[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0003] Das Destilliersäulen-System der Erfindung kann als Zwei-Säulen-System (zum Beispiel
als klassisches Linde-Doppelsäulensystem), oder auch als Drei- oder Mehr-Säulen-System
ausgebildet sein. Es kann zusätzlich zu den Kolonnen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
weitere Vorrichtungen zur Gewinnung hochreiner Produkte und/oder anderer Luftkomponenten,
insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine Argongewinnung und/oder
eine Krypton-Xenon-Gewinnung
[0004] Bei dem Prozess wird ein flüssig auf Druck gebrachter Sauerstoff-Produktstrom gegen
einen Wärmeträger verdampft und schließlich als gasförmiges Druckprodukt gewonnen.
Diese Methode wird auch als Innenverdichtung bezeichnet. Sie dient zur Gewinnung von
Drucksauerstoff. Für den Fall eines überkritischen Drucks findet kein Phasenübergang
im eigentlichen Sinne statt, der Produktstrom wird dann "pseudo-verdampft".
[0005] Gegen den (pseudo-)verdampfenden Produktstrom wird ein unter hohem Druck stehender
Wärmeträger verflüssigt (beziehungsweise pseudo-verflüssigt, wenn er unter überkritischem
Druck steht). Der Wärmeträger wird häufig durch einen Teil der Luft gebildet, im vorliegenden
Fall von dem "zweiten Teilstrom" der verdichteten Einsatzluft.
[0006] Innenverdichtungsverfahren sind zum Beispiel bekannt aus
DE 830805,
DE 901542 (=
US 2712738/
US 2784572),
DE 952908,
DE 1103363 (=
US 3083544),
DE 1112997 (=
US 3214925),
DE 1124529,
DE 1117616 (=
US 3280574),
DE 1226616 (=
US 3216206),
DE 1229561 (=
US 3222878),
DE 1199293,
DE 1187248 (=
US 3371496),
DE 1235347,
DE 1258882 (=
US 3426543),
DE 1263037 (=
US 3401531),
DE 1501722 (=
US 3416323),
DE 1501723 (=
US 3500651),
DE 253132 (=
US 4279631),
DE 2646690,
EP 93448 B1 (=
US 4555256),
EP 384483 B1 (=
US 5036672),
EP 505812 B1 (=
US 5263328),
EP 716280 B1 (=
US 5644934),
EP 842385 B1 (=
US 5953937),
EP 758733 B1 (=
US 5845517),
EP 895045 B1 (=
US 6038885),
DE 19803437 A1,
EP 949471 B1 (=
US 6185960 B1),
EP 955509 A1 (=
US 6196022 B1),
EP 1031804 A1 (=
US 6314755),
DE 19909744 A1,
EP 1067345 A1 (=
US 6336345),
EP 1074805 A1 (=
US 6332337),
DE 19954593 A1,
EP 1134525 A1 (=
US 6477860),
DE 10013073 A1,
EP 1139046 A1,
EP 1146301 A1,
EP 1150082 A1,
EP 1213552 A1,
DE 10115258 A1,
EP 1284404 A1 (=
US 2003051504 A1),
EP 1308680 A1 (=
US 6612129 B2),
DE 10213212 A1,
DE 10213211 A1,
EP 1357342 A1 oder
DE 10238282 A1 DE 10302389 A1,
DE 10334559 A1,
DE 10334560 A1,
DE 10332863 A1,
EP 1544559 A1,
EP 1585926 A1,
DE 102005029274 A1 EP 1666824 A1,
EP 1672301 A1,
DE 102005028012 A1,
WO 2007033838 A1,
WO 2007104449 A1,
EP 1845324 A1,
DE 102006032731 A1,
EP 1892490 A1,
DE 102007014643 A1, A1,
EP 2015012 A2,
EP 2015013 A2,
EP 2026024 A1,
WO 2009095188 A2 oder
DE 102008016355 A1.
[0007] Neben dem Drucksauerstoffprodukt können andere typische Luftzerlegungsprodukte in
Form von innenverdichteten, flüssigen oder gasförmigen Strömen gewonnen werden.
[0008] Das "Hauptwärmetauscher-System" dient zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem
Wärmeaustausch mit Rückströmen aus dem Destilliersäulen-System. Es kann aus einem
oder mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet
sein, zum Beispiel aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken.
