[0001] Die Erfindung betrifft eine Schleifscheibe, insbesondere zum Längs- oder Querschleifen,
mit einem inneren Kernabschnitt und einem äußeren ringförmigen Schleifabschnitt, die
miteinander verbunden sind, wobei der Schleifabschnitt aus einem körniges Schleifmittel
enthaltenen Material besteht. Eine Schleifscheibe dieser Art wird beispielsweise in
der
DE 601 13 319 T2 beschrieben.
[0002] In der Stahlfertigung wird beispielsweise bei der Weiterverarbeitung von Brammen
die Oberfläche durch Schleifen bearbeitet, um dort vorhandene Fehlstellen wie Lunker
abzutragen. Hierzu wird eine Schleifscheibe verwendet, deren Schleifabschnitt Körner
als Schleifmittel enthält, mit denen ein Spanen mit geometrisch unbestimmten Schneiden
durchführbar ist. Die Wahl der Schleifkörner richtet sich nach dem zu bearbeitenden
Werkstück, zumeist sollen die Schleifkörner eine große Härte, eine ausreichende Kornzähigkeit
und Wärmebeständigkeit und eine geeignete Korngröße und Kornform besitzen. Häufig
verwendete Schleifkörner bestehen aus Korund (Aluminiumoxid), Siliziumcarbid, kubischem
Bornitrid oder aus Diamant, wobei die genannten Schleifmaterialien in der Reihenfolge
mit wachsender Härte genannt sind. Die Form der Schleifkörner sowie deren Korngrößen
richten sich nach der Art der Bearbeitung, nämlich ob es sich um ein sogenanntes Schruppschleifen,
Vorschleifen oder Fertigschleifen bzw. Feinstschleifen handelt.
[0003] Die Schleifscheibe wird beim Schleifvorgang mit relativ hoher Geschwindigkeit gedreht,
wobei Schleifgeschwindigkeiten von 80m/s oder mehr üblich sind. Bei solchen Schleifgeschwindigkeiten
entstehen erhebliche Fliehkräfte, die hohe Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Eine besondere
Gefahr für das Bedienungspersonal ergibt sich durch die relativ große Bruchempfindlichkeit
der Schleifscheiben, die dazu führen kann, dass sich einzelne große Stücke der Schleifscheiben
oder sogar Schleifabschnittsegmente ablösen. Trotzt notwendiger Sicherungsmaßnahmen,
nämlich einer Auswuchtung der Schleifscheibe, einer Klangprobe vor der Benutzungsaufnahme,
einer sorgfältigen Aufspannung der Schleifscheibe und einer Einhausung in einer Schutzhaube,
kommt der Haltbarkeit der Schleifscheibe eine große Bedeutung zu. Insbesondere muss
das Abbrechen einzelner Schleifabschnittsegmente oder größerer Schleifabschnittsteile
wirkungsvoll vermieden werden.
[0004] Die vorstehend beschriebene Aufgabe wird durch eine Schleifscheibe nach Anspruch
1 gelöst, bei der erfindungsgemäß zumindest der Schleifabschnitt, vorzugsweise der
Schleifabschnitt und der Kernabschnitt zusätzlich, bezogen auf die Gesamtmasse des
Schleifabschnittes 0,15% bis 1 %, vorzugsweise 0,2% bis 0,4%, Kunststoff- oder Glasfasern
aufweist.
[0005] Es ist zwar für Trennscheiben kleineren Durchmessers oder auch größeren Schleifscheiben
bereits die Verwendung von Füllstoffen, unteren andrem von Glasfasern vorgeschlagen
worden, jedoch wurde hiermit das Ziel verfolgt, die Kosten für die Schleifscheibe
zu minimieren. Die Zentrifugalkraft einer Schleifscheibe berechnet sich aus dem Produkt
der Masse, dem Quadrat der Winkelgeschwindigkeit sowie dem Abstand von der Drehachse,
woraus folgt, dass insbesondere Schleifscheiben mit einer großen Masse sowie einem
großen Durchmesser immense Fliehkräfte erfahren. Das Entstehen von Haarrissen als
Auslöser eines späteren Abbrechens von Teilen der Schleifabschnitte ist somit zu vermeiden.
