[0001] Die Erfindung betrifft eine Strahlschneidvorrichtung zum Strahlspanen eines Werkstücks
mittels eines Schneidfluids, wobei die Strahlschneidvorrichtung eine Zufuhreinrichtung
für das Schneidfluid und eine Düse aufweist, durch die im Betrieb der Strahlschneidvorrichtung
zugeführtes, unter Druck stehendes Schneidfluid gepresst wird, um einen Schneidstrahl
zu erzeugen.
[0002] Allgemein bekannt ist seit vielen Jahren das sogenannte Wasserstrahlschneiden, bei
dem als Schneidfluid Wasser verwendet wird, welches unter hohem Druck (bis zu mehreren
Tausend bar) durch eine Düse gepresst wird, um einen Schneidstrahl aus Wasser zu erzeugen.
Ein zu schneidendes Werkstück wird im Wasserstrahl stromabwärts der Düse platziert.
Zum Erzeugen einer Schnittfuge muss entweder die Düse entlang der gewünschten Schnittbahn
über das Werkstück bewegt werden oder es muss das Werkstück bezüglich einer feststehenden
Düse entsprechend bewegt werden. Wasserstrahlschneiden wird heute in vielen Bereichen
der Industrie eingesetzt, z.B. in der Lebensmittelindustrie, der Elektronikindustrie
und auch im klassischen Maschinenbau.
[0003] Es sind bereits Versuche unternommen worden, andere Schneidfluide als Wasser zu verwenden.
Es sind Vorrichtungen bekannt, die Trockeneisstrahlen und CO
2-Schnee-strahlen verwenden, in denen feste Kohlendioxidpartikel das Strahlmedium bilden.
Von Trockeneisstrahlen spricht man, wenn das Strahlmittel dem Prozess bereits in fester
Form zugeführt wird. Die Trockeneispartikel werden durch Druckluft beschleunigt und
auf die zu bearbeitende Oberfläche gestrahlt. Beim CO
2-Schneestrahlen hingegen wird flüssiges Kohlendioxid mit einem Druck von etwa 60 bar
bis 280 bar über eine Zweistoffringdüse in einen Mantelstrahl eingedüst, der mittels
der Zweistoffringdüse bei niedrigerem Druck (ca. 8 bar bis 16 bar) aus Stickstoff
oder Druckluft erzeugt wird. Aufgrund der schlagartigen Expansion des flüssigen Kohlendioxids
nach dem Austritt aus der Düse und der damit verbundenen Abkühlung entsteht ein Strahl
aus Trockeneispartikeln und Gas. Der Mantelstrahl bündelt die Partikel und beschleunigt
sie teilweise auf mehrfache Schallgeschwindigkeit. Treffen die ca. -70°C kalten Trockeneispartikel
auf eine zu bearbeitende Oberfläche, platzen aufgrund der Impulsübertragung und des
Versprödungseffekts Verschmutzungen auf der Oberfläche ab. Zudem werden Schmutzpartikel
durch die Volumenzunahme als Folge der Phasenumwandlung abgelöst und abgetragen. Die
Trockeneispartikel sublimieren sodann und lassen eine gereinigte, trockene Oberfläche
zurück. Aus den vorstehenden Erläuterungen wird deutlich, dass Trockeneisstrahlen
und CO
2-Schneestrahlen aufgrund mangelnder Strahlleistung nur zum Entschichten und Abtragen
von Verunreinigungen oder Oberflächenschichten eingesetzt werden können. Zur schneidenden
Bearbeitung von Werkstücken eignen sich Trockeneisstrahlen und CO
2-Schnee-strahlen nicht, da es bisher nicht gelungen ist, einen aus Kohlendioxid bestehenden
oder Kohlendioxid enthaltenden Strahl zu erzeugen, der eine zum Einsatz als Schneidstrahl
ausreichende Länge und Stabilität aufweist.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Strahlschneidvorrichtung anzugeben,
die mit unterschiedlichsten Schneidfluiden einen auch zum trennenden Bearbeiten geeigneten
Schneidstrahl erzeugen kann.
