[0001] Die Erfindung betrifft einen Luftreifen für ein Motorrad, insbesondere für ein Youngtimer-Motorrad,
dessen Reifen-Querschnittshöhe 90% bis 100% beträgt, dessen maximale Reifen-Breite
130 mm beträgt und wobei der Reifen zumindest eine einlagige Karkasse, Wulstbereiche
mit Wulstkernen, Seitenwände, zumindest eine Gürtellage und einen Laufstreifen aufweist,
welcher einen bei Geradeausfahrt mit dem Untergrund in Kontakt tretenden Kronenbereich
und zwei Schulterbereiche aufweist.
[0002] Motorräder mit Baujahr 1980 und früher waren mit sogenannten Diagonalreifen bestückt.
Die Diagonalreifen für Motorräder zeichnen sich dadurch aus, dass diese zumeist eine
2-lagige Karkasse aufweisen, deren Festigkeitsträger einen Winkel von etwa 45° mit
der Reifenumfangsrichtung einschließen, wobei die Festigkeitsträger der einen Karkasslage
kreuzend zu den Festigkeitsträgern der anderen Karkasslage angeordnet sind. Zudem
weisen die Diagonalreifen zumeist einen 1- bis 2-lagigen Gürtel auf, wobei die Festigkeitsträger
der Gürtellagen etwa einen Winkel von 40° zur Reifenumfangsrichtung einnehmen. Die
Diagonalreifen sind mit einer maximalen Reifen-Breite von 130 mm vergleichsweise schmal
und haben eine Querschnittshöhe von 90% bis 100%.
[0003] Die Diagonalreifen weisen im Vergleich zu modernen Motorradreifen nachteilige Fahreigenschaften
in Bezug auf beispielsweise Fahrstabilität, Zielgenauigkeit, Dämpfungseigenschaften
und Fahrkomfort auf.
[0004] Moderne Motorradreifen hingegen sind breit und weisen eine 1- oder 2-lagige Radialkarkasse
auf, wobei "radial" hier meint, dass die Festigkeitsträger einen Winkel von 60° bis
90° mit der Reifen-Umfangsrichtung einschließen. Zudem weisen die modernen Motorradreifen
einen 1-lagigen 0°-Gürtel auf. "0°-Gürtel" meint, dass ein gummierter Festigkeitsträger
in etwa in 0°-Richtung, also etwa in Umfangsrichtung des Reifens spiralig aufgespult
ist und den Gürtel bildet. Diese Technik ermöglicht eine sehr runde Reifenkontur,
wie sie für die Kurvenfahrt unter Schräglage an einspurigen modernen Motorrädern erwünscht
ist. Die Reifen-Breiten betragen zwischen 110 mm bis 300 mm, die Querschnittshöhen
betragen zwischen 40% bis 80%.
[0005] In schmaleren Motorradreifendimensionen mit großen Querschnittshöhen gibt es bislang
keine Radialreifen mit 0°-Gürtel, da die Fachwelt bislang u.a. der Meinung war, dass
die Seitenwände eine nicht ausreichende Steifigkeit aufweisen würden. Zudem war die
Fachwelt der Ansicht, dass der Reifen wenigstens 110 mm breit sein müsse.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Motorradreifen, insbesondere für
ein Youngtimer-Motorrad, dessen Reifen-Querschnittshöhe 90% bis 100% beträgt, dessen
maximale Reifen-Breite 130 mm beträgt und der verbesserte Fahreigenschaften in Bezug
auf beispielsweise Fahrstabilität, Zielgenauigkeit, Dämpfungseigenschaften und Fahrkomfort
aufweist.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst, indem die Gürtellage eine 0°-Gürtellage ist und indem die
Karkasse eine Radialkarkasse ist, deren Festigkeitsträger einen Winkel zwischen 60°
und 90°, vorzugsweise zwischen 70° und 90° mit der Reifenumfangsrichtung einschließen.
[0008] Der erfindungsgemäße Motorradreifen ist in Bezug auf seine Breite und in Bezug auf
seine Querschnittshöhe ein "alter" Motorradreifen und ist insbesondere für Youngtimer-Motorräder
geeignet, der jedoch aufgrund seiner Radialkarkasse und aufgrund des gespulten 0°-Gürtels
wesentlich verbesserte Fahreigenschaften aufweist, die vergleichbar mit modernen Motorradreifen
sind. Insbesondere sind die Fahreigenschaften Fahrstabilität, Zielgenauigkeit, Dämpfungseigenschaften
und Fahrkomfort wesentlich verbessert.
[0009] Entgegen der Meinung der Fachwelt ist es bei diesem schmalen Radialreifen mit hoher
Seitenwand gelungen, einen 0°-Gürtel einzusetzen und dabei die o.g. Fahreigenschaften
zu verbessern und das, obwohl der Reifen eine Reifen-Querschnittshöhe von 90% bis
100% und eine maximale Reifen-Breite von 130 mm aufweist. Bisher war die Meinung der
Fachwelt, dass dieses aufgrund der nicht so steifen Seitenwände und aufgrund der geringen
Breite des Reifens und der Felgen nicht ginge.
[0010] Vorteilhaft ist es, wenn die Karkasse zumindest im Bereich des Laufstreifens 2-lagig
ausgeführt ist.
[0011] Vorteilhaft ist es, wenn ein Breaker zwischen der Radialkarkasse und der 0°-Gürtellage
den Laufflächenbereich verstärkt, welcher eine axiale Breite aufweist, welche in etwa
gleich breit oder breiter als die 0°-Gürtellage ist.
[0012] Zweckmäßig ist es, wenn der vorgenannte Breaker Festigkeitsträger aufweist, welche
in etwa in dem gleichen Winkel wie die Karkassfestigkeitsträger in Bezug auf die Umfangsrichtung
orientiert sind, jedoch zu den letztgenannten kreuzend angeordnet sind um die Schräglaufsteife
des Reifens zu erhöhen.
[0013] Vorteilhaft ist es, wenn zusätzlich ein Flipper angeordnet ist, dessen Festigkeitsträger
mit der Karkasslage eine gekreuzte Struktur bilden um die Seitenwand zu verstärken.
[0014] In einer anderen Ausführungsform ist eine zweite Karkasslage angeordnet, deren Festigkeitsträger
einen Winkel von mindestens 60° oder mehr mit der Reifenumfangsrichtung einschließen.
[0015] Vorteilhaft für den Einsatz des Luftreifens als Vorderrad ist es, wenn die 2-lagige
Karkasse derart ausgeführt ist, dass die Festigkeitsträger der einen Karkasslage kreuzend
zu den Festigkeitsträgern der anderen Karkasslage angeordnet sind. Es ist eine gekreuzte
Struktur hergestellt. Speziell am Vorderrad ist zumindest im Laufflächenbereich eine
gekreuzte zweilagige Struktur vorteilhaft, um ein geeignetes Maß an Schräglaufsteife
sicher zu stellen.
[0016] Zweckmäßig für den Einsatz des Luftreifens als Hinterrad ist es, wenn die zweilagige
Karkasse derart ausgeführt ist, dass die Festigkeitsträger der einen Karkasslage parallel
zu den Festigkeitsträgern der anderen Karkasslage angeordnet sind. Hierdurch ist der
Luftreifen vorteilhaft für den Einsatz als Hinterrad in Bezug auf die Schräglaufsteife
weicher ausgeführt.
[0017] Die Erfindung wird nun anhand einer Zeichnung, die ein schematisches Ausführungsbeispiel
der Erfindung darstellt, näher beschrieben.
[0018] Dabei zeigt die einzige Figur einen Querschnitt durch einen erfindungsgemäßen Motorradreifen
1. Der Motorradreifen weist eine Querschnittshöhe SH von 90% und eine Breite TW von
100 mm auf, so wie es bei Motorradreifen für Youngtimer-Motorräder üblich ist.
