[0001] Die Erfindung betrifft eine Aluminiumlegierung und ein Verfahren zur Verbesserung
der Warmaushärtungsfähigkeit eines Halbzeugs oder Endprodukts, aufweisend eine aushärtbare
Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis, bei dem die
Aluminiumlegierung in einen Zustand fester Lösung, insbesondere durch Lösungsglühen,
übergeführt wird, abgeschreckt wird und darauffolgend Ausscheidungen durch eine Kaltaushärtung
ausbildet, wobei das Verfahren mindestens eine Maßnahme zur Reduktion eines negativen
Effekts der Kaltaushärtung der Aluminiumlegierung auf ihre Warmaushärtung umfasst.
[0002] Um bei aushärtbaren Aluminiumlegierungen auf Al-Mg-Si-Basis, zum Beispiel der 6xxx-Reihe,
den negativen Effekt einer Kaltaushärtung auf eine später durchgeführte Warmaushärtung
zu reduzieren, sind verschiedenste Maßnahmen zur Temperaturbehandlung der Aluminiumlegierungen
bekannt. Darunter einzuordnen sind beispielsweise eine Stufenabschreckung, ein Stabilisierungsglühen
oder auch ein Rückglühen (vgl.
Friedrich Ostermann: Anwendungstechnik Aluminium, 2., neu bearbeitete und aktualisierte
Auflage, Springer Berlin Heidelberg New York, Seite 152 bis 153, ISBN 978-3-540-71196-4). Derartige Maßnahmen zur Verbesserung der Warmaushärtungsfähigkeit verursachen einen
vergleichsweise hohen Verfahrensaufwand, zudem sind sie verhältnismäßig kostenintensiv
und unter Umständen auch produktionstechnisch problematisch, wodurch eine Reproduzierbarkeit
bzw. eine Einheitlichkeit der Eigenschaften des Produkts schwer erreicht werden können.
Gefordert sind hier jedoch insbesondere einheitliche Eigenschaften der Aluminiumlegierung
- diese dürfen sich durch Lagerung - zumindest nicht durch begrenzte - bzw. durch
die damit verbundene Kaltaushärtung der Aluminiumlegierungen nicht verändern.
[0003] Außerdem ist bei einer AA6013-Aluminiumlegierung bekannt (vgl. Benedikt Klobes: Strukturelle
Umordnungen in Aluminiumlegierungen: Ein komplementärer Ansatz aus der Perspektive
von
Leerstellen und Fremdatomen, Bonn 2010, Erscheinungsjahr 2010, Seiten 104 und 105), einen negativen Effekt einer Kaltaushärtung auf eine darauffolgende Warmaushärtung
darauf zurückzuführen, dass die zur Bildung von β" notwendigen Fremdatome erst durch
Auflösung von Ausscheidungen bereitgestellt werden. Diese Ausscheidungen sind alle
mit Leerstellen korreliert bzw. sind die Leerstellen in dem Bereich der Ausscheidungen
angelagert. Im Gegensatz zur AA6013-Aluminiumlegierung zeigen sich bei anderen 6xxx-Legierungen,
die keinen negativen Effekt einer Kaltaushärtung auf ihre Warmaushärtung haben, zu
Beginn der Warmaushärtung größere Ausscheidungen und kleiner Agglomerate, aus denen
Fremdatome für β" gewonnen werden können. Der Einfluss einer Kaltaushärtung auf das
Warmaushärtungsverfahren von Al-Mg-Si-Legierungen wird hier primär als Auswirkung
des Legierungsgehalts verstanden.
[0004] Für aushärtbare Aluminiumlegierungen auf Al-Cu-Basis, zum Beispiel für 2xxx-Legierungen,
ist es bekannt (vgl. Benedikt Klobes: Strukturelle Umordnungen in Aluminiumlegierungen:
Ein komplementärer Ansatz aus der Perspektive von Leerstellen und
Fremdatomen, Bonn 2010, Erscheinungsjahr 2010, Seiten 79 und 81), Gold (Au) der 2xxx-Aluminiumlegierungen zuzufügen, um damit deren Kaltaushärtung
zu verringern, indem Gold diese Leerstellen einfängt. Derselbe Effekt ist auch bei
einer Zugabe von Zinn (Sn) bekannt. Somit kann ein Verfahren zur Kaltaushärtung optimiert
werden, allerdings weisen 2xxx-Legierungen bekanntermaßen keine negativen Effekte
einer Kaltaushärtung auf eine nachfolgende Warmaushärtung auf.
[0005] Die
DE69311089T2 offenbart für pressumformbare Bleche eine aushärtbare Sihaltige Al-Cu-Mg-Aluminiumlegierung.
Um eine nachteilige natürliche Alterung bzw. eine säkulare Änderung der Festigkeit
vor dem Pressumformen des Blechs zur vermindern, schlägt die
DE69311089T2 unter anderem die Verwendung von Zinn (Sn)-, Indium (In)- und Cadmium (Cd)-Legierungselementen
vor. Diese Elemente sollen sich nämlich an eingeschreckte Leerstellen binden, um die
Zahl an Leerstellen, die als GPB-zonenbildenden Stellen der Al-Cu-Mg Verbindung dienen,
zu verringern. Außerdem wird die Zugabe von Silizium beschrieben, um neben der Verzögerung
der natürlichen Alterung auch noch eine Verbesserung der Härtbarkeit der Aluminiumlegierung
zu erreichen.
DE69311089T2 beschäftigt sich nicht mit den nachteiligen Effekten einer Kaltaushärtung auf eine
darauffolgende Warmaushärtung einer Aluminiumlegierung.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der eingangs geschilderten Art
derart zu verbessern, dass dadurch selbst, wenn eine Lagerung des Halbzeugs oder des
Endprodukts, aufweisend eine aushärtbare Aluminiumlegierung, in Kauf genommen wird,
dessen Warmaushärtungsfähigkeit nicht darunter leidet.
[0007] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe hinsichtlich des Verfahrens dadurch, dass
eine Maßnahme zur Reduktion des negativen Effekts eine Zugabe wenigstes eines in Korrelation
mit eingeschreckten Leerstellen tretbaren Legierungselements zur Aluminiumlegierung
umfasst, wodurch sich die Anzahl an am Beginn einer Warmaushärtung mit Ausscheidungen
unkorrelierten Leerstellen erhöht, um den negativen Effekt einer Kaltaushärtung der
Aluminiumlegierung auf ihre weitere Warmaushärtung durch Mobilisierung dieser unkorrelierten
Leerstellen zu reduzieren.
[0008] Umfasst eine Maßnahme zur Reduktion des negativen Effekts eine Zugabe wenigstes eines
in Korrelation mit eingeschreckten Leerstellen tretbaren, insbesondere tretenden,
Legierungselements zur Aluminiumlegierung, wodurch sich die Anzahl an am Beginn einer
Warmaushärtung mit Ausscheidungen unkorrelierten Leerstellen erhöht, kann eine Aluminiumlegierung
geschaffen werden, die eine von Kaltausscheidungen nicht oder zumindest in geringerem
Ausmaß beeinträchtigte Mobilisierung von Leerstellen im Kristallgitter ermöglicht.
Dies kann zur Reduktion des negativen Effekts einer Kaltaushärtung der Aluminiumlegierung
auf ihre weitere Warmaushärtung erfindungsgemäß genutzt werden, indem diese unkorrelierten
Leerstellen mobilisiert werden. Ergänzend kann angemerkt werden, dass als mit Ausscheidungen
unkorrelierte Leerstellen jene Leerstellen verstanden werden können, die beispielsweise
nicht mit Ausscheidungen verbunden, aufgenommen und/oder von diesen auf andere Weise
im Wesentlichen in ihrer Mobilität und/oder Mobilisierbarkeit beeinflusst sind. Im
Gegensatz zum Stand der Technik ist es somit nicht mehr erforderlich, auch jene Leerstellen
heranzuziehen, deren Mobilität bei einer Warmaushärtung aufgrund einer Korrelation
mit Kaltausscheidungen erheblich behindert wird. Somit können die negativen Auswirkungen
der als Leerstellengefängnisse agierenden Kaltausscheidungen wenigstens zu Beginn
der Warmauslagerung vermindert bzw. eventuell auch gänzlich verhindert werden, wodurch
trotz Zwischenlagerung der Aluminiumlegierung eine hinsichtlich Aushärtbarkeit und
auch Aushärtungskinetik unbeeinträchtigte Warmauslagerung sichergestellt werden kann.
Die von Aluminiumlegierungen auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis,
insbesondere von 6xxx-Legierungen, bekannte Warmaushärtungsfähigkeit kann daher selbst
dann erreicht werden, wenn nicht unmittelbar nach dem Abschrecken der Aluminiumlegierung
mit dem Warmauslagern begonnen wird. Außerdem ist die Zugabe des leerstellenaktiven
Legierungselements bzw. der leerstellenaktiven Legierungselemente verfahrenstechnisch
einfach zu lösen bzw. auch handhabbar, indem diese beispielsweise zur festen Lösung
der Aluminiumlegierung zugegeben werden. Auf aufwendige Wärmebehandlungsverfahren,
wie diese aus dem Stand der Technik bekannt sind, kann somit verzichtet werden, was
nicht zuletzt zu einem erheblichen Kostenvorteil führen kann. Im Allgemeinen ist zu
erwähnen, dass unter Halbzeug oder Endprodukt Bleche, Platten, Gussteile etc. verstanden
werden kann. Außerdem zeigen sich durch dieses Verfahren auch Vorteile hinsichtlich
einer reduzierten Abschreckempfindlichkeit von der Lösungsglühtemperatur, eine Erhöhung
der mechanischen Eigenschaften (z.B. Bruchzähigkeit), eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit
und eine mögliche Verlängerung der Lagerzeit bei Raumtemperatur. Der Gehalt dieses
leerstellenaktiven Legierungselements bzw. dieser leerstellenaktiven Legierungselemente
ist vorzugsweise auf ein geringes Maß zu beschränken, um damit nicht aufgrund anderer
sich eventuell bildender Ausscheidungsstrukturen die Re-Mobilisierbarkeit der Leerstellen
zu beeinträchtigen.
[0009] Im Allgemeinen und/oder der Vollständigkeit halber wird erwähnt, dass
- es sich bei einer Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-Basis um eine Knetlegierung der
6xxx-Reihe, das heißt mit Magnesium und Silizium als Hauptlegierungselementen, handeln
kann.
- auch eine Al-Mg-Si(Cu)-Knet- oder Gusslegierung zu einer Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-Basis
gezählt werden kann.
- es sich bei einer Aluminiumlegierung auf Al-Si-Mg-Basis um eine Gusslegierung der
4xxxx-Legierungsreihe (EN AC-4xxxx) handeln kann.
- auch eine Al-Si-Mg(Cu) Knet- oder Gusslegierung zu einer Aluminiumlegierung auf Al-Si-Mg-Basis
gezählt werden kann.
- es sich bei einer Aluminiumlegierung auf Al-Zn-Basis oder Al-Zn-Mg-Basis um eine Knetlegierung
der 7xxx Legierungsreihe, d. h. mit Zink als Hauptlegierungselement, oder auch um
eine Gusslegierung der 7xxxx Reihe (EN AC-7xxxx), d. h. mit Zink als Hauptlegierungselement,
handeln kann.
- auch eine Al-Zn-Mg(Cu) Knet- oder Gusslegierung zu einer Aluminiumlegierung auf Al-Zn-Mg-Basis
gezählt werden kann.
- durchaus eine Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis
für eine Knet- und/oder Gusslegierung Verwendung finden kann, wobei dabei auch Verbundwerkstoffe,
die durch Teilchen oder Fasermaterial verstärkt sind, nicht ausgeschlossen werden.
[0010] Wird bei der Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis die Anzahl der
mit Mg/Si Co-Clustern unkorrelierten Leerstellen erhöht, kann die erhebliche Einschränkung
der Mobilität der Leerstellen im Kristallgitter, die diese Cluster auf die Leerstellen
ausüben können, vermindert werden. Zusätzlich kann erfindungsgemäß auch die Kaltaushärtung
der Aluminiumlegierung behindert werden, was sich insbesondere vorteilhaft bei einer
Aluminiumlegierung der 6xxx-Knetlegierungsreihe oder 4xxxx-Gusslegierungsreihe genutzt
werden kann.
[0011] Besonders vorteilhafte Verfahrensverhältnisse können sich ergeben, wenn das zugegebene
Legierungselement einen Anteil von 500 Atom-ppm, in der Aluminiumlegierung ausmacht.
Als ausreichend konnte beispielsweise bereits eine Zugabe von unter 200 Atom-ppm festgestellt
werden.
[0012] Als zusätzliches Legierungselement bzw. als zusätzliche Legierungselemente kann/können
sich Sn, Cd, Sb und/oder In für das Verfahren zur Verbesserung der Warmaushärtungsfähigkeit
eines Halbzeugs oder Endprodukts auszeichnen. Es sind jedoch durchaus auch andere
Legierungselemente vorstellbar, die mit Leerstellen während der Zwischenlagerung des
Halbzeugs oder Endprodukts in Korrelation treten und bei einer Warmauslagerung bzw.
Warmaushärtung diese Leerstellen freigeben und zu deren schnellen Re-Mobilisierung
beitragen können.
[0013] Als besonders vorteilhaft kann sich herausstellen, wenn wenigstens ein in Korrelation
mit eingeschreckten Leerstellen einer Aluminiumlegierung tretbaren, insbesondere tretendes,
Legierungselement, insbesondere Sn, Cd, Sb und/oder In, als Zusatz zu einer aushärtbaren
Aluminiumlegierung, insbesondere auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, Al-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis,
zur Erhöhung der Anzahl an am Beginn einer Warmaushärtung mit Ausscheidungen unkorrelierten
Leerstellen verwendet wird, um den negativen Effekt einer Kaltaushärtung der Aluminiumlegierung
auf ihre weitere Warmaushärtung durch Mobilisierung dieser unkorrelierten Leerstellen
zu reduzieren. Insbesondere konnte sich bei dieser 6xxx- oder 7xxx-Aluminiumlegierung
eine Verwendung von Sn, Cd, Sb und/oder In, als Zusatz auszeichnen. Die durch solch
eine Verwendung erreichte Kombination an Legierungselementen zeigt neben Effekten
der Reduktion der Kaltaushärtung, beispielsweise durch ein Zwischenlagern verursacht,
bei einer Warmaushärtung überraschend vorteilhafte Eigenschaften hinsichtlich Aushärtbarkeit
und Aushärtungskinetik, insbesondere wenn damit die Mobilität der Leerstellen im Kristallgitter
verringert wird. Gegenüber 6xxx- und/oder 7xxx-Aluminiumknetlegierungen bzw. 4xxxx-,
7xxxx-Aluminiumgusslegierungen ohne Gehalt des erfindungsgemäßen Legierungselements
bzw. der erfindungsgemäßen Legierungselemente konnten ein deutlicher Zuwachs in einer
erreichbaren Härte kombiniert mit einer erheblichen Reduktion der Aushärtungszeit
festgestellt werden, was im Wesentlichen auf eine leichtere Re-Mobilisierbarkeit von
Leerstellen im Kristallgitter zurückgeführt werden kann.
[0014] Außerdem kann sich als vorteilhaft herausstellen, wenn wenigstens ein in Korrelation
mit eingeschreckten Leerstellen einer Aluminiumlegierung tretbaren, insbesondere deren
Mobilität im Kristallgitter verringerbaren, Legierungselement, insbesondere Sn, Cd,
Sb und/oder In, als Zusatz zu einer aushärtbaren Aluminiumlegierung zur Verringerung
der Annihilation von Leerstellen bei einer Warmaushärtung verwendet wird. Dies kann
gerade bei Aluminiumlegierungen auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis
von Vorteil sein. Dadurch kann die Verweildauer der Leerstellen im Kristallgitter
deutlich erhöht und dennoch eine derart hohe Mobilität sichergestellt werden, dass
eine schnelle Warmaushärtung der Aluminiumlegierung eintritt. Eine Annihilation der
Leerstellen durch ein Zunichtemachen etwa in Senken und/oder an Phasengrenzen kann
damit deutlich verringert werden, auch wenn vergleichsweise hohe Temperaturen bei
einer Warmaushärtung vorherrschen, was bei einer wenigstens zeitweisen Anwendung eines
Temperaturbereichs von 200 bis 300 Grad Celsius der Fall sein kann. Überraschend kann
damit auch ermöglicht werden, dass die Warmaushärtung der Aluminiumlegierung - und
zwar auch ohne vorhergehender Kaltaushärtung - verbesserte Verfahrensparameter zeigt,
indem sich beispielsweise ein vorteilhaftes Ansprechen der Aluminiumlegierung im Zuge
der Warmaushärtung und auch erhöhte Härtewerte zeigten.
[0015] Wird bei der Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis die Anzahl an am
Beginn einer Warmaushärtung mit Mg/Si Co-Cluster unkorrelierten Leerstellen erhöht,
kann erreicht werden, dass die als Leerstellengefängnisse wirkenden Mg/Si Co-Cluster
keinen negativen Einfluss mehr auf die Warmaushärtungsfähigkeit der Aluminiumlegierung
nehmen können. Somit kann eine vorhergehende Kaltaushärtung die Keimbildung der β"
Phase nicht mehr erschweren. Dies kann insbesondere für 6xxx-Knetlegierungen, die
bei der Warmaushärtung einen negativen Effekt aufgrund einer vorhergehenden Kaltaushärtung
aufweisen, genutzt werden. Auch für Gusslegierungen kann dieser technische Effekt
genutzt werden, insbesondere bei einer 4xxxx-Aluminiumgusslegierung.
[0016] Weist die verwendete Menge des Legierungselements in der Aluminiumlegierung einen
Gehalt unter 500 Atom-ppm, vorzugsweise unter 200 Atom-ppm, auf, kann aufgrund der
niedrigen Konzentration, nahezu der einem Spurenelement entsprechend, mit vernachlässigbaren
Einflüssen auf die strukturellen Eigenschaften der damit behandelten Aluminiumlegierung
gerechnet werden. Bekannte Erkenntnisse - insbesondere hinsichtlich der Materialeigenschaften
- zu dieser Aluminiumlegierung sind daher ohne Einschränkungen weiter anwendbar, was
die Erfindung besonders auszeichnen kann.
[0017] Die Erfindung hat sich weiter die Aufgabe gestellt, eine aushärtbare Aluminiumlegierung
auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis derart zu verbessern, dass diese
Aluminiumlegierung keiner besonderen Handhabung vor einer abschließenden Warmaushärtung
bedarf und somit unter anderem auch kostengünstig ist.
[0018] Die Erfindung löste die gestellte Aufgabe hinsichtlich der Aluminiumlegierung dadurch,
dass die Aluminiumlegierung zu seinem Hauptlegierungselement bzw. zu seinen Hauptlegierungselementen
mindestens ein mit eingeschreckten Leerstellen der Aluminiumlegierung korrelierbares,
insbesondere deren Mobilität im Kristallgitter verringerbares, Legierungselement mit
einem derartigen Gehalt in Atom-ppm aufweist, dass die Aluminiumlegierung im Wesentlichen
mit Ausscheidungen unkorrelierte Leerstellen ausbildet, um den negativen Effekt einer
Kaltaushärtung der Aluminiumlegierung auf deren weitere Warmaushärtung durch Mobilisierung
dieser unkorrelierten Leerstellen zu reduzieren.
[0019] Weist die Aluminiumlegierung zu seinem Hauptlegierungselement bzw. zu seinen Hauptlegierungselementen
mindestens ein mit eingeschreckten Leerstellen der Aluminiumlegierung korrelierbares,
insbesondere deren Mobilität im Kristallgitter verringerbares, Legierungselement mit
einem derartigen Gehalt in Atom-ppm auf, dass die Aluminiumlegierung im Wesentlichen
mit Ausscheidungen unkorrelierte Leerstellen ausbildet, kann diese Aluminiumlegierung
zunächst gegenüber einer unerwünschten Kaltaushärtung beständiger bzw. hinsichtlich
Anforderungen seiner Lagebeständigkeit verbessert werden. Halbzeug oder Endprodukt
solch einer Aluminiumlegierung können dadurch also eine Lagerzeitverlängerung bei
Raumtemperatur (RT) erfahren. Kommt nun jedoch dazu, dass diese Legierung auch auf
eine Warmaushärtung besonders anspricht, indem durch Mobilisierung dieser unkorrelierten
Leerstellen ein negativer Effekt einer Kaltaushärtung der Aluminiumlegierung auf ihre
weitere Warmaushärtung reduziert wird, können damit auch die mechanischen Eigenschaften,
insbesondere die Härte, verbessert, sowie eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit
für Halbzeug oder Endprodukt mit solch einer Aluminiumlegierung geschaffen werden.
Unter Halbzeug oder Endprodukt können, Bleche, Platten, Gussteile etc. subsumiert
werden. Die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung bedarf daher keiner besonderen Handhabung
und/oder keines besonderen Verfahrensaufwands vor einer abschließenden Warmaushärtung
und ist trotzdem kostengünstig in der Herstellung.
[0020] Weist eine Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis in Abhängigkeit einer
Warmaushärtung im Wesentlichen mit Mg/Si Co-Cluster unkorrelierte Leerstellen auf,
kann der negative Effekt einer Kaltaushärtung vermindert werden.
[0021] Die Legierung kann sich insbesondere für ein Warmaushärten eignen, wenn diese als
Legierungselement bzw. als Legierungselemente Sn, Cd, Sb und/oder In aufweist.
[0022] Liegt die Konzentration der zusätzlichen Legierungselemente in einer Größenordnung
von Spurenelementen, indem das Legierungselement in der die Aluminiumlegierung einen
Gehalt unter 500 Atom-ppm, vorzugsweise unter 200 Atom-ppm, aufweist, kann der Einfluss
auf das Kristallgitter der Aluminiumlegierung vernachlässigt werden.
[0023] Eine derartige Aluminiumlegierung kann insbesondere für ein Halbzeug oder Endprodukt
Verwendung finden, beispielsweise für Bleche, Platten, Profile, Gussteile, Bauteile,
Bauelemente (wie Konstruktionsprofile), Bausteine etc.
[0024] In den Figuren ist beispielsweise der Erfindungsgegenstand anhand eines Ausführungsbeispiels
dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- eine Wärmebehandlung einer 6xxx-Aluminiumlegierung,
- Fig. 2
- eine Darstellung zu Härteveränderungen von 6xxx-Aluminiumlegierungen durch Kaltaushärten,
- Fig. 3
- eine Darstellung zu Härteveränderungen durch Warmaushärtung, die der Kaltaushärtungen
nach Fig. 2 anschließen und
- Fig. 4
- eine Darstellung zu Härteveränderungen von 6xxx-Aluminiumlegierungen bei Warmaushärtungen
bei hohen Temperaturen.
[0025] Nach Fig. 1 wird beispielsweise ein herkömmliches thermisches Behandlungsverfahren
zur Ausscheidungsbildung bei einer Aluminiumlegierung dargestellt. Die Aluminiumlegierung
wird zunächst in einen Zustand fester Lösung gebracht. Zu diesem Zweck wird als Lösungsbehandlung
ein Lösungsglühen 1 bei hoher Temperatur im Phasengebiet des homogenen Mischkristalls
durchgeführt. Danach erfolgt eine rasche Abkühlung mit Hilfe eines Abschreckens 2
der Aluminiumlegierung, wodurch der Mischkristall und die thermischen Leerstellen
eingefroren bzw. eingeschreckt werden. Durch eine Kaltaushärtung 3, beispielsweise
eine natürliche Alterung durch Kaltauslagerung bei Raumtemperatur, beginnt die Ausscheidungssequenz,
also die Bildung von Ausscheidungen in der Aluminiumlegierung. Nach der Kaltauslagerung
3 wird die Aluminiumlegierung einer Warmaushärtung 4, beispielsweise einer künstlichen
Alterung durch eine Warmauslagerung unterworfen. Das nach Fig. 1 dargestellte thermische
Behandlungsverfahren bzw. Ausscheidungshärten umfasst keine Maßnahmen zur Reduktion
eines negativen Effekts einer Kaltaushärtung 3 der Aluminiumlegierung auf deren Warmaushärtung
4.
[0026] Nach der Fig. 3 ist somit zu erkennen, dass die durch eine Warmaushärtung mit Hilfe
eines Warmauslagerns bei 170 Grad Celsius erreichbare Härte einer hier dargestellten
AA6061-Legierung 5 auf Al-Mg-Si-Basis in Relation zur Warmaushärtungszeit vergleichsweise
flach ansteigt, was im Zusammenhang mit Härteprüfungen nach Brinell HBW 2,5/62,5 gezeigt
ist. Vergleicht man diese Daten mit einer Wärmebehandlung derselben AA6061-Legierung
5, bei der eine Kaltaushärtung vermieden wurde und stattdessen an das Abschrecken
2 eine Warmaushärtung 4 unmittelbar anschließt, was in Fig. 3 nicht dargestellt ist,
tritt eine Verzögerung in der Warmaushärtungskinetik sowie eine Verringerung der maximale
Aushärtbarkeit der Legierung 5 auf. Ein negativer Effekt einer Kaltaushärtung 3 der
Aluminiumlegierung 5 auf deren Warmaushärtung 4 muss nun in Kauf genommen werden.
[0027] Erfindungsgemäß wird dies im Allgemeinen dadurch vermieden, dass der festen Lösung
wenigstes ein in Korrelation mit eingeschreckten Leerstellen tretendes Legierungselement
zugegeben wird. Dieses besondere Legierungselement - bzw. deren Kombination - erhöht
die Anzahl von am Beginn einer Warmaushärtung mit Ausscheidungen unkorrelierten Leerstellen,
die bei einer Warmauslauslagerung schnell mobilisiert und so den negativen Effekt
einer Kaltaushärtung 3 der Aluminiumlegierung auf die Warmaushärtung 4 reduziert.
[0028] Sn, Cd, Sb und/oder In sind als zusätzliches Legierungselement bzw. als zusätzliche
Legierungselemente hierfür vorstellbar. Die Wirkung eines dieser leerstellenaktiven
Spurenelemente, nämlich Zinn (Sn), als Zusatz zu einer AA 6061-Legierung ist in Fig.
3 mit Hilfe der Linie 6 dargestellt. Gegenüber der AA 6061 Legierung 5 ohne Sn ist
eine deutliche Verbesserung der Warmaushärtung mit Hilfe eines Warmauslagerns bei
170 Grad Celsius zu erkennen, was im Zusammenhang mit Härteprüfungen nach Brinell
HBW 2,5/62,5 gezeigt ist. Der negative Effekt der Kaltaushärtung 3 der Aluminiumlegierung
6 auf ihre Warmaushärtung 4 ist somit geringer, wenngleich überhaupt nicht vorhanden.
[0029] Außerdem ist der Fig. 2 zu entnehmen, dass die AA 6061 Legierung 6, die Sn zusätzlich
aufweist, einer deutlich geringeren Kaltaushärtung 3 bei Raumtemperatur (RT) unterliegt,
was auch hier durch eine Härteprüfung nach Brinell HBW 2,5/62,5 belegt wird. Als Gehalt
dieses Legierungselements hat sich einer unter 500 Atom-ppm als ausreichend herausgestellt.
Ein Gehalt unter 200 Atom-ppm ist durchaus vorstellbar.
[0030] Im Allgemeinen wird erwähnt, dass es vorteilhaft sein kann, wenn der Gehalt des Legierungselements
Sn, Cd, Sb oder In bzw. deren Kombination in der Aluminiumlegierung in der Höhe der
Leerstellenkonzentration der Aluminiumlegierung in seinem Zustand fester Lösung liegt.
[0031] Weiter wird im Allgemeinen erwähnt, dass unter Kaltaushärtung einer Aluminiumlegierung
eine wenigstens teilweise Kaltaushärtung und damit nicht ausschließlich eine vollständige
Kaltaushärtung verstanden werden kann.
[0032] Nach Fig. 4 wird ein weiterer Vorteil des Zusatzes des Legierungselements Sn, Cd,
Sb oder In bzw. deren Kombination gezeigt. Hier wird die Veränderung der Härte einer
AA 6061 Legierung 5 ohne Sn und einer AA 6061 Legierung 6 mit Sn (470 ppm) gezeigt,
wenn diese Legierungen einer Warmaushärtung mit Hilfe einer Warmauslagerung bei 250
Grad Celsius unterworfen werden. Eindeutig ist hier die schnellere Reaktionszeit der
Legierung 6 mit Sn sowie der höherer Grad an Härte zu erkennen, wobei auch hier bei
der Fig. 4 eine Härteprüfung nach Brinell HBW 2,5/62,5 durchgeführt worden ist. Diese
Vorteile der Legierung 6 können dadurch begründet werden, dass auch bei Anwendung
eines Temperaturbereichs von 200 bis 300 Grad Celsius eine Annihilation der Leerstellen
durch ein Verschwinden in Senken und/oder Phasengrenzen deutlich verringert wird.
Die Leerstellen haben nämlich durch ihre Korrelation mit dem bzw. den erfindungsgemäßen
Legierungselement bzw. Legierungselementen eine verminderte Mobilität im Kristallgitter,
wodurch selbst höhere Temperaturen für eine Warmaushärtung vorteilhaft verwendet werden
können. Erhebliche Vorteile können sich auch dadurch ergeben, indem die Aluminiumlegierung
direkt nach einem Abschrecken, also ohne Kaltaushärtung, einer Warmaushärtung unterworfen
wird. Hier konnte beispielsweise ein schnelleres Ansprechen der Aluminiumlegierung
auf seine Aushärtung samt erhöhten Härtewerten festgestellt werden.
1. Verfahren zur Verbesserung der Warmaushärtungsfähigkeit eines Halbzeugs oder Endprodukts,
aufweisend eine aushärtbare Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder
Al-Si-Mg-Basis, bei dem die Aluminiumlegierung in einen Zustand fester Lösung, insbesondere
durch Lösungsglühen (1), übergeführt wird, abgeschreckt wird und darauffolgend Ausscheidungen
durch eine Kaltaushärtung (3) ausbildet, wobei das Verfahren mindestens eine Maßnahme
zur Reduktion eines negativen Effekts der Kaltaushärtung (3) der Aluminiumlegierung
auf ihre Warmaushärtung (4) umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass eine Maßnahme zur Reduktion des negativen Effekts eine Zugabe wenigstes eines in
Korrelation mit eingeschreckten Leerstellen tretbaren Legierungselements zur Aluminiumlegierung
umfasst, wodurch sich die Anzahl an am Beginn einer Warmaushärtung (4) mit Ausscheidungen
unkorrelierten Leerstellen erhöht, um den negativen Effekt einer Kaltaushärtung (3)
der Aluminiumlegierung auf ihre weitere Warmaushärtung (4) durch Mobilisierung dieser
unkorrelierten Leerstellen zu reduzieren.
2. Verfahren, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis die Anzahl der mit Mg/Si
Co-Cluster unkorrelierten Leerstellen erhöht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das zugegebene Legierungselement einen Anteil von 500 Atom-ppm, vorzugsweise unter
200 Atom-ppm, in der Aluminiumlegierung ausmacht.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Aluminiumlegierung Sn, Cd, Sb und/oder In als zusätzliches Legierungselement
bzw. als zusätzliche Legierungselemente zugegeben wird bzw. werden.
5. Verwendung wenigstens eines in Korrelation mit eingeschreckten Leerstellen einer Aluminiumlegierung
tretbaren, insbesondere deren Mobilität im Kristallgitter verringerbaren, Legierungselements,
insbesondere Sn, Cd, Sb und/oder In, als Zusatz zu einer aushärtbaren Aluminiumlegierung,
insbesondere auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis, zur Erhöhung der
Anzahl an am Beginn einer Warmaushärtung (4) mit Ausscheidungen unkorrelierten Leerstellen,
um den negativen Effekt einer Kaltaushärtung (3) der Aluminiumlegierung auf ihre weitere
Warmaushärtung (4) durch Mobilisierung dieser unkorrelierten Leerstellen zu reduzieren.
6. Verwendung wenigstens eines in Korrelation mit eingeschreckten Leerstellen einer Aluminiumlegierung
tretbaren, insbesondere deren Mobilität im Kristallgitter verringerbaren, Legierungselements,
insbesondere Sn, Cd, Sb und/oder In, als Zusatz zu einer aushärtbaren Aluminiumlegierung,
insbesondere auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis, zur Verringerung
der Annihilation von Leerstellen bei einer Warmaushärtung (4), insbesondere unter
einer wenigstens zeitweisen Anwendung eines Temperaturbereichs von 200 bis 300 Grad
Celsius.
7. Verwendung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis die Anzahl an am Beginn
einer Warmaushärtung (4) mit Mg/Si Co-Cluster unkorrelierten Leerstellen erhöht wird.
8. Verwendung nach Anspruch 5, 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Legierungselement in der Aluminiumlegierung einen Gehalt unter 500 Atom-ppm,
vorzugsweise unter 200 Atom-ppm, aufweist.
9. Aushärtbare Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si-, Al-Zn-, AI-Zn-Mg- oder Al-Si-Mg-Basis,
wobei die Aluminiumlegierung durch eine Kaltaushärtung bedingte Ausscheidungen aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung zu seinem Hauptlegierungselement bzw. zu seinen Hauptlegierungselementen
mindestens ein mit eingeschreckten Leerstellen der Aluminiumlegierung korrelierbares,
insbesondere deren Mobilität im Kristallgitter verringerbares, Legierungselement mit
einem derartigen Gehalt in Atom-ppm aufweist, dass die Aluminiumlegierung im Wesentlichen
mit diesen Ausscheidungen unkorrelierte Leerstellen ausbildet, um den negativen Effekt
einer Kaltaushärtung (3) der Aluminiumlegierung auf ihre weitere Warmaushärtung (4)
durch Mobilisierung dieser unkorrelierten Leerstellen zu reduzieren.
10. Aluminiumlegierung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung auf Al-Mg-Si- oder Al-Si-Mg-Basis in Abhängigkeit einer Warmaushärtung
im Wesentlichen mit Mg/Si Co-Cluster unkorrelierte Leerstellen aufweist.
11. Aluminiumlegierung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung als Legierungselement bzw. als Legierungselemente Sn, Cd,
Sb und/oder In aufweist.
12. Aluminiumlegierung nach Anspruch 9, 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Legierungselement in der Aluminiumlegierung einen Gehalt unter 500 Atom-ppm,
vorzugsweise unter 200 Atom-ppm, aufweist.
13. Halbzeug oder Endprodukt aufweisend eine aushärtbare Aluminiumlegierung nach einem
der Ansprüche 9 bis 12.