[0005] Ausgehend von einer Strahlschneidvorrichtung der eingangs genannten Art ist diese
Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Strahlschneidvorrichtung eine zum
Umschließen des Schneidstrahls von seinem Austritt aus der Düse bis zu seinem Auftreffen
auf das Werkstück ausgeführte Kammer aufweist. Eine solche Kammer ermöglicht es, den
Schneidstrahl insbesondere thermodynamisch, aber auch strömungsmechanisch zu beeinflussen
und ihn auf diese Weise bei Verwendung unterschiedlichster Schneidfluide stabil und
ausreichend lang zu erzeugen. Vorzugsweise ist die den Schneidstrahl umschließende
Kammer druckdicht ausgeführt. Mit "druckdicht" ist vorliegend gemeint, dass die Kammer
es erlaubt, in ihr einen Druck aufrechtzuerhalten, der sich vom Umgebungsdruck mehr
als nur geringfügig unterscheidet. Beispielsweise kann die Kammer zur Aufrechterhaltung
eines Drucks ausgebildet sein, der zwischen 1 bar und 15 bar über dem Umgebungsdruck
liegt. Je nach Anwendungsfall kann der Druck in der Kammer aber auch niedriger als
der Umgebungsdruck sein.
[0006] Gemäß einer Ausführungsform umschließt die Kammer nicht nur den Schneidstrahl, sondern
auch das zu bearbeitende Werkstück. Eine solche Lösung vermeidet Abdichtungsprobleme
zwischen der Kammer und dem zu bearbeitenden Werkstück, bedingt aber eine je nach
zu bearbeitendem Werkstück relativ große Kammer zur Aufnahme des kompletten Werkstücks.
[0007] Gemäß einer anderen Ausführungsform ist die den Schneidstrahl umschließende Kammer
zum Werkstück hin offen und wird an ihrer offenen Seite im Betrieb teilweise oder
vollständig durch das zu bearbeitende Werkstück begrenzt. Bei einer solchen Ausführungsform
kann die Kammer vorzugsweise aus elastischem Material bestehen, um sich einer zu bearbeitenden
Kontur des Werkstücks anzupassen. Alternativ oder zusätzlich kann ein zum Werkstück
hin offenes Ende der Kammer eine Dichtungseinrichtung aufweisen, die die Kammer entlang
ihres Umfangs zwischen dem offenen Ende der Kammer und einem in Bearbeitung befindlichen
Werkstück abdichtet. Eine solche Dichtungseinrichtung kann z.B. eine federnd elastische
Dichtlippe oder auch ein Dichtaufsatz sein, der gelenkig mit der Kammer aus starrem
oder elastischem Material verbunden ist. Der Einsatz einer ausreichend nachgiebigen
Dichteinrichtung ermöglicht auch ein Kippen der Schneidvorrichtung bezüglich des zu
bearbeitenden Werkstücks und somit die Erzeugung schräger Schnitte oder Bohrungen.
[0008] Bei bevorzugten Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Strahlschneidvorrichtung wird
während des Betriebs in der Kammer ein gegenüber dem Umgebungsdruck erhöhter Druck
erzeugt und aufrechterhalten. Zur Erzeugung dieses Überdrucks kann ein Teil des Schneidfluids
selbst verwendet werden, wenn es sich bei dem Schneidfluid um ein Fluid handelt, das
unter den im Betrieb in der Kammer herrschenden Bedingungen zumindest teilweise in
die Gasphase übergeht. Kommt hingegen ein Schneidfluid zum Einsatz, welches selbst
keine Gasphase erzeugt, kann der Kammer ein Hilfsgas zugeführt werden, um einen gewünschten
Überdruck einzustellen. Ein Hilfsgas kann auch dann verwendet werden, wenn das Schneidfluid
selbst eine Gasphase erzeugt, beispielsweise um eine Schutzgasumhüllung des Schneidstrahls
zu bilden. Bei bevorzugten Ausführungsformen der Strahlschneidvorrichtung ist daher
die Kammer mit einer Zuführung für unter Druck stehendes Gas versehen.
[0009] Ferner steht bei bevorzugten Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Strahlschneidvorrichtung
eine Druckregeleinrichtung mit der Kammer in strömungsleitender Verbindung. Mit der
Druckregeleinrichtung kann ein in der Kammer gewünschter Druck zuverlässig aufrechterhalten
werden, indem durch die Druckregeleinrichtung jeweils nur soviel Gas aus der Kammer
abströmt, dass der gewünschte Druck in der Kammer beibehalten wird. Bei einer einfachen
Ausführungsform kann die Druckregeleinrichtung durch eine einfache Drossel, durch
andere geeignete Strömungswiderstände oder durch eine Kombination solcher Elemente
gebildet sein. Bei Ausführungsformen, bei denen die den Schneidstrahl umschließende
Kammer ein zum Werkstück hin offenes Ende aufweist, kann als Drossel ein schmaler
Ringspalt zwischen dem freien Ende der Kammer und dem zu bearbeitenden Werkstück fungieren.
