposition gleichermaßen
betroffen sind, wird durch die Frequenztransposition häufig die zuvor vorhandene Energieverteilung
zwischen oberen und unteren Frequenzbändern zerstört. Dadurch können in dem ursprünglichen
Einganssignal vorhandene Frikative nicht mehr richtig erkannt werden. Die Erfindung
sieht daher in einem Verfahrensschritt S5 die Einstellung der Verstärkung in wenigstens
einem transponierten Frequenzband in Abhängigkeit der ermittelten Energieverteilung
in den ursprünglichen Frequenzbändern vor. Dabei wird die Verstärkung so eingestellt,
dass eine in den ursprünglichen Frequenzbändern vorhandene Energieverteilung zwischen
wenigstens einem ersten oberen Frequenzband und einem ersten unteren Frequenzband
wenigstens im Wesentlichen auch in der Energieverteilung zwischen einem zweiten oberen
transponierten Frequenzband und einem zweiten unteren transponierten Frequenzband
vorhanden ist. Dadurch ermöglicht es die Erfindung, dass ein in dem ursprünglichen
Eingangssignal vorhandener und anhand der Energieverteilung erkennbarer Frikativ auch
nach der Frequenztransposition noch als derselbe Frikativ wahrnehmbar ist. So bleibt
die Verständlichkeit eines in dem Eingangssignal enthaltenen Sprachsignals auch nach
der Frequenztransposition erhalten.
[0019] Figur 2 zeigt ein Hörhilfegerät gemäß der Erfindung im stark vereinfachten Blockschaltbild.
Über ein Mikrofon 1 wird ein akustisches Eingangssignal aufgenommen und in ein elektrisches
Eingangssignal gewandelt, welches zunächst einer Filterbank 2 zugeführt ist. Durch
die Filterbank 2 erfolgt eine Aufteilung des elektrischen Eingangssignals in acht
Frequenzbänder A bis H. In jedem Frequenzband A bis H ist eine Energieermittlungseinheit
3A bzw. 3B bzw. 3C ... bzw. 3H vorhanden, mittels derer die Energie des elektrischen
Eingangssignals in dem jeweiligen Frequenzband bestimmt wird. Die so ermittelten Werte
der Energie in den jeweiligen Frequenzbändern werden einer Signalverarbeitungs- und
Steuereinheit 9 zugeführt. Diese ermittelt aus den einzelnen Energiewerten eine Energieverteilung
zwischen den einzelnen Frequenzbändern, anhand derer bestimmte, in dem Eingangssignal
vorhandene Frikative erkannt werden können. Die Signale der einzelnen Frequenzbänder
sind weiterhin einer Frequenztranspositionseinheit 4 zugeführt, durch die bestimmte
Frequenzbänder auf andere Frequenzbänder verschoben (transponiert) werden. Im Ausführungsbeispiel
werden die ursprünglich vorhandenen 8 Frequenzbänder A bis H auf 6 transponierte Frequenzbänder
A' bis F' überführt, wobei die unteren 4 Frequenzbänder A bis D von der Frequenztransposition
unberührt bleiben, d.h. die ursprünglichen Frequenzbänder A bis D stimmen mit den
transponierten Frequenzbändern A' bis D' überein, sowohl hinsichtlich der Grenzfrequenzen
als auch hinsichtlich des elektrischen Signals in dem jeweiligen Frequenzband. Im
Ausführungsbeispiel wird ferner das ursprüngliche 7. Frequenzband G auf das 5. transponierte
Frequenzband E' sowie das ursprünglich vorhandene 8. Frequenzband H auf das 6. transponierte
Frequenzband F' überführt.
[0020] Die elektrischen Signale in den transponierten Frequenzbändern A' bis F' werden schließlich
in einem Addierer 7 zusammengeführt und als elektrisches Ausgangssignal einem Hörer
8 zugeführt, der das elektrische Ausgangssignal in ein akustisches Ausgangssignal
wandelt.
