[0001] Die Erfindung betrifft ein Hydrauliksystem für einen Kran mit wenigstens einem Hydraulikkreislauf,
der wenigstens einen hydraulischen Verbraucher umfasst, und einem Konstantdrucknetz.
[0002] Zum Betrieb des Hydraulikkreislaufs bzw. des hydraulischen Verbrauchers ist ein entsprechender
Einspeisedruck erforderlich. In der Regel erzeugt eine Hydraulikpumpe den passenden
Einspeisdruck, indem sie Hydraulikfluid aus dem Tank ansaugt und an ihrem Ausgang
den Speisedruck zum Betrieb des hydraulischen Verbrauchers bereitstellt.
[0003] Je nach Anwendungsfall ist für den Betrieb des hydraulischen Verbrauchers ein bestimmtes
Druckniveau bzw. ein definierter Volumenstrom erforderlich.
[0004] Ein solcher Anwendungsfall liegt beim Betrieb einer Seegangsfolgeeinrichtung, auch
als Active Heave Compensation bezeichnet, vor. Hier soll die Last während der Hubarbeit
trotz Seegangs beim Tiefseehub ruhig gehalten wertden. Mittels der Kompensationseinrichtung
wird hierzu in die Ansteuerung der Hubwinde eingegriffen.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung setzt sich zum Ziel, ein derartiges Hydrauliksystem
weiterzuentwickeln, um die Energiebilanz des Systems durch gezielte Maßnahmen zu optimieren.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Hydrauliksystem gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1
gelöst. Vorteilhafte Ausführungen des Hydrauliksystems sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche 2 bis 7.
[0007] Gemäß Anspruch 1 wird ein Hydrauliksystem für einen Kran mit wenigstens einem Hydraulikkreislauf
und einem Konstantdrucknetz vorgeschlagen. Wenigstens ein Hydraulikkreislauf weist
einen hydraulischen Verbraucher auf. Zur Optimierung der Energiebilanz des gesamten
Systems ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass der erforderliche Einspeisedruck für
den hydraulischen Verbraucher nicht durch eine Einspeispumpe erzeugt wird, sondern
statt dessen der wenigstens eine Hydraulikkreislauf über wenigstens einen Druckuntersetzer
mit dem Konstantdrucknetz gekoppelt ist.
[0008] Ein derartiger Druckuntersetzer umfasst zweckmäßig wenigstens einen Eingang sowie
wenigstens einen Ausgang, wobei mittels des Druckuntersetzers der an den jeweiligen
Anschlussstellen anliegende Druck und/oder Volumenstrom variierbar ist.
[0009] Mittels des Druckuntersetzers kann ein geringer Volumenstrom mit hohem Druck innerhalb
des Konstantdrucknetzes in einen hohen Volumenstrom mit niederem Druck innerhalb des
Hydraulikkreislaufs wandelbar sein. Damit kann auf den Einsatz einer Einspeisepumpe
verzichtet werden, da der erforderliche hohe Volumenstrom im Hydraulikkreislauf ausschließlich
durch den Druckuntersetzer lieferbar ist. Diese erfindungsgemäße Maßnahme ist insbesondere
dort von Vorteil, wo ein Konstantdrucknetz ohnehin installiert ist und der Einsatz
des Druckuntersetzers die Integration einer zusätzlichen Pumpe überflüssig macht.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführung umfasst der Druckuntersetzer wenigstens zwei zusammengeschaltete
Kolben mit einem geeigneten Verhältnis der Kolbenflächen. Insbesondere ist der Kolben
mit kleiner Kolbenfläche an das Konstantdrucknetz gekoppelt, wohingegen die große
Kolbenfläche des zweiten Kolbens mit dem Hydraulikkreislauf in Verbindung steht. Durch
geeignete Wahl des Flächenverhältnisses kann gezielt auf das Umwandlungsverhältnis
und den zu erzielenden Volumenstrom eingegangen werden.
[0011] Weiterhin kann vorgesehen sein, dass bei Umkehrung der Strömungsrichtung im Hydraulikkreislauf
mittels des Druckuntersetzers eine Leistungsabgabe an das Konstantdrucknetz ermöglicht
wird. Wird beispielsweise am Eingang des Druckuntersetzers auf der Seite des Hydraulikkreislauf
ein Volumenstrom erzeugt, so verschiebt sich die Kolbeneinheit in Richtung des Konstantdrucknetzes
und erzeugt auf dieser Seite einen niedrigen Volumenstrom mit hohem Druckniveau.
[0012] Eine Umkehrung des Volumenstroms im Hydraulikkreislauf wird beispielsweise dadurch
ermöglicht, dass ein Teil des Volumenstroms bzw. Drucks im Normalbetrieb gespeichert
wird. Hierzu kann wenigstens ein Druckspeicher im Hydraulikkreislauf angeordnet sein.
Gibt der Speicher die gespeicherte Druckenergie ab, so kehrt sich der Volumenstrom
im Hydraulikkreislauf um, so dass diese Druckenergie über den Druckuntersetzer zurück
an das Konstantdrucknetz abgebar ist.
[0013] Wenigstens ein Druckspeichermittel kann vorzugsweise ein Fluidspeichermittel, Gasspeichermittel
oder ein Speichermittel für sonstige Medien sein. Entspricht die Speicherform nicht
dem verwendeten Hydraulikfluid, so kann vorzugsweise vor dem Speicher ein Druckmittelwandler
eingebunden sein. Beispielsweise ist das Speichermittel als Luftdruckspeicher ausgeführt
und die Druckenergie des Hydraulikfluids ist mittels des Druckmittelwandlers in das
entsprechende Luftdruckniveau wandelbar.
[0014] Als hydraulischer Verbraucher kommt zweckmäßig ein Hydromotor in Frage, der vorzugsweise
in beiden Strömungsrichtungen betreibbar ist. Damit lässt sich der Hydromotor in einer
ersten Drehrichtung durch den über dem Druckuntersetzer erzeugten Volumenstrom betreiben
und in einer entgegengesetzten Drehrichtung über die gespeicherte Energie des Speichermittels.
[0015] In einer besonders bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung lässt sich mittels
des wenigstens einen Hydraulikkreislaufs bzw. des Hydromotors eine Kranseilwinde,
insbesondere eine Tiefseehubseilwinde, antreiben. Vorzugsweise wird der Hydromotor
zur Umsetzung einer Active Heave Compensation betrieben, die die Kompensation des
Seegangs zur Aufgabe hat.
[0016] Durch die Verwendung eines Druckuntersetzers kann das Hydraulikfluid zwischen diesem
und gegebenenfalls einem angeordneten Speicher hin -und hergeschoben werden, was insbesondere
in der Betriebsart Active Heave Compensation oder ähnlicher zyklischer Betriebsarten
zur Anwendung kommt. Durch das erfindungsgemäße Hydrauliksystem lässt sich die Tankumwälzmenge
merklich reduzieren. Zudem zeichnet sich das System durch eine besonders effiziente
Energierückgewinnung aus.
[0017] Die Erfindung betrifft des Weiteren einen Kran, der das erfindungsgemäße Hydrauliksystem
bzw. eine vorteilhafte Ausführungsform des Hydrauliksystems aufweist. Die Vorteile
und Eigenschaften des Krans entsprechen offensichtlich denen des Hydrauliksystems,
weshalb an dieser Stelle auf eine erneute Beschreibung verzichtet wird.
[0018] Der Kran kann eine Tiefseehubseilwinde aufweisen, die durch einen hydraulischen Antrieb
versorgt wird. Insbesondere dient ein geschlossener Hydraulikkreislauf mit wenigstens
einem Hydraulikmotor dazu, die Hubseilwinde zur Ausführung einer Ab- bzw. Aufwickelbewegung
in Rotation zu versetzen. Zudem kann der Kran ein Konstantdrucknetz umfassen, das
von einer zentralen Hydraulikpumpe versorgbar ist und zur Speisung ein oder mehrerer
hydraulischer Verbraucher, insbesondere diverser Krankomponenten, verwendet wird.
[0019] Weiterhin weist der Kran einen Hydraulikkreis gemäß dem erfindungsgemäßen Hydrauliksystem
auf. Der integrierte Hydromotor kann vorzugsweise Bestandteil einer Seegangsfolgeeinrichtung
sein. Die Winde wird hier durch den Hydromotor gesondert angetrieben, um den Seegang
während der eigentlichen Hubarbeit kompensieren zu können.
[0020] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand von zwei Zeichnungen
näher beschrieben.
[0021] Die beiden Figuren 1, 2 zeigen eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Hydrauliksystems
zum Betrieb eines Offshore-Krans. Der Kran bzw. das Hydrauliksystem ist insbesondere
für den Tiefseehub konstruiert. Neben dem eigentlichen hydraulischen Antrieb der Tiefseehubwinde
ist eine Seegangsfolgeeinrichtung installiert.
[0022] Der Aufbau des in den Figuren 1, 2 gezeigten Hydrauliksystems umfasst ein Konstantdrucknetz
2 mit einem verhältnismäßig hohen Druckniveau. Zur Erzeugung des Konstantdruckes ist
die Hydraulikpumpe 1 vorgesehen, die Hydrauliköl aus dem Tank ansaugt und auf das
entsprechende Druckniveau des Konstantdrucknetzes 2 bringt.
[0023] Zudem sind in der Figur 2 zusätzlich zwei hydraulische Verbraucher 13 in Form eines
Hydraulikmotors und eines Hydraulikzylinders eingezeichnet, die jeweils über die Hydraulikpumpe
1 mit dem Druckniveau des Konstantdrucknetzes 2 gespeist werden. Beide Verbraucher
13 sollen jedoch nur stellvertretend für einen möglichen Aufbau des Konstantdrucknetzes
2 stehen. Grundsätzlich können beliebig viele gleichartige oder verschiedene Hydraulikkomponenten
im Konstantdrucknetz 2 angeordnet sein bzw. mit diesem in Verbindung stehen.
[0024] Für den Antrieb der Tiefseehubseilwinde 7 steht ein geschlossener Hydraulikkreislauf
zur Verfügung, bestehend aus der Pumpen-Motoreinheit 9 sowie dem in beide Strömungsrichtungen
betreibbaren Hydraulikmotor 8.
[0025] Der Kran umfasst weiterhin einen Antriebsmotor 11 mit euinem Getriebe 12. Neben der
Hydraulikpumpe 1 zur Speisung des Konstantdrucknetzes 2 sitzt zudem die Pumpen-Motoreinheit
9 des geschlossenen Kreislaufs auf der Antriebswelle 12.
[0026] Die Seilwinde 7 wird hauptsächlich durch den geschlossenen Kreislauf, d. h. den Hydraulikmotor
8 sowohl in Auf- als auch in Abwickelrichtung angetrieben, um die erforderliche Hubarbeit
auszuführen.
[0027] Da der Kran während des Tiefseehubs den äußeren Einflüssen des Seegangs unterliegt,
ist eine prinzipiell bekannte Seegangsfolgeeinrichtung vorgesehen, die den Seegang
über eine zusätzliche Ansteuerung der Seilwinde 7 kompensieren soll.
[0028] Zur Umsetzung der Seegangsfolgeeinrichtung, die auch als Active Heave Compensation
bezeichnet wird, dient der Hydraulikkreislauf 4. Dieser umfasst einen in beide Strömungsrichtungen
betreibbaren Hydraulikmotor 5, dessen Drehmoment ebenfalls die Seilwinde 7 in beide
Richtungen antreibt. Gleichzeitig ist der Motor 5 als Verstelleinheit ausgeführt.
[0029] Zur Speisung des Hydromotors 5 wird ein besonders hoher Volumenstrom verlangt, der
oftmals in Bereiche bis mehrere tausend I/Minute vorstößt. Dieser hohe Volumenstrom
wird erfindungsgemäß nicht über eine eigene Einspeispumpe, wie aus dem Stand der Technik
bekannt, realisiert, sondern erfolgt durch die Kopplung des Konstantdrucknetzes 2
an den Kreislauf 4 mit Hilfe des Druckuntersetzers 3.
[0030] Der Druckuntersetzer 3 besteht aus zwei Kolben, die eine gemeinsame Kolbenstange
mit abweichenden Kolbenflächen an den Stangenstirnseiten aufweisen. Die Kolbenfläche
mit geringerem Umfang ist mit dem Konstantdrucknetz 2 verbunden, wohingegen die verhältnismäßig
große Kolbenfläche des zweiten Zylinders mit dem Hydraulikreislauf 4 in Verbindung
steht.
