[0001] Die Erfindung betrifft ein Antriebssystem sowie eine Produktionsanlage mit einem
solchen Antriebssystem.
[0002] Häufig sollen bei zum Beispiel industriellen Fertigungsprozessen verschiedene Lasten
synchron positioniert werden. Als Beispiel wären sogenannte Querschneider mit zwei
parallelen Walzen zu nennen, auf denen Messerklingen montiert sind. Die Walzen mit
den jeweiligen Messerklingen müssen schon zum Erhalt einer jeweils erforderlichen
Maßhaltigkeit des Schnittguts sehr genau zueinander positioniert werden. Gelingt dieses
synchrone Positionieren nicht hinreichend genau, so können die Klingen im Extremfall
aufeinander stoßen und dabei beschädigt oder zerstört werden. Mit einer mechanischen
Kopplung der Walzen über Zahnräder lässt sich dieses Problem grundsätzlich umgehen.
Für eine solche Kopplung ist allerdings eine hohe mechanische Vorspannung der die
Kopplung bewirkenden Zahnräder erforderlich. Diese hohe Vorspannung führt aber auch
zu einem starken Verschleiß im Bereich der Verzahnung, so dass eine solche Lösung
wartungsanfällig ist. Zudem benötigt die starre mechanische Kopplung Platz, der nicht
immer zur Verfügung steht.
[0003] Werden jedoch die Walzen mechanisch getrennt voneinander angetrieben und nur über
elektronische Maßnahmen (Steuerung /Regelung) zueinander synchron positioniert, so
erfordert diese Vorgehensweise eine sehr steife Anbindung der Motoren an die Walzen.
Eine solche steife Anbindung erfordert aber zum Beispiel die Verwendung von Momentenstützen
am Stator der Motoren, um die Motorlager zu entlasten. Momentenstützen erfordern zusätzlichen
Bauraum und erfordern zusätzlich einen höheren konstruktiven Aufwand. Eine Versteifung
der Motor /Last-Verbindung erhöht damit zwangsläufig die Trägheitsmomente des Systems.
Gerade bei einem hoch dynamischen Prozess, zum Beispiel einem Verpackungsprozess,
bei dem eine Materialbahn oder mehrere Materialbahnen mit hohen Geschwindigkeiten
be- und verarbeitete werden, ist dieses unerwünscht.
[0004] Zur Kopplung jeweils eines Motors mit der Walze und um eine Lagerüberbestimmung zu
vermeiden, werden als Verbindungselemente zwischen jeweils einem Motor und einer Walze
Kupplungen und dergleichen eingesetzt. Ist der Platzbedarf der Motoren so groß, dass
beispielsweise eine Anbringung nebeneinander nicht möglich ist, ergibt es sich im
Allgemeinen, dass die Verbindungselemente (Wellen und Kupplungen) zwischen den Motoren
und der Last unterschiedlich sind, insbesondere unterschiedlich lang sind. Daraus
folgt zusätzlich, dass bei einem Beschleunigungsvorgang die unterschiedlichen Verbindungselemente
unterschiedlich stark aufgespannt werden und daher ein synchrones Positionieren unmöglich
wird.
[0005] Eine Aufgabe der Erfindung besteht entsprechend darin, eine Lösung anzugeben, welche
die oben genannten Nachteile vermeidet oder zumindest deren Auswirkungen reduziert,
insbesondere darin, eine Lösung anzugeben, die bei getrennt angetriebenen Lasten eine
exakte und synchrone Positionierung ermöglicht.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Antriebssystem mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst. Dazu ist bei einem Antriebssystem mit zumindest zwei Motoren ,
wobei jeder Motor eine rotierende Last, nämlich zum Beispiel eine Walze, antreibt
und wobei jeder der mindestens zwei Motoren über ein zumindest im Rahmen seiner Materialeigenschaften
drehelastisches Verbindungselement mit der jeweils angetriebenen rotierenden Last
gekoppelt ist, vorgesehen, dass eine Torsionssteifigkeit der Verbindungselemente jeweils
so gewählt ist, dass sie im Verhältnis zur Trägheit der rotierenden Lasten zu gleichen
Eigenfrequenzen jedes jeweils eine rotierende Last und das die Last an den jeweiligen
Motor koppelnden Verbindungselement umfassenden schwingfähigen Systems führt.