[0009] Das Verfahren der Erfindung gehört zur Klasse der Hochdruckverfahren, bei der die
Gesamtluft in einem Hauptluftverdichter auf deutlich über Hochdrucksäulendruck verdichtet
wird. Das System kommt insbesondere mit einer einzigen extern angetriebenen Maschine,
eben diesem Hauptluftverdichter, aus.
[0010] Besonders effizient ist die Konfiguration, bei welcher die verdichtete gekühlte und
gereinigte Luft in zwei Ströme aufgeteilt wird - Turbinenstrom ("zweiter Teilstrom")
und Drosselstrom ("erster Teilstrom"). Der Turbinenstrom wird im Wärmetauscher gekühlt
und danach in einer Turbine zum Beispiel auf den Druck der Hochdrucksäule entspannt
und in diese geleitet. Der Drosselstrom wird in einer Boosterstufe ("Nachverdichter"),
angetrieben durch die Turbine, nachverdichtet, durch den Wärmetauscher geführt und
dabei gekühlt und wird danach in das Rektifikationsteil geleitet.
[0011] Ein Verfahren der eingangs genannten Art ist aus
US 5329776 bekannt.
[0012] Es ist häufig maschinentechnisch nicht möglich, ein derartiges Verfahren zu realisieren,
besonders wenn der Drosselstrom relativ klein (weniger als 1/3 der Gesamtluft) ist
und damit der Turbinenstrom entsprechend groß wird (entsprechend größer als 2/3 der
Gesamtluft). Eine derartige Turbine ist nämlich nicht ohne Weiteres baubar, weil die
Drossel- und Turbinenmengen zu unterschiedlich und das Druckverhältnis in der Boosterstufe
zu groß wären. Auch wenn die Turbine baubar ist, führen Missverhältnisse zwischen
Booster- und Turbinen-Seite zu Wirkungsgradeinbußen, die den Gesamtwirkungsgrad der
Anlage verschlechtern.
[0013] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art und eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, die wirtschaftlich besonders günstig
sind, insbesondere auch bei einem relativ kleinen Drosselstrom ("ersten Teilstrom").
[0014] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0015] Ein Rückführstrom, der durch einen Teil des durch den Nachverdichter geführten ersten
Teilstroms der Luft (des Drosselstroms) gebildet wird, strömt im Kreis durch den Nachverdichter.
Damit wird die im Nachverdichter zu verdichtende Luftmenge vergrößert. Der Rückführstrom
wird vorzugsweise am Austritt aus dem Hauptwärmetauscher (am kalten Ende) entnommen,
in einem Drosselventil auf einen Druck entspannt, der etwas höher als der Druck vor
dem Eintritt in den Nachverdichter ist. Der entspannte Rückführstrom wird durch den
Hauptwärmetauscher geleitet und mit dem ersten Teilstrom vor Eintritt in den Nachverdichter
wieder gemischt. Diese Rezirkulation des Drosselstromes führt dazu, dass die in der
Boosterstufe (dem Nachverdichter) zu verdichtende Gasmenge größer wird, das Druckverhältnis
kleiner und die Booster- und Turbinenmenge besser zueinander passen. Somit kann eine
mit konventionellen Mitteln baubare und besonders effiziente Boosterturbine verwendet
werden.
[0016] Die Anwärmung des Rückführstroms kann bis zum warmen Ende des Hauptwärmetauschers
oder bis zu einer Zwischentemperatur durchgeführt werden.
[0017] Die Einführung des Rückführstroms in den ersten Teilstrom stromaufwärts des Nachverdichters
kann grundsätzlich auch dadurch geschehen, dass der Rückführstrom in dem Gesamtluftstrom
vor seiner Aufteilung eingeleitet wird; die "Rückführung in den ersten Teilstrom"
wird dann stromaufwärts der Abzweigung des ersten Teilstroms vom zweiten Teilstrom
durchgeführt. Vorzugsweise wird der Rückführstrom jedoch unmittelbar vor dem Nachverdichter
in den ersten Teilstrom eingeleitet.
[0018] Es erscheint zunächst unlogisch, durch das Drosselentspannen und Wiederverdichten
eines Stroms (des Rückführstroms) das Verfahren wirtschaftlich günstiger zu machen.
Im Rahmen der Erfindung hat sich jedoch überraschenderweise herausgestellt, dass die
Effizienz durch diese Maßnahme erhöht werden kann. Dies ist durch die überraschend
effiziente Entspannung im flüssigen beziehungsweise überkritischen Zustand zu erklären
und dadurch, dass die Anwärmung des Rückführstroms überraschend deutlich zur Verbesserung
des Wärmeaustauschprozesses im Hauptwärmetauscher beiträgt.
[0019] Vorzugsweise weist das System nur einen einzigen extern angetriebenen Verdichter,
den Hauptluftverdichter, und nur eine einzige Entspannungsmaschine (Turbine) auf.
Trotz dieses vergleichsweise einfachen Aufbaus ist es durch die erfindungsgemäße Verfahrensführung
sehr energieeffizient.
[0020] Die Gesamtluft wird bei der Erfindung auf einen ersten Luftdruck verdichtet, der
beispielsweise 10 bis 30 bar beträgt und vorzugsweise zwischen 10 und 20 bar liegt.
[0021] Weitere Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den abhängigen Verfahrensansprüchen
beschrieben.
[0022] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 4. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung kann durch Vorrichtungsmerkmale ergänzt werden, die den Merkmalen der
abhängigen Verfahrensansprüche entsprechen.
[0023] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung mit einer einzigen Turbine und einem
warmen Nachverdichter,
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel, bei dem der Nachverdichter als Kaltverdichter ausgebildet
ist,
- Figur 3
- ein drittes Ausführungsbeispiel mit zwei Turbinen,
- Figur 4
- eine Variante mit Abzweigung des Rückführstroms stromaufwärts des kalten Endes des
Hauptwärmetauschers und
- Figur 5
- eine weitere Variante mit Nachverdichtung der Gesamtluft.
[0024] In dem Verfahren und der Vorrichtung von Figur 1 wird atmosphärische Luft 1 über
ein Filter von einem Hauptluftverdichter 3 angesaugt und dort auf einen ersten Luftdruck
von ca. 18 bar verdichtet. Der Hauptluftverdichter weist vorzugsweise mehrere Stufen
mit Zwischenkühlung auf. Die verdichtete Gesamtluft wird anschließen in einer Vorkühleinrichtung
4 gekühlt und in einer Reinigungseinrichtung 5 gereinigt. Die gereinigte Einsatzluft
6 wird unter dem ersten Luftdruck in einen ersten Teilstrom 7 und einen zweiten Teilstrom
8 aufgeteilt. Weitere Luftteilströme, die in die Zerlegung geführt werden, gibt es
bei dem Ausführungsbeispiel nicht; die Einsatzluft wird vollständig auf den ersten
und den zweiten Teilstrom 7, 8 aufgeteilt. (Dies schließt die Verwendung kleinerer
Teile der Gesamtluft 6 für andere Zwecke nicht aus, beispielsweise als Instrumentenluft.)
In dem Ausführungsbeispiel bilden ca. 45 % der Gesamtluft 6 den ersten Teilstrom 7,
der Rest den zweiten Teilstrom 8.
[0025] Der erste Teilstrom 7 wird über Leitung 9 einem Nachverdichter 10 mit Nachkühler
11 zugeführt und dort weiter auf einen zweiten Luftdruck von ca. 28 bar verdichtet.
Der Nachverdichter 10 ist einstufig ausgebildet. Der nachverdichtete erste Teilstrom
12 wird einem Hauptwärmetauscher 13 am warmen Ende zugeleitet, dort abgekühlt und
verflüssigt und schließlich am kalten Ende über Leitung 14 wieder abgezogen. Der größte
Teil des verflüssigten ersten Teilstroms wird über Leitung 15 und Drosselventil 16
in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeführt, das
eine Hochdrucksäule 17, eine Niederdrucksäule 18 und einen Hauptkondensator 19 aufweist,
der als kondensator-Verdampfer ausgebildet ist. Die Betriebsdrücke (jeweils am Kopf)
betragen 5 bis 6 bar in der Hochdrucksäule und 1,2 bis 1,6 bar in der Niederdrucksäule.
Ein Teil der in die Hochdrucksäule 17 eingeleiteten Flüssigluft wird über Leitung
20 wieder entnommen, in einem Unterkühlungs-Gegenströmer 21 abgekühlt und über Drosselventil
22 in die Niederdrucksäule 18 eingespeist.
[0026] Der zweite Teilstrom 8 der Einsatzluft wird in dem Hauptwärmetauscher 13 lediglich
auf eine Zwischentemperatur abgekühlt. Der abgekühlte zweite Teilstrom 23 wird in
eine Entspannungsmaschine eingeführt, die hier durch eine Turbine 24 gebildet wird.
In der Turbine 24 wird der zweite Luftstrom arbeitsleistend entspannt auf etwas über
Hochdrucksäulendruck. Der entspannte zweite Teilstrom 25 wird in vollständig gasförmigem
oder im Wesentlichen vollständig gasförmigem Zustand der Hochdrucksäule unmittelbar
über dem Sumpf zugeleitet. Die Entspannungsmaschine 24 ist unmittelbar mechanisch
mit dem Nachverdichter 10 gekoppelt, insbesondere sitzen Nachverdichter und Turbine
auf einer gemeinsamen Welle.
[0027] Die Sumpfflüssigkeit 26 der Hochdrucksäule 17 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer
21 abgekühlt und über einen Argonteil 22 und die Leitungen 27, 28 und 29 in die Niederdrucksäule
18 eingeleitet. Der Argonteil 30 weist eine geteilte Rohargonsäule und eine Reinargonsäule
auf, wird von einer Argonübergangsfraktion 31 gespeist und liefert ein flüssiges Reinargonprodukt
(LAR) 32. Im Übrigen arbeitet er nach den bekannten Prinzipien.
[0028] Der Kopfstickstoff 33 der Hochdrucksäule 17 wird mindestens zu einem Teil 34 im Hauptkondensator
19 kondensiert. Der dabei gewonnene flüssige Stickstoff wird zu einem ersten Teil
36 als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 17 aufgegeben. Ein zweiter Teil 37 wird im
Unterkühlungs-Gegenströmer 21 abgekühlt und über Drosselventil 38 in den Kopf der
Niederdrucksäule 18 eingespeist. Mindestes ein Teil davon wird als flüssiger Rücklauf
in der Niederdrucksäule 18 eingesetzt.
[0029] Vom Sumpf der Niederdrucksäule 18 (deren unterer Abschnitt hier gleichzeitig den
Verdampfungsraum des Hauptkondensators 19 bildet) wird ein Sauerstoff-Produktstrom
39 flüssig abgezogen und in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck von ca. 30
bar gebracht. Der Hochdrucksauerstoff 41 wird im Hauptwärmetauscher 13 verdampft und
auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt. Über Leitung 42 wird er schließlich als innenverdichtetes
Drucksauerstoffprodukt (GOX-IC) gewonnen.
[0030] Weitere mögliche Produkte des Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
sind:
- Flüssiger Sauerstoff 43 (LOX) - Teil des Sumpf-Sauerstoffs 39 der Niederdrucksäule
18.
- Flüssiger Stickstoff 44 (LIN) - Teil des zweiten Teils 37, 38 des flüssigen Stickstoffs
35 aus dem Hauptkondensator 19.
- Innenverdichteter gasförmiger Druckstickstoff 47 (GAN-IC) - dritter Teil 45 des flüssigen
Stickstoffs 35 aus dem Hauptkondensator 19.
- Gasförmiger Druckstickstoff 49 (PGAN) direkt aus der Hochdrucksäule 17 als Teil 48
des gasförmigen Kopfstickstoffs 33 der Hochdrucksäule 17.
- Druckloser gasförmiger Stickstoff 50, 61, 62 (GAN) vom Kopf der Niederdrucksäule 18.
- Stickstoffreiches Restgas 51, 52, 53, 54 von einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule
18.
[0031] Ein Teil 60 des warmen Restgases 54 kann als Regeneriergas (Reggas) in der Reinigungseinrichtung
5 eingesetzt werden.
[0032] Außerdem kann auch das flüssige Argon 32 aus dem Argonteil 30 in einer Pumpe 55 innenverdichtet
und nach (Pseudo-)Verdampfung über Leitung 56 als gasförmiges Druckprodukt (GAR-IC)
gewonnen werden.
[0033] Erfindungsgemäß wird ein Rückführstrom 57 aus dem verflüssigten ersten Teilstrom
14 abgezweigt, hier stromabwärts des kalten Endes des Hauptwärmetauschers 12. Der
Rückführstrom 57 wird, im Kalten in einem Drosselventil 58 auf einen Druck von etwas
mehr als 18 bar entspannt, wieder dem kalten Ende des Hauptwärmetauschers zugeführt
und dort auf eine Zwischentemperatur von 260 K angewärmt. Der angewärmte Rückführstrom
59 wird schließlich dem ersten Teilstrom 7 stromaufwärts des Nachverdichters 10 zugeführt.
[0034] Der Nachverdichter 10 in Figur 1 wird im Warmen betrieben, das heißt mit einer Eintrittstemperatur,
die nicht mehr als 20 K unterhalb der Umgebungstemperatur liegt.
