(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von formstabilen Leichtbauprodukten
auf Basis von Holz, wobei
- zumindest ein, einen Glutengehalt von 8 bis 14 Masse.-% aufweisendes
Getreidemehl,
- zumindest ein
Pflanzenfasermehl, vorzugsweise Holzmehl, insbesondere Nadelholzmehl, mit Teilchengrößen von 20 bis
1000 µm, wobei das Gewichtsverhältnis von Pflanzenfasermehl zu Getreidemehl, von 70:30
bis 30:70 beträgt,
- zumindest eine
Hefe in dispergierter Form, in Mengen von 1 bis 5 Masse.-%, (Trockensubstanz), bezogen
auf Getreidemehl,
- 0,5 bis 5 Masse.-% eines
verkleisterte Stärke enthaltenden Produkts und
-
Wasser in Mengen von 120 bis 220 Masse.-%, bezogen auf Feststoffgehalt der genannten Komponenten,
- miteinander verknetet werden, (Knetdauer abhängig von Kraftaufwand, Mehlsmenge,
Glutenmenge und Wassergehalt)
- dass die erhaltene teigartig pastöse Masse zu einem Formling mit der vorgesehenen
Endform entsprechender Vorform geformt wird, welcher 20 bis 45 min lang rasten gelassen
wird, und
- der Porigkeit aufweisende Formling bei 100 bis 400°C zu dem die Endgestalt aufweisenden
Leichtformkörper verbacken wird,
- welcher eventuell einem Nachtrocknungs- und Nachbearbeitungsprozess unterworfen
wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von rigiden, formstabilen
Leichtbauprodukten, insbesondere von Leichtbauplatten für Bau-, Einrichtungs-, Möbelbau-
und Industriezwecke, sowie von Formkörpern der verschiedensten Art auf Basis von Holz.
[0002] Das Bestreben, ein biogenes und letztlich verrottbares und gleichzeitig geringe Dichte
aufweisendes, wie soeben genanntes Produkt bzw. Material, insbesondere für wie oben
angegebene Einsätze, herzustellen, besteht zumindest schon seit dem vorigen Jahrhundert.
[0003] So ist in der
WO 02/055722 A1 ein Verfahren zur Herstellung fester Stoffe, insbesondere Baustoffe beschrieben,
wobei pflanzliches Ausgangsmaterial zerkleinert, fermentiert und wenigstens teilweise
getrocknet wird, wobei vorgesehen ist, dass das pflanzliche Ausgangsmaterial feinkörnig
zerkleinert und durch Zugabe von Mikroorganismen fermentiert und getrocknet wird.
Hierbei nicht fermentierte Anteile des pflanzlichen Ausgangsmaterials werden durch
Stoffe der Mikroorganismen verklebt.
[0004] Das dortige Ausgangsmaterial ist Holz oder Stroh oder eine Mischung davon.
[0005] Als geeignete Mikroorganismen sind dort Pilze, vorzugsweise Hefe oder Bakterienhefe,
als Fermentatoren genannt.
[0006] Es musste festgestellt werden, dass die bisher genannten Komponenten allein nicht
ausreichen, um ein wie dort gewünschtes Produkt zu erzielen, und so ist gemäß dieser
WO-A1 vorgesehen, dass die Hefe durch Zugabe von deren Wachstum fördernden Stoffen,
insbesondere von Stärke oder Holzzucker, auf feinkörnig zerkleinertem Holz gezüchtet
und das Holz mit dieser so angezüchteten Hefe fermentiert werden muss.
[0007] Es hat sich in der Praxis gezeigt, und war an sich aus der Sicht des Fachmanns eigentlich
auch nicht zu erwarten, dass gemäß dieser Vorgangsweise ein biogenes Leicht-Produkt
leicht erreichbar ist, das den Anforderungen der vorgesehenen Anwendungszwecke in
befriedigender Weise genügt, was nicht zuletzt dadurch bestätigt wird, dass sich ein
gemäß dieser WO-A1 erhältliches Produkt auf dem einschlägigen Markt nicht durchgesetzt
hat.