[0007] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass sich bei einer solchen Auslegung (Dimensionierung)
der Verbindungselemente und gleichen Umfangsbeschleunigungen der rotierenden Lasten,
insbesondere rotierenden Walzen als Lasten, die zumindest zwei von jeweils einem Motor
angetriebenen Antriebsstränge synchron verhalten. Als Antriebsstrang wird dabei hier
und im Folgenden die rotierende Masse und das die rotierende Masse an den jeweiligen
Motor koppelnde Verbindungselement bezeichnet. Nachdem dafür oben bereits der Ausdruck
"schwingfähiges System" gebraucht wurde, werden die Begriffe "Antriebsstrang" und
"schwingfähiges System" demnach hier synonym verwendet.
[0008] Insgesamt wird der Verzicht auf die bisher übliche mechanische Kopplung der angetriebenen
Lasten möglich. Durch den hier vorgeschlagenen Ansatz wird die zu regelnde Mechanik
des Systems so entworfen, dass durch den Einsatz von moderner Regelungstechnik ein
sehr präzises, aber dennoch hoch dynamisches Positionieren möglich wird. Es kann davon
ausgegangen werden, dass die Leistungsfähigkeit von Maschinen und Anlagen mit einem
solchen Antriebssystem größer ist als bei einer Ausführung mit rein mechanischen Verbindungen
zwischen den Walzen. Dabei meint größere Leistungsfähigkeit vor allem auch größere
Geschwindigkeiten, aber auch größere Positioniergenauigkeit und / oder geringere Ausfallwahrscheinlichkeiten.
Die beiden letzten Aspekte ergeben sich dabei nicht zuletzt aufgrund von Fertigungstoleranzen,
wie sie bei einer mechanischen Verbindung unvermeidlich sind.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Dabei
verwendete Rückbeziehungen weisen auf die weitere Ausbildung des Gegenstandes des
Hauptanspruches durch die Merkmale des jeweiligen Unteranspruches hin; sie sind nicht
als ein Verzicht auf die Erzielung eines selbständigen, gegenständlichen Schutzes
für die Merkmalskombinationen der rückbezogenen Unteransprüche zu verstehen. Des Weiteren
ist im Hinblick auf eine Auslegung der Ansprüche bei einer näheren Konkretisierung
eines Merkmals in einem nachgeordneten Anspruch davon auszugehen, dass eine derartige
Beschränkung in den jeweils vorangehenden Ansprüchen nicht vorhanden ist.
[0010] Bei einer Ausführungsform des Antriebssystems ist vorgesehen, dass dieses eine Regelungseinrichtung
umfasst und dass die Regelungseinrichtung zur synchronen Positionierung jedes der
mindestens zwei Motoren wirksam ist. Eine solche durch eine geeignete Regelung erreichbare
synchrone Positionierung der mindestens zwei Motoren erlaubt es, gleiche Umfangsbeschleunigungen
der jeweiligen rotierenden Massen zu erreichen, insbesondere solche gleichen Umfangsbeschleunigungen
auch dauerhaft beizubehalten. Mit der oben beschriebenen Auslegung der Verbindungselemente,
die zunächst nur deren dynamisches Verhalten im angeregten Zustand festlegt, und der
durch die Regelung erreichten synchronen Positionierung und der daraus folgenden gleichen
Umfangsbeschleunigungen ergibt sich damit insgesamt das synchrone Verhalten der zumindest
zwei Antriebsstränge.
[0011] Bei einer weiteren Ausführungsform des Antriebssystems ist vorgesehen, dass die Regelungseinrichtung
das Ausschwingen der zumindest zwei schwingfähigen Systeme dämpft. Diese Dämpfung
trägt der Tatsache Rechnung, dass es häufig nicht gelingen wird, absolut identische
Eigenfrequenzen der zumindest zwei schwingfähigen Systeme zu erreichen. Solche verbleibenden
Unterschiede der Eigenfrequenzen führen aber bei Positioniervorgängen zum Beispiel
zu einem unterschiedlichen Ausschwingverhalten der rotierenden Massen. Wenn dieses
Ausschwingen nicht ausreichend gedämpft wird, wenn also beim Positionieren auftretende
Schwingungen nicht schnell genug abklingen, kann dies die Synchronizität der zumindest
zwei Antriebsstränge in Frage stellen. Bei einer durch die Regelungseinrichtung bewirkten
ausreichend starken Dämpfung solcher Ausschwingvorgänge tritt das Problem nicht auf
und die Synchronizität bleibt erhalten.
[0012] Eine besondere Ausführungsform des hier beschriebenen Antriebssystems mit mindestens
zwei Antriebssträngen, also rotierenden Lasten, besteht darin, dass es sich bei zumindest
einer der rotierenden Lasten um eine Walze mit Klingen oder einem Schneidmesser, also
eine Messerwalze, handelt, dass also als rotierende Last mindestens eine Messerwalze
fungiert. Solche Messerwalzen, die zum Beispiel bei einer ablaufenden Papierbahn oder
dergleichen eine Abtrennung von Abschnitten von der Papierbahn bewirken, müssen sehr
genau positioniert werden. Das hier und im Folgenden beschriebene Antriebssystem gewährleistet
eine derartige hochgenaue Positionierung, speziell wenn es um eine hochgenaue Positionierung
im Verhältnis zu einer Positionierung einer weiteren rotierenden Last (Antriebsstrang)
geht. Als eine derartige weitere rotierende Last kommt zum Beispiel eine Walze zum
Auftragen von Klebstellen oder dergleichen in Betracht.
[0013] Bei einer speziellen Ausführungsform des hier beschriebenen Antriebssystems mit mindestens
zwei Antriebssträngen ist vorgesehen, dass als rotierende Lasten zwei Messerwalzen
fungieren. Zwei derartige Messerwalzen werden zum Beispiel verwendet, um von einer
ablaufenden Bahn Abschnitte mit einer exakt gleichen Länge oder mit einer zumindest
innerhalb vorgegebener Toleranzen gleichen Länge abzutrennen. Für die beiden Messerwalzen
ist damit eine hochgenaue synchrone Positionierung erforderlich, die das hier und
im Folgenden beschriebene Antriebssystem ermöglicht. Die hochgenaue Positionierung
vermeidet zudem zuverlässig, dass es zum Beispiel zu Kollisionen der Klingen / Schneidmesser
der beiden Messerwalzen kommt. Damit werden Beschädigungen der jeweiligen Produktionsanlage,
zumindest aber Stillstandszeiten vermieden, die normalerweise unvermeidlich sind,
wenn es innerhalb der Produktionsanlage zu einer Ausnahmesituation, also zum Beispiel
einer Kollision zweier Werkzeuge, kommt.
[0014] Der Ansatz wie hier und nachfolgend beschrieben ist grundsätzlich auf für mehr als
zwei Antriebe / Antriebsstränge anwendbar. Damit betrifft die Erfindung auch ein Antriebssystem
der hier und im Folgenden beschriebenen Art mit mehr als zwei Motoren und davon jeweils
angetriebenen rotierenden Lasten. Schließlich betrifft die Erfindung auch eine Produktionsanlage,
insbesondere eine automatische oder zumindest halbautomatische Produktionsanlage,
mit mindestens einem Antriebssystem mit einzelnen oder mehreren hier beschriebenen
Merkmalen.
[0015] Als Produktionsanlage kommt dabei speziell eine Verpackungsanlage oder allgemein
eine Anlage, die Abschnitte von einer ablaufenden Materialbahn abtrennt, in Betracht.
[0016] Der Vorteil der Erfindung und ihrer Ausgestaltungen besteht damit insbesondere darin,
dass eine Möglichkeit angegeben wird, eine Synchronizität der Positionierung rotierender
Lasten zu ermöglichen, die mit einer reinen Regelung bisher nicht erreichbar war.
Eine Notwendigkeit einer solchen Synchronizität ist nicht zwangsläufig auf nahe beieinander
angeordnete Antriebsstränge beschränkt, sondern kann auch für weiter voneinander entfernte
Antriebsstränge innerhalb ein und derselben Produktionsanlage sinnvoll sein, zum Beispiel
indem auf eine ablaufende Materialbahn zunächst Justiermarken und dann Klebstellen
aufgebracht werden und schließlich mit zumindest einem weiteren Antriebsstrang oder
zwei Antriebssträngen Abschnitte von der Materialbahn abgetrennt werden. Dieses Beispiel
würde eine Synchronisierung von drei bzw. vier Antriebssträngen erfordern, die mit
dem hier vorgeschlagenen Ansatz ebenfalls ohne Weiteres realisierbar ist.
[0017] Die oben genannte Aufgabe wird hinsichtlich der regelungstechnischen Ausprägungen
auch mit einer Regelungseinrichtung zur synchronen Positionierung jedes der mindestens
zwei Motoren und/oder zum Dämpfen des Ausschwingens der zumindest zwei schwingfähigen
Systeme gelöst. Dieser Aspekt der Erfindung ist in Software oder in Hardware oder
einer Kombination von Soft- und Hardware implementiert. Soweit eine Implementation
in Software vorgesehen ist, umfasst eine Ausgestaltung der Erfindung damit auch einerseits
ein Computerprogramm mit durch einen Computer ausführbaren Programmcodeanweisungen
und andererseits ein Speichermedium mit einem derartigen Computerprogramm, also ein
Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, sowie schließlich auch eine Regelungseinrichtung,
in deren Speicher als Mittel zur Durchführung des Verfahrens und seiner Ausgestaltungen
ein solches Computerprogramm geladen oder ladbar ist.
[0018] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Einander entsprechende Gegenstände oder Elemente sind in allen Figuren
mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0019] Das oder jedes Ausführungsbeispiel ist nicht als Einschränkung der Erfindung zu verstehen.
Vielmehr sind im Rahmen der vorliegenden Offenbarung Abänderungen und Modifikationen
möglich, insbesondere solche, die zum Beispiel durch Kombination oder Abwandlung von
einzelnen in Verbindung mit den im allgemeinen oder speziellen Beschreibungsteil beschriebenen
sowie in den Ansprüchen und / oder der Zeichnung enthaltenen Merkmalen bzw. Elementen
oder Verfahrensschritten für den Fachmann im Hinblick auf die Lösung der Aufgabe entnehmbar
sind und durch kombinierbare Merkmale zu einem neuen Gegenstand oder zu neuen Verfahrensschritten
bzw. Verfahrensschrittfolgen führen.
[0020] Es zeigen
- FIG 1
- eine Querschneider-Einheit mit zwei Schneidwalzen,
- FIG 2
- die Situation gemäß FIG 1 in einer schematisch vereinfachten Darstellung,
- FIG 3
- eine nochmals verallgemeinerte Darstellung der Situation gemäß FIG 2 und
- FIG 4
- sowie
- FIG 5
- Darstellungen von Simulationsergebnissen.
[0021] FIG 1 zeigt als Beispiel für eine Anwendungssituation des im Folgenden beschriebenen
Antriebssystems eine Querschneider-Einheit 10. Diese umfasst angetriebene, rotierende
Lasten 12, 14. Bei diesen handelt es sich in der dargestellten Situation um Walzen,
nämlich Walzen mit Klingen oder einem Schneidmesser (Schneidwalzen), so dass die Funktion
als Querschneider erfüllt werden kann. Die weitere Beschreibung wird anhand des Anwendungsfalls
eines Querschneiders 10 fortgesetzt, so dass im Folgenden, aber ohne Verzicht auf
eine weitergehende Allgemeingültigkeit, rotierende Lasten allgemeiner Art dementsprechend
auch als Walzen 12, 14 bezeichnet werden.
[0022] Jede Walze 12, 14 wird von einem Motor 16, 18 angetrieben. Jeder Motor 16, 18 ist
mit der jeweils angetriebenen Walze 12, 14 über ein zumindest im Rahmen von dessen
Materialeigenschaften drehelastisches Verbindungselement 20, 22 gekoppelt.
[0023] Die Darstellung in FIG 2 ist eine schematisch vereinfachte Darstellung eines Ausschnitts
der Situation in FIG 1. FIG 2 berücksichtigt dabei speziell die Situation, dass der
jeweilige Platzbedarf der Motoren 16, 18 deren Anbringung nebeneinander verhindert,
so dass die Verbindungselemente 20, 22 unterschiedlich, insbesondere unterschiedlich
lang sind. Hier ist eine Situation unterschiedlicher Längen dargestellt und die Längen
der Verbindungselemente sind symbolisch als L1 und L2 eingetragen. Solche und ähnliche
Unterschiede der jeweiligen Verbindungselemente 20, 22 bewirken, dass diese bei einem
Beschleunigungsvorgang unterschiedlich stark aufgespannt werden. Dies macht an sich
ein synchrones Positionieren der beiden Walzen 12, 14 unmöglich. Bisher hat man im
Wesentlichen versucht diesem Problem dadurch zu begegnen, dass die Walzen 12, 14 mechanisch
gekoppelt wurden. Eine solche mechanische Kopplung lässt sich zum Beispiel mit zwei
im Eingriff befindlichen und jeweils einer Walze 12, 14 zugeordneten und zwischen
Walze 12, 14 und Verbindungselement 20, 22 angeordneten Zahnrädern realisieren. Eine
solche mechanische Kopplung hat allerdings die eingangs skizzierten Nachteile, so
dass hier eine andere Lösungsmöglichkeit vorgeschlagen wird.
[0024] Während in FIG 2 noch die Motoren 16, 18 und die Walzen 12, 14 mit den dazwischen
befindlichen Verbindungselementen 20, 22 dargestellt sind, lassen sich die Verbindungselemente
20, 22 auch ganz allgemein, nämlich als Torsionsfeder, betrachten, wie dies in FIG
3 gezeigt ist. Dabei ist unerheblich, wie die Verbindungselemente 20, 22 im Einzelnen
beschaffen und ausgeführt sind und ob sie zum Beispiel Wellenabschnitte und Kupplungselemente
umfassen. Ganz abstrakt sind diese Verbindungselemente 20, 22 unterschiedlich lang
und besitzen jeweils eine noch nicht festgelegte und im Folgenden auch als Torsionssteifigkeit
c1, c2 bezeichnete Federkonstante.
[0025] Auch wenn FIG 3 eine abstrahierte Situation zeigt, sind dennoch die Bezugsziffern
aus den vorangehenden Figuren verwendet, um die Zusammenhänge klar zu machen.
[0026] Um die dem hier vorgeschlagenen Ansatz zugrunde liegende optimale Wahl dieser Torsionssteifigkeiten
c1, c2 vornehmen zu können, wird die Aufspannung der Motor / Last-Verbindung hergeleitet.
In FIG 3 sind die mechanischen Zusammenhänge dargestellt, die für diese Herleitung
von Bedeutung sind. Um die jeweilige Last 12, 14 zu beschleunigen, wirkt ein Moment
J1, J2, das die als Verbindungselement fungierende jeweilige Torsionsfeder 20, 22
aufspannt. Die Federaufspannung ergibt sich durch das Hookesche Gesetz in Verbindung
mit dem dritten newtonschen Axiom, wonach einer auf einen Körper ausgeübten Kraft
stets eine gleich große Gegenkraft entgegenwirkt,

und kann nach dem gesuchten Aufspannwinkel ϕ
i umgeformt werden:

[0027] Dabei bezeichnet ω
•=dω/dt die Änderung der Winkelgeschwindigkeit ω über der Zeit.
