[0001] Die Erfindung betrifft ein Werkzeug zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten
eines Blechmaterials gemäß der im Oberbegriff des Anspruchs 1 näher angegebenen Art.
Die Erfindung betrifft ferner ein auf diesem Werkzeug ausführbares Verfahren zum Warmformen
und insbesondere zum Presshärten eines Blechmaterials.
[0002] Unter Warmformen wird hierin das Umformen oder Formkalibrieren eines metallischen
Blechmaterials und insbesondere eines Stahlblechmaterials (bevorzugte Blechdicke zwischen
0,5 mm und 2,0 mm) verstanden, das oberhalb der Rekristallisationstemperatur (die
bis zu mehreren Hundert Grad Celsius betragen kann) stattfindet. Hierfür wird das
zu formende Blechmaterial zunächst auf die entsprechende Temperatur erwärmt und anschließend
in einem Warmformwerkzeug umgeformt, formgehalten oder formkalibriert. Eine Sondervariante
des Warmformens stellt das Presshärten dar. Beim Presshärten wird das zuvor erwärmte
Blechmaterial, wobei es sich insbesondere um ein presshärtungsgeeignetes Stahlblechmaterial
handelt, in einem gekühlten Presshärtewerkzeug umgeformt, formgehalten oder formkalibriert
und quasi gleichzeitig abgekühlt, um hierdurch gezielt dessen Festigkeit und/oder
Härte anzuheben. Für das Warmformen und insbesondere für das Presshärten sind aus
dem Stand der Technik verschiedene Verlahrensvarianten bekannt, wie nachfolgend noch
näher erläutert.
[0003] Das Warmformen und insbesondere das Presshärten findet vor allem bei der Herstellung
von Fahrzeugteilen für den Kraftfahrzeugbau Anwendung, weil sich hiermit verhältnismäßig
leichte und höchbelastbare Blechformteile, wie bspw. Karosserieverstärkungsteile und
Fahrwerksteile, herstellen lassen.
[0004] Ferner sind aus dem Stand der Technik Werkzeuge und entsprechende Verfahren zum Warmformen
und insbesondere zum Presshärten bekannt, mit denen an dem im Werkzeug befindlichen
Blechmaterial auch mechanische Trennoperationen ausführbar sind. Unter einer mechanischen
Trennoperation wird das Schneiden des Blechmaterials mittels Schneidklingen,
[0005] Schneidkanten oder dergleichen verstanden. Zum Stand der Technik wird z. B. auf die
DE 10 2006 040 224 A1 verwiesen.
[0006] Mit den vorbekannten Werkzeugen und Verfahren sind jedoch nur einfache Trennoperationen
ausführbar. In steilen Bereichen bzw. Abschnitten (wie nachfolgend noch näher definiert)
werden Trennoperationen bislang erst nach der Entnahme des Werkstücks bzw. Blechformteils
aus dem Warmformwerkzeug bzw. Presshärtewerkzeug mit einem Trennlaser durchgeführt,
was aufwändig und teuer ist.
[0007] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung aufzuzeigen, wie in steilen
Abschnitten eine Trennoperation einfacher und kostengünstiger realisierbar ist.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein erfindungsgemäßes Werkzeug mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Die in den abhängigen Ansprüchen angegebenen Merkmale und Merkmalskombinationen
betreffen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Werkzeugs.
Die Lösung der Aufgabe erstreckt sich dabei auch auf ein erfindungsgemäßes Verfahren
zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten eines Blechmaterials, das auf einem
erfindungsgemäßen Werkzeug ausführbar ist. Die vorausgehenden und nachfolgenden Erläuterungen
gelten analog für beide Erfindungsgegenstände.
[0009] Das erfindungsgemäße Werkzeug zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten eines
Blechmaterials weist wenigstens zwei Werkzeugteile und bevorzugt ein oberes Werkzeugteil
und ein unteres Werkzeugteil auf, die in einer Arbeitsrichtung relativ zueinander
verfahrbar sind und zwischen denen unter Aufbringung einer in Arbeitsrichtung wirkenden
Presskraft ein erwärmtes Blechmaterial geformt werden kann. Ferner weist das erfindungsgemäße
Werkzeug wenigstens eine Trennvorrichtung auf, mit der an dem zwischen den Werkzeugteilen
befindlichen Blechmaterial eine Trennoperation ausführbar ist, wobei vorgesehen ist,
dass die Trennvorrichtung wenigstens einen quer zur Arbeitsrichtung bewegbaren Trennschieber
aufweist, mit dem nach dem Formen des Blechmaterials, und insbesondere bei noch geschlossenem
Werkzeug, in einem sich steil zur Arbeitsrichtung erstreckenden Abschnitt des Blechmaterials
wenigstens eine Trennoperation ausführbar ist.
[0010] Insbesondere dient das erfindungsgemäße Werkzeug auch der Herstellung warmgeformter,
insbesondere pressgehärteter, sowie beschnittener und/oder gelochter Blechformteile.
[0011] Unter einem Formen des Blechmaterials wird im Hinblick auf die jeweilige Verfahrensvariante
ein Umformen, Formhalten oder Formkalibrieren verstanden. Unter einem sich steil zur
Arbeitsrichtung erstreckenden Abschnitt des Blechmaterials bzw. des Werkstücks wird
ein Abschnitt bzw. Bereich verstanden, der sich (im Werkzeug) im Wesentlichen in einem
Winkel von größer 0° bis 60°, bevorzugt von größer 0° bis 40° und insbesondere von
ca. 5° bis ca. 15° zur Arbeitsrichtung bzw. Pressenwirkrichtung erstreckt. Zur Beurteilung
der Erstreckung bzw. Ausrichtung ist gegebenenfalls eine mathematische Ausgleichsfläche
für den betreffenden Abschnitt zu betrachten. Versuche der Anmeldering haben gezeigt,
dass sich beim konventionellen mechanischen Schneiden, wobei die Schneidrichtung in
etwa der Arbeitsrichtung entspricht, gute Ergebnisse für Abschnitte erzielen lassen,
die sich mit einem Winkel von größer 40° bis 90° zur Arbeitsrichtung erstrecken, so
dass in diesen Abschnitten ein quer zur Arbeitsrichtung bewegbarer Trennschieber,
wie dies erfindungsgemäß vorgesehen ist, nicht erforderlich ist.
