[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche
mittels eines Finishwerkzeugs, wobei die Werkstückoberfläche relativ zu einer Wirkfläche
des Finishwerkzeugs in einer Drehrichtung um eine Werkstückachse bewegt wird, wobei
der Relativbewegung von Werkstückoberfläche und Wirkfläche eine oszillierende Zusatzbewegung
in einer zu der Werkstückoberfläche senkrechten Richtung überlagert wird.
[0002] Aus dem Projekt "Ultraschallunterstütztes Superfinishing zylindrischer Präzisionsbauteile"
(SoFi - Sonic Finish)" ist eine Hybridtechnologie bekannt, bei welcher zur Feinstbearbeitung
eines Werkstücks ein herkömmlicher Finishprozess mit einer Ultraschallbearbeitung
kombiniert wird. Der herkömmliche Finishprozess umfasst eine Drehbewegung des Werkstücks
relativ zu dem Finishwerkzeug sowie eine niederfrequente, oszillierende Relativbewegung
von Werkstück und Finishwerkzeug in einer zu einer Drehachse des Werkstücks parallelen
Richtung. Die Ultraschallbearbeitung umfasst eine bezogen auf das Werkstück radiale
Bewegung des Finishwerkzeugs, welches mit Ultraschallfrequenz schwingt.
[0003] Es hat sich herausgestellt, dass die vorstehend beschriebene Hybridtechnologie in
der Praxis problematisch ist. Beispielsweise sind die auf die Finishwerkzeuge wirkenden
Belastungen so hoch, dass diese nach relativ kurzer Zeit ausgetauscht werden müssen.
Darüber hinaus entsteht ein hohes Lärmniveau, sodass aufwändige Schallschutzmaßnahmen
erforderlich sind. Außerdem können durch Vernebelung von Kühl- oder Schmierstoffen
Aerosole entstehen, welche im ungünstigsten Fall eine Explosionsgefahr begründen.
Schließlich ist zur Erzeugung einer Bewegung des Finishwerkzeugs mit Ultraschallfrequenz
ein aufwändiger Antrieb mit einer Sonotrode erforderlich, welche jeweils nur für eine
bestimmte Ultraschallfrequenz und für eine bestimmte Masse des Finishwerkzeugs ausgelegt
werden kann.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein optimiertes
Verfahren zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass eine Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung niedriger ist als
20 kHz.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Wirkfläche des Finishwerkzeugs periodisch
in Richtung auf die zu bearbeitende Werkstückoberfläche und hierzu entgegengesetzt
bewegt. Hierdurch erfolgt eine "hämmernde" Bearbeitung der Werkstückoberfläche und
ein der Oszillationsfrequenz entsprechender Wechsel zwischen einem Kontakt der Wirkfläche
und der Werkstückoberfläche mit höherer Andruckkraft und mit niedrigeren Andruckkraft
(wobei auch ein "Abheben" der Wirkfläche von der Werkstückoberfläche möglich ist).
[0007] Die Bewegung der Wirkfläche des Finishwerkzeugs erfolgt entlang einer Zusatzbewegungsachse,
welche bezogen auf die zu bearbeitende Werkstückoberfläche senkrecht ausgerichtet
ist. Die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung liegt im Niederschallbereich. Sie
ist niedriger als 20 kHz, vorzugsweise niedriger als 16 kHz und insbesondere niedriger
als 1 kHz.
[0008] Die "hämmernde" Bearbeitung der Werkstückoberfläche hat den Vorteil, dass die wirksamen
Bestandteile der Wirkfläche, also die schneidenden Körner, tiefer in das Material
des Werkstücks eindringen, als dies bei einer herkömmlichen Finishbearbeitung möglich
ist. Hierdurch wird das Zeitspanvolumen bzw. die Abtragsleistung im Vergleich zu einer
herkömmlichen Finishbearbeitung erhöht.
[0009] Die "hämmernde" Bearbeitung der Werkstückoberfläche hat den weiteren Vorteil, dass
die wirksamen Bestandteile der Wirkfläche, also die schneidenden Körner, kurzzeitig
einer erhöhten Druckbelastung ausgesetzt sind. Hierdurch kann eine Splitterbildung
unterstützt werden, wodurch ein Selbstschärfeffekt entsteht, welcher seinerseits zu
einer Erhöhung der Materialabtragsrate beiträgt.
[0010] Die erfindungsgemäße Zusatzbewegung geht außerdem mit einer periodischen Unterbrechung
des Schnittes beziehungsweise der Spanbildung einher und bewirkt somit eine unterbrochene
Schliffstruktur. Bei einer klassischen Finishbearbeitung entstehen durchgehende, riefenartige
Vertiefungen, welche ein während der Werkstückoberflächenbearbeitung verwendetes Kühl-
oder Schmiermittel abführen.
[0011] Die Unterbrechung der Schliffstruktur hat zur Folge, dass ein größerer Anteil von
Kühl- oder Schmiermittel an der zu bearbeitenden Werkstückoberfläche verbleibt. Dies
ermöglicht ein besseres Eindringen der Wirkfläche des Finishwerkzeugs in die zu bearbeitende
Werkstückoberfläche. Durch das periodische Abheben des Finishwerkzeugs, d.h. durch
die periodische Trennung der Wirkfläche des Finishwerkzeugs und der Werkstückoberfläche,
kann Kühlschmierstoff besser in die Kontaktzone gelangen und abgetragenes Material
besser ausgespült bzw. abtransportiert werden. Außerdem fördert die im Rahmen der
Zusatzbewegung in das Finishwerkzeug eingebrachte kinetische Energie die Reinigung
des Finishwerkzeugs von in oder an der Wirkfläche eingelagertem Abrieb. Insgesamt
wird eine erhebliche Verbesserung des Schneidverhaltens der wirsamen Bestandteile
des Finishwerkzeugs erreicht.
[0012] Darüber hinaus bewirkt der periodische Druckkontakt der Wirkfläche mit der Werkstückoberfläche
eine Erhöhung der Druckeigenspannungen in oberflächennahen Abschnitten des Werkstücks,
so dass die Dauerfestigkeit des Werkstücks (beispielsweise eines Wälzlagerteils oder
einer Kurbelwelle) erhöht werden kann.
[0013] Die durch die Zusatzbearbeitung der Werkstückoberfläche bewirkte Erhöhung der Druckeigenspannung
von oberflächennahen Schichten des Werkstücks bewirkt eine Reduzierung der Kerbwirkung
und eine Reduzierung der Zugspannungen, welche bei einer Hertzschen Pressung auftreten.
Auch hierdurch erhöht sich die Lebensdauer der erfindungsgemäß bearbeiteten Werkstücke.