Aus diesem Grund sind die prozentualen Massenanteile der Kunststoff- oder Glasfaser
strikt einzuhalten. Oberhalb von 1,0 Massen% des Schleifabschnitts erhöht sich die
Bruchgefahr drastisch. Unterhalb von 0,3% bleibt die Zugabe von Kunststoff- oder Glasfasern
weitgehend wirkungslos. Erst die beschränkte Menge von 0,15% bis 1,0% führt im Ergebnis
zum einen zu einem guten Haftverbund der Schleifscheibenabschnitte ohne Einbußen der
Zähigkeit.
[0006] Vorzugsweise werden Glasfasern mit einer Länge von 5 mm bis 15 mm und einer Dicke
von 0,8 mm bis 1,2 mm verwendet.
[0007] Die hier angesprochenen Schleifscheiben besitzen beispielsweise einen standardisierten
Durchmesser von 615 mm mit einer Breite von 79 mm und einer inneren Bohrung inmitten
des Kernabschnittes von 203 mm. Der Kernabschnittsdurchmesser beträgt 340 mm. Das
Gewicht einer solchen Schleifscheibe einschließlich eingebetteter Eisenverstärkungsringe
beträgt ca. 63 kg. Um eine Relativbewegung des Kernabschnittes und des Schleifabschnittes
in Drehrichtung zu vermeiden, weist der im Wesentlichen zylinderförmige Außenmantel
des Kernabschnittes einzelne Nuten oder singuläre Vertiefungen auf und der zylinderförmige
Innenmantel des Schleifabschnittes einzelne Rippen oder singuläre Erhebungen. Die
Rippen oder singulären Erhebungen greifen jeweils in die Nuten oder singulären Vertiefungen
des Kernabschnittes ein, wobei sich eine wirkungsvolle "Verzahnung" zwischen dem Kernabschnitt
und dem Schleifabschnitt ergibt. Die entsprechenden Nuten, Vertiefungen oder Erhebungen
können bei dem Kaltpressen leicht eingeformt werden.
[0008] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können prinzipiell alle gängigen Schleifmittel
verwendet werden, vorzugsweise sind dies Al
2O
3, SiC, CBN, ZrO
2, Diamant oder Mischungen aus den vorgenannten Stoffen, wobei die Korngröße maximal
1 mm Durchmesser betragen soll.
[0009] Wie prinzipiell aus der
DE 601 13 319 T2 bekannt, sollen der Kernabschnitt und der Schneidabschnitt jeweils gleiche thermische
Ausdehnungskoeffizienten haben. Allenfalls können die Ausdehnungskoeffizienten maximal
5% voneinander abweichen. Durch diese Maßnahme wird erreicht, dass bei der Erwärmung
der Schleifscheibe im Betrieb Spannungen zwischen dem Kernbereich und dem Schleifabschnitt
weitestgehend vermieden werden.
[0010] Der Kernabschnitt und der Schleifabschnitt können abgesehen von dem Schleifkorn prinzipiell
aus demselben oder aus einem unterschiedlichen Material bestehen. Nach einer weiteren
Ausgestaltung der Erfindung kann der Schleifabschnitt eine Metall-oder Metalllegierungsmatrix
oder ein wärmeaushärtbares Harz enthalten, worin die körnigen Schleifmittel und die
Kunststoff- oder Glasfasern in zumindest weitgehend homogener Verteilung eingebettet
sind. Der Kernabschnitt kann im Wesentlichen aus Metall bzw. Metalllegierungen bestehen,
denen gegebenenfalls Füllstoffe zugesetzt sind. Insbesondere kann unter Umständen
der Kernabschnitt mehrfach genutzt werden, d. h. dass nach einem Verschleiß des Schleifabschnittes
der Schleifabschnitt-Körper von dem Kernabschnitt getrennt und hierauf ein neuer Schleifabschnitt
angeformt wird.
