| (19) |
 |
|
(11) |
EP 2 649 973 A1 |
| (12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
| (43) |
Veröffentlichungstag: |
|
16.10.2013 Patentblatt 2013/42 |
| (22) |
Anmeldetag: 19.02.2013 |
|
| (51) |
Internationale Patentklassifikation (IPC):
|
|
| (84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
|
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL
NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR |
|
Benannte Erstreckungsstaaten: |
|
BA ME |
| (30) |
Priorität: |
12.04.2012 DE 102012103136 12.04.2012 DE 202012101317 U
|
| (71) |
Anmelder: AAT Alber Antriebstechnik GmbH |
|
72458 Albstadt (DE) |
|
| (72) |
Erfinder: |
|
- Der Erfinder hat auf seine Nennung verzichtet.
|
| (74) |
Vertreter: Kohler Schmid Möbus |
|
Patentanwälte
Kaiserstrasse 85 72764 Reutlingen 72764 Reutlingen (DE) |
|
| |
|
| (54) |
Hilfsantriebsvorrichtung für Rollstühle |
(57) Eine Hilfsantriebsvorrichtung für Selbstfahrer-Rollstühle mit zwei mit Greifringen
versehenen Laufrädern, die jeweils eine Antriebseinrichtung und eine Sensoreinrichtung
zur Erfassung der in den Greifring eingeleiteten Muskelkraft aufweisen, und mit einer
Steuereinrichtung sowie einer Neigungssensoreinrichtung, welche die Neigung des Rollstuhls
gegenüber der Horizontalen in Fahrtrichtung des Rollstuhls erfasst, wobei die Steuereinrichtung
die Antriebseinrichtungen in Abhängigkeit von der detektierten Neigung für eine bestimmte
Zeitdauer und/oder zur Abgabe einer bestimmten Leistung aktiviert.
[0001] Die Erfindung betrifft eine Hilfsantriebsvorrichtung für Rollstühle mit zwei mit
Greifringen versehenen Laufrädern, die jeweils eine Antriebseinrichtung und eine Sensoreinrichtung
zur Erfassung der in den Greifring eingeleiteten Muskelkraft aufweisen, und mit einer
Steuereinrichtung.
[0002] Eine solche Hilfsantriebsvorrichtung ist beispielsweise aus der
DE 198 57 786 A1 bekannt. Mit dem Hilfsantrieb kann die in die Greifringe eingeleitete Muskelkraft
proportional unterstützt werden. Die Muskelkraft wird durch die Sensoreinrichtungen
erfasst und abhängig davon die Antriebseinrichtungen durch die Steuereinrichtung angesteuert.
Bei getriebelosen Antriebseinrichtungen unterstützen die Antriebseinrichtungen den
Rollstuhlfahrer kurzzeitig. Nach dem Abschalten rollt der Rollstuhl aus, sodass sich
ein Fahrgefühl ähnlich einem rein manuell betriebenen Rollstuhl ergibt. Bei Antriebseinrichtungen
mit Getriebemotoren bremst das Getriebe den Motor nach dessen Abschaltung sofort ab.
Daher wird bei Hilfsantriebsvorrichtungen mit Getriebemotoren der Motor länger bestromt
und in der Regel auch mit einem rampenförmig abklingenden Strom, um das natürliche
Auslaufen eines rein manuell angetriebenen Rollstuhls möglichst gut zu simulieren.
