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EP 2 617 502 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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24.07.2013 Patentblatt 2013/30 |
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Anmeldetag: 14.01.2013 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC):
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Benannte Vertragsstaaten: |
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AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL
NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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BA ME |
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Priorität: |
20.01.2012 DE 102012100458
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Anmelder: Martinrea Honsel Germany GmbH |
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59872 Meschede (DE) |
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Erfinder: |
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- Fuchs, Heinrich
58579 Schalksmühle (DE)
- Kramer, Raphael
59909 Bestwig (DE)
- Krzoska, Thomas
59872 Meschede (DE)
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Vertreter: Christophersen & Partner |
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Patentanwälte
Homberger Strasse 5 40474 Düsseldorf 40474 Düsseldorf (DE) |
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(54) |
Verfahren zur Herstellung eines mit einem Hohlraum versehenen Leichtmetall-Bauteils |
(57) Vorgeschlagen wird ein Verfahren zur Herstellung eines mit mindestens einem Hohlraum
versehenen Leichtmetall-Bauteils. Es soll eine verfahrenstechnische Möglichkeit geschaffen
werden, bei hohlgegossenen Bauteilen aus Leichtmetall und insbesondere aus Aluminium
zu einer Reduzierung der im Gefüge vorhandenen Hohlräume zu kommen, und so das Bauteil
widerstandsfähiger gegenüber späteren mechanischen Beanspruchungen zu machen.
Hierzu wird ein Verfahren zur Herstellung eines mit mindestens einem Hohlraum versehenen
Leichtmetall-Bauteils vorgeschlagen, bei dem durch Sandgießen, Kokillengießen oder
Druckgießen ein Gussteil erzeugt wird, und das Gussteil nach dem Erstarren und nach
der Entfernung von Angüssen und Speisern auf eine Temperatur zwischen 350 °C und 500
°C erwärmt und bei dieser Temperatur in ein Gesenk eingelegt wird. In dem Gesenk erfolgt
durch mindestens einen Schmiedeprozess eine Knetung des metallischen Gefüges unter
zumindest partieller Umformung des Gussteils.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines mit mindestens einem Hohlraum
versehenen Leichtmetall-Bauteils.
[0002] Gegossene Bauteile aus Leichtmetalllegierungen und insbesondere aus Aluminiumlegierungen
können Defekte in Form von Blasen oder Lunkern aufweisen. Derartige Defekte beruhen
beispielsweise auf Wasserstoffausscheidungen oder auf Schwindungsprozessen im Verlaufe
des Erstarrens der Leichtmetallschmelze. Derartige Gefügedefekte stellen Materialunterbrechungen
und damit Zonen verringerter Festigkeit dar, weshalb es bei bestimmten Belastungszuständen
des betreffenden Bauteils zu dessen Bruch oder zu einem Riss kommen kann.
[0003] Es hat sich zwar herausgestellt, dass durch eine geeignete Behandlung der Schmelze
und durch entsprechende Speisungsmöglichkeiten während der Erstarrung der Schmelze
die Gefahr solcher späterer Defekte verringert werden kann, jedoch andererseits solche
Gefügedefekte nicht wirklich auszuschließen sind. Zudem können Kerngase, die während
der Erstarrung der Schmelze entstehen, zu einer Porenbildung führen, wenn es nicht
gelingt, diese Gase aus der Gießform abzuführen.
[0004] Im Stand der Technik wird zur Herstellung eines porenarmen Gefüges dieses nach dem
Abguss z. B. in einem Autoklaven, heiß-isostatisch gepresst. Ein solches Verfahren
wird als HIP-Verfahren bezeichnet. Bei dieser Art des Pressens werden die im Gussteil
enthaltenen Blasen und Lunker zusammengedrückt, d. h. ihr Volumen wird verringert.
Voraussetzung hierfür ist, dass der im Autoklaven anstehende Gasdruck allseits gleichmäßig
auf die inneren und auf die äußeren Konturen des behandelten Gussteils einwirkt.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine weitere verfahrenstechnische
Möglichkeit zu schaffen, um bei hohlgegossenen Bauteilen aus Leichtmetall und insbesondere
aus Aluminium zu einer Reduzierung der im Gefüge vorhandenen Hohlräume zu kommen,
und das Bauteil so widerstandsfähiger gegenüber späteren mechanischen Beanspruchungen
zu machen.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabenstellung wird ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 vorgeschlagen.