[0028] Sollen sich die beschleunigten Walzen 12, 14, nämlich deren wirksame Last-Trägheitsmomente
J1, J2, am Umfang synchron verhalten, so ist die Schreibweise

empfehlenswert.
[0029] Dabei ist fi,
Tilger die im Folgenden auch als Tilgerfrequenz bezeichnete Eigenfrequenz des jeweiligen
schwingfähigen Systems. Das schwingfähige System ist der jeweilige Antriebsstrang
(FIG 1, FIG 2), also die Kombination aus Last 12, 14 und Verbindungselement 20, 22.
Die Eigenfrequenz stellt sich zum Beispiel ein, wenn der Motor 16, 18 steht und die
Last 12, 14 mit der Torsionsfeder (dem Verbindungselement 20, 22) schwingt:

[0030] Der Umfangfehler
si (siehe oben, Gleichung 3) wird so mit der Beschleunigung a
i der Last 12, 14 am Umfang des Radius r
i in einen Zusammenhang gebracht. Sollen beide Lastträgheiten J
1, J2 synchron bewegt werden, so muss auf beide die gleiche Beschleunigung a
i am Umfang wirken. Damit auch beide Federn (Verbindungselemente 20, 22) den gleichen
Umfangfehler s
i verursachen, müssen sie die gleiche Tilgerfrequenz f
i,
Tilger besitzen.
[0031] Aus f
1,Tilger = f
2,Tilger folgt bei gleicher Umfangbeschleunigung a
1, a
2 ein jeweils gleicher Umfangsfehler S
1=S
2.
[0032] Im Verhältnis zueinander tritt dann kein Fehler am Umfang der Walzen 12, 14 auf.
Beide Federn (Verbindungselemente 20, 22) werden zwar ausgelenkt, aber jeweils um
den gleichen Betrag und in die gleiche Richtung. Außerdem schwingen sie auch synchron
zueinander aus. Ein sehr präzises Positionieren der beiden Walzen 12, 14 oder auch
mehrerer Walzen (nicht gezeigt) wird somit möglich.
[0033] Durch eine geeignete Reglereinstellung einer nicht separat gezeigten Regelungseinrichtung
zur Ansteuerung der beiden Motoren 16, 18 sollte zudem angestrebt werden, dass die
Motoren 16, 18 synchron positioniert werden und dass die Regelung das Ausschwingen
der beiden Antriebsstränge hinreichend stark dämpft. Die synchrone Positionierung
bewirkt gleiche oder zumindest ausreichend gleiche Umfangsbeschleunigungen a
1, a
2.
[0034] Eine hohe Dämpfung ist sinnvoll, weil es praktisch niemals gelingt, die Verbindungselemente
20, 22 so auszuführen, dass sich wirklich identische Eigenfrequenzen ergeben. Dementsprechend
ist damit zu rechnen, dass stets kleine Unterschiede bei den Tilgerfrequenzen verbleiben.
Klingen beim Positionieren die Schwingungen nicht schnell genug ab, so besteht die
Gefahr, dass die Synchronizität nach einigen Schwingungsperioden verloren geht. Bei
einem stark gedämpften Abklingen der Schwingungen tritt dieses Problem nicht auf.
[0035] Wenn im Einzelfall die Lastträgheiten J1, J2 identisch sind, genügt das Gleichsetzen
der Torsionssteifigkeiten c1, c2, um die Tilgerfrequenzen f
1,
Tilger, f
2,
Tilger anzupassen.
[0036] Das exemplarische Anwendungsszenario eines Querschneiders 10 (FIG 1) macht den Vorteil
der hier beschriebenen mechanischen Symmetrierung anschaulich. Hier werden zwei Walzen
12, 14 mit zum Beispiel identischer Trägheit (J=4 kgm
2) angetrieben und sollen synchron am Umfang positioniert werden. Innerhalb von ca.
0,2 s werden die Walzen 12, 14 vom Stillstand startend um 180° gedreht und wieder
zum Stillstand abgebremst. Dabei sind als Motoren 16, 18 zwei Torquemotoren pro Welle
eingesetzt. Beide Torquemotoren werden auf jeweils einer Seite der Walze 12, 14 über
eine Kupplung mit einer Verbindungshülse angebracht und mit den Walzen 12, 14 verbunden,
so dass die Kombination aus Kupplung und Verbindungshülse als Verbindungselement 20,
22 fungiert.
[0037] Die beiden Verbindungselemente 20, 22 (Kupplung mit Verbindungshülse) sind - wie
oben beschrieben - so entworfen, dass sie bei der angetriebenen Last 12, 14 zur gleichen
Tilgerfrequenz f
1,
Tilgen, f
2,
Tilger führen. Da beide Walzen 12, 14 im angenommenen Beispiel die gleiche Trägheit J=4
kgm
2 besitzen, werden also die beiden Verbindungselemente 20, 22 für die gleiche Torsionssteifigkeit
c1, c2 entworfen.
[0038] Ein Finite-Elemente-Modell eines solchen Antriebssystems ermöglicht eine rechnergestützte
numerische Simulation des Positioniervorgangs. Die Darstellungen in FIG 4 und FIG
5 zeigen die Ergebnisse zweier unterschiedlicher Simulationen.
[0039] In FIG 4 werden in einem Koordinatensystem, in dem auf der Abszisse die Zeit t in
Sekunden und auf der Ordinate die Aufspannung des Antriebsstrangs, nämlich insbesondere
die Aufspannung des jeweiligen Verbindungselements 20, 22, in Millimetern abgetragen
ist, die Umfangfehler s
i dargestellt, die durch die Aufspannungen der Verbindungselemente 20, 22 entstehen.
Dabei werden zwei verschiedene Rechnungen verglichen. In einer ersten Rechnung wird
angenommen, dass die beiden Walzen 12, 14 unterschiedliche Tilgerfrequenzen f
1,Tilger, f
2,
Tilger besitzen, da unterschiedlich lange Verbindungshülsen in den Kupplungen zu dieser
Verstimmung führt.
[0040] Das Ergebnis dieser Simulation ist durch eine erste und eine zweite Kurve 30, 32
dargestellt. Die erste Kurve 30 zeigt den Aufspannfehler der aufgrund der größeren
Länge L2 (FIG 2) weicheren Verbindung an der unteren Walze 14, die zweite Kurve 32
den Fehler an der kurzen Kupplung der oberen Walze 12. Der durch die Aufspannung verursachte
Fehler beträgt zeitweise sogar mehr als 0,5 mm am Umfang. Dabei fällt auf, dass die
Kurven sehr deutlich voneinander abweichen. Die weichere Verbindungskupplung an der
unteren Walze 14 führt zu einer fast doppelt so großen Aufspannung.
[0041] In FIG 5 werden über der auf der Abszisse abgetragenen Zeit in Sekunden die Differenz
der Aufspannungen der beiden Antriebsstränge, nämlich insbesondere eine Differenz
der beiden Aufspannungen der jeweiligen Verbindungselemente 20, 22, gezeigt. Die Differenz
(Kurve 34), also die Fehlpositionierung, beträgt über 0,2 mm und klingt erst nach
einigen Perioden ab. Dieser Fehler kann bei vielen Anwendungen zu Problemen führen.
Bei einem Querschneider kann dieser relative Fehler die auf die Walzen 12, 14 montierten
Klingen zerstören.
[0042] Demgegenüber ist als dritte Kurve 36 in FIG 4 das Ergebnis einer anderen Simulation
dargestellt. Hier wurde eine mechanische Symmetrierung nach dem hier beschriebenen
Ansatz vorgenommen. Dabei wurden die Tilgerfrequenzen f
1,Tilger, f
2,
Tilger der beiden Walzen 12, 14 durch eine geeignete Ausführung /Dimensionierung der Verbindungselemente
20, 22 aneinander angepasst. In der Darstellung in FIG 4 ist erkennbar, dass am Umfang
immer noch ein Fehler von 0,4 mm auftritt. Jedoch liegen im Vergleich zu den klar
beabstandeten Kurven 30, 32 die resultierenden Kurven nunmehr so dicht beieinander,
dass diese in der Darstellung nicht unterscheidbar sind und wie eine Kurve, nämlich
die Kurve 34, erscheinen. Entsprechend ist der relative Fehler (Kurve 38; FIG 5) nach
einer solchen mechanischen Symmetrierung deutlich kleiner als in der zuvor betrachteten
Simulation. Dies ergibt sich, obwohl die jeweiligen Aufspannungen immer noch vergleichsweise
hoch sind. Allerdings sind die in jedem Antriebsstrang vorkommenden Aufspannungen
gleich groß. Dies ist speziell für einen Querschneider sehr wichtig und hat verständlicherweise
Auswirkungen auf die Schnittgüte.
[0043] Obwohl die Erfindung im Detail durch das Ausführungsbeispiel näher illustriert und
beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch das oder die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
[0044] Einzelne im Vordergrund stehende Aspekte der hier eingereichten Beschreibung lassen
sich damit kurz wie folgt zusammenfassen: Es wird ein Antriebssystem mit zumindest
zwei Motoren 16, 18, angegeben, wobei jeder Motor 16, 18 eine rotierende Last 12,
14 antreibt und wobei jeder der mindestens zwei Motoren 16, 18 über ein Verbindungselement
20, 22 mit der jeweils angetriebenen rotierenden Last 12, 14 gekoppelt ist. Dabei
ist hinsichtlich der Verbindungselemente 20, 22 oder zumindest eines Verbindungselementes
20, 22 vorgesehen, dass eine Torsionssteifigkeit so gewählt ist, dass sie im Verhältnis
zu einer Trägheit der rotierenden Lasten 12, 14 zu gleichen Eigenfrequenzen jedes
jeweils eine rotierende Last 12, 14 und das die Last 12, 14 an den jeweiligen Motor
16, 18 koppelnde Verbindungselement 20, 22 umfassenden schwingfähigen Systems führt.
1. Antriebssystem mit zumindest zwei Motoren (16, 18), wobei jeder Motor (16, 18) eine
rotierende Last (12, 14) antreibt und wobei jeder der mindestens zwei Motoren (16,
18) über ein Verbindungselement (20, 22) mit der jeweils angetriebenen rotierenden
Last (12, 14) gekoppelt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Torsionssteifigkeit der Verbindungselemente (20, 22) so gewählt ist, dass sie
im Verhältnis zu einer Trägheit der rotierenden Lasten (12, 14) zu gleichen Eigenfrequenzen
jedes jeweils eine rotierende Last (12, 14) und das die Last (12, 14) an den jeweiligen
Motor (16, 18) koppelnde Verbindungselement (20, 22) umfassenden schwingfähigen Systems
führt.
2. Antriebssystem nach Anspruch 1, mit einer Regelungseinrichtung zur synchronen Positionierung
jedes der mindestens zwei Motoren (16, 18).
3. Antriebssystem nach Anspruch 2, wobei die Regelungseinrichtung das Ausschwingen der
zumindest zwei schwingfähigen Systeme dämpft.
4. Antriebssystem nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei als rotierende Last (12,
14) mindestens eine Messerwalze fungiert.
5. Antriebssystem nach Anspruch 4, wobei als rotierende Lasten (12, 14) zwei Messerwalzen
fungieren.
6. Antriebssystem nach einem der vorangehenden Ansprüche mit mehr als zwei Motoren (16,
18) und davon jeweils angetriebenen rotierenden Lasten (12, 14).
7. Produktionsanlage mit mindestens einem Antriebssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche.
8. Verpackungsanlage mit mindestens einem Antriebssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche.