[0001] Die Erfindung betrifft eine Allwettertrittschicht, insbesondere für Reitplätze, bestehend
aus einer sich selbst verdichtenden Aufschüttung auf einem stabilen Untergrund, wobei
die Aufschüttung Flächenstücke in Form von Flocken oder Schnitzeln enthält und die
Flocken oder Schnitzel auf einer synthetischen Teppichgewebeschicht basieren, gemäß
Patentanspruch 1, sowie einen Reitplatzaufbau mit einer Allwettertrittschicht nach
Anspruch 7.
[0002] Aus der
DE 2 208 538 A1 sind Trittschichten aus Lederabfällen vorbekannt. Leder ist ein verrottendes Material
und wird durch tierische Exkremente angegriffen. Eine Trittschicht aus Ledermaterial
ist damit wartungs- und pflegeintensiv und letztendlich mit hohen Kosten und Arbeitsaufwendungen
verbunden.
[0003] Trittschichten für Reitplätze nach
DE 38 43 974 A1 können aus Sand und zur Lockerung beigemischten Schnitzelmaterial bestehen, wobei
das Schnitzelmaterial auf einen zerkleinerten Textilverbundstoff zurückgeht. Die höhere
Masse des Sandmaterials lagert sich jedoch zur Trittschichtunterseite ab mit der Folge,
dass die Schnitzel aus Textilverbundstoff über den Sand rollen mit einer sich ergebenden
Unfallgefahr für Reiter und Pferd.
[0004] Die gattungsbildende
DE 101 47 676 C1 offenbart eine Allwettertrittschicht insbesondere für Reitplätze aus lockerer Aufschüttung
auf einer beliebigen festen, ausreichend griffigen und rauen Unterlage. Die Trittschicht
umfasst unregelmäßig geformte Flächenstücke mit einer gewünschten Neigung zum Verfilzen.
Die Aufschüttung selbst besteht aus nicht hygroskopischen, gewebeartigen, faserigen,
vollsynthetischen Schnitzeln einer Teppichgewebeschicht.
[0005] Die Kanten der Teppichgewebeschichtschnitzel weisen eine Rissstruktur auf, so dass
sich die Verfilzung im Betrieb einer Reitplatzanlage mit einer derartigen Trittschicht
einstellt.
[0006] Bei einer Ausführungsform nach
DE 101 47 676 C1 sind die Teppichschnitzel polygonal geformt und weisen Abmessungen von 1 cm bis 10
cm in Länge bzw. Breite auf. In der lockeren Aufschüttung liegen die Schnitzel in
lateraler Richtung zueinander ungeordnet, legen sich jedoch vertikal geordnet und
sich im Allgemeinen teilweise überlappend mit ihren Flächen zueinander, so dass sich
in Draufsicht quasi das Bild eines ungeordneten Mosaiks aus Teppichschnitzeln ergibt.
Die fortgesetzte Beanspruchung der Aufschüttung führt zu dem Verfilzen der Teppichschnitzel
untereinander.
[0007] Das für die Allwettertrittschicht genutzte Rohmaterial stammt aus Stanzabfällen bei
der Herstellung von textilen Verkleidungsteilen in der Zulieferindustrie der Automobilproduktion.
Die Stanzabfälle weisen einen Teppichflor auf und eine mit diesem verbundene Unterschicht.
[0008] Bei der in der Praxis umgesetzten Allwettertrittschicht nach
DE 101 47 676 C1 weisen die produzierten Flocken oder Schnitzel aufgrund ihrer Herstellung eine im
Wesentlichen gleiche Flächengröße auf.
[0009] Es hat sich gezeigt, dass insbesondere bei den üblicherweise nahezu kreisrunden Flocken
oder Schnitzeln die seitliche Berührung der einzelnen Flächenstücke nur punktuell
stattfindet, was zu einer nicht ausreichenden Stabilität der Trittschicht in horizontaler
Richtung führt.
[0010] Insbesondere beim Ausüben des Springreitsports verbleibt nicht genügend Halt für
das Pferd mit der Folge einer nicht vertretbaren Unfall- bzw. Verletzungsgefahr.
