Beschreibung
Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine mit einem einen
Verdichter, eine Brennkammer und eine Turbine umfassenden Strömungskanal. Sie betrifft
weiter ein Wärmetauschersystem für eine derartige Gasturbine.
[0002] Eine Gasturbine im weiteren Sinne ist eine Verbrennungskraftmaschine, bestehend aus
der Turbine im engeren Sinne (Expander) mit einem vorgeschalteten Verdichter und einer
dazwischengeschalteten Brennkammer. Über die Beschaufelung einer oder mehrerer Verdichterstufen
wird Luft komprimiert, diese anschließend in der Brennkammer mit einem gasförmigen
oder flüssigen Treibstoff gemischt, gezündet und verbrannt. So entsteht ein Heißgas
(Mischung aus Verbrennungsgas und Luft), das im nachfolgenden Turbinenteil entspannt,
wobei sich thermische in mechanische Energie umwandelt und zunächst den Verdichter
antreibt. Der verbleibende Anteil wird beim Einsatz in Kraftwerksanlagen zum Antrieb
eines Generators verwendet.
[0003] Zur Leistungssteigerung wird bei stationären Gasturbinen häufig das so genannte Wet-Compression-Verfahren
angewendet. Vor dem Eintritt des Verdichters wird durch eine Wassereinspritzeinrichtung
wie z. B. Düsen Wasser in den Ansaugluftstrom gegeben, üblicherweise in der Größenordnung
von 1% bis 2% des Ansaugmassenstromes. Zur Verminderung von Erosion an den Verdichterschaufeln
ist eine möglichst kleine Tropfengröße wichtig. Stromabwärts hinter Eindüsung der
Wassertropfen überschreitet die relative Luftfeuchte die Sättigungsgrenze von 100%,
daher wird das Verfahren gelegentlich auch als Over-spray bezeichnet.
[0004] Grundlage der Leistungssteigerung durch die Wet Compression sind hauptsächlich zwei
Mechanismen:
- 1) Intercooling-Effekt: Innerhalb des normalerweise mehrstufigen Turbokompressors
wird durch Verdampfung der Wassertropfen eine Kühlung des Luftstromes erzielt, der
Arbeitsprozess bewegt sich von der adiabaten in Richtung einer isothermen Verdichtung.
Damit sinkt die spezifische Leistungsaufnahme des Verdichters und die abgegebene mechanische
(Netto)-Leistung der Gasturbine steigt (ebenso wie deren Wirkungsgrad).
- 2) Steigerung des Massenstroms: Durch die Arbeitsturbine wird ein höherer Volumenstrom
entspannt, für den eine erheblich geringere Verdichtungsarbeit im Gasturbinenkompressor
aufgewendet werden muss als für die Verbrennungsluft. Damit steigt die abgegebene
Nutzarbeit.
[0005] Mit dem Verfahren lassen sich Leistungssteigerungen von über 10% der Gasturbinenleistung
erzielen. Aufgrund wechselnder Umgebungsbedingungen (Temperaturen, Feuchte und Druck)
kann diese leistungssteigernde Maßnahme jedoch nicht immer eingesetzt werden. Wegen
der hohen Fluidgeschwindigkeit in den ersten Verdichterstufen ist die statische Temperatur
so gering, dass die Gefahr der Vereisung von Bauteilen besteht, wodurch mechanische
und strömungstechnische Probleme hervorgerufen werden. Somit ist der Einsatz von Wet
Compression nur bis zu einer gewissen Außentemperatur erlaubt, unterhalb dieser Temperatur
aber nicht. Daher sinkt bei vergleichsweise niedriger Außentemperatur die Leistung
der Gasturbine, falls Wet Compression aus dem genannten Grund nicht eingesetzt werden
kann.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine
sowie ein System anzugeben, welche die Leistung einer Gasturbine bei vergleichsweise
niedrigen Außentemperaturen wieder erhöhen.
[0007] Bezüglich des Verfahrens wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem am Austritt
der Turbine mittels eines ersten Wärmetauschers im Strömungskanal Wärmeenergie entnommen
und über eine Wärmeleitung vor dem Eintritt des Verdichters mittels eines zweiten
Wärmetauschers im Strömungskanal abgegeben wird.
[0008] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass eine Leistungserhöhung der
Gasturbine bei niedrigen Außentemperaturen erreicht werden könnte, wenn der Betriebsbereich
für Wet Compression hin zu derartigen Temperaturen erweitert werden könnte. Da die
drohende Gefahr der Vereisung jedoch unmittelbar durch niedrige Ansauglufttemperaturen
verursacht wird, sollte die Ansaugluft vorgewärmt werden. Eine separate Vorwärmeinrichtung
würde jedoch einen zusätzlichen Energieverbrauch bedeuten und somit den Gesamtwirkungsgrad
senken.
[0009] Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in einem Gasturbinen-Kraftwerk durch
den Betrieb der Gasturbine große Wärmemengen anfallen, die bislang z. B. über ein
Lagerölsystem, Abblaseleitungen, die Abgasstrecke oder einfache Konvektion abgeführt
werden. Selbst bei kombinierten Gas- und Dampfturbinen, bei denen die Abwärme der
Gasturbine zur Erzeugung von Dampf genutzt wird, bleibt ein nicht unerheblicher Teil
der abgeführten Wärmeenergie ungenutzt.
[0010] Daher sollte ein erster Wärmetauscher im Abgastrakt hinter dem Austritt der Gasturbine
zur Anwendung kommen, über den ein bestimmter Teil der Wärme aufgenommen wird. Über
einen mit dem ersten Wärmetauscher über eine Wärmeleitung verbundenen zweiten Wärmetauscher,
der vor dem Verdichter der Gasturbine angebracht ist, wird der einströmenden Luft
arbeitslos Wärme zugeführt. Dadurch wird die Luft erwärmt und damit die Gefahr von
Vereisung verringert. Dadurch kann das Wet-Compression-Verfahren auch bei niedrigeren
Außentemperaturen angewendet werden und die Leistung der Gasturbine wird erhöht.
[0011] Vorteilhafterweise wird dazu zwischen dem zweiten Wärmetauscher und dem Eintritt
des Verdichters Wasser in den Strömungskanal eingespritzt. Die Wassereinspritzung
geschieht somit in die bereits erwärmte Ansaugluft, so dass ein Vereisen des Verdichterszuverlässig
vermieden wird. Vorteilhafterweise wird eine Gasturbine mit dem beschriebenen Verfahren
betrieben.
[0012] Bezüglich des Systems wird die Aufgabe gelöst durch ein Wärmetauschersystem für eine
Gasturbine mit einem einen Verdichter, eine Brennkammer und eine Turbine umfassenden
Strömungskanal, bei dem am Austritt der Turbine ein erster Wärmetauscher im Strömungskanal
angeordnet ist, und vor dem Eintritt des Verdichters ein über eine Wärmeleitung mit
dem ersten Wärmetauscher verbundener zweiter Wärmetauscher im Strömungskanal angeordnet
ist.
[0013] In vorteilhafter Ausgestaltung ist dabei der jeweilige Wärmetauscher aus dem Strömungskanal
bewegbar angeordnet. Da die Erwärmung der Ansaugluft vor dem Verdichter nicht in allen
Betriebszuständen von Vorteil ist und zusätzlich Wirkungsgradverluste aufgrund von
Totaldruckverlusten einer zusätzlich Rohrstruktur im Strömungskanal mit sich bringen
kann, sollten die Wärmetauscher nämlich so angebracht werden, dass diese aus der Strömung
genommen werden können. Dies kann mittels mechanischer Systeme geschehen, bei denen
zur aerodynamischen Optimierung die entstehenden Lücken im Strömungskanal mit einfachen
Blenden wieder geschlossen werden.
[0014] In weiterer oder alternativer vorteilhafter Ausgestaltung ist der jeweilige Wärmetauscher
in einen Schalldämpfer integriert. Durch die Integration von Wärmetauscher und Schalldämpfer
in der Art einer Doppelnutzung werden Wirkungsgradverluste ebenfalls minimiert.
[0015] Vorteilhafterweise umfasst eine Gasturbine ein derartiges Wärmetauschersystem.
[0016] Vorteilhafterweise ist dabei zwischen dem zweiten Wärmetauscher und dem Eintritt
des Verdichters eine Wassereinspritzeinrichtung im Strömungskanal angeordnet.
[0017] Eine Kraftwerksanlage umfasst dabei vorteilhafterweise eine beschriebene Gasturbine.
Neben der Anwendung in reinen Gasturbinenkraftwerken können das beschriebene Verfahren
und das beschriebene Wärmetauschersystem auch in kombinierten Gas- und Dampfturbinenkraftwerken
zur Anwendung kommen. Ebenso lässt sich das System nachträglich in bereits bestehende
Gasturbinen nachrüsten.
[0018] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die arbeitsneutrale Vorwärmung der Ansaugluft vor dem Verdichter mittels eines Wärmetauschers
die Temperatur der eingesaugten Luft soweit erhöht werden kann, dass die Vereisung
erst bei tieferen Temperaturen eintritt, als durch die Außenlufttemperatur eigentlich
vorgegeben ist. Einerseits ist somit der Einsatz von Wet Compression bei tieferen
Temperaturen möglich, was die Leistung bei derartigen Temperaturen erhöht, andererseits
kann vor allem bei reinen Gasturbinenanlagen der Betrieb ohne Wet Compression zu tieferen
Außentemperaturen verschoben werden, so dass die Gasturbinenanlage flexibler einsetzbar
ist.
[0019] Weiterhin werden im Anfahrbetrieb Verdichterelemente wie Schaufeln und die Strömungskanalbegrenzung
schneller aufgewärmt, so dass sich die Anfahrzeit der Gasturbine verkürzt. Schließlich
wird vermieden, dass bei sehr tiefen Außentemperaturen die Eintrittsluft durch bereits
erhitzte Verdichterendluft erwärmt werden muss. Durch den Wärmetauscher, der die Wärme
aus dem Gasturbinenaustritt nutzt, fällt dieser Wirkungsgradverlust weg. Der Gesamtwirkungsgrad
der Maschine erhöht sich damit.
[0020] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt die Figur
eine schematische Darstellung einer Gasturbine in einem Gasturbinenkraftwerk.
[0021] Die Gasturbine 1 ist in der FIG ausschnittsweise schematisch dargestellt und ist
Bestandteil einer Kraftwerksanlage 2. Die Gasturbine 1 umfasst einen Verdichter 4,
in dem durch einen dem Verdichter 4 vorgeschalteten Ansaugkanal 6 angesaugte Luft
8 komprimiert und dabei erwärmt wird. Dem Verdichter 4 ist eine Brennkammer 10 nachgeschaltet,
in der in die vom Verdichter 4 komprimierte Luft z. B. Gas eingeführt und gezündet
wird.
[0022] Das so entstandene Heißgasgemisch wird in einer Turbine 12, die der Brennkammer 10
nachgeschaltet ist, entspannt und erzeugt hier rotatorische mechanische Energie, die
zum Antrieb des Verdichters 4 und eines nicht näher dargestellten Generators der Kraftwerksanlage
2 genutzt wird. Das entspannte Gas wird in einen Abgaskanal 14 geleitet. Ansaugkanal
6, Verdichter 4, Brennkammer 10, Turbine 12 und Abgaskanal 14 bilden damit in dieser
Reihenfolge den Strömungskanal 16 der Gasturbine 1.
[0023] Am Eintritt des Verdichters 4 ist eine Einspritzeinrichtung 18 angeordnet. Diese
erhöht als Wet-Compression-System die Leistung der Gasturbine 1. Um auch bei niedrigen
Außentemperaturen die Einspritzeinrichtung 18 in Betrieb nehmen zu können, weist die
Gasturbine 1 ein Wärmetauschersystem 20 auf.
[0024] Das Wärmetauschersystem 20 umfasst einen ersten Wärmetauscher 22 im Abgaskanal 14
der Gasturbine 1. Über eine Wärmeleitung 24, die mit einem entsprechend für Wärmetauscher
effizienten Fluid als Übertragungsmedium gefüllt ist, ist der Wärmetauscher 22 mit
einem zweiten Wärmetauscher 26 verbunden, der im Ansaugkanal 6 noch vor der Einspritzeinrichtung
18 angeordnet ist. Abwärme der Gasturbine 1 wird somit über die Wärmeleitung 24 zum
Wärmetauscher 26 übertragen und zur Erwärmung von kalter angesaugter Luft 8 genutzt.
[0025] Der erste Wärmetauscher 26 ist so ausgestaltet, dass er aus dem Strömungskanal 16
weggeklappt werden kann. Kommt er nicht zum Einsatz, wird so die angesaugte Luft 8
nicht wirkungsgradmindernd behindert.
[0026] Zur Wirkungsgradsteigerung kann auch bei der Nichtnutzung des Wärmetauschersystems
der Wärmetauscher 22 aus dem Strömungskanal 16 wegklappbar gestaltet werden.
1. Verfahren zum Betreiben einer Gasturbine (1) mit einem einen Verdichter (4), eine
Brennkammer (10) und eine Turbine (12) umfassenden Strömungskanal (16), bei dem am
Austritt der Turbine (12) mittels eines ersten Wärmetauschers (22) im Strömungskanal
(16) Wärmeenergie entnommen und über eine Wärmeleitung (24) vor dem Eintritt des Verdichters
(4) mittels eines zweiten Wärmetauschers (26) im Strömungskanal (16) abgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem zwischen dem zweiten Wärmetauscher (26) und dem Eintritt des Verdichters (4)
Wasser in den Strömungskanal (16) eingespritzt wird.
3. Gasturbine (1),
betrieben mit dem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
4. Wärmetauschersystem (20) für eine Gasturbine (1) mit einem einen Verdichter (4), eine
Brennkammer (10) und eine Turbine (12) umfassenden Strömungskanal (16), bei dem am
Austritt der Turbine (12) ein erster Wärmetauscher (22) im Strömungskanal (16) angeordnet
ist, und vor dem Eintritt des Verdichters (4) ein über eine Wärmeleitung (24) mit
dem ersten Wärmetauscher (22) verbundener zweiter Wärmetauscher (26) im Strömungskanal
(16) angeordnet ist.
5. Wärmetauschersystem (20) nach Anspruch 4,
bei dem der jeweilige Wärmetauscher (22, 26) aus dem Strömungskanal (16) bewegbar
angeordnet ist.
6. Wärmetauschersystem (20) nach Anspruch 4 oder 5,
bei dem der jeweilige Wärmetauscher (22, 26) in einen Schalldämpfer integriert ist.
7. Gasturbine (1) mit einem Wärmetauschersystem (22) nach einem der Ansprüche 4 bis 6.
8. Gasturbine (1) nach Anspruch 7,
bei der zwischen dem zweiten Wärmetauscher (26) und dem Eintritt des Verdichters (4)
eine Wassereinspritzeinrichtung (18) im Strömungskanal (16) angeordnet ist.
9. Kraftwerksanlage (2) mit einer Gasturbine (1) nach einem der Ansprüche 3, 7 oder 8.