[0014] Schließlich hat die oben erläuterte Unterbrechung der Schliffstruktur den Vorteil,
dass bei einem fertig bearbeiteten Werkstück eine Drainagewirkung erheblich reduziert
werden kann. Dies ist insbesondere vorteilhaft, wenn es sich bei dem Werkstück um
einen Lagerring handelt. Ein Abwälzen eines Wälzkörpers auf der Lagerfläche des Lagerrings
führt dann nicht mehr dazu, dass Schmierstoff verdrängt wird. Entsprechende Vorteile
ergeben sich für hydrodynamische Gleitlagerungen, bei denen ein besserer Verbleib
des Schmiermittels (insbesondere Öl) gewährleistet ist.
[0015] Bevorzugt ist es, wenn die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung höher als ungefähr
50 Hz, insbesondere höher als ungefähr 100 Hz. Insbesondere ist ein Oszillationsfrequenzbereich
von zwischen ungefähr 100 Hz und ungefähr 1 kHz bevorzugt, beispielsweise eine Oszillationsfrequeuenz
von 200 Hz. Hierbei handelt es sich insbesondere um die Bewegungsfrequenz der Wirkfläche
des Finishwerkzeugs entlang der Zusatzbewegungsachse. Die Bewegungen in dem genannten
Frequenzbereich sind gut beherrschbar; gleichzeitig können die vorstehend unter Bezugnahme
auf die "hämmernde" Bearbeitung der Werkstückoberfläche beschriebenen Vorteile erreicht
werden.
[0016] Eine Amplitude der Zusatzbewegung kann beispielsweise lediglich 0,1 bis 5 Mikrometer
betragen. Um jedoch eine deutliche Erhöhung einer Materialabtragsrate zu erzielen,
wird vorgeschlagen, dass eine Amplitude der Zusatzbewegung (entspricht der Hälfte
des Hubs der Wirkfläche) mindestens ungefähr 5 Mikrometer beträgt. Hierdurch kann
für eine typische Korngröße des Finishmaterials (ca. 10 Mikrometer) ein Korn mit seiner
gesamten Erstreckung in das Material des Werkstücks eindringen.
[0017] Eine Amplitude der Zusatzbewegung kann beispielsweise 0,2 bis mehrere Millimeter
betragen. Für eine möglichst gute Beherrschbarkeit des Finishprozesses ist es aber
vorteilhaft, wenn eine Amplitude der Zusatzbewegung höchstens ungefähr 200 Mikrometer
beträgt (ein vorteilhafter Amplitudenwert beträgt 50 Mikrometer). Hierdurch kann auch
verhindert werden, dass die an sich vorteilhaften Effekte des erfindungsgemäßen Verfahrens
nicht mit einer Verschlechterung der Makrogeometrie des zu bearbeitenden Werkstücks
einhergehen. Ein vorteilhafter Wert für die Amplitude der Zusatzbewegung beträgt 100
Mikrometer.
[0018] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
die Werkstückoberfläche und die Wirkfläche in einer zu der Werkstückachse parallelen
Richtung relativ zueinander nicht bewegt werden. Hierbei wird also ausdrücklich auf
eine bei einem herkömmlichen Finishverfahren verwendete Relativbewegung in einer zu
der Werkstückachse parallelen Richtung verzichtet. Die Relativbewegung von Werkstückoberfläche
und Wirkfläche beruht dann ausschließlich auf der Drehung der Werkstückoberfläche
um die Werkstückachse und auf der Bewegung der Wirkfläche des Finishwerkzeugs in einer
zu der Werkstückoberfläche senkrechten Richtung. Dies hat den Vorteil, dass auf einen
vergleichsweise aufwändigen Antrieb zur Oszillationsbewegung des Finishwerkzeugs und/oder
des Werkstücks in einer zu der Werkstückachse parallelen Richtung verzichtet werden
kann, jedoch für eine Vielzahl von Anwendungsfällen dennoch eine ausreichend hohe
Materialabtragsrate erzielbar ist.
[0019] Bei einer alternativen Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Werkstückoberfläche
und die Wirkfläche in einer zu der Werkstückachse parallelen Richtung relativ zueinander
hin- und herbewegt werden. Hierbei ist also ein herkömmlicher Oszillationsantrieb
vorgesehen. Ein solcher Oszillationsantrieb ist für die Realisierung besonders hoher
Materialabtragsraten vorteilhaft.
[0020] Es ist auch möglich, eine Werkstückoberfläche zunächst mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens zu bearbeiten (also mit Drehbewegung des Werkstücks und mit Zusatzbewegung
senkrecht zu der der Werkstückoberfläche und ggf. zusätzlich mit Oszillationsbewegung
parallel zu der Werkstückachse), um eine hohe Materialabtragsrate zu erreichen und
das Werkstück mit einer Grundstruktur und mit erhöhten Druckeigenspannungen zu versehen.
An diese Bearbeitung anschließend kann dann das Werkstück mittels eines herkömmlichen
Finishverfahrens (also mit Drehbewegung des Werkstücks und ohne Zusatzbewegung senkrecht
zu der der Werkstückoberfläche und mit Oszillationsbewegung parallel zu der Werkstückachse)
weiterbearbeitet werden, um eine besonders feine Werkstückoberfläche herzustellen.
[0021] Für den Fall, dass ein vorstehend genannter Oszillationsantrieb zur Erzeugung einer
Relativbewegung in einer zu der Werkstückachse parallelen Richtung vorgesehen ist,
ist es bevorzugt, wenn die Oszillationsfrequenz der Hin- und Herbewegung in der zu
der Werkstückachse parallelen Richtung mindestens ungefähr 1 Hz beträgt.
[0022] Für den Fall, dass ein vorstehend genannter Oszillationsantrieb zur Erzeugung einer
Relativbewegung in einer zu der Werkstückachse parallelen Richtung vorgesehen ist,
ist es bevorzugt, wenn die Oszillationsfrequenz der Hin- und Herbewegung in der zu
der Werkstückachse parallelen Richtung höchstens ungefähr 50 Hz beträgt.
[0023] Für ein Finishwerkzeug in Form eines Finishbands betragen bevorzugte Oszillationsfrequenzen
(in zu der Werkstückachse paralleler Richtung) zwischen 1 und 21,67 Hz, vorzugsweise
5 Hz.
[0024] Für ein Finishwerkzeug in Form eines Finishsteins betragen bevorzugte Oszillationsfrequenzen
(in zu der Werkstückachse paralleler Richtung) zwischen 5 und 50 Hz, vorzugsweise
33,33 Hz.