[0035] Figur 2 unterscheidet sich von Figur 1 dadurch, dass der Nachverdichter 110 als Kaltverdichter
betrieben wird, das heißt mit einer Eintrittstemperatur, die mehr als 20 K unterhalb
der Umgebungstemperatur liegt, in dem Beispiel bei 210. K. Entsprechend wird der Rückführstrom
159 auch bei einer niedrigeren Zwischentemperatur von ca. 205 K aus dem Hauptwärmetauscher
13 entnommen und erst stromabwärts der Abkühlung des ersten Teilstroms 107 mit diesem
vereinigt. Die Aufteilung in ersten Teilstrom 107 und zweiten Teilstrom 123 findet
hier innerhalb des Hauptwärmetauschers 13 statt. Der nachverdichtete erste Teilstrom
112 wird dem Hauptwärmetauscher 13 bei einer Zwischentemperatur zugeleitet.
[0036] Um Wärme an die Umgebung abführen zu können, ist die Entspannungsmaschine 124 nicht
nur mit dem kalten Nachverdichter 110 mechanisch gekoppelt. Auf der gemeinsamen Welle
sitzt vielmehr zusätzlich eine Ölbremse 161. (Alternativ zur Ölbremse könnte auch
ein Generator eingesetzt werden.)
[0037] In
Figur 3 wird statt der Ölbremse eine zweite Turbine 224 eingesetzt, die an einen Generator
261 gekoppelt ist. (Alternativ zum Generator kann auch eine dissipative Bremse eingesetzt
werden, zum Beispiel eine Ölbremse.) Die erste Turbine 124 ist nur mit dem kalten
Nachverdichter 110 mechanisch verbunden. Die beiden Turbinen 124, 224 weisen am Ein-
und Austritt jeweils gleiche Drücke und Temperaturen auf.
[0038] Figur 4 unterscheidet sich dadurch von den vorhergehenden Ausführungsbeispielen, dass der
Rückführstrom 357 schon vor dem kalten Ende des Hauptwärmetauschers aus dem ersten
Teilstrom abgezweigt wird, also bei etwas bei höherer Temperatur, die jedoch nicht
höher als Taupunkt sein darf, in dem Beispiel unter 130 K. Die bei der Entspannung
im Drosselventil 358 erzeugte Kälte kann damit zur Abkühlung von Einsatzluft im Hauptwärmetauscher
13 beitragen.
[0039] Abweichend von den bisherigen Ausführungsbeispielen kann die Vorkühlung 4 und die
Reinigung 5 bei einem niedrigeren Druck als dem ersten Luftdruck durchgeführt werden,
wie es in
Figur 5 dargestellt ist. Das System muss dann neben dem Hauptluftverdichter 403 einen weiteren
extern angetriebenen Luftnachverdichter 463 aufweisen, der die gereinigte Gesamtluft
462 von diesem niedrigeren Luftdruck von beispielsweise 18 bar auf den ersten Luftdruck
nachverdichtet. (Der Luftnachverdichter 463 weist einen Nachkühler auf, der in der
Zeichnung nicht dargestellt ist. Er kann ein oder mehrstufig ausgebildet sein und
gegebenenfalls eine Zwischenkühlung aufweisen.)
1. Verfahren zur Erzeugung von Drucksauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft
in einem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung , das eine Niederdrucksäule
(17) und eine Hochdrucksäule (18) aufweist, bei dem
- die gesamte Einsatzluft (1) auf einen ersten Luftdruck verdichtet (3; 403, 463)
wird, der mindestens 4 bar über dem Betriebsdruck der Hochdrucksäule (18) liegt,
- mindestens ein Teil der verdichteten Einsatzluft (6) in einem Hauptwärmetauscher
(13) abgekühlt wird,
- ein erster Teilstrom (7, 9; 107) der auf den ersten Luftdruck verdichteten Einsatzluft
(6) in einem Nachverdichter (10; 110) auf einen zweiten Luftdruck nachverdichtet wird,
der höher als der erste Luftdruck ist,
- der nachverdichtete erste Teilstrom (12; 112) in dem Hauptwärmetauscher verflüssigt
oder pseudo-verflüssigt und anschließend mindestens zum Teil (15) in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeleitet wird,
- ein zweiter Teilstrom (8, 23; 123) der auf den ersten Luftdruck verdichteten Einsatzluft
(6) in dem Hauptwärmetauscher (13) auf eine Zwischentemperatur abgekühlt und anschließend
in einer Entspannungsmaschine (24; 124) arbeitsleistend entspannt wird, wobei die
Entspannungsmaschine (24; 124) den Nachverdichter (10, 110) antreibt,
- der entspannte zweite Teilstrom (25) in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingeleitet wird
- ein Sauerstoff-Produktstrom 39 flüssig aus dem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
abgezogen und in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht (40) wird und
- der flüssig auf Druck gebrachte Sauerstoff-Produktstrom unter dem erhöhten Druck
in dem Hauptwärmetauscher (13) verdampft oder pseudo-verdampft und angewärmt wird
und schließlich als Drucksauerstoffprodukt (42) gewonnen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- ein Rückführstrom (57; 357) aus dem (pseudo-)verflüssigten ersten Teilstrom (14)
abgezweigt wird,
- der Rückführstrom (57; 357) in einem Drosselventil (58; 358) entspannt und in dem
Hauptwärmetauscher (13) angewärmt wird und
- der angewärmte Rückführstrom (59; 159) dem ersten Teilstrom (7; 107) stromaufwärts
des Nachverdichters (10; 110) zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Verdichtung der Einsatzluft (1) auf den ersten Luftdruck in einem Hauptluftverdichter
(3) durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Verdichtung der Einsatzluft (1) auf den ersten Luftdruck in einem Hauptluftverdichter
(403) und in einem Luftnachverdichter (463) durchgeführt wird.
4. Vorrichtung zur Erzeugung von Drucksauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung mit
- einem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, das eine Niederdrucksäule
(17) und eine Hochdrucksäule (18) aufweist,
- mit Mitteln zum Verdichten der gesamten Einsatzluft (1) auf einen ersten Luftdruck
verdichtet (3; 403, 463), der mindestens 4 bar über dem Betriebsdruck der Hochdrucksäule
(18) liegt,
- mit einem Hauptwärmetauscher (13) zum Abkühlen mindestens eines Teils der verdichteten
Einsatzluft (6),
- mit einem Nachverdichter (10; 110) zum Nachverdichten eines ersten Teilstroms (7,
9; 107) der auf den ersten Luftdruck verdichteten Einsatzluft (6) auf einen zweiten
Luftdruck, der höher als der erste Luftdruck ist,
- mit Mitteln zum Verflüssigen oder Pseudo-Verflüssigen des nachverdichteten ersten
Teilstroms (12; 112) in dem Hauptwärmetauscher und mit Mitteln zum Einleiten mindestens
eines Teils des (pseudo-)verflüssigten ersten Teilstroms in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- mit Mitteln zum Abkühlen eines zweiten Teilstrom (8, 23; 123) der auf den ersten
Luftdruck verdichteten Einsatzluft (6) in dem Hauptwärmetauscher (13) auf eine Zwischentemperatur
abgekühlt,
- mit einer Entspannungsmaschine (24; 124) zum arbeitsleistenden Entspannen des abgekühlten
zweiten Teilstroms wird, wobei die Entspannungsmaschine (24; 124) mit dem Nachverdichter
(10, 110) mechanisch gekoppelt ist,
- mit Mitteln zum Einleiten des entspannten zweiten Teilstroms (25) in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- mit Mitteln zum Abziehen eines Sauerstoff-Produktstroms 39 in flüssigem zustand
aus dem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- mit Mitteln (40) zur Druckerhöhung des Sauerstoff-Produktstroms 39 in flüssigem
Zustand auf einen erhöhten Druck und
- mit Mitteln zum Verdampfen oder Pseudo-Verdampfen und Anwärmen des flüssig auf Druck
gebrachten Sauerstoff-Produktstroms unter dem erhöhten Druck in dem Hauptwärmetauscher
(13) verdampft oder pseudo-verdampft und angewärmt wird und zum Gewinnen des angewärmten
Sauerstoff-Produktstroms als Drucksauerstoffprodukt (42),
gekennzeichnet durch
- Mittel zum Abzweigen eines Rückführstroms (57; 357) aus dem (pseudo-)verflüssigten
ersten Teilstrom (14),
- ein Drosselventil (58; 358) zum Entspannen des Rückführstroms (57; 357),
- Mitteln zum Anwärmen des entspannten Rückführstroms in dem Hauptwärmetauscher (13)
und durch
- Mittel zum Zuführen des angewärmten Rückführstroms (59; 159) zu dem ersten Teilstrom
(7; 107) stromaufwärts des Nachverdichters (10; 110).