[0021] Das erfindungsgemäße Hörhilfegerät umfasst ferner in jedem transponierten Frequenzband
eine Verstärkereinheit 5A bzw. 5B bzw.... bzw. 5F, deren Verstärkung mittels der Signalverarbeitungs-
und Steuereinheit 9 individuell einstellbar ist. Da sowohl die Energie in den einzelnen
Frequenzbändern vor der Frequenztransposition als auch die Frequenztranspositionsvorschrift
bekannt sind, ist es möglich, die Verstärkereinheiten 5A bis 5F so einzustellen, dass
eine in den Frequenzbändern vor der Frequenztransposition vorhandene Energieverteilung
zwischen wenigstens einem ersten oberen Frequenzband (z.B. G) und einem ersten unteren
Frequenzband (z.B. D) auf eine entsprechende Energieverteilung zwischen wenigstens
einem zweiten oberen Frequenzband (z.B. E') und einem zweiten unteren Frequenzband
(z.B. D') in den transponierten Frequenzbändern erhalten bleibt. Alternativ wäre es
auch möglich, durch entsprechende Energieermittlungseinheiten in den transponierten
Frequenzbändern die Energie der Signalanteile in den transponierten Frequenzbändern
direkt zu messen (nicht dargestellt) und die Verstärkereinheiten 5A bis 5F zum Erreichen
einer bestimmten Energieverteilung entsprechend einzustellen.
[0022] Durch die Erfindung bleiben insgesamt in dem Eingangssignal enthaltene Frikative
auch nach der Frequenztransposition in dem erzeugten Ausgangssignal weiterhin als
die ursprünglichen Frikative wahrnehmbar. Sie trägt somit zur Verbesserung des Sprachverstehens
bei der Durchführung einer Frequenztransposition bei.
1. Verfahren zur Verarbeitung eines elektrischen Eingangssignals in einem Hörhilfegerät
mit folgenden Schritten:
- Aufteilung des elektrischen Eingangssignals in mehrere Frequenzbänder (A bis H),
- Ermitteln jeweils einer Energie des elektrischen Eingangssignals in wenigstens zwei
Frequenzbändern sowie einer Energieverteilung zwischen wenigstens den beiden Frequenzbändern
(A bis H),
- Erkennen bestimmter Frikative anhand der Energieverteilung,
- Durchführung einer Frequenztransposition,
- Einstellen der Verstärkung in wenigstens einem transponierten Frequenzband (A' bis
F') in Abhängigkeit der ermittelten Energieverteilung,
- Abbilden des Verhältnisses der Energieverteilung zwischen einem ersten oberen Frequenzband
(G) und einem ersten unteren Frequenzband (D) vor der Frequenztransposition in ein
entsprechendes Verhältnis zwischen einem zweiten oberen Frequenzband (E') und einem
zweiten unteren Frequenzband (D') nach der Frequenztransposition.
2. Hörhilfegerät zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
umfassend
- einen Eingangswandler (1) zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Wandlung
in ein elektrisches Einganssignal,
- eine Filterbank (2) zur Aufteilung des elektrischen Eingangssignals in mehrere Frequenzbänder
(A bis H),
- Energieermittlungseinheiten (3A bis 3H) zum Ermitteln der jeweiligen Energie des
elektrischen Eingangssignals in einzelnen Frequenzbändern (A bis H),
- eine Frequenztranspositionseinheit (4) zur Durchführung einer Frequenztransposition,
- Verstärkereinheiten (5A bis 5F) zur Einstellen der Verstärkung in transponierten
Frequenzbändern (A' bis F'),
- eine Signalverarbeitungs- und Steuereinheit (9) zum Ermitteln einer Energieverteilung
zwischen einzelnen Frequenzbändern (A bis H) und zum Steuern der Verstärkung in transponierten
Frequenzbändern (A' bis F') in Abhängigkeit der ermittelten Energieverteilung,
- einen Addierer (7) zum Zusammenführen der Signale in den transponierten Frequenzbändern
(A' bis F') und zum Erzeugen eines elektrischen Ausgangssignals,
- einen Ausgangswandler (8) zum Wandeln des elektrischen Ausgangssignals in ein von
einem Benutzer als akustisches Ausgangssignal wahrnehmbares Ausgangssignal,
3. Hörhilfegerät nach Anspruch 2, wobei ein Verhältnis der Energieverteilung zwischen
einem ersten oberen Frequenzband (G) und einem ersten unteren Frequenzband (D) vor
der Frequenztransposition ermittelbar und in ein entsprechendes Verhältnis zwischen
einem zweiten oberen Frequenzband (E') und einem zweiten unteren Frequenzband (D')
nach der Frequenztransposition abbildbar ist.
4. Hörhilfegerät nach Anspruch 2 oder 3, wobei die transponierten Frequenzbänder (A'
bis F') hinsichtlich ihrer Bandbreiten und Grenzfrequenzen mit ursprünglichen Frequenzbändern
(A bis F) übereinstimmen.