[0001] Die Erfindung betrifft eine verbesserte Nickel-Basis Superlegierung zur Herstellung
von Bauteilen mit kolumnaren Körnern.
[0002] Zur Steigerung der Leistung und Erzielung eines höheren Wirkungsgrades für Gasturbinen
werden die thermo-mechanischen und oxidativen Beanspruchungen an die Turbinenschaufeln
im Betrieb immer höher. Dies erfordert einerseits eine höhere Komplexität der Bauteile
für eine bessere Kühlung vor allem in Kühlgaskanal und andererseits immer hochfestere
Gusslegierungen. Dies geht mit den Forderungen für gute Herstellbarkeit, vor allem
beim Gießen und vertretbaren Legierungskosten einher.
[0003] Aktuell kommen in den Industrie-Gasturbinen für die Laufschaufeln der ersten beiden
Stufen einkristalline Werkstoffe (SX) (wie z.B. der Werkstoff PWA 1483, CMSX-4) bzw.
gerichtete erstarrte Werkstoffe (DS) (wie z.B. der Werkstoff Alloy 247 LC DS) zum
Einsatz. Darüber hinaus sind weitere DS-Legierungen der 2. Generation (Re-Gehalt ca.
3%) für IGT Bauteile auf dem Markt verfügbar, z. B. PWA 1426, Rene 142 und CM 186
LC. Einerseits sind diese Werkstoffe wegen des hohen Re-Gehalts teuer und es kommt
wegen deren hohen Gehalt an reaktiven Elementen wie z.B. Hafnium (ca. 1.2- 1.5%) und
der langen Erstarrungszeit bei großen Laufschaufeln sowohl an der Innenoberfläche
im Kühlgaskanal als auch auf der Bauteiloberfläche zu unerwünschten und meist nicht
akzeptablen Metall-Keramikreaktionen mit der Gussform, so dass diese Werkstoffe für
große DS-Bauteile nur mit hohen Nacharbeitskosten und/oder Schrottraten verwendet
werden können.
[0004] Zusätzlich sind diese Legierungen aufgrund ihrer hohen Rhenium (Re)-Gehalte bei höheren
Betriebstemperaturen und langen Laufzeiten unter Kriechbelastung zusätzlich anfällig
für die Bildung von Sprödphasen. Zusätzlich haben diese DS-Werkstoffe der 2. Generation
eine höhere Dichte als die der 1. Generation (ohne Re) und weisen meistens ein nicht
ausreichendes Wärmebehandlungsfenster (Lösungsglühfenster) auf, was die Rekristallisations-
und Anschmelzgefahr während der notwendigen Lösungsglühung erhöht und damit zu einer
größeren Schrottrate führt.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung ist daher die oben genannte Probleme zu lösen.
[0006] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Legierung gemäß Anspruch 1 und einem Bauteil gemäß
Anspruch 8.
[0007] In den Unteransprüchen sind weitere vorteilhafte Maßnahmen aufgelistet, die beliebig
miteinander kombiniert werden können, um weitere Vorteile zu erzielen.
[0008] Durch eine gezielte Legierungselementkombination ist einerseits eine hochfeste DS-Legierung
mit ähnlichen thermomechanischen Eigenschaften wie die der 2. Generation DS Legierungen
entwickelt worden. Andererseits wurde auch eine verbesserte Herstellbarkeit (Gießbarkeit),
höhere Phasenstabilität, geringere Dichte, ein ausreichendes Wärmebehandlungsfenster
zur Vermeidung von Rekristallisation und Anschmelzung (Lösungsglühung) und ein geringeren
Preis (Re-Gehalt kleiner 3%) erreicht. Verglichen mit dem Festigkeitspotential bekannter
DS-Legierungen weist diese Erfindung eine höhere Festigkeit als die Legierung Alloy
247 LC DS auf und das Festigkeitspopotenzial des CM 186 LC wird erreicht, wobei jedoch
deren negative Eigenschaften vermieden werden. Das Festigkeitspotenzial kommt sogar
nahe an die der der SX-Legierung PWA 1484 (2. Generation SX mit 3% Re) heran.
[0009] Daneben sind auch die Elemente, die die Korngrenzenfestigkeit bei DS-Legierungen
beeinflussen, optimal eingestellt.
Vorteile:
[0010]
- hohe Gefügefestigkeit/Korngrenzenfestigkeit bis zu hohen Temperaturen - dadurch geringere
Kühlung und somit geringerer Kühlluftverbrauch bei einer Turbinenschaufel möglich
- gute Gießbarkeit - dadurch hohe Ausbringrate - dadurch geringerer Preis
- hohe Phasenstabilität während des GT-Betriebs- dadurch hohe Lebensdauer - dadurch
geringere Life-Cycle-Kosten
- relativ geringe Dichte gegenüber DS-Legierungen der 2. Generation - dadurch geringere
spezifische Kriechbelastung - dadurch höhere Temperaturbelastung und/oder längere
Lebensdauer möglich
- gute Oxidationsbeständigkeit bei erhöhten Temperaturen - dadurch gute Notlaufeigenschaften
bei Beschichtungsverlust sowie keine Innenalitierung erforderlich - dadurch geringere
First Time- und Life-Cycle-Kosten
- geringerer Werkstoffpreis im Bereich der 2. Generation DS-Legierungen - dadurch günstigerer
Bauteilpreis - dadurch Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit
- ausreichendes Wärmebehandlungsfenster - dadurch Reduzierung der Rekristallisations-
und Anschmelzgefahr (Ausschuss) bei gleichzeitig optimaler Mikrogefügeeinstellung
bei der Lösungsglühung.
[0011] Der erfinderische Schritt ist eine neue DS-Legierung mit einer optimalen Einstellung
der Re-, Ta-, Ti-, Hf-, C-, B-, Zr- Gehalte, um die o. a. Vorteile zu erreichen:
Nickelbasierte Legierung,
die aufweist (in Gew.-%):
Kobalt (Co) |
9% - 11%, insbesondere 10% |
Chrom (Cr) |
4% - 6%, insbesondere 5% |
Molybdän (Mo) |
1,7% - 2,1%, insbesondere 1,9% |
Wolfram (W) |
5,5% - 6,3%, insbesondere 5,9% |
Tantal (Ta) |
6,8% - 7,6%, insbesondere 7,2% |
Titan (Ti) |
0,8% - 1,2%, insbesondere 1,0% |
Aluminium (Al) |
5,4% - 5,9%, insbesondere 5,6% |
Rhenium (Re) |
1,8% - 2,2%, insbesondere 2,0% |
Hafnium (Hf) |
0,008% - 0,12%, insbesondere 0,10% |
Bor (B) |
0,006% bis 0,01%, insbesondere 0,008% |
Kohlenstoff (C) |
0,13% bis 0,15%, insbesondere 0,12% |
Zirkon (Zr) |
0,004% - 0,006%, insbesondere 0,005%. |
Vorteilhafterweise kann auf Niob (Nb) und/oder Silizium (Si) und/oder Gallium (Ga)
und/oder Germanium (Ge) verzichtet werden.
[0012] Der Tantalgehalt (Ta) wird so gering wie möglich gehalten, da er die γ'-Lösungsglühungstemperatur
erhöht und die Schmelztemperatur senkt sowie schädliche TCP-Phasen stabilisiert. Der
Molybdängehalt (Mo) wird ebenfalls so gering wie möglich gehalten, da Molybdän die
γ'-Lösungsglühungstemperatur erhöht sowie die schädlichen TCP-Phasen stabilisiert.
[0013] Titan (Ti) wird als Ersatz von Tantal (Ta) eingesetzt. Es trägt zur γ'-Bildung bei
und reduziert die γ'-Lösungsglühungstemperatur, was das Lösungsglühfenster vergrößert.
[0014] Bor, Kohlenstoff, Hafnium und Zirkon werden als Korngrenzenstabilisatoren in einem
ausgewogenen Verhältnis als Mikrolegierungselemente zugesetzt. Damit werden die Korngrenzen
bei hohen Temperaturen stabiler gegen Heißrissbildung, ohne die schädliche Wirkung
dieser Elemente bei höheren Gehalten zum Tragen zu bringen.
[0015] Es zeigen
- Figur 1
- eine Turbinenschaufel.
[0016] Die Figur 1 zeigt in perspektivischer Ansicht eine Laufschaufel 120 oder Leitschaufel
130 einer Strömungsmaschine, die sich entlang einer Längsachse 121 erstreckt.
[0017] Die Strömungsmaschine kann eine Gasturbine eines Flugzeugs oder eines Kraftwerks
zur Elektrizitätserzeugung, eine Dampfturbine oder ein Kompressor sein.
