[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anpassen einer Hörvorrichtung.
Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung auch eine Anpassvorrichtung zu diesem
Zweck. Unter einer Hörvorrichtung wird hier jedes im oder am Ohr tragbare, einen Hörreiz
erzeugende Gerät verstanden, insbesondere ein Hörgerät, ein Headset, Kopfhörer und
dergleichen.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem
Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte
oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte
werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt
aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur
Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch
oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang
fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des
Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Das auditorische System des Menschen umfasst eingangsseitig die cochleare Verarbeitung
und reicht bis hin zu einer höheren Verarbeitung im auditorischen Cortex. Hörverluste
betreffen das auditorische System in seiner Gesamtheit unabhängig vom Ursprung des
Hördefekts. So können Hörschädigungen durch eine Beschädigung der Cochlea, des Hörnervs
oder des kortikalen Systems entstehen. Der Erfolg und der Profit einer Hörgeräteanpassung
hängt von der Einstellung des Hörgeräts entsprechend dem individuellen Zustand des
Schadens innerhalb des auditorischen Systems ab. Derzeit werden beim Anpassen von
Hörgeräten jedoch meist nur cochleare Fehlfunktionen in Betracht gezogen. Dazu werden
entsprechende Audiogramme aufgenommen. Auditorische Prozesse auf höherer Ebene werden
jedoch nicht berücksichtigt, wenn eine Anpassung und insbesondere eine Erstanpassung
durchgeführt wird.
[0005] Aus der Druckschrift
DE 10 2009 032 238 A1 ist ein Verfahren zur Kontrolle der Anpassung eines Hörgeräts bekannt. Dabei wird
mittels einer Signalquelle ein Testsignal erzeugt und die Wahrnehmung des Testsignals
durch den Hörgeräteträger bewertet. Das Testsignal ist ein natürliches oder naturähnliches
Sprachelement, das in der Weise spektral gefiltert oder ausgewählt ist, dass das Spektrum
des Testsignals zu dem Spektralbereich wenigstens eines Filters der Filterbank des
Hörgeräts korrespondiert.
[0006] Darüber hinaus offenbart die Druckschrift
US 2010/0196861 A1 ein Verfahren zum Betreiben eines Hörgeräts auf der Basis einer Schätzung einer momentanen
kognitiven Belastung eines Nutzers. Die Schätzung der kognitiven Belastung erfolgt
durch eine In-Situ-Messung beispielsweise auf der Basis einer EEG-Messung.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht drin, ein Hörgerät besser an die individuellen
Bedürfnisse anpassen zu können.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Anpassen einer
Hörvorrichtung durch Testen des auditorischen Sensory Memory eines Nutzers der Hörvorrichtung,
wobei mindestens ein Testergebnis gewonnen wird, und Einstellen der Hörvorrichtung
in Abhängigkeit von dem mindestens einen Testergebnis. Der Ausdruck "Sensory Memory"
ist in Fachkreisen ein feststehender Begriff und könnte am ehesten mit "Empfindungsgedächtnis"
übersetzt werden.
[0009] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt eine Anpassvorrichtung zum Anpassen
einer Hörvorrichtung umfassend eine Testeinrichtung zum Testen des auditorischen Sensory
Memory (Empfindungsgedächtnisses) eines Nutzers der Hörvorrichtung, wobei mindestens
ein Testergebnis gewonnen wird, und eine Einstelleinrichtung zum Einstellen der Hörvorrichtung
in Abhängigkeit von dem mindestens einen Testergebnis.
[0010] In vorteilhafter Weise wird also für das Anpassen einer Hörvorrichtung das auditorische
Sensory Memory (Empfindungsgedächtnis) mit berücksichtigt. Damit können insbesondere
Änderungen der Tonhöhe, Änderungen der Lautstärke, Änderungen der Klangfarbe, Änderungen
der Phasenstruktur und Änderungen der Schalldauer bei der Anpassung eines Hörgeräts
berücksichtigt werden. Damit wird für die Anpassung eines Hörgeräts ein Teil des auditorischen
Systems berücksichtigt, das systematisch zwischen der Eingangsstufe der Cochlea und
der Endstufe der Verarbeitung im auditorischen Cortex liegt. Es wird nämlich das sensorische
Gedächtnis für die Anpassung herangezogen.
[0011] Vorzugsweise wird bei dem Testen eine Merkfähigkeit bezüglich einer interauralen
Zeitdifferenz und/oder Pegeldifferenz untersucht. Damit kann die Empfindlichkeit gegenüber
Änderungen hinsichtlich Phase und Pegel untersucht werden. Ein Verlust dieser Empfindlichkeit
kann sich auf die Sprachverständlichkeit, das Lokalisationsvermögen und die Klangfarbenwahrnehmung
auswirken.