[0003] Je nach vorhandener Muskelkraft des Rollstuhlfahrers kann zwischen unterschiedlichen
Fahrstufen mit einem unterschiedlich hohen Unterstützungsgrad der Hilfsantriebsvorrichtung
gewählt werden. Bei starken und/oder langen Steigungen kann jedoch auch der höchste
Unterstützungsgrad nicht mehr ausreichend sein, um den Rollstuhl zusammen mit der
Muskelkraft des Rollstuhlfahrers vorwärts bewegen zu können. Häufig unterschätzen
Rollstuhlfahrer auch die Steigung und/oder überschätzen ihre eigene Muskelkraft.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Hilfsantriebsvorrichtung
vorzuschlagen, mit der Fahrten in geneigtem Gelände in ähnlich komfortabler Weise
möglich sind wie in ebenem Gelände.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Hilfsantriebsvorrichtung für Selbstfahrer-Rollstühle
mit zwei mit Greifringen versehenen Laufrädern, die jeweils eine Antriebseinrichtung
und eine Sensoreinrichtung zur Erfassung der in den Greifring eingeleiteten Muskelkraft
aufweisen, und mit einer Steuereinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Neigungssensoreinrichtung aufweist, welche die Neigung des Rollstuhls gegenüber
der Horizontalen in Fahrtrichtung des Rollstuhls erfasst, und dass die Steuereinrichtung
die Antriebseinrichtungen in Abhängigkeit von der detektierten Neigung für eine bestimmte
Zeitdauer und/oder zur Abgabe einer bestimmten Leistung aktiviert.
[0006] Das von den Antriebseinrichtungen aufgebrachte Drehmoment wird nun also nicht nur
abhängig von der in die Greifringe eingeleiteten Muskelkraft, sondern auch abhängig
von der detektierten Neigung des Rollstuhls in Fahrtrichtung und damit von der Steigung
des Geländes gewählt. Dadurch lassen sich auch Bergfahrten durch den Rollstuhlfahrer
ohne erhöhten Muskeleinsatz bewältigen. Häufig kann dadurch auch ein Schalten in einen
Fahrmodus mit einer höheren Grundunterstützung durch den Motor entfallen. Die größere
Unterstützung durch die Antriebseinrichtungen bewirkt, dass der Rollstuhl eine ausreichende
Wegstrecke zurücklegt, um dem Rollstuhlfahrer ein Umgreifen an den Greifringen zu
ermöglichen, bevor der Rollstuhl zum Stillstand kommt oder gar zurückrollt.
[0007] Vorzugsweise kann dabei die Steuereinrichtung bei Detektion einer Steigung in Fahrtrichtung
des Rollstuhls die Antriebseinrichtungen für eine Zeitdauer und/oder zur Abgabe einer
Leistung aktivieren, die proportional zur detektierten Steigung sind.
[0008] Weitere Vorteile ergeben sich, wenn die Steuereinrichtung bei Detektion eines Gefälles
in Fahrtrichtung des Rollstuhls die Antriebseinrichtungen abbremst. Diese Maßnahme
erhöht die Sicherheit des Rollstuhlfahrers deutlich. Auch bei steilen Bergabfahrten
wird seine Muskelkraft ausreichend unterstützt, um den Rollstuhl nicht zu schnell
werden zu lassen. Vorteilhafterweise kann dabei die Steuereinrichtung die Antriebseinrichtungen
bis zum Erreichen einer Höchstgeschwindigkeit des Rollstuhls abbremsen, wobei die
Höchstgeschwindigkeit auch einstellbar sein kann. Auf diese Weise können zu schnelle
Bergabfahrten vermieden werden. Da das Empfinden für Geschwindigkeiten bei unterschiedlichen
Personen verschieden ist, ist eine Wahlmöglichkeit der Höchstgeschwindigkeit vorteilhaft.
[0009] Das Abbremsen des Rollstuhls auf einer Gefällstrecke verhindert auch Gefahren beim
Bergauffahren, wenn Motorkraft und Muskelkraft nicht ausreichen, die Steigung zu überwinden.
Kann der Rollstuhlfahrer seinen Rollstuhl nicht mehr vorwärtsbewegen oder halten,
beginnt der Rollstuhl rückwärts zu rollen, wird dabei aber abgebremst, sodass keine
Gefahrensituation für den Fahrer entsteht.
[0010] Dabei kann die Ansteuerung der Antriebseinrichtungen durch die Steuereinrichtung
in Abhängigkeit von der Neigung des Rollstuhls bei Vorwärtsfahrt und bei Rückwärtsfahrt
unterschiedlich sein. Eine Rückwärtsfahrt sollte vorzugsweise stärker abgebremst werden
als eine Vorwärtsfahrt, da der Rollstuhlfahrer den Bereich hinter ihm schlechter übersieht
als den vor ihm liegenden. Andererseits sollte ein Zurückrollen am Hang aber nicht
völlig unterbunden werden, um den Rollstuhl weiter auf einfache Weise wenden zu können.