[0031] Das gewählte Flächenverhältnis der beiden Kolbenflächen bewirkt, dass der kleine
Volumenstrom mit hohem Druck aus dem Konstantdrucknetz 2 in einen hohen Volumenstrom
mit niederem Druck innerhalb des Hydraulikkreislaufs 4 gewandelt wird.
[0032] Der Druckuntersetzer 3 übernimmt die Hydrauliköleinspeisung, die ein Trockenlaufen
des Systems verhindert. Hierzu steht der Druckuntersetzers 3 mit einem Eingang des
Hydraulikmotors 5 in Verbindung. Am Ausgang des Hydraulikmotors 5 ist über ein Wegeventil
10 sowie einen Druckmittelwandler 6 ein Speichermittel 15 angeschlossen, über welches
die Hubarbeit geleistet wird.
[0033] Um Drucküberlastungen im Hydraulikkreis 4 zu vermeiden, ist zusätzlich ein Druckbegrenzungsventil
17 angeordnet, das bei Erreichen eines bestimmten Grenzdruckniveaus überschüssiges
Hydrauliköl an den Tank freigibt.
[0034] Wie der Figur 1 zu entnehmen ist, kann hilfsweise eine zusätzliche Hydraulikpumpe
18 im Hydraulikkreislauf 4 vorgesehen sein, um ein bestimmtes Druckniveau bzw. einen
bestimmten Volumenstrom gewährleisten zu können. Die Hydraulikpumpe 18 sitzt auf einer
gemeinsamen Antriebswelle mit dem verstellbaren Motor 12 des Konstantdrucknetzes 2.
1. Hydrauliksystem für einen Kran mit wenigstens einem Hydraulikkreislauf, der wenigstens
einen hydraulischen Verbraucher umfasst, und einem Konstantdrucknetz,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wenigstens eine Hydraulikkreislauf über wenigstens einen Druckuntersetzer mit
dem Konstantdrucknetz gekoppelt ist, wodurch ein gegenüber dem Konstantdrucknetz höherer
Volumenstrom mit niederem Druck in dem Hydraulikkreislauf erzeugbar ist.
2. Hydrauliksystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckuntersetzer wenigstens zwei Kolben mit entsprechendem Kolbenflächenverhältnis
aufweist.
3. Hydrauliksystem nach einem der vorliegenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Umkehrung der Strömungsrichtung des wenigstens einen Hydraulikkreislaufs Druckenergie
an das Konstantdrucknetz abgebbar ist.
4. Hydrauliksystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Druckspeicher im Hydraulikkreislauf vorgesehen ist, wobei in dem wenigstens
einen Speicher Druckenergie speicherbar ist, die bei Strömungsumkehr an das Konstantdrucknetz
abgebbar ist.
5. Hydrauliksystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der wenigstens eine Druckspeicher über wenigstens einen Druckmittelwandler eingebunden
ist.
6. Hydrauliksystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein hydraulischer Verbraucher des wenigstens einen Hydraulikkreislaufs
ein Hydromotor ist, der in zwei Strömungsrichtungen betreibbar ist.
7. Hydrauliksystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Hydromotor in einer ersten Drehrichtung mittels des durch den Druckuntersetzer
erzeugten Volumenstroms betreibbar und in einer zweiten Drehrichtung mittels der in
wenigstens einem Druckspeicher gespeicherten Druckenergie betreibbar ist.
8. Hydrauliksystem nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass mittels des wenigstens einen Hydraulikkreislaufs bzw. des Hydromotors eine Kranseilwinde,
insbesondere eine Tiefseehubseilwinde, antreibbar ist, vorzugsweise zur Kompensierung
des Seegangs.
9. Kran, insbesondere Offshore-Kran, mit einem Hydrauliksystem nach einem der vorhergehenden
Ansprüche.
10. Kran nach Anspruch 9 mit einer Tiefseehubseilwinde, wobei die Winde über einen geschlossenen
Hydraulikkreislauf antreibbar ist und die Tiefseehubwinde zudem mittels des Hydromotors
im Hydraulikkreislauf antreibbar ist, um den Seegang zu kompensieren.