[0008] Weiters ist aus der
EP 1 331 307 A2 ein Verfahren zur Herstellung von bindemittelfreien lignozellulosen Faserdämmstoffen
bekannt geworden, bei dem
- a) der Faserstoff durch mechanische oder thermo-mechanische Zerfaserung hergestellt
wird,
- b) dieser in einer Suspension mit Mischenzymen inkubiert wird,
- c) der Suspension kationische Ladungsträger zur Ausfällung kleinster Bestandteile
zugegeben werden und
- d) die Suspension entwässert und getrocknet wird.
[0009] Es ist dort weiters vorgesehen, dass die unter a) aufgeschlossenen Faserstoffe im
Defibrator oder Refiner aus Holzhackschnitzeln oder anderen lignozellulosen Ausgangsstoffen,
wie Raps- oder Getreidestroh, Hanf, Bambus, Bagasse usw. gewonnen werden.
[0010] Als Enzyme sind dort Hydrolasen, Oxidasen oder ein Gemisch aus denselben genannt.
[0011] Auch dieses Produkt ist nicht zur Marktreife gelangt.
[0013] Es wurde nun auf Basis ausgedehnter Forschungs- und Versuchsanstrengungen und unter
präziser Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften von in Frage kommenden Komponenten
ein biogenes und somit nachhaltiges Leicht-Material auf Basis von Holz, und insbesondere
ein neues und effektives Verfahren zu dessen Herstellung entwickelt, das sich einerseits
durch einfache Verfahrensführung und andererseits durch hohe Reproduzierbarkeit auszeichnet.
[0014] Wesentliche Grundlage für die Bildung des neuen Leicht-Materials stellt die Verwendung
von teilbildungsprotein-, insbesondere glutenhaltigen Mehlen dar, da diese teigbildenden
Proteine in der Lage sind, das durch die Hefe gebildete Kohlendioxid im Teig zurückzuhalten
und eine zusammenhängende Teigstruktur zu bilden. Nur dadurch lässt sich die gewünschte
Porosität des neuen Leicht-Materials erreichen. Neben Weizen besitzen die Getreidesorten
Emmer, Dinkel und Einkorn die gewünschten Eigenschaften. Im geringeren Ausmaß sind
die gewünschten Eigenschaften jedoch auch mit den Getreidearten Roggen, Gerste, Hafer
und Hirse zu erreichen.
[0015] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit ein neues Verfahren der eingangs
genannten Art, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass
- zumindest ein, einen Glutengehalt bzw. Gehalt an teigbildenden Proteinen von 8 bis
14 Masse.-%, bevorzugt von 11 bis 13 Masse.-%, aufweisendes Getreidemehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad (mit wenig Ballaststoffen und viel Stärke), vorzugsweise
Weizenmehl, insbesondere Typ "W480" oder Typ "405" (deutsche Bezeichnung), mit einer Körnung von unter 200 µm, insbesondere von unter 180 µm,
- zumindest ein Pflanzenfasermehl, vorzugsweise Holzmehl, insbesondere Nadelholzmehl, mit Teilchengrößen im Bereich
von 20 bis 1000 µm, wobei das Gewichtsverhältnis von Pflanzenfasermehl, zu Getreidemehl,
von 70:30 bis 30:70 beträgt,
- zumindest eine Hefe in, vorzugsweise in Wasser, dispergierter Form, in einer Menge von 1 bis 5 Masse.-%,
vorzugsweise von 2 bis 3 Masse.-% (Trockensubstanz), jeweils bezogen auf die Menge
Getreidemehl und Holzfasern,
- 0,5 bis 5 Masse.-% eines gequollene bzw. verkleisterte Stärke enthaltenden Produkts und
- Wasser in einer Menge von 120 bis 220 Masse.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des
Feststoffgehaltes der vorliegenden Komponenten, innig miteinander gemischt und verknetet
werden,
- dass die auf diese Weise erhaltene feine, gleichmäßige Porigkeit - durch Gärung, mechanische
Einbringung von Luft und/oder Gas und/oder durch zusätzliche Triebmittel - auszubilden
beginnende, teigartig pastöse Masse, bevorzugt maschinell, zu einem Formling mit einer
der jeweils vorgesehenen Endform entsprechenden Vorform, geformt wird, welcher dann
unter 2 h, vorzugsweise 20 bis 45 min, insbesondere 25 bis 35 min, lang rasten gelassen
wird, und
- dass der auf diese Weise erhaltene, geformte und gleichmäßige Porigkeit entwickelnde
bzw. aufweisende Formling schließlich im Zuge eines Erhitzungsprozesses bei Temperaturen
im Bereich von 100 bis 400°C, vorzugsweise von 150 bis 250°C, insbesondere von 180
bis 220°C, zu dem eine jeweils vorgesehene Endgestalt aufweisenden, formstabilen,
regelmäßig angeordnete und gleichmäßige Dimension aufweisende Poren aufweisenden Formkörper
verbacken wird,
- welcher bevorzugter Weise schließlich einem Nach-Trocknungs- und einem Nachbearbeitungsprozess
unterworfen wird.
[0016] Der oben genannte, für das neue Produkt und seine Qualität entscheidende Glutengehalt
bezieht sich auf eine Weizenproteinfraktion, welche teigbildende Eigenschaften hat
und welche das durch die Hefe gebildete Kohlendioxid zurückhalten kann. Dadurch bildet
sich eine schaumartige Struktur. Diese Eigenschaft haben neben Weizen und seinen Vorläufern
Emmer, Dinkel und Einkorn nur noch - allerdings in geringem Außmaß - Roggen, Gerste,
Hafer und Hirse; für diese Getreidearten ist "teigbildendes Protein" an Stelle des
insbesondere für Weizen geltenden Glutens genannt.
[0017] Durch den hohen Wassergehalt beim Anteigen wird eine vollständige Verkleisterung
der Stärke bewerkstelligt, die festen und flüssigen Komponenten werden vermischt und
geknetet; durch die eingebrachte Energie wird das Gluten zusätzlich aktiviert und
es entsteht ein pastöser Teig. Durch Rund- und/oder Längswirken beim Kneten kommt
es zu einer gleichmäßigeren Zerteilung der großen CO
2-Blasen in viele kleine Bläschen, die für die spätere Porung des Produkts verantwortlich
sind. Eine Abstimmung der Knetdauer zur jeweiligen Rezeptur stellt dabei einen wesentlichen
Faktor für die Erzielung der gewünschten Porigkeit dar. Zu lange Knetzeiten führen
zu einer Destabilisierung des Gemisches.
[0018] Zwischen den Gärstufen bewirkt der Knetvorgang eine gewisse Orientierung des Glutens.
[0019] Besonders günstige Ergebnisse hinsichtlich mechanischer Stabilität und Gewichtsersparnis
bei durchaus akzeptabler und für die Anwendung auf den verschiedensten Gebieten völlig
ausreichender Qualität lassen sich durch Einhaltung folgender Ausführungsformen des
neuen Herstellungsverfahrens unter Einsatz von speziell ausgesuchten biogenen Komponenten
und eventuellen Zusätzen erzielen:
[0020] Es kann als Getreidemehl - selbstverständlich auch in Mischung mit Weizenmehl - durchaus
auch Roggenmehl eingesetzt werden, wobei in diesem Fall an Stelle des Einsatzes von
Hefe der Ansatz mit einem Sauerteig bzw. mit einem Anteil Sauerteig erfolgt.
[0021] Wenn die Körnung des Getreidemehls im Wesentlichen auf eine Fraktion von unter 180µm,
vorzugsweise von unter 120µm ("glattes" Mehl), beschränkt wird, ist eine reproduzierbar
besonders gleichmäßige Herstellung der neuen biogenen Leicht-Bauelemente oder Leichtbau-Fertigprodukte
gesichert.
[0022] Es hat sich im Zuge ausgedehnter Prüf- und Versuchsreihen herausgestellt, dass für
die erfindungsgemäße Herstellung von biologisch und mechanisch ausgezeichnet stabilen
Leicht-, Halb- und Fertigprodukten Nadelhölzer gegenüber Laubhölzern zu bevorzugen
sind, wobei feine Fichtenholzspäne allein, oder aber ein Gemisch von Fichten- und
Tannenholzspäne eingesetzt werden können bzw. kann, wobei sich ein Gewichtsverhältnis
von 80 bis 90 Teilen Fichten- zu 20 bis 10 Teilen Tannenholz als besonders günstig
für die mechanische Stabilität des Endproduktes erwiesen haben.
[0023] Was die Teilchengröße des erfindungsgemäßen einzusetzenden Holzmehls betrifft, so
hat sich eine Fraktion mit 400 bis 800µm Körnung für die Verarbeitung der Komponenten
im "angeteigten" pastösen Zustand als besonders günstig erwiesen.
[0024] Es kann auch Holzmehl verwendet werden, das hergestellt worden ist aus modifiziertem
Holz, wie z.B. hydrothermisch modifiziertes Holz, acetyliertes Holz oder mit Kunstharz
imprägniertes Holz.
[0025] Wesentlich für den erfolgreichen Erhalt des neuen Produkts, insbesondere was dessen
Verhalten beim "Anteigen" und im Zuge der Erfindung betrifft, ist - wie gefunden wurde-
weiters das Gewichtsverhältnis von Holzmehl zu Getreidemehl, wobei sich die Einhaltung
der Grenzen von 60:40 bis 40:60 als für die Qualität des neuen Biogen-Produktes als
besonders vorteilhaft gezeigt haben.
[0026] Eine für den Erfolg der neuen Leichtmaterial-Produkte auf Basis von Holz ganz wesentliche
Komponente, die einen weiten Spielraum der sonstigen Bedingungen und Einsatzprodukte
erlaubt, liegt in der erstmaligen Verwendung von vorgequollener bzw. vorverkleisterter
Stärke (Quellstärke), insbesondere von gequollener Weizenstärke bzw. entsprechenden
vorgequollenen Mehlen, die - wie sich überraschend gezeigt hat - das Wasserbinde-
und -haltevermögen der gesamten Holz-Getreidemehl-Masse von vornherein wesentlich
steigert, was das Anteigen der Masse und damit deren Bearbeitung und Formgebung sowie
die Porenbildung ganz wesentlich erleichtert. Hierbei kann es durchaus günstig sein,
Backprodukte, also z.B. Alt-Brot oder -Gebäck oder auch Abfallmaterial, das beim Nacharbeiten
der erfindungsgemäß hergestellten Produkte, z.B. beim An- oder Abschleifen von deren
Oberflächen oder beim Abtrennen der ungleichmäßigen Ränder der neuen Formkörper, beispielsweise
in Form eines feinen Sägemehls als Produkt mit verkleisterter Stärke anfällt, einzusetzen.
[0027] Die Menge an gequollenem Stärke bzw. Stärkeprodukt beträgt günstiger Weise 1 bis
5 Masse.-%, jeweils bezogen auf die Menge der gesamten Feststoffanteile der Ausgangsmischung
für den erfindungsgemäßen Herstellungsprozess.
[0028] Wasser ist eine, wie sich bestätigt hat, ebenfalls eine ganz wichtige Komponente,
da, je größer der Wassergehalt des mit der Ausgangsmischung bereiteten Teiges ist,
aus welchem die Formlinge für das neue Backprodukt gefertigt werden, desto gleichmäßiger
und homogener sind die sich durch die Fermentation mittels der Hefe produzierten Poren
im Teig angeordnet und desto gleichmäßiger sind auch die Größen derselben, was sich
letztlich in der durch die erreichbare hohe Homogenität des erhaltenen Leichtmaterials
erzielbare mechanische Festigkeit manifestiert. Des Weiteren kann durch gezielte Variation
des Wassergehaltes die Dichte des Produktes gesteuert werden.
[0029] In diesem Sinne ist der Einsatz von Wasser in einer Menge von 140 bis 200 Masse.-%,
jeweils bezogen auf den Gesamtgehalt an Feststoffen in den oben genannten Komponenten,
von besonderem Vorteil.
