[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zur Messung des Verlaufs einer
Deflagrationsfront in einem zylindrischen Gefechtskopf mit wenigstens zwei sich gegenüber
liegenden Zündeinrichtungen und einer Sprengladung.
[0002] In der
US 4,815,385 ist eine Blastladung beschrieben, die zwei gegenüber liegende Zündstellen aufweist.
In einem bestimmten Abstand zu den Zündstellen ist jeweils eine lonisationssonde angeordnet,
mit deren Hilfe ausschließlich das Vorbeilaufen der Detonationsfront detektiert wird.
Eine weitere Auswertung ist nicht beschrieben.
[0003] Die
FR 2 775 770 zeigt eine Wirkladung mit zwei gegenüber liegenden Zündstellen. Diese sind mittels
einer parallel zur Hauptachse der Ladung angeordneten und gegebenenfalls verzögernd
wirkenden Zündleitung verbunden. Diese weist jedoch keine messtechnischen Eigenschaften
auf.
[0004] Aus der
DE 199 61 204 A1 ist eine Zündeinrichtung für einen zylindrischen Gefechtskopf bekannt geworden, die
neben einer ersten Zündeinrichtung zur detonativen Auslösung der Sprengladung noch
eine weitere Zündeinrichtung zur gesteuerten Deflagration der Sprengladung aufweist.
Die beiden Zündeinrichtungen sind etwa auf der Längsachse der Sprengladung gegenüberliegend
angeordnet. Mittels geeigneter Wahl der Zündzeitpunkte der beiden Zündeinrichtungen
ist eine nahezu beliebige Einstellung des deflagrierenden Anteils der Sprengladung
möglich. Daraus ergibt sich eine Einstellbarkeit der Leistungsabgabe des Gefechtskopfes
zwischen 0 und 100%.
[0005] Eine Variante hierzu zeigt die
DE 100 08 914 C2, wobei die deflagrativ wirksame Zündeinrichtung als eine projektilbildende Ladung
ausgeführt ist.
[0006] Diese Einrichtungen haben sich bewährt, jedoch ergibt sich in der Praxis der Wunsch,
die relative zeitliche Lage der beiden Zündzeitpunkte nicht nur nach festen Vorgaben
einstellen zu können.
[0007] Schließlich ist aus der
DE 10 2009 017 160 B3 eine Zerlegevorrichtung für die Sprengladung eines Gefechtskopfes bekannt geworden,
welche Zündeinrichtungen für die Sprengladung und für eine Vielzahl im Bereich einer
Kreislinie um die Hauptachse angeordneter weiterer Ladungen aufweist. Mittels geeigneter
Variation der Zündzeitpunkte kann die Wirkung des Gefechtskopfes hinsichtlich der
Leistung und der Art der erzeugten Splitter eingestellt werden. Eine Messung des Verlaufs
der Deflagrationsfront ist jedoch nicht vorgesehen.
[0008] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine nach diesem
Verfahren arbeitende Vorrichtung zur Messung des Verlaufs der Deflagrationsfront in
der Sprengladung zu entwickeln, welche aufgrund Kenntnis des jeweiligen tatsächlichen
Orts der Deflagrationsfront eine präzisere Ermittlung des Zündzeitpunkts der weiteren
Zündeinrichtung ermöglicht.
[0009] Diese Aufgabe wird überraschend einfach durch das gemäß der Erfindung vorgeschlagenen
Verfahrens zur Messung des Verlaufs einer Deflagrationsfront in einem zylindrischen
Gefechtskopf mit wenigstens zwei sich gegenüber liegenden Zündeinrichtungen und einer
Sprengladung gelöst das dadurch gekennzeichnet ist, dass mittels wenigstens einer
etwa parallel zur Längsachse des Gefechtskopfes angeordneten Messvorrichtung die aktuelle
Position einer von einer ersten Zündstelle ausgehenden Deflagrationsfront gemessen
wird und das Ergebnis der Messung aktuell zur Ermittlung des Zündzeitpunkts einer
zweiten Zündstelle ausgewertet wird. Die Aufgabe wird darüber hinaus in einfacher
Weise durch die gemäß der Erfindung vorgeschlagene Vorrichtung zur Messung des Verlaufs
einer Deflagrationsfront in einem zylindrischen Gefechtskopf mit wenigstens zwei sich
gegenüber liegenden Zündeinrichtungen und einer Sprengladung gelöst, die dadurch gekennzeichnet
ist, dass mittels wenigstens einer etwa parallel zur Längsachse des Gefechtskopfes
angeordneten Messvorrichtung die aktuelle Position einer von einer ersten Zündstelle
ausgehenden Deflagrationsfront gemessen wird und das Ergebnis der Messung aktuell
zur Ermittlung des Zündzeitpunkts einer zweiten Zündstelle ausgewertet wird.
[0010] Eine Ausgestaltung der Erfindung ergibt sich dadurch, dass die Messvorrichtung aus
einer koaxialen Anordnung eines leitfähigen Rohres und eines darin über seine gesamte
Länge isoliert angeordneten Widerstandsdrahts besteht, wobei das der Zündeinrichtung
Z2 nähere Ende des Widerstandsdrahts und das Rohr mit der Zündsignalverarbeitung verbunden
sind.
[0011] Eine weitere Ausgestaltung besteht darin, dass die Messvorrichtung aus einem Lichtwellenleiter
und einer an diesem angeordneten Fotodiode besteht, wobei die Fotodiode mit der Zündsignalverarbeitung
verbunden ist.
[0012] Der besondere Vorteil des Verfahrens und der hierfür vorgeschlagenen Vorrichtungen
zur Durchführung des Verfahrens liegen darin begründet, dass unabhängig von der Art
der für die Deflagration verwendeten Einrichtung jeweils eine aktuelle kontinuierlichen
Messung des Verlaufs der Deflagration oder auch einer Detonation durchgeführt werden
kann, deren Ergebnis dann den Zündzeitpunkt der weiteren Zündeinrichtung beeinflusst.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben, ohne dass dadurch die Erfindung
ausschließlich auf dieses Beispiel beschränkt wäre. Die einzige Figur der Zeichnung
zeigt einen vereinfachten Längsschnitt durch einen Gefechtskopf
G. Dieser weist einen geschlossenen Mantel M auf, dessen Innenraum mit der Sprengladung
S befüllt ist. An den durch die Längsachse L definierten Enden des Gefechtskopfes
G sind gegenüber liegend eine erste Zündeinrichtung Z1 und eine weitere Zündeinrichtung
Z2 angeordnet.
[0014] Im Ausführungsbeispiel ist die erste Zündeinrichtung Z1 zur Auslösung eines deflagrativen
Abbrandes der Sprengladung S vorgesehen. Dazu wird mittels der Zündeinrichtung Z1
eine zentral in der Sprengladung S gelagerte Sprengschnur SPS initiiert. Deren Abbrand
löst eine Deflagrationsfront D aus, die sich im Beispiel von der Zündeinrichtung Z1
weg in Richtung der weiteren Zündeinrichtung Z2 bewegt.
[0015] Die jeweils aktuelle Lage dieser Deflagrationsfront wird von der erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Messvorrichtung MV erfasst und an die Zündsignalverarbeitung Z weitergeleitet,
welche dann den Zündzeitpunkt der weiteren Zündeinrichtung ermittelt.
[0016] Eine mögliche Ausführungsform der Messvorrichtung besteht darin, dass in einem dünnwandigen
Metallröhrchen, welches parallel zur Längsachse L des
[0017] Gefechtskopfes
G in der Sprengladung S, beispielsweise in der Nähe des Mantels M, angeordnet ist,
ein Widerstandsdraht über seine gesamte Länge isoliert angeordnet. An dem der ersten
Zündeinrichtung näher liegenden Ende ist das Röhrchen mit dem Widerstandsdraht kurzgeschlossen.
Im Ruhezustand lässt sich somit ein definierter Widerstand am anderen Ende des Röhrchens
messen. Die Messvorrichtung MV reagiert nach der Initiierung der Zündeinrichtung Z1
auf die deflagrative Reaktion der Sprengladung S und dem sich daraus ergebenden mitlaufenden
Kurzschluss des Röhrchens mit einem messbaren Abfall des Widerstandes. Dieser kann
nun in der Zündsignalverarbeitung Z zur Ermittelung des Zündzeitpunkts der Zündeinrichtung
Z2 verwendet werden.
[0018] Eine denkbare Alternativlösung, die jedoch nicht andere gleich wirkende Lösungen
ausschließt, ist die Verwendung eines Lichtwellenleiters anstelle des Röhrchens. Eine
am Ende des Lichtwellenleiters montierte Fotodiode detektiert die Flammenfront der
Deflagrationsfront D, deren Signal dann wiederum zur Ermittelung des Zündzeitpunkts
der Zündeinrichtung Z2 ausgewertet wird.
1. Verfahren zur Messung des Verlaufs einer Deflagrationsfront in einem zylindrischen
Gefechtskopf mit wenigstens zwei sich gegenüber liegenden Zündeinrichtungen und einer
Sprengladung, dadurch gekennzeichnet, dass mittels wenigstens einer etwa parallel zur Längsachse (L) des Gefechtskopfes angeordneten
Messvorrichtung (MV) die aktuelle Position einer von einer ersten Zündstelle (Z1)
ausgehenden Deflagrationsfront (D) gemessen wird und das Ergebnis der Messung aktuell
zur Ermittlung des Zündzeitpunkts einer zweiten Zündstelle (Z2) ausgewertet (Z) wird.
2. Vorrichtung zur Messung des Verlaufs einer Deflagrationsfront in einem zylindrischen
Gefechtskopf mit wenigstens zwei sich gegenüber liegenden Zündeinrichtungen und einer
Sprengladung, dadurch gekennzeichnet, dass mittels wenigstens einer etwa parallel zur Längsachse (L) des Gefechtskopfes angeordneten
Messvorrichtung (MV) die aktuelle Position einer von einer ersten Zündstelle (Z1)
ausgehenden Deflagrationsfront (D) gemessen wird und das Ergebnis der Messung aktuell
zur Ermittlung des Zündzeitpunkts (Z2) einer zweiten Zündstelle ausgewertet (Z) wird.
3. Vorrichtung zur Messung des Verlaufs einer Deflagrationsfront nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messvorrichtung (MV) aus einer koaxialen Anordnung eines leitfähigen Rohres und
eines darin über seine gesamte Länge isoliert angeordneten Widerstandsdrahts besteht,
wobei das der Zündeinrichtung Z2 nähere Ende des Widerstandsdrahts und das Rohr mit
der Zündsignalverarbeitung (Z) verbunden sind.
4. Vorrichtung zur Messung des Verlaufs einer Deflagrationsfront nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messvorrichtung aus einem Lichtwellenleiter und einer an diesem angeordneten
Fotodiode besteht, wobei die Fotodiode mit der Zündsignalverarbeitung (Z) verbunden
ist.