[0010] Zur strömungsmechanischen Beeinflussung des Schneidstrahls ist bei bevorzugten Ausgestaltungen
eine Innenseite der den Schneidstrahl umschließenden Kammer nahe des Schneidstrahls
angeordnet und zur Strömungsbeeinflussung ausgebildet, etwa zum Fokussieren des Schneidstrahls,
zum Abtrennen oder Umlenken einzelner Schneidstrahlbereiche, z.B. eines sich um den
eigentlichen Schneidstrahl herum ausbildenden Streukegels, zum Erzeugen einer Stützströmung
(Mantelstrahl) mit oder ohne Zudosierung von Hilfsgas, zur Steuerung der örtlichen
Verteilung von Flüssigkeit, Feststoff und Gas in Mehrphasenstrahlen, zur Erzielung
einer Drallströmung etc. Die Innenseite der Kammer kann dazu beispielsweise sich kegelförmig
verjüngend ausgestaltet sein, sie kann Längsnuten oder schraubenförmig angeordnete
Nuten haben, sie kann Einlassöffnungen für Hilfsgas aufweisen und ähnliches mehr.
Alternativ und/oder zusätzlich kann die Kammer strömungsbeeinflussende Einbauten enthalten,
die der Erzielung einer gewünschten Strahlbeeinflussung dienen, etwa Blenden, Prall-
und/oder Leitbleche, Strahlteiler und ähnliches.
[0011] Zur weiteren Beeinflussung des zu erzeugenden Schneidstrahls kann die den Schneidstrahl
umschließende Kammer kühl- und/oder beheizbar ausgebildet sein, beispielsweise indem
die Kammerwand doppelwandig ausgeführt ist, so dass ein Kühl- oder Heizmedium durch
die Kammerwand zirkuliert werden kann. Zum Kühlen einer Kammer kann beispielsweise
flüssiger Stickstoff verwendet werden.
[0012] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Strahlschneidvorrichtung weisen
einen Wärmetauscher zur Einstellung einer gewünschten Temperatur des Schneidfluids
vor seinem Austritt aus der Düse auf. Die Temperatur, die das verwendete Schneidfluid
vor seinem Austritt aus der Düse hat, die sogenannte Vorexpansionstemperatur kann
die Beschaffenheit des erzeugten Schneidstrahls maßgeblich beeinflussen. Insbesondere
dann, wenn als Schneidfluid ein hochverdichtetes Gas verwendet wird, ist der erzeugte
Schneidstrahl schärfer und fokussierter, wenn die Temperatur des Schneidfluids vor
seinem Austritt aus der Düse niedrig ist, wohingegen der Schneidstrahl diffuser und
damit aufgefächerter wird, wenn die Temperatur des Schneidfluids vor seinem Austritt
aus der Düse höher gewählt wird. Im Zusammenspiel mit der erfindungsgemäß vorgesehenen,
zum Umschließen des Schneidstrahls von seinem Austritt aus der Düse bis zu seinem
Auftreffen auf das Werkstück ausgeführten Kammer bieten solche Ausführungsformen erfindungsgemäßer
Strahlschneidvorrichtungen somit mehr Freiheitsgrade als bisher üblich, um in Abhängigkeit
eines gewählten Schneidfluids eine bestimmte, dem vorgesehenen Verwendungszweck optimal
angepasste Schneidstrahlcharakteristik zu erzeugen. Insbesondere durch geeignetes
Variieren der Vorexpansionstemperatur und des Drucks in der den Schneidstrahl umschließenden
Kammer lassen sich die Schneidstrahleigenschaften deutlich verändern und somit wunschgemäß
einstellen. Die erfindungsgemäße Strahlschneidvorrichtung ist aufgrund der mannigfaltigen
Möglichkeiten der thermodynamischen und/oder strömungsmechanischen Beeinflussbarkeit
des zu erzeugenden Schneidstrahls für eine Vielzahl unterschiedlicher Schneidfluide
mit unterschiedlichsten physikalischen Eigenschaften geeignet. Vorzugsweise besteht
das Schneidfluid aus oder umfasst eine Flüssigkeit oder ein Gas in unterkritischem
oder überkritischem Zustand. Wie aus dem Stand der Technik bekannt, können dem Schneidfluid
auch feste Partikel zugegeben werden, um die Schneidleistung bei bestimmten Anwendungen
zu verbessern. Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Schneidvorrichtung enthält der Schneidstrahl Kohlendioxid in zumindest teilweise flüssiger
oder zumindest teilweise fester Form. Ein gasförmiger Anteil des Schneidstrahls kann
dabei zum Aufbau und Erhalt eines gewünschten Überdrucks in der den Schneidstrahl
umschließenden Kammer verwendet werden. Aufgrund der erfindungsgemäß den Schneidstrahl
umschließenden Kammer ist es durch Aufrechterhalten eines Überdrucks in der Kammer
möglich, aus Kohlendioxid bestehende oder Kohlendioxid umfassende Schneidstrahlen
stabil und mit einer zum trennenden Bearbeiten ausreichenden Länge zu erzeugen. Hierzu
reicht bereits ein relativ geringer Überdruck in der Kammer aus, etwa 1,5 bar Überdruck,
wobei höhere Überdrücke die Stabilität eines aus Kohlendioxid bestehenden oder Kohlendioxid
umfassenden Schneidstrahls noch verbessern.
[0013] Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Schneidvorrichtung werden im Folgenden
anhand der beigefügten, schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1
- ein Schaubild einer ersten grundsätzlichen Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Schneidvorrichtung, bei der eine den Schneidstrahl umschließende Kammer auch ein zu
bearbeitendes Werkstück vollständig umschließt,
- Fig. 2
- ein Schaubild einer zweiten grundsätzlichen Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Schneidvorrichtung, bei der eine den Schneidstrahl umschließende Kammer nur bis an
die Oberfläche eines zu bearbeitenden Werkstücks reicht, und
- Fig. 3
- ein detaillierter ausgeführtes Anlagenfließbild einer erfindungsgemäßen Schneidvorrichtung
gemäß der ersten grundsätzlichen Ausführungsform.
[0014] Fig. 1 zeigt schematisch eine erste grundsätzliche Ausführungsform einer Strahlschneidvorrichtung
10 zum Bearbeiten eines Werkstücks mittels eines Schneidstrahls, der durch Pressen
eines Schneidfluids unter hohem Druck durch eine Düse erzeugt wird.
[0015] Die in Fig. 1 dargestellte Strahlschneidvorrichtung 10 verwendet als Schneidfluid
flüssiges Kohlendioxid, welches einem Vorratsbehälter 12 entnommen und anschließend
in einem Verdichter 14 auf einen gewünschten, hohen Druck gebracht wird und zur Einstellung
einer gewünschten Temperatur einen Wärmetauscher 16 durchströmt. Das solchermaßen
vorkonditionierte, als Schneidfluid dienende Kohlendioxid wird dann dem Einlass einer
Düse 18 zugeführt, an deren Auslass sich unter gleichzeitiger Entspannung des Kohlendioxids
ein Schneidstrahl 20 bildet, der zum Bearbeiten eines Werkstücks 22 dient.
[0016] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 1 umschließt eine Kammer 24a die Düse 18 und das
zu bearbeitende Werkstück 22 vollständig. In der Kammer 24a wird im Betrieb der Schneidvorrichtung
10 mittels des durch die Düse 18 strömenden Kohlendioxids ein Überdruck aufgebaut,
der bei der Verwendung von Kohlendioxid als Schneidfluid beispielsweise in einem Bereich
von 1,5 bis 15 bar über dem Umgebungsdruck liegt. Ein in der Kammer 24a gewünschter
Arbeitsdruck kann auch durch eine Einleitung eines Hilfsgases in die Kammer 24a aufgebaut
und/oder feinjustiert werden. Auf diese Weise lässt sich ein Anfahrvorgang der Schneidvorrichtung
10 verkürzen oder eliminieren, der ansonsten erforderlich ist, bis der Arbeitsdruck
in der Kammer 24a mittels des durch die Düse 18 strömenden Kohlendioxids den gewünschten
Wert erreicht hat. Das Hilfsgas kann Kohlendioxid oder ein anderes Gas sein.