[0012] Besonders vorteilhaft ist, wenn bei dem Test in einem ersten Schritt ein binauraler
erster Ton aus zwei Einzeltönen (einer für das linke und einer für das rechte Ohr)
mit einer ersten interauralen Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz und anschließend ein
binauraler zweiter Ton aus zwei Einzeltönen mit einer zweiten interauralen Zeitdifferenz
oder Pegeldifferenz dem Nutzer dargeboten werden, in einem anschließenden zweiten
Schritt der Nutzer aus seinem Sensory Memory bzw. Gedächtnis heraus eine Angabe über
die Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz in dem ersten Ton und in dem zweiten Ton liefert,
und in einem folgenden dritten Schritt das Testergebnis aus der Angabe gewonnen wird.
Dabei wird also registriert, ob bzw. wie leicht der Nutzer eine Phasen- bzw. Pegeldifferenz
wahrnehmen und diese Wahrnehmung anschließend in irgendeiner Weise wiedergeben kann.
Um eine entsprechende Angabe über die Wahrnehmung zu machen, kann der Nutzer beispielsweise
geeignete Gesten machen oder entsprechende Knöpfe drücken.
[0013] Bei einer Weiterentwicklung des Tests kann in dem ersten Schritt mindestens ein zusätzlicher
Ton aus zwei Einzeltönen mit einer dritten interauralen Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz
dem Nutzer dargeboten werden, der Nutzer liefert dann in dem zweiten Schritt auch
eine zusätzliche Angabe über die Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz in dem zusätzlichen
Ton, und in dem dritten Schritt wird für das Testergebnis auch die zusätzliche Angabe
berücksichtigt. Dem Nutzer wird hier also jeweils eine Kette von drei, vier oder mehr
Signalen bzw. Tönen dargeboten, und er muss dann beispielsweise dreimal, viermal etc.
entsprechende Knöpfe drücken. Dabei kann die erste interaurale Zeitdifferenz oder
Pegeldifferenz der zweiten und/oder dritten entsprechen. D. h. es können beliebige
Testmuster der Zeitdifferenzen bzw. Pegeldifferenzen ausgewählt werden.
[0014] Vor dem Testen des auditorischen Sensory Memory bzw. Empfindungsgedächtnisses ist
es günstig, einen Unterscheidungstest durchzuführen, ob der Nutzer überhaupt zwei
Signale mit unterschiedlichen interauralen Zeit- und/oder Pegeldifferenzen unterscheiden
kann. Dadurch lässt sich insbesondere feststellen, ob die Eingangsseite (Cochlea etc.)
des auditorischen Systems funktionsfähig ist.
[0015] Anhand des Testergebnisses kann eine Direktionalität und/oder eine binaurale Signalverarbeitung
der Hörvorrichtung eingestellt werden. Die Empfindlichkeit des Gehörs hinsichtlich
der Direktionalität und der binauralen Verarbeitung hängt nämlich mit dem sensorischen
Gedächtnis bezüglich der Zeitdifferenzen und Pegeldifferenzen zusammen.
[0016] Vorzugsweise werden der erste und zweite Schritt des Test mehrfach mit geänderten
Parametern (anderen ersten und zweiten interauralen Zeit- bzw. Pegeldifferenzen) wiederholt,
und in dem dritten Schritt wird das Testergebnis aus den Angaben des Nutzers von allen
Wiederholungen gebildet. Es wird damit eine Testreihe bezüglich des sensorischen Gedächtnisses
durchgeführt, und die Anpassung des Hörgeräts bzw. der Hörvorrichtung erfolgt dann
in Abhängigkeit von der gesamten Testreihe.
[0017] Anstelle des Parameters "interaurale Zeitdifferenz und/oder Pegeldifferenz" kann
auch der Parameter "Tonhöhe", "Phase", "Klangfarbe" oder "Lautstärke" oder auch eine
Kombination der genannten Parameter sowie eine dynamische Änderung eines oder mehrerer
der genannten Paramenter getestet werden. Dabei sind die Töne monaural, oder jeder
binaurale Ton weist gleiche Einzeltöne für das linke und rechte Ohr auf. Dies bedeutet,
dass die oben dargestellten einzelnen Testschritte eben bezüglich beispielsweise des
Parameters "Tonhöhe" oder "Phase" durchgeführt wird. Damit kann das Empfindungsgedächtnis
bzw. das sensorische Gedächtnis nicht nur hinsichtlich interauraler Zeitdifferenz
oder Pegeldifferenz, sondern auch hinsichtlich Änderungen der Tonhöhe, der Phase,
der Klangfarbe oder der Lautstärke, gegebenenfalls auch anderer Parameter getestet
werden.
[0018] Erfolgt ein Gedächtnistest bezüglich des Parameters "Tonhöhe", d. h. der Merkfähigkeit
hinsichtlich einer Tonhöhenänderung, so kann damit eine Frequenzkompression, eine
Klangbalance, ein Musikprogramm oder eine Rückkopplungsunterdrückung des Hörgeräts
eingestellt werden.