[0011] Insbesondere im Hinblick auf zumindest etwa gleiche Wärmeausdehnungskoeffizienten
kann jedoch der Kernabschnitt (vorzugsweise ebenso wie der Schleifabschnitt) ein wärmeaushärtbares
Harz sowie eine Vernetzungsmittel und Füllstoffe enthalten. Füllstoffe können beispielsweise
pulverförmiges SiC, Al
2O
3, Bauxit, Graphit oder Molybdänsulfid sein.
[0012] Um eine größtmögliche Festigkeit der Schleifscheibe gewährleisten zu können, wird
vorzugsweise zunächst der Kernabschnitt und hierauf der Schneidabschnitt durch Kaltpressen
hergestellt. Der derart geformte Grünling aus Kern- und Schleifabschnitt besitzt bereits
die Nuten und Rippen, die nach Art des Nut-Feder-Prinzips ineinander greifen (oder
alternativ hierzu singuläre Vertiefungen und singuläre Zapfen).
[0013] Der zusammenhängende Pressgrünling wird abschließend auf 180°C bis 200°C erwärmt
und auf das gewünschte Endmaß gepresst. Die Pressdrucke liegen beispielsweise bei
7 x 10
7 Pa (700 bar).
[0014] Ein konkretes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Draufsicht auf eine Schleifscheibe,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht der Schleifscheibe und
- Fig. 3
- eine Schnittansicht entlang der Linie III-III in Fig. 1 (mit zwei möglichen Ausführungsvarianten).
[0015] Schleifscheiben der erfindungsgemäßen Art bestehen aus einem Kernabschnitt 10 sowie
einem Schleifabschnitt 11. Der Außendurchmesser des Schleifabschnitts beträgt 615
mm und die aus Fig. 2 ersichtliche Breite der Schleifscheibe 79 mm. Der Schleifabschnitt
11 ist radial außen und der Kernabschnitt 10 radial innen angeordnet, wobei deren
innere und äußere Mantelfläche aneinander liegen und miteinander verbunden sind. Wie
aus Fig. 3 ersichtlich, kann eine Art Verzahnung zwischen dem Kernabschnitt und dem
Schleifabschnitt dadurch geschaffen werden, dass der Kernabschnitt einzelne radial
abstehende Rippen 12 besitzt, die in Nuten 13 des Schleifabschnittes eingreifen. Alternativ
hierzu und wie in der linken Hälfte der Schleifscheibe dargestellt, können auch einzelne
Erhebungen 14 und Vertiefungen 15 verwendet werden. Solche Vorsprünge oder Nuten werden
bereits beim Herstellen des Grünlings durch Vorpressen eingeformt, so dass der zusammengesetzte
Körper, bestehend aus vorgepresstem Kernabschnitt und vorgepresstem Schleifabschnitt
in eine Form gegeben und abschließend auf 180°C bis 200°C erwärmt und auf ein Endmaß
fertig gepresst werden.
[0016] Erfindungsgemäß besitzt der Schleifabschnitt neben dem Matrixmaterial, in welches
die Schleifkörner, beispielsweise aus Aluminiumoxid, eingebettet sind, einen Massenanteil
von 0,15% bis 1,0% Kunststoff- oder Glasfasern. In einem konkreten Ausführungsbeispiel
wurden ca. 100 g Glasfasern mit einer mittleren Länge von 10 mm und einer Dicke von
1 mm als Gesamteinwaage für den Kernabschnitt und den Schleifabschnitt verwendet.