[0025] In vorteilhafter Weise ist die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung um einen Faktor
von 1 bis 1000, insbesondere um einen Faktor von 6 bis 40, höher als die Oszillationsfrequenz
der Hin- und Herbewegung in der zu der Werkstückachse parallelen Richtung. Diese Frequenzverhältnisse
bewirken eine optimale Kombination einer hohen Materialabtragsrate, einer Erhöhung
der Druckeigenspannung von oberflächennahen Werkstückschichten und einer im Vergleich
zu einer herkömmlichen Kreuzschliffstruktur reduzierten Drainagewirkung.
[0026] Es ist ferner bevorzugt, wenn eine Amplitude einer Hin- und Herbewegung in zu der
Werkstückachse paralleler Richtung (entspricht der Hälfte des Gesamthubs) zwischen
ungefähr 0,1 mm und ungefähr 3 mm beträgt. Ein solcher Amplitudenbereich trägt zu
einer erhöhten Materialabtragsrate bei gleichzeitig hoher Maßgenauigkeit des zu bearbeitenden
Werkstücks bei. Eine bevorzugte Amplitude für ein Finishwerkzeug in Form eines Finishbands
beträgt 0,5 mm, für ein Finishwerkzeug in Form eines Finishsteins mindestens 0,5 mm,
vorzugsweise 1 mm.
[0027] In vorteilhafter Weise ist die Amplitude der Zusatzbewegung um einen Faktor von 5
bis 600, insbesondere um einen Faktor von 10 bis 20, kleiner ist als die Amplitude
der Hin- und Herbewegung in der zu der Werkstückachse parallelen Richtung. Diese Amplitudenverhältnisse
bewirken eine optimale Kombination einer hohen Materialabtragsrate, einer Erhöhung
der Druckeigenspannung von oberflächennahen Werkstückschichten und einer im Vergleich
zu einer herkömmlichen Kreuzschliffstruktur reduzierten Drainagewirkung.
[0028] Es kann auch vorteilhaft sein, wenn die Amplitude der Zusatzbewegung um einen Faktor
von 1 bis 5 kleiner ist als die Amplitude der Hin- und Herbewegung in der zu der Werkstückachse
parallelen Richtung. Diese Faktoren sind beispielsweise dann besonders gut geeignet,
wenn eine seitlich begrenzte Werkstückfläche (beispielsweise das Pleuellager einer
Kurbelwelle) bearbeitet werden soll, welche nur minimal breiter ist als das Finishwerkzeug.
In Extremfällen können sogar Faktoren von 0,5 bis 1 (Verhältnis der Amplitude der
Zusatzbewegung zu der Amplitude der Hin- und Herbewegung in zu der Werkstückachse
paralleler Richtung) oder noch kleinere Faktoren geeignet sein.
[0029] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche
mittels eines Finishwerkzeugs, mit einer Drehantriebseinrichtung zur Erzeugung einer
Drehbewegung der Werkstückoberfläche relativ zu einer Wirkfläche des Finishwerkzeugs
in einer Drehrichtung um eine Werkstückachse, wobei zur Überlagerung der Relativbewegung
von Werkstückoberfläche und Wirkfläche ein Zusatzantrieb zur Erzeugung einer oszillierenden
Zusatzbewegung in einer zu der Werkstückoberfläche senkrechten Richtung vorgesehen
ist.
[0030] Der Erfindung liegt die weitere Aufgabe zugrunde, eine optimierte Vorrichtung zur
Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche anzugeben.
[0031] Diese Aufgabe wird bei einer vorstehend genannten Vorrichtung erfindungsgemäß dadurch
gelöst, dass der Zusatzantrieb zur Erzeugung einer Oszillationsfrequenz ausgebildet
ist, welche niedriger ist als 20 kHz.
[0032] Vorteile und Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind zum Teil bereits
vorstehend im Zusammenhang mit den Vorteilen und Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens erläutert worden. Insoweit wird auf die vorstehende Beschreibung Bezug
genommen.
[0033] In vorteilhafter Weise umfasst der Zusatzantrieb einen Piezoaktor. Ein solcher Aktor
eignet sich besonders gut zur Erzeugung einer oszillierenden Bewegung einer Wirkfläche
eines Finishwerkzeugs.
[0034] Es versteht sich, dass anstelle eines Piezoaktors auch andere Aktoren zum Einsatz
kommen können, beispielsweise hydraulische, pneumatische oder elektrische Antriebe
oder auch auf Magnetostriktion basierende Antriebe.
[0035] Bei Verwendung eines Piezoaktors ist es für einen konstruktiv einfachen Aufbau bevorzugt,
wenn der Piezoaktor entlang einer Zusatzbewegungsachse ausgerichtet ist, insbesondere
entlang der Zusatzbewegungsachse gestapelte Piezoelemente umfasst.
[0036] In vorteilhafter Weise sind der Piezoaktor und das Finishwerkzeug miteinander direkt
bewegungsgekoppelt, sodass eine Bewegung des Piezoaktors entlang der Zusatzbewegungsachse
identisch ist zu einer Bewegung der Wirkfläche entlang der Zusatzbewegungsachse. Dies
bedeutet, dass eine Ausdehnung der Piezoelemente in zu der Zusatzbewegungsachse parallelen
Richtung unmittelbar in eine entsprechende Bewegung der Wirkfläche des Finishwerkzeugs
umgesetzt wird, also eine "1:1-Übersetzung" erfolgt und keine Übersetzung oder Untersetzung
mittels eines Getriebes.
[0037] Alternativ hierzu können auch Getriebeeinrichtungen, beispielsweise Hebel, vorgesehen
sein, welche eine Bewegung des Piezoaktors in eine (vorzugsweise größere) Bewegung
der Wirkfläche des Finishwerkzeugs übersetzen.
[0038] Für eine besonders einfache Übertragung der Bewegung des Piezoaktors auf das Finishwerkzeug
wird vorgeschlagen, dass eine Antriebsfläche des Piezoaktors und das Finishwerkzeug
miteinander starr verbunden sind.
[0039] Alternativ hierzu weist der Piezoaktor eine Kraftübertragungsfläche zur Übertragung
einer von dem Piezoaktor erzeugten Druckkraft auf eine Kraftaufnahmefläche des Finishwerkzeugs
auf. Dies ermöglicht eine "stößelartige" Übertragung von in Richtung auf das Werkstück
gerichteten Kräften. Eine entgegengesetzt gerichtete Bewegung des Finishwerkzeugs
kann beispielsweise durch eine elastische Rückverformung eines Finishwerkzeughalters
oder auch durch zusätzliche Federn erzeugt werden.
[0040] Im Rahmen der Erfindung ist es möglich, dass das Finishwerkzeug in Form eines Finishsteins
ausgebildet ist.
