[0001] Die Erfindung betrifft ein Windenergiesystem, insbesondere ein Offshore-Windenergiesystem,
umfassend eine Mehrzahl von über ein Energiekabelnetz elektrisch miteinander verbundenen
Windkraftanlagen, mindestens eine Überwachungseinrichtung zum Überwachen des Windenergiesystems
und mindestens eine Steuereinrichtung zum Vorgeben von mindestens einem Stromerzeugungssollwert
für mindestens eine Windkraftanlage. Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Betreiben eines Windenergiesystems, insbesondere eines Offshore-Windenergiesystems.
[0002] Die Nachfrage nach Energie aus regenerativen Quellen steigt stetig. Eine der zur
Verfügung stehenden Ressourcen ist hierbei die Windenergie. Eine Windkraftanlage bzw.
Windenergieanlage wandelt die kinetische Energie des Windes mittels eines Rotors und
eines Generators in elektrische Energie um.
[0003] Heutzutage werden Windenergiesysteme bzw. Windparks aus mehreren über ein Energiekabelnetz
miteinander verbundenen Windkraftanlagen gebildet. Um den elektrischen Energieertrag
zu maximieren, kann das Windenergiesystem insbesondere in Gebieten mit hoher Windwahrscheinlichkeit
und -intensität aufgestellt werden. Besonders geeignet sind Standorte auf der offenen
See, auch Offshore-Gebiete genannt.
[0004] Die durch die Windkraftanlagen erzeugte elektrische Energie, insbesondere ein elektrischer
Strom, kann über das Energiekabelnetz des Windenergiesystems und über eine Substation
in das öffentliche Netz eingespeist werden. Das Energiekabelnetz ist im Allgemeinen
für den Regelbetrieb, also fehlerfreien Betrieb, ausgelegt. Insbesondere sind aufgrund
der mit einem Energiekabel verbundenen hohen Kosten die Energiekabel nicht überdimensioniert
gebildet. Beispielsweise weist ein Energiekabel eine Stromtragfähigkeit auf, die im
Regelbetrieb des Windenergiesystems maximal auftreten kann.
[0005] Während des Betriebs eines Windenergiesystems können jedoch Netzfehler, wie ein defektes
Energiekabel oder eine defekte Windkraftanlage, auftreten. In diesem Fall kann sich
der Stromfluss innerhalb des Energiekabelnetzes ändern und insbesondere zu einer Überlastung
einzelner Energiekabel führen. Die Überlastung kann zu weiteren Netzfehlern mit entsprechenden
Kosten führen.
[0006] Bei Offshore-Windene-rgiesystemen kommt hinzu, dass im Gegensatz zu Landkabeln Seekabel
besonderen Gefahren ausgesetzt sind und leichter beschädigt werden können. So ankern
immer wieder Schiffe trotz eines Verbots im Gebiet eines Offshore-Windenergiesystems.
Durch den Anker der Schiffe können die Seekabel beschädigt werden. Auch kann es passieren,
dass ein Seekabel nicht ausreichend im Meeresboden verankert worden ist und im Laufe
der Zeit freigespült wird.
[0007] Zum Schutz des Windenergiesystems vor weiteren Beschädigungen ist es aus dem Stand
der Technik bekannt, sämtliche Windkraftanlagen des Windenergiesystems bei Auftreten
eines Netzfehlers abzuschalten. Der Betrieb wird in der Regel erst nach einem Beheben
des Netzfehlers wieder aufgenommen. Es versteht sich, dass eine Abschaltung der Windkraftanlagen
stets von Nachteil ist und so kurz wie möglich sein sollte.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Windenergiesystem und ein Verfahren
zum Betreiben eines Windenergiesystems zur Verfügung zu stellen, welches auch bei
einem Netzfehler zumindest einen eingeschränkten Betrieb des Windenergiesystems in
sicherer Weise erlaubt.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Windenergiesystem, insbesondere einer
Offshore-Windenergiesystem, gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Das Windenergiesystem umfasst
eine Mehrzahl von über ein Energiekabelnetz elektrisch miteinander verbundenen Windkraftanlagen.
Das Windenergiesystem umfasst mindestens eine Überwachungseinrichtung zum Überwachen
des Windenergiesystems. Das Windenergiesystem umfasst mindestens eine Steuereinrichtung
zum Vorgeben von mindestens einem Stromerzeugungssollwert für mindestens eine Windkraftanlage.
Die Überwachungseinrichtung ist zum Detektieren eines Netzfehlers eingerichtet. Bei
Detektion eines Netzfehlers ist die Steuereinrichtung eingerichtet, derart, dass zumindest
in Abhängigkeit von mindestens einem Energiekabelnetzparameter der mindestens eine
Stromerzeugungssollwert für mindestens eine Windkraftanlage angepasst wird.
[0010] Im Gegensatz zum Stand der Technik werden erfindungsgemäß bei Detektion eines Netzfehlers
die Windkraftanlagen nicht deaktiviert, sondern mindestens ein Stromerzeugungssollwert
wird derart gesetzt, dass trotz des Netzfehlers ein Betrieb des Windenergiesystems
sichergestellt ist, ohne dass weitere Beschädigungen im Windenergiesystem zu erwarten
sind.
[0011] Das Windenergiesystem kann insbesondere ein Offshore-Windenergiesystem sein. Mehrere
Windkraftanlagen können durch ein Energiekabelnetz umfassend eine Mehrzahl von Energiekabeln
miteinander verbunden sein. Eine Windkraftanlage kann die kinetische Energie des Winds
mittels eines Rotors und eines Generators in elektrische Energie umwandeln. Die jeweils
zu erzeugende Energiemenge von jeder Windkraftanlage kann durch einen Stromerzeugungssollwert
vorgegeben sein. Im Regelbetrieb kann der Stromerzeugungssollwert derart gesetzt sein,
dass die maximal mögliche Energiemenge erzeugt wird.
[0012] Das Windenergiesystem weist eine Steuereinrichtung auf, um den Stromerzeugungssollwert
vorzugeben. Es kann beispielsweise sein, dass der Strombedarf im öffentlichen Netz
gering ist. Dann kann die Steuereinrichtung den Stromerzeugungssollwert von mindestens
einer Windkraftanlage reduzieren.
[0013] Die Energiekabel des Energiekabelnetzes können zur Übertragung der erzeugten elektrischen
Energie vorgesehen sein. Zur Einspeisung des erzeugten Stroms in ein öffentliches
Netz kann ferner eine mit den Windkraftanlagen über Energiekabel verbundene Substation
beispielsweise in Form einer Schaltanlage vorgesehen sein. Die Schaltanlage kann insbesondere
ein Umspannwerk umfassen. Bei einem Offshore-Windenergiesystem kann die erzeugte elektrische
Energie von der Schaltanlage über geeignete Seekabel direkt oder über eine Hochspannungs-Gleichstromübertragungsplattform
an ein Onshore-Umspannwerk übertragen und von dort ins öffentliche Netz eingespeist
werden.
[0014] Ferner ist eine Überwachungseinrichtung zum Überwachen des Windenergiesystems vorgesehen.
Insbesondere ist die Überwachungseinrichtung dazu eingerichtet, einen Netzfehler zu
detektieren. Unter einem Netzfehler ist insbesondere ein Ereignis zu verstehen, welches
die Energieübertragung, insbesondere den Stromfluss, im Windenergiesystem beeinträchtigt.
Beispielhafte und nicht abschließende Netzfehler sind defekte Energiekabel und defekte
Windkraftanlagen. Zur Überwachungen kann die Überwachungseinrichtung geeignete Sensoren
umfassen.
[0015] Die mit einem Netzfehler einhergehende Gefahr der Überlastung des Energiekabelnetzes
wird erfindungsgemäß dadurch reduziert, dass mindestens ein Stromerzeugungssollwert
von mindestens einer Windkraftanlage angepasst wird. Unter einer Anpassung des Stromerzeugungssollwerts
ist insbesondere eine Reduzierung des aktuellen Stromerzeugungssollwerts zu verstehen,
um eine Überlastung des Energiekabelnetzes zu verhindern. Insbesondere wird die Windkraftanlage
nicht deaktiviert. Der Stromerzeugungssollwert wird bei einer Anpassung jedenfalls
nicht für alle Windkraftanlagen auf null gesetzt. Es versteht sich, dass (einzelne)
Stromerzeugungssollwerte auch erhöht werden oder unverändert bleiben können.
[0016] Vorzugsweise kann der jeweilige Stromerzeugungssollwert von einer Mehrzahl von Windkraftanlagen
insbesondere individuell angepasst werden. Die Anpassung des Stromerzeugungssollwerts
wird in Abhängigkeit von mindestens einem Energiekabelnetzparameter durchgeführt.
[0017] Der Energiekabelnetzparameter kann ein Parameter sein, der Auskunft über die Belastungsfähigkeit
der Energie übertragenden Komponenten des Windenergiesystems gibt. Beispielsweise
kann die Topologie bzw. die Struktur des Energiekabelnetzes und/oder die Art der Energiekabel
berücksichtigt werden. Indem zumindest ein Energiekabelnetzparameter bei der Anpassung
eines Stromerzeugungssollwerts berücksichtigt wird, kann sichergestellt werden, dass
keine Überlastung des Energiekabelnetzes oder anderer Komponenten des Windenergiesystems
auftritt.
[0018] Gemäß einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Windenergiesystems kann
der Energiekabelnetzparameter ein vorgegebener Stromtragfähigkeitsgrenzwert von mindestens
einem Energiekabel des Energiekabelnetzes sein. Der vorgegebene (maximale) Stromtragfähigkeitsgrenzwert
kann insbesondere von den Eigenschaften des Kabels, wie dem verwendeten Material,
dem Leiterdurchmesser, etc., aber auch von Umgebungsparametern, wie der Umgebungstemperatur,
abhängen. Die Auswahl der Energiekabel erfolgt in Abhängigkeit der während des Regelbetriebs
maximal auftretenden Stromstärken. Die Steuereinrichtung kann zum Anpassen des Stromerzeugungssollwerts
in Abhängigkeit des Stromtragfähigkeitsgrenzwerts eingerichtet sein. Insbesondere
kann mindestens ein Stromerzeugungssollwert, vorzugsweise sämtliche Stromerzeugungssollwerte
von sämtlichen durch den Netzfehler betroffenen Windkraftanlagen derart gesetzt werden,
dass der Stromtragfähigkeitsgrenzwert eines (jeden) Energiekabels nicht überschritten
wird. Ein sicherer Betrieb ohne eine Gefahr einer Beschädigung des Energiekabelnetzes
bei einem aufgetretenen Netzfehler kann bereitgestellt werden.
[0019] Es ist erkannt worden, dass abhängig von der Position des Netzfehlers, nur ein Teil
des Windenergiesystems, beispielsweise nur bestimmte Windkraftanlagen und/oder Energiekabel
von der Störung betroffen sind. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann bei Detektion
eines Netzfehlers die Überwachungseinrichtung eingerichtet sein, die Position des
Netzfehlers in dem Energiekabelnetz zu detektieren. Die Steuereinrichtung kann zum
Anpassen des Stromerzeugungssollwerts in Abhängigkeit der Position des Netzfehlers
eingerichtet sein. Beispielsweise kann aus der detektierten Position, wie ein bestimmtes
Energiekabel oder eine bestimmte Windkraftanlage innerhalb des Windenergiesystems,
geschlossen werden, welche Windkraftanlagen und/oder Energiekabel von der Störung
betroffen sind. Nur die Stromerzeugungssollwerte von den betroffenen Windkraftanlagen
können angepasst werden. Eine unnötige Reduzierung der erzeugten Energie kann verhindert
werden.
[0020] Darüber hinaus kann gemäß einer weiteren Ausführungsform die Steuereinrichtung zum
Anpassen des Stromerzeugungssollwerts in Abhängigkeit von mindestens einem Umgebungsparameter
eingerichtet sein. Tritt ein Netzfehler auf, können Umgebungsparameter berücksichtigt
werden. Der mindestens eine Umgebungsparameter kann ein aktueller meteorologischer
Parameter und/oder ein vorhergesagter meteorologischer Parameter sein. Beispielsweise
kann die aktuelle Windstärke und/oder die vorhergesagte Windstärke berücksichtigt
werden. Andere beispielhafte Umgebungsparameter sind die Wellenhöhe und/oder die Wassertemperatur.
Entsprechende Umgebungsparameter können von externen Messvorrichtungen der Steuereinrichtung
zur Verfügung gestellt und/oder von in dem Windenergiesystem integrierten Messeinrichtungen
erfasst werden. Die Umgebungsparameter können unmittelbare oder mittelbare Auswirkungen
auf die maximale Belastung des Windenergiesystems haben. Durch eine Berücksichtigung
von mindestens einem Umgebungsparameter kann die Anpassung noch weiter optimiert werden.
[0021] Grundsätzlich sollte der vorgegebene Stromtragfähigkeitsgrenzwert aus Sicherheitsgründen
nicht überschritten werden. Es ist jedoch erkannt worden, dass eine kurzzeitige Überschreitung
des Stromtragfähigkeitsgrenzwerts zu keiner Beeinträchtigung des Energiekabels führt.
Beispielsweise kann ein zweiter Stromtragfähigkeitsgrenzwert, welcher abhängig von
der Zeitdauer sein kann, die der erste vorgegebene Stromtragfähigkeitsgrenzwert überschritten
wird, vorgegeben werden. Je geringer die Zeitdauer ist, um die der erste Stromtragfähigkeitsgrenzwert
überschritten wird, desto höher kann der zweite Stromtragfähigkeitsgrenzwert sein.
Es versteht sich, dass eine maximale Obergrenze vorgegeben werden kann.
[0022] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Windenenergiesystems
wird vorgeschlagen, in Abhängigkeit von dem mindestens einen Umgebungsparameter den
Stromerzeugungssollwert für eine vorgebbare Zeitdauer derart anzupassen, dass der
vorgegebene Stromtragfähigkeitsgrenzwert für die vorgebbare Zeitdauer von einem erzeugten
Strom überschritten wird. Vorzugsweise kann mindestens ein vorhergesagter Umgebungsparameter,
wie ein vorhergesagter meteorologischer Parameter, berücksichtigt werden. Beispielhaft
sei die vorgesagte Windstärke genannt. Wenn beispielsweise für einen begrenzten Zeitraum,
wie zwei Stunden, eine hohe Windstärke und danach eine geringe Windstärke vorhergesagt
ist, ist es möglich, den vorgegebenen Stromtragfähigkeitsgrenzwerts für den begrenzten
Zeitraum zu überschreiten und erst danach wieder einzuhalten. Der mindestens eine
Stromerzeugungssollwert kann entsprechend angepasst werden. Der elektrische Energieertrag
kann maximiert werden.
[0023] Um eine besonders optimale Anpassung eines Stromerzeugungssollwerts durchführen zu
können, kann ein Netzfehler zunächst in einem Modell des Windenergiesystems simuliert
werden. Aus den Simulationsergebnissen können dann optimale Stromerzeugungssollwerte
abgeleitet werden. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann die Steuereinrichtung
eingerichtet sein, ein Modell von zumindest einem Teil des Windenergiesystems zu erzeugen.
Vorzugsweise wird von dem gesamten Windenergiesystem ein Modell erzeugt. Bei der Erzeugung
des Modells kann zumindest ein zuvor beschriebener Energiekabelnetzparameter berücksichtigt
werden. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung hierfür ein geeignetes Programm
aufweisen. Die Steuereinrichtung kann dazu eingerichtet sein, zumindest die Auswirkungen
eines Netzfehlers auf den Stromfluss durch das Energiekabelnetz mittels des Modells
zu simulieren. Beispielsweise können Überlastungen einiger Teilbereiche des Energiekabelnetzes
bei Auftreten eines bestimmten Netzfehlers erfasst werden. Die Steuereinrichtung kann
dazu eingerichtet sein, in Abhängigkeit des Simulationsergebnisses den mindestens
einen Stromerzeugungssollwert anzupassen. Insbesondere kann ein oder mehrere Stromerzeugungssollwert/e
derart angepasst werden, dass keine Überlastung im Modell mehr auftritt.
[0024] Die zuvor beschriebene Simulation kann bei Auftreten eines Netzfehlers und/oder während
des fehlerfreien Betriebs des Windenergiesystems durchgeführt werden. Um möglichst
unmittelbar auf einen Netzfehler reagieren zu können, können eine Vielzahl an vorstellbaren
Szenarien während des Regelbetriebs simuliert und anschließend in einer Speichereinrichtung,
wie einer Datenbank, abgespeichert werden. Bei Auftreten eines Netzfehlers kann die
Steuereinrichtung zum Durchsuchen der Speichereinrichtung und Auslesen der entsprechenden
Daten, insbesondere der Stromerzeugungssollwerte, eingerichtet sein.
[0025] Neben dem mindestens einen Netzparameter können weitere Parameter, wie die zuvor
beschriebenen Umgebungsparameter, bei der Simulation berücksichtigt werden.
[0026] Es versteht sich, dass gemäß anderen Varianten der Erfindung die Bestimmung der Stromerzeugungssollwerte
auch ohne die Erzeugung eines Modells erfolgen kann. Beispielsweise kann die Bestimmung
in Abhängigkeit von in der Vergangenheit aufgetretenen Störungen erfolgen.
[0027] Weiterhin kann vorzugsweise nach einer Anpassung des mindestens einen Stromerzeugungssollwerts
die Überwachungseinrichtung das Windenergiesystem dahingehend überwachen, ob die simulierten
Ergebnisse mit den tatsächlichen Ergebnissen übereinstimmen. Insbesondere kann überprüft
werden, ob tatsächlich durch eine Anpassung eines oder mehrerer Stromerzeugungssollwerte
eine Überlastung des Energiekabelnetzes verhindert wird. Wenn die tatsächlichen Ergebnisse
nicht mit den simulierten Ergebnissen übereinstimmen, kann die Steuereinrichtung dazu
eingerichtet sein, mindestens einen Stromerzeugungssollwert (erneut) anzupassen.
[0028] Auch kann die Überprüfung und Anpassung des mindestens einen Stromerzeugungssollwerts
iterativ solange durchgeführt werden, bis ein sicherer Betrieb des Windenergiesystems
gewährleistet werden kann. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn kein Modell
erzeugt wird.
[0029] Wie bereits beschrieben wurde, kann mindestens eine über das Energiekabelnetz mit
der Mehrzahl von Windkraftanlagen elektrisch verbundene Substation vorgesehen sein.
Die Substation kann vorzugsweise eine Wechselstrom/Gleichstromwandlereinrichtung aufweisen.
Alternativ kann die Schaltanlage mit einer Wechselstrom/Gleichstromwandlereinrichtung
verbunden sein. Im Gegensatz zu Onshore-Windenergieanlagen ist es bei Offshore-Windenergiesystemen
vorteilhaft, den durch die Windkraftanlagen erzeugten Wechselstrom zunächst in Gleichstrom
zu wandeln. Eine Hochspannungs-GleichstromÜbertragung ermöglicht insbesondere eine
verlustarme Energieübertragung.
[0030] Für eine zentrale Überwachung von einem oder mehreren Offshore-Windenergiesystem/en
kann ferner eine entfernt angeordnete Zentrale vorgesehen sein. Die Zentrale kann
sich insbesondere auf dem Festland befinden. Mindestens eine der Offshore-Windenergieeinrichtungen
kann eine Kommunikationseinrichtung zur Kommunikation mit der Zentrale aufweisen.
Beispielsweise kann jede Windkraftanlage eine Kommunikationseinrichtung zur Kommunikation
mit der Substation aufweisen. Die Substation kann die empfangenen Informationen dann
an die Zentrale direkt oder über eine weitere Zwischenstation weiterleiten. Insbesondere
kann in einem Störungsfall eine entsprechende Nachricht an die Zentrale übermittelt
werden. Bevorzugt kann die Nachricht Informationen über die Art der Störung bzw. des
Fehlers und den Ort der Störung bzw. des Fehlers aufweisen. Von der Zentrale aus können
geeignete Maßnahmen zur Fehlerbeseitigung veranlasst werden. Die Zentrale und/oder
die Substation und/oder mindestens eine Windkraftanlage kann/können die Überwachungseinrichtung
und/oder die Steuereinrichtung umfassen. Durch die Anordnung der Überwachungseinrichtung
und der Steuereinrichtung in der Zentrale kann eine Fernüberwachung des Windenergiesystems
ermöglicht werden.
[0031] Grundsätzlich kann die Struktur des Windenergiesystems beliebig sein. Beispielsweise
können die Windkraftanlagen mit einer Mehrzahl von Energiekabeln in einer Ringstruktur
angeordnet sein. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann eine Mehrzahl von Windkraftanlagen
zu einem ersten Strang in Reihe geschaltet sein, wobei die an einem ersten Ende des
erstens Strangs angeordnete Windkraftanlage mit einer Substation elektrisch verbunden
sein kann. Ferner kann eine weitere Mehrzahl von Windkraftanlagen zu einem weiteren
Strang in Reihe geschaltet sein, wobei die an einem ersten Ende des weiteren Strangs
angeordnete Windkraftanlage mit der Substation elektrisch verbunden sein kann. Die
an dem anderen Ende des ersten Strangs angeordnete Windkraftanlage kann mit der an
dem anderen Ende des weiteren Strangs angeordneten Windkraftanlage elektrisch verbindbar
sein. Ein Strang, der auch String genannt wird, besteht aus zwei oder mehr elektrisch
in Reihe geschalteten Windkraftanlagen. Bevorzugt kann zwischen zwei benachbarten
Windkraftanlagen jeweils eine elektrische Verbindung beispielsweise in Form eines
Energiekabels vorgesehen sein. Die Bildung von Strängen reduziert die Gesamtkabellänge
und vereinfacht die Anbindung an eine Substation bzw. Schaltanlage. Besonders vorteilhaft
ist, wenn die am Ende eines Strangs angeordnete Windkraftanlage im Bedarfsfall mit
einer weiteren, bevorzugt einer am Enden eines anderen Strangs angeordneten Windkraftanlage
elektrisch verbunden werden kann.
[0032] Bei Detektion eines Netzfehlers können vorzugsweise die Stromerzeugungssollwerte
für zumindest alle Windkraftanlagen eines Stranges angepasst werden. Beispielsweise
können die Stromerzeugungssollwerte der Windkraftanlagen eines Stranges angepasst
werden, in dem der Netzfehler aufgetreten ist und/oder der durch den Netzfehler beeinträchtigt
wird. Gemäß einer anderen Ausführungsform können auch die Stromerzeugungssollwerte
sämtlicher Windkaftanlagen bei Detektion eines Netzfehlers angepasst werden. Dies
erfolgt insbesondere dann, wenn der Netzfehler Auswirkungen auf das gesamte Windenergiesystem
hat.
[0033] Wie zuvor beschrieben wurde, können die Windkraftanlagen eines Windenergiesystems
in mehreren Strängen angeordnet sein. Um im Fehlerfall, beispielsweise bei einem defekten
Energiekabel, nicht sämtliche Windkraftanlagen eines Strangs zu deaktivieren, kann
gemäß einer bevorzugten Ausführungsform mindestens eine Schaltereinrichtung zum Schließen
der elektrischen Verbindung zwischen der an dem anderen Ende des ersten Strangs angeordneten
Windkraftanlage und der am anderen Ende des weiteren Strangs angeordneten Windkraftanlage
bei Detektion eines Netzfehlers in dem ersten Strang oder dem weiteren Strang vorgesehen
sein. Zwei Stränge können zusammen mit der Substation insbesondere einen geöffneten
Ring bilden. Im Bedarfsfall, wie bei einem fehlerhaften Energiekabel, kann der Ring
an der geöffneten Stelle geschlossen und an einer anderen Stelle zur Umgehung des
fehlerhaften Energiekabels aufgetrennt werden.
[0034] Die Detektion eines Netzfehlers kann beliebig gestaltet sein. Beispielsweise kann
die Überwachungseinrichtung eine Mehrzahl von Sensoren aufweisen oder mit diesen verbunden
sein. Eine besonders sichere und zeitnahe Detektion eines Netzfehlers, insbesondere
eines fehlerhaften Energiekabels, kann gemäß einer weiteren Ausführungsform dadurch
erreicht werden, dass mindestens zwei über ein Energiekabel miteinander verbundene
Windkraftanlagen ein Differenzmesssystem zum Detektieren eines Netzfehlers des Energiekabels
aufweisen. Ein Differenzsystem kann dazu konfiguriert sein, bei einem Energiekabel
die Differenz zwischen dem an einem Ende des Energiekabels eingespeisten und dem an
dem anderen Ende des Energiekabels entnommenen Stroms zu erfassen. Beispielsweise
liegt eine Beschädigung eines Energiekabels dann vor, wenn der in das Energiekabel
eingespeiste Strom von dem am anderen Ende des Energiekabels empfangenen Strom abweicht.
Es versteht sich, dass Grenzwerte vorgegeben werden können, um die im realen Betrieb
auftretenden Stromverluste des Energiekabels zu berücksichtigen. Ferner versteht es
sich, dass andere elektrische Größen, die an dem Energiekabel anliegen, alternativ
oder zusätzlich zum Strom erfasst werden können. Beispielsweise kann die aktuelle
Spannung erfasst werden.
[0035] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum Betreiben eines
Windenergiesystems, insbesondere eines Offshore-Windenergiesystems, wobei das Windenergiesystem
eine Mehrzahl von über ein Energiekabelnetz elektrisch miteinander verbundenen Windkraftanlagen
aufweist. Das Verfahren umfasst die Schritte:
- Detektieren eines Netzfehlers, und
- Anpassen von mindestens einem vorgegeben Stromerzeugungssollwert für mindestens eine
Windkraftanlage zumindest in Abhängigkeit von mindestens einem Energiekabelnetzparameter.
[0036] Das Verfahren kann insbesondere in einem zuvor beschriebenen Windenergiesystem eingesetzt
werden.
[0037] Die Merkmale der Verfahren und Vorrichtungen sind frei miteinander kombinierbar.
Insbesondere können Merkmale der Beschreibung und/oder der abhängigen Ansprüche, auch
unter vollständiger oder teilweiser Umgehung von Merkmalen der unabhängigen Ansprüche,
in Alleinstellung oder frei miteinander kombiniert eigenständig erfinderisch sein.
[0038] Es gibt nun eine Vielzahl von Möglichkeiten, das erfindungsgemäße Windenergiesystem
sowie das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben eines Windenergiesystems auszugestalten
und weiterzuentwickeln. Hierzu sei einerseits verwiesen auf die den unabhängigen Patentansprüchen
nachgeordneten Patentansprüche, andererseits auf die Beschreibung von Ausführungsbeispielen
in Verbindung mit der Zeichnung. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels eines Windenergiesystems
gemäß der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 2
- eine schematische Ansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels eines Windenergiesystems
gemäß der vorliegenden Erfindung; und
- Fig. 3
- ein Flussdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines Verfahrens gemäß der vorliegenden
Erfindung.
[0039] Nachfolgend werden für gleiche Elemente gleiche Bezugszeichen verwendet.
[0040] Figur 1 zeigt eine schematische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels eines Windenergiesystems
2 gemäß der vorliegenden Erfindung. Das dargestellte Windenergiesystem 2 ist ein Offshore-Windenergiesystem
2. Das Offshore-Windenergiesystem 2 umfasst eine Substation 4 und eine Mehrzahl von
Windkraftanlagen 6. Bei der Substation 4 kann es sich um eine Schaltanlage 4, wie
eine Umspannplattform 4, handeln.
[0041] Die Windkraftanlagen 6 und die Substation 4 sind miteinander über ein Energiekabelnetz
8 umfassend eine Mehrzahl von Energiekabeln 10 elektrisch verbunden. Die Energiekabel
10 sind vorliegend als Seekabel 10 gebildet. Ein Energiekabel 10 ist insbesondere
dazu eingerichtet, die von einer Windkraftanlage 6 erzeugte elektrische Energie zur
nächsten Windkraftanlage 6 bzw. an die Substation 4 zu übertragen.
[0042] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist eine Mehrzahl von Windkraftanlagen 6 in mehreren
Strängen 12 bzw. Strings 12 in Reihe geschaltet. Beispielsweise können acht Stränge
mit jeweils sechs Windkraftanlagen vorgesehen sein.
[0043] Vorliegend sind zu Gunsten einer besseren Übersicht lediglich zwei Stränge 12 mit
jeweils drei Windkraftanlagen 6 abgebildet. Ein Ende eines Strangs 12 ist elektrisch
über ein Energiekabei 10 mit der Substation 4 verbunden. Die beiden anderen Enden
können über ein zusätzliches Energiekabel 14 miteinander verbunden werden. Insbesondere
kann mindestens eine Schaltereinrichtung 16 zum Schließen der elektrischen Verbindung
14 vorgesehen sein. Ferner kann vorgesehen, dass ein Strang optional mit mehreren
anderen Strängen verbunden werden kann. Es versteht sich, dass gemäß anderen Varianten
der Erfindung die Windkraftanlagen auch in Ringstrukturen angeordnet sein können.
[0044] Darüber hinaus ist mindestens eine (zentrale) Netzüberwachungseinrichtung 18 vorgesehen.
Die Netzüberwachungseinrichtung 18 ist derart eingerichtet, dass ein Netzfehler in
dem Energiekabelnetz 8 detektiert werden kann. Ein beispielhafter und nicht abschließender
Netzfehler ist ein defektes Energiekabel 10. Eine mögliche Ausgestaltung der Überwachung
des Energiekabelnetzes 8 wird nachfolgend erläutert.
[0045] Ferner weist das Windenergiesystem 2 eine Steuereinrichtung 20 auf. Die Steuereinrichtung
20 ist dazu eingerichtet, mindestens einen Stromerzeugungssollwert für mindestens
eine Windkraftanlage 6 vorzugeben. Vorzugweise kann eine (zentrale) Steuereinrichtung
20 vorgesehen sein, um zumindest für sämtliche mit der Substation 4 verbundene Windkraftanlagen
6 den jeweiligen Stromerzeugungssollwert vorzugeben. Der Stromerzeugungssollwert gibt
insbesondere der jeweiligen Windkraftanlage 6 den zu erzeugenden Strom vor. Dieser
kann in einem einfachen Fall der maximal mögliche Strom sein. Auch kann es sein, dass
ein bestimmter Stromerzeugungssollwert aufgrund von äußeren Anforderungen, die von
einem öffentlichen Netzbetreiber vorgegeben werden, gesetzt werden muss.
[0046] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind die Netzüberwachungseinrichtung 18 und die
Steuereinrichtung 20 in der Substation 4 angeordnet. Gemäß anderen Ausführungsformen
können die Einrichtungen 18 und 20 auch an einem anderen Ort, beispielsweise einer
entfernt angeordneten Zentrale 24 angeordnet sein. Die Zentrale 24 kann zur Überwachung
und Steuerung von weiteren Windenergiesystemen vorgesehen sein.
[0047] Es versteht sich, dass die Netzüberwachungseinrichtung 18 und/oder die Steuereinrichtung
20 mit den Windkraftanlagen 6 über drahtlose und/oder drahtgebundene Kanäle für eine
Kommunikation verbunden sein kann/können.
[0048] Darüber hinaus können Erfassungsmittel 22 zum Erfassen von aktuellen Umgebungsparametern,
insbesondere von meteorologischen Parametern vorgesehen sein. Beispielsweise kann
mindestens ein Windmessmast 22 zur Erfassung der Windrichtung und/oder der Windgeschwindigkeit
vorgesehen sein.
[0049] Wird ein Netzfehler, wie ein defektes Energiekabel 10, von der Netzüberwachungseinrichtung
18 detektiert, so kann die Steuereinrichtung 20 über den Netzfehler informiert werden.
Die Steuereinrichtung 20 ist dazu eingerichtet, bei Detektion eines Netzfehlers die
Stromerzeugungssollwerte von einem oder mehreren Windkraftanlagen 6 anzupassen. Die
Anpassung wird von der Steuereinrichtung 20 zumindest in Abhängigkeit von einem Energiekabelnetzparameter
durchgeführt.
[0050] Figur 2 zeigt eine weitere schematische Ansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels
eines Windenergiesystems 2.1 gemäß der vorliegenden Erfindung. Das Windenergiesystem
2.1 umfasst zu Gunsten einer besseren Übersicht lediglich zwei Stränge 12.1 und 12.2
mit jeweils drei Windkraftanlagen 6.1 bis 6.6, welche mit einer Substation 4.1 verbunden
sind.
[0051] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind eine Mehrzahl von Energiekabeln 10.1 bis
10.6 zur Kopplung der Windkraftanlagen 6.1 bis 6.6 mit der Substation 4.1 vorgesehen.
Eine Windkraftanlage 6.1 bis 6.6 kann einen Generator aufweisen, der die kinetische
Energie des Winds in elektrische Energie wandelt. Diese Energie wird über die Energiekabel
10.1 bis 10.6 von den Windkraftanlagen 6.1 bis 6.6 an die Substation 4.1 übertragen.
Im Regelbetrieb kann die elektrische Verbindung 14.1 getrennt, beispielsweise eine
Schaltereinrichtung 16.1 geöffnet sein. Da die Windkraftanlagen 6.1 bis 6.3 bzw. 6.4
bis 6.6 in Reihe geschaltet sind, sind die Anforderung an die Energiekabel 10.1 bis
10.6 unterschiedlich. So ist der Strom, der über das Energiekabel 10.3 bzw. 10.4 im
Regelbetrieb fließt, geringer als der Strom, der über das Energiekabel 10.2 bzw. 10.5
und 10.1 bzw. 10.6 fließt. Entsprechend unterschiedlich können die Energiekabel 10.1
bis 10.6 bemessen sein.
[0052] Die für ein Energiekabel 10.1 bis 10.6 zulässige Stromstärke hängt insbesondere von
der Querschnittsfläche bzw. vom Durchmesser d des elektrischen Leiters ab. Derzeit
eingesetzte Energiekabel 10.1 bis 10.6 weisen Querschnittsflächen im Bereich von 250
bis 800 mm
2 auf. Vorzugsweise kann es sich um Aluminiumleiter handeln. Aus Kostengründen werden
die Energiekabel 10.1 bis 10.6 nicht überdimensioniert. Insbesondere erfolgt die Auslegung
der Energiekabel 10.1 bis 10.6 hinsichtlich des Regelbetriebs. Daher nimmt der Durchmesser
d
1 bis d
6 der Energiekabel 10.1 bis 10.6 im vorliegenden Ausführungsbeispiel zum Ende eines
Stranges 12 (von der Substation 4.1 aus gesehen) hin stetig ab.
[0053] Zur Detektion eines Netzfehlers eines Energiekabels 10.1 bis 10.6 kann insbesondere
ein Differenzmesssystem vorgesehen sein. Beispielsweise können zwei über ein Energiekabel
10.1 bis 10.6 verbundene Windkraftanlagen 6.1 bis 6.6 ein Differenzmesssystem umfassend
jeweils zumindest eine Parametererfassungseinrichtung 30 aufweisen.
[0054] Beispielhaft wird nachfolgend die Detektion eines defekten Energiekabels 10.2 zwischen
den Windkraftanlagen 6.1 und 6.2 ausgeführt.
[0055] Die jeweilige Parametererfassungseinrichtung 30 der Windkraftanlagen 6.1 und 6.2
ist dazu eingerichtet, den Wert von mindestens einem Parameter des elektrischen Signals,
welches an dem Energiekabel 10.2 auf Seiten der ersten Windkraftanlage 6.1 bzw. der
weiteren Windkraftanlage 6.2 anliegt, zu bestimmen.
[0056] Beispielsweise kann eine Messeinrichtung 30 zum Messen des mindestens einen Parameterwerts
vorgesehen sein. Vorzugsweise kann der Strom und/oder die Spannung gemessen werden.
Eine Bestimmung des Stroms und der Spannung kann vorteilhaft sein, um fehlerhafte
Messungen eines Parameters zu erkennen.
[0057] Insbesondere kann der jeweilige Stromwert an beiden Enden des Energiekabels 10.2
erfasst werden. Die Differenz kann aus den beiden erfassten Stromwerten bestimmt werden.
Auch kann eine Vergleichsoperation durchgeführt werden. Beispielsweise kann zwischen
den Messeinrichtungen 30 ein Kommunikationskanal 26, wie ein drahtgebundener oder
drahtloser Kanal 26, für einen Datenaustausch vorgesehen sein. Ferner kann mindestens
eine der Messeinrichtungen 30 eine Verarbeitungseinrichtung oder dergleichen aufweisen.
Bevorzugt können beide Parameterbestimmungseinrichtungen 30 zur Bestimmung der Differenz
bzw. Summe eingerichtet sein.
[0058] Im störungsfreien (idealen) Betrieb des Offshore-Windenergiesystems 2.1 sind die
Beträge der beiden bestimmten Stromwerte gleich. Ein defektes Energiekabel 10.2 liegt
insbesondere dann vor, wenn die Differenz bzw. Summe der bestimmten Stromwerte ungleich
null ist. Es versteht sich, dass Grenzwerte vorgegeben werden können, um die im realen
Betrieb auftretenden Stromverluste eines Energiekabels 10.2 zu berücksichtigen. Dann
kann eine bestimmte Differenz mit der vorgebbaren Differenz verglichen werden, um
eine fehlerhafte elektrische Verbindung 10.2 zu detektieren.
[0059] Bei Detektion eines Netzfehlers kann das Energiekabel 10.2 von den Windkraftanlagen
6.1 und 6.2 elektrisch beispielsweise durch eine oder mehrere Schaltereinrichtung/en
getrennt werden. Die Messeinrichtung 30 kann die (zentrale) Netzüberwachungseinrichtung
18.1 über den Fehler informieren. Die Position des Netzfehlers bzw. die defekte Komponente
in dem Energiekabelnetz 8 kann bestimmt werden.
[0060] Es versteht sich, dass eine separate mit der Messeinrichtung 30 verbindbare Verarbeitungseinrichtung,
beispielsweise die zentrale) Netzüberwachungseinrichtung 18.1, zur Bestimmung der
Differenz der beiden erfassten Parameterwerte vorgesehen sein kann.
[0061] Um die funktionsfähigen Windkraftanlagen 6.2 und 6.3 weiter betreiben zu können,
kann eine elektrische Verbindung zwischen der Windkraftanlagen 6.3 und 6.4 beispielsweise
durch ein Schließen der Schaltereinrichtung 16.1 hergestellt werden.
[0062] Es ist erkannt worden, dass ohne eine Anpassung der Stromerzeugungssollwerte die
Gefahr einer Überlastung und Beschädigung der weiteren Energiekabel 10.3, 14.1, 10.4,
10.5 und 10.6 besteht. Grund hierfür ist unter anderem die vorgegebene Stromtragfähigkeit
der Energiekabel 10.3, 14.1, 10.4, 10.5 und 10.6. Ohne eine Anpassung der erzeugten
Energie würde über die Energiekabel 14.1, 10.4, 10.5 und 10.6 im Vergleich zu einem
Regelbetrieb ein deutlich höherer Strom fließen. In Abhängigkeit der maximal zulässigen
Stromstärkewerte der entsprechenden Energiekabel 10.3, 14.1, 10.4, 10.5 und 10.6 können
die Stromerzeugungssollwerte für die jeweiligen (betroffenen) Windkraftanlagen 6.2
bis 6.6 bevorzugt individuell angepasst werden.
[0063] Über die Kommunikationskanäle 28 können der Steuereinrichtung 20.1 weitere Daten,
wie die Umgebungsparameter, zur Verfügung gestellt werden.
[0064] Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens zum Betreiben eines Windenergiesystems
2 bei Auftreten eines Netzfehlers erfolgt nachfolgend mit Hilfe der Figur 3. Die Figur
3 zeigt ein Flussdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines Verfahrens zum Betreiben
eines Windenergiesystems 2 gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0065] In einem optionalen ersten Schritt 301 kann die Steuereinrichtung 20 eingerichtet
sein, ein Modell des Windenergiesystems 2 zu erstellen. Insbesondere kann das reale
Windenergiesystem 2 umfassend zumindest eine Mehrzahl von Windkraftanlagen 6, ein
Energiekabelnetz 8 und eine Substation 4 virtuell abgebildet werden. Beispielsweise
kann die Steuereinrichtung 20 Rechenmittel konfiguriert zum Ausführen geeigneter Programme
umfassen. Es versteht sich, dass bei einer Modifizierung des Windenergiesystems 2,
beispielsweise bei Hinzufügen, Entfernen und/oder Austauschen von einer oder mehrerer
Komponenten des Windenergiesystems 2, das erstellte Modell entsprechend angepasst
werden kann.
[0066] Ferner kann die Steuereinrichtung 20 eingerichtet sein, mittels des erstellten Modells
die Auswirkungen eines Netzfehlers auf das Windenergiesystem 2 bzw. die einzelnen
Komponenten des Windenergiesystems 2 zu simulieren (Schritt 302). Neben den vorgegeben
Energiekabelnetzparametern, wie die Anzahl von Energiekabeln 10, deren jeweilige maximal
zulässige Stromtragfähigkeit, die Länge der Energiekabel 10, die Leistungsfähigkeit
der einzelnen Windkraftanlagen 6, etc., können zusätzliche Parameter, welche insbesondere
die Energieerzeugung durch die Windkraftanlagen 6 beeinflussen, vorgegeben werden.
Hierzu zählen beispielsweise Umgebungsparameter, wie meteorologische Parameter oder
die Wellenhöhe. Es können aktuelle und/oder prognostizierte Parameter vorgeben werden.
Die Auswirkungen eines Netzfehlers bei den vorgegeben Parameter können analysiert
werden.
[0067] In einem nächsten Schritt 303 können unterschiedliche Reaktionen auf den Netzfehler,
beispielsweise unterschiedliche Vorgaben für die Stromerzeugungssollwerte für verschiedene
Windkraftanlagen simuliert werden. Die Stromerzeugungssollwerte mit guten Resultaten
können abgespeichert werden. Unter einem guten Resultat ist insbesondere eine möglichst
hohe Energieausbeute bei gleichzeitig ausreichend sicheren Betrieb des Windenergiesystems
zu verstehen. Die entsprechenden Ergebnisse können in einer Speichereinrichtung gespeichert
werden. Insbesondere kann gespeichert werden, welche Stromerzeugungssollwerte bei
Auftritt eines bestimmten Netzfehlers bei bestimmten Randbedingungen eingestellt werden
sollten.
[0068] Anschließend kann/können in Schritt 302 ein anderer Netzfehler und/oder andere Umgebungsparameter
simuliert werden.
[0069] Die zuvor beschriebenen Schritte 301 bis 303 können vor dem Betrieb und/oder während
des Betriebs des Windenergiesystems 2 durchgeführt werden. Alternativ oder zusätzlich
zu einer Simulation können auch Erfahrungen aus tatsächlichen auftretenden Netzfehlern
bei diesem und/oder anderen Windenergiesystemen berücksichtigt werden. Auch können
lediglich tatsächlich vorliegende Energiekabelnetzparameter berücksichtigt werden.
In einem einfachen Fall können lediglich die maximal zulässigen Stromtragfähigkeiten
der verbauten Energiekabel 10 in einer Speichereinrichtung hiterlegt sein.
[0070] Das Windenergiesystem 2 kann in einem Schritt 304 durch eine Netzüberwachungseinrichtung
18 überwacht werden. Insbesondere können Netzfehler, wie defekte Energiekabel 10 und/oder
defekte Windkraftanlagen 6, detektiert werden. Wie zuvor beschrieben wurde, kann die
Netzüberwachungseinrichtung 18 hierbei zusätzlich mit weiteren Messeinrichtungen 30
zusammenwirken. Gerade ein Differenzmesssystem erlaubt eine besonders zeitnahe Detektion
von Netzfehlern.
[0071] Bei Detektion eines Netzfehlers kann in einem Schritt 305 zumindest ein Energiekabelnetzparameter
bestimmt, beispielsweise aus der Speichereinrichtung ausgelesen werden, und bei der
Anpassung des mindestens einen Stromerzeugungssollwert für mindestens eine Windkraftanlage
6 in Schritt 306 berücksichtigt werden.
[0072] Vorzugsweise kann in Schritt 305 der Netzfehler analysiert werden. Neben der Art
des Netzfehlers kann insbesondere die Position des Fehlers in dem Windenergiesystem
2 bestimmt werden. Hieraus können beispielsweise die von dem Netzfehler beeinträchtigten
Komponenten des Windenergiesystems 2 abgeleitet werden. Darüber hinaus ist es vorteilhaft,
die aktuellen und/oder prognostizierten Umgebungsparameter zu bestimmen. Insbesondere
können die aktuelle Windgeschwindigkeit und die für die nächste Zeit vorausgesagte
Windgeschwindigkeit berücksichtigt werden. Sind beispielsweise hohe Windgeschwindigkeiten
für die nächsten zwei Stunden vorhergesagt und in den darauffolgenden Stunden niedrige
Windgeschwindigkeiten, können in Schritt 306 die Stromerzeugungssollwerte für die
nächsten zwei Stunden derart gesetzt werden, dass die zulässige maximale Stromtragfähigkeit
für diese zwei Stunden überschritten wird. Insbesondere ist erkannt worden, dass eine
kurzzeitige Überschreitung der von dem Hersteller vorgegebenen Stromtragfähigkeitsgrenzwerte
der Energiekabel 10 dann zulässig ist, wenn anschließend eine (deutliche) Reduktion
des fließenden Stroms beispielsweise aufgrund reduzierter Windgeschwindigkeiten erfolgt.
Es versteht sich, dass ein zweiter Stromtragfähigkeitsgrenzwert vorgegeben werden
kann, der nicht überschritten werden darf.
[0073] Wenn zuvor die Schritte 301 bis 303 durchgeführt worden sind, kann in Schritt 305
die Speichereinrichtung mit den simulierten Szenarien nach einem Szenarium durchsucht
werden, welches mit dem tatsächlich aufgetretenen Netzfehler und ggf. den tatsächlichen
Umgebungsparameter (nahezu) übereinstimmt. Die den abgespeicherten Szenarien zugeordneten
Stromerzeugungssollwerte können von der Steuereinrichtung 20 ausgelesen und zum Ansteuern
der entsprechenden Windkraftanlagen 6 genutzt werden.
[0074] Nach einer Anpassung der Stromerzeugungssollwerte in Schritt 306 kann das Windenergiesystem
überwacht werden (Schritt 307). Insbesondere kann ein Vergleich zwischen den simulierten
Szenarium und dem tatsächlichen Szenarium durchgeführt werden. Falls Unterschiede
beispielsweise von der Netzüberwachungseinrichtung 18 festgestellt werden, können
die Stromerzeugungssollwerte ggf. nachjustiert werden. Zudem können die Erfahrungen
aus einem tatsächlichen Szenarium abgespeichert und bei zukünftig auftretenden Fällen
berücksichtigt werden.
[0075] Falls ein Modell bei der Anpassung des mindestens einen Stromerzeugungssollwerte
nicht eingesetzt wurde, können gemäß einer weiteren Variante der Erfindung die Schritte
306 und 307 iterativ solange durchgeführt werden, bis ein zufriedenstellender Zustand
des Windenergiesystems 2, insbesondere ein sicherer Betrieb des Windenergiesystems
2, erreicht worden ist.
1. Windenergiesystem (2, 2.1), insbesondere Offshore-Windenergiesystem (2, 2.1), umfassend:
- eine Mehrzahl von über ein Energiekabelnetz (8) elektrisch miteinander verbundenen
Windkraftanlagen (6, 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6),
- mindestens eine Überwachungseinrichtung (18, 18.1) zum Überwachen des Windenergiesystems
(2, 2.1), und
- mindestens eine Steuereinrichtung (20, 20.1) zum Vorgeben von mindestens einem Stromerzeugungssollwert
für mindestens eine Windkraftanlage (6, 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6),
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Überwachungseinrichtung (18, 18.1) zum Detektieren eines Netzfehlers eingerichtet
ist, und
- bei Detektion eines Netzfehlers die Steuereinrichtung (20, 20.1) eingerichtet ist,
derart, dass zumindest in Abhängigkeit von mindestens einem Energiekabelnetzparameter
der mindestens eine Stromerzeugungssollwert für mindestens eine Windkraftanlage (6,
6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6) angepasst wird.
2. Windenergiesystem (2, 2.1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Energiekabelnetzparameter ein vorgegebener Stromtragfähigkeitsgrenzwert von
mindestens einem Energiekabel (10, 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5, 10.6) des Energiekabelnetzes
(8) ist, und
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) zum Anpassen des Stromerzeugungssollwerts in Abhängigkeit
des Stromtragfähigkeitsgrenzwerts eingerichtet ist.
3. Windenergiesystem (2, 2.1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- bei Detektion eines Netzfehlers die Überwachungseinrichtung (18, 18.1) eingerichtet
ist, die Position des Netzfehlers in dem Energiekabelnetz (8) zu detektieren, und
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) zum Anpassen des Stromerzeugungssollwerts in Abhängigkeit
der Position des Netzfehlers eingerichtet ist.
4. Windenergiesystem (2, 2.1) nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) zum Anpassen des Stromerzeugungssollwerts in Abhängigkeit
von mindestens einem Umgebungsparameter eingerichtet ist,
- wobei der Umgebungsparameter insbesondere ein aktueller meteorologischer Parameter
und/oder ein vorhergesagter meteorologischer Parameter ist.
5. Windenergiesystem (2, 2.1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (20, 20.1) eingerichtet ist, in Abhängigkeit von dem mindestens
einem Umgebungsparameter den Stromerzeugungssollwert für eine vorgebbare Zeitdauer
derart anzupassen, dass der vorgegebene Stromtragfähigkeitsgrenzwert für die vorgebbare
Zeitdauer von einem erzeugten Strom überschritten wird.
6. Windenergiesystem (2, 2.1) nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) eingerichtet ist, ein Modell von zumindest einem
Teil des Windenergiesystems (2, 2.1) zu erzeugen,
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) eingerichtet ist, zumindest die Auswirkungen eines
Netzfehlers auf den Stromfluss durch das Energiekabelnetz (8) mittels des Modells
zu simulieren, und
- die Steuereinrichtung (20, 20.1) eingerichtet ist, in Abhängigkeit des Simulationsergebnisses
den Stromerzeugungssollwert anzupassen.
7. Windenergiesystem (2, 2.1) nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine Mehrzahl von Windkraftanlagen (6, 6.1, 6.2, 6.3) zu einem ersten Strang (12,
12.1) in Reihe geschaltet ist, wobei die an einem ersten Ende des erstens Strangs
(12, 12.1) angeordnete Windkraftanlage (6.1) mit einer Substation (4, 4.1) verbunden
ist,
- eine weitere Mehrzahl von Windkraftanlagen (6, 6.4, 6.5, 6.6) zu einem weiteren
Strang (12, 12.2) in Reihe geschaltet ist, wobei die an einem ersten Ende des weiteren
Strangs (12, 12.2) angeordnete Windkraftanlage (6.6) mit der Substation (4, 4.1) verbunden
ist, und
- die an dem anderen Ende des ersten Strangs (12, 12.1) angeordnete Windkraftanlage
(6.3) mit der an dem anderen Ende des weiteren Strangs (12, 12.2) angeordneten Windkraftanlage
(6.4) elektrisch verbindbar ist.
8. Windenergiesystem (2, 2.1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Schaltereinrichtung (16, 16.1) zum Schließen der elektrischen Verbindung
(14) zwischen der an dem anderen Ende des ersten Strangs (12, 12.1) angeordneten Windkraftanlage
(6.3) und der am anderen Ende des weiteren Strangs (12, 12.2) angeordneten Windkraftanlage
(6.4) bei Detektion eines Netzfehlers in dem ersten Strang (12, 12.1) oder dem weiteren
Strang (12, 12.2) vorgesehen ist.
9. Windenergiesystem (2, 2.1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens zwei über ein Energiekabel (10, 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5, 10.6) miteinander
verbundene Windkraftanlagen (6, 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6) ein Differenzmesssystem
zum Detektieren eines Netzfehlers des Energiekabels (10, 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5,
10.6) aufweisen.
10. Verfahren zum Betreiben eines Windenergiesystems (2, 2.1), insbesondere eines Offshore-Windenergiesystems
(2, 2.1), wobei das Windenergiesystem (2, 2.1) eine Mehrzahl von über ein Energiekabelnetz
(8) elektrisch miteinander verbundenen Windkraftanlagen (6, 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5,
6.6)aufweist, umfassend:
- Detektieren eines Netzfehlers, und
- Anpassen von mindestens einem vorgegeben Stromerzeugungssollwert für mindestens
eine Windkraftanlage (6, 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6) zumindest in Abhängigkeit von
mindestens einem Energiekabelnetzparameter.