[0018] Die Schaufel 120, 130 weist entlang der Längsachse 121 aufeinander folgend einen
Befestigungsbereich 400, eine daran angrenzende Schaufelplattform 403 sowie ein Schaufelblatt
406 und eine Schaufelspitze 415 auf.
[0019] Als Leitschaufel 130 kann die Schaufel 130 an ihrer Schaufelspitze 415 eine weitere
Plattform aufweisen (nicht dargestellt).
[0020] Im Befestigungsbereich 400 ist ein Schaufelfuß 183 gebildet, der zur Befestigung
der Laufschaufeln 120, 130 an einer Welle oder einer Scheibe dient (nicht dargestellt).
[0021] Der Schaufelfuß 183 ist beispielsweise als Hammerkopf ausgestaltet. Andere Ausgestaltungen
als Tannenbaum- oder Schwalbenschwanzfuß sind möglich.
[0022] Die Schaufel 120, 130 weist für ein Medium, das an dem Schaufelblatt 406 vorbeiströmt,
eine Anströmkante 409 und eine Abströmkante 412 auf.
[0023] Bei den Schaufeln 120, 130 werden in allen Bereichen 400, 403, 406 der Schaufel 120,
130 Superlegierungen verwendet. Die Schaufel 120, 130 kann hierbei durch ein Gussverfahren,
auch mittels gerichteter Erstarrung, durch ein Schmiedeverfahren, durch ein Fräsverfahren
oder Kombinationen daraus gefertigt sein.
[0024] Werkstücke mit einkristalliner Struktur oder Strukturen werden als Bauteile für Maschinen
eingesetzt, die im Betrieb hohen mechanischen, thermischen und/oder chemischen Belastungen
ausgesetzt sind.
[0025] Die Fertigung von derartigen einkristallinen Werkstücken erfolgt z.B. durch gerichtetes
Erstarren aus der Schmelze. Es handelt sich dabei um Gießverfahren, bei denen die
flüssige metallische Legierung zur einkristallinen Struktur, d.h. zum einkristallinen
Werkstück, oder gerichtet erstarrt.
[0026] Dabei werden dendritische Kristalle entlang dem Wärmefluss ausgerichtet und bilden
entweder eine stängelkristalline Kornstruktur (kolumnar, d.h. Körner, die über die
ganze Länge des Werkstückes verlaufen und hier, dem allgemeinen Sprachgebrauch nach,
als gerichtet erstarrt bezeichnet werden) oder eine einkristalline Struktur, d.h.
das ganze Werkstück besteht aus einem einzigen Kristall. In diesen Verfahren muss
man den Übergang zur globulitischen (polykristallinen) Erstarrung meiden, da sich
durch ungerichtetes Wachstum notwendigerweise transversale und longitudinale Korngrenzen
ausbilden, welche die guten Eigenschaften des gerichtet erstarrten oder einkristallinen
Bauteiles zunichte machen.
[0027] Ist allgemein von gerichtet erstarrten Gefügen die Rede, so sind damit sowohl Einkristalle
gemeint, die keine Korngrenzen oder höchstens Kleinwinkelkorngrenzen aufweisen, als
auch Stängelkristallstrukturen, die wohl in longitudinaler Richtung verlaufende Korngrenzen,
aber keine transversalen Korngrenzen aufweisen. Bei diesen zweitgenannten kristallinen
Strukturen spricht man auch von gerichtet erstarrten Gefügen (directionally solidified
structures).
[0029] Ebenso können die Schaufeln 120, 130 Beschichtungen gegen Korrosion oder Oxidation
aufweisen, z. B. (MCrAlX; M ist zumindest ein Element der Gruppe Eisen (Fe), Kobalt
(Co), Nickel (Ni), X ist ein Aktivelement und steht für Yttrium (Y) und/oder Silizium
und/oder zumindest ein Element der Seltenen Erden, bzw. Hafnium (Hf)). Solche Legierungen
sind bekannt aus der
EP 0 486 489 B1,
EP 0 786 017 B1,
EP 0 412 397 B1 oder
EP 1 306 454 A1.
[0030] Die Dichte liegt vorzugsweise bei 95% der theoretischen Dichte.
[0031] Auf der MCrAlX-Schicht (als Zwischenschicht oder als äußerste Schicht) bildet sich
eine schützende Aluminiumoxidschicht (TGO = thermal grown oxide layer).