[0041] Im Rahmen der Erfindung ist es möglich, dass das Finishwerkzeug in Form eines Finishbands
ausgebildet ist. Für diesen Fall ist es bevorzugt, wenn zum Andrücken des Finishbands
gegen die Werkstückoberfläche eine Andrückschale vorgesehen ist, welche eine quer
zu der Verlaufsrichtung des Finishbands wirksame Andrückfläche aufweist, wobei zumindest
ein Teil der Andrückfläche von einem Andrückabschnitt gebildet ist, welcher entlang
einer Zusatzbewegungsachse relativ zu einem stationären Schalenabschnitt bewegbar
ist. Eine solche Andrückschale ermöglicht eine definierte Führung und Positionierung
des Finishbands und gleichzeitig die Möglichkeit, eine Werkstückoberfläche im Bereich
des Andrückabschnitts "hämmernd" zu bearbeiten.
[0042] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
der Andrückabschnitt und der stationäre Schalenabschnitt miteinander einstückig ausgebildet
und über einen Verbindungsabschnitt miteinander verbunden sind, wobei der Verbindungsabschnitt
derart ausgebildet ist, dass Antriebskräfte des Zusatzantriebs eine Bewegung des Andrückabschnitts
entlang der Zusatzbewegungsachse bewirken. Auf diese Weise können die dem Werkstück
zugewandten Oberflächen des Andrückabschnitts und des stationären Schalenabschnitts
in einem Arbeitsgang hergestellt und somit geometrisch exakt aufeinander abgestimmt
hergestellt werden. Gleichzeitig ist es möglich, den Andrückabschnitt und den stationären
Schalenabschnitt mit hoher Genauigkeit relativ zueinander positionieren zu können,
da eine Relativbewegung zwischen diesen Abschnitten lediglich durch eine (elastische)
Verformung des Verbindungsabschnitts, ausgehend aus einer unverformten Ausgangsstellung,
stattfindet.
[0043] Bei einer Ausführungsform der Erfindung ist ein Oszillationsantrieb zur Erzeugung
einer relativen Hin- und Herbewegung von Werkstückoberfläche und Wirkfläche in einer
zu der Werkstückachse parallelen Richtung vorgesehen.
[0044] Bei einer alternativen Ausführungsform der Erfindung ist ein Oszillationsantrieb
zur Erzeugung einer relativen Hin-und Herbewegung von Werkstückoberfläche und Wirkfläche
in einer zu der Werkstückachse parallelen Richtung ausdrücklich nicht vorgesehen.
[0045] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung sind Gegenstand der nachfolgenden Beschreibung
und der zeichnerischen Darstellung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
[0046] In den Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Vorrichtung zur Finishbearbeitung einer
Werkstückoberfläche;
- Figur 2
- einen in Figur 1 mit II bezeichneten Ausschnitt in vergrößerter Darstellung;
- Figur 3
- eine Vorderansicht des Ausschnitts gemäß Figur 2;
- Figur 4
- ein der Figur 2 entsprechender Ausschnitt einer weiteren Ausführungsform einer Vorrichtung
zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche;
- Figur 5
- eine der Figur 3 entsprechende Ansicht des Ausschnitts gemäß Figur 4;
- Figur 6
- eine schematische Ansicht einer mittels eines herkömmlichen Finishprozesses hergestellten
Werkstückoberfläche;
- Figur 7
- eine schematische Ansicht einer mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten
Werkstückoberfläche;
- Figur 8
- eine perspektivische Ansicht einer weiteren Ausführungsform einer Vorrichtung zur
Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche;
- Figur 9
- eine perspektivische Ansicht einer weiteren Ausführungsform einer Vorrichtung zur
Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche;
- Figur 10
- eine Seitenansicht eines in Figuren 8 und 9 mit VI, VII bezeichneten Teils der Vorrichtung;
- Figur 11
- einen in Figur 10 mit XI bezeichneten Ausschnitt in vergrößerter Darstellung;
- Figuren 12 bis 16
- Seitenansichten von Ausführungsformen von Andrückschalen zur Verwendung bei Vorrichtungen
gemäß Figuren 8 bis 11;
- Figur 17
- eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Vorrichtung zur Finishbearbeitung einer
Werkstückoberfläche;
- Figur 18
- eine Draufsicht einer weiteren Ausführungsform einer Vorrichtung zur Finishbearbeitung
einer Werkstückoberfläche;
- Figur 19
- eine Seitenansicht der Vorrichtung gemäß Figur 18; und
- Figur 20
- eine schematische Ansicht einer mittels den Vorrichtungen gemäß Figuren 17 bis 19
hergestellten Werkstückoberfläche.
[0047] In Figur 1 ist eine Vorrichtung zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche insgesamt
mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet. Die Vorrichtung 10 umfasst ein Maschinengestell
12 zum Aufstellen der Vorrichtung 10 auf einer Aufstellfläche 14. An dem Gestell ist
eine Werkstückaufnahme 16 zur Aufnahme eines finishend zu bearbeiteten Werkstücks
18 vorgesehen.
[0048] Das Werkstück 18 weist eine zentrale Werkstückachse 20 auf. Bei dem Werkstück 18
handelt es sich beispielsweise um einen Lagerring.
[0049] Die Vorrichtung 10 umfasst eine Drehantriebseinrichtung 22 zum Drehantrieb des an
der Werkstückaufnahme 16 gehaltenen Werkstücks 18 um die Werkstückachse 20. Die Werkstückachse
20 verläuft koaxial zu der Drehachse der Drehantriebseinrichtung 22.
[0050] Das Werkstück 18 weist eine insbesondere konzentrisch zu der Werkstückachse 20 verlaufende
Werkstückoberfläche 24 auf, welche mit einem nachfolgend beschriebenen Finishwerkzeug
26 finishend bearbeitet wird.
[0051] Bei dem Finishwerkzeug 26 handelt es sich beispielsweise um einen Finishstein 28.
Das Finishwerkzeug 26 ist an einem Finishwerkzeughalter 30 gelagert und entlang einer
Zusatzbewegungsachse 32 (vergleiche Figur 2) relativ zu dem Finishwerkzeughalter 30
oszillierend antreibbar. Hierdurch wird eine der Werkstückoberfläche 24 zugewandte
Wirkfläche 34 des Finishwerkzeugs 26 in Richtung auf die Werkstückoberfläche 24 und
hierzu entgegengesetzt bewegt.
[0052] Zur Erzeugung der Bewegung des Finishwerkzeugs 26 umfasst die Vorrichtung 10 einen
Zusatzantrieb 36, insbesondere in Form eines Piezoaktors 38. Der Zusatzantrieb 36
erzeugt eine oszillierende Bewegung der Wirkfläche 34 entlang der Zusatzbewegungsachse
32.
