[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kransteuerung für einen Kran, welcher ein
Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist. Erfindungsgemäß weist
die Kransteuerung eine aktive Seegangskompensation auf, welche durch eine Ansteuerung
des Hubwerks die Bewegung des Seilaufhängepunktes und/oder eines Lastabsetzpunktes
aufgrund des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Die Kransteuerung weist weiterhin
eine Bedienersteuerung auf, welche das Hubwerk anhand von Vorgaben des Bedieners ansteuert.
[0002] Eine solche Kransteuerung ist beispielsweise aus der
DE 10 2008 024513 A1 bekannt. Dabei ist eine Prognosevorrichtung vorgesehen, welche eine zukünftige Bewegung
des Seilaufhängepunkts anhand der ermittelten aktuellen Seegangsbewegung und eines
Modells der Seegangsbewegung prognostiziert, wobei die Bahnsteuerung die prognostizierte
Bewegung bei der Ansteuerung des Hubwerks berücksichtigt.
[0003] Die bekannte Kransteuerung ist jedoch für manche Anforderungen nicht hinreichend
flexibel. Zudem können sich bei einem Ausfall der Seegangskompensation Probleme ergeben.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine verbesserte Kransteuerung mit
einer aktiven Seegangskompensation und einer Bedienersteuerung zur Verfügung zu stellen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in einem ersten Aspekt gemäß Anspruch 1 gelöst,
sowie in einem zweiten Aspekt gemäß Anspruch 4.
[0006] Die vorliegende Erfindung zeigt in einem ersten Aspekt eine Kransteuerung für einen
Kran, welcher ein Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist. Dabei
ist eine aktive Seegangskompensation vorgesehen, welche durch eine Ansteuerung des
Hubwerks eine Bewegung des Seilhängepunkts und/oder eines Lastabsetzpunktes aufgrund
des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Weiterhin ist eine Bedienersteuerung
vorgesehen, welche das Hubwerk anhand von Vorgaben des Bedieners ansteuert. Erfindungsgemäß
ist dabei eine Aufteilung mindestens einer kinematisch beschränkten Größe des Hubwerks
zwischen Seegangskompensation und Bedienersteuerung einstellbar. Hierdurch kann der
Kranführer die mindestens eine kinematisch beschränkte Größe des Hubwerks selbst aufteilen
und hierdurch bestimmen, welcher Anteil davon für die Kompensation des Seegangs, und
welcher Anteil davon für die Bedienersteuerung zur Verfügung steht.
[0007] Bei der mindestens einen kinematisch beschränkten Größe des Hubwerks kann es sich
dabei bspw. um die maximal zur Verfügung stehende Leistung und/oder maximal zur Verfügung
stehende Geschwindigkeit und/oder maximal zur Verfügung stehende Beschleunigung des
Hubwerks handeln.
[0008] Die Aufteilung der mindestens einen kinematisch beschränkten Größe des Hubwerks kann
daher eine Aufteilung der maximal zur Verfügung stehenden Leistung und/oder maximal
zur Verfügung stehenden Geschwindigkeit und/oder maximal zur Verfügung stehenden Beschleunigung
des Hubwerks umfassen.
[0009] Vorteilhafterweise erfolgt die Aufteilung der mindestens einen kinematisch beschränkten
Größe über mindestens einen Gewichtungsfaktor, über welchen die maximal zur Verfügung
stehende Lesitung und/oder Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Hubwerks zwischen
der Seegangskompensation und der Bedienersteuerung aufgeteilt wird. Insbesondere kann
dabei die maximal zur Verfügung stehende Geschwindigkeit und/oder die maximal zur
Verfügung stehende Beschleunigung des Hubwerkes vom Kranführer zwischen Seegangskompensation
und Bedienersteuerung aufgeteilt werden.
[0010] Vorteilhafterweise ist die Aufteilung zumindest in einem Teilbereich stufenlos einstellbar.
Dies ermöglicht dem Kranführer eine gefühlvolle Aufteilung der mindestens einen kinematisch
beschränkten Größe des Hubwerks.
[0011] Weiterhin kann erfindungsgemäß die Seegangskompensation durch die Zuteilung der gesamten
mindestens einen kinematisch beschränkten Größe des Hubwerks zur Bedienersteuerung
abschaltbar sein. Dies ermöglicht es, über die Einstellung der Aufteilung gleichzeitig
die aktive Seegangskompensation ganz auszuschalten.
[0012] Vorteilhafterweise ist dabei eine stufenlose Einstellung der Aufteilung der mindestens
einen kinematisch beschränkten Größe des Hubwerks ausgehend von und/oder hin zu komplett
ausgeschalteter Bedienersteuerung möglich. Hierdurch ist ein stetiger Übergang zwischen
einer reinen Bedienersteuerung und einer aktiven Seegangskompensation möglich.
[0013] In einem zweiten Aspekt umfasst die vorliegende Erfindung eine Kransteuerung für
einen Kran, welcher ein Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist.
Die Kransteuerung umfasst dabei eine aktive Seegangskompensation, welche durch eine
Ansteuerung des Hubwerks die Bewegung des Seilaufhängepunkts und/oder eines Lastabsetzpunktes
aufgrund des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Weiterhin ist eine Bedienersteuerung
vorgesehen, welche das Hubwerk anhand von Vorgaben des Bedieners ansteuert. Erfindungsgemäß
weist die Steuerung dabei zwei getrennte Bahnplanungsmodule auf, über welche getrennt
voneinander Trajektorien für die Seegangskompensation und für die Bedienersteuerung
berechnet werden. Hierdurch kann der Kran bei einem Ausfall der Seegangskompensation
weiterhin über die Bedienersteuerung angesteuert werden, ohne dass hierfür eine separate
Steuereinheit verwendet werden müsste und ohne dass ein unterschiedliches Fahrverhalten
entstehen würde. Vorteilhafterweise werden in den zwei getrennten Bahnplanungsmodulen
dabei jeweils Soll-Trajektorien der Position und/oder Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung
des Hubwerkes berechnet.
[0014] Weiterhin vorteilhafterweise werden die durch die zwei getrennten Bahnplanungsmodule
vorgegebenen Trajektorien summiert und als Sollwerte für die Steuerung und/oder Regelung
des Hubwerks verwendet.
[0015] Weiterhin kann dabei vorgesehen sein, dass die Regelung des Hubwerks Messwerte zur
Position und/oder Geschwindigkeit der Hubwinde zurückführt und somit die Sollwerte
mit Istwerten vergleicht. Weiterhin kann die Ansteuerung des Hubwerkes die Dynamik
des Antriebs der Hubwinde berücksichtigen. Insbesondere kann hierfür eine entsprechende
Vorsteuerung vorgesehen sein. Vorteilhafterweise beruht diese auf der Invertierung
eines physikalischen Modells der Dynamik des Antriebs der Hubwinde.
[0016] Vorteilhafterweise berücksichtigen die zwei getrennten Bahnplanungsmodule dabei jeweils
für sich genommen mindestens eine Beschränkung des Antriebs und generieren hierdurch
Soll-Trajektorien, welche das Hubwerks tatsächlich anfahren kann.
[0017] Vorteilhafterweise teilt die Kransteuerung dabei mindestens eine kinematisch beschränkte
Größe zwischen Seegangskompensation und Bedienersteuerung auf. Insbesondere wird hierfür
die maximal zur Verfügung stehende Leistung und/oder die maximal zur Verfügung stehende
Geschwindigkeit und/oder die maximal zur Verfügung stehende Beschleunigung des Hubwerkes
zwischen der Seegangskompensation und der Bedienersteuerung aufgeteilt.
[0018] Vorteilhafterweise werden die Trajektorien in den beiden getrennten Bahnplanungsmodulen
dann unter Berücksichtigung der jeweils zugeteilten mindestens einen kinematisch beschränkten
Größe, insbesondere der maximal zur Verfügung stehenden Leistung und/oder Geschwindigkeit
und/oder der maximal zur Verfügung stehenden Beschleunigung, welche auf die Seegangskompensation
bzw. die Bedienersteuerung entfällt, berechnet.
[0019] Durch diese Aufteilung der mindestens einen kinematisch beschränkten Größe nutzt
man zwar die Stellgrößenbeschränkung unter Umständen nicht vollständig aus. Die Aufteilung
der mindestens einen kinematisch beschränkten Größe ermöglicht jedoch die Verwendung
von zwei komplett getrennten Bahnplanungsmodulen, welche jeweils unabhängig voneinander
die Antriebsbeschränkung berücksichtigen.
[0020] Der erste und der zweite Aspekt gemäß der vorliegenden Erfindung werden jeweils separat
für sich beansprucht und können unabhängig voneinander implementiert werden. Besonders
vorteilhaft werden jedoch die beiden Aspekte gemäß der vorliegenden Erfindung miteinander
kombiniert.
[0021] Insbesondere ermöglicht die Verwendung zweier getrennter Bahnplanungsmodule gemäß
dem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung dabei eine besonders einfache Einstellbarkeit
der Aufteilung der mindestens einen kinematisch beschränkten Größe. Insbesondere kann
dabei vom Kranfahrer vorgegeben werden, wie viel der mindestens einen kinematisch
beschränkten Größe für die Bedienersteuerung und die Seegangskompensation zur Verfügung
steht, wobei diese Aufteilung dann von den beiden Bahnplanungsmodulen bei der Berechnung
der Soll-Trajektorien zur Ansteuerung des Hubwerks als Beschränkung berücksichtigt
wird.
[0022] Erfindungsgemäß kann bei einer Kransteuerung gemäß einer der oben beschriebenen Aspekte
die Seegangskompensation eine Optimierungsfunktion aufweisen, welche anhand einer
prognostizierten Bewegung des Seilaufhängepunktes und/oder eines Lastabsetzpunktes
und unter Berücksichtigung der für die Seegangskompensation zur Verfügung stehenden
Leistung eine Trajektorie berechnet. Insbesondere wird dabei eine Trajektorie zur
Ansteuerung des Hubwerks berechnet, welche unter Berücksichtigung der für die Seegangskompensation
zur Verfügung stehenden Leistung die prognostizierte Bewegung des Seilaufhängepunkts
und/oder eines Lastabsetzpunktes möglichst gut kompensiert. Insbesondere kann die
Trajektorie dabei die Restbewegung der Last aufgrund der Bewegung des Seilaufhängepunktes
und/oder eine Differenzbewegung zwischen Last und Lastabsetzpunktes, welche aufgrund
des Seegangs entsteht, minimieren.
[0023] Die Kransteuerung gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst vorteilhafterweise eine
Prognosevorrichtung, welche eine zukünftige Bewegung des Seilaufhängepunktes und/oder
eines Lastabsetzpunktes anhand der ermittelten aktuellen Seegangsbewegung und eines
Modells der Seegangsbewegung prognostiziert, wobei eine Messvorrichtung vorgesehen
ist, welche die aktuelle Seegangsbewegung anhand von Sensordaten ermittelt. Insbesondere
prognostiziert die Prognosevorrichtung dabei die zukünftige Bewegung des Seilaufhängepunktes
und/oder eines Lastabsetzpunktes in vertikaler Richtung. Die Bewegung in horizontaler
Richtung kann dagegen vernachlässigt werden.
[0024] Die Prognosevorrichtung und/oder die Messvorrichtung kann dabei so ausgeführt sein,
wie dies in der
DE 10 2008 024513 A1 beschrieben ist.
[0025] Die Bedienersteuerung kann weiterhin anhand von Vorgaben des Bedieners und unter
Berücksichtigung der für die Bedienersteuerung zur Verfügung stehenden mindestens
einen kinematisch beschränkten Größe eine Trajektorie berechnen. Vorteilhafterweise
berücksichtigt also auch die Bedienersteuerung die für die Bedienersteuerung maximal
zur Verfügung stehende mindestens eine kinematisch beschränkte Größe, und berechnet
so aus Vorgaben des Bedieners eine Trajektorie zur Ansteuerung des Hubwerks.
[0026] Durch die Berücksichtigung der jeweils zur Verfügung stehenden mindestens einen kinematisch
beschränkten Größe wird dabei sichergestellt, dass das Hubwerk tatsächlich den vorgegebenen
Trajektorien folgen kann. Vorteilhafterweise erfolgt die Bestimmung der Trajektorien
dabei jeweils in den oben beschriebenen Bahnplanungsmodulen.
[0027] Vorteilhafterweise weist die Kransteuerung mindestens ein Bedienelement auf, über
welches der Kranfahrer die Aufteilung der zur Verfügung stehenden mindestens einen
kinematisch beschränkten Größe einstellen kann, und insbesondere den Gewichtungsfaktor
vorgeben kann.
[0028] Vorteilhafterweise kann bei der erfindungsgemäßen Kransteuerung die Aufteilung der
verfügbaren mindestens einen kinematisch beschränkten Größe während des Hubes verändert
werden. Hierdurch kann der Kranfahrer beispielsweise für die Bedienersteuerung mehr
Leistung zur Verfügung stellen, wenn er ein schnelleres Anheben wünscht. Umgekehrt
kann der Seegangskompensation mehr Leistung zugeführt werden, wenn der Kranführer
das Gefühl hat, dass der Seegang nicht ausreichend kompensiert wird. Bspw. kann der
Kranführer so flexibel auf Änderungen des Wetters und des Seegangs eingehen.
[0029] Vorteilhafterweise erfolgt die Änderung der Aufteilung der verfügbaren mindestens
einen kinematisch beschränkten Größe dabei wie oben beschrieben durch Veränderung
des Gewichtungsfaktors.
[0030] Vorteilhafterweise weist die erfindungsgemäße Kransteuerung weiterhin eine Berechnungsfunktion
auf, welche die aktuell zur Verfügung stehende mindestens eine kinematisch beschränkte
Größe berechnet. Insbesondere kann dabei die maximal zur Verfügung stehende Leistung
und/oder Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Hubwerks berechnet werden. Da
die maximal zur Verfügung stehende Leistung bzw. die maximal zur Verfügung stehende
Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Hubwerks sich während des Hubes ändern
kann, kann diese so über die Berechnungsfunktion an die aktuellen Gegebenheiten des
Hubes angepasst werden.
[0031] Vorteilhafterweise berücksichtigt die Berechnungsfunktion dabei die Länge des abgewickelten
Seiles und/oder die Seilkraft und/oder die zum Antrieb des Hubwerks zur Verfügung
stehende Leistung. Beispielsweise kann dabei je nach Länge des abgewickelten Seiles
die maximal zur Verfügung stehende Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Hubwerks
unterschiedlich sein, da das Gewicht des abgewickelten Seiles gerade bei Hüben mit
sehr langen Seilen das Hubwerk belastet. Zudem kann die maximal zur Verfügung stehende
Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Hubwerks je nach Masse der gehobenen Last
schwanken. Weiterhin kann, insbesondere wenn ein Hybridantrieb mit einem Speicher
eingesetzt wird, die zum Antrieb des Hubwerks zur Verfügung stehende Leistung je nach
Speicherzustand schwanken. Vorteilhafterweise wird auch dies berücksichtigt.
[0032] Vorteilhafterweise wird dabei erfindungsgemäß jeweils die aktuell zur Verfügung stehende
mindestens eine kinematisch beschränkte Größe gemäß der Vorgabe des Kranführers zwischen
Seegangskompensation und Bedienersteuerung aufgeteilt, insbesondere anhand des vom
Kranführer vorgegebenen Gewichtungsfaktors.
[0033] Vorteilhafterweise kann dabei die Optimierungsfunktion der Seegangskompensation eine
Änderung in der Aufteilung der verfügbaren mindestens einen kinematisch beschränkten
Größe und/oder eine Änderung der zur Verfügung stehenden mindestens einen kinematisch
beschränkten Größe während eines Hubes zunächst nur am Ende des Prädiktionshorizonts
einbeziehen. Dies ermöglicht eine stabile Optimierungsfunktion über den gesamten Prädiktionshorizont.
Vorteilhafterweise wird dann mit fortschreitende Zeit die geänderte zur Verfügung
stehende mindestens eine kinematisch beschränkte Größe an den Anfang des Prädiktionshorizonts
durchgeschoben.
[0034] Vorteilhafterweise bestimmt die Optimierungsfunktion der Seegangskompensation erfindungsgemäß
eine Soll-Trajektorie, welche in die Steuerung und/oder Regelung des Hubwerks eingeht.
Insbesondere kann die Soll-Trajektorie dabei eine Soll-Bewegung des Hubwerkes vorgeben.
Die Optimierung kann dabei über eine Diskretisierung erfolgen.
[0035] Erfindungsgemäß kann die Optimierung dabei bei jedem Zeitschritt auf Grundlage einer
aktualisierten Prognose der Bewegung des Lastaufnahmepunktes erfolgen.
[0036] Erfindungsgemäß kann jeweils der erste Wert der Soll-Trajektorie zur Regelung des
Hubwerks herangezogen werden. Steht dann eine aktualisierte Soll-Trajektorie zur Verfügung,
wird wiederum nur deren erster Wert zur Regelung herangezogen.
[0037] Erfindungsgemäß kann die Optimierungsfunktion mit einer größeren Abtastzeit arbeiten
als die Regelung. Dies ermöglicht es, für die rechenintensive Optimierungsfunktion
größere Abtastzeiten zu wählen, für die weniger rechenintensive Regelung dagegen eine
größere Genauigkeit durch niedrigere Abtastzeiten zu erreichen.
[0038] Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die Optimierungsfunktion auf eine Notfalltrajektorienplanung
zurückgreift, wenn keine gültige Lösung auffindbar ist. Hierdurch wird ein ordnungsgemäßer
Betrieb auch dann sichergestellt, wenn eine gültige Lösung nicht gefunden werden kann.
[0039] Vorteilhafterweise berechnet die Bedienersteuerung anhand eines von einem Bediener
durch eine Eingabevorrichtung vorgegebenen Signals die vom Bediener gewünschte Geschwindigkeit
der Hubwinde. Insbesondere kann dabei ein Handhebel vorgesehen sein.
[0040] Dabei kann die gewünschte Geschwindigkeit als der durch die Position der Eingabevorrichtung
vorgegebenen Anteil der maximal zur Verfügung stehenden Geschwindigkeit für die Bedienersteuerung
berechnet werden.
[0041] Vorteilhafterweise wird die Soll-Trajektorie dabei durch Integration des maximal
zulässigen positiven Rucks erzeugt, bis die maximale Beschleunigung erreicht ist.
Hierdurch wird sichergestellt, dass das Hubwerk durch die Bedienersteuerung nicht
überlastet wird. Vorteilhafterweise entspricht die maximale Beschleunigung dabei dem
Anteil an der maximal zur Verfügung stehenden Beschleunigung des Hubwerks, welche
der Bedienersteuerung zugewiesen ist.
[0042] Weiterhin vorteilhafterweise wird daraufhin durch Integration der maximalen Beschleunigung
die Geschwindigkeit erhöht, bis die gewünschte Geschwindigkeit durch ein Aufschalten
des maximalen negativen Rucks erreicht werden kann.
[0043] Hierdurch wird sichergestellt, dass beim Erreichen der Soll-Geschwindigkeit die Beschleunigung
wieder auf Null abgesunken ist, so dass unnötige Belastungen durch einen Beschleunigungssprung
bei Erreichen der Soll-Geschwindigkeit vermieden werden.
[0044] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin einen Kran mit einer Kransteuerung, wie
sie oben beschrieben wurde.
[0045] Insbesondere kann der Kran dabei auf einem Schwimmkörper angeordnet sein. Insbesondere
kann es sich bei dem Kran um einen Schiffskran handeln. Alternativ kann es sich auch
um einen Offshorekran, einen Hafenkran oder einen Seilbagger handeln.
[0046] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin einen Schwimmkörper mit einem Kran gemäß
der vorliegenden Erfindung, insbesondere ein Schiff mit einem erfindungsgemäßen Kran.
[0047] Weiterhin umfasst die vorliegende Erfindung die Verwendung eines erfindungsgemäßen
Krans bzw. einer erfindungsgemäßen Kransteuerung zum Anheben und/oder Absenken einer
sich im Wasser befindlichen Last und/oder die Verwendung eines erfindungsgemäßen Krans
bzw. einer erfindungsgemäßen Kransteuerung zum Anheben und/oder Absenken einer Last
von und/oder auf eine im Wasser befindliche Lastabsetzposition, bspw. auf ein Schiff.
Insbesondere umfasst die vorliegende Erfindung dabei die Verwendung des erfindungsgemäßen
Krans bzw. der erfindungsgemäßen Kransteuerung für Tiefseehübe und/oder das Be- und/oder
Entladen von Schiffen.
[0048] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin ein Verfahren zur Steuerung eines Krans,
welcher ein Hubwerk zum Heben einer an einem Seil hängenden Last aufweist. Vorteilhafterweise
gleicht dabei eine Seegangskompensation durch eine automatische Ansteuerung des Hubwerkes
die Bewegung des Seilaufhängepunkts und/oder Lastabsetzpunktes aufgrund des Seegangs
zumindest teilweise aus. Weiterhin wird das Hubwerk anhand von Vorgaben des Bedieners
über eine Bedienersteuerung angesteuert. Erfindungsgemäß ist dabei gemäß einem ersten
Aspekt vorgesehen, dass mindestens eine kinematisch beschränkte Größe des Hubwerks
variabel zwischen der Seegangskompensation und der Bedienersteuerung aufgeteilt wird.
Gemäß einem zweiten Aspekt ist vorgesehen, dass getrennt voneinander Trajektorien
für die Seegangskompensation und für die Bedienersteuerung berechnet werden. Durch
das erfindungsgemäße Verfahren ergeben sich damit die gleichen Vorteile, welche bereits
oben im Hinblick auf die Kransteuerung beschrieben wurden. Wiederum werden besonders
bevorzugt die beiden Aspekte miteinander kombiniert.
[0049] Bevorzugt wird das Verfahren dabei so durchgeführt, wie dies erfindungsgemäß bereits
im Hinblick auf die Kransteuerung und deren Funktion näher dargestellt wurde. Weiterhin
vorteilhafterweise dient das erfindungsgemäße Verfahren dabei zu der Verwendung, welche
oben ebenfalls bereits dargestellt wurde.
[0050] Insbesondere kann das erfindungsgemäße Verfahren dabei mittels einer Kransteuerung
durchgeführt werden, wie sie oben dargestellt wurde, bzw. mit Hilfe eines Kranes,
wie er oben dargestellt wurde.
[0051] Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin Software mit Code zur Durchführung eines
erfindungsgemäßen Verfahrens. Insbesondere kann die Software dabei auf einem maschinenlesbaren
Datenträger abgespeichert sein. Vorteilhafterweise kann durch Aufspielen der erfindungsgemäßen
Software auf eine Kransteuerung eine erfindungsgemäße Kransteuerung implementiert
werden.
[0052] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels sowie Zeichnungen
näher dargestellt.
[0053] Dabei zeigen:
- Figur 0:
- einen auf einem Schwimmkörper angeordneten Kran gemäß der vorliegenden Erfindung,
- Figur 1:
- die Struktur einer getrennten Trajektorienplanung für die Seegangskompensation und
die Bedienersteuerung,
- Figur 2:
- eine Integratorkette vierter Ordnung zur Planung von Trajektorien mit stetigem Ruck,
- Figur 3:
- eine nicht äquidistante Diskretisierung für die Trajektorienplanung, welche gegen
Ende des Zeithorizontes größere Abstände verwendet als zu Anfang des Zeithorizontes,
- Figur 4:
- die Berücksichtigung von sich ändernden Beschränkungen zunächst am Ende des Zeithorizontes
am Beispiel der Geschwindigkeit,
- Figur 5:
- die für die Trajektorienplanung der Bedienersteuerung verwendete Integratorkette dritter
Ordnung, welche anhand einer Ruckaufschaltung arbeitet,
- Figur 6:
- die Struktur der Bahnplanung der Bedienersteuerung, welche Beschränkungen des Antriebs
berücksichtigt,
- Figur 7:
- ein beispielhafter Ruckverlauf mit zugehörigen Schaltzeiten, aus welchen anhand der
Bahnplanung eine Trajektorie für die Position und/oder Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung
des Hubwerks berechnet wird,
- Figur 8:
- ein mit der Ruckaufschaltung generierter Verlauf einer Geschwindigkeits- und Beschleunigungstrajektorie,
- Figur 9:
- eine Übersicht über das Ansteuerungskonzept mit einer aktiven Seegangskompensation
und einem Sollkraftmodus, hier als Konstantspannungsmodus bezeichnet,
- Figur 10:
- ein Blockschaltbild der Ansteuerung für die aktive Seegangskompensation und
- Figur 11:
- ein Blockschaltbild der Ansteuerung für den Sollkraftmodus.
[0054] Figur 0 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Kranes 1 mit einer erfindungsgemäßen
Kransteuerung zur Ansteuerung des Hubwerks 5. Das Hubwerk 5 weist eine Hubwinde auf,
welche das Seil 4 bewegt. Das Seil 4 ist über einen Seilaufhängepunkt 2, im Ausführungsbeispiel
eine Umlenkrolle am Ende des Kranauslegers, am Kran geführt. Durch das Bewegen des
Seiles 4 kann eine am Seil hängende Last 3 angehoben oder abgesenkt werden.
[0055] Dabei kann mindestens ein Sensor vorgesehen sein, welche die Position und/oder Geschwindigkeit
des Hubwerkes misst und entsprechende Signale an die Kransteuerung übermittelt.
[0056] Weiterhin kann mindestens ein Sensor vorgesehen sein, welche die Seilkraft misst
und entsprechende Signale an die Kransteuerung übermittelt. Der Sensor kann dabei
im Bereich des Kranaufbaus angeordnet sein, insbesondere in einer Befestigung der
Winde 5 und/oder in einer Befestigung der Seilrolle 2.
[0057] Der Kran 1 ist im Ausführungsbeispiel auf einem Schwimmkörper 6 angeordnet, hier
einem Schiff. Wie ebenfalls in Figur 0 zu erkennen, bewegt sich der Schwimmkörper
6 aufgrund des Seegangs um seine sechs Freiheitsgrade. Hierdurch wird auch der auf
dem Schwimmkörper 6 angeordnete Kran 1 sowie der Seilaufhängepunkt 2 bewegt.
[0058] Die Kransteuerung gemäß der vorliegenden Erfindung kann eine aktive Seegangskompensation
aufweisen, welche durch eine Ansteuerung des Hubwerks und die Bewegung des Seilaufhängepunktes
2 aufgrund des Seegangs zumindest teilweise ausgleicht. Insbesondere wird dabei die
vertikale Bewegung des Seilaufhängepunktes aufgrund des Seegangs zumindest teilweise
ausgeglichen.
[0059] Die Seegangskompensation kann eine Messvorrichtung umfassen, welche eine aktuelle
Seegangsbewegung aus Sensordaten ermittelt. Die Messvorrichtung kann dabei Sensoren
umfassen, welche am Kranfundament angeordnet sind. Insbesondere kann es sich dabei
um Gyroskope und/oder Neigungswinkelsensoren handeln. Besonders bevorzugt sind drei
Gyroskope und drei Neigungswinkelsensoren vorgesehen.
[0060] Weiterhin kann eine Prognosevorrichtung vorgesehen sein, welche eine zukünftige Bewegung
des Seilaufhängepunktes 2 anhand der ermittelten Seegangsbewegung und eines Modells
der Seegangsbewegung prognostiziert. Insbesondere prognostiziert die Prognosevorrichtung
dabei allein die vertikale Bewegung des Seilaufhängepunktes. Ggfls. kann dabei im
Rahmen der Mess- und/oder der Prognosevorrichtung eine Bewegung des Schiffes am Punkt
der Sensoren der Messvorrichtung in eine Bewegung des Seilaufhängepunktes umgerechnet
werden.
[0061] Die Prognosevorrichtung und die Messvorrichtung sind vorteilhafterweise so ausgeführt,
wie dies in der
DE 10 2008 024513 A1 ausführlicher beschrieben ist.
[0062] Alternativ könnte es sich bei dem erfindungsgemäßen Kran auch um einen Kran handeln,
welcher zum Anheben und/oder Absenken einer Last von bzw. auf einen auf einem Schwimmkörper
angeordneten Lastabsetzpunkt eingesetzt wird, welcher sich daher mit dem Seegang bewegt.
Die Prognosevorrichtung muss in diesem Fall die zukünftige Bewegung des Lastabsetzpunktes
prognostizieren. Dies kann analog zu dem oben beschrieben Vorgehen erfolgen, wobei
die Sensoren der Messvorrichtung auf dem Schwimmkörper des Lastabsetzpunktes angeordnet
sind. Bei dem Kran kann es sich dabei bspw. um einen Hafenkran, einen Offshorekran
oder einen Seilbagger handeln.
[0063] Die Hubwinde des Hubwerks 5 ist im Ausführungsbeispiel hydraulisch angetrieben. Insbesondere
ist dabei ein Hydraulikkreislauf aus Hydraulikpumpe und Hydraulikmotor vorgesehen,
über welchen die Hubwinde angetrieben wird. Bevorzugt kann dabei ein Hydraulikspeicher
vorgesehen sein, über welchen Energie beim Absenken der Last gespeichert wird, so
dass diese Energie beim Anheben der Last zur Verfügung steht.
[0064] Alternativ könnte ein elektrischer Antrieb eingesetzt werden. Auch dieser könnte
mit einem Energiespeicher verbunden werden.
[0065] Im Folgenden wird nun ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung gezeigt,
bei welchem eine Vielzahl von Aspekten der vorliegenden Erfindung gemeinsam verwirklicht
sind. Die einzelnen Aspekte können jedoch auch jeweils getrennt voneinander zur Weiterbildung
der im allgemeinen Teil der vorliegenden Anmeldung beschriebenen Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung herangezogen werden.
1 Planung von Referenztrajektorien
[0066] Zur Umsetzung des geforderten prädiktiven Verhaltens der aktiven Seegangskompensation
wird im Ausführungsbeispiel eine aus einer Vorsteuerung und einer Rückführung in Form
einer Zwei-Freiheitsgrade-Struktur bestehende Folgeregelung eingesetzt. Die Vorsteuerung
berechnet sich dabei durch eine differentielle Parametrierung und setzt zweifach stetig
differenzierbare Referenztrajektorien voraus.
[0067] Entscheidend bei der Planung ist, dass der Antrieb den vorgegebenen Trajektorien
folgen kann. Somit müssen auch Beschränkungen des Hubwerkes beachtet werden. Ausgangspunkt
für die Betrachtung sind die Vertikalposition und/oder - geschwindigkeit des Seilaufhängepunkts

und

welche z.B. mit Hilfe des in der
DE 10 2008 024 513 beschriebenen Algorithmus über einen festen Zeithorizont vorhergesagt werden. Zusätzlich
wird bei der Trajektorienplanung noch das Handhebelsignal des Kranfahrers, über das
er die Last im inertialen Koordinatensystem verfährt, miteinbezogen.
[0068] Aus Sicherheitsgründen ist es notwendig, dass sich die Winde auch bei einem Ausfall
der aktiven Seegangskompensation weiterhin über das Handhebelsignal verfahren lässt.
Daher erfolgt bei dem verwendeten Konzept zur Trajektorienplanung eine Trennung zwischen
der Planung der Referenztrajektorien für die Kompensationsbewegung und derer infolge
eines Handhebelsignals, wie dies in Fig. 1 dargestellt ist.
[0069] In der Abbildung bezeichnen

und

die für die Kompensation geplante Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung und

und

die auf Basis des Handhebelsignals geplante Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung
zum überlagerten Ab- oder Aufwickeln des Seils. Innerhalb des weiteren Verlaufs der
Ausführung werden geplante Referenztrajektorien für die Bewegung der Hubwinde grundsätzlich
mit
y*,
ẏ* bzw.
ÿ* bezeichnet, da sie als Referenz für den Systemausgang der Antriebsdynamik dienen.
[0070] Aufgrund der getrennten Trajektorienplanung ist es möglich, bei ausgeschalteter Seegangskompensation
oder bei einem kompletten Ausfall der Seegangskompensation (z. B. durch Ausfall der
IMU) für die Handhebelsteuerung im manuellen Betrieb die gleiche Trajektorienplanung
und den gleichen Folgeregler zu verwenden und dadurch ein identisches Fahrverhalten
wie bei eingeschalteter Seegangskompensation zu erzeugen.
[0071] Um die gegebenen Beschränkungen in Geschwindigkeit
vmax und Beschleunigung
amax trotz der komplett unabhängigen Planung nicht zu verletzen, werden
vmax und
amax mit Hilfe eines Gewichtungsfaktors 0 ≤
kl ≤ 1 aufgeteilt (vgl. Fig. 1). Dieser wird durch den Kranfahrer vorgegeben und ermöglicht
damit die individuelle Aufteilung der Leistung, welche für die Kompensation bzw. das
Verfahren der Last zur Verfügung steht. Somit folgt für die maximale Geschwindigkeit
und Beschleunigung der Kompensationsbewegung (1-
kl)
vmax und (1-
kl)
amax sowie für die Trajektorien zum überlagerten Ab- und Aufwickeln des Seils
klvmax und
klamax.
[0072] Eine Änderung von
kl lässt sich dabei während des Betriebs durchführen. Da die maximal mögliche Verfahrgeschwindigkeit
bzw. -beschleunigung abhängig von der Gesamtmasse aus Seil und Last sind, können sich
auch
vmax und
amax im Betrieb ändern. Deshalb werden die jeweils gültigen Werte ebenfalls an die Trajektorienplanung
übergeben.
[0073] Durch die Aufteilung der Leistung nutzt man zwar die Stellgrößenbeschränkungen unter
Umständen nicht vollständig aus, doch kann der Kranfahrer den Einfluss der aktiven
Seegangskompensation einfach und intuitiv einstellen.
[0074] Eine Gewichtung von
kl = 1 ist gleichzusetzen mit einem Ausschalten der aktiven Seegangskompensation, wodurch
sich ein glatter Übergang zwischen ein- und ausgeschalteter Kompensation ermöglichen
lässt.
[0075] Der erste Teil des Kapitels erläutert zunächst die Generierung der Referenztrajektorien

und

zur Kompensation der Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts. Der wesentliche Aspekt
hierbei ist, dass mit den geplanten Trajektorien die Vertikalbewegung so weit kompensiert
wird, wie es aufgrund der gegebenen und durch
kl eingestellten Beschränkungen möglich ist.
[0076] Daher wird zunächst mit Hilfe der über einen kompletten Zeithorizont vorhergesagten
Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts

und

ein Optimalsteuerungsproblem formuliert, welches zyklisch gelöst wird, wobei
Kp die Anzahl der vorhergesagten Zeitschritte bezeichnet. Die zugehörige numerische
Lösung und Implementierung werden im Anschluss diskutiert.
[0077] Der zweite Teil des Kapitels befasst sich mit der Planung der Trajektorien

und

zum Verfahren der Last. Diese werden direkt aus dem Handhebelsignal des Kranfahrers
whh generiert. Die Berechnung erfolgt durch eine Aufschaltung des maximal zulässigen
Rucks.
1.1 Referenztrajektorien für die Kompensation
[0078] Bei der Trajektorienplanung für die Kompensationsbewegung der Hubwinde sollen aus
den vorhergesagten Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts
unter Beachtung der gültigen Antriebsbeschränkungen hinreichend glatte Trajektorien
generiert werden. Diese Aufgabe wird nachfolgend als ein beschränktes Optimierungsproblem
aufgefasst, welches in jedem Zeitschritt online zu lösen ist. Daher ähnelt die Herangehensweise
dem Entwurf einer modellprädiktiven Regelung, allerdings im Sinne einer modellprädiktiven
Trajektoriengenerierung.
[0079] Als Referenzen bzw. Sollwerte für die Optimierung dienen die zum Zeitpunkt
tk über einen kompletten Zeithorizont mit
Kp Zeitschritten vorhergesagten Vertikalpositionen und -geschwindigkeiten des Seilaufhängepunkts

und

welche mit der entsprechenden Prädiktionszeit, z.B. mit Hilfe des in der
DE 10 2008 024 513 beschriebenen Algorithmus, berechnet werden.
[0080] Unter Beachtung der durch
kl,
vmax und
amax gültigen Beschränkungen lässt sich daraufhin eine optimale Zeitfolge für die Kompensationsbewegung
bestimmen.
[0081] Allerdings wird analog zur modellprädiktiven Regelung nur der erste Wert der dadurch
berechneten Trajektorie für die anschließende Regelung verwendet. Im nächsten Zeitschritt
wird die Optimierung mit einer aktualisierten und dadurch genaueren Vorhersage der
Vertikalposition und -geschwindigkeit des Seilaufhängepunkts wiederholt.
[0082] Der Vorteil der modellprädiktiven Trajektoriengenerierung mit nachgeschalteter Regelung
gegenüber einer klassischen modellprädiktiven Regelung besteht zum Einen darin, dass
sich der Regelungsteil und die damit verbundene Stabilisierung mit einer im Vergleich
zur Trajektoriengenerierung höheren Abtastzeit berechnen lassen. Daher kann man die
rechenzeitintensive Optimierung in einen langsameren Task verlagern.
[0083] Zum Anderen lässt sich bei diesem Konzept eine Notfallfunktion, für den Fall dass
die Optimierung keine gültige Lösung findet, unabhängig von der Regelung realisieren.
Sie besteht aus einer vereinfachten Trajektorienplanung, worauf die Regelung in einer
solchen Notsituation zurückgreift und weiterhin die Winde ansteuert.
1.1.1 Systemmodell für die Planung der Kompensationsbewegung
[0084] Um die Anforderungen an die Stetigkeit der Referenztrajektorien für die Kompensationsbewegung
zu erfüllen, darf frühestens deren dritte Ableitung

als sprungfähig erachtet werden. Allerdings sind bei der Kompensationsbewegung im
Hinblick auf die Windenlebensdauer Sprünge im Ruck zu vermeiden, wodurch erst die
vierte Ableitung

als sprungfähig betrachtet werden kann.
[0085] Somit ist der Ruck

mindestens stetig zu planen und die Trajektoriengenerierung für die Kompensationsbewegung
erfolgt anhand der in Fig. 2 veranschaulichten Integratorkette vierter Ordnung. Diese
dient bei der Optimierung als Systemmodell und lässt sich im Zustandsraum als

ausdrücken. Hier beinhaltet der Ausgang

die geplanten Trajektorien für die Kompensationsbewegung. Zur Formulierung des Optimalsteuerungsproblems
und in Hinblick auf die spätere Implementierung wird dieses zeitkontinuierliche Modell
zunächst auf dem Gitter

diskretisiert, wobei
Kp die Anzahl der Prädiktionsschritte für die Vorhersage der Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts
darstellt. Um die diskrete Zeitdarstellung bei der Trajektoriengenerierung von der
diskreten Systemzeit
tk zu unterscheiden, wird sie mit τ
k =
kΔτ bezeichnet, wobei
k=0,···,
Kp und Δτ das für die Trajektoriengenerierung verwendete Diskretisierungsintervall des
Horizonts
Kp ist.
[0086] Fig. 3 verdeutlicht, dass das gewählte Gitter nichtäquidistant ist, womit die Anzahl
der notwendigen Stützstellen auf dem Horizont reduziert wird. Dadurch ist es möglich,
die Dimension des zu lösenden Optimalsteuerungsproblems klein zu halten. Der Einfluss
der gröberen Diskretisierung gegen Ende des Horizonts hat keine nachteiligen Auswirkungen
auf die geplante Trajektorie, da die Vorhersage der Vertikalposition und -geschwindigkeit
gegen Ende des Prädiktionshorizonts ungenauer ist.
[0087] Die für dieses Gitter gültige zeitdiskrete Systemdarstellung lässt sich anhand der
analytischen Lösung

exakt berechnen. Für die Integratorkette aus Fig. 2 folgt sie zu

wobei Δτ
k = τ
k+1 - τ
k die für den jeweiligen Zeitschritt gültige Diskretisierungsschrittweite beschreibt.
1.1.2 Formulierung und Lösung des Optimalsteuerungsproblems
[0088] Durch Lösen des Optimalsteuerungsproblems soll eine Trajektorie geplant werden, welche
der vorhergesagten Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts möglichst nahe folgt und
gleichzeitig den gegebenen Beschränkungen genügt.
[0089] Um diese Anforderung zu erfüllen, lautet die Gütefunktion wie folgt:

wobei
wa(τ
k) die zum jeweiligen Zeitschritt gültige Referenz bezeichnet. Da hierfür nur die vorhergesagte
Position

und Geschwindigkeit

des Seilaufhängepunkts zur Verfügung stehen, werden die zugehörige Beschleunigung
und der Ruck zu Null gesetzt. Der Einfluss dieser inkonsistenten Vorgabe lässt sich
allerdings durch eine entsprechende Gewichtung der Beschleunigungs- und Ruckabweichung
klein halten. Somit gilt:

[0090] Über die positiv semidefinite Diagonalmatrix

werden Abweichungen von der Referenz in der Gütefunktion gewichtet. Der skalare Faktor
ru bewertet den Stellaufwand. Während
ru,
qw,3 und
qw,4 über den gesamten Prädiktionshorizont konstant sind, werden
qw,1 und
qw,2 in Abhängigkeit vom Zeitschritt τ
k gewählt. Dadurch lassen sich Referenzwerte am Anfang des Prädiktionshorizonts stärker
gewichten als diejenigen am Ende. Mithin kann man die mit steigender Prognosezeit
nachlassende Genauigkeit der Vertikalbewegungsprognose in der Gütefunktion abbilden.
Wegen des Nichtvorhandenseins der Referenzen für die Beschleunigung und den Ruck bestrafen
die Gewichte
qw,3 und
qw,4 nur Abweichungen von Null, weshalb sie kleiner als die Gewichte für die Position
qw,1(τ
k) und Geschwindigkeit
qw,2(τ
k) gewählt werden.
[0091] Die zugehörigen Beschränkungen für das Optimalsteuerungsproblem folgen aus der verfügbaren
Leistung des Antriebs und dem aktuell gewählten Gewichtungsfaktor
kl (vgl. Fig. 1). Demnach gilt für die Zustände des Systemmodells aus (1.4):

und für den Eingang:

[0092] Hier stellt δ
a(
τk) einen Reduktionsfaktor dar, der so gewählt wird, dass die jeweilige Beschränkung
am Ende des Horizonts 95% derjenigen am Anfang des Horizonts beträgt. Für die dazwischenliegenden
Zeitschritte folgt δ
a(τ
k) aus linearer Interpolation. Die Reduktion der Beschränkungen entlang des Horizonts
erhöht die Robustheit des Verfahrens in Bezug auf die Existenz zulässiger Lösungen.
[0093] Während die Geschwindigkeits- und Beschleunigungsbeschränkungen sich im Betrieb ändern
können, sind die Beschränkungen des Rucks
jmax und der Ableitung des Rucks

konstant. Um die Lebensdauer der Hubwinde und des gesamten Krans zu erhöhen, werden
sie in Hinblick auf eine maximal zulässige Schockbelastung gewählt. Für den Positionszustand
gelten keine Beschränkungen.
[0094] Da die maximale Geschwindigkeit
vmax und Beschleunigung
amax sowie der Gewichtungsfaktor der Leistung
kl im Betrieb extern bestimmt sind, ändern sich zwangsläufig auch die Geschwindigkeits-
und Beschleunigungsbeschränkungen für das Optimalsteuerungsproblem. Die damit verbundenen
zeitvarianten Beschränkungen berücksichtigt das vorgestellte Konzept folgendermaßen:
Sobald sich eine Beschränkung ändert, wird der aktualisierte Wert zuerst nur am Ende
des Prädiktionshorizonts für den Zeitschritt τ
Kp einbezogen. Anschließend schiebt man ihn mit fortschreitender Zeit an den Anfang
des Prädiktionshorizonts.
[0095] Fig. 4 verdeutlicht dieses Vorgehen anhand der Geschwindigkeitsbeschränkung. Bei
der Reduzierung einer Beschränkung ist zusätzlich darauf zu achten, dass sie zu ihrer
maximal zulässigen Ableitung passt. Dies bedeutet, dass beispielsweise die Geschwindigkeitsbeschränkung
(1-
kl)
vmax maximal so schnell reduziert werden darf, wie es die aktuelle Beschleunigungsbeschränkung
(1-
kl)
amax erlaubt. Wegen des Durchschiebens der aktualisierten Beschränkungen existiert für
eine in den Beschränkungen liegende Anfangsbedingung
xa(τ
0) immer eine Lösung, die wiederum nicht gegen die aktualisierten Beschränkungen verstößt.
Allerdings dauert es den kompletten Prädiktionshorizont bis sich eine geänderte Beschränkung
endgültig auf die geplanten Trajektorien am Anfang des Horizonts auswirkt.
[0096] Somit ist das Optimalsteuerungsproblem durch die zu minimierende quadratische Gütefunktion
(1.5), das Systemmodell (1.4) und die Ungleichungsbeschränkungen aus (1.8) und (1.9)
in Form eines linear-quadratischen Optimierungsproblems (QP-Problem für
Quadratic
Programming
Problem) vollständig gegeben. Bei erstmaliger Ausführung der Optimierung wird die Anfangsbedingung
zu
xa(τ
0) = [0,0,0,0]
T gewählt. Anschließend verwendet man den im letzten Optimierungsschritt für den Zeitschritt
τ
1 berechneten Wert
xa (τ
1) als Anfangsbedingung.
[0097] Die Berechnung der eigentlichen Lösung des QP-Problems erfolgt in jedem Zeitschritt
über ein numerisches Verfahren, das man als QP-Solver bezeichnet.
[0098] Infolge des Rechenaufwands für die Optimierung ist die Abtastzeit für die Trajektorienplanung
der Kompensationsbewegung größer als die Diskretisierungszeit aller restlichen Komponenten
der aktiven Seegangskompensation; somit gilt Δτ > Δ
t.
[0099] Damit die Referenztrajektorien allerdings für die Regelung im schnelleren Takt zur
Verfügung stehen, findet die Simulation der Integratorkette aus Fig. 2 außerhalb der
Optimierung mit der schnelleren Abtastzeit Δ
t statt. Sobald neue Werte aus der Optimierung vorliegen, werden die Zustände
xa (τ
0) als Anfangsbedingung für die Simulation verwendet und die Stellgröße am Anfang des
Prädiktionshorizonts
ua (τ
0) als konstanter Eingang auf die Integratorkette geschrieben.
1.2 Referenztrajektorien für das Verfahren der Last
[0100] Analog zur Kompensationsbewegung sind für die überlagerte Handhebelsteuerung zweimal
stetig differenzierbare Referenztrajektorien notwendig (vgl. Fig. 1). Da bei diesen
durch den Kranfahrer vorgebbaren Bewegungen im Normalfall keine schnellen Richtungswechsel
für die Winde zu erwarten sind, hat sich die Mindestanforderung einer stetig geplanten
Beschleunigung

auch in Bezug auf die Lebensdauer der Winde als ausreichend herausgestellt. Somit
lässt sich im Gegensatz zu den für die Kompensationsbewegung geplanten Referenztrajektorien
schon die dritte Ableitung

welche dem Ruck entspricht, als sprungfähig erachten.
[0101] Wie Fig. 5 zeigt, dient sie gleichzeitig als Eingang einer Integratorkette dritter
Ordnung. Neben den Anforderungen an die Stetigkeit müssen die geplanten Trajektorien
auch die aktuell gültigen Geschwindigkeits- und Beschleunigungsbeschränkungen erfüllen,
welche sich für die Handhebelsteuerung zu
klvmax und
klamax ergeben.
[0102] Das Handhebelsignal des Kranfahrers -100 ≤
whh ≤ 100 wird als relative Geschwindigkeitsvorgabe in Bezug auf die aktuell maximal
zulässige Geschwindigkeit
klvmax interpretiert. Somit ergibt sich die durch den Handhebel vorgegebene Sollgeschwindigkeit
nach Fig. 6 zu

[0103] Wie daraus hervorgeht hängt die aktuell durch den Handhebel vorgegebene Sollgeschwindigkeit
von der Handhebelstellung
whh, dem veränderlichen Gewichtungsfaktor
kl und der aktuellen maximal zulässigen Windengeschwindigkeit
vmax ab.
[0104] Die Aufgabe der Trajektorienplanung für die Handhebelsteuerung lässt sich nun wie
folgt angeben: Aus der durch den Handhebel vorgegebenen Sollgeschwindigkeit ist ein
stetig differenzierbarer Geschwindigkeitsverlauf zu generieren, sodass die Beschleunigung
einen stetigen Verlauf besitzt. Als Verfahren für diese Aufgabenstellung bietet sich
eine sogenannte Ruckaufschaltung an.
[0105] Ihr Grundgedanke besagt, dass der maximal zulässige Ruck
jmax in einer ersten Phase so lange auf den Eingang der Integratorkette einwirkt, bis
die maximal zulässige Beschleunigung erreicht ist. In der zweiten Phase wird die Geschwindigkeit
mit konstanter Beschleunigung erhöht; und in der letzten Phase schaltet man den maximal
zulässigen negativen Ruck so auf, dass die gewünschte Endgeschwindigkeit erreicht
wird.
[0106] Daher sind bei der Ruckaufschaltung lediglich die Schaltzeitpunkte zwischen den einzelnen
Phasen zu bestimmen. Fig .7 stellt einen beispielhaften Verlauf des Rucks für einen
Geschwindigkeitswechsel zusammen mit den Schaltzeitpunkten dar. Dabei bezeichnet
Tl,0 den Zeitpunkt, an dem ein Umplanen stattfindet. Die Zeitpunkte
Tl,1,
Tl,2 und
Tl,3 verweisen jeweils auf die berechneten Schaltzeitpunkte zwischen den einzelnen Phasen.
Ihre Berechnung skizziert der folgende Absatz.
[0107] Sobald für die Handhebelsteuerung eine neue Situation eintritt, vollzieht sich ein
Umplanen der generierten Trajektorien. Eine neue Situation tritt ein, sobald sich
die Sollgeschwindigkeit

oder die aktuell gültige maximale Beschleunigung für die Handhebelsteuerung
klamax ändert. Die Sollgeschwindigkeit kann sich aufgrund einer neuen Handhebelstellung
whh oder durch eine neue Vorgabe von
kl bzw.
vmax ändern (vgl. Fig. 6). Analog dazu ist eine Variation der maximal gültigen Beschleunigung
durch
kl oder
amax möglich.
[0108] Bei einem Umplanen der Trajektorien wird zunächst aus der aktuell geplanten Geschwindigkeit

und der entsprechenden Beschleunigung

diejenige Geschwindigkeit berechnet, welche sich bei einer Reduzierung der Beschleunigung
auf Null ergibt:

wobei die minimal notwendige Zeit durch

gegeben ist und
ũl,1 den Eingang der Integratorkette benennt, also den aufgeschalteten Ruck (vgl. Fig.
5). Er ergibt sich in Abhängigkeit von der aktuell geplanten Beschleunigung

zu

[0109] Abhängig von der theoretisch berechneten Geschwindigkeit und der gewünschten Sollgeschwindigkeit
lässt sich nun der Verlauf des Eingangs angeben. Falls v
*hh > ṽ ist, erreicht
ṽ den gewünschten Wert

nicht und die Beschleunigung kann weiter erhöht werden. Falls jedoch

gilt, ist
ṽ zu schnell und die Beschleunigung ist sofort zu reduzieren.
[0110] Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Schaltfolgen des Rucks für die drei
Phasen ableiten

mit
ul = └
ul,,1, u1,2,
u1,3┘ und dem in der jeweiligen Phase aufgeschalteten Eingangssignal
ul,i. Die Dauer einer Phase ergibt sich zu Δ
Ti =
Tl,i -
Tl,i-1 mit
i = 1,2,3. Demnach lauten die geplante Geschwindigkeit und Beschleunigung am Ende der
ersten Phase:

und nach der zweiten Phase:

wobei
ul,2 = 0 angenommen wurde. Nach der dritten Phase folgt schließlich:

[0111] Zur genauen Berechnung der Schaltzeitpunkte
Tl,i wird zunächst die Beschleunigungsbeschränkung vernachlässigt, wodurch Δ
T2 =0 gilt. Aufgrund dieser Vereinfachung lassen sich die Längen der beiden restlichen
Zeitintervalle wie folgt angeben:

wobei
ã für die maximal erreichte Beschleunigung steht. Durch Einsetzen von (1.21) und (1.22)
in (1.15), (1.16) und (1.19) entsteht ein Gleichungssystem, das sich nach
ã auflösen lässt. Unter Beachtung von

ergibt sich letztendlich:

[0112] Das Vorzeichen von ã folgt aus der Bedingung, dass Δ
T1 und Δ
T3 in (1.21) bzw. (1.22) positiv sein müssen.
[0113] In einem zweiten Schritt ermittelt sich aus
ã und der maximal zulässigen Beschleunigung
klamax die eigentliche Maximalbeschleunigung:

[0114] Mit ihr lassen sich letztendlich die wirklich auftretenden Zeitintervalle Δ
T1 und Δ
T3 berechnen. Sie resultieren aus (1.21) und (1.22) mit
ã =
a̅. Das noch unbekannte Zeitintervall Δ
T2 bestimmt sich nun aus (1.17) und (1.19) mit Δ
T1 und Δ
T3 aus (1.21) und (1.22) zu

wobei

aus (1.15) folgt. Die Schaltzeitpunkte lassen sich direkt aus den Zeitintervallen
ablesen:

[0115] Die zu planenden Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverläufe

und

kann man mit den einzelnen Schaltzeitpunkten analytisch berechnen. Hierbei ist zu
erwähnen, dass die durch die Schaltzeitpunkte geplanten Trajektorien häufig nicht
vollständig abgefahren werden, da vor Erreichen des Schaltzeitpunkts
Tl,3 eine neue Situation eintritt, dadurch ein Umplanen stattfindet und neue Schaltzeitpunkte
berechnet werden. Wie bereits erwähnt tritt eine neue Situation durch eine Änderung
von
whh, Vmax, amax oder
kl ein.
[0116] Fig. 8 zeigt eine mittels des vorgestellten Verfahrens beispielhaft generierte Trajektorie.
Der Verlauf der Trajektorien beinhaltet beide Fälle, welche aufgrund von (1.24) eintreten
können. Im ersten Fall wird die maximal zulässige Beschleunigung zum Zeitpunkt
t = 1 s erreicht und es folgt eine Phase mit konstanter Beschleunigung. Der zweite
Fall tritt zum Zeitpunkt
t = 3,5s ein. Hier wird die maximal zulässige Beschleunigung aufgrund der Handhebelstellung
nicht vollständig erreicht. Die Folge ist, dass der erste und zweite Schaltzeitpunkt
zusammenfallen und
ΔT2 = 0 gilt. Der zugehörige Positionsverlauf berechnet sich nach Fig. 5 durch Integration
des Geschwindigkeitsverlaufs, wobei die Position bei Systemstart durch die aktuell
von der Hubwinde abgewickelte Seillänge initialisiert wird.
2 Ansteuerungskonzept für die Hubwinde
[0117] Prinzipiell besteht die Ansteuerung aus zwei unterschiedlichen Betriebsmodi: der
aktiven Seegangskompensation zur Entkopplung der vertikalen Lastbewegung von der Schiffsbewegung
bei frei hängender Last und der Konstantspannungsregelung zur Vermeidung von Schlaffseil,
sobald die Last auf dem Meeresboden abgesetzt ist. Während eines Tiefseehubs ist zunächst
die Seegangskompensation aktiv. Anhand einer Detektion des Absetzvorgangs wird automatisch
auf die Konstantspannungsregelung umgeschaltet. Fig. 9 veranschaulicht das Gesamtkonzept
mit den zugehörigen Führungs- und Regelgrößen.
[0118] Jeder der beiden unterschiedlichen Betriebsmodi könnte jedoch auch jeweils ohne den
anderen Betriebsmodus implementiert werden. Weiterhin kann ein Konstantspannungsmodus,
wie er im folgenden beschrieben wird, auch unabhängig vom Einsatz des Kranes auf einem
Schiff und unabhängig von einer aktiven Seegangskompensation eingesetzt werden.
[0119] Durch die aktive Seegangskompensation soll die Hubwinde so angesteuert werden, dass
die Windenbewegung die Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

ausgleicht und der Kranfahrer die Last mit Hilfe des Handhebels im als inertial betrachteten
h-Koordinatensystem verfährt. Damit die Ansteuerung das geforderte prädiktive Verhalten
zur Minimierung des Kompensationsfehlers aufweist, wird sie durch einen Vorsteuerungs-
und Stabilisierungsteil in Form einer Zwei-Freiheitsgrade-Struktur umgesetzt. Die
Vorsteuerung berechnet sich aus einer differentiellen Parametrierung mit Hilfe des
flachen Ausgangs der Windendynamik und ergibt sich aus den geplanten Trajektorien
zum Verfahren der Last

und

sowie den negativen Trajektorien für die Kompensationsbewegung

und

(vgl. Fig. 9). Die daraus resultierenden Solltrajektorien für den Systemausgang der
Antriebsdynamik bzw. der Windendynamik werden mit

und

bezeichnet. Sie stellen die Sollposition, -geschwindigkeit und -beschleunigung für
die Windenbewegung und dadurch für das Auf- und Abwickeln des Seils dar.
[0120] Während der Konstantspannungsphase soll die Seilkraft an der Last F
sl auf einen konstanten Betrag geregelt werden, um Schlaffseil zu vermeiden. Daher wird
in diesem Betriebsmodus der Handhebel deaktiviert, und die aus dem Handhebelsignal
geplanten Trajektorien werden nicht mehr aufgeschaltet. Die Ansteuerung der Winde
erfolgt wiederum durch eine Zwei-Freiheitsgrade-Struktur mit Vorsteuerungs- und Stabilisierungsteil.
[0121] Die genaue Lastposition
z/ und die Seilkraft an der Last
Fsl stehen für die Regelung nicht als Messgrößen zur Verfügung, da der Kranhaken aufgrund
der langen Seillängen und großen Tiefen mit keinerlei Sensorik ausgestattet ist. Des
Weiteren existiert keinerlei Information über Form und Art der angehängten Last. Deshalb
sind die einzelnen lastspezifischen Parameter wie Lastmasse
ml, Koeffizient der hydrodynamischen Massenerhöhung
Ca, Widerstandskoeffizient
Cd und eingetauchtes Volumen ∇
l, allgemein nicht bekannt, wodurch eine zuverlässige Schätzung der Lastposition in
der Praxis nahezu unmöglich ist.
[0122] Mithin stehen als Messgrößen für die Regelung lediglich die abgewickelte Seillänge
ls und die zugehörige Geschwindigkeit
js sowie die Kraft am Seilaufhängepunkt
Fc zur Verfügung. Die Länge
ls ergibt sich indirekt aus dem mit einem Inkrementalgeber gemessenen Windenwinkel ϕ
h und dem von der Wicklungslage
jl abhängigen Windenradius
rh(
jl). Die zugehörige Seilgeschwindigkeit
is lässt sich durch numerische Differentiation mit geeigneter Tiefpassfilterung berechnen.
Die am Seilaufhängepunkt angreifende Seilkraft
Fc wird mit Hilfe einer Kraftmessachse erfasst.
2.1 Ansteuerung für die aktive Seegangskompensation
[0123] Fig. 10 verdeutlicht die Ansteuerung der Hubwinde für die aktive Seegangskompensation
mit einem Blockschaltbild im Frequenzbereich. Wie darin ersichtlich, erfolgt nur eine
Rückführung der Seillänge und -geschwindigkeit
yh =
ls und
ẏh =
is aus dem Teilsystem des Antriebs
Gh(
s). Dadurch vollzieht sich die Kompensation der als Eingangsstörung auf das Seilsystem
Gs,z(
s) wirkenden Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

rein vorsteuernd; Seil- und Lastdynamik werden vernachlässigt. Zwar wird infolge
einer nicht vollständigen Kompensation der Eingangsstörung oder einer Windenbewegung
die Seileigendynamik angeregt, aber man kann in der Praxis davon ausgehen, dass die
resultierende Lastbewegung im Wasser stark gedämpft ist und sehr schnell abklingt.
[0124] Die Übertragungsfunktion des Antriebssystems von der Stellgröße
Uh(
s) auf die abgewickelte Seillänge
Yh(
s) lässt sich als
IT1-System approximieren und ergibt sich zu

mit dem Windenradius
rh(
jl). Da der Systemausgang
Yh(
s) gleichzeitig einen flachen Ausgang darstellt, folgt die invertierende Vorsteuerung
F(s) zu

und lässt sich im Zeitbereich in Form einer differentiellen Parametrierung als

schreiben. (2.3) zeigt, dass die Referenztrajektorie für die Vorsteuerung mindestens
zweimal stetig differenzierbar sein muss.
[0125] Die Übertragungsfunktion des geschlossenen Kreises, bestehend aus der Stabilisierung
Ka(
s) und dem Windensystem
Gh(
s), lässt sich aus Fig. 10 zu

ablesen. Unter Vernachlässigung der Kompensationsbewegung

kann die Führungsgröße

bei konstanter bzw. stationärer Handhebelauslenkung als rampenförmiges Signal angenähert
werden, da in solch einem Fall eine konstante Sollgeschwindigkeit

vorliegt. Zur Vermeidung einer stationären Regelabweichung bei einer derartigen Führungsgröße
muss die offene Kette
Ka(s)Gh(s) deshalb
l2-Verhalten besitzen [9]. Dies lässt sich beispielsweise durch einen PID-Regler mit

erreichen. Demnach folgt für den geschlossenen Kreis:

wobei die genauen Werte von
κAHC,i in Abhängigkeit von der jeweiligen Zeitkonstante
Th gewählt werden.
2.2 Detektion des Absetzvorgangs
[0126] Sobald die Last auf den Meeresgrund trifft, soll von der aktiven Seegangskompensation
in die Konstantspannungsregelung umgeschaltet werden. Hierfür ist eine Detektion des
Absetzvorgangs notwendig (vgl. Fig. 9). Für sie und die anschließende Konstantspannungsregelung
wird das Seil als einfaches FederMasse-Element approximiert. Somit berechnet sich
die wirkende Kraft am Seilaufhängepunkt näherungsweise zu

wobei
kc und Δ
lc die zur Elastizität des Seils äquivalente Federkonstante und die Auslenkung der Feder
bezeichnen. Für letztere gilt:

[0127] Die äquivalente Federkonstante
kc lässt sich aus folgender stationärer Betrachtung bestimmen. Für eine mit der Masse
mf belastete Feder gilt im stationären Fall:

[0128] Durch Umformen von (2.8) ergibt sich

[0129] Anhand eines Koeffizientenvergleichs zwischen (2.9) und (2.10) lässt sich die äquivalente
Federkonstante als

ablesen. Außerdem ist in (2.9) zu erkennen, dass die Auslenkung der Feder Δ
lc im stationären Fall von der effektiven Lastmasse
me und der halben Seilmasse

beeinflusst wird. Dies liegt daran, dass bei einer Feder die angehängte Masse
mf als in einem Punkt konzentriert angenommen wird. Die Seilmasse ist jedoch über die
Seillänge gleichmäßig verteilt und belastet daher die Feder nicht in vollem Umfang.
[0130] Trotzdem fließt in die Kraftmessung am Seilaufhängepunkt die volle Gewichtskraft
des Seils µ
sl
sg ein.
[0131] Mit dieser Approximation des Seilsystems lassen sich nun Bedingungen für die Detektion
des Absetzvorgangs auf dem Meeresgrund ableiten. In Ruhe setzt sich die am Seilaufhängepunkt
angreifende Kraft aus der Gewichtskraft des abgewickelten Seils
µslsg und der effektiven Gewichtskraft der Lastmasse m
eg zusammen. Daher ergibt sich die gemessene Kraft F
c bei einer auf dem Meeresboden befindlichen Last näherungsweise zu

mit

wobei
Δls das nach dem Auftreffen auf dem Meeresboden abgewickelte Seil bezeichnet. Aus (2.13)
folgt, dass Δ
ls proportional zur Änderung der gemessenen Kraft ist, da die Lastposition nach dem
Aufsetzen konstant ist. Anhand von (2.12) und (2.13) lassen sich nun folgende Bedingungen
für eine Detektion ableiten, die gleichzeitig erfüllt sein müssen:
■ Die Abnahme der negativen Federkraft muss kleiner als ein Schwellwert sein:

■ Die zeitliche Ableitung der Federkraft muss kleiner als ein Schwellwert sein:

■ Der Kranfahrer muss die Last absenken. Diese Bedingung wird anhand der mit dem Handhebelsignal
geplanten Trajektorie überprüft:

■ Zur Vermeidung einer Fehldetektion beim Eintauchen in das Wasser muss eine Mindestseillänge
abgewickelt sein:

[0132] Die Abnahme der negativen Federkraft Δ
Fc berechnet sich dabei jeweils in Bezug auf den letzten Hochpunkt
Fc im gemessenen Kraftsignal
Fc. Zur Unterdrückung von Messrauschen und hochfrequenten Störungen wird das Kraftsignal
durch ein entsprechendes Tiefpassfilter vorverarbeitet.
[0133] Da die Bedingungen (2.14) und (2.15) gleichzeitig erfüllt sein müssen, wird eine
Fehldetektion infolge einer dynamischen Seileigenschwingung ausgeschlossen: Als Resultat
der dynamischen Seileigenschwingung oszilliert das Kraftsignal
Fc, wodurch die Änderung der Federkraft Δ
Fc in Bezug auf den letzten Hochpunkt
Fc und die zeitliche Ableitung der Federkraft
Ḟc eine verschobene Phase aufweisen. Folglich können bei geeigneter Wahl der Schwellwerte
Δ
F̂c und
F̂c im Fall einer dynamischen Seileigenschwingung beide Bedingungen nicht gleichzeitig
erfüllt sein. Hierfür muss der statische Anteil der Seilkraft abfallen, wie es beim
Eintauchen in das Wasser oder beim Absetzen auf den Meeresgrund geschieht. Eine Fehldetektion
beim Eintauchen in das Wasser wird allerdings durch Bedingung (2.17) verhindert.
[0134] Der Schwellwert für die Änderung der Federkraft berechnet sich in Abhängigkeit vom
letzten Hochpunkt im gemessenen Kraftsignal zu

wobei χ
1 < 1 und der Maximalwert Δ
F̂c,max experimentell bestimmt wurden. Der Schwellwert für die Ableitung des Kraftsignals
F̂c lässt sich aus der zeitlichen Ableitung von (2.7) und der maximal zulässigen Handhebelgeschwindigkeit
klvmax zu

abschätzen. Die beiden Parameter χ
2 < 1 und

wurden ebenfalls experimentell ermittelt.
[0135] Da bei der Konstantspannungsregelung statt der Positionsregelung eine Kraftregelung
Anwendung findet, wird als Führungsgröße eine Sollkraft

in Abhängigkeit von der Summe aller an der Last angreifenden statischen Kräfte
Fl,stat vorgegeben. Dazu wird
Fl,stat in der Phase der Seegangskompensation unter Beachtung der bekannten Seilmasse µ
sls berechnet:

[0136] Dabei bezeichnet
Fc,stat den statischen Kraftanteil der gemessenen Kraft am Seilaufhängepunkt
Fc. Er stammt aus einer entsprechenden Tiefpassfilterung des gemessenen Kraftsignals.
Die bei der Filterung entstehende Gruppenlaufzeit ist kein Problem, da lediglich der
statische Kraftanteil von Interesse ist und eine Zeitverzögerung hierauf keinen signifikanten
Einfluss hat. Aus der Summe aller an der Last angreifenden statischen Kräfte folgt
die Sollkraft unter Berücksichtung der zusätzlich auf den Seilaufhängepunkt wirkenden
Gewichtskraft des Seils zu

wobei mit 0 <
ps < 1 die resultierende Spannung im Seil durch den Kranfahrer vorgegeben wird. Zur
Vermeidung eines Sollwertsprungs in der Führungsgröße erfolgt nach einer Detektion
des Absetzvorgangs ein rampenförmiger Übergang von der aktuell bei der Detektion gemessenen
Kraft zur eigentlichen Sollkraft

[0137] Zum Aufheben der Last vom Meeresgrund führt der Kranfahrer den Wechsel vom Konstantspannungsmodus
in die aktive Seegangskompensation bei frei hängender Last manuell durch.
2.3 Ansteuerung für den Konstantspannungsmodus
[0138] Fig. 11 zeigt die umgesetzte Ansteuerung der Hubwinde im Konstantspannungsmodus in
einem Blockschaltbild im Frequenzbereich. Im Gegensatz zu der in Fig. 10 veranschaulichten
Regelungsstruktur wird hier der Ausgang des Seilsystems
Fc(
s), d. h. die am Seilaufhängepunkt gemessene Kraft, anstelle vom Ausgang des Windensystems
Yh(
s) zurückgeführt. Die gemessene Kraft
Fc(
s) setzt sich nach (2.12) aus der Kraftänderung Δ
Fc(
s) und der statischen Gewichtskraft
meg+µ
slsg, die im Bildbereich mit
M(
s) bezeichnet wird, zusammen. Für die eigentliche Regelung wird das Seilsystem wiederum
als Feder-Masse-System approximiert.
[0139] Die Vorsteuerung
F(
s) der Zwei-Freiheitsgrade-Struktur ist identisch mit der für die aktive Seegangskompensation
und durch (2.2) bzw. (2.3) gegeben. Allerdings wird im Konstantspannungsmodus das
Handhebelsignal nicht aufgeschaltet, weswegen die Referenztrajektorie nur aus der
negativen Sollgeschwindigkeit und - beschleunigung

und

für die Kompensationsbewegung besteht. Der Vorsteuerungsanteil kompensiert zunächst
wiederum die Vertikalbewegung des Seilaufhängepunkts

Jedoch erfolgt keine direkte Stabilisierung der Windenposition durch eine Rückführung
von
Yh(
s). Dies erfolgt indirekt durch die Rückführung des gemessenen Kraftsignals.
[0140] Der gemessene Ausgang
Fc(
s) ergibt sich aus Fig. 11 zu

mit den beiden Übertragungsfunktionen

wobei die Übertragungsfunktion des Seilsystems für eine am Boden stehende Last aus
(2.12) folgt:

[0141] Wie aus (2.22) hervorgeht, wird durch eine stabile Übertragungsfunktion
GCT,1(
s) der Kompensationsfehler
Ea(
s) ausgeregelt und die Windenposition indirekt stabilisiert. Die Anforderung an den
Regler
Ks(
s) resultiert auch in diesem Fall aus dem erwarteten Führungssignal

welches nach einer Übergangsphase durch die konstante Sollkraft

aus (2.21) gegeben ist. Zur Vermeidung einer stationären Regelabweichung bei solch
einer konstanten Führungsgröße muss die offene Kette
Ks(
s)
Gh(
s)
Gs,F(
s)
l-Verhalten besitzen. Da die Übertragungsfunktion der Winde
Gh(
s) solch ein Verhalten schon implizit aufweist, lässt sich diese Anforderung mit einer
P-Rückführung realisieren; somit gilt:
