(57) Bei einem Verfahren zur Verminderung des Sauerstoffgehaltes im Strömungsvolumen von
Rohren errichteter und eingebauter Rohrwandbereiche oder Rohrwandsegmente eines Dampferzeugers
oder Dampfkessels eines, insbesondere mit kohlenstoffhaltigem Brennstoff befeuerten,
Kraftwerks, soll eine Lösung geschaffen werden, die die Problematik einer Luftsauerstoffeinbindung
in das Kesselwasser, welches beim Befüllen von Rohren der Dampferzeugerwand mit Kesselwasser
und/oder beim Ablassen von Kesselwasser aus diesen Rohren besteht, beseitigt oder
zumindest vermindert. Dies wird dadurch erreicht, dass in Rohre der Rohrwandbereiche
oder Rohrsegmente, die im Kraftwerksbetrieb von Kesselwasser oder daraus gebildetem
Dampf durchströmt werden,
vor einem Befüllen mit Kesselwasser oder Dampf in einer im jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre insbesondere in Form von Luftsauerstoff vorhandenen gasförmigen Sauerstoff
verdrängenden Weise
ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch eingeleitet wird und/oder
bei einem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre
in einer das entstehende Freivolumen ausfüllenden Weise ein inertes Gas oder ein inertes
Gasgemisch eingeleitet wird.
[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Verminderung des Sauerstoffgehaltes
im Strömungsvolumen von Rohren errichteter und eingebauter Rohrwandbereiche oder Rohrwandsegmente
eines Dampferzeugers oder Dampfkessels eines, insbesondere mit kohlenstoffhaltigem
Brennstoff befeuerten, Kraftwerks.
[0002] Die derzeit bei der Herstellung von Dampferzeugerwandrohren verwendeten modernen,
hochfesten Rohrwerkstoffe reagieren empfindlich, insbesondere in Form von auftretender
Spannungsrisskorrosion, auf eine erhöhte oder zu hohe Sauerstoffkonzentration in dem
das jeweilige Strömungsvolumen der Rohre durchströmenden Kesselwasser. Der Sauerstoffgehalt
des Kesselwassers wird daher sorgfältig entsprechend den geltenden Richtlinien, beispielsweise
der einschlägigen VGB-Richtlinie oder der einschlägigen ASME (American Society of
Mechanical Engineers)-Richtlinien, eingestellt und anschließend überwacht und aufrechterhalten.
Beim Befüllen, insbesondere dem erstmaligen Befüllen, eines Dampferzeugers mit Kesselwasser
kann jedoch der im Kesselwasser zulässige Sauerstoffgehalt dadurch überschritten werden,
dass der beim Befüllen der Rohre im Strömungsvolumen der Rohre noch vorhandene Luftsauerstoff
in das Kesselwasser eingebunden wird. Insbesondere bei einem ersten Anfahren des Dampferzeugers
kann dies dazu führen, dass dieser dann mit einem unzulässig hohen Sauerstoffanteil
im Kesselwasser - zumindest anfangs - betrieben wird.
[0003] Das gleiche Problem kann auch beim Wiederanfahren eines Dampferzeugers, beispielsweise
nach einer Reparatur, geschehen, wenn beim Abstellen oder der Außerbetriebnahme des
Dampferzeugers in den Strömungsvolumina der Rohre vorhandenes Kesselwasser abgelassen
wird. Werden beim Abstellen des Dampferzeugers die Entlüftungsventile zum Ablassen
des Kesselwassers geöffnet, so strömt in die Strömungsvolumina der Rohre beim Ablass
des Wassers in die frei werdenden Strömungsvolumina Luft von außen nach. Insbesondere
wenn die Dampferzeugerwandrohre noch warm sind, wird Luft angesaugt. Der in dem Luftvolumen
enthaltene Luftsauerstoff kann dann in das in den Rohren verbleibende restliche Kesselwasser
und/oder in das beim Wiederbefüllen in die Strömungsvolumina gegebenenfalls eingeleitete
neue, frische Kesselwasser eingebunden werden, so dass sich wiederum eine unerwünscht
hohe Sauerstoffkonzentration im Kesselwasser ausbildet, die die Gefahr mit sich bringt,
dass hierdurch eine Spannungsrisskorrosion in den Rohren ausgelöst oder unterstützt
wird.
[0004] Aus der
DE 24 00 882 A ist ein Mantel- oder Rohrwärmetauscher bekannt, der ein doppelwandig ausgebildetes
Kernrohr mit einem axial verlaufenden Ringraum aufweist, wobei der Ringraum mit einer
Inertgasquelle verbunden ist.
