[0001] Die Erfindung betrifft eine Schiebetrittanordnung für ein Schienenfahrzeug mit einem
an einem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs befestigbaren ersten Gehäuse mit einer
ersten Gehäuseöffnung, mit einer Trittstufe, die in einer Ausgangslage im ersten Gehäuse
beweglich gelagert und durch die erste Gehäuseöffnung zwischen der Ausgangslage und
einer Endlage, in der die Trittstufe zumindest abschnittsweise aus dem ersten Gehäuse
herausragt, verfahrbar ist, und mit einer Antriebseinrichtung für die Trittstufe mit
einem Motor und mindestens einem beweglichen Verbindungsmittel, das eine vom Motor
erzeugte Bewegung auf die Trittstufe überträgt. Ferner betrifft die Erfindung ein
Schienenfahrzeug mit einer solchen Schiebetrittanordnung.
[0002] Schiebetrittanordnungen, bei denen eine Trittstufe aus einer Kassette, im Folgenden
als Gehäuse bezeichnet, ausgefahren werden kann, werden bei Schienenfahrzeugen eingesetzt,
um einerseits die Bedienung niedriger Bahnsteighöhen zu gewährleisten und andererseits
den Spalt zwischen dem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs und dem Bahnsteig zu minimieren.
Häufig steht innerhalb des Wagenkastens für die konstruktive Integration der Schiebetrittanordnung
kein ausreichender Bauraum zur Verfügung, weshalb das kassettenartige Gehäuse mit
der beweglichen Trittstufe und allen ihren Führungs- und Antriebselementen in diesem
Fall unter dem Wagenkasten montiert wird. Darüber hinaus ist es auch bekannt, die
Trittstufe in einer Aufnahme in der Rohbaukonstruktion des Wagenkastens zu montieren.
[0003] Es sind aber auch Fälle denkbar, bei denen aus konstruktionstechnischen Gründen jede
der beiden Montagealternativen, das heißt sowohl die Montage der Schiebetrittkassette
unter dem Wagenkasten als auch die Montage in einer Aufnahme in der Rohbaukonstruktion,
zu unerwünschten Nachteilen führen würde. So ist beispielsweise eine Anbringung unterhalb
des Wagenkastens und damit zwangsläufig im Außenbereich insbesondere beim Betrieb
eines Schienenfahrzeugs in Regionen nachteilhaft, in denen Temperaturen von -40°C
oder weniger vorkommen, beispielsweise in Skandinavien im Winter. Bei solchen Temperaturen
können die Antriebselemente der Schiebetrittanordnung schwergängig werden und häufig
sogar festfrieren. In das den Schiebetritt und seine Antriebs- und Steuerelemente
umschließende Gehäuse kann trotz aller Abdichtungen Flugschnee eindringen, oder der
vom Bahnsteig einfahrende Schiebetritt transportiert anhaftenden Schnee und Tauwasser
in das Gehäuse, so dass Antriebs- und Steuerelemente blockiert oder geschädigt werden.
Um eine verbesserte Wintertauglichkeit zu gewährleisten, ist es beispielsweise aus
der
EP 1 386 818 A1 bekannt, bei einer Schiebetrittanordnung für ein Schienenfahrzeug innerhalb der Kassette
einen separaten Trockenraum für die Aufnahme von Motor und Steuerung vorzusehen. Die
DE 10 2008 061 852 A1 beschreibt ebenfalls Maßnahmen zur Erhöhung der Winterfestigkeit einer Schiebetrittanordnung,
bei der Schiebetritt und Antriebs- und Steuerungselemente in einem kassettenartigen
Gehäuse aufgenommen sind.
[0004] Andererseits kann das Anordnen der Schiebetrittanordnung in einer Aufnahme in der
Rohbaukonstruktion zu einer unerwünschten Schwächung der Rohbaukonstruktion führen,
indem im Türbereich der an sich durchgehende Längsträger des Wagenkastens unterbrochen
und umgelenkt werden muss. Die
EP 1 792 801 A2 hat eine Schiebetrittanordnung zum Gegenstand, bei der die Trittstufe eine parabelförmige
Bewegung aus der Ausgangslage in die Endlage durchführt, wodurch das Gehäuse für die
Trittstufe zur Vermeidung einer unerwünschten Schwächung der Rohbaukonstruktion nicht
zwangsläufig in derselben Ebene angeordnet sein muss, in der sich die Trittstufe in
ihrer Ausgangslage zur Überbrückung des Spaltes zwischen Wagenkasten und Bahnsteig
befindet.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Schiebetrittanordnung für
ein Schienenfahrzeug anzugeben, die möglichst wenig Bauraum einnimmt und gleichzeitig
eine verbesserte Wintertauglichkeit hat.