[0012] Unter einem Trennschieber wird ein translatorisch und zum bzw. im Werkzeug relativbewegliches
Werkzeugelement verstanden, das wenigstens eine Schneideinrichtung (wie bspw. eine
Schneidkante, ein Schneidmesser, einen Lochstempel, etc.) aufweist, wobei die am Trennschieber
angeordnete Schneideinrichtung zur Durchführung einer Trennoperation mit einer korrespondierenden
und insbesondere ortsfesten Schneideinrichtung zusammenwirkt, wie nachfolgend noch
näher erläutert. Es ist vorgesehen, dass dieser Trennschieber quer zur Arbeitsrichtung
(bzw. Pressenwirkrichtung) beweglich ist. Hierunter ist zu verstehen, dass die Bewegungsrichtung
und damit auch die Wirkrichtung bzw. Schneidrichtung schräg oder senkrecht zur Arbeitsrichtung
ist. Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Bewegungsrichtung einen Winkel zwischen 30°
und 150° zu der in der Regel vertikalen Arbeitsrichtung einnimmt. Besonders bevorzugt
ist vorgesehen, dass die Bewegungsrichtung und insbesondere die Schneidrichtung (wobei
die Bewegungsrichtung und die Schneidrichtung in der Regel identisch sind) senkrecht
bzw. orthogonal zum steilen Abschnitt des Blechmaterials ist, in dem die Trennoperation
ausgeführt werden soll.
[0013] Mit dem erfindungsgemäßen Werkzeug kann in einem Arbeitshub bzw. Pressenhub ein Formvorgang
und wenigstens eine Trennoperation in wenigstens einem steilen Abschnitt des Blechmaterials
bzw. Werkstücks durchgeführt werden. Hierbei ist vorgesehen, dass das Blechmaterial
zunächst geformt und anschließend (d. h. dann, wenn die Formung des Blechmaterials
im wesentlichen abgeschlossen ist) die Trennoperation oder auch mehrere Trennoperationen
ausgeführt wird bzw. werden. Die Trennoperation wird bevorzugt durchgeführt, wenn
die zueinander verfahrbaren Werkzeugteile so nah wie möglich zusammengefahren sind,
also dann, wenn sich der Pressenstößel der Umformpresse im Bereich seines unteren
Totpunkts (UT) befindet und insbesondere dann, wenn sich der Pressenstößel kurz vor
Erreichen seines unteren Totpunkts befindet (wenige Millimeter vor UT), so dass die
Trennoperation abgeschlossen ist, wenn der Pressenstößel den unteren Totpunkt erreicht
hat. Ferner ist bevorzugt vorgesehen, dass das zu trennende bzw. zu schneidende Blechmaterial
(Schnittteil) während der Trennoperation zumindest teilweise und unter Aufbringung
einer Flächenpressung zwischen den formgebenden Wirkflächen der Werkzeugteile verbleibt,
insbesondere so lange, bis die Trennoperation vollständig ausgeführt wurde.
[0014] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Trennoperation im erfindungsgemäßen Werkzeug durchgeführt
wird, bevor das Blechmaterial im betreffenden Abschnitt vollständig abgekühlt ist.
Dies ist sowohl für die Ausbildung der Schnittflächen am Schnittteil als auch für
die aufzubringende Schneidkraft (die bei steigender Temperatur des Blechmaterials
geringer wird) von Vorteil. Ferner kann der Verschleiß an den Schneidkanten, Schneidmessern
oder dergleichen erheblich reduziert werden.
[0015] Das erfindungsgemäße Werkzeug kann sowohl wenigstens eine konventionelle Trennvorrichtung
als auch wenigstens eine Trennvorrichtung mit einem oder mehreren bewegbaren Trennschiebern
(gemäß den vorausgehenden Erläuterungen) aufweisen. Das erfindungsgemäße Werkzeug
kann für die gleichzeitige Herstellung mehrerer Blechformteile ausgebildet sein. Ferner
kann das erfindungsgemäße Werkzeug zum Herstellen partiell warmgeformter und insbesondere
partiell pressgehärteter Blechformteile ausgebildet sein.
[0016] Das erfindungsgemäße Werkzeug ermöglicht das Herstellen von warmgeformten und insbesondere
pressgehärteten Blechformteilen die wenigstens einen Schnittlinieverlauf in einem
steilen Abschnitt aufweisen, ohne dass hiefür das Blechformteil bzw: Werkstück aus
dem Werkzeug entnommen werden muss. Bevorzugt ist vorgesehen, dass das herzustellende
Blechformteil in dem erfindungsgemäßen Werkzeug bezüglich seiner endgültigen Außenkontur
im Wesentlichen vollständig und insbesondere umlaufend beschnitten und gegebenenfalls
auch gelocht wird, wobei das Lochen auch das Einbringen großflächiger Ausnehmungen
umfassen kann. Mit dem erfindungsgemäßen Werkzeug können somit kostengünstig und mit
geringem Aufwand warmgeformte und insbesondere pressgehärtete Blechformteile, insbesondere
für den Kraftfahrzeugbau, hergestellt werden.
[0017] Bevorzugt ist vorgesehen, dass wenigstens eines der Werkzeugteile und insbesondere
das obere Werkzeugteil mit wenigstens einem formgebenden Werkzeugsegment ausgebildet
ist, welches an einer Grundplatte dieses Werkzeugteils direkt oder indirekt federnd
abgestützt und somit in Arbeitsrichtung bzw. entgegen der Arbeitsrichtung beweglich
ist (bspw. um 5 mm bis 15 mm), so dass dieses nach dem Formen des Blechmaterials und
beim Überschreiten einer bestimmten Presskraft nachgeben kann, um hierdurch ein weiteres
Zusammenfahren der Werkzeugteile (bspw. um die zuvor genannten Längen, d. h. um 5
mm bis 15 mm) zu ermöglichen, wodurch der bewegbare Trennschieber passiv betätigt
und in einer Richtung quer zurArbeitsrichtung verfahren bzw. verschoben wird.