[0017] Während eines Betriebs der Strahlschneidvorrichtung 10 wird der Arbeitsdruck in der
Kammer 24a mittels einer Druckregeleinrichtung 26 konstant gehalten, die in strömungsleitender
Verbindung mit dem Innenraum der Kammer 24a steht und nur so viel Gas abströmen lässt,
dass der gewünschte Arbeitsdruck in der Kammer 24a zumindest im Wesentlichen beibehalten
wird. Die Druckregeleinrichtung 26 kann dazu mit einer hier nicht dargestellten Mess-
und Steuerungseinrichtung verbunden sein.
[0018] In der Kammer 24a befindet sich eine hier ebenfalls nicht dargestellte, geeignete
Verfahreinrichtung zum relativen Verändern der Position der Düse 18 zum zu bearbeitenden
Werkstück 22. Diese Verfahreinrichtung wird hier nicht näher erläutert, da es sich
bei ihr um eine dem Fachmann zu diesem Zweck bekannte Vorrichtung handeln kann.
[0019] In Fig. 2 ist schematisch eine zweite grundsätzliche Ausführungsform einer Strahlschneidvorrichtung
10 wiedergegeben, die sich von der Ausführungsform in Fig. 1 dadurch unterscheidet,
dass nicht das gesamte Werkstück 22 von der Kammer 24b umschlossen ist, sondern lediglich
die Düse 18 und eine aktuell zu bearbeitende Stelle auf dem Werkstück 22. Mit anderen
Worten ist bei der Ausführungsform gemäß Fig. 2 die Kammer 24b zum Werkstück 22 hin
offen und wird an ihrer offenen Seite im Betrieb vollständig oder zumindest teilweise
durch das zu bearbeitende Werkstück 22 begrenzt. Zur Abdichtung des offenen Endes
der Kammer 24b ist die Kammer 24b an ihrem offenen Ende mit einer hier nur angedeuteten
Dichtungseinrichtung 28 versehen, die das freie Ende der Kammer 24b entlang ihres
Umfangs gegenüber dem in Bearbeitung befindlichen Werkstück 22 abdichtet. Überschüssiger
Druck kann wie bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform durch die Druckregeleinrichtung
26 abströmen, wobei es je nach Anwendungsfall ausreichen kann, überschüssigen Druck
durch eine im Werkstück 22 mittels des Schneidstrahls 20 erzeugte Schnittfuge (nicht
gezeigt) und/oder durch einen schmalen Ringspalt zwischen dem freien Ende der Kammer
24b und der der Kammer 24b zugewandten Oberfläche des zu bearbeitenden Werkstücks
22 abströmen zu lassen. Gegebenenfalls kann dann die Druckregeleinrichtung 26 entfallen.
Strömt im Betrieb abhängig vom Anwendungsfall zuviel Gas aus der Kammer 24b ab, kann
es erforderlich sein, zur Aufrechterhaltung des gewünschten Arbeitsdrucks in der Kammer
24b letzterer Hilfsgas zuzuführen (nicht dargestellt), beispielsweise aus dem Vorratsbehälter
12.
[0020] Die in der Fig. 2 gezeigte zweite grundsätzliche Ausführungsform der Strahlschneidvorrichtung
10 ist universeller einsetzbar als die Ausführungsform gemäß Fig. 1, weil die Limitierung
einer auch das zu bearbeitende Werkstück 22 umschließenden Kammer 24a entfällt. Der
Schneidstrahl 20 und das zu bearbeitende Werkstück 22 können einfacher relativ zueinander
bewegt und auch verkippt werden. Eine Erzeugung schräger Schnitte oder schräger Bohrungen
ist damit einfacher möglich.
[0021] Obwohl in den Fig. 1 und 2 das zu bearbeitende Werkstück 22 plattenförmig dargestellt
ist, eignet sich die Strahlschneidvorrichtung 10 selbstverständlich auch zur Bearbeitung
nicht-plattenförmiger Werkstücke. Sicherzustellen ist bei einer Ausgestaltung gemäß
Fig. 2 lediglich eine ausreichende Abdichtung des offenen Endes der Kammer 24b zum
zu bearbeitenden Werkstück. Dies ist mit ausreichend nachgiebigen Dichtlippen oder
gelenkig am Ende der Kammer 24b montierter Dichteinrichtungen ohne besondere Schwierigkeiten
zu erreichen.
[0022] In Fig. 3 ist ein Fließbild einer Versuchsanlage wiedergegeben, mit der Versuche
zur grundsätzlichen Eignung von Kohlendioxid als Schneidfluid unternommen worden sind.
Die Strahlschneidvorrichtung 10 der Fig. 3 ist ähnlich der in Fig. 1 gezeigten ersten
grundsätzlichen Ausführungsform aufgebaut. Wie bereits zuvor erläutert, wird flüssiges
Kohlendioxid aus dem Vorratsbehälter 12 entnommen, wobei der im Vorratsbehälter 12
vorhandene Druck mittels einer Druckmesseinrichtung 30 gemessen werden kann.
[0023] Das dem Vorratsbehälter 12 entnommene Kohlendioxid passiert einen hier wassertemperierten
Hochdruckwärmetauscher 16 und wird dabei auf eine gewünschte Temperatur gebracht,
die mittels einer dem Wärmetauscher 16 nachgeschalteten Temperaturmesseinrichtung
32 überprüft werden kann. Anschließend wird das Kohlendioxid in dem hier als Membrankompressor
ausgeführten Verdichter 14 auf einen gewünschten Vorexpansionsdruck komprimiert, wobei
die Temperatur und der Druck des Kohlendioxids nach passieren des Verdichters 14 mittels
einer zweiten Temperaturmesseinrichtung 34 und einer zweiten Druckmesseinrichtung
36 überprüft werden können.
[0024] Zur Expansion des als Schneidfluid dienenden Kohlendioxids wird hier eine handelsübliche
Wasserstrahlschneiddüse 18 verwendet, die mit ihrer Düsenaustrittsöffnung in die Kammer
24a hineinragt, in der sich das zu bearbeitende Werkstück 22 befindet. Durch eine
mit dem Innenraum der Kammer 24a in strömungsleitender Verbindung stehende Druckregeleinrichtung
26, die hier als einfaches Überströmventil ausgebildet ist, wird der sogenannte Nachexpansionsdruck,
d.h. der gewünschte Arbeitsdruck in der Kammer 24a, zumindest annähernd konstant gehalten.
[0025] Die Bedingungen innerhalb der Kammer 24a können mittels einer dritten Temperaturmesseinrichtung
38 und einer dritten Druckmesseinrichtung 40 überwacht werden.
[0026] Mit der Strahlschneidvorrichtung 10 gemäß Fig. 3 wurden eine Reihe von Versuchen
durchgeführt, von denen einige im Folgenden genauer beschrieben sind.
Versuchsbeispiel 1
[0027] Flüssiges Kohlendioxid wurde mittels des Verdichters 14 auf einen Vorexpansionsdruck
von 1800 bar und eine Vorexpansionstemperatur von 25°C gebracht und zur Erzeugung
eines Schneidstrahls 20 durch eine Düse 18 mit einem Düsendurchmesser von 0,08 mm
entspannt. Mit dem so erzeugten Schneidstrahl 20 wurde ein 10 mm dickes Holzstück
bearbeitet. Der Abstand des Werkstücks 22 zur Düse betrug 1 mm, der Arbeitsdruck in
der Kammer 24a (Nachexpansionsdruck) betrug 12 bar.
[0028] Nach einigen Sekunden Bearbeitungszeit hatte der Schneidstrahl 20 ein Loch von 2,4
mm Tiefe und 1,4 mm Durchmesser in das Holzstück geschnitten. Die Schnittkante zeichnete
sich durch eine scharfe Grenze ohne sichtbare Beschädigung der nicht bearbeiteten
Bereiche aus.
Versuchsbeispiel 2
[0029] Flüssiges Kohlendioxid wurde auf einen Vorexpansionsdruck von 1600 bar und eine Vorexpansionstemperatur
von 25°C gebracht und zur Erzeugung eines Schneidstrahls 20 durch eine Düse 18 mit
einem Düsendurchmesser von 0,1 mm entspannt. Mit dem Schneidstrahl 20 wurde eine 1
mm dicke Aluminiumplatte bearbeitet. Der Abstand des Werkstücks 22 zur Düse 18 betrug
1 mm, der Nachexpansionsdruck betrug 3 bar.
[0030] Nach einigen Sekunden Bearbeitungszeit wurde ein Loch von 0,3 mm Tiefe und 0,8 mm
Durchmesser in der als Werkstück 22 dienenden Aluminiumplatte erhalten. Trotz eines
unterhalb des Tripelpunktdrucks von CO
2 (5,18 bar) liegenden Nachexpansionsdrucks wurde durch ein Sichtfenster in der Kammer
24a ein flüssiger Anteil im Kohlendioxidschneidstrahl 20 beobachtet. Die erhaltene
Schnittkante zeichnete sich durch eine scharfe Grenze ohne sichtbare Beschädigung
der nicht bearbeiteten Bereiche aus.
Versuchsbeispiel 3
[0031] Flüssiges Kohlendioxid wurde auf einen Vorexpansionsdruck von 2000 bar und eine Vorexpansionstemperatur
von 30°C gebracht und durch die Düse des Versuchsbeispiels 2 entspannt, um einen Schneidstrahl
20 zu erzeugen. Mit diesem Schneidstrahl wurde eine 1 mm dicke Aluminiumplatte bearbeitet,
wobei der Abstand der Aluminiumplatte zur Düse 1 mm betrug und der Nachexpansionsdruck
10 bar betrug. Nach einigen Sekunden Bearbeitungszeit war in die Aluminiumplatte ein
Loch von 0,5 mm Tiefe und 0,5 mm Durchmesser geschnitten. Die Schnittkante zeichnete
sich durch eine scharfe Grenze ohne sichtbare Beschädigung der nicht bearbeiteten
Bereiche aus.
Versuchsbeispiel 4
[0032] Flüssiges Kohlendioxid wurde auf einen Vorexpansionsdruck von 1600 bar und eine Vorexpansionstemperatur
von 25°C gebracht und durch die Düse der Versuchsbeispiele 2 und 3 entspannt. Mit
dem erzeugten Schneidstrahl wurde eine 1,2 mm dicke Polycarbonatscheibe, eine sogenannte
Compact Disc, bearbeitet, wobei der Abstand zur Düse 1 mm betrug und der Nachexpansionsdruck
auf 10 bar eingestellt war. Nach einigen Sekunden Bearbeitungszeit wurde ein die Polycarbonatscheibe
durchsetzendes Loch mit einem Durchmesser von 0,3 mm erhalten.
1. Strahlschneidvorrichtung (10) zum Strahlspanen eines Werkstücks (22) mittels eines
Schneidfluids, mit
- einer Zufuhreinrichtung für das Schneidfluid, und
- einer Düse (18), durch die im Betrieb der Strahlschneidvorrichtung zugeführtes,
unter Druck stehendes Schneidfluid gepresst wird, um einen Schneidstrahl (20) zu erzeugen,
dadurch gekennzeichnet, dass eine zum Umschließen des Schneidstrahls (20) von seinem Austritt aus der Düse (18)
bis zu seinem Auftreffen auf das Werkstück (22) ausgeführte Kammer (24a; 24b) vorhanden
ist, die dazu ausgebildet ist, den Schneidstrahl (20) thermodynamisch und/oder strömungsmechanisch
zu beeinflussen.
2. Strahlschneidvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24a; 24b) druckdicht ist.
3. Strahlschneidvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24a) auch das Werkstück (22) umschließt.
4. Strahlschneidvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24b) zum Werkstück (22) offen ist und im Betrieb teilweise oder vollständig
durch das Werkstück (22) begrenzt ist.
5. Strahlschneidvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24a; 24b) aus elastischem Material besteht.
6. Strahlschneidvorrichtung nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, dass ein zum Werkstück (22) offenes Ende der Kammer (24b) eine Dichtungseinrichtung (28)
aufweist, die die Kammer (24b) entlang ihres Umfangs zwischen dem offenen Ende und
einem in Bearbeitung befindlichen Werkstück (22) abdichtet.
7. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Druckregeleinrichtung (26) mit der Kammer (24a; 24b) in strömungsleitender Verbindung
steht.
8. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24a; 24b) mit einer Zuführung für unter Druck stehendes Gas versehen
ist.
9. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Innenseite der Kammer (24a; 24b) im strahlnahen Bereich angeordnet und zur Strömungsbeeinflussung
des Schneidstrahls (20) ausgebildet ist und/oder die Kammer (24a; 24b) strömungsbeeinflussende
Einbauten enthält.
10. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (24a; 24b) kühl- und/oder beheizbar ausgebildet ist.
11. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schneidfluid eine Flüssigkeit oder ein Gas in unterkritischem oder überkritischem
Zustand umfasst.
12. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schneidstrahl (20) CO2 in zumindest teilweise flüssiger oder zumindest teilweise fester Form enthält.
13. Strahlschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Wärmetauscher (16) zur Einstellung einer gewünschten Temperatur des Schneidfluids
vor seinem Austritt aus der Düse (18) vorhanden ist.