[0005] Aus der
US 5,701,829 A ist ein Wärmetauscher bekannt, dessen Wände wassergekühlte Rohre aufweisen, die an
einen Wasser/Dampf-Kreislauf angeschlossen sind. Im unteren Teil des Wärmetauschers
ist ein Rohrsystem für ein Kühlmedium in dem aus dem Wasser/Dampfkreislauf zufließenden
Wasser im Wärmetauscher angeordnet. Die Wärmetauscherwände weisen in diesem Bereich
Öffnungen auf, durch welche hindurch Luft in den Wärmetauscher eingeleitet wird, welche
dann zu einer Verwirbelung des Wassers in dem Wärmetauscher führt.
[0006] Aus der
US 3,699,903 ist ein Dampferzeuger oder Dampfkessel eines Kraftwerkes bekannt, bei welchem den
Brennern oder dem Feuerungsraum unabhängig von der stickstoffhaltigen Luft als Oxidationsmittel
auch reiner Sauerstoff zugeführt wird.
[0007] Auch die
US 1,976,462 A offenbart einen Dampferzeuger, bei welchem die Rohrwände von geschlossenen Rohrabschnitten
gebildet sind, in welchen eine Flüssigkeit fließt, die im Gasraum Wärme aufnimmt und
diese bei Durchfließen eines Wärmetauschers an eine darin fließende Flüssigkeit abgibt.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Lösung zu schaffen, die die
Problematik einer Luftsauerstoffeinbindung in das Kesselwasser, welches beim Befüllen
von Rohren einer Dampferzeugerwand mit Kesselwasser und/oder beim Ablassen von Kesselwasser
aus diesen Rohren besteht, beseitigt oder zumindest vermindert.
[0009] Bei einem Verfahren der eingangs näher bezeichneten Art wird diese Aufgabe erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass in Rohre der Rohrwandbereiche oder Rohrsegmente (des Dampferzeugers
oder Dampfkessels), die im Kraftwerksbetrieb von Kesselwasser oder daraus gebildetem
Dampf durchströmt werden,
vor einem Befüllen (des Dampferzeugers oder Dampfkessels) mit Kesselwasser oder Dampf
in einer im jeweiligen Strömungsvolumen der Rohre insbesondere in Form von Luftsauerstoff
vorhandenen gasförmigen Sauerstoff verdrängenden Weise
ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch eingeleitet wird und/oder
bei einem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre (des Dampferzeugers oder Dampfkessels)
in einer das entstehende freie Strömungsvolumen ausfüllenden Weise
ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch eingeleitet wird.
[0010] Erfindungsgemäß wird also das beim Befüllen der Rohre mit Luftsauerstoff gefüllte
Strömungsvolumen und/oder das beim Ablassen von Kesselwasser sich bildende Freivolumen
im Strömungsvolumen der Rohre einer Dampferzeugerwand mit einem inerten Gas oder einem
inerten Gasgemisch gefüllt, welches jeweils in die Rohre zu diesem Zeitpunkt eingeleitet
wird. Beim Füllen des Dampferzeugers mit Kesselwasser verdrängt das inerte Gas oder
das inerte Gasgemisch die Luft in dem jeweiligen Strömungsvolumen der Rohre und es
schützt diese Rohre und damit die Dampferzeugerwand vor Spannungsrisskorrosion, die
ansonsten durch die Einbindung von Luftsauerstoff in das Kesselwasser entstehen könnte.
In analoger Weise wird beim Abstellen eines Dampferzeugers und Ablassen des Kesselwassers
ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch in das sich beim Ablassen von Kesselwasser
in den Rohren jeweils bildende freie Strömungsvolumen eingeleitet. Auch in diesem
Fall wird kein Luftsauerstoff in das Strömungsvolumen der Rohre eingeleitet, welcher
dann ansonsten gegebenenfalls in das Kesselwasser eingebunden werden könnte. Auch
unterbindet das eingeleitete inerte Gasvolumen eine ansonsten in der Stillstandsphase
des Dampferzeugers gegebenenfalls stattfindende Reaktion des Luftsauerstoffes mit
den Rohrinnenwänden.
[0011] Als inertes Gas oder inertes Gasgemisch wird insbesondere ein Inertgas oder ein Inertgasgemisch
verwendet, weshalb die Erfindung in Ausgestaltung vorsieht, dass jeweils ein Inertgas
oder ein Inertgasgemisch eingeleitet wird. Besonders bevorzugt ist hierbei die Verwendung
von Stickstoff als Inertgas.
