[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Kraftwerksanlage umfassend
eine Dampfturbine, die in eine Hochdruck-Teilturbine, Mitteldruck-Teilturbine und
Niederdruck-Teilturbine unterteilt ist und zwischen der Hochdruck-Teilturbine und
der Mitteldruck-Teilturbine eine Zwischenüberhitzereinheit angeordnet wird.
[0002] Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Kraftwerk, das nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren betrieben wird.
[0003] Kraftwerksanlagen, in denen großvolumige Dampfturbinen eingesetzt werden, werden
u.a. in der kommunalen Energieversorgung eingesetzt. Die in solchen Kraftwerken eingesetzten
Dampfturbinen weisen vergleichsweise hohe Massen auf und sind in der Regel für eine
vorgegebene Nennleistung ausgelegt. Diese Kraftwerke, die auch als konventionelle
Kraftwerke bezeichnet werden können, können in erster Näherung in reine Dampfkraftwerke
und in Gas- und Dampfkraftwerke eingeteilt werden. Beiden ist gemeinsam, dass fossile
Brennstoffe benötigt werden, um elektrische Energie zu erzeugen. Solche Kraftwerke
wurden bislang derart konzipiert, dass diese für eine Grundlast ausgelegt wurden.
Durch den zunehmenden Anteil an erneuerbaren Energiequellen, wie z. B. die Windenergie,
die im Wesentlichen nicht regelbar sind, müssen die vorgenannten konventionellen Kraftwerke
immer häufiger in einer Teillast betrieben werden. Das bedeutet, dass die Kraftwerke
nicht dauerhaft die Nennleistung liefern, sondern einen Prozentsatz der Nennleistung
als Teillast liefern. Die Teillasten können in manchen Fällen beispielsweise bei 25%
der Volllast liegen.
[0004] Das bedeutet, dass diese Kraftwerke flexibel betrieben werden müssen, wobei der Wechsel
von vergleichsweise niedriger Teillast auf Volllast möglichst schnell und ohne Begrenzung
der Anzahl der Lastwechsel erfolgen soll. Problematisch hierbei ist, dass die Temperatur
des Dampfes am Austritt der Zwischenüberhitzereinheit wegen des geringeren Wärmeangebots
aus dem kälter werdenden Rauchgas sehr stark sinkt bei extremer Teillast, wie beispielsweise
bei 25%. Diese Temperatursenkung kann bis zu 60 Kelvin betragen. Diese Temperaturschwankungen
werden allerdings auch auf die Bauteile übertragen. Das bedeutet, dass die großvolumigen
und großmassigen Bauteile im ungünstigen Fall ständig erwärmt und abgekühlt werden
müssen. Insbesondere dickwandige Bauteile, wie eine Mitteldruck-Teilturbinenwelle,
dürfen unter Beachtung von gewünschten Lastwechseln nur vergleichsweise langsam aufgewärmt
werden. Dies steht allerdings im Widerspruch zu der Anforderung, das Kraftwerk in
möglichst kurzer Zeit von extremer Teillast auf Volllast zu fahren.
[0005] Bisher wurden daher die Zwischenüberhitzerheizflächen überdimensioniert und die heiße
Zwischenüberhitzertemperatur im oberen Lastbereich, beispielsweise zwischen 70% und
100%, geregelt unter Inkaufnahme des dadurch resultierenden thermodynamischen Wirkungsgradverlustes.
Als "hZÜ" wird die heiße Zwischenüberhitzertemperatur bezeichnet, die nach der Zwischenüberhitzereinheit
vorhanden ist. Ein weiterer Lösungsansatz ist, im unteren Lastbereich die Lastgradienten
entsprechend zu begrenzen oder die zulässigen Lastwechsel zu reduzieren, wobei auch
ein erhöhter Verschleiß in Betracht gezogen wird, so dass die dickwandigen Bauteile
frühzeitig ausgetauscht werden müssen.
[0006] An dieser Stelle setzt die Erfindung an. Es ist Aufgabe der Erfindung, das Kraftwerk
derart zu betreiben, dass die Lebensdauer der Bauteile trotz häufiger Lastwechsel
erhöht ist. Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Betreiben einer Kraftwerksanlage
umfassend eine Dampfturbine, die in eine Hochdruck-Teilturbine, Mitteldruck-Teilturbine
und Niederdruck-Teilturbine unterteilt ist und zwischen der Hochdruck-Teilturbine
und der Mitteldruck-Teilturbine eine Zwischenüberhitzereinheit angeordnet wird, mit
den Schritten:
- Betrieb der Kraftwerksanlage in Teillast,
- Erhöhung der Temperatur am Eintritt zur Zwischenüberhitzereinheit durch Androsselung
eines Ventils, das vor der Mitteldruck-Teilturbine angeordnet wird.
[0007] Des Weiteren wird die Aufgabe gelöst durch ein Kraftwerk, das nach einem Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 betrieben wird und des Weiteren durch ein Kraftwerk,
das als Dampfkraftwerk oder als Gas- und Dampfkraftwerk ausgelegt und nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren betrieben wird.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, dass nach wie vor ein häufiger Lastwechsel
stattfinden kann, der aber nicht zu einer Lebensdauerverkürzung der Bauteile führt.
Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, dass im Allgemeinen bei gleichen Temperaturgradienten
die Anzahl der zulässigen Lastwechsel nicht zum Temperatursprung proportional ist.
Beispielsweise führt ein Temperatursprung von 30 Kelvin zu ca. 1.000.000 zulässigen
Lastwechseln, wohingegen ein Temperatursprung von 60 Kelvin nicht zu einer Halbierung
der zulässigen Lastwechsel führt, sondern zu einer viel geringeren Anzahl an Lastwechseln,
und zwar ca. 10.000 zulässigen Lastwechseln. Somit ändert sich bei Verdopplung des
Temperatursprungs die Anzahl der zulässigen Lastwechsel um eine oder mehrere Größenordnungen.
Die vorgenannten Werte dienen lediglich zur Veranschaulichung. Die Anzahl an zulässigen
Lastwechseln in Abhängigkeit vom Temperatursprung hängen stark von den Geometrien
der Bauteile, von den Werkstoffeigenschaften sowie Temperaturniveaus und vielen anderen
weiteren Parametern ab.
[0010] Ein erfindungswesentliches Merkmal ist, dass die Temperatur der Zwischenüberhitzereinheit
reduziert werden kann, indem die Eintrittstemperatur in die Zwischenüberhitzereinheit
angehoben wird. Die Eintrittstemperatur vor der Zwischenüberhitzereinheit wird auch
als kalte Zwischenüberhitzung bezeichnet. Diese Anhebung der Temperatur wird dadurch
realisiert, dass Regelventile, die vor dem zweiten Expansionsabschnitt, d. h. vor
der Mitteldruck-Teilturbine, angedrosselt werden. Durch die Androsselung reduziert
sich die Expansion und damit der Temperaturabbau im ersten Expansionsabschnitt, in
diesem Fall in der Hochdruck-Teilturbine. Die Folge ist, dass es zu vergrößerten lastabhängigen
Temperaturschwankungen am Austritt der Hochdruck-Teilturbine kommt.
[0011] Somit wird der bei Teillast eintretende Abfall der heißen Zwischenüberhitzertemperatur
durch eine Anhebung der kalten Zwischenüberhitzertemperatur am Hochdruck-Teilturbinenaustritt
reduziert. Erreicht wird diese Temperaturanhebung durch gezielte Druckanhebung im
Zwischenüberhitzersystem bei Teillast mittels Drosselung der Ventile. Sofern keine
Androsselung stattfindet, würde bei einer Teillast an einer Stelle ein Temperaturwechsel
von 60 Kelvin beispielsweise an einem Bauteil auftreten. Durch die erfindungsgemäße
Androsselung wird dieser Temperaturabsenkung von 60 Kelvin entgegengewirkt und beispielsweise
nur eine Temperaturabsenkung von 30 Kelvin erreicht, wobei diese Temperaturabsenkung
von 30 Kelvin auf zwei Bauteile aufzuteilen ist. Die zulässigen Lastwechsel vergrößern
sich dadurch um mehr als eine Größenordnung.
[0012] Somit führt das Aufteilen von großen Temperaturwechseln an den Bauteilen im heißen
Zwischenüberhitzersystem und der Mitteldruck-Dampfturbine auf kleine Temperaturwechsel
an den Bauteilen im kalten Zwischenüberhitzer und heißen Zwischenüberhitzerbauteilen
zu einem insgesamt kleineren Temperaturwechsel an allen Bauteilen im System.
[0013] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird die Androsselung derart gewählt, dass der
Betrag der Temperaturabsenkung nach der Zwischenüberhitzereinheit im ungedrosselten
Zustand im Wesentlichen halbiert wird.
[0014] Somit wird die Androsselung derart gesteuert, dass bei Lastwechseln an allen Bauteilen
die dann kleineren Temperaturwechsel in erster Näherung gleich groß sind. Ein wesentlicher
Vorteil der Erfindung liegt darin, dass nunmehr große Laständerungen mit deutlich
schnelleren Gradienten und deutlich häufiger in der Lebensdauer der Dampfturbine gefahren
werden können. Dies führt insgesamt zu einer Erhöhung der Lebensdauer.
[0015] Im Folgenden wird nun ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher beschrieben (ohne
Figur).
[0016] Herkömmliche konventionelle Kraftwerke umfassen eine Dampfturbine, die sich in eine
Hochdruck-Teilturbine, Mitteldruck-Teilturbine und Niederdruck-Teilturbine sowie eine
Zwischenüberhitzereinheit einteilen lässt, wobei die Zwischenüberhitzereinheit zwischen
der Hochdruck-Teilturbine und der Mitteldruck-Teilturbine angeordnet wird. Vor der
Hochdruck-Teilturbine erzeugt ein Dampferzeuger einen heißen Frischdampf, der durch
die Hochdruck-Teilturbine strömt und anschließend in der Zwischenüberhitzereinheit
wieder erhitzt wird und anschließend in die Mitteldruck-Teilturbine strömt sowie anschließend
durch die Niederdruck-Teilturbine. Nach der Niederdruck-Teilturbine kondensiert der
Dampf zu Wasser und wird über Pumpen wieder zum Dampferzeuger geführt und dort wieder
zu Dampf umgewandelt. Solch eine Kraftwerksanlage wird für eine Nennleistung konzipiert,
die möglichst permanent auf dieser Nennleistungsebene betrieben werden soll. In einem
Teillastbetrieb, das bedeutet, dass die Kraftwerksanlage nicht bei 100% Nennlast,
sondern bei beispielsweise 25% der Nennlast betrieben wird, ändern sich die Temperaturen
in der Zwischenüberhitzereinheit. Die Temperatur sinkt. Vor der Mitteldruck-Teilturbine
wird ein Regelventil angeordnet, das beim Betrieb der Teillast derart angedrosselt
wird, dass eine Erhöhung der Temperatur am Eintritt zur Zwischenüberhitzereinheit
erfolgt. Das bedeutet, dass ein Regler das Mitteldruck-Ventil derart ansteuert, dass
die Dampfströmung angedrosselt wird und zwar derart, dass die Expansion in der Hochdruck-Teilturbine
reduziert wird. In Folge dieser Reduzierung erhöht sich die Temperatur am Ausgang
der Hochdruck-Teilturbine.
1. Verfahren zum Betreiben einer Kraftwerksanlage umfassend eine Dampfturbine, die in
eine Hochdruck-Teilturbine, Mitteldruck-Teilturbine und Niederdruck-Teilturbine unterteilt
ist und zwischen der Hochdruck-Teilturbine und der Mitteldruck-Teilturbine eine Zwischenüberhitzereinheit
angeordnet ist, mit den Schritten:
- Betrieb der Kraftwerksanlage in Teillast,
- Erhöhung der Temperatur am Eintritt zur Zwischenüberhitzereinheit durch Androsselung
eines Ventils, das vor der Mitteldruck-Teilturbine angeordnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die Androsselung derart erfolgt, dass die Expansion in der Hochdruck-Teilturbine
reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei die Androsselung derart gewählt wird, dass der Betrag der Temperaturabsenkung
nach der Zwischenüberhitzereinheit im ungedrosselten Zustand im Wesentlichen halbiert
wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Androsselung derart erfolgt,
dass bei einem Lastwechsel die Temperaturänderung vor und nach der Zwischenüberhitzereinheit
in Folge der Androsselung im Wesentlichen gleich groß ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Betrieb bei Teillast
im Wesentlichen zwischen 20% und 40%, insbesondere bei 25% der Nennlast erfolgt.
6. Kraftwerk, das nach einem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 5 betrieben wird.
7. Kraftwerk nach Anspruch 6,
wobei das Kraftwerk als Dampfkraftwerk ausgebildet ist.
8. Kraftwerk nach Anspruch 6,
wobei das Kraftwerk als Gas- und Dampfkraftwerk ausgebildet ist.