[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung einer Kühlung eines
Werkstoffs mit einem Kühlmittel, ein Computerprogrammprodukt zum Ausführen eines solchen
Verfahrens, eine Steuerungseinrichtung zur Steuerung einer Kühlung eines Werkstoffs
mit einem Kühlmittel, und eine Kühlstrecke einer Walzanlage, umfassend eine solche
Steuerungseinrichtung.
[0002] Zur Kühlung von Metallbändern, insbesondere von Stahlbändern, ist es bekannt, auf
diese große Mengen von Wasser als Kühlmittel aufzubringen. In einer Kühlstrecke muss
der Kühlmittelstrom und damit die Kühlintensität so geregelt sein, dass das gewünschte
Gefüge des abzukühlenden Werkstoffs mit hoher Präzision festgelegt wird.
[0003] DD 213 853 A1 beschreibt eine Regeleinrichtung zur Regelung einer Wasserzufuhr in einer Wasserkühlstrecke,
die zur Abkühlung eines Walzgutes betrieben wird. Die Regeleinrichtung umfasst Durchflussmengenmesser
und Stellventile in Zuleitungen zu Kühldüsen, welche mit einem Regelorgan einer EDV-Anlage
in Verbindung stehen, in der je nach Typ des Walzgutes eines von mehreren hinterlegten
Kühlregelprogrammen abgearbeitet wird (EDV = Elektronische Daten-Verarbeitung).
[0004] DE 101 37 596 A1 beschreibt ein Verfahren zur Kühlung von Werkstücken, insbesondere von Walzprodukten
aus Stahl. Der Druck des Kühlwassers wird durch eine Verstellung von Druckregelventilen
eingeregelt. Hierbei wird laufend kontrolliert, ob eine unzulässige Abweichung gemessener
Ist-Druckwerte von Soll-Druckwerten vorliegt und gegebenenfalls eine Regelung der
Druckwerte durchgeführt.
[0005] Solche Druckregelkreise werden durch Änderungen der Sollwassermenge an den Ventilen
der Kühlstrecke ständig gestört. Für den Druckregelkreis ändert sich also ständig
das Verhalten der Regelstrecke. Umgekehrt werden alle Durchflussregelkreise durch
Druckschwankungen gestört. Daher sind solche Regelungen einer Kühlstrecke relativ
langsam. Besonders störend tritt dieser Nachteil bei einer Intensivkühlung zutage,
d. h. im Falle eines hohen Wasserbedarfs bei einem Wasserdruck größer als 1 bar. Ein
solch hoher Wasserdruck kann allein mit einem Hochtank nicht bereitgestellt werden,
so dass der Betrieb der Intensivkühlung und einer Wasserpumpe der Wasserwirtschaft
nicht mehr entkoppelt möglich ist.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Kühlung eines Werkstoffs
mit einem Kühlmittel anzugeben.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Steuerung einer Kühlung eines Werkstoffs
mit einem Kühlmittel, wobei eine Zufuhr des Kühlmittels zu dem Werkstoff durch mindestens
ein Stellglied gesteuert wird, welches in zwei oder mehr unterschiedliche Stellungen
einstellbar ist, wobei dem Stellglied ein Stellglied-Kennlinienfeld zugeordnet wird,
welches eine Beziehung zwischen einem Kühlmittelstrom, einem Druck des Kühlmittels
und einer Stellung des Stellglieds angibt, und wobei ein Kühlmittelstrom eingestellt
wird, indem der Druck des Kühlmittels in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen vor
dem mindestens einen Stellglied ermittelt wird, aus dem Stellglied-Kennlinienfeld
die zu dem ermittelten Druckwert und einem Soll-Kühlmittelstrom korrespondierende
Stellung ermittelt wird, und das Stellglied in die ermittelte Stellung eingestellt
wird. Die Aufgabe wird weiter gelöst durch ein Computerprogrammprodukt zur Steuerung
der Kühlung eines Werkstoffs mit einem Kühlmittel, wobei eine Zufuhr des Kühlmittels
zu dem Werkstoff durch mindestens ein Stellglied gesteuert wird, welches in zwei oder
mehr unterschiedliche Stellungen einstellbar ist, wobei dem Stellglied ein Stellglied-Kennlinienfeld
zugeordnet ist, welches eine Beziehung zwischen einem Kühlmittelstrom, einem Druck
des Kühlmittels und einer Stellung des Stellglieds angibt, wobei das Computerprogrammprodukt,
wenn es durch eine Recheneinheit ausgeführt wird, folgende Verfahrensschritte durchführt:
Ermitteln einer zu einem Druckwert des Kühlmittels, der in Flussrichtung des Kühlmittels
gesehen vor dem mindestens einen Stellglied ermittelt wurde, und einem Soll-Kühlmittelstrom
korrespondierenden Stellung aus dem Stellglied-Kennlinienfeld; und Erzeugen eines
Signals, das eine Einstellung des Stellglieds in die ermittelte Stellung auslöst.
Die Aufgabe wird außerdem gelöst durch eine Steuerungseinrichtung zur Steuerung einer
Kühlung eines Werkstoffs mit einem Kühlmittel, umfassend eine Speichereinheit, welche
zur Speicherung eines Stellglied-Kennlinienfelds ausgebildet ist, das eine Beziehung
zwischen einem Kühlmittelstrom, einem Druck des Kühlmittels und einer Stellung mindestens
eines dem Stellglied-Kennlinienfeld zugeordneten Stellglieds zur Steuerung der Zufuhr
des Kühlmittels zu dem Werkstoff angibt, eine Prozessoreinheit, welche dazu ausgebildet
ist, aus dem gespeicherten Stellglied-Kennlinienfeld die zu einem ermittelten Druckwert
des Kühlmittels und einem Soll-Kühlmittelstrom korrespondierende Stellung des mindestens
einen Stellglieds zu ermitteln, und eine Signaleinheit, welche dazu ausgebildet ist,
an eine Stelleinheit ein Signal zur Einstellung des mindestens einen Stellglieds in
die ermittelte Stellung zu senden.
[0008] Ein übliches Kühlmittel ist Wasser, insbesondere für die Kühlung eines Werkstoffs
wie Metall. In Bezug auf ein Kühlmittel werden in der Beschreibung der Erfindung die
Begriffe "Strom" und "Fluss" gleichbedeutend verwendet: sie beschreiben eine pro Zeiteinheit
durch eine gegebene Querschnittsfläche hindurch tretende Menge an Kühlmittel. Dabei
kann die Kühlung in Form einer Wasserstrahlkühlung, häufig auch als Laminarkühlung
bezeichnet, erfolgen. Eine Wasserstrahlkühlung ist eine Kühlung des Materials mit
einem oder mehreren Wasserstrahlen. Die Intensivkühlung kann als ein Spezialfall der
Laminarkühlung betrachtet werden. Für eine Intensivkühlung im Sinne der vorliegenden
Beschreibung ist ein hoher Wasserbedarf bei einem Wasserdruck größer als 1 bar kennzeichnend.
Der Wasserbedarf der Intensivkühlung kann aus einem reinen Wasserhochtank nicht mehr
gedeckt werden, so dass der Betrieb der Intensivkühlung - im Falle von Wasser als
Kühlmittel - mit einer Wasserpumpe der Wasserwirtschaft gekoppelt ist. Die Ventile
der Intensivkühlung sind dabei vorzugsweise kontinuierlich verstellbar, d. h. die
Wassermengen sind kontinuierlich veränderbar, um eine genaue Dosierung der Kühlleistung
zu ermöglichen.
[0009] Erfindungsgemäß werden keine Durchflussregelkreise aufgebaut, sondern die Stellglieder
eines Kühlmittellaufs direkt angesteuert. Weiterhin wird auch kein Druckregelkreis
für die der Kühlung zuzuführende Kühlmittelmenge aufgebaut. Die vorliegende Erfindung
beruht dabei auf der Erkenntnis, dass eine hohe Einstellgeschwindigkeit eines benötigten
Kühlmittelstroms, z. B. eines Kühlwasserstroms in einer Kühlstraße, nur über eine
Steuerung zu erreichen ist, wohingegen eine herkömmliche Regelung dafür zu langsam
und zu störanfällig ist, vor allem unter den Bedingungen einer Intensivkühlung.
[0010] Vorzugsweise wird dabei wie folgt verfahren: Jedem Stellglied, z. B. in Form einer
Regelklappe oder eines Ventils, wird ein erstes Stellglied-Kennlinienfeld k = f (w,
p) zugeordnet, das die Eingangsgrößen Kühlmittelstrom w und Druck p des Kühlmittels
auf eine Stellgliedstellung k abbildet und das aus einem Soll-Kühlmittelstrom w eine
direkte Ermittlung einer korrespondierenden Stellgliedstellung k ermöglicht. Dieses
Kennlinienfeld ist entweder vorbekannt oder wird zumindest einmalig durch Auslitern
des Stellglieds ermittelt. Unter "Auslitern" wird eine experimentelle Ermittlung des
Durchflusses durch das Stellglied als Funktion der Stellung des Ventils und des Drucks
des Kühlmittels verstanden. Zum Kalibrieren des Stellglied-Kennlinienfeldes f(w, p)
können Durchflussmessungen vorgenommen werden.
[0011] Alternativ kann ein zweites Stellglied-Kennlinienfeld w = g(k, p) abgelegt werden,
das die Eingangsgrößen Stellglied-stellung k und Druck p des Kühlmittels auf einen
Kühlmittelstrom w abbildet. Es ist auch möglich, dass alternativ ein drittes Stellglied-Kennlinienfeld
p = h(k, w) abgelegt wird, das die Eingangsgrößen Stellgliedstellung k und Kühlmittelstrom
w auf einen Druck p des Kühlmittels abbildet.
[0012] Ein Prozessrechner steuert die Stellglieder unter Verwendung der dazugehörigen Kennlinienfelder
derart an, dass durch jedes Stellglied der geforderte Kühlmittelstrom fließt. Dazu
wird der Istdruck p erfasst, in das Kennlinienfeld eines jeden Stellglieds eingesetzt
und jeder Soll-Kühlmittelstrom w auf eine korrespondierende Soll-Stellgliedstellung
k abgebildet. Alternativ wird der Solldruck anstelle des Istdrucks in das Kennlinienfeld
eingesetzt.
[0013] Tests haben gezeigt, dass als Regelklappen ausgebildete Stellglieder in 2 s von 0%
auf 100% ihres Öffnungsgrads und in 1 s von 20% auf 80% ihres Öffnungsgrads verfahren
werden können, und darüber hinaus die Pumpe in weniger als 1 s vom Stillstand auf
die Maximaldrehzahl gebracht werden kann. Dadurch ist eine schnelle Einstellung des
Kühlmittelstroms in jedem Kühlmittelzulauf zum Werkstoff und eine noch schnellere
Einstellung des Kühlmittelstroms zur Versorgung der Intensivkühlung möglich, auch
wenn das Kühlmittel zu der Intensivkühlung erst über eine lange Zuleitung, z. B. über
eine Länge im Bereich von 100 bis 200 m, heran transportiert werden muss.
[0014] Mit der vorliegenden Erfindung ist es möglich, eine große Kühlmittelmenge, wie sie
z. B. in einer Intensivkühlung einer Kühlstraße einer Walzanlage benötigt wird, beispielsweise
eine Kühlwassermenge von ca. 150 m
3 Wasser, ausreichend schnell zu beschleunigen, um mit dem Eintritt des zu kühlenden
Werkstoffs, z. B. eines Metallbands, in die Kühlstraße in einer sehr kurzen Zeit,
z. B. auf einer Zeitskala von typischerweise 1 s, einen stabilen Kühlmittelstrom aufzubauen.
Selbst bei dünnen Metallbändern, die mit einer Geschwindigkeit von ca. 10 m/s durch
die Kühlstraße transportiert werden, bleibt also die Länge unzureichend gekühlten
Materials kleiner als 10 m. Bei einer Kühlstraße mit Laminarkühlung liegt dieser Wert
in derselben Größenordnung.
[0015] Eine Kühlung mit der erfindungsgemäßen Steuerung von Stellgliedern hat somit folgende
Vorteile:
- Der benötigte Kühlmittelstrom kann genau zum gewünschten Zeitpunkt, z. B. beim Eintritt
eines Materialbandes in die Kühlstraße, bereitgestellt werden. Umgekehrt kann der
Kühlmittelstrom entsprechend schnell genau zum gewünschten Zeitpunkt, z. B. beim Austritt
eines Materialbandes aus der Kühlstraße, reduziert werden.
- Eine hohe Regeldynamik wird auch während des Bandlaufs am Anlagenlimit erreicht; damit
ist auch im Falle einer Intensivkühlung eine genaue Einstellung der Haspeltemperatur
möglich, analog wie bei einer Laminarkühlung. Im Falle einer Intensivkühlung verringert
sich also gegenüber einer Laminarkühlung die Genauigkeit der Haspeltemperatur nicht.
- Ein dynamischer Betrieb ist sowohl unter Hochdruck als auch unter Niederdruck des
Kühlmittels möglich. Wird ein großer Kühlmittelstrom benötigt, kann der Solldruck
angehoben werden (= Hochdruckbetrieb). Für Anwendungen, für die lediglich ein geringerer
Kühlmittelstrom benötigt wird, kann man als Solldruck den Versorgungsdruck psaug der Pumpe wählen (= Niederdruckbetrieb). Die Pumpendrehzahl kann dabei so gewählt
werden, dass die Pumpe einfach nur wie eine Wasseruhr mitdreht, ohne den Versorgungsdruck
der Intensivkühlung selbst zu verändern.
- Ein kontinuierlicher Wechsel zwischen einem Niederdruckbetrieb und einem Hochdruckbetrieb,
auch während eines laufenden Kühlprozesses, ist möglich. Dadurch ist eine große Flexibilität
in den Kühlverfahren, z. B. in der Produktion in einem Stahlwerk, gewährleistet.
- Auf eine mit hohen Kosten verbundene dynamische Durchflussmessung mithilfe einer Messeinrichtung
vor jedem Stellglied, z. B. jedem Ventil, der Intensivkühlung kann verzichtet werden.
Damit kann außerdem auf eine ausreichend lang ausgelegte, geradlinige Beruhigungsstrecke
verzichtet werden, die im Falle einer Durchflussmessung zusätzlich zu einer Messeinrichtung
erforderlich ist und die Kühlanlage zusätzlich verteuert.
- Die Erfindung erlaubt eine Kühlung mit einem hohen Wirkungsgrad. Das gesamte Kühlmittel,
das transportiert, insbesondere gepumpt wird, wird zur Kühlung, insbesondere zur Intensivkühlung,
verwendet. Dabei kann der Energieverbrauch der Pumpe noch weiter dadurch reduziert
werden, dass ein höherer Druck des Kühlmittels nur dann erzeugt wird, wenn dieser
tatsächlich benötigt wird. Der Bedarf für einen Hochdruckbetrieb kann z. B. dadurch
festgestellt werden, dass man Stellungen von Stellgliedern, z. B. Klappenstellungen
von Ventilen, ermittelt und den Solldruck für die Pumpe erst dann anhebt, wenn die
Stellung wenigstens eines Stellglieds eine bestimmte, als Grenzwert vorgegebene Öffnungsstellung
überschreiten würde.
- Die Erfindung ist ein wesentlicher Baustein einer Anlage, die einen kombinierten,
flexiblen Kühlbetrieb erlaubt, durch den die normale Produktion, z. B. in einem Stahlwerk,
nicht gestört oder beeinträchtigt wird.
[0016] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
abhängigen Ansprüchen. Dabei kann das erfindungsgemäße Verfahren auch entsprechend
den abhängigen Vorrichtungsansprüchen weitergebildet sein, und umgekehrt.
[0017] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird das mindestens eine Stellglied
kontinuierlich in die ermittelte Stellung eingestellt. Vorzugsweise handelt es sich
bei dem mindestens einen Stellglied um ein kontinuierlich verstellbares Stellglied.
Eine kontinuierliche Einstellung bzw. Verstellbarkeit des mindestens einen Stellglieds
bedeutet, dass das mindestens eine Stellglied stufenlos in die ermittelte Stellung
verstellt wird. Bei dem stufenlos verstellbaren Stellglied kann es sich z. B. um ein
Ventil oder eine Regelklappe handeln.
[0018] Ein Steuerungsverfahren unter Verwendung von kontinuierlich verstellbaren Stellgliedern
ist nicht wesentlich teurer als die übliche Ausrüstung von Kühlstrecken mit einfachen
Schaltventilen. In diesem Fall entkoppelt ein Hochtank die Steuerung der Wasserwirtschaft
von der Steuerung der Klappen der Ventile. Eine solche Steuerung vermeidet die bei
Schaltventilen auftretenden Schaltsprünge in der Temperatur und ist daher besonders
geeignet für eine modellprädiktive Steuerung des zeitlichen Abkühlverlaufs in der
Kühlstrecke.
[0019] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass mindestens einer Kühlmittelpumpe,
die in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen vor dem mindestens einen Stellglied angeordnet
ist, ein Pumpen-Kennlinienfeld n = q(w, Δp) zugeordnet wird, welches eine Pumpendrehzahl
n als Funktion eines Kühlmittelstroms w und einer Druckdifferenz Δp des Kühlmittels,
die zwischen einem Saugdruck an einer Eingangsseite der Pumpe und einem Ausgangsdruck
an einer Ausgangsseite der Pumpe herrscht, angibt, der Saugdruck des Kühlmittels ermittelt
wird, und die Pumpe mit einer Drehzahl betrieben wird, die zu der Druckdifferenz und
einem Soll-Kühlmittelstrom aus dem Pumpen-Kennlinienfeld ermittelt wird.
[0020] Es ist alternativ auch möglich, dass der mindestens einen Kühlmittelpumpe ein zweites
Pumpen-Kennlinienfeld w = r(n, Δp) zugeordnet wird, welches den Kühlmittelstrom w
als Funktion r der Pumpendrehzahl n und der Druckdifferenz Δp des Kühlmittels, die
zwischen dem Saugdruck an der Eingangsseite der Pumpe und dem Ausgangsdruck an der
Ausgangsseite der Pumpe herrscht, angibt. Es ist alternativ auch möglich, dass der
mindestens einen Kühlmittelpumpe ein drittes Pumpen-Kennlinienfeld Δp = s(n, w) zugeordnet
wird, welches die Druckdifferenz Δp des Kühlmittels, die zwischen dem Saugdruck an
der Eingangsseite der Pumpe und dem Ausgangsdruck an der Ausgangsseite der Pumpe herrscht,
als Funktion s der Pumpendrehzahl n und des Kühlmittelstroms w angibt.
[0021] Der Kühlmittelpumpe, z. B. einer Wasserpumpe, die die Kühlvorrichtung mit Kühlmittel
versorgt, kann ein Pumpenkennlinienfeld n = q(w, p-p
saug) zugeordnet werden. Dabei bezeichnet n die Sollpumpendrehzahl, w den zur Kühlung
zu fördernden Kühlmittelstrom, p den Druck an der Ausgangsseite der Pumpe und p
saug den Saugdruck auf der Eingangsseite der Pumpe. Dabei muss w die Summe der Kühlmittelströme
aller Stellglieder der Kühlung sein, zuzüglich eventuell weiterer vorhandener Abnehmer,
die Kühlmittel von der Pumpe der Kühlung beziehen. Die Pumpe wird von einem Prozessrechner
so angesteuert, dass sie mit einer Drehzahl n fährt, die bei Einsetzen des Soll-Kühlmittelstroms
w und einer Solldruckerhöhung p-p
saug in das Pumpen-Kennlinienfeld hervorgeht. Dazu wird mit Vorteil der Saugdruck auf
der Eingangsseite der Pumpe gemessen. Alternativ kann auch ein Schätzwert verwendet
werden, z. B. berechnet aus der Höhendifferenz zwischen dem Aufstellungsort der Pumpe
und dem Kühlmittelspiegel in einem Kühlmitteltank, mit dem die Saugseite der Pumpe
versorgt wird. Alternativ kann auch ein Sollwert einer anderen Regeleinrichtung verwendet
werden, die der Pumpe das Kühlmittel auf der Saugseite liefert.
[0022] Es ist von Vorteil, wenn eine Steuerungseinrichtung nicht nur die Stellglieder, sondern
auch die Pumpen, z. B. für den Hochtank, steuert, weil der Steuerungseinrichtung die
bereitzustellenden Kühlmittelströme bereits vorab bekannt sind. Dies kann in Form
eines so genannten intelligenten Kühlmittelmanagements bereitgestellt werden: In diesem
Fall steuert die Steuerungseinrichtung neben Stellgliedern, z. B. den Klappen der
Ventile, die gesamte Wasserwirtschaft übergreifend an und "kennt" alle Wasserverbraucher
im System, d. h. berücksichtigt deren Wasserverbrauch auf Basis bisher gesammelter
und/oder aktueller Verbrauchswerte. Die Steuerungseinrichtung steuert insbesondere
auch die Intensivkühlung an.
[0023] Die Pumpe wird vorzugsweise mit einem Umrichter frequenzgeregelt angesteuert. Das
Kennlinienfeld der Pumpe ist entweder vorbekannt oder wird zumindest einmalig durch
Auslitern der Pumpe ermittelt.
[0024] Es ist von Vorteil, dass die Stellung des mindestens einen Stellglieds und die Drehzahl
zum Betreiben der mindestens einen Kühlmittelpumpe in einem Schritt als ein gemeinsamer
Sollwertsatz ermittelt wird, wobei der Druck des Kühlmittels vor dem mindestens einen
Stellglied identisch zu dem Ausgangsdruck an der Ausgangsseite der Pumpe ist.
[0025] Ein Prozessrechner ermittelt die Solldrehzahl der Pumpe und die Stellungen der Stellglieder,
z. B. die Stellungen von Ventilen oder Klappen, vorzugsweise in einem Schritt als
einen gemeinsamen Sollwertsatz (= übergreifende Steuerung). So muss nicht gewartet
werden, bis der Ist-Kühlmitteldruck tatsächlich ansteht, wenn die Stellglieder betätigt
werden, und umgekehrt. Weiterhin wird vermieden, dass die Pumpe durch einen Betrieb
in einem unzulässigen Bereich beschädigt werden kann. Eine solche Beschädigung könnte
nämlich vorkommen, wenn eine separate Pumpenregelung aufgrund einer früheren Schätzung
des Kühlmittelbedarfs die Pumpe im Sinne einer Vorsteuerung hochfährt, aber der Prozessrechner
die Stellglieder nicht wie erwartet öffnet, weil ein Fehler vorliegt und der Sollwertsatz
für die Stellglieder dort nicht ankommt. Bei einem gemeinsamen Sollwertsatz ist dagegen
Konsistenz immer sichergestellt.
[0026] Es ist außerdem möglich, dass der Saugdruck des Kühlmittels an der Eingangsseite
der Pumpe durch eine Messung oder eine Schätzung ermittelt wird.
[0027] Gemäß einer Ausgestaltung wird das Stellglied-Kennlinienfeld adaptiert, indem der
Druck des Kühlmittels ermittelt, insbesondere gemessen, wird, die Stellung des Stellglieds
ermittelt wird, aus dem Stellglied-Kennlinienfeld der zu den ermittelten Werten, d.
h. Druck und Stellung, korrespondierende Kühlmittelstrom ermittelt wird, der aus dem
Stellglied-Kennlinienfeld ermittelte Kühlmittelstrom mit einem gemessenen Kühlmittelstrom
verglichen wird und das Stellglied-Kennlinienfeld so verändert wird, dass der aus
dem Stellglied-Kennlinienfeld ermittelte Kühlmittelstrom mit dem gemessenen Kühlmittelstrom
übereinstimmt.
[0028] Gemäß einer Ausgestaltung wird das Stellglied-Kennlinienfeld, welches in einer zweiten
Form w = g(k
i, p) gegeben ist, zur Adaptierung des Stellglied-Kennlinienfelds mittels Ansatzfunktionen
dargestellt, in der Form g(k
i, p) = ∑
j c
j g
j(k
i, p), wobei die Verstärkungsfaktoren c
j geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen g
j(k
i, p) gewählt werden. Der übliche Nachteil einer Steuerung, dass die eingestellten
Kühlmittelmengen ungenauer sind als bei einer Regelung, kann durch eine Adaption des
Stellglied-Kennlinienfelds mithilfe der Faktoren c
j ausgeglichen werden.
[0029] Wenn die Ansatzfunktionen lokal sind, z. B. wenn sie B-Splines sind, die nur in einer
Umgebung um den Entwicklungspunkt von Null verschieden sind, konvergiert die Adaption
besonders schnell, weil dann das Kennlinienfeld nur in der Nähe der momentanen Messung
verbessert wird und Stellen des Kennlinienfeldes, die weiter weg von der momentanen
Messung sind, nicht verändert, insbesondere nicht verschlechtert werden.
[0030] Bei dieser Vorgehensweise ist es noch erforderlich, während oder nach der Adaption
das Kennlinienfeld zu überprüfen, ob es noch streng monoton steigend ist. Das kann
z. B. vorkommen, wenn ungenaue Messwerte erfasst werden oder das anfängliche Kennlinienfeld
sehr ungenau ist und die Adaption große Korrekturen vornehmen muss. Ist das Kennlinienfeld
nach Adaption nicht streng monoton steigend, ist die Anpassung des jeweiligen Faktors
c
j zu reduzieren oder rückgängig zu machen. Andernfalls kann der Prozessrechner aus
einem gegebenen Soll-kühlmittelstrom W
Soll und einem Druck p nicht mehr eindeutig durch Auflösen der Funktion W
Soll = g(k
i, p) nach k
i eine Stellung k
i des Stellgliedes ermitteln.
[0031] Es ist auch möglich, in einer verbesserten Ausführung das Stellglied-Kennlinienfeld
in einer ersten Kennlinien-Form k = f(w, p) abzulegen, die eine direkte Ermittlung
der Stellglied-Stellung k
i aus einem Soll-Kühlmittelstrom w ermöglicht.
[0032] Es ist jetzt nämlich möglich, das in der ersten Kennlinien-Form k = f(w, p) abgelegte
Kennlinienfeld insbesondere direkt zu adaptieren. Dazu werden der Druck p des Kühlmittels
und der Kühlmittelstrom w des Kühlmittels ermittelt, insbesondere gemessen, aus dem
Stellglied-Kennlinienfeld die zu den ermittelten Werten, d. h. Druck und Kühlmittelstrom,
korrespondierende Stellung des Stellglieds ermittelt, die aus dem Stellglied-Kennlinienfeld
ermittelte Stellung des Stellglieds mit einer gemessenen Stellung des Stellglieds
verglichen und das Stellglied-Kennlinienfeld so verändert, dass die aus dem Stellglied-Kennlinienfeld
ermittelte Stellung des Stellglieds mit der gemessenen Stellung des Stellglieds übereinstimmt.
[0033] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung wird das Stellglied-Kennlinienfeld, welches
in der ersten Form k = f(w, p) gegeben ist, zur Adaptierung des Stellglied-Kennlinienfelds
mittels Ansatzfunktionen dargestellt, in der Form f(w, p) = ∑
j a
j f
j(w, p), wobei die Verstärkungsfaktoren a
j geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen f
j(w, p), gewählt werden.
[0034] Der Prozessrechner kann jetzt die erforderlichen Stellung k des Stellgliedes aus
dem Druck p und der Sollwassermenge w
soll gemäß k
i = f(w
Soll, p) direkt bestimmen, ohne vorher das Kennlinienfeld invertieren zu müssen. Besonders
vorteilhaft ist bei dieser Vorgehensweise, dass bei der Anpassung der Koeffizienten
a
j durch die Adaption nicht überprüft werden muss, ob das Kennlinienfeld noch streng
monoton steigend ist. Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass der Rechenaufwand,
der bei der Auflösung einer nichtlinearen Funktion nach einer Variablen entsteht,
entfällt.
[0035] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird das Pumpen-Kennlinienfeld
adaptiert, indem die Druckdifferenz und der Strom des Kühlmittels ermittelt werden,
aus dem Pumpen-Kennlinienfeld die zu den ermittelten Werten korrespondierende Pumpendrehzahl
ermittelt wird, die aus dem Pumpen-Kennlinienfeld ermittelte Pumpendrehzahl mit einer
gemessenen Pumpendrehzahl verglichen wird und die Pumpen-Kennlinienfeld so verändert
wird, dass die aus dem Pumpen-Kennlinienfeld ermittelte Pumpendrehzahl mit der gemessenen
Pumpendrehzahl übereinstimmt.
[0036] Es ist vorteilhaft, dass das Pumpen-Kennlinienfeld, welches in einer ersten Form
n = q(w, p-p
saug) gegeben ist, zur Adaptierung des Pumpen-Kennlinienfelds mittels Ansatzfunktionen
dargestellt wird, in der Form q(w, p-p
saug) = ∑
j b
j q
j(w, p-p
saug), wobei die Verstärkungsfaktoren b
j geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen q
j(w, p-p
saug) gewählt werden.
[0037] Der übliche Nachteil einer Steuerung, dass die eingestellten Kühlmittelmengen ungenauer
sind als bei einer Regelung, kann durch eine Adaption des Pumpen-Kennlinienfelds mithilfe
der Faktoren b
j ausgeglichen werden.
[0038] Es ist auch möglich, das Pumpen-Kennlinienfeld in einer zweiten Form w = r(n, p-p
saug) abzulegen. Dann aber muss das Pumpen-Kennlinienfeld nach n aufgelöst werden, wenn
die Solldrehzahl der Pumpe ermittelt werden soll. Das ist insbesondere dann unvorteilhaft,
wenn das Pumpen-Kennlinienfeld adaptiert werden soll: Will man das Pumpen-Kennlinienfeld
in der Form w = r (n, p-p
saug) adaptieren, ist nicht sichergestellt, dass man eindeutig nach der Pumpendrehzahl
auflösen kann. Daher kann in diesem Fall eine Fehlsteuerung nicht ausgeschlossen werden.
Entsprechendes gilt, wenn man das Pumpen-Kennlinienfeld in einer dritten Form Δp =
p-p
saug = s (n, w) darstellt. Auch dann muss das Pumpen-Kennlinienfeld nach n aufgelöst werden,
wenn die Solldrehzahl der Pumpe ermittelt werden soll.
[0039] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst die Steuerungseinrichtung das mindestens
eine Stellglied, welches vorzugsweise als ein Ventil oder eine Regelklappe ausgebildet
ist. Eine weitere bevorzugte Weiterbildung der Erfindung ist eine Kühlstrecke einer
Walzanlage, umfassend eine Steuerungseinrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 13
zur Steuerung der Kühlung eines Werkstoffs in der Kühlstrecke.
[0040] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst die Kühlstrecke eine Intensivkühlstrecke
und/oder eine Laminarkühlstrecke. Die vorliegende Erfindung kann also sowohl für eine
Intensivkühlstrecke als auch für eine Laminarkühlstrecke eingesetzt werden. Die Erfindung
ist nicht auf eine Intensivkühlung beschränkt. Man kann auch eine Zone einer normalen
Laminarkühlstrecke damit steuern, wenn die Stellglieder in dieser Zone kontinuierlich
verstellbar sind. Insbesondere kann die Erfindung auch ausgeführt werden, wenn die
drehzahlveränderliche Pumpe direkt aus einem Kühlmittelversorgungsnetz mit Kühlmittel
versorgt wird, z. B. direkt aus dem Wasserversorgungsnetz mit Wasser versorgt wird,,
d. h. ohne einen dazwischen angeordneten und als Puffer fungierenden Hochtank.
[0041] Mit einer Intensivkühlung, einem Abschnitt der Kühlstrecke mit einer besonders hohen
Kühlleistung, können hohe Kühlraten realisiert werden. Ein Vorteil der Intensivkühlung,
die auch als "Power Cooling"-Verfahren bekannt ist, besteht darin, dass damit höher-
und hochfeste Stähle in einem weiten Dickenspektrum noch schneller, d. h. mit einer
höheren Abkühlrate, gekühlt werden können. Dies ermöglicht die hochgenaue und effiziente
Produktion von zusätzlichen Stahlsorten, insbesondere von Stahlsorten mit höheren
Festigkeiten als bisher.
[0042] Ein Intensivkühlungsabschnitt kann im vorderen Bereich der Kühlstrecke besonders
sinnvoll sein, um das Kornwachstum bei einem Werkstoff-Material zu hemmen, die Phasenumwandlung
eines Werkstoffs zu beschleunigen, und dadurch insgesamt die Festigkeit des Werkstoffs
zu steigern. In bestimmten Fällen kann eine solche Intensivkühlung aber auch hinter
der Vorstraße sinnvoll sein oder an anderen Stellen der Kühlstrecke eingebaut sein.
Es können auch Intensivkühlbalken zwischen Gerüsten der Fertigstraße angeordnet sein.
[0043] Beispielsweise kann ein Bandkühlsystem für ein Warmwalzwerk eine Vorband- sowie eine
Fertigbandkühlung umfassen, bestehend aus einer Intensiv- und einer Laminarkühlstrecke.
Die Vorbandkühlung kann dabei hinter einem Vorgerüst im Bereich des Zwischenrollgangs
installiert sein. Sie sorgt für einen Temperaturausgleich über die gesamte Länge und
Breite des Vorbands, bevor dieses in der Fertigstraße eintrifft. Am Ausgang der Fertigstraße
kann eine Intensivkühlstrecke angeordnet sein. Unmittelbar hinter der Intensivkühlung
kann eine Laminarkühlstrecke positioniert sein. Üblicherweise werden beide Anlagen
gemeinsam betrieben.
[0044] Von besonderer Bedeutung für die Anwendung in der Kühlstrecke ist dabei ein ausreichend
großer Einstellbereich der Kühlvorrichtung hin zu niedrigen Wassermengen, um die Intensivkühlung
wie eine normale Laminarkühlung verwenden zu können, wenn Materialien produziert werden,
bei denen nur geringe Kühlraten angewendet werden dürfen. Da in der Produktion Materialien
mit hoher Kühlleistung gemischt mit Standardprodukten produziert werden, die niedrigere
Kühlleistungen erfordern, ist der durch die Erfindung mögliche schnelle Wechsel der
Kühlleistung sehr vorteilhaft. Die Erfindung umgeht damit die sehr unvorteilhafte
Lösung, die bei jedem Wechsel der Kühlwassermenge ein Abschieben großer Rohrleitungen
erfordert, wie etwa ein Wechsel von einem Hochdruckbetrieb zu einem Niederdruckbetrieb
durch Abschalten von Druckverstärkerpumpen und Aktivieren einer Versorgung aus einem
Wassertank für den Niederdruckbetrieb. Solche Lösungen können nur z. B. während eines
Walzenwechsels oder einem anderen längeren Stillstand umgeschaltet werden, nicht aber
während der laufenden Produktion.
[0045] Ein anderer Vorteil der Erfindung ist der dynamische Wechsel großer Wassermengen
beim Einlaufen des Bandes oder wenn das Band die Intensivkühlung wieder verlässt.
Ein Band in der Intensivkühlung kann eine Kühlwassermenge im Bereich von 8000 m
3/h benötigen. Die Intensivkühlung kann in der Regel nicht bereits vor dem Eintreffen
des Bandes in die Kühlstrecke aktiviert werden, weil bei dünneren Bändern die vom
Wasser auf das Band wirkende Kräfte zu einem Hochfliegen des Bandes führen können.
Bei dickeren Bändern ist andererseits oft ein auf den ersten Bandmetern wärmeres Band
erforderlich, damit der Haspel das Band greifen und um den Dorn biegen kann. Das bedeutet,
dass insbesondere beim Bandeinlauf und beim Bandauslauf große Wassermengen sehr dynamisch
verändert werden müssen. Die vorliegende Erfindung leistet eben diese Dynamik.
[0046] Weiterhin ermöglicht es die vorliegende Erfindung, die bei der Intensivkühlung verwendeten
großen Wassermengen genau zu dosieren. Die Genauigkeit der Wassermenge, mit der die
Intensivkühlung beaufschlagt wird, ist entscheidend für die Genauigkeit der Haspeltemperatur,
die erzielt werden kann. Dies ist insbesondere wichtig, um den Vorteil hoher Kühlraten,
die Steigerung der Festigkeit, nicht in den Nachteil einer schlechten Reproduzierbarkeit
der Materialeigenschaften umschlagen zu lassen. Durch die mit der Erfindung erzielbare
Genauigkeit des Kühlmittelstroms kann eine Verschlechterung der Haspeltemperaturgenauigkeit
gegenüber einer Standard-Laminarkühlung vermieden werden, wenn die Intensivkühlung
bei niedriger Kühlleistung betrieben wird, um Standardprodukte zu erzeugen. Die Erfindung
vermeidet aber auch eine signifikante Verschlechterung der Haspeltemperaturgenauigkeit
bei Betrieb mit hohen Kühlleistungen.
[0047] Vorzugsweise stellt die vorliegende Erfindung eine Anwendung eines Steuerungsverfahrens
von Kühlmittel-Stellgliedern gemäß einem Kennlinienfeld und vorzugsweise zusätzlich
einer Kühlmittel-Pumpe gemäß einem Kennlinienfeld auf eine Kühlstrecke einer Metallbearbeitungsstraße,
insbesondere in einem Warmbandwerk, dar. Die Erfindung kann aber insbesondere auch
in einer Grobblechstraße angewendet werden, in der dicke Bleche produziert werden
und gekühlt werden müssen.
[0048] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigt
- Fig. 1
- eine Metallverarbeitungsstraße;
- Fig. 2
- ein erstes Stellglied-Kennlinienfeld;
- Fig. 3
- ein zweites Stellglied-Kennlinienfeld;
- Fig. 4
- ein erstes Pumpen-Kennlinienfeld;
- Fig. 5
- ein zweites Pumpen-Kennlinienfeld; und
- Fig. 6
- ein Schema einer Steuerung eines Kühlmittelstroms.
[0049] Fig. 1 zeigt eine Metallbearbeitungsstraße 1, die hier als eine Kühlstraße 2, auch
als Kühlstrecke bezeichnet, ausgebildet ist. Die Kühlstraße 2 ist einer Fertigungsstraße
nachgeschaltet, deren letztes Walzgerüst bei 3 angedeutet ist. Ein Werkstoff 4, der
hier als ein zu bearbeitendes Metall 4 in Bandform ausgebildet ist, durchläuft zunächst
die Fertigungsstraße und danach die Kühlstrecke 2, woraufhin es zum Abtransport oder
zur Zwischenspeicherung bis zu einer weiteren Bearbeitung auf einer Haspel 5, die
der Kühlstrecke 2 nachgeschaltet ist, aufgewickelt wird.
[0050] Die Metallbearbeitungsstraße 1 kann z. B. in einem Warmbandwerk eines Stahlwerks
angeordnet sein.
[0051] Die Kühlstrecke 2 umfasst Stellglieder 6, mit denen ein definierter Kühlmittelstrom
auf den Werkstoff 4 abgegeben werden kann, einen Kühlmittelzulauf 13, durch welchen
Kühlmittel von einem Kühlmittelreservoir, z. B. einem Wasserversorgungsnetz oder einem
Hochtank, zu den Stellgliedern 6 zugeführt werden kann, und eine in den Kühlmittelzulauf
13 geschaltete Kühlmittelpumpe 20, mit welcher der Druck des Kühlmittels an einer
Ausgangsseite 20a der Pumpe 20 gegenüber einem Druck des Kühlmittels an einer Eingangsseite
20e der Pumpe 20 verändert werden kann. In diesem Fall umfassen die Stellglieder 6
Klappen und Ventile, mit denen als Kühlmittel dienendes Wasser über Kühlbalken 14
auf das bandförmige Metall 4 aufbringbar, z. B. aufspritzbar, ist, um es abzukühlen.
[0052] Obwohl in Fig. 1 nur einige Stellglieder 6 dargestellt sind, kann die Kühlstrecke
2 jedoch eine große Vielzahl solcher Stellglieder 6 umfassen. Dabei können alle Stellglieder
über dieselbe Pumpe mit Kühlmittel versorgt werden. Es ist auch möglich, das zwei
oder mehr Pumpen vorhanden sind, die jeweils ein oder mehrere Stellglieder mit Kühlmittel
versorgen.
[0053] Die Kühlstrecke 2 umfasst ferner eine Steuerungseinrichtung 7, die in Fig. 1 schematisch
angedeutet ist. Die Steuerungseinrichtung 7 umfasst eine Recheneinheit 8, eine Speichereinheit
12, eine Eingabevorrichtung 9 zur Eingabe von Daten in die Recheneinheit 8 sowie eine
Anzeigevorrichtung 10 zur Anzeige von Daten. Die Recheneinheit 8 steuert über Steuerleitungen
15 die Stellglieder 6, z. B. Ventile, Düsen oder Klappen, gemäß einem Stellglied-Kennlinienfeld
11w. Außerdem steuert die Recheneinheit 8 über Steuerleitungen 15 die Kühlmittelpumpe
20 gemäß einem Pumpen-Kennlinienfeld 11n.
[0054] Um die Temperatur des Werkstoffs 4 gezielt senken zu können, werden die Stellglieder
6 einzeln angesteuert und somit die Durchflüsse der Kühlbalken 14 separat geregelt.
Ein Hochtank speist über den Kühlmittelzulauf 13 die Kühlbalken 14 mit Kühlmittel,
insbesondere mit Wasser. Bei besonders hohen Kühlraten kann die Pumpe 20 zugeschaltet
werden. Auf diese Weise lässt sich die Kühlung an die jeweilig produzierten Werkstoff,
z. B. die Stahlsorte, anpassen.
[0055] Es ist möglich, dass die Steuerungseinrichtung 7 in einem manuellen Betriebsmodus
zumindest teilweise über die Eingabevorrichtung 9 von einem Bediener verändert werden
kann, so dass z. B. die Stellglieder 6 in Gruppen oder separat angesteuert werden
können. Die manuelle Ansteuerbarkeit muss nicht permanent vorgesehen sein, es ist
genauso gut denkbar, dass zwischen einem automatischen Betriebsmodus und einem manuellen
Betriebsmodus umgeschaltet werden kann.
[0056] Weiterhin erhält die Recheneinheit 8 weitere Informationen über den Zustand der Kühlstrecke
2 beziehungsweise des Metalls 4. Neben Messwerten über den Druck des Kühlmittels an
unterschiedlichen Stellen des Kühlmittelzulauf 13 werden der Recheneinheit 8 Primärdaten
des Metalls 4, die das Metall 4 beziehungsweise dessen Zustand beim Einlaufen in die
Kühlstrecke 2 beschreiben, z. B. die chemische Zusammensetzung des Metalls, die Geschwindigkeit
v und die Temperatur T des Metalls, zugeführt.
[0057] In der Speichereinheit 12 sind ein oder mehrere Stellglied-Kennlinienfelder 11w und
ein oder mehrere Pumpen-Kennlinienfelder 11n gespeichert. Je nach Typ des Stellglieds
oder der Pumpe wird eines der gespeicherten Kennlinienfelder dem jeweiligen Bauteil
zugeordnet. Vorzugsweise wird zwei oder mehr Stellgliedern bzw. Pumpen gleichen Typs
dasselbe Kennlinienfeld zugeordnet; dadurch wird eine schnellere Konvergenz im Kühlsystem
erreicht und die Steuerung der Kühlung kann schneller erfolgen. Es ist aber auch möglich,
dass jedem Stellglied 6 und jeder Pumpe 20 ein eigenes Kennlinienfeld 11w bzw. 11n
zugeordnet ist.
[0058] Fig. 2 zeigt eine zeichnerische Darstellung eines ersten Stellglied-Kennlinienfeldes
11k, das die Abhängigkeit des Kühlmittel-Drucks p und des Kühlmittelstroms w durch
ein Stellglied 6 voneinander mit der Stellung k
i des Stellglieds 6 als Parameter beschreibt: k = f(w, p). Der Kühlmittel-Druck p steigt
entlang der p-Achse (= y-Achse), beginnend bei p = 0, an. Der Kühlmittel-Strom w vergrößert
sich entlang der w-Achse (= x-Achse). Die Parameter-Kurven k
i definieren die gegenseitige Abhängigkeit zwischen dem Kühlmittel-Druck p und dem
Kühlmittel-Strom w für unterschiedliche Stellungen k
i des Stellglieds 6; bei k = 10% beträgt der Öffnungsgrad des Stellglieds 10 Prozent,
bei k = 90% beträgt der Öffnungsgrad des Stellglieds 90 Prozent. Das Stellglied-Kennlinienfeld
11k kann in einer Speichereinheit einer Steuerungseinrichtung gespeichert sein.
[0059] Das Stellglied-Kennlinienfeld 11k in der ersten Kennlinien-Form k = f(w, p) hat den
Vorteil, dass eine direkte Ermittlung der Stellglied-Stellung k
i aus einem Soll-Kühlmittelstrom w
i, soll möglich ist: Ein Prozessrechner der Steuerungseinrichtung erfasst zu jedem Stellglied
den Istdruck p
i, setzt diesen in das dem jeweiligen Stellglied zugeordnete Stellglied-Kennlinienfeld
11k ein und ermittelt auf Basis des Stellglied-Kennlinienfelds 11k zu jedem Soll-Kühlmittelstrom
w
i, soll eine korrespondierende Soll-Stellgliedstellung k
i eines Stellglieds. Danach steuert der Prozessrechner die Stellglieder entsprechend
an. Dazu sendet eine Signaleinheit einer Steuerungseinrichtung ein Signal zur Einstellung
des mindestens einen Stellglieds in die ermittelte Stellung k
i an eine Stelleinheit, die zur Einstellung des Stellglieds dient.
[0060] Fig. 3 zeigt eine zeichnerische Darstellung eines weiteren, zweiten Stellglied-Kennlinienfeldes
11w, das die Abhängigkeit der Stellung k eines Stellglieds 6 und des Kühlmittel-Drucks
p voneinander mit dem Kühlmittelstrom w als Parameter beschreibt: w = g(k, p). Der
Kühlmittel-Druck p steigt entlang der p-Achse (= y-Achse), beginnend bei p = 0, an.
Die Stellung k
i des Stellglieds 6 vergrößert sich entlang der k-Achse (= x-Achse); bei k = 0 beträgt
der Öffnungsgrad des Stellglieds 0 Prozent, bei k = 100 beträgt der Öffnungsgrad des
Stellglieds 100 Prozent. Die Parameter-Kurven w definieren die gegenseitige Abhängigkeit
zwischen dem Kühlmittel-Druck p und der Stellung k
i eines Stellglieds für unterschiedliche Kühlmittelflüsse w.
[0061] Das zweite Stellglied-Kennlinienfeld 11w dient zur Ermittlung einer Stellung k
i eines Stellglieds 6, bei welcher sich unter einem vorgegebenen Kühlmitteldruck p
i ein gewünschter Kühlmittelfluss, der Soll-Kühlmittelstrom w
i, soll, ergibt. Bezogen auf die in Fig. 1 dargestellte Kühlstrecke 2 wird dazu wie
folgt vorgegangen: zunächst wird der Druck p
i des Kühlmittels, in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen zwischen der Kühlmittelpumpe
20 und dem Stellglied 6, ermittelt. Diese Ermittlung kann durch eine Druckmessung
oder eine Schätzung erfolgen. Aus dem dem Stellglied 6 zugeordneten Stellglied-Kennlinienfeld
11w wird daraufhin die zu dem ermittelten Druckwert p
i und dem Soll-Kühlmittelstrom w
i, soll korrespondierende Stellung k
i des Stellglieds 6 ermittelt. Schließlich wird das betreffende Stellglied 6 in die
ermittelte Stellung k
i eingestellt.
[0062] Falls zwischen dem tatsächlichen Kühlmittelstrom, der z. B. durch eine Durchfluss-Messung
des Kühlmittelstroms ermittelt wird, und dem gemäß dem Stellglied-Kennlinienfeld 11w
erwarteten Kühlmittelstrom w
i, soll eine Differenz auftritt, die über einem zulässigen Toleranzwert liegt, wird
vorzugsweise eine Adaption des Stellglied-Kennlinienfelds 11w an die tatsächlichen
Verhältnisse durchgeführt. Dazu wird das Stellglied-Kennlinienfeld 11w, welches in
der Form w = g(k, p) gegeben ist, wobei w den Kühlmittelstrom, p den Druck des Kühlmittels
und k die Stellung des Stellglieds bezeichnet, mittels Ansatzfunktionen g
j(k, p) dargestellt, in der Form g(k, p) = ∑
j c
j f
j(k, p). Die Verstärkungsfaktoren c
j werden geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen g
j(k, p) gewählt, indem der Druck p des Kühlmittels ermittelt, insbesondere gemessen,
wird, die Stellung k des Stellglieds 6 ermittelt wird, daraus mithilfe der Ansatzfunktionen
Zahlenwerte (= Volumenströme) d
j = g
j(k, p) ermittelt werden, und unter Verwendung der Zahlenwerte d
j Änderungen Δc
j der Verstärkungsfaktoren c
j so gewählt werden, dass der ermittelte Kühlmittelstrom w an den Soll-Kühlmittelstrom
w
soll angenähert wird und die Änderungen Δc
j der Verstärkungsfaktoren c
j minimiert werden.
[0063] Fig. 4 zeigt eine zeichnerische Darstellung eines Pumpen-Kennlinienfeldes 12n, das
die Abhängigkeit der Druckdifferenz Δp der Kühlmitteldrücke vor und nach der Kühlmittelpumpe
20 und des Kühlmittelflusses w voneinander mit der Drehzahl n der Kühlmittelpumpe
20 als Parameter beschreibt: n = q(w, Δp). Die Druckdifferenz Δp steigt entlang der
Δp-Achse (= y-Achse), beginnend bei Δp = 0, an. Der Kühlmittelfluss w vergrößert sich
entlang der w-Achse (= x-Achse). Die Parameter-Kurven n definieren die gegenseitige
Abhängigkeit zwischen der Kühlmittel-Druckdifferenz Δp und dem Kühlmittelfluss w für
unterschiedliche Drehzahlen n der Kühlmittelpumpe 20.
[0064] Das Pumpen-Kennlinienfeld 12n dient zur Ermittlung einer Drehzahl n
i, bei welcher sich unter einer vorgegebenen Kühlmittel-Druckdifferenz Δp ein gewünschter
Kühlmittelfluss, der Soll-Kühlmittelstrom w
i, soll, ergibt. Bezogen auf die in Fig. 1 dargestellte Kühlstrecke 2 wird dazu wie folgt
vorgegangen: zunächst wird der Saugdruck p
saug des Kühlmittels, d. h. der Kühlmitteldruck an der Eingangsseite 20e der Pumpe 20,
ermittelt, und daraus die Soll-Druckdifferenz Δp
soll berechnet. Anschließend wird aus dem Pumpen-Kennlinienfeld 12n zu der berechneten
Soll-Druckdifferenz Δp
soll und zu einem Soll-Kühlmittelstrom w
i,
soll die Pumpen-Drehzahl n
i ermittelt. Schließlich wird die Drehzahl der Pumpe 20 auf den ermittelten Wert n
i eingestellt.
[0065] Falls zwischen dem tatsächlichen Kühlmittelstrom, der z. B. durch eine Durchfluss-Messung
des Kühlmittelstroms ermittelt wird, und dem gemäß dem Pumpen-Kennlinienfeld 12n erwarteten
Kühlmittelstrom w
i, soll eine Differenz auftritt, die über einem zulässigen Toleranzwert liegt, wird vorzugsweise
eine Adaption des Pumpen-Kennlinienfelds 12n an die tatsächlichen Verhältnisse durchgeführt.
[0066] Dazu wird das Pumpen-Kennlinienfeld 12n, welches in der Form n = q(w, p-p
saug) gegeben ist, wobei n die Pumpendrehzahl, p den Ausgangsdruck an der Ausgangsseite
20a der Pumpe 20, p
saug den Saugdruck an der Eingangsseite 20e der Pumpe 20, und w den Kühlmittelstrom bezeichnet,
mittels Ansatzfunktionen dargestellt, in der Form q(w, p-p
saug) = ∑
j b
j q
j(w, p-p
saug). Die Verstärkungsfaktoren b
j werden geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen q
j(w, p-p
saug) gewählt, indem der Ausgangsdruck p des Kühlmittels an der Ausgangsseite 20a der
Pumpe ermittelt, insbesondere gemessen, wird. Daraus wird mit dem bereits bekannten
Saugdruck p
saug des Kühlmittels, d. h. dem Kühlmitteldruck an der Eingangsseite 20e der Pumpe 20,
die Druckdifferenz Δp des Kühlmittels ermittelt. Außerdem wird der Kühlmittelstrom
w
i ermittelt, vorzugsweise gemessen. Daraus werden mithilfe der Ansatzfunktionen Zahlenwerte
(= Drehzahlen) e
j = q
j(w, p-p
saug) ermittelt und unter Verwendung der Zahlenwerte e
j Änderungen Δb
j der Verstärkungsfaktoren b
j so gewählt, dass die gemäß dem Pumpen-Kennlinienfeld 12n erwartete Pumpendrehzahl
an die tatsächliche Pumpendrehzahl angenähert wird und die Änderungen Δb
j der Verstärkungsfaktoren b
j minimiert werden.
[0067] Fig. 5 zeigt eine zeichnerische Darstellung eines weiteren, zweiten Pumpen-Kennlinienfeldes
12w, das die Abhängigkeit der Druckdifferenz Δp der Kühlmitteldrücke vor und nach
der Kühlmittelpumpe 20 und der Pumpendrehzahl n voneinander mit dem Kühlmittelfluss
w als Parameter beschreibt: w = r(n, Δp). Die Druckdifferenz Δp steigt entlang der
Δp-Achse (= y-Achse), beginnend bei Δp = 0, an. Die Pumpendrehzahl n vergrößert sich
entlang der n-Achse (= x-Achse). Die Parameter-Kurven w definieren die gegenseitige
Abhängigkeit zwischen der Kühlmittel-Druckdifferenz Δp und der Drehzahl n für unterschiedliche
Volumenströme w des Kühlmittels.
[0068] Fig. 6 zeigt eine schematische Darstellung der Steuerung des Kühlmittelflusses auf
einen abzukühlenden Werkstoff 4. In einem Kühlmittelzulauf 13, z. B. in Form einer
Rohrleitung, sind in Fließrichtung des Kühlmittels eine Pumpe 20 und nachfolgend ein
Ventil 6 angeordnet. In Fließrichtung des Kühlmittels gesehen vor der Pumpe 20, d.
h. an der Eingangsseite 20e der Pumpe 20, hat das Kühlmittel einen Druck, der als
Saugdruck p
saug bezeichnet wird. In Fließrichtung des Kühlmittels gesehen nach der Pumpe 20, d. h.
an der Ausgangsseite 20a der Pumpe 20, weist das Kühlmittel einen einfach als p bezeichneten
Druck auf, der sich über die durch die Pumpe 20 generierte Druckänderung aus dem Saugdruck
p
saug ergibt. Der Betrieb der Pumpe 20, insbesondere ihre Drehzahl n, wird mithilfe des
Pumpen-Kennlinienfelds 12n gesteuert. Der Durchflussgrad des Ventils 6, das in Fließrichtung
des Kühlmittels gesehen nach der Pumpe 20 angeordnet ist, wird mithilfe des Stellglied-Kennlinienfelds
11k gesteuert. Der Kühlmittelfluss w
i des Kühlmittels auf den Werkstoff 4 kann somit durch die Pumpe 20 und das Ventil
6 genau gesteuert werden.
[0069] Falls zwischen der Pumpe 20 und dem Ventil 6 weder Quellen noch Senken für das Kühlmittel
existieren, so wie in Fig. 6 gezeigt, so entspricht der Kühlmittelstrom w
i, der durch die Pumpe 20 gefördert wird, demjenigen, der durch das Ventil 6 fließt,
d. h. w
i, ventil = w
i, pumpe. Daher können, vorzugsweise falls der Kühlmittelstrom w
i nicht ermittelt, insbesondere gemessen, werden kann, das Stellglied-Kennlinienfeld
11k und das Pumpen-Kennlinienfeld 12n gegenseitig so angepasst werden, dass sie konsistente
Ergebnisse liefern.
[0070] Außerdem kann, vorzugsweise falls der Kühlmittelstrom w
i nicht ermittelt, insbesondere gemessen, werden kann, eine Adaption bezüglich der
Temperatur des abzukühlenden Werkstoffs, z. B. eines Metallteils, erfolgen. Dadurch
kann ein Fehler des Kühlmittelstroms w
i kompensiert bzw. eliminiert werden. Wenn das Temperaturmodell hinreichend bekannt
ist, kann von einem bestimmten Kühlmittelstrom w
i auf eine Abkühlung um eine bestimmte Temperaturdifferenz geschlossen werden.
[0071] Obwohl die Erfindung im Detail durch die bevorzugten Ausführungsbeispiele näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zur Steuerung einer Kühlung eines Werkstoffs (4) mit einem Kühlmittel, wobei
eine Zufuhr (13) des Kühlmittels zu dem Werkstoff (4) durch mindestens ein Stellglied
(6) gesteuert wird, welches in zwei oder mehr unterschiedliche Stellungen (k) einstellbar
ist, wobei dem Stellglied (6) ein Stellglied-Kennlinienfeld (11k, 11w) zugeordnet
wird, welches eine Beziehung zwischen einem Kühlmittelstrom (w), einem Druck (p) des
Kühlmittels und einer Stellung (k) des Stellglieds (6) angibt, und wobei ein Kühlmittelstrom
(wi) eingestellt wird, indem der Druck (pi) des Kühlmittels in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen vor dem mindestens einen
Stellglied (6) ermittelt wird, aus dem Stellglied-Kennlinienfeld (11w) die zu dem
ermittelten Druckwert (pi) und einem Soll-Kühlmittelstrom (wi, soll) korrespondierende Stellung (ki) ermittelt wird, und das Stellglied (6) in die ermittelte Stellung (ki) eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Stellglied (6), welches stufenlos in die zwei oder mehr unterschiedliche
Stellungen (k) einstellbar ist, kontinuierlich in die ermittelte Stellung (ki) eingestellt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens einer Kühlmittelpumpe (20), die in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen
vor dem mindestens einen Stellglied (6) angeordnet ist, ein Pumpen-Kennlinienfeld
(12n, 12w) zugeordnet wird, welches eine Beziehung zwischen einer Drehzahl (n) der
Pumpe (20), einer Druckdifferenz (Δp) des Kühlmittels, die zwischen einem Saugdruck
(psaug) an einer Eingangsseite (20e) der Pumpe (20) und einem Ausgangsdruck (p) an einer
Ausgangsseite (20a) der Pumpe (20) herrscht, und einem Kühlmittelstrom (w) angibt,
und wobei ein Kühlmittelstrom (wi) eingestellt wird, indem die Druckdifferenz (Δp) ermittelt wird, aus dem Pumpen-Kennlinienfeld
(11n) die zu der ermittelten Druckdifferenz (Δp) und einem Soll-Kühlmittelstrom (wi, soll) korrespondierende Drehzahl (ni) ermittelt wird, und die Pumpe (20) auf die ermittelte Drehzahl (ni) eingestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Stellung (ki) des mindestens einen Stellglieds (6) und die Drehzahl (ni) zum Betreiben der mindestens einen Kühlmittelpumpe (20) in einem Schritt als ein
gemeinsamer Sollwertsatz ermittelt wird, wobei der Druck (pi) des Kühlmittels vor dem mindestens einen Stellglied (6) identisch zu dem Ausgangsdruck
(p) an der Ausgangsseite (20a) der Pumpe (20) ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 und 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Saugdruck (psaug) an der Eingangsseite (20e) der Pumpe (20) gemessen oder geschätzt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied-Kennlinienfeld (11k) adaptiert wird, indem der Druck (pi) des Kühlmittels ermittelt, insbesondere gemessen, wird, der Kühlmittelstrom (wi) des Kühlmittels ermittelt, insbesondere gemessen, wird, aus dem Stellglied-Kennlinienfeld
(11k) die zu den ermittelten Werten (wi, pi) korrespondierende Stellung des Stellglieds (6) ermittelt wird, die aus dem Stellglied-Kennlinienfeld
(11k) ermittelte Stellung des Stellglieds (6) mit einer gemessenen Stellung des Stellglieds
(6) verglichen wird und das Stellglied-Kennlinienfeld (11k) so verändert wird, dass
die aus dem Stellglied-Kennlinienfeld (11k) ermittelte Stellung des Stellglieds (6)
mit der gemessenen Stellung des Stellglieds (6) übereinstimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied-Kennlinienfeld (11k), welches in der Form k = f(w, p) gegeben ist,
wobei w den Kühlmittelstrom, p den Druck des Kühlmittels und k die Stellung des Stellglieds
bezeichnet, zur Adaptierung des Stellglied-Kennlinienfelds (11k) mittels Ansatzfunktionen
fj(w, p) dargestellt wird, in der Form f(w, p) = ∑j aj fj(w, p), wobei die Verstärkungsfaktoren aj geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen fj(w, p) gewählt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pumpen-Kennlinienfeld (12n) adaptiert wird, indem die Druckdifferenz (Δp) und
der Strom (wi) des Kühlmittels ermittelt werden, aus dem Pumpen-Kennlinienfeld (12n) die zu den
ermittelten Werten (Δp, wi) korrespondierende Pumpendrehzahl (n) ermittelt wird, die aus dem Pumpen-Kennlinienfeld
(12n) ermittelte Pumpendrehzahl mit einer gemessenen Pumpendrehzahl verglichen wird
und das Pumpen-Kennlinienfeld (12n) so verändert wird, dass die aus dem Pumpen-Kennlinienfeld
(12n) ermittelte Pumpendrehzahl mit der gemessenen Pumpendrehzahl übereinstimmt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pumpen-Kennlinienfeld (12n), welches in der Form n = q(w, p-psaug) gegeben ist, wobei n die Pumpendrehzahl, p den Ausgangsdruck an der Ausgangsseite
(20a) der Pumpe (20), psaug den Saugdruck an der Eingangsseite (20e) der Pumpe (20), und w den Kühlmittelstrom
bezeichnet, zur Adaptierung des Pumpen-Kennlinienfelds (12n) mittels Ansatzfunktionen
dargestellt wird, in der Form q (p-psaug, w) = ∑j bj qj(w, p-psaug), wobei die Verstärkungsfaktoren bj geeignet zu den jeweils dazugehörigen Ansatzfunktionen qj(w, p-psaug) gewählt werden.
10. Computerprogrammprodukt zur Steuerung der Kühlung eines Werkstoffs (4) mit einem Kühlmittel,
wobei eine Zufuhr des Kühlmittels zu dem Werkstoff (4) durch mindestens ein Stellglied
(6) gesteuert wird, welches in zwei oder mehr unterschiedliche Stellungen (k) einstellbar
ist, wobei dem Stellglied (6) ein Stellglied-Kennlinienfeld (11k, 11w) zugeordnet
ist, welches eine Beziehung zwischen einem Kühlmittelstrom (w), einem Druck (p) des
Kühlmittels und einer Stellung (k) des Stellglieds (6) angibt, wobei das Computerprogrammprodukt,
wenn es durch eine Recheneinheit (8) ausgeführt wird, folgende Verfahrensschritte
durchführt:
Ermitteln einer zu einem Druckwert (pi) des Kühlmittels, der in Flussrichtung des Kühlmittels gesehen vor dem mindestens
einen Stellglied (6) ermittelt wurde, und einem Soll-Kühlmittelstrom (wi) korrespondierenden Stellung (ki) aus dem Stellglied-Kennlinienfeld (11k, 11w); und
Erzeugen eines Signals, das an einer dem Stellglied (6) zugeordneten Stelleinheit
eine Einstellung des Stellglieds (6) in die ermittelte Stellung (ki) auslöst.
11. Steuerungseinrichtung (7) zur Steuerung einer Kühlung eines Werkstoffs (4) mit einem
Kühlmittel, umfassend eine Speichereinheit (12), welche zur Speicherung eines Stellglied-Kennlinienfelds
(11k, 11w) ausgebildet ist, das eine Beziehung zwischen einem Kühlmittelstrom (wi), einem Druck (p) des Kühlmittels und einer Stellung (ki) mindestens eines dem Stellglied-Kennlinienfeld (w) zugeordneten Stellglieds (6)
zur Steuerung der Zufuhr des Kühlmittels zu dem Werkstoff (4) angibt,
eine Prozessoreinheit (8), welche dazu ausgebildet ist, aus dem gespeicherten Stellglied-Kennlinienfeld
(11k, 11w) die zu einem ermittelten Druckwert (pi) des Kühlmittels und einem Soll-Kühlmittelstrom (wi) korrespondierende Stellung (ki) des mindestens einen Stellglieds (6) zu ermitteln, und
eine Signaleinheit (22), welche dazu ausgebildet ist, ein Signal zur Einstellung des
mindestens einen Stellglieds (6) in die ermittelte Stellung (ki) an eine Stelleinheit zu senden.
12. Steuerungseinrichtung (7) nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungseinrichtung (7) das mindestens eine Stellglied (6) umfasst, welches
vorzugsweise als ein Ventil oder eine Regelklappe ausgebildet ist.
13. Steuerungseinrichtung (7) nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Stellglied (6) kontinuierlich verstellbar ist.
14. Kühlstrecke (2) einer Metallbearbeitungsstraße (1), insbesondere einer Walzanlage,
umfassend eine Steuerungseinrichtung (7) nach einem der Ansprüche 11 bis 13 zur Steuerung
der Kühlung eines Werkstoffs (4) in der Kühlstrecke (2).
15. Kühlstrecke (2) nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlstrecke (2) eine Intensivkühlstrecke und/oder eine Laminarkühlstrecke umfasst.