Die Glasfasern sind homogen vermengt worden. Der Kernabschnitt hatte ein Gesamtgewicht
von 12 kg, wohingegen der Schleifabschnitt eine Pulver-Einwaage von 49,5 kg besitzt.
Zudem sind noch 2 zusätzliche Eisenringe eingebettet worden, deren Gewicht 1,0 kg
beträgt, so dass sich ein Gesamtgewicht von 62,5 kg für die Schleifscheibe ergibt.
In dem konkret gewählten Ausführungsbeispiel bestand somit der Glasfaseranteil an
dem Gewicht des Schleifabschnittes und des Kernabschnitts von jeweils etwa 0,17 %.
[0017] In einem Testlauf ist die Schleifscheibe mit Drehgeschwindigkeiten von 140 m/sec
geprüft worden, ohne dass Ausbrüche größerer Teile des Schleifabschnittes oder Haarrisse,
die zu späteren Ausbrüchen führen können, festgestellt wurden. Durch die gezielte
Beigabe der Glasfasern kann somit im Unterschied zu solchen Schleifscheiben, deren
Schleifabschnitte keine Glasfasern enthielten, eine erhebliche Verbesserung der Festigkeit
der Schleifscheibe erreicht werden.
1. Schleifscheibe, insbesondere zum Längs- oder Querschleifen, mit einem inneren Kernabschnitt
(10) und einem äußeren ringförmigen Schleifabschnitt (11), die miteinander verbunden
sind, wobei der Schleifabschnitt (11) aus einem körniges Schleifmittel enthaltenden
Material besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass
zumindest der Schleifabschnitt, vorzugsweise der Schleifabschnitt (11) und der Kernabschnitt
(10) zusätzlich 0,15% bis 1 %, vorzugsweise 0,2% bis 0,4%, Kunststoff- oder Glasfasern
aufweist, bezogen auf die Masse des Schleifabschnittes.
2. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Glasfasern eine Länge von 5 mm bis 15 mm und eine Dicke von 0,8 mm bis 1,2 mm
aufweisen.
3. Schleifscheibe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der im wesentlichen zylinderförmige Außenmantel des Kernabschnittes (10) einzelne
Nuten oder singuläre Vertiefungen und der im wesentlichen zylinderförmige Innenmantel
des Schleifabschnittes (11) einzelne Rippen oder singuläre Erhebungen aufweist, die
jeweils ineinander greifen und eine Relativbewegung des Kernabschnittes (10) und des
Schleifabschnittes (11) in Drehrichtung und vorzugsweise in axialer Richtung blockieren.
4. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die körnigen Schleifmittel aus Al2O3, SiC, CBN, ZrO2, Diamant oder Mischungen hieraus bestehen, vorzugsweise mit einer Korngröße von maximal
1 mm Durchmesser.
5. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kernabschnitt und der Schleifabschnitt jeweils thermische Ausdehnungskoeffizienten
haben, die vorzugsweise identisch sind oder maximal um 5% voneinander abweichen.
6. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Schleifabschnitt eine Metall- oder Metalllegierungsmatrix oder eine wärmeaushärtbares
Harz enthält, worin die körnigen Schleifmittel und die Kunststoff oder Glasfasern
in zumindest weitgehend homogener Verteilung eingebettet sind.
7. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Kernabschnitt im Wesentlichen aus Metall oder Metallen besteht, denen gegebenenfalls
Füllstoffe zugesetzt sind.
8. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Kernabschnitt und/oder der Schleifabschnitt ein wärmeaushärtbares Harz sowie
ein Vernetzungsmittel und Füllstoffe wie SiC, Al2O3, Bauxit, Graphit oder Molybdänsulfid enthält.
9. Schleifscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst der Kernabschnitt und hierauf der Schleifabschnitt durch Kaltpressen und
der zusammenhängende Pressgrünling abschließend auf 180°C bis 200°C erwärmt und auf
das gewünschte Maß gepresst worden ist.