[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kransteuerung für einen Kran, welcher ein
Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist.
[0002] Bei bekannten Kransteuerungen wird dabei üblicherweise eine Steuerung bzw. Regelung
eingesetzt, bei welcher die gewünschte Position oder Geschwindigkeit der Last als
Sollwert dient. Beispielsweise gibt der Kranführer dabei über einen Handhebel eine
gewünschte Geschwindigkeit der Last vor, welche dann als Eingangsgröße für die Kransteuerung
dient.
[0003] Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben erkannt, dass eine solche Ansteuerung
des Hubwerks in gewissen Konstellationen von Nachteil sein kann.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine verbesserte Kransteuerung zur
Verfügung zu stellen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Anspruch 1 gelöst.
[0006] Die vorliegende Erfindung zeigt dabei eine Kransteuerung für einen Kran, welcher
ein Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist. Erfindungsgemäß
weist die Kransteuerung einen Seilkraftmodus auf, in welchem die Kransteuerung das
Hubwerk so ansteuert, dass sich ein Sollwert der Seilkraft einstellt. Eine solche
Ansteuerung des Hubwerks auf Grundlage der gewünschten Kraft, welche im Seil wirkt,
kann dabei für bestimmte Hubsituationen Vorteile gegenüber einer Kransteuerung haben,
welche anhand einer Sollposition bzw. Sollgeschwindigkeit der Last arbeitet. Insbesondere
kann durch den Seilkraftmodus der erfindungsgemäßen Kransteuerung die Entstehung von
Schlaffseil beim Aufsetzen der Last verhindert werden. Vorteilhafterweis erfolgt die
Ansteuerung dabei automatisch.
[0007] Bevorzugt wird dabei die Geschwindigkeit und/oder Position der Winde angesteuert.
Insbesondere kann dabei die Geschwindigkeit und/oder Position der Winde unter Berücksichtigung
der Elastizität des Systems so angesteuert wird, dass sich der Sollwert der Seilkraft
einstellt.
[0008] Vorteilhafterweise kann dabei die Seilkraft im Seilkraftmodus auf einem konstanten
Sollwert gehalten werden. Vorteilhafterweise steuert die Kransteuerung das Hubwerk
dabei im Seilkraftmodus so an, dass die Seilkraft automatisch auf einem vorgegebenen
Sollwert eingestellt wird.
[0009] Dabei kann eine Seilkraftbestimmungseinheit vorgesehen sein, welche einen Istwert
der Seilkraft bestimmt. Vorteilhafterweise erfolgt die Ansteuerung dann auf Grundlage
eines Vergleichs des Istwertes und des Sollwertes der Seilkraft.
[0010] Erfindungsgemäß kann die Seilkraft im Seilkraftmodus durch Rückführung mindestens
eines Messwertes geregelt werden. Vorteilhafterweise bestimmt die Seilkraftbestimmungseinheit
dabei den Istwert der Seilkraft auf Grundlage eines Messsignals eines Seilkraftsensors.
[0011] Erfindungsgemäß kann der Seilkraftsensor dabei am Hubwerk angeordnet sein, insbesondere
an einer Befestigung der Hubwinde und/oder einer Befestigung einer Seilrolle. Beispielsweise
kann der Seilkraftsensor dabei in einer Lasche angeordnet sein, welche die Hubwinde
an einem Hubwindenpodest befestigt, oder welche eine Seilrolle, über welche das Hubseil
geführt ist, hält.
[0012] Weiterhin die Seilkraftbestimmungseinheit den Istwert der Seilkraft über eine Filterung
von Messwerten oder eine modellbasierte Schätzung bestimmen. Insbesondere kann dabei
ein Beobachter vorgesehen sein, welcher die Seilkraft auf Grundlage von Messwerten
sowie einem physikalischen Modell der Dynamik des Seiles bestimmt.
[0013] Weiterhin kann die erfindungsgemäße Kransteuerung eine Sollwertbestimmungseinheit
aufweisen, welche den Sollwert der Seilkraft anhand von Messwerten und/oder Steuersignalen
und/oder Eingaben eines Benutzers bestimmt.
[0014] Beispielsweise kann die Sollwertbestimmungseinheit dabei die auf das Seil wirkende
statische Kraft während eines Hubes bestimmen. Insbesondere kann dabei während eines
dem Seilkraftmodus vorangegangenen Hubvorgang die auf das Seil wirkende statische
Kraft bestimmt werden. Die statische Kraft entspricht dabei insbesondere dem Gewicht
der gehobenen Last. Der dynamische Anteil der im Seil wirkenden Kräfte kann dabei
beispielsweise durch eine Filterung entfernt werden.
[0015] Weiterhin kann erfindungsgemäß die Seillänge in die Sollwertbestimmungseinheit eingehen.
Gerade bei Hüben mit großer Seillänge hängt dabei die am Seilaufhängepunkt wirkende
Last auch von der Länge des abgewickelten Seiles bzw. dessen Gewicht ab. Vorteilhafterweise
berücksichtigt die Sollwertbestimmungseinheit daher das Gewicht des abgewickelten
Seils.
[0016] Insbesondere kann das Gewicht der gehobenen Last dabei dadurch bestimmt werden, dass
bei einer frei hängenden Last von einem statischen Anteil einer gemessenen Kraft das
Gewicht des abgewickelten Seils abgezogen wird. Vorteilhafterweise berücksichtigt
die Sollwertbestimmungseinheit dann das so bestimmte Gewicht der gehobenen Last und
das Gewicht des im Seilkraftmodus aktuell abgewickelten Seils.
[0017] Eine Sollwertbestimmungseinheit, welche die Seillänge berücksichtigt, ist insbesondere
dann von Vorteil, wenn die Seilkraft über einen Sensor gemessen wird, welcher nicht
am Lasthaken angeordnet ist, sondern beispielsweise am Hubwerk.
[0018] Weiterhin kann eine erfindungsgemäße Kransteuerung ein Eingabeelement umfassen, über
welches der Kranführer den Sollwert der Seilkraft verändern kann. Hierdurch kann der
Kranführer einstellen, welche Spannung während des Seilkraftmodus im Seil aufrecht
erhalten werden soll.
[0019] Vorteilhafterweise ist hierfür ein Faktor eingebbar, der das Verhältnis zwischen
dem Sollwert der Seilkraft und der statischen Kraft während eines Hubes bestimmt.
Beispielsweise kann der Kranführer so vorgeben, dass zumindest ein Anteil der Seilkraft
während des Seilkraftmodus in einem gewissen Verhältnis zu der zuvor auf das Seil
wirkenden Gewichtskraft der Last stehen soll.
[0020] Vorteilhafterweise wird der Sollwert der Seilkraft dabei so bestimmt, dass er immer
oberhalb der durch das abgewickelte Lastseil erzeugten Gewichtskraft liegt. Hierdurch
wird sichergestellt, dass im Seilkraftmodus kein Schlaffseil entstehen kann. Vorteilhafterweise
wird hierfür wie bereits oben beschrieben die Seillänge berücksichtigt und das Gewicht
des abgewickelten Seiles bestimmt. Insbesondere kann der Sollwert der Seilkraft dabei
aus der Summe aus der durch das abgewickelte Lastseil erzeugten Gewichtskraft und
einer Kraft bestehen, welche in einem bestimmten Verhältnis zu der zuvor auf das Seil
wirkenden Gewichtskraft der Last steht.
[0021] Erfindungsgemäß kann die Kransteuerung im Seilkraftmodus ein Vorsteuerteil umfassen,
welches die Dynamik des Seiles berücksichtigt, und ein Rückführungsteil, über welches
die durch die Seilkraftbestimmungseinheit bestimmte Seilkraft zurückgeführt wird.
Beispielsweise kann der Vorsteuerteil dabei auf der Invertierung eines die Schwingungsdynamik
des Seils beschreibenden Modells beruhen. Vorteilhafterweise wird in diesem das Gewicht
des abgewickelten Seils berücksichtigt. Die Ansteuerung wird dann über den Rückführungsteil
stabilisiert.
[0022] Weiterhin kann die erfindungsgemäße Kransteuerung eine Zustandserfassung aufweisen,
wobei die Kransteuerung automatisch anhand der Zustandserfassung in den und/oder aus
dem Seilkraftmodus wechselt. Vorteilhafterweise kann die Zustandserfassung dabei ein
Absetzen und/oder Aufnehmen der Last detektieren. Hierdurch kann die Kransteuerung
automatisch in bzw. aus den Seilkraftmodus wechseln, wenn sie ein Absetzen bzw. Aufnehmen
der Last erkennt.
[0023] Alternativ kann der Wechsel in einer oder in beiden Richtungen auch manuell durch
den Kranführer erfolgen.
[0024] Vorteilhafterweise kann die Zustandserkennung den jeweils aktuellen Zustand anzeigen.
[0025] Vorteilhafterweise überwacht die Zustandserfassung dabei die Seilkraft, um den Zustand
des Kranes zu erfassen und insbesondere um ein Absetzen und/oder Aufnehmen der Last
zu detektieren. Vorteilhafterweise wird dabei ein Absetzen der Last erkannt, wenn
ein negativer Lastwechsel vorliegt und/oder wenn die Ableitung der Seilkraft unter
einem gewissen Schwellwert liegt, während der Kranfahrer ein Absenken der Last über
eine Eingabeeinrichtung vorgibt. Umgekehrt kann ein Aufnehmen der Last erkannt werden,
wenn ein positiver Lastwechsel vorliegt und/oder wenn die Ableitung der Seilkraft
über einem gewissen Schwellwert liegt, während der Kranfahrer ein Anheben der Last
über eine Eingabeeinrichtung vorgibt.
[0026] Die erfindungsgemäße Kransteuerung kann weiterhin einen Hubmodus umfassen, in welchem
das Hubwerk auf Grundlage eines Sollwerts der Lastposition und/oder der Lastgeschwindigkeit,
und/oder eines Sollwerts der Seilposition und/oder Seilgeschwindigkeit angesteuert
wird. Dabei kann eine Regelung vorgesehen sein, welche im Hubmodus einen Istwert der
Lastposition und/oder Lastgeschwindigkeit und/oder Seilposition und/oder Seilgeschwindigkeit
zurückführt.
[0027] Vorteilhafterweise wechselt die Kransteuerung dabei von dem Hubmodus in den Seilkraftmodus,
wenn sie ein Absetzen der Last detektiert.
[0028] Weiterhin kann die Kransteuerung oder der Kranführer von dem Seilkraftmodus in den
Hubmodus wechseln, wenn die Kransteuerung ein Aufnehmen der Last detektiert und ggf.
anzeigt.
[0029] Die Kransteuerung gemäß der vorliegenden Erfindung kann besonders bevorzugt bei Hüben
eingesetzt werden, bei welchen sich entweder der Seilaufhängepunkt oder der Lastabsetzpunkt
bewegt, wie dies beispielsweise bei auf einem Schiff angeordneten Kranen oder auf
einem Schiff abzulegenden Lasten aufgrund des Seegangs der Fall ist.
[0030] Durch den erfindungsgemäßen Seilkraftmodus kann dabei das Entstehen von Schlaffseil
trotz einer Bewegung des Seilaufhängepunktes bzw. des Lastabsetzpunktes verhindert
werden, da über den Seilkraftmodus eine konstante Spannung im Seil aufrecht erhalten
wird. Hierdurch werden die teilweise enormen Belastungen auf das Seil sowie auf den
Kran, welche bei Schlaffseilsituationen entstehen können, vermieden.
[0031] Die erfindungsgemäße Kransteuerung kann dabei eine aktive Seegangskompensation aufweisen,
welche durch eine Ansteuerung des Hubwerks die Bewegung des Seilaufhängepunktes und/oder
eines Lastabsetzpunktes aufgrund des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Hierdurch
kann eine nochmals verbesserte Ansteuerung des Kranes bei Seegang erreicht werden.
[0032] Vorteilhafterweise erfolgt die aktive Seegangskompensation dabei auf Grundlage einer
Prädiktion, welche die zukünftige Bewegung des Seilaufhängepunktes bzw. des Lastabsetzpunktes
aufgrund des Seegangs vorhersagt und durch eine entsprechende Ansteuerung des Hubwerks
zumindest teilweise ausgleicht.
[0033] Die aktive Seegangskompensation kann dabei im Hubmodus und/oder im Seilkraftmodus
der erfindungsgemäßen Kransteuerung zum Einsatz kommen.
[0034] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin einen Kran mit einer Kransteuerung, wie
sie oben beschrieben wurde.
[0035] Insbesondere kann es sich bei dem erfindungsgemäßen Kran um einen Schiffskran handeln.
Bei einem Schiffskran handelt es sich um einen Kran, welcher auf einem Schwimmkörper
angeordnet ist. Bei solchen Kranen kann sich daher der Seilaufhängepunkt aufgrund
des Seegangs bewegen.
[0036] Alternativ kann es sich bei dem erfindungsgemäßen Kran bspw. auch um einen Hafenkran
oder Offshorekran oder Seilbagger handeln, insbesondere um einen Hafenmobilkran. Ein
Hafenkran wird dabei dazu eingesetzt, um Lasten auf ein Schiff zu laden bzw. von einem
Schiff abzuladen. Ein Kran gemäß der vorliegenden Erfindung kann daher auch auf einer
Bohrplattform installiert sein. Bei solchen Kranen, welche zum Be- oder Entladen eines
Schiffes eingesetzt werden, kann sich der Lastabsetzpunkt aufgrund des Seegangs bewegen.
[0037] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin die Verwendung einer erfindungsgemäßen
Kransteuerung in Hubsituationen, bei welchen sich der Seilaufhängepunkt und/oder der
Lastabsetzpunkt aufgrund von externen Einflüssen wie beispielsweise aufgrund des Seegangs
bewegt. Als externe Einflüsse kommen jedoch auch Windlasten in Frage, welche den Seilaufhängepunkt
bewegen.
[0038] Hier kann der erfindungsgemäße Seilkraftmodus verhindern, dass Schlaffseil aufgrund
dieser externen Bewegung entsteht. Bei dem Seilaufhängepunkt kann es sich dabei insbesondere
um die Kranspitze handeln, von welcher das Hubseil zur Last geführt ist. Wird diese
beispielsweise aufgrund des Seegangs bewegt, überträgt sich diese Bewegung auf das
Seil und damit auf die Last. Bei dem Lastabsetzpunkt kann es sich beispielsweise um
die Ladefläche eines Schwimmkörpers, insbesondere eines Schiffes handeln. Bewegt sich
diese, kann bei abgesetzter Last entweder Schlaffseil entstehen oder die Last abgehoben
werden.
[0039] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin die Verwendung einer erfindungsgemäßen
Kransteuerung bei abgesetzter Last. Insbesondere sorgt der erfindungsgemäße Seilkraftmodus
dabei automatisch dafür, dass ein gewünschter Sollwert der Seilkraft eingehalten wird.
Vorteilhafterweise erfolgt dies erfindungsgemäß durch eine Regelung der Seilkraft.
[0040] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin ein Verfahren zur Ansteuerung eines Krans,
welcher ein Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist. Erfindungsgemäß
wird dabei das Hubwerk auf Grundlage eines Sollwerts der Seilkraft angesteuert. Auch
hierdurch ergeben sich die Vorteile, welche weiter oben bereits im Hinblick auf die
Kransteuerung sowie deren Verwendung näher dargestellt wurden.
[0041] Vorteilhafterweise erfolgt das Verfahren dabei so, wie dies bereits oben im Hinblick
auf die erfindungsgemäße Kransteuerung bzw. deren Verwendung näher beschrieben wurde.
[0042] Insbesondere kann das erfindungsgemäße Verfahren dabei mit einer Kransteuerung, wie
sie oben beschrieben wurde, durchgeführt werden.
[0043] Vorteilhafterweise wechselt die erfindungsgemäße Kransteuerung dabei bei Detektion
eines Absetzvorgangs automatisch in den Seilkraftmodus. Vorteilhafterweise erfolgt
dabei ein rampenförmiger Übergang von der aktuell bei der Detektion des Absetzvorgangs
gemessenen Kraft zur eigentlichen Sollkraft, um Sollwertsprünge in der Führungsgröße
zu vermeiden.
[0044] Weiterhin kann zum Anheben der Last zunächst die Sollkraft so weit angehoben werden,
dass die Last angehoben wird. Weiterhin vorteilhafterweise wird dann ein Wechsel vom
Sollkraft- zum Hubmodus bei frei hängender Last durchgeführt.
[0045] Vorteilhafterweise kann der Kranfahrer dabei manuell vom Seilkraftmodus in einen
Hubmodus wechseln. Alternativ erfolgt dies durch die Kransteuerung automatisch
[0046] Weiterhin vorteilhafterweise wird während des Seilkraftmodus zudem die Eingabevorrichtung,
über welche der Kranführer im Hubmodus die Bewegung der Last vorgibt, automatisch
deaktiviert.
[0047] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin Software mit Code zur Durchführung eines
Verfahrens, wie es oben beschrieben wurde. Die Software kann dabei insbesondere auf
einem maschinenlesbaren Datenspeicher abgespeichert sein. Vorteilhafterweise kann
durch die erfindungsgemäße Software, wenn sie auf eine Kransteuerung aufgespielt wird,
eine erfindungsgemäße Kransteuerung implementiert werden.
[0048] Die erfindungsgemäße Kransteuerung und insbesondere der Seilkraftmodus wird dabei
vorteilhafterweise durch eine elektronische Steuerung realisiert. Insbesondere kann
dabei ein Steuerrechner vorgesehen sein, welcher mit Eingabeelementen und/oder Sensoren
in Verbindung steht und Ansteuersignale zum Ansteuern des Hubwerks erzeugt. Der Steuerrechner
kann dabei weiterhin mit einer Anzeigevorrichtung in Verbindung stehen, welche dem
Kranführer Informationen zum Zustand der Kransteuerung visuell anzeigt. Vorteilhafterweise
wird dabei erfindungsgemäß angezeigt, ob die Kransteuerung sich im Seilkraftmodus
und/oder im Hubmodus befindet. Weiterhin kann der Sollwert erfindungsgemäß visualisiert
werden. Vorteilhafterweise steht der Steuerrechner dabei mit einem Eingabeelement
in Verbindung, über welches die gewünschte Seilkraft eingestellt werden kann. Weiterhin
vorteilhafterweise steht der Steuerrechner mit einem Seilkraftsensor in Verbindung.
Die vorliegende Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels sowie Zeichnungen
näher dargestellt.
[0049] Dabei zeigen:
- Figur 0:
- einen auf einem Schwimmkörper angeordneten Kran gemäß der vorliegenden Erfindung,
- Figur 1:
- die Struktur einer getrennten Trajektorienplanung für die Seegangskompensation und
die Bedienersteuerung,
- Figur 2:
- eine Integratorkette vierter Ordnung zur Planung von Trajektorien mit stetigem Ruck,
- Figur 3:
- eine nicht äquidistante Diskretisierung für die Trajektorienplanung, welche gegen
Ende des Zeithorizontes größere Abstände verwendet als zu Anfang des Zeithorizontes,
- Figur 4:
- die Berücksichtigung von sich ändernden Beschränkungen zunächst am Ende des Zeithorizontes
am Beispiel der Geschwindigkeit,
- Figur 5:
- die für die Trajektorienplanung der Bedienersteuerung verwendete Integratorkette dritter
Ordnung, welche anhand einer Ruckaufschaltung arbeitet,
- Figur 6:
- die Struktur der Bahnplanung der Bedienersteuerung, welche Beschränkungen des Antriebs
berücksichtigt,
- Figur 7:
- ein beispielhafter Ruckverlauf mit zugehörigen Schaltzeiten, aus welchen anhand der
Bahnplanung eine Trajektorie für die Position und/oder Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung
des Hubwerks berechnet wird,
- Figur 8:
- ein mit der Ruckaufschaltung generierter Verlauf einer Geschwindigkeits- und Beschleunigungstrajektorie,
- Figur 9:
- eine Übersicht über das Ansteuerungskonzept mit einer aktiven Seegangskompensation
und einem Sollkraftmodus, hier als Konstantspannungsmodus bezeichnet,
- Figur 10:
- ein Blockschaltbild der Ansteuerung für die aktive Seegangskompensation und
- Figur 11:
- ein Blockschaltbild der Ansteuerung für den Sollkraftmodus.
[0050] Figur 0 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Kranes 1 mit einer erfindungsgemäßen
Kransteuerung zur Ansteuerung des Hubwerks 5. Das Hubwerk 5 weist eine Hubwinde auf,
welche das Seil 4 bewegt. Das Seil 4 ist über einen Seilaufhängepunkt 2, im Ausführungsbeispiel
eine Umlenkrolle am Ende des Kranauslegers, am Kran geführt. Durch das Bewegen des
Seiles 4 kann eine am Seil hängende Last 3 angehoben oder abgesenkt werden.
[0051] Dabei kann mindestens ein Sensor vorgesehen sein, welche die Position und/oder Geschwindigkeit
des Hubwerkes misst und entsprechende Signale an die Kransteuerung übermittelt.
[0052] Weiterhin kann mindestens ein Sensor vorgesehen sein, welche die Seilkraft misst
und entsprechende Signale an die Kransteuerung übermittelt. Der Sensor kann dabei
im Bereich des Kranaufbaus angeordnet sein, insbesondere in einer Befestigung der
Winde 5 und/oder in einer Befestigung der Seilrolle 2.
[0053] Der Kran 1 ist im Ausführungsbeispiel auf einem Schwimmkörper 6 angeordnet, hier
einem Schiff. Wie ebenfalls in Figur 0 zu erkennen, bewegt sich der Schwimmkörper
6 aufgrund des Seegangs um seine sechs Freiheitsgrade. Hierdurch wird auch der auf
dem Schwimmkörper 6 angeordnete Kran 1 sowie der Seilaufhängepunkt 2 bewegt.
[0054] Die Kransteuerung gemäß der vorliegenden Erfindung kann eine aktive Seegangskompensation
aufweisen, welche durch eine Ansteuerung des Hubwerks und die Bewegung des Seilaufhängepunktes
2 aufgrund des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Insbesondere wird dabei die
vertikale Bewegung des Seilaufhängepunktes aufgrund des Seegangs zumindest teilweise
ausgeglichen.
[0055] Die Seegangskompensation kann eine Messvorrichtung umfassen, welche eine aktuelle
Seegangsbewegung aus Sensordaten ermittelt. Die Messvorrichtung kann dabei Sensoren
umfassen, welche am Kranfundament angeordnet sind. Insbesondere kann es sich dabei
um Gyroskope und/oder Neigungswinkelsensoren handeln. Besonders bevorzugt sind drei
Gyroskope und drei Neigungswinkelsensoren vorgesehen.
[0056] Weiterhin kann eine Prognosevorrichtung vorgesehen sein, welche eine zukünftige Bewegung
des Seilaufhängepunktes 2 anhand der ermittelten Seegangsbewegung und eines Modells
der Seegangsbewegung prognostiziert. Insbesondere prognostiziert die Prognosevorrichtung
dabei allein die vertikale Bewegung des Seilaufhängepunktes. Ggfls. kann dabei im
Rahmen der Mess- und/oder der Prognosevorrichtung eine Bewegung des Schiffes am Punkt
der Sensoren der Messvorrichtung in eine Bewegung des Seilaufhängepunktes umgerechnet
werden.
[0057] Die Prognosevorrichtung und die Messvorrichtung sind vorteilhafterweise so ausgeführt,
wie dies in der
DE 10 2008 024513 A1 ausführlicher beschrieben ist.
[0058] Alternativ könnte es sich bei dem erfindungsgemäßen Kran auch um einen Kran handeln,
welcher zum Anheben und/oder Absenken einer Last von bzw. auf einen auf einem Schwimmkörper
angeordneten Lastabsetzpunkt eingesetzt wird, welcher sich daher mit dem Seegang bewegt.
Die Prognosevorrichtung muss in diesem Fall die zukünftige Bewegung des Lastabsetzpunktes
prognostizieren. Dies kann analog zu dem oben beschrieben Vorgehen erfolgen, wobei
die Sensoren der Messvorrichtung auf dem Schwimmkörper des Lastabsetzpunktes angeordnet
sind. Bei dem Kran kann es sich dabei bspw. um einen Hafenkran, einen Offshorekran
oder einen Seilbagger handeln.
[0059] Die Hubwinde des Hubwerks 5 ist im Ausführungsbeispiel hydraulisch angetrieben. Insbesondere
ist dabei ein Hydraulikkreislauf aus Hydraulikpumpe und Hydraulikmotor vorgesehen,
über welchen die Hubwinde angetrieben wird. Bevorzugt kann dabei ein Hydraulikspeicher
vorgesehen sein, über welchen Energie beim Absenken der Last gespeichert wird, so
dass diese Energie beim Anheben der Last zur Verfügung steht.
[0060] Alternativ könnte ein elektrischer Antrieb eingesetzt werden. Auch dieser könnte
mit einem Energiespeicher verbunden werden.
[0061] Im Folgenden wird nun ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung gezeigt,
bei welchem eine Vielzahl von Aspekten der vorliegenden Erfindung gemeinsam verwirklicht
sind. Die einzelnen Aspekte können jedoch auch jeweils getrennt voneinander zur Weiterbildung
der im allgemeinen Teil der vorliegenden Anmeldung beschriebenen Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung herangezogen werden.
1 Planung von Referenztrajektorien
[0062] Zur Umsetzung des geforderten prädiktiven Verhaltens der aktiven Seegangskompensation
wird im Ausführungsbeispiel eine aus einer Vorsteuerung und einer Rückführung in Form
einer Zwei-Freiheitsgrade-Struktur bestehende Folgeregelung eingesetzt. Die Vorsteuerung
berechnet sich dabei durch eine differentielle Parametrierung und setzt zweifach stetig
differenzierbare Referenztrajektorien voraus.
[0063] Entscheidend bei der Planung ist, dass der Antrieb den vorgegebenen Trajektorien
folgen kann. Somit müssen auch Beschränkungen des Hubwerkes beachtet werden. Ausgangspunkt
für die Betrachtung sind die Vertikalposition und/oder - geschwindigkeit des Seilaufhängepunkts

und

welche z.B. mit Hilfe des in der
DE 10 2008 024 513 beschriebenen Algorithmus über einen festen Zeithorizont vorhergesagt werden. Zusätzlich
wird bei der Trajektorienplanung noch das Handhebelsignal des Kranfahrers, über das
er die Last im inertialen Koordinatensystem verfährt, miteinbezogen.
[0064] Aus Sicherheitsgründen ist es notwendig, dass sich die Winde auch bei einem Ausfall
der aktiven Seegangskompensation weiterhin über das Handhebelsignal verfahren lässt.
Daher erfolgt bei dem verwendeten Konzept zur Trajektorienplanung eine Trennung zwischen
der Planung der Referenztrajektorien für die Kompensationsbewegung und derer infolge
eines Handhebelsignals, wie dies in Fig. 1 dargestellt ist.
[0065] In der Abbildung bezeichnen

und

die für die Kompensation geplante Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung und

und

die auf Basis des Handhebelsignals geplante Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung
zum überlagerten Ab- oder Aufwickeln des Seils. Innerhalb des weiteren Verlaufs der
Ausführung werden geplante Referenztrajektorien für die Bewegung der Hubwinde grundsätzlich
mit
y*, ẏ* bzw.
ÿ* bezeichnet, da sie als Referenz für den Systemausgang der Antriebsdynamik dienen.
[0066] Aufgrund der getrennten Trajektorienplanung ist es möglich, bei ausgeschalteter Seegangskompensation
oder bei einem kompletten Ausfall der Seegangskompensation (z. B. durch Ausfall der
IMU) für,die Handhebelsteuerung im manuellen Betrieb die gleiche Trajektorienplanung
und den gleichen Folgeregler zu verwenden und dadurch ein identisches Fahrverhalten
wie bei eingeschalteter Seegangskompensation zu erzeugen.
[0067] Um die gegebenen Beschränkungen in Geschwindigkeit
vmax und Beschleunigung
amax trotz der komplett unabhängigen Planung nicht zu verletzen, werden
vmax und
amax mit Hilfe eines Gewichtungsfaktors 0 ≤
kl ≤ 1 aufgeteilt (vgl. Fig. 1). Dieser wird durch den Kranfahrer vorgegeben und ermöglicht
damit die individuelle Aufteilung der Leistung, welche für die Kompensation bzw. das
Verfahren der Last zur Verfügung steht. Somit folgt für die maximale Geschwindigkeit
und Beschleunigung der Kompensationsbewegung (
1-kl)
vmax und (
1-kl)
amax sowie für die Trajektorien zum überlagerten Ab- und Aufwickeln des Seils
klvmax und
klamax.
[0068] Eine Änderung von
kl lässt sich dabei während des Betriebs durchführen. Da die maximal mögliche Verfahrgeschwindigkeit
bzw. -beschleunigung abhängig von der Gesamtmasse aus Seil und Last sind, können sich
auch
vmax und
amax im Betrieb ändern. Deshalb werden die jeweils gültigen Werte ebenfalls an die Trajektorienplanung
übergeben.
[0069] Durch die Aufteilung der Leistung nutzt man zwar die Stellgrößenbeschränkungen unter
Umständen nicht vollständig aus, doch kann der Kranfahrer den Einfluss der aktiven
Seegangskompensation einfach und intuitiv einstellen.
[0070] Eine Gewichtung von
kl = 1 ist gleichzusetzen mit einem Ausschalten der aktiven Seegangskompensation, wodurch
sich ein glatter Übergang zwischen ein- und ausgeschalteter Kompensation ermöglichen
lässt.
[0071] Der erste Teil des Kapitels erläutert zunächst die Generierung der Referenztrajektorien

und

zur Kompensation der Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts. Der wesentliche Aspekt
hierbei ist, dass mit den geplanten Trajektorien die Vertikalbewegung so weit kompensiert
wird, wie es aufgrund der gegebenen und durch
kl eingestellten Beschränkungen möglich ist.
[0072] Daher wird zunächst mit Hilfe der über einen kompletten Zeithorizont vorhergesagten
Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts

ein Optimalsteuerungsproblem formuliert, welches zyklisch gelöst wird, wobei
Kp die Anzahl der vorhergesagten Zeitschritte bezeichnet. Die zugehörige numerische
Lösung und Implementierung werden im Anschluss diskutiert.
[0073] Der zweite Teil des Kapitels befasst sich mit der Planung der Trajektorien

und

zum Verfahren der Last. Diese werden direkt aus dem Handhebelsignal des Kranfahrers
whh generiert. Die Berechnung erfolgt durch eine Aufschaltung des maximal zulässigen
Rucks.
1.1 Referenztrajektorien für die Kompensation
[0074] Bei der Trajektorienplanung für die Kompensationsbewegung der Hubwinde sollen aus
den vorhergesagten Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts
unter Beachtung der gültigen Antriebsbeschränkungen hinreichend glatte Trajektorien
generiert werden. Diese Aufgabe wird nachfolgend als ein beschränktes Optimierungsproblem
aufgefasst, welches in jedem Zeitschritt online zu lösen ist. Daher ähnelt die Herangehensweise
dem Entwurf einer modellprädiktiven Regelung, allerdings im Sinne einer modellprädiktiven
Trajektoriengenerierung.
[0075] Als Referenzen bzw. Sollwerte für die Optimierung dienen die zum Zeitpunkt
tk über einen kompletten Zeithorizont mit
Kp Zeitschritten vorhergesagten Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts

welche mit der entsprechenden Prädiktionszeit, z.B. mit Hilfe des in der
DE 10 2008 024 513 beschriebenen Algorithmus, berechnet werden.
[0076] Unter Beachtung der durch
kl, vmax und
amax gültigen Beschränkungen lässt sich daraufhin eine optimale Zeitfolge für die Kompensationsbewegung
bestimmen.
[0077] Allerdings wird analog zur modellprädiktiven Regelung nur der erste Wert der dadurch
berechneten Trajektorie für die anschließende Regelung verwendet. Im nächsten Zeitschritt
wird die Optimierung mit einer aktualisierten und dadurch genaueren Vorhersage der
Vertikalposition und -geschwindigkeit des Seilaufhängepunkts wiederholt.
[0078] Der Vorteil der modellprädiktiven Trajektoriengenerierung mit nachgeschalteter Regelung
gegenüber einer klassischen modellprädiktiven Regelung besteht zum Einen darin, dass
sich der Regelungsteil und die damit verbundene Stabilisierung mit einer im Vergleich
zur Trajektoriengenerierung höheren Abtastzeit berechnen lassen. Daher kann man die
rechenzeitintensive Optimierung in einen langsameren Task verlagern.
[0079] Zum Anderen lässt sich bei diesem Konzept eine Notfallfunktion, für den Fall dass
die Optimierung keine gültige Lösung findet, unabhängig von der Regelung realisieren.
Sie besteht aus einer vereinfachten Trajektorienplanung, worauf die Regelung in einer
solchen Notsituation zurückgreift und weiterhin die Winde ansteuert.
1.1.1 Systemmodell für die Planung der Kompensationsbewegung
[0080] Um die Anforderungen an die Stetigkeit der Referenztrajektorien für die Kompensationsbewegung
zu erfüllen, darf frühestens deren dritte Ableitung

als sprungfähig erachtet werden. Allerdings sind bei der Kompensationsbewegung im
Hinblick auf die Windenlebensdauer Sprünge im Ruck zu vermeiden, wodurch erst die
vierte Ableitung

als sprungfähig betrachtet werden kann.
[0081] Somit ist der Ruck

mindestens stetig zu planen und die Trajektoriengenerierung für die Kompensationsbewegung
erfolgt anhand der in Fig. 2 veranschaulichten Integratorkette vierter Ordnung. Diese
dient bei der Optimierung als Systemmodell und lässt sich im Zustandsraum als

ausdrücken. Hier beinhaltet der Ausgang

die geplanten Trajektorien für die Kompensationsbewegung. Zur Formulierung des Optimalsteuerungsproblems
und in Hinblick auf die spätere Implementierung wird dieses zeitkontinuierliche Modell
zunächst auf dem Gitter

diskretisiert, wobei
Kp die Anzahl der Prädiktionsschritte für die Vorhersage der Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts
darstellt. Um die diskrete Zeitdarstellung bei der Trajektoriengenerierung von der
diskreten Systemzeit
tk zu unterscheiden, wird sie mit
τk =
kΔτ bezeichnet, wobei
k = 0,
···,
Kp und Δ
τ das für die Trajektoriengenerierung verwendete Diskretisierungsintervall des Horizonts
Kp ist.
[0082] Fig. 3 verdeutlicht, dass das gewählte Gitter nichtäquidistant ist, womit die Anzahl
der notwendigen Stützstellen auf dem Horizont reduziert wird. Dadurch ist es möglich,
die Dimension des zu lösenden Optimalsteuerungsproblems klein zu halten. Der Einfluss
der gröberen Diskretisierung gegen Ende des Horizonts hat keine nachteiligen Auswirkungen
auf die geplante Trajektorie, da die Vorhersage der Vertikalposition und -geschwindigkeit
gegen Ende des Prädiktionshorizonts ungenauer ist.
[0083] Die für dieses Gitter gültige zeitdiskrete Systemdarstellung lässt sich anhand der
analytischen Lösung

exakt berechnen. Für die Integratorkette aus Fig. 2 folgt sie zu

wobei Δ
τk =
τk+1 - τk die für den jeweiligen Zeitschritt gültige Diskretisierungsschrittweite beschreibt.
1.1.2 Formulierung und Lösung des Optimalsteuerungsproblems
[0084] Durch Lösen des Optimalsteuerungsproblems soll eine Trajektorie geplant werden, welche
der vorhergesagten Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts möglichst nahe folgt und
gleichzeitig den gegebenen Beschränkungen genügt.
[0085] Um diese Anforderung zu erfüllen, lautet die Gütefunktion wie folgt:

wobei
wa(
τk) die zum jeweiligen Zeitschritt gültige Referenz bezeichnet. Da hierfür nur die vorhergesagte
Position

und Geschwindigkeit

des Seilaufhängepunkts zur Verfügung stehen, werden die zugehörige Beschleunigung
und der Ruck zu Null gesetzt. Der Einfluss dieser inkonsistenten Vorgabe lässt sich
allerdings durch eine entsprechende Gewichtung der Beschleunigungs- und Ruckabweichung
klein halten. Somit gilt:

[0086] Über die positiv semidefinite Diagonalmatrix

werden Abweichungen von der Referenz in der Gütefunktion gewichtet. Der skalare Faktor
ru bewertet den Stellaufwand. Während
ru, qw,3 und
qw,4 über den gesamten Prädiktionshorizont konstant sind, werden
qw,1 und
qw,2 in Abhängigkeit vom Zeitschritt
τk gewählt. Dadurch lassen sich Referenzwerte am Anfang des Prädiktionshorizonts stärker
gewichten als diejenigen am Ende. Mithin kann man die mit steigender Prognosezeit
nachlassende Genauigkeit der Vertikalbewegungsprognose in der Gütefunktion abbilden.
Wegen des Nichtvorhandenseins der Referenzen für die Beschleunigung und den Ruck bestrafen
die Gewichte
qw,3 und
qw,4 nur Abweichungen von Null, weshalb sie kleiner als die Gewichte für die Position
qw,1(τk) und Geschwindigkeit
qw,2(τk) gewählt werden.
[0087] Die zugehörigen Beschränkungen für das Optimalsteuerungsproblem folgen aus der verfügbaren
Leistung des Antriebs und dem aktuell gewählten Gewichtungsfaktor
kl (vgl. Fig. 1). Demnach gilt für die Zustände des Systemmodells aus (1.4):

und für den Eingang:

[0088] Hier stellt
δa(τ
k) einen Reduktionsfaktor dar, der so gewählt wird, dass die jeweilige Beschränkung
am Ende des Horizonts 95% derjenigen am Anfang des Horizonts beträgt. Für die dazwischenliegenden
Zeitschritte folgt
δa(
τk) aus linearer Interpolation. Die Reduktion der Beschränkungen entlang des Horizonts
erhöht die Robustheit des Verfahrens in Bezug auf die Existenz zulässiger Lösungen.
[0089] Während die Geschwindigkeits- und Beschleunigungsbeschränkungen sich im Betrieb ändern
können, sind die Beschränkungen des Rucks
jmax und der Ableitung des Rucks

konstant. Um die Lebensdauer der Hubwinde und des gesamten Krans zu erhöhen, werden
sie in Hinblick auf eine maximal zulässige Schockbelastung gewählt. Für den Positionszustand
gelten keine Beschränkungen.
[0090] Da die maximale Geschwindigkeit
vmax und Beschleunigung
amax sowie der Gewichtungsfaktor der Leistung
kl im Betrieb extern bestimmt sind, ändern sich zwangsläufig auch die Geschwindigkeits-
und Beschleunigungsbeschränkungen für das Optimalsteuerungsproblem. Die damit verbundenen
zeitvarianten Beschränkungen berücksichtigt das vorgestellte Konzept folgendermaßen:
Sobald sich eine Beschränkung ändert, wird der aktualisierte Wert zuerst nur am Ende
des Prädiktionshorizonts für den Zeitschritt
τκρ einbezogen. Anschließend schiebt man ihn mit fortschreitender Zeit an den Anfang
des Prädiktionshorizonts.
[0091] Fig. 4 verdeutlicht dieses Vorgehen anhand der Geschwindigkeitsbeschränkung. Bei
der Reduzierung einer Beschränkung ist zusätzlich darauf zu achten, dass sie zu ihrer
maximal zulässigen Ableitung passt. Dies bedeutet, dass beispielsweise die Geschwindigkeitsbeschränkung
(1-kl)vmax maximal so schnell reduziert werden darf, wie es die aktuelle Beschleunigungsbeschränkung
(1-
kl)a
max erlaubt. Wegen des Durchschiebens der aktualisierten Beschränkungen existiert für
eine in den Beschränkungen liegende Anfangsbedingung x
a (τ
0) immer eine Lösung, die wiederum nicht gegen die aktualisierten Beschränkungen verstößt.
Allerdings dauert es den kompletten Prädiktionshorizont bis sich eine geänderte Beschränkung
endgültig auf die geplanten Trajektorien am Anfang des Horizonts auswirkt.
[0092] Somit ist das Optimalsteuerungsproblem durch die zu minimierende quadratische Gütefunktion
(1.5), das Systemmodell (1.4) und die Ungleichungsbeschränkungen aus (1.8) und (1.9)
in Form eines linear-quadratischen Optimierungsproblems (QP-Problem für Quadratic
Programming Problem) vollständig gegeben. Bei erstmaliger Ausführung der Optimierung
wird die Anfangsbedingung zu x
a(τ
0)=[0,0,0,0]
T gewählt. Anschließend verwendet man den im letzten Optimierungsschritt für den Zeitschritt
τ
1 berechneten Wert x
a (τ
1) als Anfangsbedingung.
[0093] Die Berechnung der eigentlichen Lösung des QP-Problems erfolgt in jedem Zeitschritt
über ein numerisches Verfahren, das man als QP-Solver bezeichnet.
[0094] Infolge des Rechenaufwands für die Optimierung ist die Abtastzeit für die Trajektorienplanung
der Kompensationsbewegung größer als die Diskretisierungszeit aller restlichen Komponenten
der aktiven Seegangskompensation; somit gilt Δτ > Δ
t. Damit die Referenztrajektorien allerdings für die Regelung im schnelleren Takt zur
Verfügung stehen, findet die Simulation der Integratorkette aus Fig. 2 außerhalb der
Optimierung mit der schnelleren Abtastzeit A
t statt. Sobald neue Werte aus der Optimierung vorliegen, werden die Zustände x
a(τ
0) als Anfangsbedingung für die Simulation verwendet und die Stellgröße am Anfang des
Prädiktionshorizonts
ua(τ
0) als konstanter Eingang auf die Integratorkette geschrieben.
1.2 Referenztraiektorien für das Verfahren der Last
[0095] Analog zur Kompensationsbewegung sind für die überlagerte Handhebelsteuerung zweimal
stetig differenzierbare Referenztrajektorien notwendig (vgl. Fig. 1). Da bei diesen
durch den Kranfahrer vorgebbaren Bewegungen im Normalfall keine schnellen Richtungswechsel
für die Winde zu erwarten sind, hat sich die Mindestanforderung einer stetig geplanten
Beschleunigung

auch in Bezug auf die Lebensdauer der Winde als ausreichend herausgestellt. Somit
lässt sich im Gegensatz zu den für die Kompensationsbewegung geplanten Referenztrajektorien
schon die dritte Ableitung

welche dem Ruck entspricht, als sprungfähig erachten.
[0096] Wie Fig. 5 zeigt, dient sie gleichzeitig als Eingang einer Integratorkette dritter
Ordnung. Neben den Anforderungen an die Stetigkeit müssen die geplanten Trajektorien
auch die aktuell gültigen Geschwindigkeits- und Beschleunigungsbeschränkungen erfüllen,
welche sich für die Handhebelsteuerung zu
klvmax und
klamax ergeben.
[0097] Das Handhebelsignal des Kranfahrers -100 ≤
whh ≤ 100 wird als relative Geschwindigkeitsvorgabe in Bezug auf die aktuell maximal
zulässige Geschwindigkeit
klvmax interpretiert. Somit ergibt sich die durch den Handhebel vorgegebene Sollgeschwindigkeit
nach Fig. 6 zu

[0098] Wie daraus hervorgeht hängt die aktuell durch den Handhebel vorgegebene Sollgeschwindigkeit
von der Handhebelstellung
whh, dem veränderlichen Gewichtungsfaktor
kl und der aktuellen maximal zulässigen Windengeschwindigkeit
vmax ab.
[0099] Die Aufgabe der Trajektorienplanung für die Handhebelsteuerung lässt sich nun wie
folgt angeben: Aus der durch den Handhebel vorgegebenen Sollgeschwindigkeit ist ein
stetig differenzierbarer Geschwindigkeitsverlauf zu generieren, sodass die Beschleunigung
einen stetigen Verlauf besitzt. Als Verfahren für diese Aufgabenstellung bietet sich
eine sogenannte Ruckaufschaltung an.
[0100] Ihr Grundgedanke besagt, dass der maximal zulässige Ruck
jmax in einer ersten Phase so lange auf den Eingang der Integratorkette einwirkt, bis
die maximal zulässige Beschleunigung erreicht ist. In der zweiten Phase wird die Geschwindigkeit
mit konstanter Beschleunigung erhöht; und in der letzten Phase schaltet man den maximal
zulässigen negativen Ruck so auf, dass die gewünschte Endgeschwindigkeit erreicht
wird.
[0101] Daher sind bei der Ruckaufschaltung lediglich die Schaltzeitpunkte zwischen den einzelnen
Phasen zu bestimmen. Fig .7 stellt einen beispielhaften Verlauf des Rucks für einen
Geschwindigkeitswechsel zusammen mit den Schaltzeitpunkten dar. Dabei bezeichnet T
l,0 den Zeitpunkt, an dem ein Umplanen stattfindet. Die Zeitpunkte
Tl,1, Tl,2 und
Tl,3 verweisen jeweils auf die berechneten Schaltzeitpunkte zwischen den einzelnen Phasen.
Ihre Berechnung skizziert der folgende Absatz.
[0102] Sobald für die Handhebelsteuerung eine neue Situation eintritt, vollzieht sich ein
Umplanen der generierten Trajektorien. Eine neue Situation tritt ein, sobald sich
die Sollgeschwindigkeit

oder die aktuell gültige maximale Beschleunigung für die Handhebelsteuerung
klamax ändert. Die Sollgeschwindigkeit kann sich aufgrund einer neuen Handhebelstellung
whh oder durch eine neue Vorgabe von
kl bzw.
vmax ändern (vgl. Fig. 6). Analog dazu ist eine Variation der maximal gültigen Beschleunigung
durch
kl oder
amax möglich.
[0103] Bei einem Umplanen der Trajektorien wird zunächst aus der aktuell geplanten Geschwindigkeit

und der entsprechenden Beschleunigung

diejenige Geschwindigkeit berechnet, welche sich bei einer Reduzierung der Beschleunigung
auf Null ergibt:

wobei die minimal notwendige Zeit durch

gegeben ist und
ũl.1 den Eingang der Integratorkette benennt, also den aufgeschalteten Ruck (vgl. Fig.
5). Er ergibt sich in Abhängigkeit von der aktuell geplanten Beschleunigung

zu

[0104] Abhängig von der theoretisch berechneten Geschwindigkeit und der gewünschten Sollgeschwindigkeit
lässt sich nun der Verlauf des Eingangs angeben. Falls

ist, erreicht
ν̃ den gewünschten Wert

nicht und die Beschleunigung kann weiter erhöht werden. Falls jedoch

gilt, ist ν̃ zu schnell und die Beschleunigung ist sofort zu reduzieren.
[0105] Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Schaltfolgen des Rucks für die drei
Phasen ableiten

mit

und dem in der jeweiligen Phase aufgeschalteten Eingangssignal
ul,i. Die Dauer einer Phase ergibt sich zu Δ
Ti =
Tl,i -
Tl,i-1 mit
i = 1,2,3. Demnach lauten die geplante Geschwindigkeit und Beschleunigung am Ende der
ersten Phase:

und nach der zweiten Phase:

wobei
ul,2 = 0 angenommen wurde. Nach der dritten Phase folgt schließlich:

[0106] Zur genauen Berechnung der Schaltzeitpunkte
Tl,i wird zunächst die Beschleunigungsbeschränkung vernachlässigt, wodurch
ΔT2=0 gilt. Aufgrund dieser Vereinfachung lassen sich die Längen der beiden restlichen
Zeitintervalle wie folgt angeben:

wobei ã für die maximal erreichte Beschleunigung steht. Durch Einsetzen von (1.21)
und (1.22) in (1.15), (1.16) und (1.19) entsteht ein Gleichungssystem, das sich nach
ã auflösen lässt. Unter Beachtung von

ergibt sich letztendlich:

[0107] Das Vorzeichen von ã folgt aus der Bedingung, dass Δ
T1 und Δ
T3 in (1.21) bzw. (1.22) positiv sein müssen.
[0108] In einem zweiten Schritt ermittelt sich aus ã und der maximal zulässigen Beschleunigung
klamax die eigentliche Maximalbeschleunigung:

[0109] Mit ihr lassen sich letztendlich die wirklich auftretenden Zeitintervalle Δ
T1 und Δ
T3 berechnen. Sie resultieren aus (1.21) und (1.22) mit
ã =
a̅. Das noch unbekannte Zeitintervall Δ
T2 bestimmt sich nun aus (1.17) und (1.19) mit Δ
T1 und Δ
T3 aus (1.21) und (1.22) zu

wobei

aus (1.15) folgt. Die Schaltzeitpunkte lassen sich direkt aus den Zeitintervallen
ablesen:

[0110] Die zu planenden Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverläufe

und

kann man mit den einzelnen Schaltzeitpunkten analytisch berechnen. Hierbei ist zu
erwähnen, dass die durch die Schaltzeitpunkte geplanten Trajektorien häufig nicht
vollständig abgefahren werden, da vor Erreichen des Schaltzeitpunkts
Tl,3 eine neue Situation eintritt, dadurch ein Umplanen stattfindet und neue Schaltzeitpunkte
berechnet werden. Wie bereits erwähnt tritt eine neue Situation durch eine Änderung
von
whh, vmax, amax oder
kl ein.
[0111] Fig. 8 zeigt eine mittels des vorgestellten Verfahrens beispielhaft generierte Trajektorie.
Der Verlauf der Trajektorien beinhaltet beide Fälle, welche aufgrund von (1.24) eintreten
können. Im ersten Fall wird die maximal zulässige Beschleunigung zum Zeitpunkt
t = 1 s erreicht und es folgt eine Phase mit konstanter Beschleunigung. Der zweite
Fall tritt zum Zeitpunkt
t = 3,5s ein. Hier wird die maximal zulässige Beschleunigung aufgrund der Handhebelstellung
nicht vollständig erreicht. Die Folge ist, dass der erste und zweite Schaltzeitpunkt
zusammenfallen und Δ
T2 =0 gilt. Der zugehörige Positionsverlauf berechnet sich nach Fig. 5 durch Integration
des Geschwindigkeitsverlaufs, wobei die Position bei Systemstart durch die aktuell
von der Hubwinde abgewickelte Seillänge initialisiert wird.
2 Ansteuerungskonzept für die Hubwinde
[0112] Prinzipiell besteht die Ansteuerung aus zwei unterschiedlichen Betriebsmodi: der
aktiven Seegangskompensation zur Entkopplung der vertikalen Lastbewegung von der Schiffsbewegung
bei frei hängender Last und der Konstantspannungsregelung zur Vermeidung von Schlaffseil,
sobald die Last auf dem Meeresboden abgesetzt ist. Während eines Tiefseehubs ist zunächst
die Seegangskompensation aktiv. Anhand einer Detektion des Absetzvorgangs wird automatisch
auf die Konstantspannungsregelung umgeschaltet. Fig. 9 veranschaulicht das Gesamtkonzept
mit den zugehörigen Führungs- und Regelgrößen.
[0113] Jeder der beiden unterschiedlichen Betriebsmodi könnte jedoch auch jeweils ohne den
anderen Betriebsmodus implementiert werden. Weiterhin kann ein Konstantspannungsmodus,
wie er im folgenden beschrieben wird, auch unabhängig vom Einsatz des Kranes auf einem
Schiff und unabhängig von einer aktiven Seegangskompensation eingesetzt werden.
[0114] Durch die aktive Seegangskompensation soll die Hubwinde so angesteuert werden, dass
die Windenbewegung die Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

ausgleicht und der Kranfahrer die Last mit Hilfe des Handhebels im als inertial betrachteten
h-Koordinatensystem verfährt. Damit die Ansteuerung das geforderte prädiktive Verhalten
zur Minimierung des Kompensationsfehlers aufweist, wird sie durch einen Vorsteuerungs-
und Stabilisierungsteil in Form einer Zwei-Freiheitsgrade-Struktur umgesetzt. Die
Vorsteuerung berechnet sich aus einer differentiellen Parametrierung mit Hilfe des
flachen Ausgangs der Windendynamik und ergibt sich aus den geplanten Trajektorien
zum Verfahren der Last

und

sowie den negativen Trajektorien für die Kompensationsbewegung

und

(vgl. Fig. 9). Die daraus resultierenden Solltrajektorien für den Systemausgang der
Antriebsdynamik bzw. der Windendynamik werden mit

und

bezeichnet. Sie stellen die Sollposition, -geschwindigkeit und -beschleunigung für
die Windenbewegung und dadurch für das Auf- und Abwickeln des Seils dar.
[0115] Während der Konstantspannungsphase soll die Seilkraft an der Last
Fsl auf einen konstanten Betrag geregelt werden, um Schlaffseil zu vermeiden. Daher wird
in diesem Betriebsmodus der Handhebel deaktiviert, und die aus dem Handhebelsignal
geplanten Trajektorien werden nicht mehr aufgeschaltet. Die Ansteuerung der Winde
erfolgt wiederum durch eine Zwei-Freiheitsgrade-Struktur mit Vorsteuerungs- und Stabilisierungsteil.
[0116] Die genaue Lastposition
zl und die Seilkraft an der Last
Fsl stehen für die Regelung nicht als Messgrößen zur Verfügung, da der Kranhaken aufgrund
der langen Seillängen und großen Tiefen mit keinerlei Sensorik ausgestattet ist. Des
Weiteren existiert keinerlei Information über Form und Art der angehängten Last. Deshalb
sind die einzelnen lastspezifischen Parameter wie Lastmasse
ml, Koeffizient der hydrodynamischen Massenerhöhung
Ca, Widerstandskoeffizient
Cd und eingetauchtes Volumen ∇
l, allgemein nicht bekannt, wodurch eine zuverlässige Schätzung der Lastposition in
der Praxis nahezu unmöglich ist.
[0117] Mithin stehen als Messgrößen für die Regelung lediglich die abgewickelte Seillänge
ls und die zugehörige Geschwindigkeit
is sowie die Kraft am Seilaufhängepunkt
Fc zur Verfügung. Die Länge
ls ergibt sich indirekt aus dem mit einem Inkrementalgeber gemessenen Windenwinkel
ϕh und dem von der Wicklungslage
jl abhängigen Windenradius
rh(jl). Die zugehörige Seilgeschwindigkeit
is lässt sich durch numerische Differentiation mit geeigneter Tiefpassfilterung berechnen.
Die am Seilaufhängepunkt angreifende Seilkraft F
c wird mit Hilfe einer Kraftmessachse erfasst.
2.1 Ansteuerung für die aktive Seegangskompensation
[0118] Fig. 10 verdeutlicht die Ansteuerung der Hubwinde für die aktive Seegangskompensation
mit einem Blockschaltbild im Frequenzbereich. Wie darin ersichtlich, erfolgt nur eine
Rückführung der Seillänge und -geschwindigkeit
yh =
ls und
ẏh =
is aus dem Teilsystem des Antriebs
Gh(
s). Dadurch vollzieht sich die Kompensation der als Eingangsstörung auf das Seilsystem
Gs,z(
s) wirkenden Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

rein vorsteuernd; Seil- und Lastdynamik werden vernachlässigt. Zwar wird infolge
einer nicht vollständigen Kompensation der Eingangsstörung oder einer Windenbewegung
die Seileigendynamik angeregt, aber man kann in der Praxis davon ausgehen, dass die
resultierende Lastbewegung im Wasser stark gedämpft ist und sehr schnell abklingt.
[0119] Die Übertragungsfunktion des Antriebssystems von der Stellgröße
Uh(
s) auf die abgewickelte Seillänge
Yh(
s) lässt sich als
lT1-System approximieren und ergibt sich zu

mit dem Windenradius
rh(
jl). Da der Systemausgang
Yh(
s) gleichzeitig einen flachen Ausgang darstellt, folgt die invertierende Vorsteuerung
F(s) zu

und lässt sich im Zeitbereich in Form einer differentiellen Parametrierung als

schreiben. (2.3) zeigt, dass die Referenztrajektorie für die Vorsteuerung mindestens
zweimal stetig differenzierbar sein muss.
[0120] Die Übertragungsfunktion des geschlossenen Kreises, bestehend aus der Stabilisierung
K
a(s) und dem Windensystem G
h(s), lässt sich aus Fig. 10 zu

ablesen. Unter Vernachlässigung der Kompensationsbewegung

kann die Führungsgröße

bei konstanter bzw. stationärer Handhebelauslenkung als rampenförmiges Signal angenähert
werden, da in solch einem Fall eine konstante Sollgeschwindigkeit

vorliegt. Zur Vermeidung einer stationären Regelabweichung bei einer derartigen Führungsgröße
muss die offene Kette
Ka(s)Gh(s) deshalb
l2-Verhalten besitzen [9]. Dies lässt sich beispielsweise durch einen PID-Regler mit

erreichen. Demnach folgt für den geschlossenen Kreis:

wobei die genauen Werte von
κAHC.i in Abhängigkeit von der jeweiligen Zeitkonstante
Th gewählt werden.
2.2 Detektion des Absetzvorgangs
[0121] Sobald die Last auf den Meeresgrund trifft, soll von der aktiven Seegangskompensation
in die Konstantspannungsregelung umgeschaltet werden. Hierfür ist eine Detektion des
Absetzvorgangs notwendig (vgl. Fig. 9). Für sie und die anschließende Konstantspannungsregelung
wird das Seil als einfaches Feder-Masse-Element approximiert. Somit berechnet sich
die wirkende Kraft am Seilaufhängepunkt näherungsweise zu

wobei
kc und
Δlc die zur Elastizität des Seils äquivalente Federkonstante und die Auslenkung der Feder
bezeichnen. Für letztere gilt:

[0122] Die äquivalente Federkonstante
kc lässt sich aus folgender stationärer Betrachtung bestimmen. Für eine mit der Masse
mf belastete Feder gilt im stationären Fall:

[0123] Durch Umformen von (2.8) ergibt sich

[0124] Anhand eines Koeffizientenvergleichs zwischen (2.9) und (2.10) lässt sich die äquivalente
Federkonstante als

ablesen. Außerdem ist in (2.9) zu erkennen, dass die Auslenkung der Feder
Δlc im stationären Fall von der effektiven Lastmasse
me und der halben Seilmasse

beeinflusst wird. Dies liegt daran, dass bei einer Feder die angehängte Masse
mf als in einem Punkt konzentriert angenommen wird. Die Seilmasse ist jedoch über die
Seillänge gleichmäßig verteilt und belastet daher die Feder nicht in vollem Umfang.
Trotzdem fließt in die Kraftmessung am Seilaufhängepunkt die volle Gewichtskraft des
Seils
µslsg ein.
[0125] Mit dieser Approximation des Seilsystems lassen sich nun Bedingungen für die Detektion
des Absetzvorgangs auf dem Meeresgrund ableiten. In Ruhe setzt sich die am Seilaufhängepunkt
angreifende Kraft aus der Gewichtskraft des abgewickelten Seils
µslsg und der effektiven Gewichtskraft der Lastmasse
meg zusammen. Daher ergibt sich die gemessene Kraft F
c bei einer auf dem Meeresboden befindlichen Last näherungsweise zu

mit

wobei Δl
s das nach dem Auftreffen auf dem Meeresboden abgewickelte Seil bezeichnet. Aus (2.13)
folgt, dass
Δls proportional zur Änderung der gemessenen Kraft ist, da die Lastposition nach dem
Aufsetzen konstant ist. Anhand von (2.12) und (2.13) lassen sich nun folgende Bedingungen
für eine Detektion ableiten, die gleichzeitig erfüllt sein müssen:
■ Die Abnahme der negativen Federkraft muss kleiner als ein Schwellwert sein:

■ Die zeitliche Ableitung der Federkraft muss kleiner als ein Schwellwert sein:

■ Der Kranfahrer muss die Last absenken. Diese Bedingung wird anhand der mit dem Handhebelsignal
geplanten Trajektorie überprüft:

■ Zur Vermeidung einer Fehldetektion beim Eintauchen in das Wasser muss eine Mindestseillänge
abgewickelt sein:

[0126] Die Abnahme der negativen Federkraft Δ
Fc berechnet sich dabei jeweils in Bezug auf den letzten Hochpunkt
F̅c im gemessenen Kraftsignal
Fc. Zur Unterdrückung von Messrauschen und hochfrequenten Störungen wird das Kraftsignal
durch ein entsprechendes Tiefpassfilter vorverarbeitet.
[0127] Da die Bedingungen (2.14) und (2.15) gleichzeitig erfüllt sein müssen, wird eine
Fehldetektion infolge einer dynamischen Seileigenschwingung ausgeschlossen: Als Resultat
der dynamischen Seileigenschwingung oszilliert das Kraftsignal
Fc, wodurch die Änderung der Federkraft Δ
Fc in Bezug auf den letzten Hochpunkt
Fc und die zeitliche Ableitung der Federkraft
Ḟc eine verschobene Phase aufweisen. Folglich können bei geeigneter Wahl der Schwellwerte
Δ
F̂c und
F̂c im Fall einer dynamischen Seileigenschwingung beide Bedingungen nicht gleichzeitig
erfüllt serin. Hierfür muss der statische Anteil der Seilkraft abfallen, wie es beim
Eintauchen in das Wasser oder beim Absetzen auf den Meeresgrund geschieht. Eine Fehldetektion
beim Eintauchen in das Wasser wird allerdings durch Bedingung (2.17) verhindert.
[0128] Der Schwellwert für die Änderung der Federkraft berechnet sich in Abhängigkeit vom
letzten Hochpunkt im gemessenen Kraftsignal zu

wobei
χl <1 und der Maximalwert Δ
F̂c,max experimentell bestimmt wurden. Der Schwellwert für die Ableitung des Kraftsignals
Fc lässt sich aus der zeitlichen Ableitung von (2.7) und der maximal zulässigen Handhebelgeschwindigkeit
klvmax zu

abschätzen. Die beiden Parameter
χ2 <1 und
F̂c,max wurden ebenfalls experimentell ermittelt.
[0129] Da bei der Konstantspannungsregelung statt der Positionsregelung eine Kraftregelung
Anwendung findet, wird als Führungsgröße eine Sollkraft

in Abhängigkeit von der Summe aller an der Last angreifenden statischen Kräfte
Fl,stat vorgegeben. Dazu wird
Fl,stat in der Phase der Seegangskompensation unter Beachtung der bekannten Seilmasse
µsls berechnet:

[0130] Dabei bezeichnet
Fc,stat den statischen Kraftanteil der gemessenen Kraft am Seilaufhängepunkt
Fc. Er stammt aus einer entsprechenden Tiefpassfilterung des gemessenen Kraftsignals.
Die bei der Filterung entstehende Gruppenlaufzeit ist kein Problem, da lediglich der
statische Kraftanteil von Interesse ist und eine Zeitverzögerung hierauf keinen signifikanten
Einfluss hat. Aus der Summe aller an der Last angreifenden statischen Kräfte folgt
die Sollkraft unter Berücksichtung der zusätzlich auf den Seilaufhängepunkt wirkenden
Gewichtskraft des Seils zu

wobei mit 0 <
ps <1 die resultierende Spannung im Seil durch den Kranfahrer vorgegeben wird. Zur Vermeidung
eines Sollwertsprungs in der Führungsgröße erfolgt nach einer Detektion des Absetzvorgangs
ein rampenförmiger Übergang von der aktuell bei der Detektion gemessenen Kraft zur
eigentlichen Sollkraft

[0131] Zum Aufheben der Last vom Meeresgrund führt der Kranfahrer den Wechsel vom Konstantspannungsmodus
in die aktive Seegangskompensation bei frei hängender Last manuell durch.
2.3 Ansteuerung für den Konstantspannungsmodus
[0132] Fig. 11 zeigt die umgesetzte Ansteuerung der Hubwinde im Konstantspannungsmodus in
einem Blockschaltbild im Frequenzbereich. Im Gegensatz zu der in Fig. 10 veranschaulichten
Regelungsstruktur wird hier der Ausgang des Seilsystems
Fc(
s), d. h. die am Seilaufhängepunkt gemessene Kraft, anstelle vom Ausgang des Windensystems
Yh(
s) zurückgeführt. Die gemessene Kraft
Fc(
s) setzt sich nach (2.12) aus der Kraftänderung Δ
Fc(
s) und der statischen Gewichtskraft
meg +
µslsg , die im Bildbereich mit
M(s) bezeichnet wird, zusammen. Für die eigentliche Regelung wird das Seilsystem wiederum
als Feder-Masse-System approximiert.
[0133] Die Vorsteuerung
F(s) der Zwei-Freiheitsgrade-Struktur ist identisch mit der für die aktive Seegangskompensation
und durch (2.2) bzw. (2.3) gegeben. Allerdings wird im Konstantspannungsmodus das
Handhebelsignal nicht aufgeschaltet, weswegen die Referenztrajektorie nur aus der
negativen Sollgeschwindigkeit und - beschleunigung

und

für die Kompensationsbewegung besteht. Der Vorsteuerungsanteil kompensiert zunächst
wiederum die Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

Jedoch erfolgt keine direkte Stabilisierung der Windenposition durch eine Rückführung
von
Yh(
s). Dies erfolgt indirekt durch die Rückführung des gemessenen Kraftsignals.
[0134] Der gemessene Ausgang
Fc(
s) ergibt sich aus Fig. 11 zu

mit den beiden Übertragungsfunktionen

wobei die Übertragungsfunktion des Seilsystems für eine am Boden stehende Last aus
(2.12) folgt:

[0135] Wie aus (2.22) hervorgeht, wird durch eine stabile Übertragungsfunktion
GCT,1(
s) der Kompensationsfehler
Ea(
s) ausgeregelt und die Windenposition indirekt stabilisiert. Die Anforderung an den
Regler
Ks(
s) resultiert auch in diesem Fall aus dem erwarteten Führungssignal

welches nach einer Übergangsphase durch die konstante Sollkraft

aus (2.21) gegeben ist. Zur Vermeidung einer stationären Regelabweichung bei solch
einer konstanten Führungsgröße muss die offene Kette
Ks(s)Gh(s)Gs,F(s) /-Verhalten besitzen. Da die Übertragungsfunktion der Winde
Gh(s) solch ein Verhalten schon implizit aufweist, lässt sich diese Anforderung mit einer
P-Rückführung realisieren; somit gilt:
