[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Speicherung von Energie
in Form von flüssiger Luft, mit der vorzugsweise elektrische Energie während Schwachlastzeiten
eines Stromnetzes gespeichert und in Spitzenlastzeiten wieder entnommen werden kann.
[0002] Da in vielen Ländern bei der Stromerzeugung der Anteil des aus Solarenergie und Windkraft
gewonnenen Stroms ständig zunimmt, gewinnt die Speicherung von elektrischer Energie
immer mehr an Bedeutung. Denn während mit Wasserkraftwerken (in Verbindung mit Stauseen)
elektrische Energie weitgehend bedarfsgerecht erzeugt werden kann und mit Großkraftwerken
wie Kohle- oder Kernkraftwerken zumindest konstante Leistungen erzeugt werden können,
erzeugen zentrale Kraftwerke oder Schwarmkraftwerke, die Wind- oder Sonnenenergie
nutzen, elektrischen Strom völlig unabhängig vom Strombedarf. Solarstrom wird regelmäßig
gegenläufig zum Strombedarf erzeugt.
[0003] Aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren/Anordnungen zur Energiespeicherung,
wie Pumpspeicherkraftwerke, Druckluftspeicher und elektrochemische Speicher haben
spezifische Nachteile.
[0004] So können mit Pumpspeicherkraftwerken zwar relativ hohe Wirkungsgrade von bis zu
80 % erreicht werden, sie können jedoch nur an wenigen geeigneten Stellen errichtet
werden, wobei ihre Größe weitgehend von den örtlichen Gegebenheiten bestimmt wird
(nicht skalierbar).
[0005] Mit elektrochemischen Speichern (Batterien) sind sehr hohe Wirkungsgrade von bis
zu 90 % erzielbar, sie sind jedoch bezogen auf ihre Speicherkapazität sehr kostenintensiv
und die bislang erreichbare Betriebszyklenzahl ist relativ gering.
[0006] Aus dem Stand der Technik sind auch Lösungen bekannt, bei denen elektrische Energie
in Form von flüssiger Luft gespeichert wird.
[0007] So werden in
DE 31 39 567 A1,
US 6,920,759 B2 und
WO 2007/096656 A1 Verfahren bzw. Anordnungen beschrieben, mit denen elektrische Energie gespeichert
werden kann, indem Luft, z. B. mittels des Linde-Verfahrens, verflüssigt und in Kryotanks
gelagert wird.
[0008] Mit den Verfahren nach
DE 31 39 567 A1 können jedoch lediglich geringe Gesamtwirkungsgrade von ca. 20 % erreicht werden.
Die in
US 6,920,759 B2 und
WO 2007/096656 A1 beschriebenen Systeme nutzen Kälteenergiespeicher, die den Nachteil haben, dass um
hohe Wirkungsgrade zu erreichen, sehr große Mengen (Massen) an Speichermaterial eingesetzt
werden müssen; effiziente Anlagen mit Kälteenergiespeichern sind folglich vergleichsweise
kostenintensiv.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu finden, mit dem vergleichsweise
kostengünstig Energie gespeichert und wieder entnommen werden kann, wobei eine sehr
hohe Anzahl von Betriebszyklen erreichbar sein soll. Mit dem Verfahren sollen Gesamtwirkungsgrade
von 50 % oder mehr möglich sein. Das Verfahren soll unabhängig von den geographischen
Gegebenheiten am Einsatzort durchführbar sein. Die Anlage soll in einem relativ einfachen,
modularen Aufbau aus nach dem Stand der Technik verfügbaren Einzelkomponenten realisierbar
sein.
[0010] Die Aufgabe der Erfindung wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 8 gelöst. Weitere
vorteilhafte Ausführungen der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen 2 bis 7 und
9.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Speicherung von Energie unterteilt sich in zwei
Phasen (Schritte). In der ersten Phase wird im Überschuss verfügbare Energie in eine
speicherbare Form überführt und gespeichert (Speicherung). In der zweiten Phase wird,
wenn zusätzliche Energie benötigt wird, die gespeicherte Energie wieder entnommen
(Entnahme).