[0030] Was die Stabilität und Beständigkeit des erfindungsgemäß erhältlichen Leichtprodukts
gegen Witterung und insbesondere Mikroorganismen-Befall betrifft, hat sich der Einsatz
von - einen für die Fermentation günstigen pH-Wert im Bereich von etwa 5 in der Teigmasse
einstellender - Propionsäure, insbesondere auch im Hinblick auf die Außen-Einflüsse
auf die angeteigten Masse im feuchten Zustand als Schutzmittel besonders bewährt,
wobei die Ungiftigkeit von Propionsäure, insbesondere für Hefe, in humantoxikologischer
Sicht aufgrund ihres breiten Einsatzes im Lebensmittelbereich ein wesentlicher Vorteil
ist.
[0031] Was die Nachbearbeitung und spätere Formgebung der nach Abbau der nach jeweils ausreichender
Erhitzungszeit erhaltenen "ausgebackenen" Leichtprodukte betrifft, so bieten sich
hierfür alle für die Bearbeitung von Holz bisher vorgesehenen Techniken, wie Sägen,
Fräsen, Hobeln u. dgl. ohne Einschränkungen an.
[0032] Nicht zuletzt sei erwähnt, dass es zur Eliminierung von Restfeuchte aus dem fertig
"gebackenen" Produkt günstig sein kann, wenn die gemäß dem neuen Verfahren hergestellten
Produkte in einer Nach-Trocknungsanlage, z.B. mit einem Mikrowellen-Durchlaufofen
nachgetrocknet werden. Vergleichbare Ergebnisse können aber auch mit anderen Trocknungsverfahren,
bekannt z.B. aus der Lebensmittel- und Holztechnologie, wie z.B. Zu-/Ablufttrocknung,
erzielt werden.
[0033] Die gemäß dem neuen Verfahren hergestellten Leicht-Produkte haben eine Dichte im
Bereich von 250 bis 400kg/m
3, insbesondere von 300 bis 400kg/m
3.
[0034] Im Rahmen der Erfindung ist auch die Herstellung von Mehrschicht-Leichtprodukten
problemlos möglich, wobei z.B. zwischen zwei besonders stabilen Außenschichten eine
weniger stabile Innenschicht angeordnet wird, indem beispielsweise die Außenschichten
mit Holzmehl höherer Faserlänge und die Innenschicht mit Holzmehl geringerer Faserlänge
gebildet sind, wobei sonst die Zusammensetzung der unterschiedlichen Schichten durchaus
die gleichen sein können.
[0035] Im Folgenden seinen die Vorteile der bei den erfindungsgemäßen Produktionsverfahren
eingesetzten Komponenten und der sonstigen Herstellungsbedingungen angeführt:
[0036] Aufgrund des pH-Wertes von 4,5 bis 5,5 (durch das Holzmehl) und die freien Zucker
bzw. Stärke im Weizenmehl entstehen optimale Bedingungen für die Hefe, wodurch geringe
Fermentationszeiten erreicht werden, vorzugsweise in der Größenordnung von 30 bis
90 min.
[0037] Das Gluten ermöglicht aufgrund seiner elastischen Eigenschaften die Speicherung der
durch die Hefe gebildeten Gase, in erster Linie CO
2; unterstützt wird dies teilweise noch durch die Lipide im Weizenmehl. Des Weiteren
ist das Gluten für den guten Zusammmenhalt und damit Verarbeitbarkeit des Teiges maßgeblich
verantwortlich. Zusätzlich sorgt das Gluten, welches aufgrund des niedrigen pH-Wertes
teilweise hydrolysiert wird, für sehr gute kohäsive und adhäsive Eigenschaften.
[0038] Die für die neuen Produkte ganz wichtigen adhäsiven Eigenschaften entstehen durch
die Verkleisterung der gesamten Stärke und Denaturierung der Proteine und durch die
optimale Erhitzungs-Innentemperatur der Formlinge zwischen 90 und 105°C. Genau diese
Temperaturen werden beim Backen der Formlinge mit hohem Wasseranteil erreicht, wobei
der Ofen auf bis zu 250° aufgeheizt sein kann
[0039] Dem Ausgangsmaterial wird als für die Erreichung eines optimalen Produktes wesentlicher
Zusatzstoff zur Erhöhung des Wasserbindevermögens vorverkleisterte Stärke beigemengt.
[0040] Zusatzstoffe können durchaus auch übliche Flammschutzmittel sein.
[0041] Zusatzstoffe können weiters Fasern sein, und zwar organische und anorganische Fasern.
Diese werden bevorzugt im oberen und/oder unteren Bereich eingesetzt, um die mechanischen
Eigenschaften zu verbessern.
[0042] Zusatzstoffe können schließlich Konservierungsstoffe sein. Als besonders wirkungsvoll
hat sich gemäß der Erfindung Propionsäure erwiesen, welche nur gegen Pilze, nicht
jedoch gegen Hefe wirksam ist.
[0043] Zusatzstoffe können weiters Hydrophobierungsmittel zur Vorbehandlung des Pflanzenfasermehles
sein, wie z.B. synthetische oder natürliche Öle, Paraffine, Wachse und/oder hierfür
geeignete siliciumorganische Verbindungen.
[0044] Durch die Gärung erfolgt die Auflockerung des pastösen Teiges und somit die erfindungsgemäß
erwünschte Gewichts- und Dichtereduktion der neuen Leichtprodukte. Des Weiteren wird
durch den Durchmischungsvorgang beim Kneten zusätzliche Luft in den pastösen Teig
eingebracht.
[0045] Die bei den neuen Produkten erreichte Porigkeit des Materials liegt üblicherweise
zwischen 20 und 40%.
[0046] Aufgrund der formbaren Teigkonsistenz können an sich beliebige 3D-Strukturen produziert
werden.
[0047] Möbelbau mit Plattenmaterial in Sandwichkonstruktion ist insbesondere bei mehrschichtigen
oder mit Kunststoffplatten oder furnierhölzern (beidseitig) beschichteten Leichtbauprodukten
von Vorteil.
[0048] Verwendung als Isolationsmaterial aufgrund geringer Wärmeleitfähigkeit (0,04-0,08W/mK
je nach Dichte und Porigkeit).
[0049] Die offenporige Struktur ermöglicht eine wesentliche Reduktion von Schalldurchgang
und Nachschall. Dadurch eignet sich das erfindungsgemäß hergestellte Produkt hervorragend
auch als schalldämmendes Element zur Verbesserung der Raumakustik.
[0050] Zu diesem Zweck kann die Platte zusätzlich während des Herstellungsprozesses sowohl
mit vordefinierten Öffnungen produziert werden als auch nach Abschluss mechanisch
perforiert werden.
[0051] Die erfindungsgemäß hergestellten Produkte zeichnen sich weiters dadurch aus, dass
sie keine Formaldehydemission verursachen können.
[0052] Es ist auch möglich, den erfindungsgemäß fertig hergestellten Holzschaum nachträglich
mit zumindest einem Flammschutzmittel und/oder Hydrophobierungsmittel zu imprägnieren.
[0053] Der erfindungsgemäß hergestellte Holzschaum kann, wie oben erwähnt, beschichtet werden,
z.B. mit Holzfurnier, Kunststoffplatten, durchaus auch in sehr dünnen Stärken von
z.B. unter 1 mm.
[0054] Eine geschlossene Oberfläche kann bei Nachbearbeitung durch Füllen von deren offenen
Poren mit Spachtelmassen oder verschiedenen, teilweise porenschließenden Beschichtungen
erreicht werden.
[0055] Die Möglichkeit, um das Verfahren auch in einem herkömmlichen Haushaltsofen durchführen
zu können, ermöglicht des Weiteren die Anwendung bei der Herstellung von umweltschonendem,
letztlich verrottendem Spielzeug.
[0056] Obwohl die erfindungsgemäß hergestellten Produkte, insbesondere bei Einsatz von Propionsäure,
gegen Mikroorganismenbefall stabil sind, sind sie bei längerer Lagerung in einem feuchten
Milieu, wie z.B. Erdreich, in akzeptablen Zeiträumen verrottbar, was ihre Verwendung
als Formkörper beliebiger Gestalt, wie z.B. als Särge nahe legt.
1. Verfahren zur Herstellung von rigiden formstabilen Leichtbauprodukten, insbesondere
-platten für Bau-, Einrichtungs-, Möbelbau- und Industriezwecke, sowie von Formkörpern
der verschiedensten Art auf Basis von Holz,
dadurch gekennzeichnet, dass
- zumindest ein, einen Glutengehalt bzw. Gehalt an teigbildenden Proteinen von 8 bis
14 Masse.-%, bevorzugt von 11 bis 13 Masse.-%, aufweisendes Getreidemehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad, vorzugsweise Weizenmehl, mit einer Körnung von unter
200 µm,
- zumindest ein Pflanzenfasermehl, vorzugsweise Holzmehl, insbesondere Nadelholzmehl, mit Teilchengrößen im Bereich
von 20 bis 1000 µm, wobei das Gewichtsverhältnis von Pflanzenfasermehl zu Getreidemehl
von 70:30 bis 30:70 beträgt,
- zumindest eine Hefe in, vorzugsweise in Wasser, dispergierter Form, in einer Menge von 1 bis 5 Masse.-%,
vorzugsweise von 2 bis 3 Masse.-% (Trockensubstanz), jeweils bezogen auf die Menge
Getreidemehl und Holzfasern,
- 0,5 bis 5 Masse.-% eines gequollene bzw. verkleisterte Stärke enthaltenden Produkts
und
- Wasser in einer Menge von 120 bis 220 Masse.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des
Feststoffgehaltes der vorliegenden Komponenten, innig miteinander gemischt und verknetet
werden,
- dass die auf diese Weise erhaltene feine, gleichmäßige Porigkeit auszubilden beginnende,
teigartig pastöse Masse, bevorzugt maschinell, zu einem Formling mit einer der jeweils
vorgesehenen Endform entsprechenden Vorform geformt wird, welcher dann weniger als
2 h, vorzugsweise 20 bis 45 min, insbesondere 25 bis 35 min, lang rasten gelassen
wird, und
- dass der auf diese Weise erhaltene, geformte und gleichmäßige Porigkeit entwickelnde
bzw. aufweisende Formling schließlich im Zuge eines Erhitzungsprozesses bei Temperaturen
im Bereich von 100 bis 400°C, insbesondere von 180 bis 220°C, zu dem eine jeweils
vorgesehene Endgestalt aufweisenden, formstabilen, regelmäßig angeordnete und gleichmäßige
Dimension aufweisende Poren aufweisenden Formkörper verbacken wird,
- welcher bevorzugter Weise schließlich einem Nach-Trocknungs- und einem Nachbearbeitungsprozess
unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Getreidemehl Weizenmehl oder eine Mischung von Roggen--, Dinkel-, Gerste-, Hafer-, Hirse-, Einkorn-, Emmer-, Hafer- und/oder Weizenmehl eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Getreidemehl mit einer Körnung von unter 180 µm, vorzugsweise unter 120 µm, eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Holzmehl ein Nadelbaum-Holzmehl, bevorzugt Fichten- und/oder Tannen-Holzmehl
eingesetzt wird, wobei bevorzugter Weise diese Mehle im Gewichtsverhältnis von 80:20
bis 90:10 Einsatz finden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Holzmehl mit Teilchengrößen im Bereich von 100 bis 800µm eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass Pflanzenfaser-, also insbesondere Holzmehl, und Getreidemehl im Gewichtsverhältnis
von 60:40 bis 40:60 eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass als gequollene bzw. verkleisterte Stärke enthaltendes Produkt, gequollene oder verkleisterte
Stärke, insbesondere Getreidestärke, direkt, oder ein derartig aufbereitete Stärke
enthaltendes, zerkleinertes Altgebäck, insbesondere Altbrot, oder aus der Nachbearbeitung
der gemäß der vorliegenden Erfindung erhaltener Leichtbaumaterial-Abfall eingesetzt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das gequollene bzw. verkleisterte Stärke enthaltende Produkt in einer Menge von 1
bis 3 Masse.-% Stärke, jeweils bezogen auf den gesamten Feststoffgehalt der Ausgangsmischung
eingesetzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Wasser in einer Menge von 140 bis 200 Masse.-% jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
des Feststoffgehaltes der im Anspruch 1 genannten Komponenten eingesetzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Zusatzmittel den die Ausgangsmischung für den Formling bildenden Komponenten
zugegeben wird, wofür insbesondere Propionsäure vorgesehen ist, und/oder dass als
Zusatzmittel ein Brandschutzmittel eingesetzt wird.