[0007] Bei diesem Verfahren wird durch Sandgießen, Kokillengießen oder Druckgießen zunächst
ein Gussteil erzeugt und das Gussteil nach dem Erstarren und nach der Entfernung von
Angüssen und Speisern auf eine Temperatur zwischen 350 °C und 500 °C erwärmt wird.
[0008] Sodann wird das Gussteil, welches weiterhin den den Hohlraum formenden Gießkern enthalten
kann, noch bei dieser Temperatur in ein Gesenk eingelegt und in dem Gesenk durch Bearbeiten
mit einem Schmiedewerkzeug mindestens einem Schmiedeprozess unterzogen. Durch das
Schmieden in dem Gesenk wird das metallische Gefüge geknetet und das Gussteil zumindest
partiell, d. h. bereichsweise, umgeformt. Der Schmiedeprozess bietet den wichtigen
Vorteil einer Verfeinerung des metallischen Gefüges.
[0009] Bei der Durchführung des Verfahrens im Einzelnen werden nach dem Abgießen zunächst
durch eine geeignete mechanische Bearbeitung etwaige vorhandene Angüsse und Speiser
entfernt. In einer weiteren Fertigungsstufe, und wobei sich der zum Zwecke der Formung
des Hohlraums verwendete Kern weiterhin in dem Gussteil befindet, wird dieses auf
die Temperatur von 350 °C bis 500 °C erwärmt. Anschließend wird das Gussteil, dessen
Temperatur weiterhin in diesem Temperaturbereich liegt, in einem geeignet gestalteten
Gesenk dem Schmiedeprozess unterzogen.
[0010] Das Schmieden kann partiell erfolgen, also nur mit Wirkung für einen Teil der Kontur
des Gussteils, oder das Schmieden erfolgt mittels eines entsprechend ausgeführten
Schmiedewerkzeuges komplett und erfasst die gesamte Oberfläche des Bauteils.
[0011] Erst danach, also nach dem Verfahrensschritt des Schmiedens, wird der Kern, sofern
das Bauteil über geeignete Öffnungen nach außen verfügt, durch diese Öffnungen aus
dem Gussteil entfernt.
[0012] Handelt es sich hingegen bei dem Gussteil um einen geschlossenen Hohlkörper ohne
geeignete Öffnungen, so verbleibt der Gießkern darin auf Dauer.
[0013] In einem zusätzlichen Schritt kann das Gussteil nach der Entnahme aus dem Gesenk
und ohne eine zusätzliche oder erneute Erwärmung in der Gießhitze geschmiedet werden.
[0014] Zur Gestaltung und Aufrechterhaltung des Hohlraums wird vorzugsweise ein Kern aus
einem durch anorganische oder organische Bindemittel verfestigten Sand oder Salz eingesetzt.
Im Hinblick auch auf den obligatorisch durchgeführten Schmiedeprozess sind tixotrope
Materialien als Kernwerkstoffe besonders geeignet.
[0015] Als Gusswerkstoff geeignet ist eine Aluminiumgusslegierung, etwa eine Aluminiumhalbzeuglegierung.
1. Verfahren zur Herstellung eines mit mindestens einem Hohlraum versehenen Leichtmetall-Bauteils,
bei dem durch Sandgießen, Kokillengießen oder Druckgießen ein Gussteil erzeugt und
das Gussteil nach dem Erstarren und nach der Entfernung von Angüssen und Speisern
auf eine Temperatur zwischen 350 °C und 500 °C erwärmt und bei dieser Temperatur in
ein Gesenk eingelegt wird, und in dem Gesenk durch mindestens einen Schmiedeprozess
eine Knetung des metallischen Gefüges unter zumindest partieller Umformung des Gussteils
erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil in dem Schmiedeprozess vollständig umgeformt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur Gestaltung des Hohlraums ein Kern verwendet wird, und der Kern aus einem durch
anorganische oder organische Bindemittel verfestigten Sand oder Salz besteht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, gekennzeichnet durch einen Kernwerkstoff aus tixotropen Materialien.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil nach der Entnahme aus dem Gesenk und ohne eine zusätzliche Erwärmung
in der Gießhitze geschmiedet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Leichtmetall eine Aluminiumgusslegierung verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Leichtmetall eine Aluminiumhalbzeuglegierung verwendet wird.
8. Gussteil aus einer Aluminiumlegierung, dadurch gekennzeichnet, dass dieses durch ein Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 - 7 hergestellt ist.