[0019] Der Motorradreifen 1 weist eine einlagige Karkasse 2, Wulstbereiche 3 mit Wulstkernen
4 und Kernreitern 5, Seitenwände 6, eine Gürtellage 7 und einen Laufstreifen auf,
welcher aus einem bei Geradeausfahrt mit dem Untergrund in Kontakt tretenden Kronenbereich
und aus zwei Schulterbereichen besteht. Die Gürtellage 7 ist eine 0°-Gürtellage und
die Karkasse 2 eine Radialkarkasse, deren Festigkeitsträger einen Winkel zwischen
60° und 90°, hier 75° mit der Reifenumfangsrichtung einschließen. Die 0°-Gürtellage
besteht aus einem gummierten Festigkeitsträger, welcher in etwa in 0°-Richtung, also
etwa in Umfangsrichtung des Reifens, spiralig aufgespult ist. Der gummierte Festigkeitsträger
ist ein 3x4x0.20 HE Stahlcord. Ein Breaker 9 ist zwischen der Karkasse 2 und der 0°-Gürtellage
7 angeordnet. Die axiale Breite des Breakers 9 ist größer als die der 0°-Gürtellage
7. Der Breaker 9 weist Festigkeitsträger auf, welche in etwa in dem gleichen Winkel
wie die Karkassfestigkeitsträger in Bezug auf die Umfangsrichtung orientiert sind,
jedoch zu den letztgenannten kreuzend angeordnet sind. Im Wulstbereich 3 ist ein Flipper
10 angeordnet, dessen Festigkeitsträger ebenfalls in etwa in dem gleichen Winkel wie
die Karkassfestigkeitsträger in Bezug auf die Umfangsrichtung orientiert sind, jedoch
zu den letztgenannten kreuzend angeordnet sind.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1
- Motorradreifen
- 2
- Karkasse
- 3
- Wulstbereich
- 4
- Wulstkern
- 5
- Kernreiter
- 6
- Seitenwand
- 7
- Gürtellage
- 8
- Laufstreifen
- 9
- Breaker
- 10
- Flipper
- SH
- Reifenquerschnittshöhe
- TW
- Reifenquerschnittsbreite
1. Luftreifen (1) für ein Motorrad, insbesondere für ein Youngtimer-Motorrad, dessen
Reifen-Querschnittshöhe (SH) 90% bis 100% beträgt, dessen maximale Reifen-Breite (TW)
130 mm beträgt und wobei der Reifen (1) zumindest eine einlagige Karkasse (2), Wulstbereiche
(3) mit Wulstkernen (4), Seitenwände (6), zumindest eine Gürtellage (7) und einen
Laufstreifen (8) aufweist, welcher einen bei Geradeausfahrt mit dem Untergrund in
Kontakt tretenden Kronenbereich und zwei Schulterbereiche aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gürtellage (7) eine 0°-Gürtellage ist und dass die Karkasse (2) eine Radialkarkasse
ist, deren Festigkeitsträger einen Winkel zwischen 60° und 90°, vorzugsweise zwischen
70° und 90° mit der Reifenumfangsrichtung einschließen.
2. Luftreifen (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Karkasse zumindest im Bereich des Laufstreifens 2-lagig ausgeführt ist.
3. Luftreifen (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Breaker (9) zwischen der Karkasse (2) und der 0°-Gürtellage (7) unterhalb der
0°-Gürtellage (7) angeordnet ist, welcher eine axiale Breite aufweist, welche in etwa
gleich breit oder breiter als die 0°-Gürtellage (7) ist.
4. Luftreifen (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Breaker (9) Festigkeitsträger aufweist, welche in etwa in dem gleichen Winkel
wie die Karkassfestigkeitsträger in Bezug auf die Umfangsrichtung orientiert sind,
jedoch zu den letztgenannten kreuzend angeordnet sind.
5. Luftreifen (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine zweite Karkasslage (2) angeordnet ist, welche den gesamten Reifenquerschnitt
durchläuft.
6. Luftreifen (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Flipper (10) angeordnet ist, dessen Festigkeitsträger die Karkasslage (2) in
etwa mit dem gleichen Winkel kreuzt.
7. Luftreifen (1) nach einem oder mehreren der Ansprüche 1- 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine 2-lagige Karkasse (2) angeordnet ist, deren Festigkeitsträger einen Winkel von
mindestens 60° oder mehr mit der Reifenumfangsrichtung einschließen.
8. Luftreifen (1) für ein Motorradvorderrad nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche 2 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass die 2-lagige Karkasse (2) derart ausgeführt ist, dass die Festigkeitsträger der einen
Karkasslage (2) kreuzend zu den Festigkeitsträgern der anderen Karkasslage (2) angeordnet
sind.
9. Luftreifen für ein Motorradhinterrad nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche
2 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass die 2-lagige Karkasse (2) derart ausgeführt ist, dass die Festigkeitsträger der einen
Karkasslage (2) parallel zu den Festigkeitsträgern der anderen Karkasslage (2) angeordnet
sind.