[0006] Die zuvor hergeleitete und aufgezeigte Aufgabe wird gemäß einer ersten Lehre der
vorliegenden Erfindung bei einer Schiebetrittanordnung für ein Schienenfahrzeug mit
einem an einem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs befestigbaren ersten Gehäuse mit
einer ersten Gehäuseöffnung, mit einer Trittstufe, die in einer Ausgangslage im ersten
Gehäuse beweglich gelagert und durch die erste Gehäuseöffnung zwischen der Ausgangslage
und einer Endlage, in der die Trittstufe zumindest abschnittsweise aus dem ersten
Gehäuse herausragt, verfahrbar ist, und mit einer Antriebseinrichtung für die Trittstufe
mit einem Motor und mindestens einem beweglichen Verbindungsmittel, das eine vom Motor
erzeugte Bewegung auf die Trittstufe überträgt, wodurch die Trittstufe entweder in
Richtung der Ausgangslage oder in Richtung der Endlage bewegt werden kann, dadurch
gelöst, dass ein separates zweites Gehäuse vorgesehen ist, in dem die Antriebseinrichtung
angeordnet und insbesondere befestigt ist, wobei das Innere des ersten Gehäuses -
gemeint ist der vom ersten Gehäuse umschlossene Raum, im Folgenden auch erste Gehäuseatmosphäre
genannt - von dem Inneren des zweiten Gehäuses - gemeint ist der vom zweiten Gehäuse
umschlossene Raum, im Folgenden auch zweite Gehäuseatmosphäre genannt - räumlich und/oder
hermetisch getrennt ist. Hermetisch meint im Sinne der vorliegenden Erfindung im Wesentlichen
luftdicht, so dass kein oder nur ein erschwerter Luftaustausch oder Druckausgleich
zwischen erstem Gehäuse und zweitem Gehäuse stattfindet.
[0007] Indem erfindungsgemäß ein separates zweites Gehäuse vorgesehen ist, welches zur Aufnahme
der Antriebseinrichtung dient, und eine räumliche Trennung zwischen erstem und zweitem
Gehäuse vorgesehen ist, wird ermöglicht, die Antriebseinrichtung, die zumindest den
Motor mit Getriebekomponenten, gegebenenfalls auch eine Motorsteuerung, umfasst, räumlich
von der Trittstufe und dem Ausschub, das heißt der Führung, zu trennen. Auf diese
Weise kann die Antriebseinrichtung unabhängig von der Trittstufe platziert werden.
Der Raum zwischen Antriebseinrichtung und Trittstufe wird durch die Verbindungsmittel,
beispielsweise Antriebsstangen, überbrückt. Auf diese Weise kann die gesamte Schiebetrittanordnung
sehr flach ausgeführt und in einem relativ flachen Bereich zwischen Rohbaukonstruktion
und Fußboden des Wagenkastens platziert werden und nimmt entsprechend wenig Bauraum
ein. Der begrenzte Bauraum im Bodenbereich der Außentüren wird dadurch optimal genutzt,
und in den Verlauf und die Stabilität der Längsträger des Wagenkastens muss somit
nicht eingegriffen werden.
[0008] Eine hermetische Trennung, das heißt eine atmosphärische Trennung, hat den Vorteil,
dass durch den zwangsläufig vorhandenen Spalt, das heißt besagte erste Gehäuseöffnung
zum Ausfahren der Trittstufe im ersten Gehäuse, keine Außenluft von außerhalb des
Schienenfahrzeugs ins Innere des Wagenkastens und insbesondere an die temperaturempfindlichen
Bauteile der Antriebs- und Steuereinrichtung des Schiebetritts gelangen kann. Dadurch
wird auch die Druckdichtigkeit des Passagierinnenraums gewährleistet, was insbesondere
bei Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen bedeutend ist. Auch werden die Bauteile der Antriebseinrichtung
vor äußeren Einflüssen wie Regenwasser, Schnee und Eis, Verschmutzungen, starken Temperaturschwankungen
oder aerodynamischen Belastungen während des Betriebs geschützt. Mit anderen Worten
ist eine optimale Winterfestigkeit gewährleistet. Bei Vorsehen geeigneter Revisionsöffnungen
im Fußboden des Wagenkastens kann außerdem sowohl die Trittstufe als auch die Antriebseinrichtung
auf besonders einfache Weise gewartet und montiert werden, da sich sowohl Trittstufe
als auch Antriebseinrichtung durch den erfindungsgemäß vorgesehenen Aufbau ohne weiteres
unmittelbar vertikal unterhalb des Fußbodens des Wagenkastens anordnen lassen.
[0009] Gemäß einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Schiebetrittanordnung steht das Innere
des ersten Gehäuses nur mit der Außenatmosphäre außerhalb des Schienenfahrzeugs in
Verbindung. Dadurch herrscht im ersten Gehäuse der gleiche Druck und gegebenenfalls
die gleiche Temperatur wie außerhalb des Schienenfahrzeugs. Wie gesagt ist aber die
Atmosphäre im zweiten Gehäuse und insbesondere auch die Atmosphäre im Innern des gesamten
Wagenkastens gegenüber der ersten Gehäuseatmosphäre und damit der Außenatmosphäre
außerhalb des Schienenfahrzeugs abgedichtet. Das erste Gehäuse ist also bis auf die
schlitzförmige erste Gehäuseöffnung, durch die die Trittstufe ein- und ausfahrbar
ist, hermetisch dicht.
[0010] Entsprechend kann das Innere des zweiten Gehäuses nur mit der Innenatmosphäre innerhalb
des Wagenkastens in Verbindung stehen, wodurch also im zweiten Gehäuse der gleiche
Druck und gegebenenfalls die gleiche Temperatur wie im Wagenkasten herrscht. Alternativ
ist es aber auch denkbar, dass im zweiten Gehäuse eine eigene Atmosphäre herrscht,
die auch gegenüber der Innenatmosphäre innerhalb des Wagenkastens hermetisch abgedichtet
ist. Mit anderen Worten ist das zweite Gehäuse zwar nicht zwangsläufig hermetisch,
aber zwingend hermetisch vom Inneren des ersten Gehäuses getrennt.
[0011] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Schiebetrittanordnung weist
das erste Gehäuse und/oder das zweite Gehäuse mindestens eine Revisionsöffnung auf.
Durch eine solche Revisionsöffnung lassen sich die darüber zugänglichen Bauteile der
Schiebetrittanordnung auf einfache Weise warten und gegebenenfalls montieren und/oder
austauschen.
[0012] Um die Wartung und Montage zu erleichtern, kann die jeweilige Revisionsöffnung und
können insbesondere alle Revisionsöffnungen ins Innere des Wagenkastens münden. In
diesem Fall ist zumindest die Revisionsöffnung des ersten Gehäuses mit einem Revisionsdeckel
hermetisch verschließbar. Weist auch das zweite Gehäuse eine ins Innere des Wagenkastens
mündende Revisionsöffnung auf, so kann auch diese, was aber nicht zwingend ist, hermetisch
verschließbar sein.
[0013] Gemäß wiederum einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Schiebetrittanordnung
ist die Antriebseinrichtung eine vormontierte bauliche Einheit, das heißt eine sogenannte
Montageeinheit, was die Endmontage erheblich vereinfacht. So kann die Antriebseinrichtung
in einem auf den Zusammenbau von Antriebseinrichtungen spezialisierten Betrieb vormontiert
und dann zum Ort der Endmontage transportiert werden, wo die Antriebseinrichtung dann
als Ganzes, das heißt als ein einzelnes Teil, an der dafür vorgesehenen Stelle eingebaut
werden kann. Dabei wird die bauliche Einheit insbesondere als Ganzes lösbar im zweiten
Gehäuse befestigt. Lösbar bedeutet, dass die bauliche Einheit dem Gehäuse ohne weiteres
entnehmbar ist. Grundsätzlich ist es aber auch denkbar, dass auch die Antriebseinrichtung
zusammen mit dem zweiten Gehäuse eine vormontierte bauliche Einheit bildet. Dann kann
das zweite Gehäuse mit den eingebauten Bauteilen der Antriebseinrichtung auf besonders
einfache Weise in einem Arbeitsgang am Wagenkasten befestigt werden. Indem alle Bauteile,
die die Antriebseinrichtung bilden, bereits im zweiten Gehäuse vormontiert sind, sind
diese auch bei Wartungs- und Montagearbeiten, wenn also die Antriebseinrichtung beim
Ein- bzw. Ausbauen bewegt wird, besonders gut geschützt.
[0014] Die die Antriebseinrichtung bildenden Bauteile können aber auch über eine gemeinsame
Trägerplatte miteinander verbunden sein, so dass also Trägerplatte und die Bauteile
der Antriebseinrichtung die bauliche Einheit bilden. Die Trägerplatte dient dabei
vorzugsweise zur Befestigung der baulichen Einheit im zweiten Gehäuse. Wie bereits
zuvor erwähnt, umfasst die Antriebseinrichtung und damit die gegebenenfalls vormontierte
bauliche Einheit zumindest den Motor und die Getriebekomponenten sowie gegebenenfalls
eine Motorsteuerung. Auch das bzw. die Verbindungsmittel zum Übertragen der vom Motor
erzeugten Bewegung auf die Trittstufe kann bzw. können Teil der baulichen Einheit
sein.
[0015] Grundsätzlich ist es auch denkbar, dass die Trittstufe Teil einer baulichen Einheit
ist, beispielsweise zusammen mit dem Ausschub. Auch eine solche bauliche Einheit kann
als Ganzes lösbar im ersten Gehäuse befestigt werden.
[0016] Gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Schiebetrittanordnung
ist das mindestens eine Verbindungsmittel eine Antriebsstange, die die Antriebseinrichtung,
insbesondere den Motor, mit der Trittstufe verbindet. Grundsätzlich können aber auch
zwei, insbesondere parallel verlaufende, Antriebsstangen zur Verbindung von Antriebseinrichtung
und Trittstufe verwendet werden. Solche Antriebsstangen sind besonders gut dazu geeignet,
den Abstand zwischen Antriebseinrichtung, insbesondere Motor mit Getriebekomponenten,
und der Trittstufe auf stabile Weise zu überbrücken. Antriebsstangen lassen sich auch
auf besonders einfache Weise durch entsprechend abgedichtete Durchführungen, im Weiteren
als sogenannten Verbindungsöffnungen bezeichnet, führen. Dabei ist es denkbar, dass
das mindestens eine Verbindungsmittel, insbesondere wenn es sich dabei um eine Antriebsstange
handelt, durch eine Verbindungsöffnung hindurchgeführt ist, die im ersten Gehäuse
und im zweiten Gehäuse vorgesehen ist. Die als Durchführung des Verbindungsmittels,
insbesondere der Antriebsstange, dienende Verbindungsöffnung im ersten Gehäuse und/oder
im zweiten Gehäuse ist vorzugsweise abgedichtet, um die hermetische Trennung zwischen
dem Innern des ersten Gehäuses und dem Innern des zweiten Gehäuses zu gewährleisten.
Sind zwei Verbindungsmittel bzw. zwei Antriebsstangen vorgesehen, so kann jedes dieser
Verbindungsmittel durch eine eigene Verbindungsöffnung im ersten Gehäuse und im zweiten
Gehäuse geführt sein, wobei auch in diesem Fall eine entsprechende Abdichtung für
jedes Verbindungsmittel bzw. jede Antriebsstange vorgesehen sein muss.
[0017] Die Aufgabe wird ferner gemäß einer zweiten Lehre gelöst durch ein Schienenfahrzeug
mit einer Schiebetrittanordnung, wie sie zuvor beschrieben wurde.
[0018] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist das erste Gehäuse
und/oder das zweite Gehäuse fest mit dem Wagenkasten verbunden, insbesondere verschweißt
oder verschraubt. Bevorzugt wird zumindest das erste Gehäuse mit dem Wagenkasten unlösbar
verbunden, insbesondere verschweißt. Das zweite Gehäuse kann, wie bereits zuvor beschrieben
wurde, gemäß einer Ausgestaltung als Ganzes vom Wagenkasten lösbar sein, wobei dieses
in diesem Fall dann mit dem Wagenkasten bevorzugt durch Verschrauben verbunden ist.
Grundsätzlich kann aber auch das zweite Gehäuse am Wagenkasten angeschweißt sein.
[0019] Gemäß noch einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs mündet die
Revisionsöffnung des ersten Gehäuses in das Innere des Wagenkastens und ist mit einem
Revisionsdeckel hermetisch verschlossen. Alternativ oder zusätzlich kann die Revisionsöffnung
des zweiten Gehäuses ebenfalls in das Innere des Wagenkastens münden und mit einem
Revisionsdeckel verschlossen sein. Wie beschrieben muss das zweite Gehäuse aber nicht
zwingend hermetisch dicht sein.
[0020] Bei dem erfindungsgemäßen Schienenfahrzeug ist ferner gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung
vorgesehen, dass das erste Gehäuse unter dem Fußboden - gemeint ist vertikal unterhalb
des Fußbodens - des Wagenkastens angeordnet ist, wobei vorzugsweise mindestens eine
Revisionsöffnung im Fußboden vertikal oberhalb des ersten Gehäuses, insbesondere vertikal
oberhalb der mindestens einen Revisionsöffnung des ersten Gehäuses, angeordnet ist.
Auf diese Weise lassen sich Wartungs- und Montagearbeiten an der Trittstufe auf besonders
einfache Weise durchführen.
[0021] Gemäß noch einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist
das zweite Gehäuse unter dem Fußboden - gemeint ist vertikal unterhalb des Fußbodens
- des Wagenkastens angeordnet. Auch in diesem Fall kann mindestens eine Revisionsöffnung
im Fußboden vertikal oberhalb des zweiten Gehäuses vorgesehen sein. Diese Revisionsöffnung
ist insbesondere so konfiguriert, hat also insbesondere solche Abmessungen und/oder
eine solche Form, dass das zweite Gehäuse oder die die Antriebseinrichtung bildende
bauliche Einheit durch die Revisionsöffnung geführt werden kann.
[0022] Es gibt nun eine Vielzahl von Möglichkeiten, die erfindungsgemäße Schiebetrittanordnung
und das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug auszugestalten und weiterzubilden. Hierzu
wird einerseits verwiesen auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche,
andererseits auf die Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit der
Zeichnung. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer auf der Wagenkastenrohbaustruktur montierten Schiebetrittanordnung,
- Fig. 2a)
- eine schematische Ansicht eines Schienenfahrzeugs,
- Fig. 2b)
- eine perspektivische Ansicht eines Wagenkastens mit eingebauter Schiebetrittanordnung,
- Fig. 3a) und b)
- eine schematische Darstellung eines Wartungsvorgangs der Antriebseinrichtung der Schiebetrittanordnung
von Fig. 1,
- Fig. 4a) und b)
- eine schematische Darstellung eines Wartungsvorgangs der Trittstufe der Schiebetrittanordnung
von Fig. 1 und
- Fig. 5
- eine Schnittansicht eines Teils der Schiebetrittanordnung von Fig. 1.
[0023] In Fig. 1 ist eine Schiebetrittanordnung 1 für ein Schienenfahrzeug, von dem aus
Gründen der Übersichtlichkeit hier nur ein Teil der Rohbaustruktur 2.2 des Wagenkastens
2 dargestellt ist, gezeigt. Die Schiebetrittanordnung 1 weist ein an dem Wagenkasten
2 des Schienenfahrzeugs befestigtes erstes Gehäuse 3 auf, das eine erste Gehäuseöffnung
3.1 in Form eines Spaltes zur Durchführung einer Trittstufe 4 aufweist. Die Trittstufe
4 ist in einer Ausgangslage im ersten Gehäuse 3 beweglich gelagert und durch die erste
Gehäuseöffnung 3.1 zwischen der Ausgangslage und einer Endlage, in der die Trittstufe
zumindest abschnittsweise aus dem ersten Gehäuse herausragt, verfahrbar. In Fig. 1
befindet sich die Trittstufe 4 in ihrer Ausgangslage. Ferner weist die Schiebetrittanordnung
1 eine Antriebseinrichtung 5 für die Trittstufe 4 mit einem Motor 5.1, mit Verbindungsmitteln
5.2 und mit weiteren Bauteilen 5.3 wie einer Motorsteuerung und Getriebekomponenten
auf. Die Antriebseinrichtung 5 ist in Fig. 1 in einem separaten zweiten Gehäuse 6
angeordnet, wobei nur die Verbindungsmittel 5.2 durch durchsichtige Revisionsdeckel
3.3 sichtbar sind. Bei den Verbindungsmitteln 5.2 handelt es sich hier um zwei parallele
Antriebsstangen, die eine vom Motor 5.1 der Antriebseinrichtung 5 erzeugte Bewegung
auf die Trittstufe 4 übertragen, um diese zwischen der Ausgangslage und der Endlage
zu bewegen.
[0024] Ein wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist, dass das Innere des ersten
Gehäuses 3 von dem Inneren des zweiten Gehäuses 6, in dem die Antriebseinrichtung
5 befestigt ist, hermetisch, das heißt luftdicht, und räumlich getrennt ist. Das Innere
des ersten Gehäuses 3 steht dabei über die schlitzförmige erste Gehäuseöffnung 3.1
nur mit der Außenatmosphäre A außerhalb des Schienenfahrzeugs in Verbindung, so dass
im ersten Gehäuse 3 der gleiche Druck und im Wesentlichen auch die gleiche Temperatur
wie außerhalb des Schienenfahrzeugs herrscht. Das Innere des zweiten Gehäuses 6 steht
nicht mit der Atmosphäre A im ersten Gehäuse 3, sondern nur mit der Innenatmosphäre
B innerhalb des Wagenkastens 2 in Verbindung. Im Innern des zweiten Gehäuses 6 herrscht
also der gleiche Druck und im Wesentlichen die gleiche Temperatur wie im Innern des
Wagenkastens 2, insbesondere im Innern des Passagierinnenraums 2.1.
[0025] Die amtosphärischen Verhältnisse sind schematisch in Fig. 2a) dargestellt. Fig. 2a)
zeigt schematisch für den in Fig. 2b) gezeigten Aufbau bei geschlossener Außentür
die Bereiche, in denen die Außenatmosphäre A herrscht, und die davon hermetisch getrennten
Bereiche, in denen die Innenatmosphäre B herrscht.
[0026] In Fig. 2b) ist dieselbe Schiebetrittanordnung 1 wie in Fig. 1 gezeigt, wobei hier
jedoch auch der Fußboden 8 des Wagenkastens 2 dargestellt ist. Bei Zusammenschau der
Figuren 1 und 2b) wird deutlich, dass die beiden Gehäuse 3 und 6 einen Bauraum mit
nur einer sehr geringen Höhe zur Verfügung haben, der nach unten von der Rohbaustruktur
2.2 und nach oben von dem Fußboden 8 des Wagenkastens 2 begrenzt wird. Entsprechend
hat sowohl das erste Gehäuse 3 als auch das zweite Gehäuse 6 eine plattenförmige Form,
hat also eine um ein Vielfaches kleinere Dicke (Höhe) im Vergleich zu seiner Länge
und Breite. Beispielsweise liegt bei der erfindungsgemäßen Schiebetrittanordnung 1
beim ersten Gehäuse 3 das Verhältnis der Gehäusebreite, die im Wesentlichen der Breite
des Türdurchgangs entspricht, zur Gehäusedicke (Gehäusehöhe) bei mindestens 5:1, bevorzugt
bei mindestens 7:1, besonders bevorzugt bei mindestens 8:1. Im in Fig. 1 dargestellten
Fall liegt das Verhältnis bei 10:1, das heißt die Breite des Gehäuses 3, welche im
Wesentlichen der Breite der darüber befindlichen Türöffnung entspricht, ist 10-fach
größer als die Gehäusedicke. Dasselbe Verhältnis kann auch bei dem zweiten Gehäuse
6 vorliegen. Dies zeigt, dass die Gehäuse 3 und 6 extrem flach gebaut sind und dadurch
ohne weiteres in den ohnehin vorhandenen und ansonsten ungenutzten Raum zwischen Fußboden
8 und darunter befindlicher Wagenkastenstruktur 2.2 eingesetzt werden können.
[0027] Wie Fig. 2b) ferner zeigt, sind im Fußboden 8 zwei hier verschlossene Revisionsöffnungen
8.1 vorgesehen, die oberhalb des ersten Gehäuses 3 und insbesondere oberhalb der Revisionsöffnungen
3.2 bzw. der durchsichtigen Revisionsdeckel 3.3 angeordnet sind. Weiter zur Fahrzeugmitte
hin ist eine hier verschlossene Revisionsöffnung 3.2 oberhalb des zweiten Gehäuses
6 angeordnet, wobei auch die Revisionsöffnung 6.2 bzw. der Revisionsdeckel 6.3 des
zweiten Gehäuses 6 durch die Revisionsöffnung 8.2 zugänglich ist.
[0028] Wie eine Wartung über die Revisionsöffnungen 8.1 und 8.2 durchgeführt werden kann,
wird im Folgenden anhand der Figuren 3a), 3b), 4a) und 4b) beschrieben.
[0029] In den Figuren 3a) und b) ist zunächst die Wartung der Antriebseinrichtung 5 dargestellt.
Dazu wird zunächst die Revisionsöffnung 8.2 im Fußboden 8 geöffnet, was durch einen
vertikal nach oben weisenden Pfeil in Fig. 3a) symbolisch dargestellt ist. Anschließend
kann, wie in Fig. 3b) symbolisch dargestellt ist, das gesamte zweite Gehäuse 6 als
Ganzes, nachdem die Steckverbindung 6.1 zum Anschluss an die Bordelektrik getrennt
wurde, durch die Revisionsöffnung 8.2 herausgehoben werden. Die die Antriebseinrichtung
5 mit der Trittstufe 4 verbindenden Verbindungsmittel bzw. Antriebsstangen 5.2 können
dabei unterhalb des Fußbodens 8 verbleiben oder alternativ gleichzeitig mit dem Gehäuse
6 durch die Revisionsöffnung 8.2 herausgehoben werden. Alternativ kann, nachdem die
Revisionsöffnung 8.2 geöffnet wurde, das Gehäuse 6 auch unterhalb des Fußbodens 8
verbleiben und lediglich die Revisionsöffnung 6.2 des Gehäuses 6 geöffnet werden.
[0030] Die Fig. 4a) und b) zeigen eine Möglichkeit der Wartung der Trittstufe 4. Zunächst
wird auch hier die Revisionsöffnung 8.1 im Fußboden 8, wie durch den vertikal nach
oben weisenden Pfeil in Fig. 4a) symbolisch dargestellt ist, geöffnet. Die Revisionsöffnung
8.1 kann, was aber nicht zwingend ist, hermetisch verschließbar sein. Darunter befindet
sich der Revisionsdeckel 3.3 der Revisionsöffnung 3.2 des Gehäuses 3. Diese Revisionsöffnung
3.2 ist hermetisch verschlossen. Durch Entfernen des Revisionsdeckels 3.3, was in
Fig. 4b) ebenfalls durch einen vertikal nach oben weisenden Pfeil symbolisch dargestellt
ist, wird das Gehäuseinnere und die Trittstufe 4 zugänglich.
[0031] In den Figuren 4a) und b) ist ferner eine Verbindungsöffnung 3.4 dargestellt, durch
die eines der stangenförmigen Verbindungsmittel 5.2 zur Verbindung der Antriebseinrichtung
5 mit der Trittstufe 4 geführt werden kann. Die Verbindungsöffnung 3.4 kann durch
eine umlaufende Dichtung, die auf der einen Seite mit dem Rand der Öffnung und auf
der anderen Seite mit der Antriebsstange 5.2 in dichtendem Kontakt ist, abgedichtet
werden.
[0032] Alternativ oder zusätzlich können noch weitere Dichtungen 7 und 9 vorgesehen werden,
um die Außenatmosphäre A von der Innenatmosphäre B zu trennen und insbesondere das
Innere des ersten Gehäuses 3 vom Inneren des zweiten Gehäuses 6 hermetisch zu trennen.
Dazu kann beispielsweise eine Dichtung 7 zwischen dem Gehäuse 3 und dem Gehäuse 6
angeordnet sein, so dass keine Luft aus dem Gehäuse 3 über den Zwischenraum zwischen
dem Gehäuse 3 und dem Gehäuse 6 in den Wagenkasten 2 gelangen kann. Eine weitere Dichtung
9 dient als Abdichtung zwischen dem ersten Gehäuse 3 und dem darüber verlaufenden
Fußboden 8 des Wagenkastens 2 und verhindert, dass Außenluft in den Wagenkasten 2
gelangt.
[0033] Fig. 5 zeigt schließlich schematisch die Bauteile, die im in den Figuren dargestellten
Ausführungsbeispiel die Antriebseinrichtung 5 bilden, darunter einen Motor 5.1 mit
Getriebekomponenten, die die Verbindungsmittel 5.2 bildenden Antriebsstangen sowie
weitere Bauteile 5.3 wie z.B. eine Motorsteuerung, Befestigungsmittel, Lagermittel
etc. Alle Bauteile sind auf einer Trägerplatte 5.4, die hier den Boden des Gehäuses
6 bildet, grundsätzlich aber auch ein separates mit dem Gehäuse 6 verbundenes Bauteil
sein kann, befestigt und zu einer vormontierten baulichen Einheit, einer sogenannten
Montageeinheit, zusammengefasst.
1. Schiebetrittanordnung (1) für ein Schienenfahrzeug
- mit einem an einem Wagenkasten (2) des Schienenfahrzeugs befestigbaren ersten Gehäuse
(3) mit einer ersten Gehäuseöffnung (3.1),
- mit einer Trittstufe (4), die in einer Ausgangslage im ersten Gehäuse (3) beweglich
gelagert und durch die erste Gehäuseöffnung (3.1) zwischen der Ausgangslage und einer
Endlage, in der die Trittstufe (4) zumindest abschnittsweise aus dem ersten Gehäuse
(3) herausragt, verfahrbar ist, und
- mit einer Antriebseinrichtung (5) für die Trittstufe (4) mit einem Motor (5.1) und
mindestens einem beweglichen Verbindungsmittel (5.2), das eine vom Motor (5.1) erzeugte
Bewegung auf die Trittstufe (4) überträgt,
dadurch gekennzeichnet, dass ein separates zweites Gehäuse (6) vorgesehen ist, in dem die Antriebseinrichtung
(5) angeordnet ist, wobei das Innere des ersten Gehäuses (3) von dem Inneren des zweiten
Gehäuses (6) räumlich getrennt ist.
2. Schiebetrittanordnung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Innere des ersten Gehäuses (3) von dem Innern des zweiten Gehäuses (6) hermetisch
getrennt ist.
3. Schiebetrittanordnung (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Innere des ersten Gehäuses (3) nur mit der Außenatmosphäre (A) außerhalb des
Schienenfahrzeugs in Verbindung steht und/oder das Innere des zweiten Gehäuses (6)
nur mit der Innenatmosphäre (B) innerhalb des Wagenkastens (2) in Verbindung steht.
4. Schiebetrittanordnung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Gehäuse (3) und/oder das zweite Gehäuse (6) mindestens eine Revisionsöffnung
(3.2, 6.2) aufweist, die insbesondere ins Innere des Wagenkastens (2) mündet, wobei
die jeweilige Revisionsöffnung (3.2, 6.2) mit einem Revisionsdeckel (3.3, 6.3) hermetisch
verschließbar ist.
5. Schiebetrittanordnung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (5) eine vormontierte bauliche Einheit (5) ist, die insbesondere
als Ganzes lösbar im zweiten Gehäuse (6) befestigt ist.
6. Schiebetrittanordnung (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die die Antriebseinrichtung (5) bildenden Bauteile (5.1,5.2,5.3) über eine gemeinsame
Trägerplatte (5.4) miteinander verbunden sind.
7. Schiebetrittanordnung (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Verbindungsmittel (5.2) eine Antriebsstange (5.2) ist, die die
Antriebseinrichtung (5) mit der Trittstufe (4) verbindet.
8. Schiebetrittanordnung (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Verbindungsmittel (5.2) durch eine Verbindungsöffnung (3.4, 6.4),
die jeweils im ersten Gehäuse (3) und zweiten Gehäuse (6) vorgesehen ist, hermetisch
abgedichtet hindurchgeführt ist.
9. Schiebetrittanordnung (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Verbindungsmittel (5.2) hermetisch abgedichtet durch die Verbindungsöffnung
(3.4, 6.4) hindurchgeführt ist.
10. Schienenfahrzeug mit einer Schiebetrittanordnung (1) nach einem der vorangehenden
Ansprüche.
11. Schienenfahrzeug nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Gehäuse (3) und/oder das zweite Gehäuse (6) fest mit dem Wagenkasten (2)
verbunden, insbesondere verschweißt oder verschraubt, ist.
12. Schienenfahrzeug nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Revisionsöffnung (3.2) des ersten Gehäuses (3) in das Innere des Wagenkastens
(2) mündet und mit dem Revisionsdeckel (3.3) hermetisch verschließbar ist und/oder
die Revisionsöffnung (6.2) des zweiten Gehäuses (6) in das Innere des Wagenkastens
(2) mündet und mit dem Revisionsdeckel (6.3) verschließbar ist.
13. Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Gehäuse (3) unter dem Fußboden (8) des Wagenkastens (2) angeordnet ist,
wobei vorzugsweise mindestens eine Revisionsöffnung (8.1) im Fußboden (8) vertikal
oberhalb des ersten Gehäuses (3), insbesondere vertikal oberhalb der mindestens einen
Revisionsöffnung (3.2) des ersten Gehäuses (3), angeordnet ist.
14. Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Gehäuse (6) unter dem Fußboden (8) des Wagenkastens (2) angeordnet ist,
wobei vorzugsweise mindestens eine Revisionsöffnung (8.2) im Fußboden (8) vertikal
oberhalb des zweiten Gehäuses (6) vorgesehen ist, die insbesondere so konfiguriert
ist, dass das zweite Gehäuse (6) oder die die Antriebseinrichtung (5) bildende bauliche
Einheit (5) durch die Revisionsöffnung (8.2) geführt werden kann.