[0053] Zur Bewegungskopplung des Zusatzantriebs 36 und des Finishwerkzeugs 26 ist beispielsweise
ein Übertragungselement 40 vorgesehen, welches mit einer Einspanneinrichtung 42 verbunden
ist.
[0054] Die Einspanneinrichtung 42 umfasst beispielsweise eine Hülse 44, welche mittels des
Übertragungselements 40 von dem Zusatzantrieb 36 bewegungsbeaufschlagt ist. Die Hülse
44 ist entlang der Zusatzbewegungsachse 32 verschiebbar in einem Gehäuse 46 des Finishwerkzeughalters
30 aufgenommen.
[0055] Die Einspanneinrichtung 42 umfasst ferner ein Einspannelement 48, welches mittels
einer Schraubverbindung mit der Hülse 44 verbunden ist, sodass der Finishstein 28
mittels Einspannelement 48 und Hülse 44 einspannbar ist.
[0056] Der Finishwerkzeughalter 30 ist mittels einer Positioniereinrichtung 50 entlang einer
Positionierachse 52 relativ zu dem Gestell 12 positionierbar (vergleiche Figur 1).
Die Positionierachse 52 verläuft parallel zu der Werkstückachse 20. Die Positioniereinrichtung
50 umfasst einen an dem Gestell 12 längs einer Zustellachse 53 bewegbaren Halter 54,
an welchem ein entlang der Positionierachse 52 bewegbar angetriebener Schlitten 56
gelagert ist.
[0057] Der Schlitten 56 und der Finishwerkzeughalter 30 sind so miteinander verbunden, dass
der Finishwerkzeughalter 30 in zu der Werkstückachse 20 senkrechter Richtung relativ
zu dem Schlitten 56 positionierbar ist. Hierfür ist eine Finishwerkzeugführung 57
vorgesehen, mittels welcher der Finishwerkzeughalter 30 parallel zu einer Zustellachse
59 positionierbar ist. Dies ermöglicht eine Verschleißkompensation des Finishwerkzeugs
26 und eine einfache Handhabung des Finishwerkzeugs 26 im Rahmen von Einrichtungs-
oder Werkzeugwechselvorgängen.
[0058] Der Schlitten 56 und der Finishwerkzeughalter 30 können so miteinander verbunden
sein, dass der Finishwerkzeughalter 30 in zu der Werkstückachse 20 paralleler Richtung
nicht relativ zu dem Schlitten 56 bewegbar ist.
[0059] Alternativ hierzu umfasst die Vorrichtung 10 einen Oszillationsantrieb 58 zur Erzeugung
einer Hin- und Herbewegung des Werkzeughalters 30 in einer zu der Werkstückachse 20
parallelen Richtung.
[0060] Der Oszillationsantrieb 58 weist beispielsweise einen an sich bekannten und daher
nicht näher erläuterten Exzenter 60 auf, welcher um eine Exzenterachse 62 drehbar
angetrieben ist und eine mit Doppelpfeil 64 bezeichnete Oszillationsbewegung eines
Abtriebselements 66 erzeugt. Das Abtriebselement 66 ist fest mit dem Finishwerkzeughalter
30 verbunden, sodass eine Oszillationsbewegung des Abtriebselements 66 auf den Finishwerkzeughalter
30 und somit auch auf das Finishwerkzeug 26 übertragen wird.
[0061] Alternativ zu einer in Figuren 2 und 3 dargestellten (hydrodynamischen oder hydrostatischen)
Gleitlagerung der Hülse 44 in dem Gehäuse 46 kann die Einspanneinrichtung 42 auch
mittels mindestens einer Linearwälzführung in dem Gehäuse 46 gelagert sein.
[0062] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Einspanneinrichtung 42 mittels mindestens
eines Membranelements 68 relativ zu dem Gehäuse 46 des Finishwerkzeughalters 30 bewegbar
zu lagern (vergleiche Figuren 4 und 5). Das Membranelement 68 erstreckt sich vorzugsweise
in zu der Zusatzbewegungsachse 32 senkrechter Richtung. Vorzugsweise ist das Membranelement
68 in Form einer Ringscheibe ausgebildet, welche radial außen mit dem Gehäuse 46 und
radial innen mit der Hülse 44 verbunden ist.
[0063] Vorzugsweise sind zwei Membranelemente 68 vorgesehen, welche bezogen auf die Zusatzbewegungsachse
32 an einander abgewandten Seiten der Hülse 44 angeordnet sind.
[0064] Wenn das Werkstück 18 mittels eines herkömmlichen Finishprozesses bearbeitet wird,
erfolgt keine Bewegung der Wirkfläche 34 entlang der Zusatzbewegungsachse 32. Bei
diesem herkömmlichen Prozess setzt sich eine Relativbewegung zwischen Werkstückoberfläche
24 und Wirkfläche 34 aus einer Drehbewegung der Werkstückoberfläche 24 um die Werkstückachse
20 und einer zu der Werkstückachse 20 parallelen Oszillationsbewegung 64 der Wirkfläche
34 zusammen. Auf diese Weise entsteht eine für einen herkömmlichen Finishprozess charakteristische
Kreuzschliffstruktur 70, welche in Figur 6 schematisch dargestellt ist. Die Kreuzschliffstruktur
70 umfasst eine Mehrzahl von zumindest in Teilbereichen zueinander im Wesentlichen
parallelen, jeweils durchgängigen Riefen 72 und sich hiermit kreuzende, ebenfalls
durchgängige Riefen 74. Die Durchgängigkeit der Riefen 72 und 74 bewirkt, dass die
Riefen 72 und 74 in Kreuzungspunkten 76 fluidwirksam miteinander verbunden sind. Hierdurch
entsteht bei einem herkömmlichen Finishprozess eine erhöhte Drainagewirkung, bei welcher
Kühl- oder Schmiermittel vorzeitig abgeführt wird und daher kontinuierlich in vergleichsweise
großen Mengen neu bereitgestellt werden muss.
[0065] Wenn die vorstehend unter Bezugnahme auf Figur 6 beschriebene Relativbewegung zwischen
Werkstück 18 und Finishwerkzeug 26 von einer weiteren Bewegung, nämlich der Zusatzbewegung
des Finishwerkzeugs 26 entlang der Zusatzbewegungsachse 32, überlagert wird, entsteht
eine in Figur 7 dargestellte Oberflächenstruktur 78.
[0066] Auch die Oberflächenstruktur 78 umfasst winklig zueinander verlaufende Riefen 80
und 82. Die Riefen 80 und 82 sind jedoch nicht durchgängig, sondern weisen Unterbrechungen
84 auf, sodass voneinander getrennte Riefenabschnitte 86 entstehen. Die Riefenabschnitte
86 dienen als Speicherraum für Kühl- und Schmiermittel, welches im Unterschied zu
der Kreuzschliffstruktur 70 gemäß Figur 6 nicht vorzeitig abgeführt wird. Hierdurch
kann nicht nur eine Verbesserung der Kühlung und Schmierung des Finishwerkzeugs 26
erreicht werden, sondern insbesondere auch eine Reduzierung der Drainagewirkung der
Werkstückoberfläche 24 bei Gebrauch des Werkstücks 18.
[0067] In den Figuren 8 bis 11 sind weitere Ausführungsformen von Vorrichtungen 10 zur Finishbearbeitung
einer Werkstückoberfläche 24 dargestellt. Diese Vorrichtungen 10 umfassen ein Finishwerkzeug
26 in Form eines Finishbands 88 (vergleiche Figur 10).
[0068] Die Vorrichtung 10 gemäß Figur 8 umfasst ein auf eine Aufstellfläche 14 aufstellbares
Gestell 12. Das Gestell 12 dient zur Anordnung eines insgesamt mit dem Bezugszeichen
58 bezeichneten Oszillationsantriebs, mittels welchem eine mit Doppelpfeil 64 bezeichnete
Oszillationsbewegung einer Werkstückaufnahme 16 und eines Werkstücks 18 erzeugbar
ist. Diese Oszillationsbewegung ist parallel zu einer Werkstückachse 20 des Werkstücks
18 ausgerichtet.
[0069] Die Werkstückaufnahme 16 ist Teil der Drehantriebseinrichtung 22, mittels welcher
das Werkstück 18 um die Werkstückachse 20 rotierend antreibbar ist. Die Drehantriebseinrichtung
22 umfasst einen Spindelstock 90 und einen Reitstock 92. Bei der in Figur 8 dargestellten
Ausführungsform sind der Spindelstock 90 der Reitstock 92 an einem Abtriebselement
66 des Oszillationsantriebs 58 gelagert.
[0070] Bei der in Figur 9 dargestellten Vorrichtung 10 ist kein Oszillationsantrieb 58 vorgesehen.
Der Spindelstock 90 und der Reitstock 92 sind direkt an dem Gestell 12 der Vorrichtung
10 gelagert.
[0071] Mit Ausnahme des vorstehend beschriebenen Unterschieds (Oszillationsantrieb 58 vorhanden
bzw. nicht vorhanden) weisen die Vorrichtungen 10 gemäß Figuren 8 und 9 einen identischen
Aufbau auf. Daher betrifft die nachfolgende Beschreibung sowohl die Vorrichtung 10
gemäß Figur 8 als auch die Vorrichtung 10 gemäß Figur 9.
[0072] Bei der zu bearbeitenden Werkstückoberfläche 24 des Werkstücks 18 handelt es sich
beispielsweise um eine zu der Werkstückachse 20 radial versetzt angeordnete Pleuellagerfläche
einer Kurbelwelle. Hierdurch bedingt bewegt sich eine solche Werkstückoberfläche 24
kreisförmig um die Werkstückachse 20. Es ist deshalb erforderlich, dass auch das Finishwerkzeug
26 dieser Bewegung Werkstückoberfläche 24 folgen kann.
[0073] Daher ist zur Lagerung des Finishwerkzeugs 26 eine Lagereinrichtung 94 zur Lagerung
an dem Gestell 12 vorgesehen, welche zwei Freiheitsgrade aufweist und welche eine
Bewegung des Finishwerkzeugs 26 innerhalb einer zu der Werkstückachse 20 senkrechten
Ebene ermöglicht.
[0074] Die Lagereinrichtung 94 umfasst ein Schwenkteil 96, welches mittels eines Schwenklagers
98 um eine Schwenkachse 100 schwenkbar an einem Gestellteil 102 des Gestells 12 gehalten
ist. Die Schwenkachse 100 erstreckt sich parallel zu der Werkstückachse 20.
[0075] Das Schwenkteil 96 dient zur Anordnung mindestens einer Linearführung 104 (vergleiche
Figur 10), mittels welcher ein Lagerteil 106 entlang einer Führungsachse 108 der Linearführung
104 verschiebbar relativ zu dem Schwenkteil 96 gelagert ist.
[0076] Das Lagerteil 106 erstreckt sich im Wesentlichen innerhalb einer senkrecht zu der
Werkstückachse 20 verlaufenden Ebene.
[0077] Das Lagerteil 106 weist eine Durchbrechung 108 auf, welche von dem Schwenklager 98
durchsetzt ist.
[0078] Das Lagerteil 106 weist ein dem Werkstück 18 zugewandtes Lagerteilende 110 zur Anordnung
einer Andrückeinrichtung 112 auf.
[0079] Die Andrückeinrichtung 112 umfasst mindestens zwei Zangenarme 114. Die Zangenarme
114 sind relativ zu dem Lagerteil 106 um Zangenarmschwenkachsen 116 (vergleiche Figur
10) verschwenkbar. Die Zangenarmschwenkachsen 116 verlaufen parallel zu der Schwenkachse
100 des Schwenkteils 96.
[0080] Die Zangenarme 114 weisen an ihrem dem Werkstück 18 zugewandten Ende eine Einheit
118 auf, die nachfolgend unter Bezugnahme auf Figur 11 noch näher erläutert wird.
[0081] Zur Erzeugung einer Andrückkraft ist ein an sich bekannter und daher nicht weiter
erläuterter Andrückantrieb 119 vorgesehen, welcher die Einheiten 118 der Zangenarme
114 mit in Richtung auf das Werkstück 18 wirkenden Kräften 120 beaufschlägt.
[0082] Die Einheiten 118 weisen einen mit den Zangenarmen 114 fest verbundenen Halter 122
auf der zur Anordnung einer Klemmeinrichtung für das Finishband 88 dient.
[0083] Die Vorrichtung 10 umfasst einen Zusatzantrieb 36 in Form eines Piezoaktors 38. Der
Piezoaktor 38 weist eine Mehrzahl von entlang der Zusatzbewegungsachse 32 aufeinander
gestapelten Piezoelementen ("Stack") auf.
[0084] Der Zusatzantrieb 36 ist mit einem Antriebsgehäuse 126 fest mit dem Zangenarm 114
verbunden. An einer Vorderseite 128 ist der Piezoaktor 38 mit einem Kraftübertragungselement
130 verbunden. Dieses weist eine Kraftübertragungsfläche 132 auf, welche eine mittels
des Piezoaktors 38 erzeugte Druckkraft auf eine Kraftaufnahmefläche 134 eines Abtriebselements
136 überträgt. Die Kraftübertragungsfläche 132 und die Kraftaufnahmefläche 134 können
auch fest miteinander verbunden sein, sodass auch Zugkräfte von dem Piezoaktor 38
auf das Abtriebselement 136 übertragbar sind.
[0085] Zum Andrücken des Finishbands 88 an die Werkstückoberfläche 24 umfassen die Einheiten
118 jeweils eine Andrückschale 138, welche jeweils eine gekrümmte Andrückfläche 140
aufweisen.
[0086] Die Andrückschalen 138 umfassen einen stationären Schalenabschnitt 142, welcher beispielsweise
mittels einer Schraubverbindung 144 fest mit dem Zangenarm 114 verbunden ist. Der
stationäre Schalenabschnitt 142 dient zur Anordnung eines Andrückabschnitts 146, welcher
relativ zu dem stationären Schalenabschnitt 142 bewegbar ist, und zwar entlang der
Zusatzbewegungsachse 32.
[0087] Der Andrückabschnitt 146 weist eine gekrümmte Fläche 148 auf, welcher einen Teil
der Andrückfläche 140 bildet (der andere Teil der Andrückfläche 140 ist von dem stationären
Schalenabschnitt 142 gebildet). Der Andrückabschnitt 146 ist einstückig mit dem stationären
Schalenabschnitt 142 ausgebildet und mit diesem über mindestens einen Verbindungsabschnitt
150 verbunden.
[0088] Beispielsweise ist der Verbindungsabschnitt 150 in Form eines dünnen Stegs 152 ausgebildet,
welcher sich quer, insbesondere senkrecht, zu der Zusatzbewegungsachse 32 erstreckt.
Der Andrückabschnitt 146 ist fest mit dem Abtriebselement 136 verbunden, sodass eine
Ausdehnung des Piezoaktors 38 über die Kraftübertragungsfläche 132 auf die Kraftaufnahmefläche
134 wirkt und mittels des Abtriebselements 136 direkt in eine Bewegung des Andrückabschnitts
146 und somit der gekrümmten Fläche 148 übertragen wird.
[0089] Unter Bezugnahme auf Figuren 12 bis 16 werden nachfolgend verschiedene Ausführungsformen
von Andrückschalen 138 beschrieben. Bei der Andrückschale 138 gemäß Figur 11 ist die
mittels des Andrückabschnitts 146 gebildete, gekrümmte Fläche 148 in Verlaufsrichtung
des Finishbands 88 gesehen vergleichsweise kurz, sodass die gekrümmte Fläche 148 kleiner
ist als die Hälfte der gesamten Andrückfläche 140.
[0090] Bei der in Figur 12 dargestellten Ausführungsform einer Andrückschale 138 ist der
Andrückabschnitt 146 vergrößert, sodass die von dem Andrückabschnitt 146 gebildete
gekrümmte Fläche 148 größer ist als die Hälfte der gsamten Andrückfläche 140.
[0091] Die Besonderheit der in Figur 13 dargestellten Andrückschale 138 besteht darin, dass
der Verbindungsabschnitt 150 in Form eines dünnwandigen Stegs mit einer Oberfläche
154 ebenfalls einen Teil der Andrückfläche 140 bildet. Die Andrückfläche 140 setzt
sich also zusammen aus einer gekrümmten Fläche 148, welche von dem Verbindungsabschnitt
146 gebildet wird, mindestens einer Teilfläche 154, welche von einem oder mehreren
der Verbindungsabschnitte 152 gebildet wird und gegebenfalls aus einer zusätzlichen
Teilfläche 156, welche von dem stationären Schalenabschnitt 142 gebildet wird.
[0092] Im Extremfall kann die gesamte Andrückfläche 140 von dem Andrückabschnitt 146 gebildet
werden; dies ist in Figur 14 dargestellt.
[0093] Bei den in Figuren 15 und 16 dargestellten Ausführungsformen von Andrückschalen 138
ist die Andrückfläche 140 ebenfalls vollständig durch die gekrümmte Fläche 148 des
Andrückabschnitts 146 gebildet. Zusätzlich weist der stationäre Schalenabschnitt 142
Ausleger 158 auf, welche an ihrem freien Ende mit Andrückelementen 160 versehen sind,
beispielsweise in Form von Andrückrollen. Die Andrückelemente 160 dienen zur Abstützung
auf dem Werkstück 18, sodass die zu bearbeitende Werkstückoberfläche 24 genau relativ
zu der Andrückfläche 140 positionierbar ist.
[0094] Wenn die Kräfte 120 über die Andrückelemente 160 in das Werkstück 18 eingeleitet
werden, bleibt ein "hämmernd" zu bearbeitender Bereich der Werkstückoberfläche 24
von den Kräften 120 unbeeinflusst. Die mittels des Andrückantriebs 119 erzeugten Kräfte
120 und die mittels des Piezoaktors 38 erzeugten Oberflächenbearbeitungskräfte können
also voneinander unabhängig eingestellt werden.
[0095] Es ist möglich, dass die Andrückelemente 160 im Wesentlichen in zu der Richtung der
Kräfte 120 (vergleiche Figur 10) paralleler Richtung wirken, wie dies bei der in Figur
15 dargestellten Ausführungsform der Fall ist.
[0096] Es ist aber auch möglich, dass die Andrückelemente 160 im Wesentlichen quer zu der
Richtung der Kräfte 120 (vergleiche Figur 10) wirken, wie dies bei der Ausführungsform
gemäß Figur 16 der Fall ist.
[0097] In den Figuren 17 bis 19 sind Ausführungsformen von Vorrichtungen 10 zur Finishbearbeitung
einer Werkstückoberfläche 24 dargestellt, bei welchem eine Zusatzbewegungsachse 32
nicht senkrecht zu einer zu bearbeitenden Werkstückoberfläche 24 verläuft, sondern
parallel hierzu (vergleiche Figur 17) beziehungsweise tangential hierzu (vergleiche
Figur 18).
[0098] Bei der Vorrichtung 10 gemäß Figur 17 wird einer Drehbewegung eines Werkstück 18
um die Werkstückachse 20 eine Zusatzbewegung der Wirkfläche 34 des Finishwerkzeugs
26 in zu der Werkstückachse 20 paralleler Richtung überlagert, wie dies in Figur 17
mit einem kleinen Doppelpfeil 162 angedeutet ist. Die Zusatzbewegung 162 wird beispielsweise
durch einen Piezoaktor 38 erzeugt, welcher einen Finishsteinhalter 30 und somit einen
Finishstein 28 in die oszillierende Zusatzbewegung 162 versetzt.
[0099] Der Zusatzbewegung 162 kann auch eine herkömmliche Oszillationsbewegung überlagert
werden, welche mittels eines herkömmlichen Oszillationsantriebs erzeugt wird (in Figur
17 mit einem größeren Doppelpfeil 64 angedeutet).
[0100] Bei der in Figuren 18 und 19 dargestellten Vorrichtung 10 wird der Drehbewegung der
Werkstückoberfläche 24 relativ zu der Wirkfläche 34 des Finishwerkzeugs 26 eine zu
der Werkstückoberfläche 24 tangentiale Zusatzbewegung 162 der Wirkfläche 34 überlagert.
Hierfür kann ein Zusatzantrieb 36 in Form eines Piezoaktors vorgesehen sein, welcher
einen Finishsteinhalter 30 mit einer längs der Zusatzbewegungsachse 32 gerichteten
Bewegung antreibt. Auch hier kann optional eine herkömmlich oszillierende Bewegung
parallel zu der Werkstückachse 20 vorgesehen sein (vergleiche Doppelpfeil 64 in Figur
19).
[0101] Bei einem herkömmlichen, aus dem Stand der Technik bekannten Finishprozess erzeugt
ein wirksamer Bestandteil der Wirkfläche 34 eines Finishwerkzeugs 26, also beispielsweise
ein Korn, eine um die Werkstückachse 20 auf der Werkstückoberfläche 24 umlaufende,
sinusförmige Wirklinie 164, vergleiche Figur 20. Mittels der in Figur 18 und 19 dargestellten
Vorrichtung 10 kann von dieser Wirklinie 164 abweichend eine insgesamt sinusförmige,
in kleinerem Maßstab jedoch wellenförmige Wirklinie 166 erzeugt werden. Die Wirklinie
166 besteht im Wesentlichen aus sich entlang des Verlaufs der Wirklinie 164 orientierten
Wellenabschnitten.
[0102] Bei Verwendung einer Vorrichtung 10 gemäß Figur 17 kann abweichend von der Wirklinie
164 eine Wirklinie 168 erzeugt werden, welche sich in ihrem Grobverlauf ebenfalls
an der Wirklinie 164 orientiert, jedoch sich im Wesentlichen senkrecht zu der Wirklinie
164 erstreckende Wellenabschnitte aufweist.
1. Verfahren zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche (24) mittels eines Finishwerkzeugs
(26), wobei die Werkstückoberfläche (24) relativ zu einer Wirkfläche (34) des Finishwerkzeugs
(26) in einer Drehrichtung um eine Werkstückachse (20) bewegt wird, wobei der Relativbewegung
von Werkstückoberfläche (24) und Wirkfläche (34) eine oszillierende Zusatzbewegung
in einer zu der Werkstückoberfläche (24) senkrechten Richtung überlagert wird, dadurch gekennzeichnet, dass eine Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung niedriger ist als 20 kHz.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung niedriger als 16 kHz, insbesondere niedriger
als 1 kHz, ist.
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung höher als 50 Hz, insbesondere höher als
100 Hz, ist.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Amplitude der Zusatzbewegung mindestens ungefähr 5 Mikrometer beträgt.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Amplitude der Zusatzbewegung höchstens ungefähr 200 Mikrometer beträgt.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstückoberfläche (24) und die Wirkfläche (34) in einer zu der Werkstückachse
(20) parallelen Richtung relativ zueinander nicht bewegt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstückoberfläche (24) und die Wirkfläche (34) in einer zu der Werkstückachse
(20) parallelen Richtung relativ zueinander hin- und herbewegt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz der Hin- und Herbewegung in der zu der Werkstückachse (20)
parallelen Richtung mindestens ungefähr 1 Hz beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz der Hin-und Herbewegung in der zu der Werkstückachse (20)
parallelen Richtung höchstens ungefähr 50 Hz beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz der Zusatzbewegung um einen Faktor von 1 bis 1000, insbesondere
um einen Faktor von 6 bis 40, höher ist als die Oszillationsfrequenz der Hin- und
Herbewegung in der zu der Werkstückachse (20) parallelen Richtung.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Amplitude der Hin- und Herbewegung in der zu der Werkstückachse (20) parallelen
Richtung zwischen ungefähr 0,1 mm und ungefähr 3 mm beträgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Amplitude der Zusatzbewegung um einen Faktor von 5 bis 600, insbesondere um einen
Faktor von 10 bis 20, kleiner ist als die Amplitude der Hin- und Herbewegung in der
zu der Werkstückachse (20) parallelen Richtung.
13. Vorrichtung (10)zur Finishbearbeitung einer Werkstückoberfläche (24) mittels eines
Finishwerkzeugs (26), mit einer Drehantriebseinrichtung (22) zur Erzeugung einer Drehbewegung
der Werkstückoberfläche (24) relativ zu einer Wirkfläche des Finishwerkzeugs (26)
in einer Drehrichtung um eine Werkstückachse (20), wobei zur Überlagerung der Relativbewegung
von Werkstückoberfläche (24) und Wirkfläche (34) ein Zusatzantrieb (36) zur Erzeugung
einer oszillierenden Zusatzbewegung in einer zu der Werkstückoberfläche (24) senkrechten
Richtung vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Zusatzantrieb (36) zur Erzeugung einer Oszillationsfrequenz ausgebildet ist,
welche niedriger ist als 20 kHz.
14. Vorrichtung (10) nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Zusatzantrieb (36) einen Piezoaktor (38) umfasst.
15. Vorrichtung (10) nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Piezoaktor (38) entlang einer Zusatzbewegungsachse (32) ausgerichtet ist, insbesondere
entlang der Zusatzbewegungsachse (32) gestapelte Piezoelemente umfasst.
16. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 11 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Finishwerkzeug (26) in Form eines Finishsteins (28) ausgebildet ist.
17. Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 11 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Finishwerkzeug (26) in Form eines Finishbands (88) ausgebildet ist und dass zum
Andrücken des Finishbands (88) gegen die Werkstückoberfläche (24) eine Andrückschale
(138) vorgesehen ist, welche eine quer zu der Verlaufsrichtung des Finishbands (88)
wirksame Andrückfläche (140) aufweist, wobei zumindest ein Teil der Andrückfläche
(140) von einem Andrückabschnitt (146) gebildet ist, welcher entlang einer Zusatzbewegungsachse
(32) relativ zu einem stationären Schalenabschnitt (142) bewegbar ist.
18. Vorrichtung (10) nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass der Andrückabschnitt (146) und der stationäre Schalenabschnitt (142) miteinander
einstückig ausgebildet und über einen Verbindungsabschnitt (150) miteinander verbunden
sind, wobei der Verbindungsabschnitt (150) derart ausgebildet ist, dass Antriebskräfte
des Zusatzantriebs (36) eine Bewegung des Andrückabschnitts (146) entlang der Zusatzbewegungsachse
(32) bewirken.