[0032] Vorzugsweise weist die Schichtzusammensetzung Co-30Ni-28Cr-8Al-0,6Y-0,7Si oder Co-28Ni-24Cr-10Al-0,6Y
auf. Neben diesen kobaltbasierten Schutzbeschichtungen werden auch vorzugsweise nickelbasierte
Schutzschichten verwendet wie Ni-10Cr-12Al-0,6Y-3Re oder Ni-12Co-21Cr-11Al-0,4Y-2Re
oder Ni-25Co-17Cr-10A1-0,4Y-1,5Re.
[0033] Auf der MCrAlX kann noch eine Wärmedämmschicht vorhanden sein, die vorzugsweise die
äußerste Schicht ist, und besteht beispielsweise aus ZrO
2, Y
2O
3-ZrO
2, d.h. sie ist nicht, teilweise oder vollständig stabilisiert durch Yttriumoxid und/oder
Kalziumoxid und/oder Magnesiumoxid.
[0034] Die Wärmedämmschicht bedeckt die gesamte MCrAlX-Schicht. Durch geeignete Beschichtungsverfahren
wie z.B. Elektronenstrahlverdampfen (EB-PVD) werden stängelförmige Körner in der Wärmedämmschicht
erzeugt.
[0035] Andere Beschichtungsverfahren sind denkbar, z.B. atmosphärisches Plasmaspritzen (APS),
LPPS, VPS oder CVD. Die Wärmedämmschicht kann poröse, mikro- oder makrorissbehaftete
Körner zur besseren Thermoschockbeständigkeit aufweisen. Die Wärmedämmschicht ist
also vorzugsweise poröser als die MCrAlX-Schicht.
[0036] Wiederaufarbeitung (Refurbishment) bedeutet, dass Bauteile 120, 130 nach ihrem Einsatz
gegebenenfalls von Schutzschichten befreit werden müssen (z.B. durch Sandstrahlen).
Danach erfolgt eine Entfernung der Korrosions- und/oder Oxidationsschichten bzw. -produkte.
Gegebenenfalls werden auch noch Risse im Bauteil 120, 130 repariert. Danach erfolgt
eine Wiederbeschichtung des Bauteils 120, 130 und ein erneuter Einsatz des Bauteils
120, 130.
[0037] Die Schaufel 120, 130 kann hohl oder massiv ausgeführt sein. Wenn die Schaufel 120,
130 gekühlt werden soll, ist sie hohl und weist ggf. noch Filmkühllöcher 418 (gestrichelt
angedeutet) auf.
1. Nickelbasierte DS-Legierung für gerichtete Erstarrung, die aufweist (in Gew.-%):
Kobalt (Co) |
9% - 11%, insbesondere 10%, |
Chrom (Cr) |
4% - 6%, insbesondere 5%, |
Molybdän (Mo) |
1,7% - 2,1%, insbesondere 1,9%, |
Wolfram (W) |
5,5% - 6,3%, insbesondere 5,9%, |
Tantal (Ta) |
6,8% - 7,6%, insbesondere 7,2%, |
Titan (Ti) |
0,8% - 1,2%, insbesondere 1,0%, |
Aluminium (Al) |
5,4% - 5,9%, insbesondere 5,6%, |
Rhenium (Re) |
1,8% - 2,2%, insbesondere 2,0%, |
Hafnium (Hf) |
0,008% - 0,12%, insbesondere 0,10%, |
Bor (B) |
0,006% bis 0,01%, insbesondere 0,008%, |
Kohlenstoff (C) |
0,13% bis 0,15%, insbesondere 0,12%, |
Zirkon (Zr) |
0,004% - 0,006%, insbesondere 0,005%. |
2. Legierung nach Anspruch 1,
die nickelbasiert ist,
insbesondere als Rest Nickel aufweist.
3. Legierung nach einem der beiden Ansprüche 1 oder 2, die kein Niob (Nb) aufweist.
4. Legierung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1, 2 oder 3,
die kein Ruthenium (Ru) aufweist.
5. Legierung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1, 2, 3 oder 4,
die aus den Elementen Nickel, Kobalt, Chrom, Molybdän, Wolfram, Tantal, Titan, Aluminium,
Rhenium, Hafnium, Bor, Kohlenstoff und Zirkon besteht.
6. Legierung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1, 2, 3 oder 4,
die kein Silizium (Si) aufweist.
7. Legierung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
die kein Gallium (Ga) und/oder kein Germanium (Ge) aufweist.
8. Bauteil mit einer Legierung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche.
9. Bauteil nach Anspruch 8,
mit kolumnar erstarrten Körnern.