[0011] Weiterhin hat sich gezeigt, dass bei größeren Schütthöhen der Allwettertrittschicht
nach
DE 101 47 676 C1 sich keine dichte Masse mehr ausbildet. Die bei der Nutzung eines derartig ausgebildeten
Reitplatzes auftretenden Kräfte in vertikaler Richtung genügen offensichtlich nicht,
um, wiederum vertikal betrachtet, die gewünschte Verfestigung zu bewirken. Es müssten
also hier aufwendige Walzverfahren zum Einsatz kommen, was jedoch in vielen Fällen
aufgrund der örtlichen Gegebenheiten unmöglich ist und darüber hinaus zu nicht vertretbaren
bzw. akzeptierten Kosten führt.
[0012] Aus dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, eine weiterentwickelte Allwettertrittschicht,
insbesondere für Reitplätze, bestehend aus einer sich selbst verdichtenden Aufschüttung
auf einem stabilen Untergrund anzugeben, wobei die zu schaffende Allwettertrittschicht
insbesondere in horizontaler Richtung über eine sehr hohe Stabilität verfügen soll.
[0013] Weiterhin soll die Aufschüttung der Allwettertrittschicht auch in vertikaler Richtung,
insbesondere bei größeren Schütthöhen sich stabil verdichten, und zwar ohne dass mechanische
Hilfsmittel zur Anwendung kommen.
[0014] Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt durch die Allwettertrittschicht gemäß
der Merkmalskombination nach Patentanspruch 1 sowie durch ein Reitplatzsystem mit
einer derartigen Allwettertrittschicht gemäß der Merkmalskombination nach Patentanspruch
7, wobei die Unteransprüche mindestens zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen
darstellen.
[0015] Es wird demnach von einer Allwettertrittschicht, insbesondere für Reitplätze, ausgegangen,
bestehend aus einer sich selbst verdichtenden Aufschüttung auf einem stabilen Untergrund,
z.B. Schotter, wobei die Aufschüttung Flächenstücke in Form von Flocken oder Schnitzeln
enthält und die Flocken oder Schnitzel auf einer synthetischen Teppichgewebeschicht
basieren.
[0016] Das Ausgangsmaterial zur Bildung der Flocken oder Schnitzel kann demjenigen entsprechen,
wie in der
DE 101 47 676 C1 geschildert.
[0017] Erfindungsgemäß weist die Aufschüttung Flächenstücke auf, welche statistisch verteilt
mindestens eine Teilmenge einer ersten durchschnittlichen Flächengröße und mindestens
eine Teilmenge einer zweiten durchschnittlichen Flächengröße bilden.
[0018] Die Teilmengen umfassen hierbei eine annähernd gleich große Anzahl von einzelnen
Flächenstücken.
[0019] Weiterhin erfindungsgemäß entspricht die erste durchschnittliche Flächengröße dem
1,5- bis 5,5-Fachen der zweiten durchschnittlichen Flächengröße.
[0020] Durch die bewusste unterschiedliche Größe der Flächenstücke und der Größenverteilung
tritt eine seitliche Berührung der Flächenstücke der Aufschüttung nicht mehr lediglich
punktuell, sondern über größere Randbereiche der Flächenabschnitte statt. Kleinere
Flocken oder Schnitzel können sich verdichtend und versteifend in Zwischenräume legen,
die von größeren Flächenstücken herrühren.
[0021] Aufgrund dieser vorstehend geschilderten Verfahrensweise ergibt sich eine bessere
horizontale Versteifung und eine höhere diesbezügliche Stabilität der Allwettertrittschicht.
[0022] Die Aufschüttung kann darüber hinaus mindestens eine weitere Teilmenge von Flächenstücken
aufweisen, deren Flächengröße im Wesentlichen dem Mittelwert aus der ersten und zweiten
durchschnittlichen Flächengröße entspricht.
[0023] Die Schnitzel oder Flocken der erfindungsgemäßen Aufschüttung besitzen beispielhaft
einen Durchmesser von im Wesentlichen 0,5 cm bis 10,0 cm, insbesondere 0,8 cm bis
5,0 cm.
[0024] Die Durchmesserangabe ist hier approximiert zu verstehen auch für den Fall, dass
die einzelnen Flächenstücke nicht tatsächlich vollständig kreisrund sind.
[0025] Gemäß einem weiteren Grundgedanken der Erfindung werden die Flächenstücke einseitig
mit einer masseerhöhenden Schwerfolienbeschichtung versehen.
[0026] Die Schwerfolienbeschichtung kann hier aus einem flüssig aufgebrachten Polypropylen
bestehen.
[0027] Die Schwerfolienbeschichtung liegt gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
im Bereich von ca. 1,5 kg/m
2 bis 3,0 kg/m
2 Teppichgewebe.
[0028] Durch die Schwerfolienbeschichtung erhalten die einzelnen Flächenstücke eine wesentlich
größere Masse, ohne dass die ansonsten für das Verfilzen und Verdichten gewünschten
Eigenschaften einer nachteiligen Veränderung unterliegen. Hierdurch kann auch bei
größeren Schütthöhen von mehr als 15 cm eine gewünschte vertikale Verdichtung der
Flächenstücke eintreten, so dass sich eine feste Matte bildet.
[0029] Die Schwerfolie bleibt erfindungsgemäß bis zu einer Schichtdicke oder Länge von 3,5
kg/m
2 Teppichfläche ausreichend elastisch, um die Verformungsbewegung der Flächenstücke
beim Verdichten und beim Betrieb eines diesbezüglich ausgestatteten Reitplatzes nicht
zu behindern.
[0030] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung besteht in einem Reitplatzaufbau auf
der Basis der vorgestellten Allwettertrittschicht.
[0031] Dabei wird zunächst auf einer eingeebneten Bodenfläche eine Tragschicht z.B. aus
Schotter in bekannter Weise aufgebracht. Die Tragschicht nimmt nun die Allwettertrittschicht
mit den erfindungsgemäßen Flächenstücken in der beschriebenen Konfiguration auf. Auf
die Allwettertrittschicht wird eine wasserdurchlässige Matte, z.B. eine mit Öffnungen
versehene Gummimatte aufgebracht.
[0032] Die wasserdurchlässige Matte bildet nun eine Basis für eine Sanddeckschicht als Tretschicht.
[0033] Der so erhaltene Reitplatzaufbau wird von Reiter und Pferd als sehr angenehm empfunden,
und zwar bedingt durch die elastische, schwingende Schicht gemäß den erfindungsgemäßen
Merkmalen.
[0034] Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden.
[0035] Gemäß dem Ausführungsbeispiel der Erfindung werden aus Teppichabfällen mit Hilfe
eines Schredders definierte Mengen unterschiedlich großer Flocken oder Schnitzel mit
Größen von z.B. von 0,8 cm bis 5,0 cm Durchmesser hergestellt. Dabei wird der Schredder
und ein mit diesem verbundenes Sieb so eingestellt, dass die entsprechenden Flocken
oder Schnitzelgrößen in der notwendigen Verhältnismenge gefertigt werden können.
[0036] Es hat sich hierbei gezeigt, dass im Übergangsbereich der Sieblöcher einer Sieblinie
sich eine Vermischung einstellt, so dass auch Zwischengrößen von Flocken oder Schnitzeln
anfallen. Letztendlich ergibt sich durch die unterschiedlich hinsichtlich ihrer Flächengröße
ausgebildeten Flocken oder Schnitzel bei dem Erstellen eines Reitplatzbelags die gewünschte
stabile und schubfeste Matte.
[0037] Zur weiteren Verbesserung des Reitplatzaufbaus und dem Ziel einer vergrößerten Schütthöhe
findet eine gezielte Masseerhöhung der Rohware vor deren Zerkleinerung statt.
[0038] Bei einem Ausführungsbeispiel erfolgt ein Beschichten der Rückseite des Teppichausgangsmaterials
mit einer Schwerfolie.
[0039] Dabei wird als Schwerfolie eine flüssige Polypropylenschicht in gewünschter Stärke
auf der Unterseite des Teppichmaterials z.B. durch Spritzen aufgebracht.
[0040] Die Schwerfolienbeschichtung bleibt bis zu einer Stärke von ca. 3,5 kg/m
2 Teppichfläche elastisch genug, um sich den Anwendungserfordernissen genügend verformen
zu können. Ein Durchtreten der aus einer solchen Schüttung gebildeten Allwettertrittschicht
ist wirksam verhindert.
[0041] Gemäß einem Ausführungsbeispiel werden bei Dressurplätzen ca. 1,5 kg Schwerfolie
je m
2 Teppichfläche und bei Springplätzen ca. 3 kg Schwerfolie je m
2 Teppichfläche aufgebracht.
[0042] Die Flächenstücke für die Aufschüttung werden lose auf dem zu erstellenden Reitplatz
aufgebracht und können bei Bedarf zur schnelleren Ausbildung einer durchgängigen Matte
mit einer sogenannten Schaffußwalze verdichtet werden.
[0043] Bei einem beispielhaften Reitplatzaufbau wird zunächst der vor Ort vorhandene Bodenbereich
begradigt und darauf eine Tragschicht von z.B. aus Schotter mit entsprechender Korngröße
aufgebracht.
[0044] Auf die so vorbereitete Fläche wird dann das Aufschütten der erfindungsgemäßen Flocken
oder Schnitzel mit der definierten Flächengrößenverteilung vorgenommen. Als Trenn-
oder zweite Tragschicht wird die Flocken/Schnitzelschicht mit einer wasserdurchlässigen
Gummimatte abgedeckt, die wiederum eine Sandschicht als eigentliche Tretschicht aufnimmt.
[0045] Bei diesem Aufbau kann eine ungehinderte Wasserabfuhr erfolgen, bei Bedarf die Sandschicht
erneuert werden und es weist ein solcher Reitplatzaufbau die für Reiter und Pferd
angenehme Elastizität auf.
1. Allwettertrittschicht, insbesondere für Reitplätze, bestehend aus einer sich selbst
verdichtenden Aufschüttung auf einem stabilen Untergrund, wobei die Aufschüttung Flächenstücke
in Form von Flocken oder Schnitzeln enthält und die Flocken oder Schnitzel auf einer
synthetischen Teppichgewebeschicht basieren,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aufschüttung Flächenstücke aufweist, welche statistisch verteilt mindestens eine
Teilmenge einer ersten durchschnittlichen Flächengröße und mindestens eine Teilmenge
einer zweiten durchschnittlichen Flächengröße bilden, wobei die Teilmengen eine annähernd
gleich große Anzahl von Flächenstücken umfassen und die erste durchschnittliche Flächengröße
dem 1,5- bis 5,5-Fachen der zweiten durchschnittlichen Flächengröße entspricht.
2. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aufschüttung eine weitere Teilmenge von Flächenstücken aufweist, deren Flächengröße
im Wesentlichen dem Mittelwert aus der ersten und der zweiten durchschnittlichen Flächengröße
entspricht.
3. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schnitzel oder Flocken einen Durchmesser von im Wesentlichen 0,5 cm bis 10,0 cm,
insbesondere 0,8 cm bis 5,0 cm besitzen.
4. Allwettertrittschicht nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Flächenstücke einseitig mit einer masseerhöhenden Schwerfolienbeschichtung versehen
sind.
5. Allwettertrittschicht nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schwerfolienbeschichtung aus Polypropylen besteht.
6. Allwettertrittschicht nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schwerfolienbeschichtung im Bereich von ca. 1,5 kg/m2 bis 3,0 kg/m2 Teppichgewebe liegt.
7. Reitplatzaufbau mit einer Allwettertrittschicht nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
auf einer eingeebneten Bodenfläche eine Tragschicht aufgebracht ist, die Tragschicht
die Allwettertrittschicht aufnimmt, welche von einer wasserdurchlässigen Matte abgedeckt
ist, sowie weiterhin auf der wasserdurchlässigen Matte eine Sandschicht angeordnet
ist.
8. Reitplatzaufbau nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Tragschicht Gesteinsschotter enthält oder aus einem Schottermaterial besteht.
9. Reitplatzaufbau nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die als Zwischenschicht ausgebildete Allwettertrittschicht eine Schichtdicke von mehreren
Zentimetern bis mehreren Dezimetern besitzt.