[0012] Zur Speicherung von Energie, vorzugsweise elektrischer Energie, wird am Eingang (Saugseite)
eines ein- oder mehrstufigen Verdichters Luft angesaugt und der Druck der Luft auf
einen gegenüber dem Umgebungsdruck erhöhten Wert angehoben, die Luft mittels einer
isenthalpen Entspannung verflüssigt und schließlich einem thermisch isolierten Speichertank
zugeführt. Die dem Verdichter zugeführte Energie wird also in eine speicherbare Form,
nämlich flüssige Luft, die sich unkompliziert in einem Kryotank speichern lässt, überführt.
[0013] Hinter der letzten Stufe des Verdichters (entsprechend beim einstufigen Verdichter
ausschließlich hinter dem Verdichter) wird die auf Enddruck komprimierte Luft durch
Kaltdampf gekühlt. Hierzu wird jeweils eine Seite eines Gegenstromwärmeübertragers
in die Leitung, die der Rückführung des bei der Verflüssigung der Luft gebildeten
Kaltdampfs (zur Saugseite des Verdichters) dient, eingebracht, und die andere Seite
des betreffenden Gegenstromwärmeübertragers (fluidisch) hinter die letzte Stufe des
Verdichters geschaltet.
[0014] Zum Verflüssigen des Energiespeichermediums wird das Linde-Claude-Verfahren verwendet,
indem die verdichtete Luft nach Durchlaufen des Verdichters in zwei Teilströme aufgeteilt
wird, und der zweite Massestrom über eine Verflüssigungs-Entspannungsturbine (Expander)
geleitet wird. Der erste Massestrom wird mittels eines Claude-Wärmeübertragers (üblicherweise
ein Gegenstromwärmeübertrager) durch den aus der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
austretenden zweiten Massestrom gekühlt. Die in der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
gewonnene Energie wird dem Verdichter zugeführt, z. B. indem die Verflüssiger-Entspannungsturbine
über ein Getriebe an den Verdichter gekoppelt wird.
[0015] Vorzugsweise wird zur Verflüssigung der Luft ein mehrstufiger Verdichter eingesetzt
und hinter jeder Stufe des Verdichters (mit jeweils einem Zwischenkühler) eine Wärmeübertragung
zwischen der verdichteten Luft und der Umgebung vorgenommen.
[0016] Zur Energieentnahme, z. B. in Starklastzeiten eines Stromnetzes, wird die gespeicherte
flüssige Luft in einen kontinuierlichen Massestrom mit einigen 100 bar Druck und einer
möglichst hohen Temperatur umgewandelt, und zum Antrieb einer Expansionsturbine (Hauptturbine)
genutzt, an die z. B. ein Stromgenerator gekoppelt ist.
[0017] Hierzu wird flüssige Luft aus dem Speichertank entnommen und der Druck der Luft mittels
einer Pumpe und/oder mittels thermischer Verdichtung auf einen Druck von einigen 100
bar, vorzugsweise 200 bar, erhöht. Die Druckerhöhung kann zwar prinzipiell mechanisch,
z. B. mittels einer Kolbenpumpe, erfolgen, die hierzu benötigte (elektrische) Energie
führt jedoch zu einer Verringerung des Gesamtwirkungsgrads des Verfahrens. Bevorzugt
wird deshalb der Druck der Luft ausschließlich thermisch erhöht, indem die Temperatur
der Luft in einem abgeschlossenen Gefäß so lange erhöht wird, bis sie den erforderlichen
Prozessdruck erreicht hat. Anschließend wird die Temperatur der Luft auf Umgebungstemperatur,
oder falls eine Abwärmequelle zur Verfügung steht, auf das Temperaturniveau der Abwärmequelle
gebracht.
[0018] Zur Temperaturerhöhung kann ein Wärmeübertrager, z. B. ein Rohrbündelwärmeübertrager,
dessen eine Seite bei der Energieentnahme mit der entnommenen Luft und dessen andere
Seite mit dem Temperaturniveau der Umgebung (oder einer Abwärmequelle) in Verbindung
steht, eingesetzt werden. Durch die Nutzung einer Abwärmequelle wird, da die Luft
nach der Entnahme aus dem Speichertank auf eine höhere Temperatur als die Umgebungstemperatur
erwärmt wird, die aus der flüssigen Luft zurückgewonnene, spezifische Energiemenge
erhöht.
[0019] Nach Maßgabe der Erfindung wird der Wirkungsgrad des gesamten Prozesses (bzw. einer
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitenden Anlage) auf bis zu 50% gesteigert,
indem bei der Energieentnahme, zusätzlich zur üblichen Nutzung der flüssigen Luft
durch die Hauptturbine, das (tiefe) Temperaturniveau der flüssigen Luft zur Kondensation
eines Kältemittels (dessen Siedepunkt üblicherweise weit unter dem von Wasser liegt)
auf der untersten Stufe eines ein- oder mehrstufigen Rankine-Prozesses (Dampfturbinen-Prozess)
verwendet wird. In den Stufen bzw. der einen Stufe der Rankine-Maschine werden üblicherweise
tiefsiedende Stoffe, wie z. B. Stickstoff, reine oder voll- oder teilhalogenierte
Kohlenwasserstoffe, wie z. B. R134a, R600a, oder natürliche Kältemittel, wie z. B.
Wasser, Kohlendioxid, oder Gemische aus den vorgenannten Stoffen eingesetzt. Werden
organische Kältemittel eingesetzt handelt es sich bei dem Rankine-Prozess um einen
sog. ORC-Prozess (Organic Rankine
Cycle).
[0020] Wird das Verfahren zur Speicherung von elektrischer Energie genutzt, dann treiben
die einzelnen Stufen der Rankine-Maschine über Turbinen Stromgeneratoren an. Die von
den Stromgeneratoren erzeugte elektrische Energie wird, zusätzlich zu der vom Stromgenerator
der Hauptturbine erzeugten elektrischen Energie, in das zu versorgende Stromnetz eingespeist.
[0021] Die Anordnung zur Durchführung des Verfahrens umfasst einen ein- oder mehrstufigen
Verdichter, eine Verflüssigungs-Entspannungsturbine, durch die ein zweiter Massestrom
der aus der letzten Stufe des Verdichters austretenden Luft geleitet wird; mindestens
einen Gegenstromwärmeübertrager, der zum Wärmetausch zwischen dem aus der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
austretenden zweiten Massestrom und dem ersten Massestrom dient, ein Entspannungsventil,
über das der erste Massestrom isenthalp auf einen Verflüssigungsdruck entspannt wird,
einen Phasentrenner, in dem die verflüssigte Luft vom gasförmigen Anteil (Kaltdampf)
getrennt wird, einen thermisch isolierten Speichertank, der zum Lagern der verflüssigten
Luft dient, eine Regasifizierungseinheit, die dazu eingerichtet ist, den Druck in
aus dem Speichertank entnommener flüssiger Luft zu erhöhen und die Temperatur der
Luft auf zumindest Umgebungstemperatur zu bringen, und eine Turbine, die mittels der
in der Regasifizierungseinheit erzeugten Druckluft antreibbar ist. An jede Verdichterstufe
schließt sich ein Zwischenkühler an, in dem die verdichtete Luft nach der Kompression
auf nahezu Umgebungstemperatur abgekühlt wird.
[0022] Nach Maßgabe der Erfindung weist die Anordnung zudem eine ein- oder mehrstufige Rankine-Maschine
auf, die zur Steigerung des Gesamtwirkungsgrads des Speicher-und Entnahmeprozesses
dient.
[0023] Die unterste Stufe der Rankine-Maschine, also diejenige Stufe, die auf dem tiefsten
Temperaturwert liegt, ist über einen Gegenstromwärmeübertrager (Kondensator) thermisch
an das Temperaturniveau der flüssigen Luft angekoppelt (bei der Entnahme der Luft,
sobald also flüssige Luft aus dem Speichertank strömt), d. h., in der untersten Stufe
wird die bei der Verdampfung und Erwärmung des Prozessmediums Luft freigesetzte Kälte
zur Kondensation eines Kältemittels, z. B. Stickstoff, genutzt. Die eine Seite des
Gegenstromwärmeübertragers ist zwischen den Ausgang des Speichertanks und den Eingang
der Hauptturbine geschaltet und seine andere Seite wird vom in der untersten Stufe
der Rankine-Turbine eingesetzten Kältemittel durchströmt.
[0024] Jede Stufe der Rankine-Maschine (ORC-Maschine) umfasst einen Regenerator, einen Kondensator,
eine Kältemittelpumpe, einen Verdampfer und eine Turbine (mit angeschlossenem Generator).
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert;
hierzu zeigen:
- Fig. 1:
- Das Schaltschema einer Anlage zur Energiespeicherung mittels verflüssigter Luft,
- Fig. 2:
- das Druck-Enthalpie-Diagramm des Luft-Verflüssigungsprozesses,
- Fig. 3:
- eine Auflistung der thermodynamischen Zustände der Luft während des Verflüssigungsprozesses,
- Fig. 4:
- das Temperatur-Enthalpie-Diagramm der Regasifizierung.
[0026] Die in Fig. 1 dargestellte Anlage zur Luftverflüssigung nach dem Linde-Claude-Prozess
besteht aus einem dreistufigen Verdichter 1, der als Schraubenkompressor ausgeführt
ist und einen isentropen Kompressionswirkungsgrad von ca. 90 % aufweist, einem ersten
2 (Gegenstromwärmeübertrager) und einem zweiten Wärmeübertrager 3 (Claude-Wärmeübertrager),
einem einstufigen Turboexpander 4 (Verflüssigungs-Expansionsturbine), der eine isentrope
Expansionseffizienz von 90 % aufweist, einem Joule-Thompson-Drosselventil 5 (Entspannungsventil),
einem Phasentrenner 6 und einem wärmeisolierten Speichertank 7, der geringe thermische
Verluste sicherstellt.
[0027] In Fig. 2 ist jeweils die Lage der zu speichernden Luft im Druck-Enthalpie-Diagramm
an den in der Fig. 1 eingetragenen Stellen (Punkten) A-I (die Punkte A-I betreffen
ausschließlich die Speicherung) dargestellt; in Fig. 3 sind tabellarisch die thermodynamischen
Zustände der Luft an den Punkten A-I aufgelistet.
[0028] Zur Verflüssigung der Luft (Energiespeicherung) wird am Eingang 1.1 des Verdichters
1 getrocknete und gereinigte Luft aus der Umgebung sowie aus dem Prozess zurückgeführte
Luft (Kaltdampf) angesaugt (Punkt A), der Druck der Luft auf einen Enddruck von ca.
8 bar erhöht und die verdichtete Luft über einen Ausgang 1.2 (Punkt B) durch einen
Gegenstromwärmeübertrager 2 geleitet, in dem sie mit dem Kaltdampf auf eine Temperatur
von ca. 143 K (Punkt C) abgekühlt wird. Der Verdichter 1 verfügt über eine Zwischenkühlung,
d. h. hinter jeder Stufe wird die verdichtete Luft durch jeweils einen Wärmeübertrager
(nicht dargestellt) auf nahezu Umgebungstemperatur abgekühlt (Punkte A bis B).
[0029] Nach Durchlaufen des Gegenstromwärmeübertragers 2 wird die Luft in einen ersten und
einen zweiten Massestrom aufgeteilt (der erste Massestrom soll mit Hilfe des zweiten
Massestroms gekühlt werden). Der zweite Massestrom wird in den Eingang 4.1 der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
4 (Expander) geleitet.
[0030] Der aus dem Phasentrenner 6 austretende gasförmige Restanteil der Luft (Punkt E(g))
und der aus der Verflüssiger-Entspannungsturbine 4 austretende zweite Massestrom (Punkt
I) werden gemischt (Kaltdampf, Punkt F), und, wie oben beschrieben, zur Abkühlung
der verdichteten Luft in den Wärmeübertragern 2, 3 eingesetzt, um im Punkt D eine
möglichst tiefe Temperatur zu erreichen.
[0031] Zur Kühlung im Punkt D wird der erste Massestrom durch die eine Seite und der Kaltdampf
durch die andere Seite des Claude-Wärmeübertragers 3 geleitet, wodurch die Temperatur
der Luft des ersten Massestroms so weit abgesenkt wird, dass die Luft zuerst vollständig
verflüssigt und anschließend unterkühlt wird (Punkt D).
[0032] Anschließend wird der erste Massestrom über das Entspannungsventil 5 isenthalp entspannt.
Die Luft kühlt sich weiter ab (Joule-Thomson-Effekt) und ein großer Teil der Luft
bleibt (trotz des geringeren Drucks) flüssig, ein Restanteil wird gasförmig (Punkt
E(g)). In einem Phasentrenner 6 wird die flüssige Luft von dem gasförmigen Restanteil
getrennt und in den thermisch isolierten Speichertank 7 geleitet, wo sie bei Umgebungsdruck
(drucklose Speicherung) und einer Temperatur von ca. 80 K gelagert wird (Punkt E(f)).
Die mögliche Speicherdauer wird nahezu ausschließlich durch die thermischen Verluste
des Speichertanks bestimmt.
[0033] Der zweite Massestrom wird nicht verflüssigt, sondern mittels der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
4 polytrop vom Punkt C auf den Punkt I entspannt. Bei der Entspannung verrichtet der
zweite Massestrom mechanische Arbeit, die, da die Wellen der Verflüssigungs-Entspannungsturbine
4 und des Verdichters 1 mittels eines Getriebes (nicht dargestellt) mechanisch aneinander
gekoppelt sind, dem Verdichtungsprozess zugeführt wird.
[0034] Zur Energieentnahme wird flüssige Luft aus dem Speichertank 7 entnommen, ihr Druck
zunächst in einem abgeschlossenen Bereich (nicht dargestellt) ausschließlich durch
Wärmezufuhr auf 200 bar erhöht und die so erzeugte Druckluft anschließend auf Umgebungstemperatur
(ca. 300 K) oder ggf. auf die Temperatur einer Abwärmequelle (Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades)
gebracht, indem die Luft im Gegenstromprinzip über die eine Seite eines ersten Rankine-Wärmetauschers
8 einer zweistufigen Rankine-Maschine 9 geleitet wird, deren erste/unterste Stufe
10 mit Stickstoff (als Kältemittel) und deren zweite Stufe 11 mit einem bei niedrigen
Temperaturen siedenden Kältemittel betrieben werden. Der erste Rankine-Wärmetauscher
8 steht mit dem Stickstoff der ersten Stufe 10 der Rankine-Maschine 9, die auf dem
niedrigsten Temperaturniveau betrieben wird, in Verbindung.
[0035] Die Druckluft wird in eine Hauptturbine 12 mit angeschlossenem Stromgenerator 13
von 200 bar auf 1 bar entspannt. Um die Effizienz des Entspannungsprozesses zu steigern,
ist der Turboexpander sechsstufig ausgeführt und nach jeder Expansionsstufe mit einer
Zwischenerhitzung (nicht dargestellt) ausgestattet. Bei sechsstufiger Ausführung des
Turboexpanders ist sichergestellt, dass die Temperatur der entspannten Luft nicht
kleiner als 230 K wird. Fig. 4 zeigt das zugehörige Temperatur-Entropie-Diagramm (Energieentnahme/Regasifizierung).
[0036] Die beiden Stufen 10, 11 der Rankine-Maschine 9 nutzen jeweils zwei Wärmetauscher
8, 15, 16, wobei jeweils einer der Wärmetauscher zur Ankopplung an ein tieferes Temperaturniveau
und der andere Wärmetauscher zur Ankopplung an ein höheres Temperaturniveau dient.
So dient der zweite Rankine-Wärmetauscher 16 zur Ankopplung der beiden Stufen 10,
11 der Rankine-Maschine 9 aneinander, da das hohe Temperaturniveau der ersten Stufe
10 etwa dem niedrigen Temperaturniveau der zweiten Stufe 11 entspricht. Der dritte
Rankine-Wärmetauscher 15 steht mit dem Umgebungstemperaturniveau in Verbindung, welches
dem hohen Temperaturniveau der zweiten Stufe 11 entspricht. Denkbar ist auch die Kaskadierung
von mehr als zwei Stufen.
[0037] Die Stufen der Rankine-Maschine sind jeweils geschlossen ausgeführt, d. h., der Ausgang
des Wärmetauschers auf dem höheren Temperaturniveau ist mit dem Eingang des Wärmetauschers
auf dem niedrigeren Temperaturniveau jeweils über eine Entspannungsturbine 14, an
der Entspannungsarbeit verrichtet wird, verbunden. Der Ausgang des Wärmetauschers
auf dem niedrigen Temperaturniveau ist jeweils mit dem Eingang 17.1 einer Kondensatspumpe
17, die zum Zurückfördern des Kältemittels dient, und der Eingang des Wärmetauschers
mit dem höheren Temperaturniveau mit dem Ausgang 17.2 der Kondensatspumpe 17 verbunden.
[0038] Die Entspannungsturbinen 14 sind jeweils mechanisch an elektrische Generatoren 18
gekoppelt. Bei der Energieentnahme wird sowohl die elektrische Energie der von der
Rankine-Maschine betriebenen Generatoren 18 als auch vom von der Hauptturbine 12 angetriebenen
Generator 13 in das zu versorgende Stromnetz zurückgespeist.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0039]
1 |
Verdichter |
1.1 |
Eingang des Verdichters |
1.2 |
Ausgang des Verdichters |
2 |
Gegenstromwärmeübertrager |
3 |
Claude-Wärmeübertrager |
4 |
Verflüssigungs-Entspannungsturbine/Turboexpander |
4.1 |
Eingang der Verflüssigungs-Entspannungsturbine |
4.2 |
Ausgang der Verflüssigungs-Entspannungsturbine |
5 |
Entspannungsventil/Joule-Thompson-Drosselventil |
6 |
Phasentrenner |
7 |
Speichertank |
8 |
Erster Rankine-Wärmetauscher |
9 |
Rankine-Maschine |
10 |
Erste Stufe der Rankine-Maschine |
11 |
Zweite Stufe der Rankine-Maschine |
12 |
Hauptturbine |
13 |
Stromgenerator der Hauptturbine |
14 |
Entspannungsturbine |
15 |
Dritter Rankine-Wärmetauscher |
16 |
Zweiter Rankine-Wärmetauscher |
17 |
Kondensatspumpe |
17.1 |
Eingang der Kondensatspumpe |
17.2 |
Ausgang der Kondensatspumpe |
18 |
Stromgenerator der Rankine-Maschine |
1. Verfahren zum Speichern von Energie, umfassend
- einen Schritt zur Speicherung der Energie, indem am Eingang (1.1) eines ein-oder
mehrstufigen Verdichters (1) Luft angesaugt, ihr Druck auf einen gegenüber Umgebungsdruck
erhöhten Wert angehoben, die Luft durch eine isenthalpe Entspannung verflüssigt und
einem thermisch isolierten Speichertank (7) zugeführt wird, wobei der beim Luftverflüssigungsvorgang
entstehende Kaltdampf der Luft über mindestens einen Gegenstromwärmeübertrager (2),
der hinter der mindestens einen Stufe des Verdichters (1) einen Wärmeaustausch der
verdichteten Luft mit dem Kaltdampf ermöglicht, zum Eingang (1.1) des Verdichters
(1) zurückgeführt wird, wobei die verdichtete Luft nach dem Gegenstromwärmeübertrager
(2) in zwei Teilströme aufgeteilt wird, und der zweite Massestrom über eine Verflüssigungs-Entspannungsturbine
(4) geleitet wird, und die in der Verflüssigungs-Entspannungsturbine (4) gewonnene
Energie dem Verdichter (1) zugeführt wird, wobei der erste Massestrom mittels eines
Claude-Wärmeübertragers (3) durch den aus der Verflüssigungs-Entspannungsturbine (4)
austretenden zweiten Massestrom und den sonstigen beim Luftverflüssigungsvorgang entstehenden
Kaltdampf gekühlt wird,
- und einen Schritt zur Entnahme der Energie, in dem die flüssige Luft aus dem Speichertank
(7) entnommen und regasifiziert wird, indem der Druck der Luft mittels einer Pumpe
und/oder mittels thermischer Verdichtung erhöht und anschließend die Temperatur der
Luft auf mindestens Umgebungstemperatur angehoben wird, wobei mit der so erzeugten
Druckluft eine Hauptturbine (12) angetrieben wird, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich das Temperaturniveau der aus dem Speichertank entnommenen flüssigen Luft
zur Kondensation eines bei niedrigen Temperaturen siedenden Kältemittels auf der untersten
Stufe eines ein- oder mehrstufigen Rankine-Prozesses genutzt wird, wobei die im Rankine-Prozess
erzeugte Energie mit der in der Hauptturbine (12) erzeugten Energie zusammengeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das auf der untersten Stufe des ein- oder mehrstufigen Rankine-Prozesses genutzte
Kältemittel einen Siedepunkt aufweist, der unter dem von Wasser liegt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass in der untersten Stufe des Rankine-Prozesses Stickstoff als Kältemittel eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Kältemittel im ein- oder mehrstufigen Rankine-Prozess Stickstoff, reine oder
voll-oder teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe, natürliche Kältemittel und/oder Gemische
aus diesen Stoffen eingesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als ein- oder mehrstufiger Rankine-Prozess ein ORC-Prozess eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verflüssigung der Luft ein mehrstufiger Verdichter eingesetzt wird, wobei zur
Kühlung der verdichteten Luft hinter jeder Stufe des Verdichters ein Wärmetausch zwischen
der verdichteten Luft und der Umgebung vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt der Entnahme der Energie die Luft durch Nutzung einer Abwärmequelle auf
eine höhere Temperatur als die Umgebungstemperatur erwärmt wird.
8. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einem ein-oder mehrstufigen
Verdichter mit Zwischenkühlung (1), wobei sich an die letzte Verdichterstufe ein Gegenstromwärmeübertrager
(2) anschließt, dessen eine Seite von der verdichteten Luft und dessen andere Seite
von Kaltdampf durchströmt ist; eine Verflüssigungs-Entspannungsturbine (4), durch
die ein zweiter Massestrom der aus dem Gegenstromwärmeübertrager (2) austretenden
Luft geleitet wird; einen Claude-Wärmeübertrager (3), der zum Wärmetausch zwischen
dem aus der Verflüssigungs-Entspannungsturbine (4) austretenden zweiten Massestrom
sowie sonstigem beim Luftverflüssigungsvorgang entstehendem Kaltdampf und einem ersten
Massestrom dient; ein Entspannungsventil (5), über das der erste Massestrom isenthalp
auf einen Verflüssigungsdruck entspannt wird; einen Phasentrenner (6), in dem die
verflüssigte von der gasförmigen Luft getrennt wird; einen thermisch isolierten Speichertank
(7), der zum Lagern der verflüssigtem Luft dient; eine Regasifizierungseinheit, die
dazu eingerichtet ist, den Druck in aus dem Speichertank (7) entnommener, flüssiger
Luft zu erhöhen und die Temperatur der Luft auf zumindest Umgebungstemperatur zu bringen;
eine Hauptturbine (12), die mittels der in der Regasifizierungseinheit erzeugten Druckluft
antreibbar ist, dadurch gekennzeichnet, das sie eine ein- oder mehrstufige Rankine-Maschine (9) umfasst, die zur Durchführung
des Rankine-Prozesses dient, wobei die unterste Stufe der Rankine-Maschine (9) mittels
eines Gegenstromwärmeübertragers, dessen eine Seite zwischen den Ausgang des Speichertanks
und den Eingang der Hauptturbine (9) geschaltet und dessen andere Seite vom in der
Rankine-Maschine eingesetzten Kältemittel durchströmbar ist, thermisch an die Regasifizierungseinheit
gekoppelt ist.
9. Anordnung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Verdichter (1) elektrisch angetrieben und sowohl die Hauptturbine (12) als auch
die Rankine-Turbine (14) jeweils an einen elektrischen Generator (13, 18) angekoppelt
ist, wodurch die Anordnung zur Speicherung von elektrischer Energie geeignet ist.