[0012] In zweckmäßiger Ausgestaltung sieht die Erfindung vor, dass beim Ablassen von Kesselwasser
oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen der Rohre ein Nachströmen oder Einströmen
von Luft unterbunden wird.
[0013] Insbesondere von Vorteil ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens dann,
wenn das Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre beim Abstellen des Dampferzeugers durchgeführt wird. Hier besteht ansonsten
die große Gefahr, dass Luftsauerstoff in das Strömungsvolumen der Rohre eingesaugt
wird.
[0014] Besonders zweckmäßig und vorteilhaft ist es gemäß weiterer Ausgestaltung der Erfindung,
wenn das vor einem Befüllen der Rohre mit Kesselwasser oder Dampf vorhandene und/oder
das bei einem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus den Rohren entstehende freie
Volumen innerhalb der Rohre vollständig mit dem inerten Gas oder dem inerten Gasgemisch
befüllt wird.
[0015] Um das Einleiten von inertem Gas oder einem inerten Gasgemisch in die Rohre zu vereinfachen,
sieht die Erfindung weiterhin vor, dass das inerte Gas oder inerte Gasgemisch in Form
eines, insbesondere einen erhöhten Gasdruck aufweisenden, Gaspolsters bereitgestellt
wird.
[0016] Hierbei ist es gemäß Weiterbildung der Erfindung für die Einleitung des inerten Gases
oder inerten Gasgemisches zudem von Vorteil, wenn die Rohre in eine fluidleitende
Strömungsverbindung mit dem inerten Gaspolster gebracht werden.
[0017] Um zu verhindern, dass beim Abstellen eines Dampferzeugers und dem Öffnen von Entlüftungsventilen
Luftsauerstoff in das Strömungsvolumen der Rohre eindringt, sieht die Erfindung weiterhin
vor, dass mit dem Öffnen von Entlüftungsventilen ein inertes Gas oder ein inerte Gasgemisch
eingeleitet wird. Hierbei ist es dann weiterhin zweckmäßig und von Vorteil, wenn die
Rohre und/oder die Entlüftungsventile über angeschlossene Entlüftungsleitungen in
fluidleitende Strömungsverbindung mit dem inerten Gaspolster gebracht werden.
[0018] Schließlich zeichnet sich die Erfindung dadurch aus, dass als inertes Gas Stickstoff
verwendet wird.
[0019] Von besonderem Vorteil ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei Rohrwandsegmenten
oder Rorhwandbereichen, deren Rohre aus einem der Stähle T22, T23 oder T24 (Bezeichnung
gemäß ASTM 213 Standard) bestehen.
1. Verfahren zur Verminderung des Sauerstoffgehaltes im Strömungsvolumen von Rohren errichteter
und eingebauter Rohrwandbereiche oder Rohrwandsegmente eines Dampferzeugers oder Dampfkessels
eines, insbesondere mit kohlenstoffhaltigem Brennstoff befeuerten, Kraftwerks, dadurch gekennzeichnet,
dass in Rohre der Rohrwandbereiche oder Rohrsegmente, die im Kraftwerksbetrieb von Kesselwasser
oder daraus gebildetem Dampf durchströmt werden,
vor einem Befüllen mit Kesselwasser oder Dampf in einer im jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre insbesondere in Form von Luftsauerstoff vorhandenen gasförmigen Sauerstoff
verdrängenden Weise ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch eingeleitet wird
und/oder
bei einem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre
in einer das entstehende freie Strömungsvolumen ausfüllenden Weise
ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeweils ein Inertgas oder ein Inertgasgemisch eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen
der Rohre ein Nachströmen oder Einströmen von Luft unterbunden wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus dem jeweiligen Strömungsvolumen der
Rohre beim Abstellen des Dampferzeugers durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das vor einem Befüllen der Rohre mit Kesselwasser oder Dampf vorhandene und/oder
das bei einem Ablassen von Kesselwasser oder Dampf aus den Rohren entstehende freie
Strömungsvolumen innerhalb der Rohre vollständig mit dem inerten Gas oder dem inerten
Gasgemisch befüllt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das inerte Gas oder inerte Gasgemisch in Form eines, insbesondere einen erhöhten
Gasdruck aufweisenden. Gaspolsters bereitgestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rohre in eine fluidleitende Strömungsverbindung mit dem inerten Gaspolster gebracht
werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass mit dem Öffnen von Entlüftungsventilen ein inertes Gas oder ein inertes Gasgemisch
eingeleitet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Rohre und/oder die Entlüftungsventile über angeschlossene Entlüftungsleitungen
in fluidleitende Strömungsverbindung mit dem inerten Gaspolster gebracht werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass als inertes Gas Stickstoff verwendet wird.