[0019] Wenn andererseits ein Test bezüglich des Parameters "Phase" durchgeführt wird, kann
mit dem Testergebnis beispielsweise ein Musikprogramm, eine Direktionalität oder eine
Klangbalance eingestellt werden, da sich das Phasenänderungsgedächtnis auf diese Parameter
des Hörgeräts auswirkt.
[0020] Des Weiteren kann sich der Test auf den Parameter "Klangfarbe" beziehen. In diesem
Fall ist es günstig, eine Klangbalance, eine Verstärkung, eine Klangschärfe, ein HIFI-Merkmal,
eine Kompression oder einen Frequenzbereich des Hörgeräts mit dem gewonnen Testergebnis
einzustellen.
[0021] Ferner kann sich der Test auf den Parameter "Lautstärke" beziehen. In diesem Fall
sollte eine Kompression oder eine Verstärkung des Hörgeräts anhand des gewonnen Testergebnisses
eingestellt werden.
[0022] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- den schematischen Aufbau eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik;
- FIG 2
- ein Tonbeispiel für einen Unterscheidungstest;
- FIG 3
- ein Beispiel für die serielle Wiedergabe und
- FIG 4
- ein Beispiel zum Erkennen eines unterschiedlichen Signals von drei Signalen.
[0023] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0024] Ein grundlegender Gedanke der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass das auditorische
System im Wesentlichen dreigeteilt ist. Am Eingang befindet sich das Ohr und am Ende
steht die Signalverarbeitung im auditorischen Cortex. Dazwischen befindet sich das
Empfindungsgedächtnis (Sensory Memory). Bildlich betrachtet könnte man das Empfindungsgedächtnis
dem Hörnerv zuordnen.
[0025] Die Funktionsfähigkeit des ersten Teils des auditorischen Systems, also des Ohrs,
kann durch psychoakustische Tests ermittelt werden. Beispielsweise kann ein so genannter
"Unterscheidungstest" durchgeführt werden, bei dem nacheinander zwei Töne abgespielt
werden, die sich hinsichtlich eines Parameters (z. B. Tonhöhe bei binauralen Signalen
oder Zeitdifferenz bei binauralen Signalen) voneinander unterscheiden. Es kann dann
die Schwelle ermittelt werden, an der der Proband den Unterschied der beiden Töne
gerade noch wahrnehmen kann (JND= Just Noticeable Difference). Derartige Tests des
Ohrs können dann herangezogen werden, um das Hörgerät an den Probanden anzupassen.
[0026] In den 1970er Jahren wurde erkannt (T. Lunner) dass der auditorische Cortex nicht
nur die Signale des Ohrs in entsprechende Wahrnehmungen umsetzt, sondern dass die
Prozesse des auditorischen Cortex selbst die Wahrnehmungen beeinflussen. So wurde
erkannt, dass die Belastung des auditorischen Cortex Einfluss auf das Empfinden hat.
Diese Kenntnisse wurden, wie in der Druckschrift
US 2010/0196861 A1 dargelegt ist, zur Einstellung von Hörgeräten benutzt.
[0027] Die vorliegende Erfindung fußt nun auf dem Gedanken, dass das Sensory Memory bzw.
Empfindungsgedächtnis, noch bevor eine Signalverarbeitung im auditorischen Cortex
erfolgt, die Wahrnehmung beeinflusst. Auch dies müsste für die Anpassung einer Hörvorrichtung
bzw. eines Hörgeräts berücksichtigt werden.
[0028] Das Problem, die Empfindlichkeit des Menschens hinsichtlich eines Erinnerungsvermögens
an Änderungen von Schallgrößen, und das Problem der Fähigkeit, solche Änderungen zu
verarbeiten, kann nur durch Rückkopplungen des jeweiligen Probanden analysiert werden,
wenn der Proband das Hörgerät längere Zeit getragen hat. Hierzu waren bislang individuelle
Besuche und Gespräche mit einem Akustiker notwendig. Zum generellen Lernen über die
kortikale Signalverarbeitung wurden auch Studien mit Befragungen in unterschiedlichen
Altersgruppen durchgeführt. Es gab aber bislang für den Akustiker keine Möglichkeit,
das individuelle Sensory Memory bzw. Empfindungsgedächtnis hinsichtlich interauraler
Zeitdifferenz, interauraler Pegeldifferenz und Änderungen bzgl. Tonhöhe, Phase, Klangfarbe
oder Lautstärke direkt zu schätzen.
[0029] Daher wird hier ein Testverfahren vorgeschlagen, das eine derartige Schätzung ermöglichen
soll, um entsprechend den Testergebnissen bzw. der Schätzung ein Hörgerät einstellen
zu können. Der Test kann durch Software und Hardware implementiert werden.
[0030] In bevorzugter Ausführungsform weist der Test für das Anpassungsverfahren zwei Teile
auf: einen so genannten "Unterscheidungstest" gefolgt von einem so genannten "Gedächtnistest".
Durch diesen zweiteiligen Test kann auf den Ursprung des Hörverlusts rückgeschlossen
werden. Der Unterscheidungstest lässt Aussagen über die Funktionsfähigkeit beispielsweise
der Cochlea zu, während der Gedächtnistest Aussagen über das Empfindungsgedächtnis
liefert. Die Ergebnisse beider Tests erlauben eine Vorhersage über den Erfolg unterschiedlicher
Hörgeräteeinstellungen und -anpassungen.
[0031] Bei dem Unterscheidungstest wird zunächst festgestellt, ob der Proband zwei unterschiedliche
Signale überhaupt unterscheiden kann. Ziel ist hier nicht, die JND (Just Noticeable
Difference) zu ermitteln. Vielmehr ist es Ziel, Signale zu finden, die der Proband
sicher unterscheiden kann. Diese sicher zu unterscheidenden Signale sind dann Grundlage
für den anschließenden Gedächtnistest. Der Proband muss nach dem Hören von zwei unterschiedlichen
Signalen jeweils einen von zwei Knöpfen betätigen, wovon der eine für "gleich" und
der andere für "verschieden" steht. Gegebenenfalls kann der Nutzer diese Angaben auch
mit Gesten oder verbal machen.
[0032] Der Gedächtnistest dient dazu, zu ermitteln, ob und ggf. auch wie leicht sich ein
Proband Signaländerungen merken kann. Der Gedächtnistest kann auf dem Zwei-AFC-Verfahren
(Alternative Forced Choice) oder auf einem anderen Verfahren, z. B. Reihenfolgewiederholung
(Serial Order Recall) oder das Drei-AFC-Ungleichauswahlverfahren (Oddity Task Test)
basieren. Diese Tests sind unten näher beschrieben. Der Erfolg dieser Tests hängt
stark von der spezifischen Wahl der Parameter ab, wie dies in den unten gezeigten
Beispielen dargestellt ist.
[0033] Ein wichtiger Zusatzaspekt des Tests kann darin liegen, dass der Beginn jeder Testphase
verändert wird (so genanntes "Roving"). Beispielsweise wird die interaurale Zeitdifferenz
bei jedem Testdurchlauf geändert. Darüber hinaus ist es in der Regel für den Test
auch vorteilhaft, wenn der Proband von dem Versuchsleiter keine Rückkopplung über
seine Angaben erhält. Damit wird ein Lernen vermieden.
[0034] Der Gedächtnistest liefert dann Testergebnisse, die für die Hörgeräteanpassung bzw.
die Einstellung einer Hörvorrichtung genutzt werden können. Insbesondere liefert der
Gedächtnistest zwei unterschiedliche Diagnosen hinsichtlich der Sensitivität gegenüber
Änderungen (d. h. über das Empfindungsgedächtnis). Zum einen kann die Spanne des Empfindungsgedächtnisses
ermittelt werden, also die Anzahl der unterschiedlichen Töne, die sich der Proband
merken kann. Anhand der Gesamtzahl der Töne / Elemente in einem Tonmuster / Elementmuster,
die sich der Proband mehr oder weniger gut merken kann, kann auf die Leistungsfähigkeit
des Empfindungsgedächtnisses beispielsweise für die Lokalisation geschlossen werden.
[0035] Andrerseits liefert der Gedächtnistest eine Aussage über die Verarbeitungsgeschwindigkeit
bzw. -Kapazität des Empfindungsgedächtnisses. Anhand der Leichtigkeit, mit der eine
bestimmte Anzahl an Elementen gemerkt werden kann, kann auf die Fähigkeit der auditorischen
Verarbeitung für eine bestimmte Aufgabe (z. B. Lokalisation) geschlossen werden. Die
Leichtigkeit, mit der sich der Proband die unterschiedlichen Signale merken kann,
ergibt sich aus der Anzahl der Fehler beim Test. Aussagen über die Leichtigkeit können
auch über die Gesamtgeschwindigkeit des Tests gewonnen werden.
[0036] Die Testergebnisse geben Aussage über die Aussicht, inwieweit ein Proband von unterschiedlichen
Hörgerätemerkmalen profitieren kann. Derartige Merkmale sind beispielsweise die Wahl
der Direktionalität, die Parametrisierung des Direktionalitätsmerkmals und alle Merkmale
bzgl. der binauralen Koppelung sowie deren Parametrisierung (z. B. binaurale Geräuschunterdrückung).
[0037] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel eines Gedächtnistests bzgl. der interauralen
Zeitdifferenz bzw. der interauralen Pegeldifferenz dargestellt. Der Test wird binaural
durchgeführt und kann erfolgen, indem die interaurale Zeitdifferenz (ITD) oder die
interaurale Pegeldifferenz (ILD) geändert wird. Im Folgenden wird die ITD geändert.
[0038] Der Test wird durch eine Abfolge von zwei binauralen Signalen gemäß FIG 2 durchgeführt:
einem ersten Signal A und einem zweiten Signal B. Eine solche Abfolge von Signalen
kann auch als Kette bezeichnet werden. In dem Beispiel von FIG 2 weist jedes binaurale
Signal A, B jeweils vier unterschiedlich hohe binaurale Töne 10 auf. Dabei bedeutet
ein binauraler Ton ein Einzelton für das linke Ohr und ein Einzelton für das rechte
Ohr, wobei sich beide Einzeltöne um die interaurale Zeit-oder Pegeldifferenz unterscheiden.
Der Proband hört sich also die Kette A - B an und muss dann unterscheiden, ob das
Signal A gleich dem Signal B ist oder unterschiedlich. Um die entsprechende Angabe
zu machen, verwendet der Proband immer die gleiche Schnittstelle. Beispielsweise verwendet
er, wie oben bereits angedeutet wurde, immer die beiden Knöpfe "gleich" und "unterschiedlich"
um seine Angaben zu machen.
[0039] Im Beispiel von FIG 2 sind der erste, der dritte und der vierte Ton in den beiden
Signalen A und B gleich. Der zweite Ton hingegen ist im Signal B gegenüber dem Signal
A um δ ITD nach oben geschoben. Wenn der Proband den Unterschied der beiden Signale
A, B registriert und sich merken kann, drückt er die Taste "unterschiedlich".
[0040] In FIG 2 ist der Test mit N = 4 Tönen dargestellt. Vorzugsweise beginnt der Test
jedoch auf einem ersten Niveau mit N = 1 und steigert sich dann schrittweise um einen
Schritt nach oben, beispielsweise bis N = 4 oder mehr.
[0041] Startet der Test auf dem Niveau eins, entspricht dies im Wesentlichen einem Unterscheidungstest.
Für N = 1 besteht das binaurale erste Signal A aus einer Grundfrequenz und seiner
ersten n Harmonischen (nachfolgend als Ton 10 bezeichnet). Das erste Signal besitzt
hier eine ITD von null. Das zweite binaurale Signal B besteht aus dem gleichen Ton
wie das erste binaurale Signal A, aber ITD = 0,25 ms.
[0042] Wenn die Antwort des Probanden falsch ist (wenn er den Knopf "gleich" gedrückt hat),
besteht die nächste Kette aus dem binauralen ersten Signal A gefolgt von dem binauralen
zweiten Signal B mit dem gleichen Ton, aber die ITD ist vergrößert oder verkleinert
(z. B. um ein Vielfaches der ursprünglichen ITD). Die Prozedur der Änderung der Differenz
zwischen dem ersten und dem zweiten Signal wird in aufeinander folgenden Ketten so
lange wiederholt, bis der Proband nicht mehr erkennt, dass das erste Signal A und
das zweite Signal B nicht mehr unterscheiden. Die gleichen Ketten werden dabei mehrfach
wiederholt, und der Proband muss bei einer vorgegebenen Anzahl an Wiederholungen nicht
erkannt haben, dass sich die beiden Signale unterscheiden. Diese vorgegebene Anzahl
an Wiederholungen kann beispielsweise 1, 3, 5 oder 10 betragen. Sie wird vor dem Test
festgelegt. Als Ergebnis daraus wird eine ITD zwischen zwei Tönen festgelegt, die
der Proband braucht, um sicher zu erkennen, dass die beiden Töne aus unterschiedlichen
Richtungen stammen (was sich aus der Zeitdifferenz ergibt).
[0043] Nun wird das Niveau des Tests auf N = 2 erhöht, d. h. die Anzahl der Töne in einem
Signal wird auf zwei erhöht. Damit beginnt der eigentliche Gedächtnistest. Das erste
Signal A besteht nun aus zwei Tönen des gleichen Typs (Grundfrequenz und mehrere Harmonische).
Die beiden Töne werden in rascher Abfolge dargeboten: Zunächst der binaurale Originalton
gefolgt von dem gleichen binauralen Originalton (gleiche vorgegebene ITD, d. h. gleiche
Einfallsrichtung), oder aber es folgt dem Originalton ein um ein Mehrfaches der vorgegebenen
ITD verschobener Ton (wie bei N = 1).
[0044] Das zweite Signal besteht entweder aus einer exakten Wiederholung des ersten Signals
A oder aus einer Änderung der ITD (Richtung) von einem der Töne des ersten Signals
A. Nachdem der Proband die Kette gehört hat, muss er die Tonfolge wiederholen bzw.
eine entsprechende Angabe machen, in dem er beispielsweise den "gleich"-Knopf oder
den "unterschiedlich"-Knopf drückt.
[0045] Der Proband muss auf diese Weise die korrekte Antwort für eine vorbestimmte Anzahl
an Ketten liefern, bevor der Test in das nächste Niveau springt. Die Erhöhung der
Element- bzw. Tonanzahl für ein Signal ist variabel. Beispielsweise kann die Erhöhung
ein oder drei Töne sein, z. B. von zwei auf drei oder von zwei auf fünf, je nachdem,
welcher Schwierigkeitsgrad gewünscht ist.
[0046] Auf Niveau 3 (N = 3) besteht beispielsweise das erste Signal aus drei binauralen
Tönen des gleichen Typs aber mit unterschiedlichen ITDs. Diese können beliebig gewählt
werden, wobei vorzugsweise zumindest die ITD eingehalten wird, die bei Niveau N =
eins festgelegt wurde. Das zweite Signal B ist entweder die exakte Wiederholung des
ersten Signals A oder ein geändertes erstes Signal. Der Proband antwortet wieder durch
Drücken der entsprechenden Tasten. Auch dies wird für eine bestimmte Anzahl an Ketten
wiederholt. Anschließend springt der Test auf das nächste Niveau, usw.
[0047] Der Test stoppt auf einem Niveau, wenn der Proband nicht mehr in der Lage ist, eine
Änderung (oder Nicht-Änderung) zwischen dem ersten Signal und dem zweiten Signal für
eine festgelegte Anzahl an Ketten wahrzunehmen.
[0048] Um einen Lerneffekt zu vermeiden, wird der Startton des ersten Signals in jeder Kette
zufallsbasiert geändert (Roving). Auch die Position der Änderung in einem Signal sollte
geändert werden. Dies liegt an dem Phänomen des informationellen Maskierens. Damit
kann die Aufgabe, eine Änderung in einem melodischen Muster zu erkennen, mehr oder
weniger schwierig gemacht werden. Dies kann beispielsweise durch Erhöhen der Anzahl
der Elemente bzw. Töne in einem Signal (melodisches Muster) erfolgen. Es kann aber
auch durch Ändern des Musters erfolgen (Vorrang- und Neuheitseffekte: die Änderungen
von entweder dem ersten oder dem letzten Element sind am leichtesten erkennbar etc.).
Der Proband kann wählen, ob er eine Änderung oder mehrere Änderungen in dem melodischen
Muster (Signal) haben will und bzgl. welchen Elements. Vorzugsweise wird nur ein Element
geändert, und zwar das letzte oder vorletzte Element. Wenn der Test schwieriger sein
soll, kann die Änderungsposition sich in einem Niveau ändern oder sogar innerhalb
einer Kette.
[0049] In FIG 3 ist eine zweite Art des Gedächtnistests symbolisch wiedergegeben. Dieser
Test basiert auf motorischer Reproduktion und kann auch als "serieller Wiederaufruf"
bezeichnet werden (Serial Recall). Auch hier wird ein Signal mit mehreren Tönen 10
wiedergegeben. Je nach Testzweck bestehen die Töne wie oben beispielsweise aus binauralen
Tönen mit unterschiedlichen ITD oder ILD. Es können aber auch unterschiedliche Tonhöhen
getestet werden, so dass sich wie in dem Beispiel von FIG 3 die Frequenz f zwischen
monauralen Tönen ändert. In jedem Fall muss der Proband die beiden Knöpfe 11, 12 entsprechend
der Tonfolge drücken. Im vorliegenden Beispiel muss er zunächst den Knopf 11, dann
den Knopf 12 und anschließend nochmals den Knopf 11 zweimal drücken. Dadurch hat er
eine subjektive Angabe über die gehörte Tonfolge abgegeben. Auch so kann das Empfindungsgedächtnis
geprüft werden.
[0050] Eine weitere Möglichkeit des Gedächtnistests besteht gemäß FIG 4 darin, dass drei
Signale A, B und X hintereinander dargeboten werden, wobei jedes Signal mehrere Töne
10 besitzt(im vorliegenden Fall vier Töne pro Signal). Zwei der Signale sind gleich
und eines kann von den übrigen Signalen verschieden sein(hier wieder unterschiedliche
Tonhöhen). Der Proband muss dieses verschiedene Signal erkennen und eine entsprechende
Angabe hierzu machen. In dem Beispiel von FIG 4 wurde der zweite Ton 10 um Δ f nach
oben verschoben. D. h. seine Tonhöhe wurde erhöht. Dies kann sinngemäß auch auf die
interaurale Pegeldifferenz bzw. die interaurale Zeitdifferenz übertragen werden, indem
nämlich die Töne binaural dargeboten werden und der zweite Ton eine andere interaule
Pegel- bzw. Zeitdifferenz erhält. Ebenso kann bei einem der Töne auch ein anderer
Parameter, wie beispielsweise die Klangfarbe, die Klangschärfe, die Lautheit und der
gleichen verändert werden. Die Anwendbarkeit auf andere Parameter als die jeweils
dargestellte Frequenz f lässt sich auch auf den Test gemäß der FIG 3 übertragen. Umgekehrt
kann bei dem Test von FIG 2 statt der ITD auch ein anderer Parameter, wie die Tonhöhe,
Klangfarbe etc., verändert werden.
[0051] Ein anderer ebenfalls hinsichtlich des Empfindungsgedächtnisses interessanter Parameter
ist die Lautheitsänderung. Der Verlust der Sensitivität gegenüber der Lautheitsänderung
kann sich negativ auf die Sprachverständlichkeit (Vokalkonturen), auf den individuellen
Dynamikbereich und folglich auch auf die Wahl der Kompressionsparameter und die Verstärkung
des Hörgeräts auswirken. Umgekehrt bedeutet dies, das sich die Ergebnisse eines Gedächtnistests
hinsichtlich Lautheitsänderungen auf unterschiedliche Einstellparameter des Hörgeräts
auswirken können. Hierzu zählen insbesondere die Kompressionsstärke in Abhängigkeit
von dem Dynamikbereich (empfundene Lautheitsschwankungen), die Wahl der Kompressionszeit
konstanten (Notwendigkeit einer gewissen Flexibilität bezüglich Lautheitsschwankungen),
die Lautstärkesteuerung, das Lernen von Lautstärkemerkmalen und die MPO-Anpassung
(Maximum Pressure Out).
[0052] Der oben im Zusammenhang mit der interauralen Zeitdifferenz und Pegeldifferenz beschriebene
Gedächtnistest mit den mehreren Niveaus kann auch hier für Lautstärkeänderungen eingesetzt
werden. Der Test beinhaltet einen Vergleich mit ansteigender Anzahl an Tönen je Signal,
wobei mit einem einzelnen Ton pro Signal (melodisches Muster) begonnen wird. Das zweite
Signal besitzt dann beispielsweise einen Ton, der um 3d B lauter oder leiser als der
Ton des ersten Signals ist. Der Proband muss diese Änderung erkennen (können). Wenn
dies gewährleistet ist, kann der eigentliche Gedächtnistest hinsichtlich der Lautheitsänderungen
analog zu dem Gedächtnistest bezüglich der interauralen Zeitdifferenz und Pegeldifferenz
bzw. Tonhöhen in den Niveaus N = 2, N = 3 usw. durchgeführt werden.
[0053] Darüber hinaus kann der Gedächtnistest auch hinsichtlich der Empfindung von Klangfarbenänderungen
benutzt werden. Der Verlust der Sensitivität bezüglich der Klangfarbe wirkt sich ebenfalls
auf die Sprachverständlichkeit (Vokalformanten), Wahrnehmung von höheren Frequenzen
und folglich auch auf die Wahl der Verstärkung des Hörgeräts aus. Dementsprechend
sind folgende Hörgeräteparameter betroffen: Klangbalancesteuerung, Verstärkung bei
höheren Frequenzen (Empfindlichkeit gegenüber Klangschärfe), das Lernen von Klangbalancemerkmalen,
Klangschärfe, HIFI-Merkmale, Frequenzkompression, Frequenzbereich des Hörgeräts und
Konstantverstärkung. Bei dem Test wird dann anstelle der interauralen Zeitdifferenz
oder der interauralen Pegeldifferenz die Klangfarbe geändert. Der Proband muss sich
an die Klangfarbenänderung erinnern, wenn er seine Angaben aus dem Gedächtnis heraus
macht.
[0054] Des Weiteren kann der Gedächtnistest dazu genutzt werden, um ein Empfindungsgedächtnis
bezüglich Phasenänderungen zu untersuchen. Es werden dann bei dem Test Töne dargeboten,
bei denen eine oder mehrere Phasen geändert wurden. Der Verlust des Empfindungsgedächtnisses
diesbezüglich wirkt sich ebenfalls auf die Sprachverständlichkeit, die Lokalisationsfähigkeit
und die Klangfarbenwahrnehmung aus. Daher können Testergebnisse aus diesem Test zur
Anpassung des Hörgeräts bezüglich folgender Merkmale herangezogen werden: Musikprogrammeinstellungen,
Sprachverständlichkeit, Direktionalität und Klangbalancesteuerung einschließlich deren
Lernvorgang.
[0055] Des Weiteren kann der obige Test auch dazu verwendet werden, das Empfindungsgedächtnis
bezüglich Änderungen des Tons zu analysieren. Dabei wird beispielsweise ein Oberton
zu der Grundfrequenz und bereits vorhandenen Obertönen hinzugefügt, oder es wird einer
der vorhandenen Obertöne entfernt. Der Verlust dieser Sensitivität wirkt sich nämlich
auch auf die Sprachverständlichkeit (Vokalkonturen), Musikwahrnehmung und Gesamtfrequenzformung
des Hörgeräts aus. Daher können die Testergebnisse verwendet werden, um am Hörgerät
folgende Merkmale anzupassen bzw. einzustellen: Frequenzkompression (Flexibilität
hinsichtlich Tonänderungen, die gebraucht werden), Klangbalance (Unterscheidung von
Tönen, die gebraucht wird), Wahl des Musikprogramms (Ja oder Nein), Parametrisierung
der Rückkopplungsunterdrückung (Tonverschiebungsempfindlichkeit) und Konstantverstärkung.
[0056] All die oben genannten Tests können auch in Kombination miteinander und zeitlich
ineinander geschachtelt durchgeführt werden.
1. Verfahren zum Anpassen einer Hörvorrichtung
gekennzeichnet durch
- Testen des auditorischen Sensory Memory eines Nutzers der Hörvorrichtung, wobei
mindestens ein Testergebnis gewonnen wird, und
- Einstellen der Hörvorrichtung in Abhängigkeit von dem mindestens einen Testergebnis.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei bei dem Testen eine Merkfähigkeit bezüglich einer
interauralen Zeitdifferenz und/oder Pegeldifferenz untersucht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei bei dem Testen in einem ersten Schritt ein binauraler
erster Ton (10) aus zwei Einzeltönen mit einer ersten interauralen Zeitdifferenz oder
Pegeldifferenz und anschließend ein binauraler zweiter Ton (10) aus zwei Einzeltönen
mit einer zweiten interauralen Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz dem Nutzer dargeboten
werden, in einem anschließendem zweiten Schritt der Nutzer aus seinem Sensory Memory
heraus eine Angabe über die Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz in dem ersten Ton und
in dem zweiten Ton liefert und in einem folgenden dritten Schritt das Testergebnis
aus der Angabe gewonnen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei in dem ersten Schritt mindestens ein zusätzliche
Ton aus zwei Einzeltönen mit einer dritten interauralen Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz
dem Nutzer dargeboten wird, der Nutzer im zweiten Schritt auch eine zusätzliche Angabe
über die Zeitdifferenz oder Pegeldifferenz in dem zusätzlichen Ton liefert und in
dem dritten Schritt für das Testergebnis auch die zusätzliche Angabe berücksichtig
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei vor dem Testen des auditorischen
Empfindungsgedächtnisses ein Unterscheidungstest durchgeführt wird, ob der Nutzer
überhaupt zwei Töne mit unterschiedlichen interauralen Zeitdifferenzen und/oder Pegeldifferenzen
unterscheiden kann.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei anhand des Testergebnisses
eine Direktionalität und/oder eine binaurale Signalverarbeitung der Hörvorrichtung
eingestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, wobei der erste und zweite Schritt mehrfach
mit geänderten Parametern wiederholt wird, und in dem dritten Schritt das Testergebnis
aus den Angaben des Nutzers von allen Wiederholungen gebildet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, wobei anstelle des Parameters interaurale
Zeitdifferenz und/oder Pegeldifferenz der Parameter Tonhöhe, Phase, Klangfarbe oder
Lautstärke oder auch eine Kombination der genannten Parameter sowie eine dynamische
Änderung eines oder mehrerer der genannten Paramenter getestet wird, und dabei die
Töne monaural sind oder jeder binaurale Ton gleiche Einzeltöne für das linke und rechte
Ohr aufweist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei anhand eines Testergebnisses bezüglich des Parameters
Tonhöhe eine Frequenzkompression, eine Klangbalance, ein Musikprogramm oder eine Rückkopplungsunterdrückung
eingestellt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, wobei anhand eines Testergebnisses bezüglich des Parameters
Phase ein Musikprogramm, eine Direktionalität oder eine Klangbalance eingestellt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 8, wobei anhand eines Testergebnisses bezüglich des Parameters
Klangfarbe eine Klangbalance, eine Verstärkung, eine Klangschärfe, ein HIFI-Merkmal,
eine Kompression oder ein Frequenzbereich eingestellt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 8, wobei anhand eines Testergebnisses bezüglich des Parameters
Lautstärke eine Kompression oder eine Verstärkung eingestellt wird.
13. Anpassvorrichtung zum Anpassen einer Hörvorrichtung
gekennzeichnet durch
- eine Testeinrichtung zum Testen des auditorischen Empfindungsgedächtnisses eines
Nutzers der Hörvorrichtung, wobei mindestens ein Testergebnis gewonnen wird, und
- eine Einstelleinrichtung zum Einstellen der Hörvorrichtung in Abhängigkeit von dem
mindestens einen Testergebnis.