[0018] Unter einem formgebenden Werkzeugsegment wird ein Werkzeugelement verstanden; das
einen direkt mit dem zu formenden Blechmaterial in Kontakt gelangenden Wirkflächenabschnitt
aufweist. Bei dem formgebenden Werkzeugsegment handelt es sich z. B. um die Matrize
(gegebenenfalls auch nur um ein Matrizenteilsegment, falls die Matrize segmentiert
ausgebildet ist) oder um den Formstempel (gegebenenfalls auch nur um ein Stempelteilsegment,
falls der Formstempel segmentiert ausgebildet ist). Über die federnde Abstützung können
die von der Umformpresse erzeugten Formkräfte in das betreffende Werkzeugsegment eingeleitet
werden, wobei diese Formkräfte während des Formvorgangs zu einer definierten Flächenpressung
führen. Nach dem Formvorgang und beim Überschreiten einer bestimmten bzw. definierten
Presskraft kann das betreffende Werkzeugsegment unter Aufrechterhaltung der Flächenpressung
entgegen der aufgebrachten Presskraft nachgeben bzw. zurückweichen, wodurch die Werkzeugteile
des erfindungsgemäßen Presshärtewerkzeugs noch weiter zusammen gefahren werden können
(bspw. um wenige Millimeter, wie oben angegeben), wobei dann eine mechanische Betätigung
des Trennschiebers ausgelöst wird. Dies wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die
Figuren noch näher erläutert. Durch die federnde Abstützung des betreffenden formgebenden
Werkzeugsegments können ferner lokal auftretende Kraftspitzen abgefangen werden, wodurch
Blechformteilfehler und/oder Werkzeugbeschädigungen vermieden werden.
[0019] Das erfindungsgemäße Werkzeug kann wenigstens einen Treiber zur passiven Betätigung
des Trennschiebers aufweisen. Dieser Treiber bewirkt in Kombination mit dem Trennschieber
eine mechanische Umsetzung der von der Umformpresse auf das Werkzeug aufgebrachten
Presskraft in eine quer zur Arbeitsrichtung gerichtete Verfahrbewegung und Schneidkraft.
Diese Umsetzung kann z. B. mit aufeinander abgleitenden Schrägflächen oder mit einem
Kipphebelmachanismus bewerkstelligt werden. Bezüglich des Trennschiebers ist der Treiber
bevorzugt an einem anderen Werkzeugteil und insbesondere am unteren Werkzeugteil unbeweglich
angeordnet. Der Treiber kann z. B. ortsfest auf einer Grundplatte des betreffenden
Werkzeugteils befestigt sein.
[0020] Die federnde Abstützung eines formgebenden Werkzeugsegments an der Grundplatte des
Werkzeugteils kann mit wenigstens einer Federeinrichtung erfolgen. Eine solche Federeinrichtung
kann z. B. eine mechanische Feder, wie bspw. eine Torsionsfeder, eine Spiralfeder
oder eine Tellerfeder sein. Bevorzugt ist jedoch vorgesehen, dass es sich bei dieser
Federeinrichtung um eine Gasdruckfeder und insbesondere und eine Stickstofffeder handelt.
Solche Gasdruckfedern bzw. Stickstofffedern sind als Zukaufteile erhältlich. Gasdruckfedern
bieten z. B. den Vorteil einer verhältnismäßig linearen Kennlinie. Der maximale Federweg
bzw. Bewegungsweg des Werkzeugsegments relativ zur Grundplatte kann zwischen 5 mm
und 15,0 mm und insbesondere in etwa 8,0 mm bis 10 mm betragen. Der maximale Federweg
kann in beiden Richtungen durch einen mechanischen Anschlag begrenzt sein.
[0021] Bevorzugt kann aber auch vorgesehen sein, dass das erfindungsgemäße Werkzeug wenigstens
ein Antriebselement zur aktiven Betätigung wenigstens eines Trennschiebers aufweist.
Ein solches Antriebselement ist z. B. ein Hydraulikzylinder oder dergleichen, der
bspw. zeitgesteuert oder ziehweggesteuert aktiviert wird und dementsprechend den Trennschieber
zum Ausführen einer Trennoperation quer zur Arbeitsrichtung bewegen kann. Bevorzugt
sind das Antriebselement und der mittels dieses Antriebselements betätigbare Trennschieber
am selben Werkzeugteil angeordnet. Ein erfindungsgemäßes Werkzeug kann sowohl eine
Einrichtung zur passiven Betätigung als auch eine Einrichtung zur aktiven Betätigung
eines Trennschiebers aufweisen, mit denen derselbe oder unterschiedliche Trennschieber
betätigbar sind. Beide Betätigungskonzepte sind somit miteinander vereinbar.
[0022] Bevorzugt ist vorgesehen, dass der bewegbare Trennschieber zum Beschneiden oder zum
Lochen des Blechmaterials (in einem steilen Abschnitt) ausgebildet ist. Unter einem
Beschneiden soll das Abtrennen von Rändern und Bearbeitungszugaben vom Werkstück mit
offenen oder geschlossenen Schnittlinienverläufen verstanden werden. D. h. das Werkstück
bzw. Blechmaterial wird bezüglich seiner endgültigen Außenkontur, insbesondere vollständig,
beschnitten. Hierfür ist die Schneideinrichtung mit wenigstens einer entsprechenden
Schneidkante oder einem entsprechenden Schneidmesser ausgebildet. Unter einem Lochen
wird ein Schneiden des Werkstücks mit in sich geschlossenem Schnittlinieverlauf zur
Erzeugung von Innenkonturen (Bohrungen, Durchbrüche, Ausnehmungen) verstanden. Hierfür
ist die Schneideinrichtung z. B. als Lochstempel oder Lochdorn ausgebildet.
[0023] Ferner ist bevorzugt vorgesehen, dass der bewegbare Trennschieber eine mechanisch
vorgegebene Bewegungsrichtung aufweist, die sich im Wesentlichen senkrecht zu dem
steilen Abschnitt, in dem die Trennoperation ausgeführt werden soll, erstreckt. Die
Schneidrichtung ist somit im Wesentlichen senkrecht zum Blechmaterial, was z. B. hinsichtlich
der Maßhaltigkeit des Schnittlinieverlaufs und/oder der Schnittflächenausbildung am
Blechmaterial bzw. Werkstück (Schnittteil) von Vorteil ist.
[0024] Besonders bevorzugt ist vorgesehen, dass wenigstens eines der Werkzeugteile mit wenigstens
einer Kühleinrichtung zur aktiven Kühlung der Werkzeugwirkfläche ausgebildet ist,
um eine Kühlung des Blechmaterials beim Warmformen und insbesondere beim Presshärten
zu bewerkstelligen. Eine Kühleinrichtung kann z. B. durch eine Vielzahl von Kühlkanälen
realisiert sein, die zum Zwecke der Kühlung der Werkzeugwirkfläche von einem Kühlmedium
durchströmt werden können. Bevorzugt sind beide Werkzeugteile (oberes Werkzeugteil
und unteres Werkzeugteil) mit einer Kühleinrichtung ausgebildet. Es kann eine vollflächige
oder auch nur partielle Kühlung der Werkzeugwirkflächen vorgesehen sein.
[0025] Bevorzugt verläuft die Schnittlinie für die von dem bewegbaren Trennschieber ausführbare
Trennoperation zumindest teilweise in einem nicht aktiv gekühlten steilen Abschnitt.
Somit wird das Blechmaterial in einem nicht gekühlten Abschnitt beschnitten, was hinsichtlich
verschiedener Aspekte von Vorteil ist. Dies wird nachfolgend unter Bezugnahme auf
die Figuren noch näher erläutert.
[0026] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten eines
Blechmaterials umfasst zumindest die folgenden Schritte:
- Bereitstellen eines erfindungsgemäßen Werkzeugs;
- Einlegen eines erwärmten Blechmaterials in das geöffnete Werkzeug;
- Schließen des Werkzeugs und Formen des Blechmaterials; und
- nachfolgendes und Insbesondere unmittelbar nachfolgendes Ausführen wenigstens einer
Trennoperation in wenigstens einem sich steil zur Arbeitsrichtung erstreckenden Abschnitt.
[0027] Weiterbildungen und Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich
gemäß den vorausgehenden und nachfolgenden Erläuterungen, die gegebenenfalls für das
erfindungsgemäße Verfahren analog gelten.
[0028] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich in nicht einschränkender
Weise aus den beispielhaften Figuren und aus der nachfolgenden Beschreibung. Die in
den Figuren gezeigten und/oder nachfolgend erläuterten Merkmale sind, unabhängig von
gezeigten oder erläuterten Merkmalskombinationen, zugleich allgemeine Merkmale der
Erfindung.
- Fig. 1
- zeigt in einer schematischen Schnittansicht ein erfindungsgemäßes Werkzeug in geöffnetem
Zustand.
- Fig, 2
- zeigt in einer schematischen Schnittansicht das Werkzeug aus Fig. 1 beim Ausführen
einer Trennoperation.
- Fig. 3
- zeigt in einer schematischen Schnittansicht ein anderes erfindungsgemäßes Werkzeug
beim Ausführen einer Trennoperation.
[0029] Fig. 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Werkzeug 100 zum Presshärten eines Blechmaterials
und zum Herstellen eines gehärteten Blechformteils. Bei dem gezeigten Werkzeug 100
handelt es sich um ein Presshärtewerkzeug, Ein erfindungsgemäßes Warmformwerkzeug
kann im Wesentlichen identisch aufgebaut sein.
[0030] Das Werkzeug bzw. Presshärtewerkzeug 100 umfasst ein erstes oberes Werkzeugteil (Oberwerkzeug)
200 und ein zweites unteres Werkzeugteil (Unterwerkzeug) 300. Gemäß Darstellung befindet
sich das Werkzeug 100 in einem geöffneten Zustand. Zum Schließen des Werkzeugs 100
ist das obere Werkzeugteil 200 in der mit A angegebenen Arbeitsrichtung relativ zum
unteren Werkzeugteil 300 verfahrbar. Das Erzeugen von Verfahrbewegungen und das Aufbringen
von Presskräften wird durch eine (nicht dargestellte) Umformpresse bewerkstelligt,
in der das Werkzeug 100 eingebaut ist.
[0031] Zum oberen Werkzeugteil 200 gehört eine obere Grundplatte 210, an der hängend eine
Matrize 220 mit einer komplexen formgebenden Werkzeugwirkfläche 222 angebracht ist.
Die matrizenseitige Werkzeugwirkfläche 222 umfasst mehrere stelle Bereiche (dies sind
gemäß Darstellung der links- und rechtsseitige Bereich), die zur Formung steiler Abschnitte
vorgesehen sind. Die steilen Bereiche der Werkzeugwirkfläche 222 erstrecken sich unter
einem Winkel y von ca. 15° zur Arbeitsrichtung A, was für den rechtsseitigen steilen
Bereich mit gestrichelten Linien veranschaulicht ist. Die schräge Linie repräsentiert
hierbei eine Ausgleichsfläche für den betreffenden Bereich. Mit 230 Ist eine Vielzahl
von Kühlkanälen bezeichnet, die zur aktiven Kühlung der matrizenseitigen Werkzeugwirkfläche
222 von einem Kühlmedium durchströmt werden.
[0032] Die Matrize 220 ist im Ganzen über mehrere Gasdruckfedern 240, wobei es sich insbesondere
um Stickstofffedern handelt, direkt oder gegebenenfalls auch indirekt an der oberen
Grundplatte 210 abgestützt und kann durch Einfedern bzw. Verdrängen dieser Gasdruckfedern
240 entgegen der Arbeitsrichtung A zurückbewegt werden, wie nachfolgend noch ausführlich
erläutert. Um den Bewegungsweg der Matrize 220 beim Einfedern der Gasdruckfedern 240
zu begrenzen ist optional ein einfaches Distanzelement 250 vorgesehen. Durch die Anzahl,
Ausgestaltung und Einstellung der Gasdruckfedern 240 kann eine beim Presshärten auf
die Matrize 220 wirksame Federkraft und eine bezüglich des zu formenden und zu härtenden
Blechmaterials zu erzielende Flächenpressung eingestellt werden.
[0033] Zum unteren Werkzeugteil 300 gehört eine untere Grundplatte 310, auf der stehend
und unbeweglich ein Formstempel 320 mit einer formgebenden Werkzeugwirkfläche 322
aufgebaut ist. Die stempelseitige Werkzeugwirkfläche 322 ist korrespondierend zur
matrizenseitigen Werkzeugwirkfläche 222 ausgebildet und umfasst demnach ebenfalls
mehrere steile Bereiche. Mit 330 ist eine Vielzahl von Kühlkanälen bezeichnet, die
zur aktiven Kühlung der stempelseitigen Werkzeugwirkfläche 322 von einem Kühlmedium
durchströmt werden. Das untere Werkzeugteil 300 kann ferner einen nicht dargestellten
Niederhalter bzw. Blechhalter aufweisen, der ebenfalls Kühlkanäle aufweisen kann.
[0034] Das Werkzeug 100 umfasst ferner zwei zueinander symmetrisch ausgebildete Trennvorrichtungen
zum Ausführen von Trennoperationen an einem zwischen den Werkzeugteilen 200 und 300
befindlichen Blechmaterial bzw. Werkstück. Das Werkzeug 100 kann auch nur eine Trennvorrichtung
oder mehr als zwei Trennvorrichtungen, die identisch oder unterschiedlich ausgebildet
sein können, aufweisen. Die Trennvorrichtungen umfassen jeweils einen am oberen Werkzeugteil
200 beweglich angeordneten und quer zur Arbeitsrichtung A bewegbaren Trennschieber
260. Die horizontale Bewegbarkeit der Trennschieber 260 relativ zum oberen Werkzeugteil
200 und quer zur Arbeitsrichtung A ist mit den Bewegungspfeilen C verdeutlicht An
den bewegbaren Trennschiebern 260 ist jeweils eine Schneideinrichtung 270 mit einer
daran ausgebildeten Schneidkante 271 angeordnet, die zum Ausführen eines Schneidvorgangs
mit zwei korrespondierenden Schneidkanten 371 am Formstempel 320 in an und für sich
bekannter Weise zusammenwirken. Sowohl die Schneideinrichtungen 270 mit den daran
ausgebildeten Schneidkanten 271 als auch die am Formstempel 320 angeordneten Schneidkanten
371 können als austauschbare Verschleißelemente ausgebildet sein.
[0035] Die bewegbaren Trennschieber 260 sind an ihren von der oberen Grundplatte 210 wegweisenden
Stirnseiten mit Schrägflächen 261 ausgebildet. Zur Betätigung der bewegbaren Trennschieber
260 umfasst das untere Werkzeugteil 300 zwei Treiber bzw. Treiberklötze 360, die unbeweglich
an der unteren Grundplatte 310 befestigt und die an ihren von der unteren Grundplatte
310 wegweisenden Stirnseiten ebenfalls mit Schrägflächen 361 ausgebildet sind. Beim
Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und 300 können die einander zugewandten Schrägflächen
261 und 361 aufeinander abgleiten, wodurch die bewegbaren Trennschieber 260 auf mechanische
Weise passiv betätigt und hierbei in Richtung des Formstempels 320 und quer zur Arbeitsrichtung
A verschoben werden (siehe Bewegungspfeile C).
[0036] Mit 380 sind an den Stirnseiten bzw. Schrägflächen 361 der Treiber 360 befestigte
Gleitplatten oder dergleichen bezeichnet. Derartige Gleitplatten können auch an den
bewegbaren Trennschiebern 260 befestigt sein. Durch die Ausgestaltung der korrespondierenden
Schrägflächen 261 und 361 kann konstruktiv ein Übersetzungsverhältnis für die Bewegung
der Trennschieber 260 und eine verfügbare Schneidkraft vorgegeben werden. Mittel zur
Rückstellung der Trennschieber 260 sind nicht dargestellt. Ein Rückstellen kann z.
B. durch Federelemente (wie z. B. Gasdruckfedern) bewerkstelligt werden. Die gezeigte
Anordnung der Trennschieber 260 und der Treiber 360 ist auch umkehrbar, d. h. die
Trennschieber können am unteren Werkzeugteil und die Treiber am oberen Werkzeugteil
angeordnet werden.
[0037] Zum Herstellen eines gehärteten und beschnittenen Blechformteils wird in das geöffnete
Werkzeug 100, insbesondere positionsgenau, ein zuvor erwärmtes Blechmaterial eingelegt.
Typischerweise handelt es bei dem Blechmaterial um ein presshärtungsgeeignetes Stahlblechmaterial,
das vor dem Einlegen in das Werkzeug 100 auf eine Temperatur von mehr als 900 °C erwärmt
wurde. Eine erste Verfahrensvariante (direktes Presshärten) sieht vor, dass das Blechmaterial
in Form einer ebenen Platine in das Werkzeug 100 eingelegt wird, wobei das Werkzeug
100 dann eine umformende Funktion hat. Eine zweite Verfahrensvariante (indirektes
Presshärten) sieht vor, dass das Blechmaterial beim Einlegen in das Werkzeug 100 ein
bereits vorgeformtes Blechformteil bzw. Zwischenformteil ist, wobei das Werkzeug 100
dann eine umformende, formerhaltende oder formkalibrierende Funktion haben kann.
[0038] Nach dem Einlegen des zu formenden, zu härtenden und zu beschneidenden Blechmaterials
wird das Werkzeug 100 geschlossen, wozu das obere Werkzeugteil 200 in der Arbeitsrichtung
A verfahren wird. Diese Verfahrbewegung wird durch die Umformpresse erzeugt. Während
dem Schließen des Werkzeugs 100 durch Verfahren des oberen Werkzeugteils 200 in der
Arbeitsrichtung A wird eine zum Umformen des Blechmaterials 400 erforderliche Kraft
vom Pressenstößel der Umformpresse in die obere Grundplatte 210 eingeleitet und von
dort über die Gasdruckfedern 240 an die Matrize 220 übertragen. In dieser Phase dienen
die Gasdruckfedern 240 zur Übertragung der Umformkraft und federn hierbei etwaige
Kraftspitzen ab.
[0039] Fig. 2 zeigt das Werkzeug 100 im geschlossenen Zustand. Zwischen der Matrize 220
und dem Formstempel 320 befindet sich ein Blechmaterial 400, das beim Schließen des
Werkzeugs 100 entsprechend der Stempel- und Matrizenkontur zu einem Werkstück geformt
wurde. Das Werkstück bzw. das Blechmaterial 400 liegt vollflächig oder gegebenenfalls
auch nur teilflächig an den Werkzeugwirkflächen 222 und 322 an, wodurch eine rasche
Kühlung des Blechmaterials 400 bewerkstelligt wird, was nach den bekannten metallurgischen
Mechanismen zu einer Härtung bzw. Festigkeitserhöhung des Blechmaterials 400 führt.
[0040] In der in Fig. 2 gezeigten Darstellung befindet sich die Matrize 220 in ihrer unteren
Endstellung und kann in der Arbeitsrichtung A nicht mehr weiter verfahren werden.
In dieser Phase dienen die Gasdruckfedern 240 dazu, eine für das Abkühlen und Härten
des Blechmaterials 400 erforderliche Flächenpressung zwischen den Werkzeugwirkflächen
222 und 322 und dem Blechmaterial 400 aufrecht zu erhalten, wobei die hierzu erforderliche
Presskraft unverändert von der Umformpresse aufgebracht wird, was durch den auf die
obere Grundplatte 210 gerichteten Kraftpfeil F veranschaulicht ist.
[0041] Wenn die Matrize 220 nach dem Formen des Blechmaterials 400, wie vorausgehend erläutert,
in ihrer unteren Endstellung angelangt ist hat der Prossenslößel noch nicht seinen
unteren Totpunkt (UT) erreicht, sondern kann zusammen mit der oberen Grundplatte 210
um noch mehrere Millimeter in der Arbeitsrichtung A verfahren werden. Dies führt zu
einem wegabhängigen Druckanstieg in den Gasdruckfedern 240. Beim Überschreiten eines
vorbestimmten bzw. durch Auslegung oder Einstellung definierten Drucks in den Gasdruckfedern
240 können diese einfedern bzw.. verdrängt werden. Dadurch kann die Matrize 220 entgegen
der aufgebrachten Presskraft F nachgeben, zumindest bis diese an das optionale Distanzelement
250 anstößt. Durch das Einfedern bzw. Verdrängen der Gasdruckfedern 240 können die
Werkzeugteile 200 und 300 weiter zusammen gefahren werden (bzw. das obere Werkzeugteil
200 kann in der Arbeitsrichtung A weiter auf das untere Werkzeugteil 300 zugefahren
werden), wobei auch dieses weitere Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und 300 von
der Umformpresse bewerkstelligt wird.
[0042] Das weitere Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und 300 geht mit einem analogen
Einfedern der Gasdruckfedern 240 einher. Durch dieses Einfedern der Gasdruckfedern
240 kann die Matrize 220 kontinuierlich nachgeben. Dieses Nachgeben kann als ein Zurückweichen
der an und für sich ortsfest in der unteren Endstellung verbleibenden Matrize 220
innerhalb des oberen Werkzeugteils 200 aufgefasst werden, wobei sich die Matrize 220,
wie mit den Bewegungspfeilen B veranschaulicht, quasi auf die obere Grundplatte 210
zubewegt. Genau genommen bewegt sich jedoch die obere Grundplatte 210 auf die feststehende
Matrize 220 zu. Die Gasdruckfedern 240 bewirken in dieser Phase die Aufrechterhaltung
einer definierten Flächenpressung zwischen den Werkzeugwirkflächen 222 und 322 und
dem Blechmaterial 400.
[0043] Spätestens beim weiteren Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und 300, wobei dieses
weitere Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und 300 erst durch das Einfedern bzw.
Verdrängen der Gasdruckfedern 240 und die damit einhergehende nachgiebige Befestigung
der Matrize 220 an der oberen. Grundplatte 210 ermöglicht wird, gelangen die Schrägflächen
261 und 361 an den bewegbaren Trennschiebern 260 und an den ortsfesten Treibern 360
in flächigen Berührungskontakt und können in der Folge aufeinander abgleiten. Hierbei
werden die bewegbaren Trennschieber 260 auf mechanische Weise passiv betätigt und
in Richtung des Formstempels 320 und quer zur Arbeitsrichtung A verschoben, so dass
die daran angeordneten Schneideinrichtungen 270 in den steilen Abschnitten des Werkstücks
bzw. Blechmaterials 400 Trennoperationen ausführen können, wobei das Blechmaterial
400 zwischen den korrespondierenden Schneidkanten 271 und 371 abgeschert wird. Die
aufzuwendende Schneidkraft wird durch mechanische Umsetzung an den Schrägflächen 261
und 361 aus der Presskraft F erzeugt.
[0044] Die horizontale Verschiebebewegung C der Trennschieber 260 kann im Bereich von 1
mm bis 20 mm, bevorzugt im Bereich von 2 mm bis 15 mm und insbesondere im Bereich
von 2 mm bis 10 mm liegen (wodurch auch eine Lage- und Schnitttoleranz gegeben ist).
Im Übrigen überlagert sich diese horizontale Verschiebebewegung C der Trennschieber
260 mit einer vertikalen Verfahrbewegung, die der Verfahrbewegung des oberen Werkzeugteils
200 in der Arbeitsrichtung A beim weiteren Zusammenfahren der Werkzeugteile 200 und
300 entspricht. Im Ergebnis ergibt sich somit für die Trennschieber 260 eine resultierende
Verfahrbewegung in den mit den Bewegungspfeilen D angedeuteten Bewegungsrichtungen.
Die durch konstruktive Gestaltung vorgegebenen Bewegungsrichtungen D erstrecken sich
im Wesentlichen senkrecht zu den steilen Abschnitten, in denen die Trennoperationen
ausgeführt werden sollen. Die Bewegungsrichtung kann bspw. mit Führungselementen vorgegeben
werden, wobei derartige Führungselemente auch hinsichtlich einer Abstützung beim Schneidvorgang
vorteilhaft sein können.
[0045] Bei den Trennoperationen handelt es sich um ein Beschneiden des Werkstücks zum Erzeugen
einer definierten Außenkontur. Die außenliegenden Blechabfallteile sind mit 401 bezeichnet
und können, gegebenenfalls erst nach der Rückstellung der Trennschieber 260, schwerkraftbedingt
nach unten wegfallen, wobei auch andere Möglichkeiten zum Entfernen der in der Regel
noch warmen Blechabfallteile 401 vorgesehen sein können. Bevorzugt ist vorgesehen,
dass die Blechabfallteile 401 beim Schneiden nicht eingeklemmt werden.
[0046] Die offenen oder gegebenenfalls auch geschlossenen Schnittlinienverläufe liegen außerhalb
der aktiv gekühlten Werkzeugwirkflächen 222 und 322 und befinden sich somit in Abschnitten,
in denen das Blechmaterial 400 beim vorausgehenden Umformen weniger oder nicht gekühlt
wurde und daher (zum Zeitpunkt des Schneidvorgangs) in diesen Abschnitten nicht oder
nur sehr geringfügig gehärtet ist (wobei die Härte graduell zwischen gehärteten und
nicht gehärteten Abschnitten abnimmt). Besonders vorteilhaft ist hier die Möglichkeit,
dass das Blechmaterial 400 In einem noch erwärmten Zustand (bspw. zwischen 600 °C
und 700 °C und insbesondere bei ca. 650 °C) beschnitten werden kann, was hinsichtlich
der aufzubringenden Schneidkraft, der Schnittflächenausbildung am Werkstück und/oder
dem Verschleiß an den Schneidkanten 271 und 371 von Vorteil ist. Wie anschaulich in
Fig. 2 gezeigt, können die Schnittlinien direkt neben den gekühlten Werkzeugwirkflächen
222 und 322 verlaufen. Dies hat den Vorteil, dass das Blechmaterial 400 während den
Trennoperationen bzw. bei den Schneidvorgängen durch die Klemmung zwischen den Werkzeugwirkflächen
222 und 322 einseitig sehr gut fixiert ist. Dies hat aber auch den Vorteil, dass die
Schnittlinien sehr präzise zwischen gehärtete und nicht gehärtete bzw. zwischen gekühlte
und nicht gekühlte Abschnitte gelegt werden können.
[0047] Bei einer Trennoperation kann es sich jedoch auch um ein Lochen zum Einbringen von
Bohrungen bzw. Löchern, Durchbrüchen oder Ausnehmungen mit geschlossenem Schnittlinieverlauf
in steilen Abschnitten des Werkstücks bzw. Blechmaterials 400 handeln, wofür die vorausgehenden
Erläuterungen analog gelten.
[0048] Nach dem Abkühlen des Blechmaterials 400 (bspw. auf weniger als 200 °C), was unter
Aufrechterhaltung der Presskraft F über eine definierte Haltezeit erfolgt (um auch
die Härtung abzuschließen), wozu der Pressenstößel z. B. kurze Zeit in seinem unteren
Totpunkt verharrt, kann das Werkzeug 100 durch Verfahren des oberen Werkzeugteils
200 entgegen der Arbeitsrichtung D geöffnet werden. Während des öffnungshubes gewährleisten
die ausfedernden Gasdruckfedern 240 noch über einen bestimmten Verfahrweg eine Aufrechterhaltung
der Flächenpressung, was bspw. zur Kühlung des Blechmaterials 400 genutzt werden kann.
Anschließend kann das gehärtete sowie beschnittene und/oder gegebenenfalls auch gelochte
Blechformteil entnommen werden. Bei dem hergestellten Blechformteil handelt es sich
z. B. um einen Fahrzeugtunnel für eine Kraftfahrzeugkarosserie, der konstruktionsbedingt
steile Abschnitte aufweist.
[0049] Das in den Fig. 1 und 2 gezeigten Werkzeug 100 kann auch anders aufgebaut werden.
So kann bspw. die Anordnung von Matrize und Formstempel bezüglich oberen Werkzeugteil
und unteren Werkzeugteil vertauscht sein. Ebenso kann der Formstempel als nachgiebiger,
d. h. federnd auf der Grundplatte abgestützter Formstempel, ausgebildet sein. Ferner
können die Trennschieber am unteren Werkzeugteil und/oder die Treiber am oberen Werkzeugteil
angeordnet werden. Usw. und usf.
[0050] Fig. 3 zeigt ein anderes erfindungsgemäßes Werkzeug 100a. Gleiche oder funktionsgleiche
Komponenten sind mit denselben Bezugszeichen wie in den Fig. 1 und 2 benannt, wobei
der Buchstabe a angefügt ist.
[0051] Bei dem Werkzeug 100a sind lediglich die Schneideinrichtungen 270a als Schieber ausgebildet,
die durch feststehende Antriebselemente 290a, wobei es sich beispielhaft um Hydraulikzylinder
handelt, zum Ausführen einer Trennoperation aktiv betätig und quer zur Arbeitsrichtung
D bewegt werden können. Die Hydraulikzylinder 290a sind in an unbeweglichen Aufnahmen
265a befestigt, die an der oberen Grundplatte 210a oder auch an der unteren Grundplatte
310a angeordnet sein können. Die Aktivierung der Hydraulikzylinder 290a kann z. B.
zeitgesteuert und/oder weggesteuert erfolgen, wozu im Werkzeug 100a entsprechende
Sensoren zur Erfassung des Ziehwegs angeordnet sein können. Im Übrigen gelten analog
die vorausgehenden Erläuterungen in Bezug auf das in den Fig. 1 und 2 gezeigte Werkzeug
100.
[0052] Die beispielhaft gezeigten und erläuterten Werkzeugkonzepte können auch miteinander
kombiniert werden. So können bspw. die in Fig. 3 gezeigten Hydraulikzylinder 290a
in die in den Fig. 1 und 2 gezeigten Schieber 260 integriert werden, um somit größere
Stellbewegungen und/oder Schneidkräfte an einer Schneideinrichtung 270 erzeugen zu
können.
Bezugszeichenliste
[0053]
- 100
- Werkzeug (Presshärtewerkzeug)
- 200
- oberes Werkzeugteil (Oberwerkzeug)
- 210
- obere Grundplatte
- 220
- Matrize
- 222
- matrizenseitige Werkzeugwirkfläche
- 230
- Kühleinrichtung (Kühlkanäle)
- 240
- Gasdruckfeder
- 250
- Distanzelement
- 260
- Trennschieber
- 261
- Schrägfläche (Gleitfläche)
- 265
- Aufnahme
- 270
- Schneideinrichtung
- 271
- Schneidkante
- 290
- Antriebselement (Hydraulikzylinder)
- 300
- unteres Werkzeugteil (Unterwerkzeug)
- 310
- untere Grundplatte
- 320
- Formstempel
- 322
- stempelseitige Werkzeugwirkfläche
- 330
- Kühleinrichtung (Kühlkanäle)
- 360
- Treiber (Treiberklotz)
- 361
- Schrägfläche (Gleitfläche)
- 371
- Schneidkante
- 380
- Gleitplatte
- 400
- Blechmaterial (Werkstück)
- 401
- Blechabfallteil (Abfallstück)
- A
- Arbeitsrichtung
- B
- Rückweichbewegung (der Matrize)
- C
- horizontale Bewegung des Trennschiebers
- D
- resultierende Bewegung des Trennschiebers
- F
- Presskraft
- y
- Winkel
1. Werkzeug (100) zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten eines Blechmaterials
(400), mit wenigstens zwei Werkzeugteilen (200, 300), die in einer. Arbeitsrichtung
(A) relativ zueinander verfahrbar sind und zwischen denen unter Aufbringung einer
in Arbeitsrichtung (A) wirkenden Presskraft (F) ein erwärmtes Blechmaterial (400)
geformt werden kann, und mit wenigstens einer Trennvorrichtung, mit welcher an dem
zwischen den Werkzeugteilen (200, 300) befindlichen Blechmaterial (400) eine Trennoperation
ausführbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Trennvorrichtung wenigstens einen quer zur Arbeitsrichtung (A) bewegbaren Trennschieber
(260) aufweist, mit dem nach dem Formen des Blechmaterials (400) in einem sich steil
zur Arbeitsrichtung (A) erstreckenden Abschnitt eine Trennoperation ausführbar ist.
2. Werkzeug (100) nach Anspruch 1,
dadurch, gekennzeichnet, dass
wenigstens eines der Werkzeugteile (200) mit wenigstens einem formgebenden Werkzeugsegment
(220) ausgebildet ist, welches an einer Grundplatte (210) dieses Werkzeugteils (200)
derart federnd abgestützt ist, dass dieses nach dem Formen des Biechmaterials (400)
und beim Überschreiten einer bestimmten Presskraft (F) nachgeben kann, um hierdurch
ein weiteres Zusammenfahren der Werkzeugteile (200, 300) zu ermöglichen, wodurch der
bewegbare Trennschieber (260) passiv betätigt und in einer Richtung (C, D) quer zur
Arbeitsrichtung (A) verschoben wird.
3. Werkzeug (100) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
dieses wenigstens einen Treiber (360) zur passiven Betätigung des Trennschiebers (260)
aufweist.
4. Werkzeug (100) nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
das dieses wenigstens eine Federeinrichtung (240) zur federnden Abstützung des formgebenden
Werkzeugsegments (220) an der Grundplatte (210) aufweist, wobei es sich vorzugsweise
um eine Gasdruckfeder und insbesondere um eine Stickstofffeder handelt.
5. Werkzeug (100a) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
dieses wenigstens ein Antriebselement (290a) zur aktiven Betätigung des Trennschiebers
(270a) aufweist.
6. Werkzeug (100) nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegbare Trennschieber (260) zum Beschneiden oder zum Lochen des Blechmaterials
(400) ausgebildet ist.
7. Werkzeug (100) nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegbare Trennschieber (260) eine vorgegebene Bewegungsrichtung (D) aufweist,
die sich im Wesentlichen senkrecht zu dem steilen Abschnitt erstreckt.
8. Werkzeug (100) nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens eines der Werkzeugtelle (200; 300) mit wenigstens einer Kühleinrichtung
(230; 330) zur aktiven Kühlung der Werkzeugwirkfläche (222; 322) ausgebildet ist.
9. Werkzeug (100) nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schnittlinie für die von dem bewegbaren Trennschieber (260) ausführbare Trennoperation
zumindest teilweise in einem nicht aktiv gekühlten steilen Abschnitt verläuft.
10. Verfahren zum Warmformen und insbesondere zum Presshärten eines Blechmaterials (400),
gekennzeichnet durch
folgende Schritte:
Bereitstellen eines Werkzeugs (100) gemäß einem der vorausgehenden Ansprüche;
- Einlegen eines erwärmten Blechmaterials (400) in das geöffnete Werkzeug (100);
- Schließen des Werkzeugs (100) und Formen des Blechmaterials (400); und
- nachfolgendes Ausführen wenigstens einer Trannoperation in wenigstens einem sich
steil zur Arbeitsrichtung (A) erstreckenden Abschnitt.