Dabei rollt ein Laufrad rückwärts, während das andere Laufrad verstärkt durch die
Antriebseinrichtung die Steigung überwindet.
[0011] Weiter kann die Hilfsantriebseinrichtung derart ausgelegt sein, dass bei Detektion
einer Neigung des Rollstuhls die zum Halten des Rollstuhls im Stillstand in die Greifringe
eingeleitete Muskelkraft durch Aktivierung der Antriebseinrichtungen durch die Steuereinrichtung
derart unterstützbar ist, dass auch bei nachlassender Muskelkraft der Stillstand des
Rollstuhl aufrechterhalten wird. Zum Halten des Rollstuhls wird in die Greifringe
dauerhaft eine Muskelkraft eingeleitet. Lässt diese nach, erfolgt eine Unterstützung
durch die Antriebseinrichtung.
[0012] Weitere Vorteile ergeben sich, wenn bei der Detektion einer Neigung des Rollstuhls
durch die Neigungssensoreinrichtung und einer Detektion einer schnellen Richtungsumkehr
der Einwirkung der Muskelkraft auf einen oder beide Greifringe die Steuereinrichtung
dies als eigenes Steuersignal verarbeitet. Das kann genutzt werden, um eine beabsichtigte
Parksituation anzusteuern. Durch eine schnelle Richtungsumkehr an den Greifringen
kann die Steuereinrichtung dazu veranlasst werden, ein Fahren oder Rollen zu unterbinden.
Dies kann vorübergehend als Ersatz für die mechanische Feststellbremse des Rollstuhls
genutzt werden.
1. Hilfsantriebsvorrichtung für Rollstühle mit zwei mit Greifringen versehenen Laufrädern,
die jeweils eine Antriebseinrichtung und eine Sensoreinrichtung zur Erfassung der
in den Greifring eingeleiteten Muskelkraft aufweisen, und mit einer Steuereinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Neigungssensoreinrichtung aufweist, welche die Neigung des Rollstuhls gegenüber
der Horizontalen in Fahrtrichtung des Rollstuhls erfasst, und dass die Steuereinrichtung
die Antriebseinrichtungen in Abhängigkeit von der detektierten Neigung für eine bestimmte
Zeitdauer und/oder zur Abgabe einer bestimmten Leistung aktiviert.
2. Hilfsantriebsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung bei Detektion einer Steigung in Fahrtrichtung des Rollstuhls
die Antriebseinrichtungen für eine Zeitdauer und/oder zur Abgabe einer Leistung aktiviert,
die proportional zur detektierten Steigung sind.
3. Hilfsantriebsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung bei Detektion eines Gefälles in Fahrtrichtung des Rollstuhls
die Antriebseinrichtungen abbremst.
4. Hilfsantriebsvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung die Antriebseinrichtungen bis zum Erreichen einer Höchstgeschwindigkeit
des Rollstuhls abbremst.
5. Hilfsantriebsvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Höchstgeschwindigkeit einstellbar ist.
6. Hilfsantriebsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansteuerung der Antriebseinrichtungen durch die Steuereinrichtung in Abhängigkeit
von der Neigung des Rollstuhls bei Vorwärtsfahrt und bei Rückwärtsfahrt unterschiedlich
ist.
7. Hilfsantriebsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Detektion einer Neigung des Rollstuhls die zum Halten des Rollstuhls im Stillstand
in die Greifringe eingeleitete Muskelkraft durch Aktivierung der Antriebseinrichtungen
durch die Steuereinrichtung derart unterstützbar ist, dass auch bei nachlassender
Muskelkraft der Stillstand des Rollstuhl aufrechterhalten wird.
8. Hilfsantriebsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei Detektion einer Neigung des Rollstuhls durch die Neigungssensoreinrichtung und
einer Detektion einer schnellen Richtungsumkehr der Einwirkung der Muskelkraft auf
einen oder beide Greifringe die Steuereinrichtung dies als Steuersignal verarbeitet.


IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information
des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes.
Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei
Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente